Joanna & William
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Joanna & William

Anno Domini 1155...Henry II regiert über England. Immer an seiner Seite ist dabei sein Cousin, William of Cornwall. Als er sich in Joanna of Warwick, eine junge Frau unter seinem Stand, verliebt, beginnt sein eigener Kampf gegen das Denken seiner Zeit,
 
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 Weil mir heute langweilig war ...

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GreyStorm




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BeitragThema: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySo Apr 14, 2013 12:12 am

William

Williams Faust schloss sich fester um die Zügel in seiner Hand, so dass das Leder seiner Handschuhe leise knirschte. Sein Blick glitt prüfend über das Geschehen um ihn herum und für einen Augenblick war es als würde alles viel langsamer ablaufen. Beinahe gemächlich konnte er feststellen, dass seine Männer die Oberhand gewannen und die Farben des Königs das Schlachtfeld zu dominieren begannen.
Er selbst suchte jedoch nach einem ganz besonderen Ziel und schließlich fand er es. „FitzMiles!“ brüllte William mit fester Stimme über das Tosen der Kampfgeräusche hinweg und sein Gegner wandte sich um, sah ihm genau in die Augen, auch wenn William nicht sicher war, ob er ihn tatsächlich gehört hatte. Dafür tobte der Sturm um sie herum eigentlich viel zu heftig.
Als Roger FitzMiles sein Pferd herumriss und direkt auf William zusteuerte, verstärkte dieser den Griff um sein Schwer und hob die Klinge, bereit seinen Widersacher würdig zu empfangen.
Im nächsten Augenblick traf auch schon der Stahl mit einerm markerschütterndem Geräusch aufeinander.
Ein kurzer, aber heftiger Schlagaustausch folgte in der beide Ritter sich nicht das Geringste schenkten. Dann gelang es William mit einem geschickten Hieb die Verteidigung FitzMiles' zu durchbrechen und traf zielsicher auf seinen Schildarm. Ein erstickter Aufschrei war zu hören als die Knochen brachen und die Klinge ein Stück weit in das Fleisch hinein drang.
Während William sich auf den nächsten Angriff vorbereitete, zerrte FitzMiles sich die Überreste seines Schildes vom nun nutzlosen, gebrochenen Arm und fixierte seinen Gegenüber mit eiskalter Wut im Blick. Im nächsten Moment griff er erneut an.
Keuchend saßen beide Earls in den Sätteln ihrer Streitrösser und taxierten sich einen Moment lang. Während FitzMiles nur noch seinen Schwert Arm nutzen konnte, spürte William wie das Blut sein Bein hinab rann und sich langsam in seinem Stief sammelte. Der beißende Schmerz im Bein wollte nur schwerlich abebben, doch er versuchte ihn so gut wie möglich zu verdrängen.
Gerade hob er die Klinge als ein Ruck durch seinen Hengst ging. Ein reiterloses Pferd stürmte an ihnen vorbei und war völlig blind vor Panik gegen Cuivres Kruppe gestoßen, so dass der Fuchs für einen kurzen Moment nach neuem Halt suchen musste.
Diese Unaufmerksamkeit von Pferd und Reiter nutzte FitzMiles schamlos aus. William konnte ihm gerade noch den Blick zuwenden als die Klinge aufblitzte und sich im nächsten Moment durch das Kettenhemd und das dicke Leder hindurch bis in Williams Haut hinan fraß.
Ein erstickter Schmerzensschrei kam über seine Lippen als sein Oberkörper wie Feuer zu brennen began und William sich mit der linken an die Brust fasste, um die klaffende Wunder unter seinen Fingern zu spüren.
Einen Augenblick rang er mit der aufsteigenden Übelkeit, doch ironischer Weise kam ihm ausgerechnet der Earl of Hereford zur Hilfe als dieser das Wort an ihn richtete und somit Williams Aufmerksamkeit forderte. „Na was ist? Zieht Henrys Schoßhündchen etwa bereits den Schwanz ein?“ fragte er mit beißendem Spott in der Stimme und einen Augenblick fragte William wie FitzMiles zu so einer Überheblichkeit in der Lage war, obwohl seine Männer rings um ihn herum gerade wie die Fliegen starben.
„Noch lange nicht, FitzMiles.“ knurrte William atemlos. „Ich werde erst Ruhe geben, wenn Ihr nicht mehr seid, das schwöre ich.“
Er richtete sich mit etwas Mühe wieder im Sattel auf und fixierte seinen Gegenüber, während er das Schwert hob. „Seid versichert, der Wolf bleckt gerade erst die Zähne.“ warnte er und griff im nächsten Augenblick unerbitterlich an.

Nach Atem ringend sah William auf den ehemaligen Earl of Hereford hinab, der nur einen Moment zuvor das letzte bisschen Leben ausgehaucht hatte. Zulange hatte er jedoch keine Zeit zum Verweilen, er musste Glouchester und Oxford finden, jetzt da die Kämpfe um ihn herum langsam zum Erliegen kamen.
Sein Oberkörper schmerzte wie verrückt, doch William gestattete sich nicht einmal einen Blick auf die Wunde, sondern lenkte Cuivre herum als er das Banner von William of Glouchester nahe dem Burgtor entdeckte.
Ein siegessicheres, wenn auch müdes Lächeln lag auf Williams Lippen als er auf Glouchester zuritt an dessen Seite sich gerade auch Aubrey de Vere, der Earl of Oxford, einfand. „Wir haben es geschafft.“ begrüßte er die beiden schon von Weitem, doch im nächsten Moment wich das Lächeln einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck und William griff sich an die Brust, ehe er darüber nachdenken konnte.
Dass das ein unwahrscheinlicher Fehler war, wurde ihm in dem Augenblick klar als seine Finger ungläubig über den aufgerissenen Stoff seines Wamses fuhren und dadurch das Ausmaß seiner Verletzung deutlich werden ließen.
Hereford hatte ihn von der Schulter bis hin zur Hüfte beinahe aufgeschlitzt … kein Wunder, dass seine Waffe immer schwerer in seiner Hand wurde und er auch jetzt das taube Gefühl in der rechten Hand bemerkte, das sich einstellte.
Er sah auf und begegnete dem Blick von Aubrey de Vere, während er langsam auf den Earl zu ritt. Und es war weniger sein eigener Körper, der ihm klar machte, was passierte als viel mehr der entsetzte Blick auf de Veres Zügen als William mit einem Mal die Kraft verließ.
Er wäre ungebremst auf den Boden aufgeschlagen, wenn in dem Moment nicht einer seiner Ritter direkt neben ihm geritten wäre, der geistesgegenwärtig genug war, um William im Sattel zu halten.
Immerhin hatte er seine Aufgabe erfüllen können. Er hatte Hereford einnehmen können, den Earl seiner gerechten Strafe zugeführt und Henry somit nicht enttäuscht.
Er hatte den unsicheren Frieden in England erhalten.
Und trotzdem war er mit einem Gefühl der Unzufriedenheit erfüllt als man ihn sorgsam aus dem Sattel half und er im nächsten Augenblick in Oxfords Armen zusammen brach.
Er hatte doch noch gar nicht alles erledigt was er tun wollte ...
Er hatte ihr noch nicht gesagt, was sie ihm eigentlich bedeutete …
Joanna ...
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyFr Apr 26, 2013 9:19 am

William

Sternenklar zeigte sich der Himmel heute Nacht und gab so auch dem Mond die Gelegenheit die Welt in ein eigentümliches Licht zu tauchen. Ein Licht, das reichte, damit man keine Laterne brauchte, um vor die Tür zu treten und das gleichsam dafür sorgte, dass die Welt in einem Anblick erstrahlte, der eher an eine Märchenwelt erinnerte, silbrig glänzend und voller Geheimnisse.
William stand am Fenster und sah hinunter in den leeren Burghof, der von eben jenem silbernen Glanz überzogen war. Es war wieder eine dieser Nächte …
Eine dieser Nächte in denen er nicht richtig schlafen konnte und schließlich war er aufgestanden, um Isabel mit seiner Unruhe nicht aus dem Schlaf zu reißen. Barfuß und nur mit einer dünnen Hose bekleidet, stand er nun da und starrte in die Nacht hinaus, ließ seine Gedanken weit weg wandern zu einem Ort von dem er nicht einmal wusste, wo er war.
Das einzige, was er wusste, war, dass sie dort war.
William seufzte leise und sah über seine Schulter zum Bett hinüber, in dem Isabel friedlich schlief. Ihre goldenen Locken lagen so um ihren Kopf herum, dass sie fast wie ein Heiligenschein wirkten und kurz musste William lächeln. Seine Isabel. Sein goldgelockter Engel.
Er hatte sie vom ersten Tag an gemocht, das konnte er gar nicht bestreiten und über die Zeit hinweg hatte er sie sogar lieben gelernt. Sie war eine wundervolle Frau und er konnte sich kaum eine bessere Mutter für seine Kinder vorstellen, so fürsorglich und aufmerksam wie sie stets war.
Und trotzdem …
Das was er für Isabel verspürte, war etwas völlig anderes als das, was noch immer tief in seinem Herzen für eine ganz andere Frau schlummerte.
Williams linke glitt zu seiner Schulter und seine Finger ertasteten die wulstige Narbe, die dort begonn und sich über seinen gesamten Oberkörper zog. Wie oft schon waren Isabels Finger darüber geglitten, hatten die Haut gestreichelt, die dort noch immer etwas empfindlicher war als an anderen Stellen, wenngleich es in den Jahren schon deutlich besser geworden war. Oft hatten ihre Finger darüber gestrichen. Ob als Liebkosung oder um eine Salbe darauf zu verteilen, um William Erleichterung zu verschaffen, wenn die alte Verletzung schmerzte, wie sie es besonders zu beginn ihrer Ehe noch oft getan hatte. Und oft waren es auch ihre Lippen gewesen, die darüber gestrichen waren, um ihm nicht nur Erleichterung, sondern sogar Wohlgefallen zu schenken.
Es waren Vertrautheiten, die er nur mit Isabel geteilt hatte und doch waren es stets ihre Finger, die er auf seiner Haut spürte, wenn er wie jetzt alleine am Fenster stand und sich nach ihr sehnte.
William schloss die Augen und ein leises, kaum hörbares Stöhnen kam über seine Lippen und ließ das Leid nur erahnen, dass er gerade litt. Wie oft hatte er schon Gott um Vergebung gebeten dafür, dass er seine Frau wieder und wieder betrog? William hatte aufgehört zu zählen. Sowohl die Male, wenn er unterwegs war, ganz gleich ob auf einem Feldzug oder auf einer längeren Reise auf der Isabel ihn nicht begleitete, und er nur ein wenig Zerstreuung in den Armen einer Frau suchte. Als auch diese anderen Male. Die, die seine Seele um Welten mehr plagten als die Nächte, die er bei irgendwelchen Direnen verbrachte.
Es waren nicht die belanglosen Nächte auf Reisen, die ihn heute Abend plagten. Das waren Belanglosigkeiten. Belanglosigkeiten von denen Isabel wusste und die sie akzeptierte, weil ihr klar war, dass es nichts an seinen Gefühlen für sie ändert. Weil ihr klar war, dass ihr Mann solche Ablenkung suchte, weil er an manchen Abenden die Einsamkeit seines Feldbettes nicht ertrug.
Nein, diese Nächte vergas William spätestens nachdem er sie gebeichtet hatte ohne Schwierigkeiten wieder.
Was ihn heute wach hielt, waren die anderen Male. Die Male an denen er Isabel nicht körperlich, sondern geistig hinterging.
Wenn es nicht ihre goldenen Locken waren, die er zu sehen wünschte, sondern viel mehr feuerrote, die ihn regelrecht herauszufordern schienen. Wenn er sich nicht nach der Mutter seiner Kinder sehnte, sondern nach der Frau, die gerade irgendwo weit weg von ihm alleine in ihrem Bett lag und schlief. Oder vielleicht lag auch sie gerade wach? Dachte an ihn und sah zum Fenster hinaus?
William schloss die Augen und in Gedanken sah er sie vor sich. Wie sie in der Nische am Fenster saß, den Kopf gegen die Wand gelehnt und hinaus sah. Hinaus in die nachtschwarze Dunkelheit, die nur durch den hellen Mond durchbrochen wurde.
William öffnete die Augen und sah hinauf zu der hellen Scheibe, die am Himmel stand und ihm gefiel der Gedanke, dass sie es ihm gerade womöglich gleich tat. Damit fühlte er sich ihr ein wenig näher.
Und wieder quälte es seine Seele, dass er hier stand, Isabel nur zwei Armeslängen von ihm entfernt und das einzige woran er denken konnte, waren ihre roten Locken, ihre freudig funkelnden Augen und ihre Lippen, die sich zu einem ehrlichen, glockenhellen Lachen öffneten.
Warum Gott? Warum?
Warum tust du mir das an? Welchen Sinn soll diese Prüfung haben, die ich einfach nicht bestehen kann?
Du gestattetes mir nicht mit der Frau zusammen zu sein, die mein Herz begehrt, verwehrtest mir die Liebe, die ich doch nur für sie empfand und für keine andere. Stattdessen schenktest du mir diesen goldgelockten Engel. Diesen Engel, der mir Kinder schenkte, der mir stets zur Seite stand, wann immer es nötig war und der sich aufopfert für mich.
Warum schenkst du mir einen Engel, den ich nicht zu würdigen weiß? Den ich mit Füßen trete in jedem Augenblick in dem ich mich nach roten Locken und blauen Augen sehne, nach diesem Lachen, das so ehrlich nur für mich erklang und nach diesen Lippen, die ich das erste Mal während eines Rittes küsste und danach nie wieder vergessen konntest.
Wieso tust du so etwas einem deiner Engel an? Wieso quältest du ihn damit indem du ihn einem schwachen Mann an die Seite stellst? Einem Mann, der nicht zu würdigen weiß, was er geschenkt bekommen hat.
Wenn nicht meinetwegen, dann ihretwegen. Zeig ihretwegen Erbarmen und hilf, dass ich ihr gerecht werden kann. Ich bitte dich.

William atmete geräuschvoll aus und schluckte schwer. Wieso geschah das alles? Er wusste, dass Gottes Wege unergründlich sind und für einen einfachen Mann wie ihn erst recht nicht zu verstehen, doch er konnte einfach nicht aufhören sich zu fragen worin der Zweck dieser Sache lag.
Isabel hatte ihm vor wenigen Wochen erst einen wunderschönen, gesunden Jungen geschenkt und er dachte nur darüber nach, wie gerne er doch ein Kind in den Armen halten würde, dass sie ihm geschenkt hatte.
William schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen den kalten Stein als er hinter sich die Bettdecke rascheln hörte und kurz darauf nackte Füße über den Boden tapsten. Einen Moment später stieg ihm Isabels wundervoller Duft in die Nase als sie die Arme um ihn legte und sich an ihn schmiegte als William einen Arm um sie legte.
Minutenlang blieben sie so stehen ohne das einer ein Wort sprach, hielten sich nur schweigend fest und während William zum Fenster hinaus sah, spürte er Isabels sanften Blick auf sich ruhen.
Irgendwann streckte sie die Hand aus und legte sie an seine Wange und sorgte damit dafür, dass William ihr endlich den Blick zuwandte. Als er in ihre Augen sah, durchfuhr ihn der Schmerz ein weiteres Mal wie heißer Stahl, der in sein Herz drang und er musste schlucken.
„Wie gerne würde ich hinter diese Maske sehen können.“ murmelte sie und bedachte ihn mit einem liebevollen Blick. „Wie gerne würde ich wissen, was deine Seele plagt und die nachts nicht schlafen lässt, damit ich diese Bürde mit dir teilen kann, um sie dir zu erleichtern.“
„Isabel ...“ Williams Stimme klang rau als ihr Name über seine Lippen kam und so gequält als würde er Höllenqualen durchstehen müssen.
„Sch“ Sie legte ihm liebevoll einen Finger auf die Lippen und schüttelte sanft den Kopf, ehe ihre Lippen, ihren Finger ablösten.
Sie wusste, dass es Dinge gab über die er nicht sprach. Und dass es Dinge waren, die sie vermutlich nicht einmal wirklich wissen wollte, die ihn nachts wach hielten und doch wünschte sie sich manchmal, er würde endlich reden. Aber sie ließ ihn gewähren und wenn er wieder einmal nicht schlafen konnte, war sie für ihn da und zeigte ihm, dass er nicht so einsam war, wie er sich fühlte.
„Liebes, geh wieder ins Bett.“ murmelte William schließlich nachdem sie weitere endlose Minuten lang einfach nur dagestanden hatten. „Es reicht, wenn ich es bin, der von meiner Vergangenheit um den Schlaf gebracht wird. Du musst dir das nicht auch noch antun.“ William gab ihr einen Kuss und Isabel nickte langsam bevor sie sich von ihm löste.
Es war das altvertraute Spiel.
Es war nicht die erste Nacht in der sie erwachte und William nicht mehr schlafend neben ihr lag. Sie hatte sich daran gewöhnt. Genauso wie sie sich daran gewöhnt hatte, dass er in diesen Nächten für sie unerreichbar war.
Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und schlüpfte dann wieder unter die Bettdecke.
William beobachtete sie noch eine ganze Weile bis sich ihr Brustkorb wieder gleichmäßig hob und senkte und davon zeugte, dass zumindest Isabel den Schlaf für heute Nacht wieder gefunden hatte.
Dann wandte William den Blick wieder dem Fenster zu, sah hinaus und seufzte leise.
Lautlos formten seine Lippen ein einziges Wort als er wieder zum Mond hinauf sah. Seine Lippen umspielten dabei jede Silbe so zärtlich als wären sie das kostbarste Gut der Welt.
„Joanna.“
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Chrisi
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyFr Apr 26, 2013 2:24 pm

Joanna

Joanna verharrte reglos auf den Knien. Die Sonne war schon lange hinter dem Horizont verschwunden und hatte die Welt in Dunkelheit getaucht, aber sie hatte sich an den Rhythmus der Nonnen gewöhnen müssen, die auch sie jede Nacht für ihre Gebete aus dem Schlaf rissen. Nun, sie hätten sie aus dem Schlaf gerissen, wenn Joanna denn jemals wirklich Schlaf gefunden hätte.
Sie war nun knapp drei Wochen hier und sie erinnerte sich noch sehr genau an den Tag, als sie hier angekommen war.
Sie war vom Rücken ihres Wallachs geglitten und als sie den großen, grauen Kasten gesehen hatte, der fortan ihr Zuhause war, hatte sich ihre Kehle zusammengeschnürt. Soweit hatte es kommen müssen…soweit hatte sie gehen müssen, nur weil sie sich einmal mehr auf eine Illusion verlassen hatte. Sie hatte wirklich geglaubt, ihre Liebe würde in gleichem Maße erwidert werden, dass sie gemeinsam alles überstehen könnten. Doch da hatte sie sich geirrt. Sein Vater hatte nur Druck ausüben müssen und er war eingeknickt.
Joanna war so verletzt gewesen, dass er sie im Stich ließ. Doch was sollte sie tun? Ihr war keine andere Wahl geblieben, als sich in dieses Gefängnis zu begeben. Nie hätte sie sich vorstellen können, sich ausgerechnet in ein Kloster zu begeben. Es war hart. Sehr hart. Doch es hatte sich auch eine gewisse Erleichterung eingestellt. So musste sie ihn immerhin nicht mit diesem blonden Engel sehen. Nicht sehen, wie er sie küsste, wie er sie umgarnte. Nicht mit ansehen, wie sich irgendwann ihr Bauch rundete und wie sie seine Kinder austrug. Wie Isabel all das hatte, was sie sich so sehr wünschte. Es hätte jeden Tag den Riss in ihrem Herzen nur noch vertieft und die Wunde jeden Tag neu aufgerissen und bluten lassen. Es wäre nie gut gegangen, wäre sie geblieben und hätte sich das angetan.
Irgendwann, da war sie sicher, wäre die Sehnsucht zu groß geworden. Und er hätte dann wohl geglaubt, dass er sie trotzdem haben konnte. Oder er hätte selbst nicht standhalten können, falls er sie denn wirklich geliebt hatte. Und eines hatte für sie von Anfang an festgestanden: sie wollte keine Affäre für ihn sein. Keine Liebschaft, der er gelegentlich seine Aufmerksamkeit schenkte und die allein das Risiko der Entdeckung trug. Für ihn hätte so etwas ja keine Konsequenzen. Es war normal…aber für sie? Sie hätte ihren Ruf nie wieder herstellen können. Ihre Zukunft ruiniert…
Sie wäre doch dann auch nicht mehr oder besser gewesen wie eine Dirne…
Dabei hatte er ihr versprochen sie zu heiraten. Diese Idee war von ihm ausgegangen. Wieder und wieder hatte er ihr Hoffnungen gemacht und sie dann so jäh zerschlagen, als er sie mit seinen dunklen Augen angesehen hatten. Es tut mir leid… In diesem Moment war ihre ganze Welt zusammen gebrochen. Als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
Joanna riss sich aus ihren Gedanken, um wieder der Messe zu folgen, die sie schändlicherweise vernachlässigt hatte. Wie so oft, wenn ihre Gedanken wieder zu dem schweiften, was sie verloren hatte. Sie legte rasch die Hand auf den Bauch um ein Magenknurren zu unterdrücken. Das war auch etwas, was sie wahnsinnig machte, dass sie aber in Kauf nahm, um ihrem Leid endlich ein Ende zu bereiten. Sie musste jeden Tag beichten, wie oft sie noch an ihn dachte. Und das war sehr oft. Ihre Gedanken wanderten ständig zu ihrem alten Leben zurück, ohne dass sie sich wirklich damit abfinden konnte, dass das endgültig vorbei war. Sie würde ihn nie wieder sehen.
Und so fastete sie…sie fastete seit drei Wochen, so dass das Hungergefühl inzwischen vertraut, fast willkommen war. Es zeigte ihr den einzigen Weg auf, den sie sah, um endlich loszukommen von dem, was sie so eisern festhielt. Irgendwie musste sie ihren Kopf dazu bringen ihn zu vergessen, auch wenn ihr Herz das nie tun würde. Dazu liebte sie ihn viel zu sehr. Wenn sie schon nicht frei sein konnte, dann würde wenigstens Vergessen angenehm sein. Eine Erleichterung bringen…
Als sie endlich mit schmerzenden Knien zurück in ihre kleine Zelle kehren konnte, stützte sie die Hände auf dem Tisch auf und sah in ein blasses Gesicht, dass ihr im Mondschein aus der Wasserschale entgegen blickte. Das rote Haar streng unter einem der Schleier der Nonnen gebändigt sah sie noch schmaler und zerbrechlicher aus, als sie sich ohnehin schon fühlte. Die drei Wochen des Hungerns waren natürlich nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Blaue Augen blickten ihr müde und mit unendlicher Traurigkeit entgegen.
Manchmal fragte sie sich, wie lange es dauern würde, bis sie endlich vergessen konnte. Bis sie sich endlich Gott widmen konnte, der momentan immer noch an zweiter Stelle stand, so sehr sie sich auch bemühte das zu ändern.
Als sie sich wieder auf dem harten Bett zusammenrollte, spürte sie wieder diesen bekannten Druck auf der Brust und im nächsten Moment kullerten heiße Tränen über ihre bleichen Wangen. Es war einfach viel zu still und viel zu ruhig hier. Besonders in den Stunden der Nacht wünschte sie sich so sehr, dass sie jemand in den Arm nahm und ihr sagte, dass sie nicht allein in ihrem Leben war, auch wenn das eine Lüge war. Sogar eine Lüge konnte manchmal wohltuend sein.
Doch das war nicht der Fall. Sie war ganz allein. Niemand war da, der ihr zuhörte oder sie tröstete. Sie hatte keine Freunde und die Nonnen blieben lieber unter sich. Sie war so einsam. Einsam in der Welt. Wofür hatte sie diese Strafe verdient? Warum musste sie so leiden?
Ihr ganzes Leben lang war sie nicht glücklich gewesen. Und dann hatte sie endlich einen Mann gefunden, den sie so sehr liebte, dass sie für ihn alles tun würde. Sie hatte gehofft, dass sie endlich glücklich sein durfte nach achtzehn Jahren. Endlich einen Sinn gefunden zu haben…aber warum ließ Gott zu, dass sie sich so verliebte, wenn sie doch nur wieder in den Abgrund gerissen wurde, weil er sie nicht haben wollte? Natürlich, warum hätte er sie auch haben wollen sollen, wenn er eine Frau wie Isabel d’Aubigny haben konnte? Schön, nicht dumm, aus gutem Haus, gehorsam…was hatte sie dagegen schon zu bieten. Es war ja kein Wunder, dass er sie fallen gelassen hatte, sobald sich eine bessere Partie bot.
Und in diesem Moment hasste sie diesen Mann für das Leid, dass er ihr zugefügt hatte durch die Hoffnung, die er ihr erst gemacht und dann wieder zerbrochen hatte.
Es tat so weh, dass er jetzt glücklich verheiratet war und sie hier für den Rest ihrer Tage in Einsamkeit eingesperrt war. Niemand liebte sie und damit musste sie sich abfinden. Sie war ganz allein…ihr Herz war kalt geworden, jetzt, da es so viel geblutet hatte, dass nichts mehr da war, dass es noch wärmen konnte.
Und dann…vielleicht in ein paar Jahren würde es so erträglich werden, dass sie sich an der Erinnerung ein wenig wärmen konnte. An der Erinnerung an die einzige wirklich wunderschöne Zeit in ihrem Leben….
Und doch…irgendwo würde er immer in ihrem Herzen sein. Und die Frage würde bleiben, die sie immer wieder mit ihren spröden Lippen vor sich hin flüsterte, wenn sie sich Nacht für Nacht in den Schlaf weinte oder sich ganz darum brachte.
„Warum habe ich mich nur so in dir getäuscht, William of Cornwall?“
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyMi Mai 01, 2013 9:37 pm

William

Lachend rannten William und Roger um die nächste Hausecke und ließen sich dort kurz gegen die Wand sinken, um ein wenig Luft zu schnappen. „Sein Gesichtsausdruck war herrlich!“ prustete Roger begeistert und hielt sich den Bauch, der vor Lachen bereits schmerzte.
William rang glucksend nach Atem und strich sich dann die rebellischen schwarzen Haare aus der Stirn. Sie waren mittlerweile schon wieder lang genug, dass sie ihm regelmäßig in die Augen fielen.
„Meinst du er hat uns noch gesehen?“ fragte Roger japsend als sein Lachen langsam verklang. William grinste breit und zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon.“ bemerkte er freimütig und packte seinen Freund am Handgelenk, um ihn mit sich zu ziehen. „Los, lass uns zum See.“ forderte er ihn auf und Roger schloss sich ihm bereitwillig an.
Die beiden Jungen grinsten noch immer von einem Ohr zum anderen als sie sich am Ufer des Sees ins Gras sinken ließen und William ihre Beute auspackte. Er reichte Roger eine große Honigwabe und nahm sich selbst eine zweite, um genüsslich hinein zu beißen. „Hm, das war es alle mal wert.“ erklärte er und erntete ein zustimmendes Nicken. Zufrieden machten die zwei sich über die köstliche Süßigkeit her und lagen wenig später zufrieden und mit vollen Bäuchen im Gras.
William verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste. „Es war zu herrlich als er sich hingesetzt hat.“ Roger kicherte und nickte. „Er hat erst gar nicht begriffen, was das Knacken der Eierschalen bedeutete.“
„Na bei seinem dicken Hintern hat er das ja auch gar nicht richtig merken können.“ prustete William und die beiden begannen im nächsten Moment wieder lauthals zu lachen.
Ja, wenn er mit Roger unterwegs war, fühlte William sich fast wie ein ganz normaler Junge. Wenn sie durch das Dorf zogen und den Leuten Streiche spielten, gewann er jedes Mal ein wenig das Gefühl von Freiheit, das er zu Hause so kläglich vermisste.
Die beiden Jungen verbrachten noch den ganzen Nachmittag am See, schwammen um die Wette und genossen das gute Wetter. Erst gegen Abend verabschiedete William sich von seinem Freund und machte sich noch immer gut gelaunt auf den Weg nach Hause.
Da sein Vater heute den ganzen Tag unterwegs gewesen war, malte er sich gute Chancen aus einfach schnell in die Küche huschen zu können, um etwas zu Essen zu holen und dann in seinem Gemach zu verschwinden. Nach einem langen Tag im Sattel und mit langwierigen Verhandlungen wollte sein Vater ihn meist ohnehin nicht sehen und somit tat William ihnen beiden einen Gefallen, wenn er ihm aus dem Weg ging.
Heute sollte Williams Rechnung jedoch nicht aufgehen. Die Tür zur großen Halle stand noch offen und William konnte die Stimmen drinnen deutlich vernehmen, eine davon war zweifellos die seines Vaters. Erstaunt, dass dieser sich noch nicht zurück gezogen hatte, wog William seine Chancen ab, entschied sich dann dafür, dass er sicherlich unbemerkt an der Tür vorbei huschen konnte. Andernfall würde er einen großen Umweg machen müssen, um zur Küche zu gelangen und dazu hatte er eigentlich keine große Lust, immerhin knurrte sein Magen schon seit geraumer Zeit.
Gerade war William an der Tür vorbei und atmete erleichtert aus als er eine Stimme vernahm, die ihm durch Mark und Bein ging.
„William! Schleich dich nicht wie ein Taschendieb durch die Gänge, sondern komm her.“ forderte ihn die schneidende Stimme Reginalds de Dunstanville auf. William erstarrte für eine Sekunde und schloss die Augen. Sein Herz hämmerte wild als er sich umdrehte und langsam zurück ging, die Halle betrat in der sein Vater mit einigen seiner Ritter am Tisch saß.
Der Earl of Cornwall musterte seinen Sohn eindringlich und William schien unter dessen Blick regelrecht zusammen zu schmelzen. Nur mit Mühe konnte er dem Blick seines Vaters stand halten, aber wenn er eines gelernt hatte, dann dass er jetzt den Blick noch nicht senken durfte. Sein Vater nickte schließlich und William richtete den Blick auf den Boden, erleichtert, den durchdringenden dunklen Augen seines Vaters entkommen zu dürfen.
„Na los Junge, bring mir etwas Wein.“ forderte Reginald seinen Sohn auf und William bemühte sich seiner Forderung möglichst schnell, aber mit anmutigen Bewegungen nach zu kommen. Als er seinem Vater den Wein servierte begegnete er dessen Blick erneut für einen kurzen Moment und als William den Blick senkte, griff die Panik nach ihm. Er wusste es. Sein Vater wusste, was er heute gemacht hatte und das bedeutete Ärger.
William musste noch eine ganze Weile an der Seite stehen und immer wieder auf Geheiß seines Vaters hin den Wein bei ihm und seinen Begleitern auffüllen. Irgendwann erhob Reginald de Dunstanville sich und erklärte somit die Besprechung für beendet. Er wandte sich vom Tisch ab und warf William einen eindringlichen Blick zu. „In mein Gemach und zwar schnell.“ raunte er ihm im Vorbeigehen zu, machte sich jedoch nicht die Mühe seine Schritte zu verlangsamen, so dass William gezwungen war ihm hinterher zu eilen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Kurz schoss ihm der törichte Gedanke durch den Kopf er könne sich einfach umdrehen und weg laufen, aber damit würde er es nur noch schlimmer machen. Einmal hatte er es versucht und seit dem nie wieder.
Nachdem William hinter seinem Vater das Gemach betreten hatte, schloss dieser die Tür hinter ihm und im nächsten Augenblick wurde William am Kragen gepackt und herum gerissen. Keuchend griff er nach der Hand seines Vaters, die sein Hemd so fest umschlossen hielten, dass es ihm die Luft beinahe abschnürte.
„Was fällt dir Bengel eigentlich ein?“ fragte der Earl of Cornwall mit trügerisch leiser Stimme. „Treibst dich herum wie ein Bauernjunge und spielst noch dazu ununterbrochen den Leuten im Dorf irgendwelche dummen Streiche! Und als wäre das noch nicht genug, fängst du auch noch an zu klauen!“
William wandt sich unter dem Griff seines Vaters und wurde blass während dieser ihn anfuhr. „Es waren doch nur zwei Honigwaben.“ brachte er mit erstickter Stimme hervor als er endlich genug Luft in den Lungen hatte, um zu antworten.
„Nur zwei-“ Reginald wurde blass vor Zorn und im nächsten Moment verpasste er William eine solch schallende Ohrfeige, dass diesem beinahe schwarz vor Augen geworden wäre. Augenblicklich gab er den Versuch auf sich aus dem Griff seines Vaters zu befreien und bemühte sich nur noch darum auf den Beinen zu bleiben.
„Es ist mir vollkommen gleich, ob du eine Truhe voll Gold oder nur einen Brotkrumen geklaut hast!“ fuhr Reginald ihn unerbitterlich an. „Mein Sohn treibt sich nicht herum wie ein gemeiner Gauner.“ zischte er und maß William mit zornigem Blick.
„Und wieso kommt du eigentlich auf die Idee, du könntest einfach deine Pflichten vernachlässigen und stattdessen auf der faulen Haut liegen?“
William biss die Zähne aufeinander und sah seinen Vater wieder an und in seinen Augen glomm der Trotz auf als er das Kinn ein wenig vorreckte. „Ich habe meine Pflichten nicht vernachlässigt. Ich habe alles erledigt, was ihr mir aufgetragen habt.“ rechtfertigte William sich und bemühte sich kläglich darum entschlossen zu wirken.
„Ach, ist das so?“ fragte sein Vater und hob eine Augenbraue an. In dem Augenblick wurde William schlecht. Er hatte etwas wichtiges vergessen. „Ich frage mich nur, wie du das Sattelzeug von Renoir geputzt hast, wenn du doch gar nicht in der Burg gewesen bist als ich zurück kam.“
William senkte den Blick und schloss kurz die Augen. Natürlich, er hatte nicht daran gedacht, dass er seinem Vater heute das Pferd hatte abnehmen sollen, um die Ausrüstung zu kontrollieren und umgehend zu säubern. Normalerweise tat er das immer am nächsten Tag, doch heute Morgen hatte Reginald darauf bestanden, dass William es noch am Abend erledigen sollte.
„Ich … ich habe nicht mehr daran gedacht … verzeiht ...“ murmelte William niedergeschlagen. Reginald sah ihn abwartend an und William schluckte. „Verzeiht, Mylord.“ verbesserte er sich dann eilig als er seines Fehlers gewahr wurde.
Reginald de Dunstanville hob die freie Hand und im nächsten Moment fing William sich die nächste Ohrfeige ein. Dieses Mal ließ sein Vater jedoch seinen Kragen los, so dass William zurück stolperte, um sein Gleichgewicht wieder zu finden.
Er rieb sich die schmerzende Wange und sah dann zu seinem Vater auf. Er spürte, wie die Tränen in seinen Augen brannten und schluckte schwer, um sie nieder zu kämpfen. Er durfte jetzt auf keinen Fall anfangen zu weinen wie ein Mädchen!
„Ich denke, du solltest endlich erwachsen werden und aufhören dich mit diesem Abschaum herum zu treiben. Der setzt dir nur Flöhe ins Ohr und was du dann anrichtest, haben wir ja heute erlebt.“ erklärte der Earl of Cornwall und William riss die Augen entsetzt auf. „Aber Roger ist mein Freund!“ protestierte William verzweifelt, weil er genau wusste, wo das enden würde.
„Ha, das ich nicht lache! Dein Freund! Ein Tölpel, der nicht deinem Rang entspricht und dich nur zu Dummheiten anstiftet, das ist er. Vermutlich gibt er sich nur mit dir ab, weil er sich erhofft, dass du mit deiner Herkunft ihm irgendwann Gefälligkeiten erweisen kannst.“
„Das ist nicht wahr!“ widersprach William mit erstickter Stimme, sorgte damit jedoch nur dafür, dass er erneut Bekanntschaft mit Reginalds Faust machte. „Willst du mich etwa einen Lügner nennen?“ zischte sein Vater und schlug noch einmal zu, dieses Mal sogar so heftig, dass es William von den Füßen riss.
„Ich werde dir deine Unverschämtheit schon austreiben und wenn ich sie dir heute Abend aus dem Leib prügeln muss bis du grün und blau bist.“ knurrte er wütend.
William rappelte sich währenddessen wieder soweit auf, dass er sich mit dem Rücken an das Bett lehnen konnte und fuhr sich mit dem Hemdsärmel über das Gesicht. Wütend spürte er, wie die heißen Tränen über seine Wangen liefen. „Bitte, Mylord, Roger ist mein bester Freund. Verbietet mir nicht mit ihm zu spielen.“ murmelte William und sah flehend zu seinem Vater auf. „Es wird auch nie wieder vorkommen, dass ich meine Aufgaben vernachlässig. Das verspreche ich.“
Die dunklen Augen seines Vaters blitzten verächtlich auf als er auf William hinab sah.
„Oh, das glaube ich, dass so etwas nie wieder vorkommt. Dafür werde ich schon sorgen.“ versprach er mit eiskalter Stimme.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyDo Mai 09, 2013 3:03 pm

William

Mit zufriedenem Grinsen ließ William sein Pferd zu Geoffrey zurück traben und hielt vor dem Knappen an, der die Zügel des Tieres ergriff und den Ring von Williams Lanzenspitze fischte. „Hast du das gesehen, Geoffrey?“ fragte William begeistert und erntete ein freundliches Nicken. „Sehr gut, Mylord. Ihr sitzt wirklich hervorragend im Sattel.“ bestätigte Geoffrey und ließ den Blick kurz an William vorbei gleiten, ehe er seinen jungen Herren wieder ansah. „Mylord, Euer Vater sieht Euch zu.“ erklärte er dann mit gedämpfter Stimme als er die Zügel des Pferdes wieder los ließ, damit William auch den letzten Ring mit der Lanze herunter holen konnte. „Und Euer Onkel, der Earl of Gloucester ist bei ihm.“
Williams Herz setzte für einen Moment aus und er musste sich beherrschen sich nicht im Sattel umzudrehen, um nach den beiden Männern Ausschau zu halten. „Nur ruhig, wiederholt die Übung wie eben auch und der letzte Ring sollte kein Problem sein.“ redete Geoffrey beruhigend weiter und William bedachte den jungen Mann mit einem besorgten Blick, ehe er nickte und sein Pferd wendete.
Als er das Tier in den Galopp trieb, hämmerte sein Herz wie wild und er musste sich bemühen die Nerven zu behalten. Ausgerechnet jetzt mussten sein Vater und sein Onkel zusehen. Die beiden Männer in seinem Leben, die William um jeden Preis der Welt beeindrucken wollte.
Er griff die Zügel etwas fester und konzentrierte sich dann wieder ganz auf den Ring, der in der Mitte des Platzes von einem Balken hing und der nur schwer mit der Lanze zu treffen war. Alles oder nichts. William kam es vor als würde von diesem Ring sein Leben abhängen als er die Lanze in Position brachte.
Einen Augenblick später glitt der Ring mühelos über die Spitze und William war versucht die Augen zu schließen, besann sich dann jedoch auf das, was Geoffrey ihm beigebracht hatte – nur weil man sein Ziel getroffen hatte, durfte man nicht sofort nachlässig werden.
Er zügelte sein Pferd, wendete es und ritt mit erhobener Lanze im lockeren Trab zu Geoffrey zurück als sich unendliche Erleichterung mit Stolz in ihm mischten.
Robert of Gloucester nickte anerkennend als sein Neffe zielsicher auch den letzten Ring stach und sein Training im Sattel damit beendete. „Er ist wirklich ein vortrefflicher Reiter, Reginald.“ lobte Robert mit einem Lächeln auf den Lippen und klopfte seinem Halbbruder auf die Schulter. „Du kannst stolz auf den Jungen sein.“
Reginald de Dunstanville nickte nachdenklich, doch Robert entging das stolze Funkeln in seinen Augen nicht. „Reiten kann der Junge ohne Zweifel. Manchmal habe ich fast den Eindruck er ist im Sattel fest gewachsen.“ bemerkte Reginald ein wenig spöttisch und beobachtete wie sein Erbe die Lanze an seinen Knappen übergab und aus dem Sattel glitt. „Ist der Junge mit dem Schwert genau so talentiert wie mit der Lanze?“ unterbrach ihn die Stimme seines Halbbruders und zwang Reginald dazu den Blick von William zu nehmen. „Du kannst es ja einmal ausprobieren. Er wird sich sicher freuen, wenn du persönlich mit ihm trainierst.“ bemerkte der Earl of Cornwall heraufordernd und ganz wie er erwartet hatte, nickte Robert of Gloucester. „Warum eigentlich nicht.“ murmelte er und löste sich dann vom Zaun, um zu seinem Neffen hinüber zu gehen.
„Sehr gut gemacht, William. Wie mir scheint, wirst du der zukünftige Turniersieger der Familie werden, was?“ begrüßte er den Jungen lachend, der überrascht herum fuhr und dessen Augen sofort zu strahlen begannen als er seinen Onkel auf sich zukommen sah.
„Onkel Robert!“ William machte aus dem Impuls heraus zwei eilige Schritte nach vorne, erinnerte sich dann jedoch daran, dass auch sein Vater noch am Zaun stand und blieb stehen, um seinen Onkel mit einer perfekten Verbeugung zu begrüßen. „Es freut mich, Euch zu sehen! Ihr habt mein Training beobachtet?“ fragte er eifrig und wurde von seinem Onkel in eine Umarmung gezogen. „Ja, und ich bin wirklich beeindruckt von deiner Leistung. Bist du mit dem Schwert genau so gut?“ fragte er und trat einen Schritt zurück, um William zu mustert.
Dieser straffte die Schultern und nickte begeistert. „Ja, Mylord. Wenn Ihr mir zusehen möchtet, ich wollte mit Geoffrey noch ein wenig üben.“ erzählte er mit hoffnungsvoller Stimme und betete inständig, dass sein Onkel noch ein wenig zusehen würde.
Im Vergleich zu seinem Vater, war Williams Onkel durchaus gewillt ihm ein Lob auszusprechen, wenn er seine Sache gut machte und William lechzte förmlich nach Roberts Anerkennung.
Dieses Mal schüttelte Robert of Gloucester jedoch den Kopf und augenblicklich machte sich Enttäuschung auf Williams Gesicht breit. „Nein, ich werde dir nicht zusehen … viel mehr würde ich mich freuen, wenn du mir deine Fähigkeiten persönlich beweist.“
William riss überrascht die Augen auf und hatte das Gefühl sein Herz würde sich vor Freude zusammen ziehen als er begeistert nickte. „Gerne!“ hauchte er und eilte mit vor Freude roten Wangen zum Zaun, um die Holzschwerter zu holen mit denen Geoffrey und er normalerweise übten.
Feierlich überreichte William seinem Onkel eins der Schwerter und machte sich dann bereit, um sich gleich von seiner besten Seite zeigen zu können. Er wollte seinen Onkel auf keinen Fall enttäuschen, immerhin erhielt er von Robert of Gloucester genau die Art von Aufmerksamkeit, die er sich immer von seinem Vater wünschte, aber nie bekam. Und insgeheim hoffte William bereits, dass sein Onkel ihn eines Tages mitnehmen würde, damit er bei ihm zum Ritter ausgebildet wurde, wenn er nur gut genug war.
William fluchte leise und rappelte sich auf als ihn sein Onkel bereits das zweite Mal während ihres kleinen Trainingskampfes in den Sand geschickt hatte und ihm nun lachend in die Höhe half. „Vergiss nicht auf deine Beine zu achten, William.“ empfahl er ihm und trat einen Schritt zurück, um William Atem schöpfen zu lassen, ehe er erneut angriff.
Etwas später standen die beiden mit gesenkten Schwertern voreinander und Robert of Gloucester legte seinem Neffen eine Hand auf die Schulter. „Wirklich sehr, sehr gut, William. Du machst das schon hervorragend.“ lobte er lächelnd und musterte seinen Neffen aufmerksam, der etwas rot im Gesicht war und rasch atmete von der Anstrengung sich aber trotzdem noch aufrecht hielt und bemüht war einen guten Eindruck zu machen. „Komm, lass uns rein gehen.“ forderte sein Onkel ihn auf und überreichte die Schwerter an Geoffrey, ehe er William einen Arm um die Schultern legte und mit ihm zum Zaun ging an dem Williams Vater noch immer ungerührt stand und die beiden die ganze Zeit über beobachtet hatte.
„Dein Sohn wird wirklich mal ein guter Kämpfer.“ bemerkte Robert lächelnd als sie den Zaun erreichten. Reginald zuckte jedoch nur beiläufig mit den Schultern und löste sich vom Zaun, um nach drinnen zu gehen. „Wenn er weniger in den Sand fallen würde, käme er möglicherweise auch mehr zum kämpfen.“ bemerkte er trocken und ging den beiden dann voraus in die große Halle.
William biss sich enttäuscht auf die Unterlippe und starrte zu Boden als sein Vater sich so einfach abwandte und kein einziges lobendes Wort für ihn fand.
Robert schüttelte kurz den Kopf und sah mit mildem Lächeln auf seinen Neffen hinunter. „Mach dir nichts daraus. Er ist wirklich stolz auf dich, nur kann dein Vater sowas nicht in Worte fassen.“ William sah zweifelnd zu Robert auf. „Ich weiß ja nicht …“ murmelte er bedrückt und seufzte. „Glaub mir. Du liegst ihm wirklich am Herzen, auch wenn er dich das nicht spüren lässt.“
„Aber du kannst das.“ erwiderte William und sah seinen Onkel nachdenklich an. „Was kann ich?“ fragte dieser verwirrt und William rang einen Moment lang mit sich. „Du sagst mir, wenn ich etwas gut mache. Nicht so wie er.“ einen Augenblick zögerte William, dann sah er seinen Onkel mit flehendem Ausdruck in den Augen an. „Nimm mich mit, bitte!“ bettelte er dann. „Nimm mich mit, wenn du abreist. Ich will nicht mehr hier bleiben.“
Robert of Gloucester starrte seinen Neffe einen Moment lang schweigend an. Er wusste, dass William verzweifelt um die Anerkennung seines Vaters kämpfte und das der Junge es nicht leicht hatte, besonders seit er seine Mutter nicht mehr hatte. Aber dass er sogar schon darauf setzte sein Elternhaus zu verlassen überraschte Robert dennoch. „William, das kann ich nicht.“ erwiderte er unbehaglich. „Warum nicht?“ fuhr William auf ehe sein Onkel weiter sprechen konnte. „Bitte, nimm mich mit! Meinem Vater wird es doch ohnehin egal sein, ob ich hier bin oder nicht. Er wird höchstens froh sein, mich los zu werden.“ ereiferte er sich und die Sorge sein Onkel würde ablehnen wurde immer größer in ihm.
„Kurzer, das geht nicht. Wir befinden uns mitten im Bürgerkrieg und ich werde von hier aus in das Anjou aufbrechen. Ich kann dich wirklich nicht mitnehmen, das ist viel zu gefährlich.“ erklärte Robert mit ruhiger Stimme. Es tat ihm Leid den Jungen abweisen zu müssen, aber er war einfach noch zu klein, um solche Gefahren auf sich nehmen zu können und Robert hatte keine Zeit ständig das Kindermädchen für ihn zu spielen.
William spürte, wie die Tränen in seinen Augen brannten, doch er kämpfte sie entschlossen nieder. Die Enttäuschung war gewaltig und er fühlte sich nun auch von dem Mann im Stich gelassen, der sonst immer für ihn da gewesen war. „Aber ich kann schon auf mich selbst aufpassen!“ versuchte er noch ein letztes Mal seinen Onkel zu überzeugen, erntete jedoch erneut ein Kopfschütteln. „Es geht nicht … vielleicht, wenn du ein wenig älter bist und ich wieder zurück in England bin.“ versuchte Robert dem Jungen wenigstens nicht sämtliche Hoffnungen zu zerstören.
William schluckte und nickte dann mühsam beherrscht.
In diesem Moment schwor er sich, dass er von jetzt an noch härter üben würde. Sobald sein Onkel aus dem Anjou zurück kehrte, würde er ihm zeigen, dass er alt genug war um ihn zu begleiten! Er würde dann keinen Moment länger hier bleiben, so viel stand fest.
Er würde dieser Hölle hier entkommen, koste es was es wolle. Und dann würde sein Vater eines Tages schon einsehen, was er wert war, wenn William sich andernorts erst einen Namen gemacht hatte!
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Mai 25, 2013 11:42 am

William

Ungläubig strichen Williams Finger über die blasse Haut, die noch immer warm war und so für den Moment noch verbargt, dass sämtliches Leben aus ihr verschwunden war. Schon bald würde sie erkalten und es Williams Herz gleich tun, das seltsam schwer war als er auf seine Frau hinab sah. Er konnte kaum glauben, dass sie vor einem halben Tag noch zusammen gesessen hatten … er hatte ihr einen Kuss gegeben und gesagt, er freue sich schon darauf das Kind in den Armen halten zu können. Und mit einem anzüglichen Grinsen hatte er angemerkt, dass er sich aber mindestens genauso sehr darauf freute, seine Frau in Zukunft nicht mehr teilen zu müssen.
Und jetzt? Jetzt lag sie blass und starr auf dem Bett und William gelang es nicht einmal mehr sich der kurzen Illusion hinzugeben, sie würde nur schlafen.
Mit zitternder Hand strich er ihr goldenes Haar zurück, gab ihr einen letzten Kuss als die weichen Lippen und spürte, dass sie langsam kalt wurde. Williams Blick glitt zu der Wiege hinüber, die neben dem Bett stand und seine Kehle schnürte sich schmerzhaft zu.
Eigentlich hatte er dieses Zimmer betreten wollen, um seine Frau zu küssen, sie in den Armen zu halten und sich mit ihr über die Geburt ihres dritten Kindes zu freuen. Er hatte das Kind auf den Arm nehmen und es in seiner Winzigkeit einfach nur bestaunen wollen. Es beobachten, wie die kleinen Äuglein ihn ansahen, die winzigen Finger nach ihm griffen und dabei der leise Schrei des Kindes den Raum erfüllte, gefolgt von einem zufriedenen Glucksen.
Doch der Raum war unnatürlich still und das einzige, was ihn zu erfüllen schien, war Williams eigener Atem.
Dann hörte er leise Schritte hinter sich. „Mylord.“ erklang die gedämpfte Stimme des Priesters. „Mylord, Ihr solltet -“ begann er, wurde durch eine herrische Geste seines Herren jedoch unterbrochen. William starrte auf Isabel hinunter und schluckte, ehe er sich vom Anblick seiner toten Frau löste und um das Bett herum ging, um zu der Wiege zu gelangen. „Mylord, tut Euch das nicht an.“ riet der Priester, doch William ignorierte ihn geflissentlich.
Sein Herz setzte aus als er in die Wiege blickte und für einen Moment hatte William das Bedürfnis sich zu übergeben. Dann hatte er sich jedoch wieder gefangen und er konnte nicht widerstehen das kleine Bündel aus der Wiege zu nehmen.
Oft sagten die Leute, das Tote friedlich wirkten, aber weder Isabel hatte auf William friedlich gewirkt, noch tat es sein kleiner Sohn, dem man die Augen geschlossen hatte und William stellte unweigerlich fest, dass er nie wissen würde, was für eine Augenfarbe der Kleine hatte.
Einen schier endlosen Moment lang starrte er seinen Sohn an und konnte einfach nicht begreifen, wie er tot sein konnte. Einfach so, ohne Grund.
William hob den Blick und sah das erste Mal seit er den Raum betreten hatte zu dem Priester hinüber, auch wenn er den Mann durch den Tränenschleier, der vor seinen Augen hing, kaum richtig erkennen konnte. „Wieso?“ fragte er mit rauer Stimme. „Sagt mir, wieso das passiert ist, Pater?“
Der Geistliche trat unwohl von einem Fuß auf den anderen und wandt sich ein wenig, ehe er den Mund öffnete. „Ich weiß es nicht, Mylord.“ gestand er kleinlaut. „Das ist eine Antwort, die nur Gott Euch geben könnte und es steht nicht in meiner Macht sie Euch zu beantworten.“
William starrte ihn wortlos an und scheinbar fühlte der Mann sich dadurch gezwungen noch weiter zu sprechen, obwohl William ihm tatsächlich am liebsten die Zunge heraus geschnitten hätte. „Gottes Wege sind für uns Menschen unergründlich, Mylord. Ich schätze, er hatte noch etwas anderes für Eure Frau und Euren Sohn geplant.“
Williams Augen weiteten sich und er wandte rasch den Blick ab, weil er sonst vermutlich auf den Geistlichen losgegangen wäre.
Stattdessen sah er seinen Sohn noch ein letztes Mal an, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und legte ihn dann statt in die Wiege in die Arme seiner Mutter, was ihm irgendwie richtiger erschien als die beiden nun nach ihrem Tod noch voneinander fern zu halten.
Er kämpfte einen Moment mit seiner Beherrschung, dann riss er sich von dem Anblick los und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
William konnte einfach nicht begreifen, was geschehen war und wieso. Wie in Trance verbrachte er die nächsten Stunden und realisierte gar nicht wirklich, dass er mit Geoffreys Hilfe alles für die Beisetzung von Mutter und Kind vorbereitete.

Auch die Zeremonie selbst, die bereits am nächsten Tag stattfand, schien einfach an William vorbei zu gehen und er fragte sich hinterher, wie er sich überhaupt hatte aufrecht halten können. Doch trotz der Gefühle, die in ihm tobten und ihn zu verzehren drohten, wirkte William nach Außen hin völlig ruhig und verschlossen.
Als dieser schwierige Akt endlich vorüber war und man die Kapelle verlassen hatte, ging William geradewegs ohne ein weiteres Wort an irgendjemanden zu richten über den Hof. Er wollte einfach nur noch weg von all diesen Menschen, die ihn mit ihrer Lebendigkeit daran erinnerten, was er verloren hatte. Ohne zu zögern steuerte er sein Arbeitszimmer an und verschloss die Tür sorgsam hinter sich, damit ihn ja niemand behelligte.
Erst jetzt da er vor den Blicken anderer geschützt war, begann er zu zittern. Und zwar so heftig, dass er sich gegen die Tür lehnen musste und langsam zu Boden sank. Er vergrub den Kopf in den Armen und ein erstes ersticktes Schluchzen kam über seine Lippen, ehe er endgültig zusammen brach.

Es war Abend als Geoffrey das erste Mal an der Tür klopfte und darum bat, herein gelassen zu werden. William ignorierte seinen Ritter jedoch einfach und verzichtete sogar darauf ihn abzuweisen und schwieg einfach nur bis die Stimme hinter der Tür erstarb und sich nach einer Weile auch Schritte langsam wieder entfernten. Er hatte kein Bedürfnis irgendjemanden zu sehen, mit irgendjemandem zu sprechen oder auch nur dieses Zimmer zu verlassen.
In dem Versuch ein wenig Ruhe zu finden, rollte er sich schließlich auf der kleinen Liege zusammen, die tagsüber als Sitzgelegenheit her hielt und für die Nacht als Schlaflager dienen konnte, wenn die Umstände es erforderten. Aber natürlich bekam William kein Auge zu und so fand er sich nach kürzester Zeit auf den Beinen wieder und lief unruhig auf und ab. Er konnte einfach nicht begreifen warum das alles geschehen war und er fühlte sich seltsam leer in Anbetracht der Tatsache, dass er Isabel nie wieder in die Arme nehmen konnte, dass sie ihn nie wieder bei seiner Rückkehr von einer langen Reise sehnsüchtig begrüßen würde und dass sie nie wieder zusammen ihre Kinder beobachten würden, um darüber zu staunen was für schnelle Fortschritte sie doch machten.
All das gehörte der Vergangenheit an und war mit Isabel und ihrem Sohn zusammen gestorben und William hatte das Gefühl als wäre auch ein nicht unerheblicher Teil seiner Selbst dabei umgekommen.
Am nächsten Morgen stand Geoffrey erneut vor der Tür seines Herren, klopfte und bat darum er möge ihn herein lassen, doch wieder gab William ihm keine Antwort, sondern starrte weiterhin unbewegt aus dem Fenster. Er wollte gar nicht hören was Geoffrey zu sagen hatte und auch die Aussicht auf ein Frühstück, war keinesfalls verlockend. Letztlich musste der Ritter erneut einsehen, dass es keinen Sinn hatte und verzog sich wieder unverrichteter Dinge und überließ William wieder der Einsamkeit und seiner zerstörerischen Trauer.

„Mylord?“ Geoffreys Stimme klang dumpf hinter der Tür und William blinzelte einen Moment und fragte sich, wie viel Zeit wohl vergangen war. Er wusste, dass es Tage waren, doch wie viele … doch! Vier Stück. Vier Tage war es her, dass er Frau und Kind hatte zu Grabe tragen müssen und fünf seit er Isabel das letzte Mal hatte lachen hören, ehe ihre Stimme wenig später für immer erstarb.
„Mylord, Ihr müsst mich herein lassen.“ drang Geoffreys Stimme von der anderen Seite der Tür an Williams Ohr und dieser runzelte die Stirn. Heute war etwas anders. Heute war es keine Bitte seines Ritters mehr, es war eine Forderung. Und dieser Umstand machte William genau in dem Augenblick misstrauisch als Geoffrey von Außen das Brecheisen ansetzte.
Ein Stöhnen kam über Williams raue Lippen als er sich von der Tür abwandte und sich wieder dem Fenster zu wandte, während das Holz der Tür verdächtig knackte.
Es dauerte noch ein paar Minuten, doch schließlich barst das Holz am Schloss und krachend flog die Tür auf als Geoffrey sie aufstemmte. Keuchend stand der Ritter im Türrahmen und starrte seinen Herren unverwandt an, der ihn jedoch nach wie vor keines Blickes würdigte.
„Es reicht.“ knurrte Geoffrey und gab das Brecheisen an einen Diener weiter, der eingeschüchtert vor der Tür stand und angsterfüllt in den Raum starrte. „Habt Ihr gehört? Es reicht“ wiederholte Geoffrey entschlossen und durchquerte den Raum, um hinter William stehen zu bleiben.
Dieser hatte sich nach wie vor keinen Zentimeter bewegt und tat es auch nicht als Geoffreys Hand sich schwer auf seine Schulter legte. „Ihr seid genug in Eurem Selbstmitleid zerflossen. Auch wenn Ihr es nicht wahrhaben wollt, aber die Welt dreht sich noch immer weiter. Und falls ihr es vergessen haben solltet, Ihr habt noch zwei lebendige, sehr gesunde Kinder, die ihren Vater brauchen.“ knurrte Geoffrey zornig und zog William zu sich herum, der nur bei der Erwähnung seiner Kinder kurz zusammen gezuckt war.
William brauchte keinen Spiegel um zu wissen wie furchtbar er aussah. Geoffrey Augen verrieten diesen Umstand bereits ausreichend, auch wenn der Ritter sich Mühe gab, dies zu unterdrücken. Er schluckte kurz und nahm dann die Hand von Williams Schulter. „Ihr müsst Euch endlich zusammen reißen, so kann es nicht länger weiter gehen.“ zischte er wütend, erntete von William jedoch nur einen desinteressierten Blick. „Ach ja? Und wozu?“ fragte dieser spröde und erhielt im nächsten Augenblick eine so schallende Ohrfeige von seinem Ritter, dass er zurücktaumelte und sich an der Wand abstützen musste, um nicht zu stürzen.
William sah Geoffrey mit glühenden Augen an. „Wie kannst du es wagen.“ knurrte er und stürzte sich im nächsten Augenblick auf seinen Ritter.
Die Tage, die er in völliger Abgeschiedenheit nur mit sich und seiner Trauer verbracht hatte, forderten jedoch ihren Tribut und so hatte er Geoffrey rein gar nichts entgegen zu setzen, als dieser ihn packte und gegen die Wand drückte. Der Diener, der noch immer in der Tür stand, keuchte erschrocken auf und hätte um ein Haar das Brecheisen fallen gelassen.
„Ihr arroganter, selbstverliebter Mistkerl.“ knurrte Geoffrey wütend. „Wenn Ihr es schon nicht für Euch tut, weil Ihr Euch in der Rolle des zerstörten, trauernden Ehemannes gefallt, dann tut es wenigstens noch für Eure Kinder! Ich bin nicht gut darin ihnen zu erklären, wieso sie mit einem Mal ohne Mutter dastehen und weshalb Ihr Vater sich wie ein Wahnsinniger in seinem Arbeitszimmer verschanzt und sie nicht sehen will.“
Williams Widerstand brach schlagartig und er starrte Geoffrey fassungslos an als dessen Worte wie heißes Eisen durch seinen Panzer zu glitten schienen und das erste Mal gegen die Kälte vorgingen, die in Williams Inneren herrschte.
„Na, begreift Ihr es endlich?“ forderte Geoffrey ihn zu einer Reaktion heraus und erzielte, dass William die Augen schloss und leise stöhnte.
Einen Moment lang blieben die beiden Männer völlig reglos voreinander stehen und niemand sprach ein Wort bis William schließlich die Schultern straffte und die Augen wieder aufschlug.
„Ich“ begann William, wurde jedoch von Geoffreys Kopfschütteln unterbrochen. „Nebenan wartet ein heißes Bad auf Euch, sowie etwas zu Essen und eine scharfe Rasierklinge. Sobald Ihr von allem Gebrauch gemacht habt, komme ich wieder und wir werden reden. Und danach solltet Ihr Eure Kinder suchen.“ erklärte Geoffrey und ließ von William ab, um den Raum zu verlassen.
Es tat erstaunlich gut, dass ihm jemand sagte, was er tun sollte und so begab William sich ohne ein weiteres Wort nach nebenan um endlich ein Bad zu nehmen.

William hatte in der Kapelle zwei Kerzen entzündet und stand nun in der Mitte des Kirchenschiffes und starrte den Altar an, der sich vor ihm in seiner ganzen Pracht entfaltete. Keine Regung war durch seinen Körper gegangen seit er hier stand und auch jetzt hielt er den Blick nur unverwandt auf das goldene Kreuz gerichtet, das in der Mitte des Altars ohne Zweifel alle Blicke auf sich zog.
William atmete schwer und fühlte sich als wäre er von London bis nach Turo gelaufen, während sein Blick sich nun von dem Kreuz los riss und gehetzt den Rest der Kapelle musterte. Die irdene Schale mit Weihwasser fiel ihm ins Auge und mit einem Mal ging ein Ruck durch William, er ergriff die Schale und schleuderte sie wütend von sich, so dass sie mit lautem Scheppern auf den Stufen des Altars zerbrach.
Von dem Geräusch ohne Zweifel aufmerksam geworden, kam nun mit einem Mal der Priester herbei geeilt und bleib zwei Schritte von William entfernt stehen. „Oh ...“ murmelte er, starrte William kurz an und gab sich dann einen Ruck und sammelte die Scherben der Schale ein. „Das ist nicht schlimm, Mylord … ich werde eine neue Schale besorgen und sie aufstellen lassen. Macht Euch keine Sorgen.“ murmelte er dabei, erntete jedoch nur ein abfälliges Schnauben.
„Den Teufel werdet Ihr tun.“ erwiderte William trocken und zwang mit diesen Worten seinen Kaplan dazu aufzusehen. Schock spiegelte sich in den Augen des Geistlichen wieder als er William mit offenem Mund anstarrte. „Wie … wie meint Ihr das, Mylord?“ stammelte er schließlich verunsichert.
„Genau so, wie ich es sagte. Ihr werdet hier rein gar nichts mehr tun. Weder eine neue Schale besorgen, noch eine einzige Messe halten.“ knurrte William. „Aber, Mylord -“ „Kein Aber, ich will Euch nicht mehr sehen, habt Ihr mich verstanden?“
Der Geistliche ließ die Scherben wieder zu Boden gleiten und richtete sich langsam auf. „Mylord, ich kann verstehen, dass Ihr verbittert seid und das Ihr Euch schwer tut mit dem, was geschehen ist. Aber mit Gottes Hilfe -“
„GOTTES HILFE!?“ brüllte William zornig und der Priester zuckte erschrocken zusammen. „Wo war Gott als ich seine Hilfe wirklich brauchte? Wo war er als mein Vater elendig dahin siechte und an seinem Fieber verreckte und mich mit einer Aufgabe zurück ließ, der ich noch gar nicht gewachsen war? Wo war Gott als meine Frau in den Wehen lag und Stunden lang Schmerzen erlitt bis sie keine Kraft mehr hatte auch nur noch einen Atemzug zu machen? Wo war er als meine Kinder so hart ihrer Mutter beraubt wurden? Und wo war er als mein Sohn seinen ersten und zugleich letzten Atemzug tat?“ fuhr William seinen Kaplan zornig an, der völlig weiß im Gesicht geworden war und scheinbar nicht mehr wusste, was er noch erwidern sollte.
„Ihr werdet von hier verschwinden. Und zwar sofort. Packt Eure Sachen und seht zu, dass Ihr Land gewinnt, ich will dass Ihr mir nie wieder unter die Augen kommt. Und vergesst besser, dass Ihr hier gewesen seid, denn wenn Ihr auch nur ein einziges Mal darüber sprecht, so schwöre ich, werde ich Euch eigenhändig aufknüpfen und dabei zusehen wie Ihr elendig verreckt.“
Die Augen des Priesters weiteten sich vor Furcht und er umklammerte panisch seinen Rosenkranz. „Das … das ist Blasphemie! Mylord, Eure Seele -“ „Zum Teufel mit meiner Seele!“ knurrte William. „Raus mit Euch! Sofort. Sonst vergesse ich mich hier und jetzt!“ warnte er den Mann, der nun endlich zu begreifen schien, dass William es ernst meinte und die Beine in die Hand nahm.
Geräuschvoll stieß William den Atem aus, packte im nächsten Moment eine der vorderen, hölzernen Kirchenbänke, die nicht im Boden festgeschraubt waren und warf sie zornig durch den Raum, so dass sie vor der Tür zur Kapelle scheppernd auf dem Boden aufkam und dem Priester, der gerade ins Freie gelangt war, noch einmal Beine machte.
William wandte sich um und starrte noch ein letztes Mal den Altar an, dann drehte er sich um und verließ die Kapelle. Vor der Tür blieb er stehen und sah die zwei Ritter an, die auf seinen Geheiß hin draußen gewartet hatten. „Nehmt die beiden Kerzen und bringt sie zu den Gräbern. Dann holt ihr sämtliches Gold und kostbare Stoffe heraus. Alles was wertvoll ist, soll verkauft werden. Dann vernagelt ihr die Tür mit Brettern.“ erklärte er kühl.
„Aber Mylord ...“ wagte einer der Ritter das Wort zu erheben, wurde jedoch durch einen Blick von William zum Schweigen gebracht.
„Kein Aber mehr. Wenn die Leute beten wollen, dann sollen sie es wo anders tun. Sollen sie meinetwegen in die Stadt gehen, aber nicht hier. Nicht mehr auf meinem Grund und Boden. Gott hat diesen Ort verlassen und ich habe kein Bedürfnis mehr ihn zurück zu bitten.“
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Jun 01, 2013 12:15 am

William

Williams Augen leuchteten vor Begeisterung und er rannte hinunter in den Hof, der sich immer mehr mit den Männern seines Onkels füllte. Robert of Gloucester war aus der Normandie zurück gekehrt und nun auf der Durchreise nach Oxford, wo seine Schwester Mathilda von König Stephen belagert wurde.
William brannte darauf seinen Onkel zu finden, um mit ihm zu reden. Er wollte ihn um jeden Preis begleiten, auch wenn er ganz genau wusste, dass sein Vater das nie gutheißen würde. Doch wenn nicht jetzt, wann sollte er denn dann gehen? Die Worte seines Onkels hallten noch immer genau in seinen Gedanken wieder Vielleicht, wenn du ein wenig älter bist und ich wieder zurück in England bin. Nun war Robert of Gloucester wieder zurück in England und William war der festen Überzeugung, dass er alt genug war, um seinen Onkel zu begleiten.
Da er ihn im Hof zwischen all den Rittern und Pferden nicht entdecken konnte, eilte William in den Stall in der Hoffnung, dass er ihn dort vielleicht finden würde. Dort herrschte jedoch noch gähnende Leere und die Stallburschen waren dabei hinaus zu eilen, um die Tiere der Ritter entgegen zu nehmen und zu versorgen.
Der einzige, der von der hektischen Betriebsamkeit völlig unbeeindruckt schien, war ein Junge, der ungefähr in Williams Alter war und vor der Box seines Ponys stand. Skeptisch kam William näher und musterte den Jungen dabei aufmerksam. Seine roten Haare standen etwas wirr von seinem Kopf ab und die leichte Röte in seinem Gesicht, sowie der Schmutz der an Haut und Kleidern haftet, verriet, dass er mit dem Gefolge seines Onkels gekommen sein musste. Seine Kleidung war von feiner Machart und in hübschen Farben gehalten und unweigerlich keimte der Neid in William auf und die Frage, wieso dieser Junge mit seinem Onkel reiten durfte und er nicht.
„Kann ich dir helfen?“ fragte William schließlich als er neben dem Rothaarigen stehen blieb und bedachte ihn mit einem Blick, der klar machen sollte, dass er hier zu Hause war und das Sagen hatte.
Der Junge zog die Augenbrauen in die Höhe und bedachte ihn mit abschätzigem Blick. „Ich habe mich nur gefragt, warum dieses verfilzte Pony hier eine Box hat … es wäre draußen doch viel besser aufgehoben, außerdem brauchen wir die Boxen für unsere Pferde.“ bemerkte er in gleichmütigem Tonfall. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendjemand das Tier reitet … bist du einer der Stallburschen? Du könntest das Pony hinaus bringen und dich dafür um mein Pferd kümmern.“ bot der Junge an und sah William dabei mit einem Blick an, der davon zeugte, dass er sich mit seinem Angebot für ausgesprochen großzügig hielt.
William schoss die Zornesröte ins Gesicht und er ballte die Hände zu Fäusten. Wer war dieser Kerl, dass er wagte so mit ihm zu sprechen?
„Nimm das sofort zurück!“ zischte er wütend und erntete einen verständnislosen Blick.
„Was?“
„Was du über mein Pferd gesagt hast!“ fuhr William ihn wütend an.
Der Rothaarige zog die Augenbrauen in die Höhe und grinste. „Dein Pferd? Das ist doch gerade mal ein Pony …“ bemerkte er abschätzend. „Und wer bist du überhaupt?“
William biss die Zähne aufeinander und straffte dann die Schultern. „Ich bin William of Cornwall. Sohn des Earl of Cornwalls und Robert of Gloucester ist mein Onkel! Und ich verbiete dir so zu reden.“ knurrte William, erntete jedoch auch dieses Mal nur einen höhnischen Blick.
„Niemand verbietet mir irgendetwas.“ erwiderte der Junge überzeugt. „Und wenn ich sage, dass das hier ein verfilztes, dreckiges Pony ist, das auf die Weide anstatt in den Stall gehört, dann ist das so.“
Williams Augen blitzen zornig auf und im nächsten Moment machte er einen Satz nach vorne und warf sich auf den Jungen vor ihm, der so abfällig über seinen Schecken redete auf den William doch so stolz war.
Da der Überraschungsmoment ohne Zweifel auf Williams Seite lag, gelang es ihm den Jungen auf den Boden zu reißen und ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht zu verpassen noch bevor dieser überhaupt begriff, was gerade mit ihm geschah. Doch im nächsten Moment hatte er sich wieder beisammen und ging dazu über sich aufs heftigste gegen Williams Übergriff zu wehren.
Die beiden Jungen rollten über den Boden der Stallgasse und im Nu war eine handfeste Prügelei im Gange.
Da sich die beiden absolut nichts schenkten, konnte keiner wirklich die Oberhand in dieser Rangelei gewinnen und so kamen die zwei irgendwann keuchend auseinander und saßen sich vollkommen verdreckt gegenüber. Williams Lippe war aufgeplatzt und er würde so manchen blauen Fleck davon getragen haben, doch als er nach Atem ringend zu seinem Kontrahenten hinüber sah, stellte er zufrieden fest, dass diese in Kürze mit einem tiefblauen Auge durch die Gegend laufen würde.
„Wag es ja nicht nochmal mein Pony zu beleidigen.“ riet William keuchend, doch der andere runzelte nur wütend die Stirn. „Das wirst du noch bereuen, das verpreche ich.“ zischte er und rappelte sich eilig auf, um den Stall zu verlassen.
William ließ den Kopf gegen die Boxentür seines geliebten Ponys sinken und holte tief Luft. „So ein unverschämter Kerl.“ brummte er und zog sich dann in die Höhe, um seinem Pony über die Nüstern zu streichen. „Der hat ja keine Ahnung, was du alles kannst. Eingebildeter Trottel … denkt wohl auch, er sei der König von England.“ William schnitt eine Grimasse und holte dann etwas Hafer, um es in den Trog des kleinen Schecken zu schütten. Zwar hatte William erst kürzlich von seinem Vater ein neues, größeres Reitpferd bekommen, doch den kleinen Wallach vergötterte er noch immer. Er hatte ihn auf den Namen Pie getauft, da er aus der Normandie stammte und ein Schecke dort Cheval Pie genannt wurde. Außerdem erinnerten ihn die hellbraunen Flecken an die Farbe von frischem Apfelkuchen.
William fuhr sich mit dem Ärmel über den Mundwinkel und seufzte, ehe er sich auf den Weg machte, den Stall zu verlassen. Er würde sich nun wieder umziehen und waschen müssen, denn so konnte er seinem Onkel schließlich nicht unter die Augen treten, wenn er wollte, dass dieser ihn mit nahm.
Eine Weile später hatte William sich umgezogen und sah nun etwas besser aus, wenn auch seine aufgeplatzte Lippe noch immer davon zeugte, dass er sich heute Morgen geprügelt hatte. Er hatte sich gerade seinen neuen Gürtel umgebunden als es an der Tür klopfte und einer der Diener eintrat, mit der Bitte William möge ihn begleiten, da sein Vater ihn erwarte und der Earl of Oxford nach ihm gefragt hätte. Eine Welle der Aufregung durchflutete seinen Körper und William beeilte sich dem Diener zu folgen und lief unruhig neben ihm den Gang entlang. Endlich, endlich konnte er seinen Onkel begrüßen.
Als William in die Halle kam, erstarte er noch auf der Schwelle. Sein Vater und sein Onkel standen beisammen und besprachen etwas und neben den beiden Männern … ja, neben ihnen stand dieser unverschämte Rotschopf von vorhin.
William straffte die Schultern und ging dann gemessenem Schrittes zu den dreien hinüber. „Ah, da bist du ja!“ begrüßte sein Onkel ihn freudig als William sich vor ihm verneigte. Der Blick Reginalds blieb hingegen auf Williams aufgeplatzter Lippe hängen und die Art wie er die Augen verengte, sprach Bände.
„Ich möchte dir jemanden vorstellen.“ fuhr Robert of Gloucester unbeirrt fort und schien entweder nicht zu bemerkten, dass die beiden Jungen sich gegenseitig in den Boden zu starren versuchten oder er ignorierte es geflissentlich. „Das hier ist Henry Plantagenêt, Sohn des Grafen von Anjou und Kaiserin Mathildas, Erbe der Normandie und des Anjou und sobald wir Stephen besiegt haben, der künftige König von England.“
Während der Rotschopf, der sich als Henry Plantagenêt entpuppt hatte, eine selbstgefällige, herablassende Miene zur Schau stellte, wurde William blass im Gesicht. Sein Kopf schwirrte und sein Mund wurde trocken als ihm bewusst wurde, wer da vor ihm stand … und was er vorhin getan hatte.
Der dunkle Schatten, der unter Henrys rechtem Auge lag, erinnerte William nur zu gut daran, dass er ihn geschlagen hatte … den Menschen wegen dem ganz England in Aufruhr war und wegen dem William seinen Onkel unbedingt begleiten wollte.
Als William den Blick seines Vaters auffing, wurde ihm kurzzeitig übel, dann besann er sich auf seine Manieren und ließ sich vor Henry auf die Knie fallen.
Das war offensichtlich eine Reaktion mit der dieser jedoch so ganz und gar nicht gerechnet hatte und Henry starrte verblüfft auf William hinunter. Ein schier endloses Moment verging, dann spürte William eine Hand an seiner Schulter und als er aufsah, bot Henry ihm grinsend die Rechte an, um ihn auf die Beine zu ziehen. „Du hast einen harten Schlag, wenn du einen genauso scharfen Verstand hast, werde ich dich gut gebrauchen können.“ erklärte er freimütig und erntete mit seinen Worten verwirrte Blicke der beiden Männer neben ihm. Erst jetzt schien den beiden zu dämmern, dass Henrys blaues Auge und Williams aufgeplatzte Lippe in direktem Zusammenhang zueinander standen.
William stieg eine leichte Röte ins Gesicht, doch er bemühte sich den Blick nicht zu senken. „Es würde mich freuen, das unter Beweis stellen zu dürfen.“ erklärte er dann und hob das Kinn ein wenig an, um keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte zu lassen.
Henry zog eine Augenbraue in die Höhe und sah kurz zwischen seinen beiden Onkeln hin und her. William sah seinem Vater an, dass er darauf wartete, dass Henry ihn um Erlaubnis fragte, doch der junge Rotschopf schien sich seiner Position mehr als bewusst zu sein.
Ein Grinsen trat auf seine Lippen und er nickte. „Wenn du es dir wünscht, sollst du die Gelegenheit haben mich zu begleiten.“
Williams Herz setzte aus und er starrte Henry ungläubig an. Er konnte kaum glauben, dass dieser Junge, der gerade mal ein Jahr älter war als er selbst ihm gerade mit einem lockeren Grinsen seinen größten Wunsch erfüllt hatte. Er würde von hier fort können. Endlich.
Williams Augen strahlten freudig, als er vor Henry erneut das Knie beugte und den Kopf senkte. „Ich danke Euch, Sire. Ihr werdet diese Entscheidung nie bereuen.“ schwor er entschlossen.
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Chrisi
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySo Jun 23, 2013 9:50 pm

Joanna

„Psst…du darfst mich nicht verraten, sonst bekomme ich wieder Ärger.“,  erklärte die Achtjährige gewissenhaft ihrem kleinen schwarzen Pony im Flüsterton. Der kleine Rappe musste die Ecke seiner Box mit dem kleinen Mädchen mit den roten Zöpfen teilen, das sich einmal mehr vor seinem Kindermädchen versteckt hatte.
Sie hielt die Luft an, als draußen Schritte ertönten und in ihrer direkten Nähe verhallten, und verzog dann das Gesicht, als ihr Pony ein kurzes Schnauben von sich gab.
Wahrscheinlich hatte sie sich schon einmal zu oft hier versteckt. Das wurde ihr klar, als die strenge Miene ihres Kindermädchens sich über der Boxentür zeigte und Joanna in sich zusammenschrumpfte.

„Joanna! Was fällt dir ein schon wieder wegzulaufen? Und wie siehst du eigentlich aus? Das war dein neues Kleid und jetzt ist es voller Haare und Stroh und ganz schmutzig!“ Joanna zog den Kopf ein und setzte einen schuldbewussten Blick auf. „Tut mir leid, Mama.“
„Wie war das?“ Das Mädchen senkte den Blick. „Verzeiht, Mutter. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Ihre Mutter nickte knapp. „Marsch, du gehst heute ohne Essen ins Bett. Vielleicht lernst du dann, wie du dich zu benehmen hast. Du hast schon wieder deine Lektionen in guten Manieren versäumt.“

Joanna zuckte zusammen als ihr Vater sie ohrfeigte und biss sich auf die Unterlippe um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. „Wie kannst du es wagen, uns so bloßzustellen, Tochter? Wie kannst du uns vor dem Earl so blamieren und ihm ins Gesicht sagen, dass du ihn nicht heiraten willst?!“
Joanna schluckte. „Weil ich ihn nicht heiraten möchte, Vater! Ich will nicht heiraten, ich bin noch nicht so weit.“ George Dereham packte seine Tochter am Handgelenk und hob drohend den Zeigefinger. „Du bist dreizehn Jahre alt und im heiratsfähigen Alter. So einen Chance bekommen wir nie wieder! Dass ein so hochrangiger Mann dich heiraten will! So ein widerspenstiges Gör wie dich! Du solltest uns dankbar sein für diese Möglichkeit! Stattdessen trittst du unsere Großzügigkeit mit Füßen! Aber ich sage dir eins, Joanna, das hier wirst du nicht kaputt machen und wenn ich dich eigenhändig zum Altar schleifen muss.“

„Mama! Das kannst du nicht zulassen! Ich will nicht hier weg! Ich mag ihn nicht, er ist so alt! Er könnte mein Großvater sein! Bitte, bitte Mama, zwing mich nicht. Sag Papa, dass ich hier bleiben darf. Ich bitte dich…Ich will ihn nicht heiraten, ich bin doch noch so jung.“, flehte sie ihre Mutter an, nachdem sie bei ihrem Vater keinen Erfolg gehabt hatte. Das hier war ihre allerletzte Chance.
„Du wirst ihn heiraten, Joanna. Keine Widerrede. Das ist deine Chance für einen gesellschaftlichen Aufstieg und dafür bist du erzogen worden. Du hast deinem Vater zu gehorchen und er will es so. Das ist mein letztes Wort. Jetzt geh und pack deine Sachen. Heute Abend werdet ihr offiziell verlobt und dann wirst du ihn nach Warwick begleiten. Dein Vater wird mit dir reisen um aufzupassen, dass du keine Dummheiten machst. Und Anna wird ebenfalls mitkommen. Also sieh zu, dass du bis morgen Abend alles fertig hast. Der Earl wünscht keine Verzögerungen.

Joanna machte sich nicht einmal die Mühe ihre Tränen zu verbergen, als sie im Hof neben ihrem Verlobten stand und Abschied nehmen musste von ihrer Heimat. Das hier war für sie ein einziger Alptraum. Und ihr blieb kein Ausweg, dafür sorgte ihr Vater schon. Auch jetzt warf er ihr einen scharfen Blick zu. Joanna zuckte leicht zusammen und knickste eilig vor ihrer Mutter. „Lebt wohl, Mutter.“ Sie wusste ganz genau, was ihr blühte, wenn sie sich jetzt aufmüpfig benahm. Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper, als sich die Hand ihres Zukünftigen fest um ihren Arm schloss und sie beinahe vor Schmerz aufschreien ließ. „Nun, Lady Joanna, es wird Zeit. Wenn ich Euch beim aufsteigen behilflich sein darf.“, sagte der Earl of Warwick mit seiner unangenehmen Stimme. Joanna nickte nur eingeschüchtert und ließ sich auf ihren neuen, grauen Wallach helfen. Ein vorzeitiges Hochzeitsgeschenk ihres Gatten.

„Möchtet Ihr, Joanna Dereham, Roger de Beaumont zu Eurem Gemahl nehmen, Ihn lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod Euch scheidet?“
Joanna zögerte, doch sie spürte den Blick ihres Vaters im Nacken. Es war klüger – und gesünder – nicht aufzubegehren. Auch ihrem Ehemann gegenüber. Auch, wenn ihr schlecht dabei wurde und sie ihre Freiheit endgültig aufgab.
„Ja, ich will…“ Es war nur ein Flüstern.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyDo Sep 25, 2014 9:37 pm

William

Williams Atem ging rasch und sein Puls war beschleunigt. Wie zum Teufel hatte ihm das nur passieren können? Er war her gekommen, um Beaumont davon zu überzeugen, ihm Joanna zur Frau zu geben und nun saß er hier in diesem Loch. Hände und Füße waren mit schweren Eisenketten gebunden und er wusste, dass die groben Tritte und Stöße auf dem Weg hier her nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen waren. Das Schlimmste würde erst noch kommen.
Oder vielleicht war es auch schon eingetreten ... in dem Moment in dem Beaumont herausgefunden hatte, dass William ihn belauschte. In dem Moment waren all seine Hoffnungen zerplatzt.
William setzte sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen den kalten Stein. Wie sollte er hier wieder raus kommen? Und was sollte aus Joanna und dem Kind werden? Nein, es war ausgeschlossen, dass er hier verrottete und womöglich starb! Das durfte einfach nicht passieren und deshalb musste er einen Weg hier raus finden.
Schritte waren auf dem Gang zu hören, kamen näher und der schwere Riegel wurde zurück geschoben, die Tür schwang quietschend auf und herein trat ein Bulle von einem Kerl. "So du Hurenbock. Der Earl lässt dir Grüße bestellen, er kommt später zu dir. Solange soll ich dir die Zeit vertreiben." Der Soldat grinste hämisch. "Na, was sagst du dazu?"
William sagte gar nichts, schnaubte nur verächtlich und im nächsten Moment krachte eine geballte Faust auf seinen Wangenknochen nieder. Wenngleich ein gewaltiger Schmerz in seinem Gesicht explodierte, so gab William keinen Ton von sich und starrte seinen Gegenüber nur trotzig an.
"Hm, hätt mich auch gewundert, wenn das gereicht hätte." brummte der stämmige Kerl, packte Williams Handfesseln und zog ihn auf die Füße. "Dann wollen wir dich für den Earl doch einmal hübsch vorbereiten." knurrte er und kettete William mit den Armen über dem Kopf an einen in die Wand eingelassenen Eisenring.
Dann wandte er sich ab und verließ den Raum - und überließ William somit der schlimmsten Folter überhaupt: dem Warten. Dem Warten darauf, dass sein Peiniger irgendwann zurück kam und sein Werk erst richtig begann.
Allerdings musste er auch nicht sehr lange warten bis der grobschlächtige Kerl wieder zurück kam; dieses Mal mit einem Holzknüppel in der Hand. William atmete bei dem Anblick leise aus und schloss für einen Moment die Augen, bereitete sich vor auf das, was nun unweigerlich kommen würde. Als er die Augen wieder öffnete, sah er den Kerl gerade Schwung holen und spannte sich an. Die Wucht des Schlages war beachtlich, doch Williams angespannte Bauchmuskeln fingen einiges ab. Der Knüppelschwinger grinste jedoch nur und holte erneut aus, dieses Mal um William sämtliche Luft auf den Lungen zu pressen, als das Holz auf seinen Brustkorb krachte. William spürte, wie mindestens zwei Rippen brachen und sackte soweit zusammen, wie die Kette an seinen Handgelenken es zuließ.
"Na, schon nicht mehr ganz so überheblich, was?" lachte der Kerl herablassend. William atmete tief durch und sah wieder auf, verengte die Augen und spuckte dem Kerl vor die Füße.
Dieser ließ ein Grollen verlauten, das problemlos für das eines wilden Bären gehalten werden konnte und kurz darauf sauste der Knüppel erneut auf Williams Körper nieder, so dass er die Zähne aufeinander beißen musste, um nicht laut aufzustöhnen.
Irgendwann hörte er schließlich auf die Schläge zu zählen und bald war William auch gar nicht mehr in der Lage den Schlägen etwas entgegen zu setzen, da er mehr und mehr Mühe hatte sich aufrecht zu halten. Das schien auch seinem Peiniger aufzufallen und verdarb ihm ganz offensichtlich die Lust daran sein Opfer zu quälen, denn die Schläge kamen nun unregelmäßiger und legten schließlich eine Pause ein. "Und schon bist du ganz still, du Hurenbock." knurrte der Kerl verächtlich. "Naja, der Earl will dich ja unbedingt lebend, also ..." Er wandte sich um und William atmete erleichtert auf. Doch genau in diesem Moment fuhr der Kerl noch ein letztes Mal herum und schlug mit großer Zielgenauigkeit zu.
William spürte den Schmerz hinter seiner Stirn explodieren, das Blut, wie es mit einem Mal heftig über sein Gesicht strömte und dann die allumfassende Dunkelheit als sich die Ohnmacht seiner bemächtigte.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyDo Sep 25, 2014 11:30 pm

William

William lehnte sich auf der Bank etwas zurück und schloss die Augen. "Ihr solltet das Angebot annehmen." durchbrach eine tiefe französische Stimme da die Stille. "Das des Königs, meine ich. Nehmt es an, Engländer, es ist eine gute Chance. Die beste, die Ihr vermutlich jemals wieder bekommen werdet." fuhr die Stimme fort.
William atmete leise aus und öffnete die Augen wieder. "Das kann ich nicht, Jacques." erwiderte er in flüssigem Französisch, das allerdings durch seinen Akzent verriet, dass William Normanne war und nicht wie Jacques aus Paris stammte. Er sprach zwar fließend Französisch, doch der Akzent, den man in der Normandie und dem Anjou sprach und der für William Zeit seines Lebens prägend gewesen war, unterschied sich doch deutlich von dem Pariser. Und hinzu kam, dass William immer weniger Französisch sprach. In Truro wurde mittlerweile fast ausschließlich Englisch gesprochen und auch wenn er mit Joanna zusammen war, nutzte er die englische Sprache, nicht die französische, so dass Williams Aussprache zusätzlich mehr und mehr von dem rauen Englisch beeinflusst wurde. Einer der Gründe, weshalb Jacques ihn unermüdlich immer nur mit "Engländer" ansprach.
"Ihr seid ein Dummkopf." tadelte ihn da der Franzose. "Natürlich könnt Ihr es annehmen. Alle würden davon profitieren. Nennt mir einen guten Grund, weshalb Ihr es nicht annehmen könnt." forderte Jacques mit ernster Miene.
"Weil ich einen Eid geschworen habe." erwiderte William, erntete jedoch nur ein verächtliches Schnauben, ehe er weiter sprechen konnte. "Einen guten Grund, Engländer! Euer Eid ist ein Witz und das wisst Ihr auch. Euer so heiß geliebter König hat Euch fallen gelassen, Euch geächtet und verbannt und somit Euren Eid für hinfällig erklärt. Nehmt Louis' Angebot an und Ihr könnt wieder ein einflussreicher Mann werden, jetzt seit Ihr gerade nur ein Niemand ohne einen Ort, an den er gehen und den er sein zu Hause nennen kann."
William schüttelte den Kopf. "All das hat er getan, weil eigennützige Verräter ihm falsche Informationen geliefert haben. Sobald er die Wahrheit erfährt, wird er es wieder rückgängig machen, ich sehe meinen Eid also nach wie vor als ungebrochen an." erklärte William untypisch geduldig.
Nun war es an Jacques den Kopf zu schütteln. "Ich sage ja, Ihr seid ein Dummkopf. Solange Ihr hier fest sitzt, wird Henry nicht erfahren wie es tatsächlich um Eure Loyalität bestimmt ist und Louis wird Euch nicht gehen lassen, solange Ihr zu dem Angeviner steht." bemerkte Jacques.
Williams Blick verfinsterte sich als er nickte. "Ich weiß, aber wer kann schon sagen, ob das Schicksal nicht doch noch eine Überraschung für mich bereit hält."
Jacques seufzte hoffnungslos. "Dann solltet Ihr besser viel Zeit mit Beten verbringen, damit Gott für Euch ein Wunder wirkt." gab der Franzose zurück und erntete nur ein trauriges Lächeln. "Ich bete nicht, das wisst Ihr doch, mon ami."
Jacques seufzte erneut und erhob sich von der Bank. "Dann wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, um damit anzufangen, Engländer. Sonst muss ich noch auf Euch aufpassen, wenn wir beide alt und grau sind."

Nachdem Jacques ihn wieder in das kleine Gemach gebracht hatte, das William hier zugewiesen worden war, hatte der Franzose vor der Tür Stellung bezogen und William war noch ein wenig unruhig auf und ab gelaufen.
Nun lag er auf seinem Bett und starrte zur Decke hinauf, seine Gedanken zogen dabei unablässig kreiste und drehten sich um zwei Dinge: sein zurückliegendes Gespräch mit seinem Wächter und um Joanna und die Kinder. Wann immer William darüber nachdachte - und wenn er hier etwas im Überfluss hatte, dann war das Zeit zum Nachdenken - wurde ihm furchtbar schwer ums Herz und er hatte das Gefühl, nicht mal mehr genug Kraft zum Aufstehen zu haben.
Er hatte so große Pläne gehabt, als er aufgebrochen war, um William de Beaumont um Joannas Hand zu bitten. Er hatte Joanna ein wunderschönes Brautkleid kaufen wollen, das das Blau ihrer Augen betonte, er hatte sie vor sich stehen sehen wollen, als sie Beide in der Kirche vor dem Altar das Ehegelöbnis ablegten und dann hatte er ihr Truro zeigen wollen, die Ländereien über die sie von da an gemeinsam geherrscht hätten. Und er hatte einige entspannte Tage nur mit ihr und den Kindern verbringen wollen.
Stattdessen saß er jetzt hier in Paris fest und hatte nichts von alle dem ... das war wahrlich nicht im Plan enthalten gewesen.
William rechnete noch einmal nach, wie lange er nun schon von seiner Liebsten getrennt war und seine Miene wurde noch düsterer. Joanna war im dritten Monat gewesen als er Henrys Erlaubnis für die Heirat erwirkt hatte und aufgebrochen war. Mittlerweile musste sie also schon einen überaus deutlichen Schwangerschaftsbauch haben und er war nicht bei ihr, schlimmer noch, er hatte sie nicht einmal zu einer ehrbaren Frau gemacht und sein Kind würde als illegitimer Bastard eines geächteten und verbannten Verräters zur Welt kommen.
William legte den Arm über das Gesicht und stöhnte gequält auf. So blieb er liegen bis es schließlich an seiner Tür klopfte. Er machte sich allerdings nicht die Mühe zu antworten, da die Tür ohnehin geöffnet wurde. Das Klopfen war lediglich ein kleiner Respektserweis, den Jacques ihm entgegen brachte.
"Euer Abendessen ist da, Engländer." ertönte die Vertraute Stimme seines Wächters. "Bringt es weg, ich habe keinen Hunger." grollte William und sah gerade rechtzeitig zur Tür, um zu sehen, wie der Diener auf Jacques Zeichen hin das Tablette mit Essen abstellte und verschwand. Jacques schloss die Tür und goss dann zwei Becher Wein ein mit denen er zum Bett hinüber ging und William einen Becher hinhielt. Dieser maß ihn mit finsterem Blick, setzte sich dann jedoch auf und nahm den Becher entgegen. Jacques setzte sich mit dem zweiten in der Hand ihm gegenüber hin und trank einen Schluck. "Hört zu" begann er schließlich. "Es geht mich im Grunde ja nichts an, aber wenn Ihr so weiter macht, richtet Ihr Euch am Ende noch selbst zu Grunde. Und seien wir ehrlich, damit ist niemandem geholfen. Euch nicht, Euren beiden Kindern nicht und erst Recht nicht Eurer Liebsten und dem ungeborenen Kind."
William funkelte Jacques zornig an, schwieg aber beharrlich.
"Ihr esst so schon nicht viel, aber heute ist schon der dritte Tag an dem Ihr das Essen ganz abweist, das kann so nicht weiter gehen. Seht Euch doch an! Und Ihr wollt der Earl of Cornwall sein? König Henrys engster Vertrauter und sein wohl bester Feldherr?"
William schnaubte. "Momentan bin ich wohl eher der Earl of Nirgendwo. Und in erster Linie Louis' Gefangener." bemerkte er trocken und drehte seinen Becher langsam in der Hand. "Und nur noch ein Schatten seiner Selbst." fügte Jacques hinzu und leerte eilig seinen Becher. "Denkt an meine Worte, Engländer. Ihr helft niemandem, wenn Ihr Euch zu Tode hungert." Jacques stand auf und stellte den Becher auf den Tisch. Außerdem werde ich das nicht länger zulassen können. Der König wird mir die Hölle heiß machen, wenn seiner Lieblingsgeisel etwas zustößt. In meinem eigenen Interesse habt Ihr also noch bis Morgen Zeit, um wieder zur Vernunft zu kommen, danach werde ich Euch zwingen zu essen, ganz egal wie." Damit ließ Jacques ihn sitzen und kehrte wieder auf seinen Wachposten vor Williams Tür zurück.
Es war weniger Jacques Drohung als viel mehr die Erkenntnis, dass er ja Recht hatte, die William schließlich dazu bewegte, sich an den Tisch zu setzen. Als er dann erst einmal angefangen hatte, kehrte der Hunger mit aller Macht zurück und William hatte im Nu alles aufgegessen.
Er kehrte zu seinem Bett zurück, legte sich hin und fühlte sich nun zumindest physisch ein wenig besser, doch die düsteren Gedanken wollten und wollten einfach nicht verschwinden.
William vermisste Joanna und die beiden Kinder und machte sich ernsthaft Sorgen, ob es ihnen wohl gut ging. Besonders die Kleinen waren nun völlig alleine und William hoffte inständig, dass Joanna ein wenig auf sie Acht gab und besonders, dass Henry sie nicht dafür bezahlen ließ, wessen Kinder sie waren. Im Grunde schätze er seinen Cousin nicht so ein, doch William hätte auch nie erwartet, dass Henry ihn einmal verstoßen würde, er war sich also absolut nicht mehr sicher, woran er war.
Dennoch, egal wie verzweifelt er gerade war, er würde Louis' Angebot nicht annehmen. Es ging einfach nicht. Sein Herz hing an Henry und dessen Königreich und hinzu kam, dass er nicht wusste, wie es sonst hätte weiter gehen sollen. Wenn er sich offen zu Louis bekennen würde, wäre Cornwall für ihn verloren, Henry würde seine Kinder in Gewahrsam nehmen und er würde Joanna nie wieder sehen. Er würde zu dem Verräter werden für den ihn alle hielten.
Verzweifelt schloss William die Augen. "Warum Gott? Warum lässt du dir immer neue Dinge einfallen, um mich zu quälen?" Wie sollte er denn so je wieder Vertrauen zu Gott fassen? Nein, damit war er wirklich durch; ein für alle Male.
Schließlich überkam ihn doch noch die Müdigkeit und er schlief ein, seine Gedanken galten dabei wie immer einzig und allein Joanna und den Kindern.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Sep 27, 2014 12:20 am

William

William atmete tief durch und sog diesen wundervollen, lieblichen Duft gierig ein, den er in den letzten Wochen mehr als schmerzlich vermisst hatte Es kam ihm noch immer vor als würde er träumen, aber dieses Mal war es kein Traum mehr, es war tatsächlich Wirklichkeit. Und dennoch machte er kein Auge zu, aus Angst er könne am nächsten Morgen doch aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Traum gewesen war. William verstärkte seinen Griff ein wenig und seine Hand glitt hinab, strich über dünnen Stoff und fuhr die beachtliche Rundung vom Bauch seiner Frau nach.
Seiner Frau. Joanna war hochschwanger und dennoch hatten sie erst heute geheiratet. Eigentlich hatte er sich da auch ganz anders vorgestellt, doch das Schicksal hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. So hatte er heute in einer kleinen französischen Kapelle gestanden und hatte als vollkommen mittelloser mann, als verbannter Engländer in französischer Gefangenschaft, die Liebe seines Lebens geheiratet, deren deutlich geschwollener Leib niemandem mehr verheimlichen konnte, dass sie sein Kind trug.
Dennoch all diesen widrigen Umständen zum Trotz, war er gerade glücklich. Endlich hatte er Joanna wieder bei sich und sie waren nun vor Gott und der Welt Mann und Frau Das sorgte auch dafür, dass seine Wut vollkommen verraucht war, obwohl Joanna mit ihrer Reise nach Paris ein unverantwortliches Risiko auf sich genommen hatte und das nur, um wieder bei ihm zu sein.
Sein Glück wurde jedoch dadurch getrübt, dass er nicht nach Hause zu Beatrice und Robert konnte, aber das versuchte er wenigstens für heute Abend einmal zu vergessen. Er wollte diese eine Nacht lang nur daliegen, seine Frau in den Armen halten und sie beim Schlafen beobachten, mehr wollte William gar nicht. Er liebte Joanna einfach abgöttisch und er hatte gelitten wie ein Hund, als er alleine hier in Paris gewesen war. Jetzt, da sie bei ihm war, hatte William neuen Mut geschöpft und wenngleich sich an seiner misslichen Lage nichts geändert hatte, so war er nun aber doch wieder voller Zuversicht. Irgendeine Möglichkeit würde sich schon bieten, irgendwann würde all das hier, dieser furchtbare Albtraum ein Ende haben.
William strich weiter zärtlich über Joannas Bauch. Es war sein Kind, das darin heranwuchs und wenngleich er bereits zwei Kinder hatte, versetzte ihn dieses hier in Hochstimmung und sorgte dafür, dass er aufgeregt war, wie beim Ersten. Immerhin war es nun Joanna, die ihm dieses Kind schenkte - die Frau, die er schon immer als Mutter seiner Kinder hatte haben wollen.
William atmete leise aus. Jetzt, da Joanna hier war, würde er mit ihr auch ausführlich über Louis' Angebot sprechen müssen. Nicht, dass er es nun annehmen würde, aber sie hatte das Recht darauf davon zu erfahren und sie würden solche Entscheidungen nun immer gemeinsam treffen. Jetzt, da sie endlich vereint waren und hatten heiraten können.
William beugte sich ein wenig vor und hauchte einen sanften Kuss auf Joannas Wange. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sie beobachtete und für einen Moment wenigstens nur glücklich war.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Sep 27, 2014 8:18 pm

Constance

Constance umarmte Alais und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Das nächste Mal musst du mich aber mitnehmen. Dass du einfach so ohne deine Zofe reist ..." tadelte sie ihre Freundin lachend, die ihr nun ebenfalls einen Kuss auf die Wange gab. "Ach, in ein paar Tagen bin ich ja wieder da, mach dir keine Gedanken." erwiderte Alais heiter und die beiden Freundinnen verabschiedeten sich von einander.
Constance sah dem kleinen Tross noch einen Moment lang nach. Seit fünf Jahren war sie hier am Hofe des Earl of Surrey und Alais, die Tochter des alten Earls war ihre beste Freundin geworden. So war Constance auch überglücklich gewesen, als sie vor zwei Jahren zu ihrer Zofe berufen worden war und erfüllte ihre Aufgabe mit größter Freude.
Lächelnd wandte sie sich schließlich ab und ging zum Haupthaus zurück. Constance hatte den Hof noch nicht einmal zur Hälfte durchquert, als sie rasche Schritte hinter sich hörte, die immer näher kamen. "Ich hoffe, dass Mylady nicht allzu traurig über ihr Hierbleiben ist. Wenn Ihr Euch allzu einsam fühlt, finden wir aber sicher eine Lösung."
Constance wandte den Kopf um und lachte als sie Arthurs breites Grinsen sah. Alais' zweitältester Bruder war Constance fast genauso teuer geworden, wie Alais selbst. Arthur hatte immer ein Lächeln für sie bereit und sie suchte durchaus gerne seine Gesellschaft. Alais liebte es darüber hinaus auch sie ein wenig damit aufzuziehen und behauptete, dass Arthur Constance sicher irgendwann um ihre Hand fragen würde.
Immer wenn sie das tat, lachte Constance pflichtschuldig, war tatsächlich jedoch betrübt, da sie sich im Gegensatz zu ihrer Freundin keine solchen Illusionen machte. Sie war nur ein einfaches Mädchen, die Tochter eines niederen Ritters aus dem Gefolge des Earls, also nichts, was ein Mann wie Arthur suchen würde. Zudem glaubte sie, dass er sie auch unter anderen Umständen nicht genommen hätte, er war einfach freundlich zu ihr, mehr war da nicht.
Sie hingegen konnte Arthur gut leiden und hielt ihn für einen anständigen Mann, einen, den sie wirklich gerne geheiratet hätte. Da sie das jedoch glaubte, genoss Constance einfach die Aufmerksamkeit, die Arthur ihr hin und wieder schenkte und gab sich damit zufrieden. Man sollte Dingen, die man nicht haben konnte, nicht zu sehr nachtrauern.
"Oh, ich denke, mir wird so schnell nicht langweilig, es gibt immer genug zu tun." erwiderte Constance und musste ein wenig grinsen. "Außerdem will dein Bruder ja, dass ich heute Abend an der Tafel serviere." erinnerte sie Arthur, der wie erwartet die Augen verdrehte. "Ach ja, um ein Haar hätte ich unseren hochehrwürdigen Earl und sein Fest vergessen." Arthur schnitt eine Grimasse und entlockte Constance damit erneut ihr glockenhelles Lachen in das er prompt mit einfiel.

Constance atmete tief durch und trat dann mit dem neuen Wein, den sie hatte holen müssen, wieder in die stickig gewordene Halle. Mittlerweile war die Gesellschaft deutlich zusammen geschrumpft und nachdem sich selbst Arthur müde zurück gezogen hatte, saß nur noch der junge Earl mit einigen wenigen seiner engsten Ritter zusammen, ganz offenbar auch mit der gezielten Absicht, den Weinkeller heute leer zu trinken.
"Constance!" Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der in seiner Stimme Befehl und Freude auf solch eigentümliche Art vereinen konnte. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder, sah Robin in Constance nur das, was sie tatsächlich war: ein einfaches Mädchen von niederem Stand, das er herum schicken konnte, wie es ihm gerade beliebte. "Ich komme, Mylord." erwiderte sie deshalb rasch und eilte zu Robin hinüber, um Wein nachzuschenken.
Als sie sich vorbeugte und nach dem Becher griff, um ihn zu füllen, spürte sie mit einem Mal einen Arm um ihre Taille und erstarrte. "Nur weiter, mein Täubchen, der Wein soll doch fließen." forderte Robin mit vom Alkohol schwerer Zunge und ließ dabei seine Hand von ihrer Hüfte weiter abwärts bis zu ihrem Gesäß gleiten. Constances Herz schlug ihr bis zum Hals, aber es gelang ihr dennoch Robin einen bösen Blick zu zuwerfen. "Ich bin nicht Euer Täubchen." zischte sie, erntete damit jedoch nur trunkenes Gelächter der Anwesenden. Eine leichte Zornesröte stieg ihr ins Gesicht und Constance senkte rasch wieder den Blick. Wie demütigend! Sie goss den Wein ein und versuchte dabei Robins Hand zu ignorieren, die noch immer auf ihrem Gesäß lag und nun sogar leicht zudrückte.
Constance war unendlich erleichtert als sie ihre Aufgabe erfüllt hatte und vom Tisch zurück treten konnte, um so Robins Reichweite zu entfliehen.
Ihre Wangen glühten noch immer vor Zorn und Scham als sie schließlich eine ganze Weile später die Halle verlassen konnte und in ihr Gemach verschwand. Dort angekommen, wusch sie sich gründlich, da sie das Gefühl hatte, allein die Blicke der Männer und Robins Berührung hätten sie bereits beschmutzt. Ihre Finger zitterten leicht als sie ihr Kleid auszog und in ihr Nachthemd schlüpfte. Constance atmete tief durch und legte sich ins Bett, redete sich ein, dass dieser Vorfall einmalig gewesen war, dem Alkohol geschuldet und nicht wieder vorkommen würde und darüber schlief sie schließlich auch ein.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyDo Okt 02, 2014 10:36 pm

Constance

Die nächsten Tage waren für Constance durchaus anstrengend. Robin verlangte beständig von ihr sich in seiner Nähe aufzuhalten und ihm Wein nachzuschenken, Essen zu bringen oder was ihm sonst so einfiel. Dabei schreckte er auch nicht davor zurück ihr in aller Öffentlichkeit unschickliche Blicke zu zuwerfen und anzügliche Bemerkungen zu machen. Auch schien Robin Gefallen daran gefunden zu haben, sie zu berühren und griff ihr auch vor Anwesenden mitunter ungeniert an den Po. Dass Constance sich ihm entzog und abweisende Blicke zuwarf, interessierte ihn dabei nicht im geringsten.
Heute Abend hatte Constance es einfädeln können schon eher von der Tafel und aus der Halle zu verschwinden. Morgen würde Alais zurück kommen und der Spuk würde hoffentlich ein Ende haben, also zog sie es vor heute nichts mehr zu provozieren.
Sie ging den Gang entlang, der sie zu ihrer Kammer führen würde, als sie mit einem Mal Schritte hinter sich hörte. "Constance!" Die wohlbekannte Stimme jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken und sie ging stur weiter, tat als hätte sie Robin nicht gehört, als dieser sie plötzlich eingeholt hatte und am Arm packte.
Robin zog sie ungeachtet ihres Protestes herum und ohne ein Zögern fand seine Hand ihre Brust. "Du warst so schnell verschwunden, mein Täubchen. Das hat mir gar nicht gefallen."
Constance schnappte überrascht nach Luft und versuchte sich los zu reißen. "Mylord, lasst mich los. Ihr vergesst Euch!"
Robin grinste und die Hand, die auf ihrer Brust lag, drückte nun schamlos zu. "Ich glaube eher, du vergisst, wer und was du bist, Constance." erwiderte er leise und bedrohlich. "Dir steht es nicht zu dich mir zu widersetzen."
"Und Euch steht es nicht zu, mich wie eine Hure zu behandeln." zischte Constance und ohrfeigte den Earl noch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte. Wohl mehr aus Überraschung und nicht, weil es ihm weh tat, zuckte Robin zurück und Constance nutzte die Gelegenheit und riss sich los.
"Das wirst du noch bereuen, du kleines Miststück!" rief er ihr nach, als Constance den Gang hinab lief. Zu ihrer großen Erleichterung folgte Robin ihr nicht und sie schloss hastig die Tür ihrer Kammer ab, damit sie wenigstens hier sicher war.
Mit pochendem Herzen lehnte Constance mit dem Rücken an der Tür und dankte Gott dafür, dass Alais Morgen wieder kam und Robin sie dann sicher nicht noch einmal so schnell behelligen würde.

Constances Hoffnungen waren tatsächlich erhört worden. Seit Alais wieder da war, hatte Robin wieder Abstand genommen. Sie konnte zwar immer noch seine Blicke spüren, aber weder sprach er sie direkt an, noch behelligte er sie weiter.
Zumindest für die folgenden drei Wochen hatte Constance ihre Ruhe.
Doch dann wurde ihr Glück erneut auf eine Probe gestellt als Robin um die Ecke bog und Constance sich somit ihm alleine gegenüber im Gang befand. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sie hielt den Blick gesenkt und knickste als er vorbei kam. "Mylord."
Robin war mit einem kurzen Kopfnicken an ihr vorbei und Constance atmete erleichtert auf und wandte sich zum Gehen als sie mit einem Mal hart am Arm gepackt wurde.
"Mir fällt da gerade ein ..." grollte Robin bedrohlich und zog sie herum. "dass wir da noch eine Rechnung offen haben, Constance."
Constance versuchte sich los zu machen, doch Robins Griff war zu stark und so drängte er sie mühelos in die nächste Nische, drückte sie gegen die Wand und hielt sie mit seiner bloßen Masse in Schach. "Mylord, bitte ... lasst mich gehen." versuchte Constance an sein Mitgefühl zu appellieren, stieß aber auf taube Ohren.
Robin drängte sich dichter an sie und Constance konnte seine Erregung nur allzu deutlich spüren. Sie hielt den Atem an und schloss die Augen als Robin sich mit der Hüfte langsam an ihr zu reiben begann. "Bitte Mylord ..." flehte Constance verzweifelt, doch als Antwort darauf begann Robin lediglich ihr Kleid soweit zu öffnen, dass er ihre Brüste freilegen konnte. Seine Finger strichen über die weiche empfindliche Haut, dann drückte er zu und stöhnte genüsslich auf. Constance schluckte schwer. "Tut das nicht." keuchte sie erschrocken, als Robins Hand unter ihr Kleid glitt und ihre Röcke nach oben schob. "Nein!" Noch einmal mobilisierte sie ihre Kräfte und versuchte Robin von sich weg zu drücken, allerdings ohne den geringsten Erfolg. Statt von ihr abzulassen, hob Robin die Hand und versetzte Constance eine solch schallende Ohrfeige, dass ihr Kopf von der Wucht zur Seite schnellte und sogar gegen die Mauer schlug.
Ein dumpfer Schmerz machte sich in Constances Kopf breit , der nicht annähernd stark genug war, um ihr ernsthaft zuzusetzen oder gar das Bewusstsein zu rauben, aber ausreichte, um ihren Widerstand vorerst zu brechen.
"Kleine Hure, du solltest besser stillhalten, sonst bring ich dir schon noch Manieren bei." knurrte Robin, raffte endgültig ihre Röcke und schnürte sich eilig die Hose auf. Grob packte er Constances Schenkel und spreizte ihre Beine.
Als Robin mit einem erregten Grunzen in sie eindrang, keuchte Constance auf vor Schmerz und als er erneut hart zustieß, begannen ihr die Tränen über die Wangen zu laufen. Womit hatte sie das nur verdient? Ja, sie war nicht von hoher Geburt, war keine Adlige, sondern nur die Tochter eines Ritters, aber dennoch eine ehrbare Frau - zumindest war sie das bis eben gewesen. Nun war sie beschmutzt, ausgenutzt von einem Mann, der sich hier alles erlauben konnte.
"Hör schon auf zu heulen." knurrte Robin atemlos, während er mit seinem Tun fortfuhr, doch Constance konnte die Tränen einfach nicht zurück halten.
Schließlich stöhnte Robin lauft auf und erschauderte als er sich in Constance ergoss. Diese schloss die Augen und hoffte, dass es damit endlich vorbei sein würde. Robin verharrte jedoch noch einen schier endlos langen Moment so, dann erst zog er sich aus ihr zurück, machte einen halben Schritt nach hinten und schnürte seine Hosen wieder zu.
Constance hatte das Gesicht abgewandt, hielt die Augen geschlossen und wartete ab, doch Robin ging nicht. Er umschloss ihr Kinn mit seiner rauen Hand und zwang ihren Kopf herum. "Sieh mich an!" forderte er scharf und Constance schlug die Augen auf.
Sein Blick ließ sie erschaudern, so kalt, herrschsüchtig und lüstern zugleich ... eine gefährliche Mischung, wie sie gerade gelernt hatte.
"Du wirst niemandem etwas davon sagen, hörst du?" Constance schwieg und sah ihren Peiniger nur trotzig an. Dieser verengte die Augen zu Schlitzen und trat wieder näher. "Wenn du den Mund nicht halten kannst, dann wirst du es bitter bereuen." zischte Robin, erntete jedoch nur ein verächtliches Schnauben. "Als ob Ihr mir noch mehr antun könntet, als Ihr es gerade schon getan habt." erwiderte Constance und fragte sich, woher sie den Mut zum Sprechen überhaupt nahm.
Das Grinsen, dass sich auf Robins Lippen ausbreitete, ließ die Panik in Constance aufkeimen, noch ehe er zu sprechen begann. "Wer redet denn von dir, Täubchen?" fragte er honigsüß. "Aber du möchtest doch sicher, dass deine geliebte Alais glücklich wird, nicht wahr? Vergiss nicht, als ihr Bruder bin ich ihr Vormund und entscheide somit über ihr Glück und Unglück."
Constance wurde leichenblass und ihre Augen weiteten sich ängstlich. Robin lächelte boshaft. "Wie ich sehe, verstehen wir uns." Er ließ Constance los und strich ihr noch einmal über die Wange. "Also sei schön brav, behalte das hier für dich und tu immer, was ich dir sage." Damit wandte Robin sich ab und ließ Constance allein in der Nische zurück.
Sie bebte am ganzen Körper und die Tränen liefen unaufhaltsam weiter. Wie in Trance schloss Constance ihr Kleid und wollte auch ihre Röcke glatt streichen als ihre Hand über die Innenseite ihrer Schenkel strich. Blut und klebriger Samen waren an ihren Fingern und sie schluckte schwer.
Eilig schob sie den Rock hinab und ließ los. Sie musste ungesehen in ihr Gemach kommen, um sich dort zu säubern und umzuziehen. Wenn sie so jemand zu Gesicht bekam, war alles aus.
Wenig später lag ihr Kleid auf ihrer Kleidertruhe und das Unterhemd, das sie getragen hatte und das nun Blutflecken aufwies, lag auf dem Boden. Constance hatte sich gerade das dritte Mal gewaschen und die Innenseite ihrer Oberschenkel so kräftig geschrubbt, dass sie rosa leuchteten, aber dennoch fühlte sie sich unfassbar dreckig und beschmutzt und dieses Gefühl wollte und wollte einfach nicht weichen.
Da Constance wusste, dass sich das auch wohl nicht ändern würde, legte sie den Lappen schließlich beiseite und suchte ein frisches Nachthemd heraus, um sich anzuziehen und ins Bett zu gehen. Allerdings fand sie wie zu erwarten so gut wie keinen Schlaf und wenn, dann beherrschte Robin ihre Träume und ließ sie das durchlebte noch ein weiteres Mal durchmachen.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Okt 25, 2014 1:11 pm

Constance

Zwei Tage lang war nichts weiter geschehen und Constance hatte geheim halten können, was geschehen war, auch wenn sie sich fühlte als würde ihr auf die Stirn geschrieben stehen, dass sie entehrt worden war. Selbst Alais gegenüber hatte sie sich nichts anmerken lassen, da sie permanent Robins Drohung im Kopf hatte.
Nun saß sie am Fenster ihrer kleinen Kammer und sah hinaus. Alais war bereits schlafen gegangen, aber Constance fand einfach keine Ruhe. Als es dann mit einem Mal an der Tür klopfte, fuhr sie erschrocken herum und ehe sie antworten konnte, stand Robin in der Tür. Das Lächeln auf seinen Lippen sorgte dafür, dass sich eine kalte Faust um Constances Herz schloss.
"Was wollt Ihr?" fragte sie und klang dabei erstaunlich feindselig, obwohl ihre Knie weich waren vor Angst.
"Das dürfte dir doch klar sein, oder Täubchen?" erwiderte Robin und schloss die Tür hinter sich ab.
Constance stand auf, hatte aber die Mauer im Rücken, so dass sie nicht zurückweichen konnte als Robin auf sie zu kam. "Dazu habt Ihr kein Recht!" protestierte sie mit bebender Stimme, erntete jedoch nur ein Lachen. "Ich habe jedes Recht dazu, Constance." erklärte Robin und öffnete kurzer Hand ihr Kleid. "Du hast zu tun, was ich dir sage, ich bin dein Herr und du solltest dich wirklich hüten mir zu widersprechen."
Grob zog Robin ihr Kleid und Hemd aus, so dass sie dieses Mal vollkommen entblößt vor ihm stand. Constance stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn und versuchte verzweifelt von Robin los zu kommen. „Hört auf damit, Ihr widerwärtiger Mistkerl!“ schimpfte sie und schlug mit den Fäusten auf seinen Oberkörper ein. Doch statt ihn aufzuhalten, schien ihr Widerstand Robin nur noch mehr anzustacheln und er packte sie grob am Arm und stieß sie auf das Bett.
Einen Moment lang gönnte Robin ihr Ruhe, da er seinen Gürtel öffnete und die Tunika auszog. Genau dieses Moment versuchte Constance zu nutzen und rollte sich zur Seite, versuchte auf der anderen Seite des Bettes hinunter zu kommen, um Robin doch noch zu entkommen. Ein sinnloses Unterfangen, wie sie wusste, denn Constance war kaum vom Bett runter, als Robins starke Hände sie packten und zurück zerrten. Aber sie hatte es wenigstens versuchen müssen.
„Du willst es wohl spannender für mich machen, was? Wie umsichtig von dir.“ Robin drückte sie mit dem Rücken auf die Matratze und kniete sich über sie, hielt sie damit auf dem Bett fest. Grinsend und beinahe gemächlich zog Robin sich nun das Hemd aus. Constance begann zu zittern und bebte schließlich am ganzen Leib als Robin schließlich seine Hose öffnete und einen Moment später neben dem Bett auf den Boden warf.
„Wieso … wieso tut Ihr das?“ fragte sie heiser und erntete ein leises Lachen, ehe Robin sich zu ihr hinab beugte. „Weil du ein hübsches, aufreizendes Ding bist, mein Täubchen und weil ich mir nehmen kann, was ich will.“ entgegnete Robin und küsste sie hart auf die Lippen. Constance presste die Lippen fest aufeinander und schloss die Augen.
Warum Gott? Warum tut er mir das an?
Constance konnte ein leises Wimmern nicht mehr unterdrücken als Robin gewaltsam ihre Schenkel spreizte und hart in sie eindrang. Was hatte sie getan, dass Robin ihr so etwas antat? Nicht nur die Schmerzen, die sie nun verspürte als er sie immer härter und ohne Rücksicht nahm, auch die Demütigung und vor allem der Verlust ihrer Ehre wogen schwer. Was für ein Mann wollte sie denn noch haben, jetzt wo sie vor der Ehe befleckt worden war? Constance konnte nur zu Gott beten, dass Robin ihr kein Kind anhängen würde, denn dann war alles vorbei und sie völlig verloren.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war als Robin schließlich ein letztes Mal erbebte und sich schwer atmend neben Constance sinken ließ. Er lächelte zufrieden und hatte in dem Augenblick viel Ähnlichkeit mit einem Löwen, der fürs erste gesättigt war und wohlwollend den Rest seiner Beute begutachtete.
Constance sah ihn aus großen, angsterfüllten Augen an und Robin streckte die Hand aus, um ihr über die Wange zu streichen. „Du und ich, wir beide werden noch eine Menge Spaß zusammen haben, mein Täubchen.“ versprach Robin und in Constances Augen hätte es keine schlimmere Drohung aus seinem Mund geben können.
Robin küsste sie noch einmal und ließ eine Hand über ihre Brust wandern, dann richtete er sich mit leisem Seufzen auf und stieg aus dem Bett.
Kaum stand er auf den Beinen, zog Constance die Bettdecke an sich, um ihre Blöße zu bedecken. Robin lachte spöttisch und begann sich gemächlich wieder anzuziehen. „Das kannst du dir nun wirklich sparen. Da gibt es für mich nichts Neues zu sehen.“ höhnte er, doch Constance ertrug es einfach nicht, wenn er sie nackt sah.
Robin war so grob gewesen, dass Constance das Gefühl hatte, es gäbe keinen Zentimeter an ihrem Körper, der nicht weh tat. Sie war wund und würde ohne Zweifel am nächsten Morgen eine ganze Reihe blauer Flecken haben. Und wie es schien nicht zum letzten Mal.
Constance beobachtete misstrauisch, wie Robin sich ankleidete und traute sich nicht, sich auch nur ein Stück zu rühren. Sie biss sich auf die Unterlippe, schloss die Augen und wartete bis Robin schließlich ohne ein weiteres Wort verschwand.
Dann drehte sie sich herum, vergrub das Gesicht im Kissen und begann bitterlich zu weinen.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySo Feb 01, 2015 1:08 am

Constance

Constance fragte sich, wie es möglich war, dass noch niemand herausgefunden hatte, was zwischen Robin und ihr vor sich ging. Sie hatte das Gefühl, dass ihr die Sünde förmlich ins Gesicht geschrieben stand, besonders wenn Robin erneut bei ihr gewesen war. Und mittlerweile kam er oft. Wie konnte es da den anderen nicht auffallen?
Fast jeden Abend suchte er sie auf und hin und wieder fing er sie sogar auf den Gängen ab, um sich mit ihr zu Vergnügen, wenn ihm der Sinn gerade danach stand. Es war fürchterlich, weil sie nie wirklich vor ihm sicher sein konnte und Constance mit der ständigen Sorge lebte, ihm gleich wieder in die Hände zu fallen.
Constance atmete tief durch und überlegte, ob Robin heute noch kommen würde oder ob er sie dieses Mal verschonte. Solange sie die Ungewissheit plagte, kam sie einfach nicht zur Ruhe und fand keinen Schlaf, doch selbst wenn, Robin schreckte nicht davor zurück sie einfach wieder aufzuwecken, wenn es nötig war.
Sie seufzte und wandte sich vom Fenster ab, als es plötzlich an der Tür klopfte. Constance erstarrte und nahm den Blick nicht von der Tür, doch diese blieb verschlossen, es konnte also nicht Robin sein, denn der wäre einfach eingetreten. Also bat sie den unerwarteten Besuch zögerlich herein zu kommen.
Die Tür öffnete sich und zwei von Robins Rittern traten ein. Misstrauisch beäugte Constance die Beiden, knickste aber vor ihnen, wie es der Anstand nun einmal verlangte. "Was kann ich für Euch tun, Sirs?" erkundigte sie sich angespannt. Ob Robin sie nun wohl auch schon seinen Rittern als Freiwild anbot? Ein kalter Schauer lief ihr bei dem Gedanken über den Rücken.
"Ihr könnt uns begleiten, Lady Constance." erklärte der größere von beiden, der mit den haselnussbraunen Haaren. Sein Name war Geoffrey of Brentwood und er gehörte zu Robins engsten Vertrauten. Das tückische an Geoffrey war, dass er ein gutaussehender, junger Mann war, der den perfekten Höfling mimen konnte, doch er hatte einen grausamen und vom Jähzorn geprägten Charakter. Constance hatte einmal gesehen, wie er einen Hund erschlagen hatte, nur weil dieser Geoffrey nicht schnell genug aus dem Weg gegangen war. Ein Erlebnis, das dafür gesorgt hatte, dass sie sich möglichst von Geoffrey of Brentwood fern hielt.
"Begleiten? Warum das?" fragte Constance und hörte ihre Stimme leicht beben.
Geoffrey und sein Begleiter tauschten ein hämisches Grinsen. "Weil der Earl es so befohlen hat, Mylady. Er will, dass wir Euch zu ihm bringen." erklärte Geoffrey dann scheinbar liebenswürdig.
Eine eiskalte Hand schloss sich um Constances Herz und sie schüttelte den Kopf. "Ich muss Euch enttäuschen, Sir, ich werde Euch nirgendwohin begleiten. Richtet dem Earl aus, dass es mir Leid tut, aber ich bin müde und wollte gerade zu Bett gehen."
Geoffreys Grinsen wurde noch breiter und Constance beschlich ein ungutes Gefühl. "Er sagte, dass Ihr versuchen würdet Euch herauszureden. Und er sagte auch, dass das keine Rolle spielt." Geoffrey nickte seinem Begleiter zu, der daraufhin vor trat und Constance am Arm packte. "Untersteht Euch mich anzufassen!" protestierte Constance heftig und versuchte sich los zu reißen. Sie schlug und trat nach dem Ritter hinter ihr und mit einem Mal erklang ein gequältes Grunzen und sein Griff lockerte sich als Constance ihn getroffen hatte.
Sie riss sich los, doch noch ehe sie auch nur zwei Schritte schaffte, hatte Geoffrey sie gepackt und verdrehte ihren Arm, so dass sie mit einem verzweifelten Aufschrei in die Knie ging. "Ihr solltet Euch benehmen und mir folgen, Mylady." empfahl Geoffrey ihr. "Das ist weit weniger unangenehm für Euch."
Constance spürte, wie die Tränen in ihren Augen brannten, doch sie schluckte schwer und erlangte ihre Fassung zurück ehe Geoffrey sie auf die Beine zerrte und vor sich hinaus aus ihrer Kammer schob. "Wenn Ihr kein Aufsehen erwecken wollt, geht jetzt einfach brav vor mir her zu den Gemächern des Earls." riet Geoffrey ihr leise und ließ sie dann los. Constance hob das Kinn und ging erhobenen Hauptes vor den beiden Männern her, wenngleich sie sich furchtbar elend fühlte.
Als sie Robins Gemach erreichten, lag wieder ein trotziger Ausdruck in Constances Augen. Wenn er sie schon so erniedrigte und sie zu sich rufen ließ, nur um sie zu nehmen, dann wollte sie sich wenigstens noch einen Hauch von Würde bewahren.
"Ah, da kommen meine Taubenfänger." bemerkte Robin als die beiden Ritter eintraten und erhob sich lächelnd. "Und da ist ja auch mein Täubchen, sehr schön." fügte er zufrieden hinzu als er Constance sah und kam auf sie zu.
Zu ihrem Erschrecken trug Robin schon nur noch Hose und Stiefel und hatte das dünne Leinenhemd nur locker über die Schultern geworfen. Er trat vor sie, legte einen Hand an Constances Wange und küsste sie vollkommen ungeniert. "Ich habe dich schon sehnsüchtig erwartet." murmelte Robin und strich Constance über das Gesäß. Ihr schoss das Blut in die Wangen und sie senkte den Blick, um die hämischen und gleichsam lüsternen Blicke der zwei Ritter nicht sehen zu müssen.
"Lasst uns allein." erklang da Robins Stimme und Constance hörte, wie die Beiden sich abwandten und kurz darauf die Tür geschlossen wurde.
"So ist es doch gleich viel besser." erklärte Robin und zog Constance so fest an sich, dass sie seine Erregung nur allzu deutlich spüren konnte. Robin küsste sie wieder und lächelte dann. "Ich dachte mir, wir nehmen heute Abend lieber mein Gemach." bemerkte er und öffnete dabei bereits seine Hose, um sein pralles Glied hervor zu holen. "Heute habe ich immerhin ganz besondere Dinge mit dir vor." fügte er hinzu, legte die Hände auf Constances Schultern und drückte sie auf die Knie hinab.
Constances Augen weiteten sich als sie so vor ihm kniete und ihr wurde jetzt bereits übel, wenn sie daran dachte, was er gleich von ihr verlangen würde. Als wäre es nicht schon genug, dass er sie hatte herschleppen lassen ...
Robin strich ihr über die Wange und vergrub die Finger dann in ihrem Haar, damit sie den Kopf nicht abwenden konnte. "Dann sei mal ein braves Mädchen, Constance." murmelte Robin mit heiserer Stimme und vor Erregung leuchtenden Augen. "Heute Abend gehörst du nur mir. Du bist mein, Constance, hörst du? Mein."
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Mai 09, 2015 9:28 pm

Constance

Constances Nerven lagen blank, als sie vor der Tür zu Arthurs Gemach stand. Sie hatte lange mit sich gerungen diesen Schritt zu machen, doch nachdem sie die letzte Nacht erneut bis in die Morgenstunden für Robins Vergnügen hatte herhalten müssen, hatte Constance sich nun doch entschieden zu Arthur zu gehen. Mit Alais konnte sie darüber nicht reden ohne sie in Gefahr zu bringen, aber Arthur war womöglich in der Lage ihr zu helfen und seinen Bruder zur Vernunft zu bringen. Und immerhin standen sie Beide sich so nahe, dass er ihr zuhören würde, dessen war sie sich sicher. Arthur würde ihr helfen, da war Constance sich sicher, als sie an die Tür klopfte.
Sie wurde herein gebeten und als Arthur sie erkannte, schickete er seinen Diener mit einer knappen Handbewegung hinaus. "Constance." er klang überrascht, aber durchaus erfreut. "Was bringt dich zu mir?" erkundigte Arthur sich während er zu ihr getreten war und sie nun zum Kamin führte.
"Ich muss mit dir reden. Ich brauche deine Hilfe, Arthur." begann Constance langsam. Arthur zog die Augenbrauen etwas in die Höhe und sah sie fragend an. "So? Meine Hilfe? Na dann mal raus damit, was kann ich für dich tun, Liebes?" fragte Arthur lächelnd.
Constance atmete leise aus und begann unruhig mit einer Falte ihres Kleides zu spielen. Die Finger glitten über den Stoff und letztlich sah sie Arthur wieder an. "Es geht um deinen Bruder." Ihre Stimme war zögerlich und voller Angst, als säße sie Robin gegenüber und nicht seinem Bruder. "Arthur, er ... er hat irgendwann angefangen sich mir unschicklich zu nähern. Anfangs hat er mich nur angefasst und anzügliche Bemerkungen gemacht, aber mittlerweile ... mittlerweile reicht ihm das nicht mehr." erklärte Constance mit dünner Stimme.
"Was soll das heißen?" fragte Arthur und in seiner Stimme lag eine ungewohnte Strenge, gepaart mit sichtlichem Unbehagen.
Constance sah ihren Freund an und schluckte. "Er ruft mich zu sich, wie eine gemeine Dirne und zwingt mich dazu mit ihm das Bett zu teilen." Nun war es heraus. Und Constance setzte all ihre Hoffnungen auf Arthur, der ihr immer geholfen hatte und für den sie schon lange so viel mehr empfand als reine Freundschaft.
Arthur jedoch hatte die Stirn in Falten gelegt und starrte Constance durchdringend an. "Was erzählst du denn da? Willst du mir sagen, dass mein Bruder ein Vergewaltiger ist?"
Constance sah Arthur an und glaubte einen Moment lang, sie müsse träumen. Woher kam mit einem Mal diese Abneigung in seinem Blick? Sie zögerte kurz, dann nickte sie langsam. "Bitte Arthur, du musst mir helfen, ich weiß nicht mehr, was ich tun soll." erklärte sie leise und griff nach seiner Hand, die auf der Stuhllehne lag. Normalerweise wäre es für sie beide eine vertraute Geste gewesen, doch dieses Mal zog Arthur die Hand ruckartig zurück. "Fass mich nicht an." erwiderte er schroff. "Robin würde nichts Unrechtes tun, er ist der Earl of Surrey, es ist ungeheuerlich, was du hier erzählst."
"Aber Arthur, ich sage die Wahrheit, er -"
"Schluss!" donnerte Arthurs Stimme und brachte Constance zum Schweigen. "Du bist selbst Schuld, wenn du dich ihm erst hingibst wie eine läufige Hündin und nun wo dir der Spaß daran vergeht, kommst du zu mir, um einen Keil zwischen Robin und mich zu treiben?"
Constance war sprachlos. Sie fühlte sich als hätte Arthur sie geschlagen. Er glaubte ihr nicht nur nich, sondern sah in ihr mit einem Mal die Schuldige. Sie sah ihm schweigend in die Augen und las darin Furcht und Ekel. Er hatte Angst vor Robin, erkannte Constance und ihr Mut schwand. Sie hatte auf Arthur gebaut und nun, in ihrer größten Not, zeigte dieser sich als Feigling.
"Ich habe das nie freiwillig getan." erwiderte sie schließlich tonlos und beobachtete Arthur, wie er aufstand und ihr den Rücken zudrehte. Constance zögerte kurz, dann stand sie auf und trat vor ihn, legte die Hände auf seine Brust und sah Arthur beschwörend an. "Bitte, Arthur, glaub mir doch. Wir kennen uns doch schon so lange, du kennst mich lange und weißt, dass ich so etwas nie tun würde." redete Constance beschwörend auf ihn ein. "Ich dachte, ich würde dir etwas bedeuten ..."
Arthur schnaubte herablassend. "Glaubst du wirklich, ich hätte so wenig Stolz, dass ich selbst die Überreste meines Bruders noch nehme? Im Gegensatz zu dir habe ich Rang und Namen, ich werde sicher keine kleine Hure zur Frau nehmen, von der die ganze Burg weiß, dass sie vorher schamlos meinen Bruder gevögelt hat."
Constance zog die Hände zurück, als hätte sie sich verbrannt. Die Worte, die Arthur ihr an den Kopf geworfen hatte, waren in mehrfacher Hinsicht schmerzlich: sie bedeuteten, dass er ihr nicht helfen würde, ja, sie sogar dafür verachtete, dass Robin sie entehrt hatte und obendrein - und das war für Constance die schmerzlichste Erkenntnis - dass Arthur darüber nachgedacht hatte, sie zur Frau zu nehmen. Nie hatte sie zugelassen, dass der Wunsch nach einer Ehe mit ihm zu übermächtig wurde, da sie es für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten hatte, dass Arthur sie würde haben wollen und jetzt auf einmal ...
Die Tränen liefen Constance nun ungehemmt über die Wangen. Sie weinte um ihre zerstörte Hoffnung auf Hilfe und um die Zukunft, die sie in dieser Sekunde kurz gezeigt bekommen hatte, die sie nun aber nie haben würde.
"Arthur, ich -" begann sie stockend, wurde jedoch durch eine rüde Geste unterbrochen. "Hör auf damit." knurrte Arthur und trat noch einen Schritt zurück, um sich von ihr zu distanzieren. "Ich gebe dir einen Rat, Constance. Wenn du es schon mit meinem Bruder treibst, dann beklage dich nicht bei anderen darüber. Robin würde alles andere als erfreut darüber sein. Sieh besser zu, dass du dich gut mit ihm stellst, dann hast du es leichter. Er wird schon auf seine Mätresse Acht geben, wenn sie ihm Vergnügen bereitet und am Besten ein paar Kinder schenkt. Also verschwinde jetzt und mach ruhig für ihn die Beine breit, ich jedenfalls will dich nicht mehr sehen."
Einen Moment lang starrte sie Arthur noch aus tränenverschleierten Augen an, dann wandte sie sich ruckartig ab. An der Tür bleib sie jedoch noch einmal stehen. "Ich dachte immer, du seist ein ehrbarer Mann, Arthur, aber tatsächlich bist du nur ein kleiner, feiger Mistkerl." erklärte Constance und verließ dann das Gemach in dem sie gerade von ihrem bis dahin engsten Freund verraten worden war.

Constance hatte so lange in ihr Kissen geweint bis sie keine einzige Träne mehr gehabt hatte. Dann hatte sie sich irgendwann zusammen gerissen und sich wieder in Ordnung gebracht. Sie hatte damit gerechnet, dass Robin sie wieder rufen lassen würde und als sie nun etwas später tatsächlich sein Gemach betrat, sah man ihr wenigstens nicht mehr an, dass man ihr das Herz noch vor kurzem gebrochen hatte.
"Ah Constance, welch erbaulicher Anblick." bemerkte Robin und kam zu ihr, um ihr einen seiner forschen Küsse zu geben. Robin wollte sich sofort die Tunika ausziehen, doch Constance hielt ihn auf und schüttelte den Kopf. "Nicht."
Sie sah ihm schon an, dass er protestieren wollte, doch Constance schüttelte noch einmal den Kopf und begann dann mit bebenden Fingern seinen Gürtel zu öffnen. Robins Augen weiteten sich überrascht, doch er ließ sie gewähren, beobachtete schließlich mit tiefer Zufriedenheit, wie Constance ihm den Gürtel abnahm, seine Tunika und schließlich sein Hemd auszog. Es kostete sie eine Menge Überwindung, aber Constance hatte begriffen, dass Arthur in gewisser Weise Recht gehabt hatte: solange Robin Gefallen an ihr fand, würde sie wenigstens kein Freiwild für andere sein und darüber hinaus war Alais in Sicherheit.
Constance strich Robin über die nackte Brust und drehte ihm dann den Rücken zu. Er verstand die stumme Aufforderung sofort und öffnete ihr Kleid, damit Constance es sich ausziehen konnte. Ihre Finger beten noch immer heftig als sie den Stoff von ihren Schultern strich und ihn langsam zu Boden gleiten ließ. Dann atmete sie tief durch und drehte sich zu Robin um. Dessen Augen glühten förmlich vor Lust und Verlangen als sein Blick über Constances Körper glitt. Ein kalter Schauer lief ihr dabei über den Rücken hinab, doch sie zwang sich dazu, stehen zu bleiben und ihn weiter anzusehen.
"Wie kommt es nur zu diesem plötzlichen Sinneswandel, mein Täubchen?" fragte Robin neugierig.
Constance schluckte leicht und trat näher an ihn heran. Sie legte ihre Hand auf Robins Bauch und ließ die Finger zu seinem Hosenbund gleiten. Sie musste ihn bei Laune halten, wenn sie Alais und sich nicht in Gefahr bringen wollte, es ging nicht anders. "Gefällt es Euch denn nicht, Mylord?" fragte sie während ihre zitternden Finger an Robins Hosenbund entlang fuhren und sie die Hose schließlich aufschnürte. "Doch natürlich." gab Robin mit rauer Stimme zurück. "Ich bin nur neugierig, wie -" er stockte als Constance ihn gänzlich entkleidete und sich dann an ihn schmiegte. Ihr wurde beinahe übel dabei, aber jetzt durfte sie auf keinen Fall aufhören.
Robins Hand umschloss ihr Kinn und er zwang sie, ihm in die vor Lust fast schwarzen Augen zu sehen. "Endlich scheinst du ja zu begreifen." murmelte er und Constance nickte leicht. Robin zog sie fest an sich, packte sie hart und schob sie zu seinem Bett hinüber. "Glaub mir, Täubchen, wenn du etwas mehr mitmachst, wirst du auch noch Gefallen daran finden, du wirst schon sehen." brachte er schwer atmend hervor und nickte auf das Bett hinunter. Es kostete Constance Unmengen an Überwindung, doch sie erinnerte sich immer wieder daran, warum sie das tat und legte sich schließlich auf das Bett.
Ihr Herz schlug heute noch heftiger als sonst, als Robin sich über sie beugte, denn heute musste sie sich dazu überwinden auf Robin einzugehen. Für sich und vor allem für Alais.
Kurz biss Constance sich auf die Unterlippe als Robin die Hände an ihre Knie legte, dann spreizte sie für ihn die Beine. Ihr war zum Heulen zu Mute, doch sie riss sich zusammen und als Robin stöhnend in sie eindrang, legte sie die Arme um seinen Nacken und schloss die Augen.
...
Mit einem zufriedenen Grinsen sank Robin neben ihr auf die Matratze. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und seine Brust hob und senkte sich rasch - heute hatte er sich wahrlich verausgabt. Constance atmete tief durch, drehte sich zur Seite und strich Robin fahrig über die Brust. "Seid Ihr zufrieden, Mylord?" fragte sie leise und erntete ein atemloses Lachen. "Teufel nochmal, ja. Das war erster Schritt in die richtige Richtung, mein Täubchen." Robin legte die Hand ungeniert auf Constances Brust und grinste. "Du bist wahrlich besser als jede Ehefrau, die ich mir nehmen könnte, Constance. Wann immer ich dich brauche, kommst du zu mir und ansonsten habe ich meine Ruhe." Constance biss die Zähne zusammen und schwieg. Robin grinste überheblich und gab ihr einen Klaps auf den Po, der ihr einen überraschten Laut entlockte, dann zog er Constance an sich.
"Wie wäre es denn mit einem Kuss für deinen Liebsten, jetzt wo du langsam Gefallen an unserem Spielchen findest?"
Constance sah Robin kurz an und gab sich dann einen Ruck, wenngleich sie ein heftiges Gefühl der Übelkeit überfiel, als sie sich streckte und ihre Lippen die seinen berührten.
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptyDo Sep 03, 2015 6:35 pm

Richard

Richard strich über den kalten, hellen Stein und ließ seine Finger der dunklen Marmorierung folgen, zeichnete diese sachte nach und hielt schließlich seufzend inne. Sein Blick wanderte über die schlichte Grabplatte über der ein Tuch in den Farben der Plantagenêts ausgebreitet war. Es war für ihn noch immer schwer vorstellbar, dass es Henry war, der hier in der Kathedrale von Rouen seine letzte Ruhe gefunden hatte.
Da er genau wusste, dass Geoffrey hinter diesem ganzen Theater steckte, war Richard bereitwillig gegen seinen jüngeren Bruder gezogen, während sein Vater versucht hatte Henry in die Finger zu bekommen. Als die Nachricht, dass Henry im Sterben lag, bei seinem Vater eintraf, war Richard also gerade dabei gewesen Geoffrey in die Bretagne zurück zu drängen und hatte so erst von der ganzen Sache erfahren als Henry bereits der Ruhr erlegen war. Aufrichtig betroffen hatte er sich deshalb auf den Weg nach Rouen gemacht, um wenigstens an der Beisetzung seines Bruders teilnehmen zu können, denn wenngleich sie Krieg gegeneinander geführt hatten, so war Henry doch immer noch sein Bruder gewesen und als Familienmitglied lag er Richard am Herzen.
Nun da Henry beigesetzt worden war, hatte Richard Zeit, um nachzudenken und das rief die unterschiedlichsten Gefühle in ihm wach. Er trauerte um seinen Bruder mit dem er schließlich auch gute Zeiten durchlebt hatte, aber gleichzeitig eröffnete dessen Tod ihm nun vollkommen neue Möglichkeiten.
Nach Henry war er nun der Älteste, was ihm einen berechtigten Anspruch auf die Nachfolge seines Vaters als König von England und Herzog der Normandie verschaffte. Allerdings wusste er auch ganz genau, dass dieser alte Sturkopf ihm das nie einfach so zugestehen würde. Er wusste, dass sein Vater darauf brannte John, dieser kleinen Pestbeule Titel und Ländereien zukommen zu lassen und es würde Richard wahrlich wundern, wenn das nicht gleich den nächsten Streit herauf beschwor.
Er legte die Hand flach auf den kalten Marmor, schloss die Augen und sprach ein kurzes Gebet, ehe er die Augen wieder öffnete und einen Schritt zurück trat. "Tja, großer Bruder, dann wollen wir doch mal sehen, wer nun deine Krone bekommt, hm? Eines verspreche ich dir, ich werde sie weder Geoffrey noch John einfach so in den Rachen werfen." erklärte er leise, dann wandte er sich ab und verließ mit gemäßigten, aber entschlossenen Schritten die Kirche.
Er würde von hier aus zurück nach Aquitanien reiten. Er sehnte sich nach Beatrice und den Kindern, musste sich etwas Zeit nehmen um seine nächsten Schritte zu überdenken und vor allem brauchte er jemanden, der ihn auf den Boden zurück holte und das konnte Beatrice immer noch am Besten.
Draußen warteten seine Männer bereits auf ihn und sein Rappe scharrte ein wenig ungeduldig mit den Hufen. Offenbar konnte der Hengst es auch nicht mehr erwarten nach Hause zu kommen.
"König Richard." murmelte Richard leise als er neben das Pferd trat und sich in den Sattel schwang. "Klingt gar nicht so schlecht, würde ich meinen."
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BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySa Nov 14, 2015 11:06 am

Josephine

Josephine stand in ihrem Gemach und starrte aus dem Fenster hinaus auf den Garten, der zu dieser Jahreszeit seine volle Pracht entfaltet hatte. Allerdings nahm sie diese bunte Vielfalt überhaupt nicht richtig war, sondern war vollkommen in Gedanken versunken.
Edward hatte sie gerade alleine gelassen und nun hatte sie einen kurzen Moment Zeit all die Nachrichten zu verarbeiten, die er ihr gerade gebracht hatte, bevor sie zu den Kindern gehen musste. Sie würde nicht allzu lange damit warten können, denn jetzt da Edwar hier war, würden sich die Neuigkeiten schnell herum sprechen und Josephine wollte um jeden Preis verhindern, dass ihre Kinder von irgendjemand anderem als ihr erfuhren, was geschehen war.
Josephine hatte eine Hand vor den Mund gelegt, atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Sie durfte jetzt auf keinen Fall die Nerven verlieren, ganz egal, wie aufgewühlt sie war. "Oh Robert ..." murmelte sie leise. "Komm ja gesund wieder zu uns zurück." Alles andere war ihr egal, Titel, Ländereien, sein Erbe ... sie wusste, wie viel all das Robert bedeutete, aber im Moment hoffte sie nur darauf, dass sie ihren Mann lebend wieder sehen würde. Alles andere war so unwichtig geworden.
Die vergangenen Wochen und Monate über hatte sie ihn fürchterlich vermisst, aber sie hatten sich Briefe geschrieben und Josephine hatte sich eingeredet, dass es bald vorbei sein würde, die Zeit der Trennung ein Ende haben würde. Und dann kam die Nachricht, dass Robert mit Henry in den Krieg ziehen würde. Sie hatte nie solche Ängste ausgestanden, wie in dieser Zeit, hatte Gott wieder und wieder angefleht, er möge ihren Gemahl wieder gesund zu ihr zurück kehren lassen, hatte ihn gebeten, Robert möge die Schlacht überstehen.
Zumindest ihre letzte Bitte war erhöhrt wurden, Robert war am Leben. Aber was eigentlich ein Grund zur Freude und ein baldiges Wiedersehen gewähren sollen, hatte sich als makabere Wendung herausgestellt, denn Robert war nun in Toulouse und für sie unerreichbar wie nie zuvor. Exil. Wie hatte der König Robert nur einfach so ins Exil schicken können? Ausgerechnet Robert, der immer versuchte alles richtig zu machen und jede an ihn gestellte Erwartung aufs best mögliche erfüllte.
Jospehine seufzte leise.
Und dann war da noch Rob. Ihr kleiner Junge, der in Aquitanien war und vorerst nicht von dort weg konnte, weil der König auch auf ihn ein Auge geworfen hatte und der Junge nur durch Richards Eingreifen noch unbehelligt in Bordeaux hatte bleiben können. Die Vorstellung dass Rob beinahe dem König in die Hände gefallen wäre, der offenbar einen unverständlichen Groll gegen ihre Familie hegte, ließ Übelkeit in Josephine aufsteigen und sie schob den Gedanken rasch beiseite. Immerhin war es ja nicht geschehen, also war es besser sich keine Gedanken darüber zu machen.
Dennoch fürchtete sie um ihren Sohn, ebenso wie um ihren Mann und sie wusste, dass ihr noch ausgesprochen harte Zeiten bevor standen.
Und dann war da noch Henry ... die Nachricht von seinem Tod hatte ein seltsames Gefühl in ihr ausgelöst und auch, wenn sie sich möglichst unbeteiligt geben wollte, ging Henrys Tod nicht spurlos an ihr vorbei. Immerhin hatte sie über ein Jahr mehr oder weniger an seiner Seite verbracht, hatte Nacht für Nacht das Bett mit ihm geteilt und seine Geheimnisse verwahrt. Er hatte ihr so manche Dinge anvertraut, die eigentlich für niemandes Ohren bestimmt gewesen waren, doch ab und an hatte sie die verletzliche Seite an ihm kennen gelernt und er war ein wenig redselig geworden. Nicht oft, aber doch häufig genug, dass sie wusste, was hinter dieser Fassade gesteckt hatte, die er immer nach außen hin allen gezeigt hatte. Und deshalb trauerte sie auch um Henry. Um den jungen Mann, der scheinbar immer missverstanden worden war, der sich nie richtig zurecht gefunden hatte und der nie so recht in die Rolle hinein gewachsen war, die ihm vorher bestimmt gewesen war.
Josephine schluckte und straffte dann die Schultern. Sie hatte weder Zeit für Henry Tränen zu vergießen, noch sich in Selbstmitleid zu ergehen, weil sie um Sohn und Ehemann fürchtete.
Sie musste ihren Kindern erklären, dass ihr Vater so schnell nicht zurück kommen würde und dann musste sie einen Plan entwickeln, wie sie Robert helfen konnte. Sie würde verdammt sein, wenn sie einfach nur die Hände in den Schoß legte. Dafür liebte sie Robert einfach viel zu sehr.
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GreyStorm




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Weil mir heute langweilig war ... Empty
BeitragThema: Re: Weil mir heute langweilig war ...   Weil mir heute langweilig war ... EmptySo Feb 07, 2016 5:09 pm

Harry

Harry lag noch immer auf seinem Bett und starrte zur Abwechslung nicht an die Wand, sondern die Tür, die an der gegenüberliegenden Seite des Raumes war. Die Tür, die sonst immer sein Tor zur Freiheit gewesen war, jeden Morgen an dem er aufgestanden war, und hinter der nun ein grimmiger Ritter stand und darauf achtete, dass Harry den Raum nicht verließ.
Den Blick starr auf das dunkle Holz gerichtet, dachte Harry nach. Dachte über alles nach, was geschehen war und natürlich besonders über seinen jüngsten Streit mit seinem Vater. Er wünschte sich heute sehnlichster als je zuvor, dass seine Mutter noch am Leben wäre, doch er wusste auch, dass dieser Wunsch müßig war. Seine geliebte Mutter, die ihm die ersten neun Jahre seines Lebens immer zur Seite gestanden hatte. Neun Jahre ... bisher die Hälfte seines Lebens in dem sie seine Leidenschaft für Poesie, Lyrik, Kunst ... ach für tausende von Dingen geweckt hatte von denen sein Vater nicht das geringste Verstand und für die er auch kein Interesse hegte. Schon als kleiner Junge war Harry ein sensibles, sanftmütiges Kind gewesen und er erinnerte sich noch genau daran, wie er das erste Mal von seinem Vater dazu gezwungen wurde mit den anderen Pagen aus seinem Haushalt mit den Holzschwertern zu trainieren. Es war ein Desaster für Harry gewesen, der keinerlei Sinn in jeglicher Form von Gewalt sah und als er nach dem Training müde, dreckig und in gewisser Weise verstört zu seiner Mutter gekommen war, hatte diese ihn in die Arme genommen und ihm sanft über den Rücken gestrichen als ihm die Tränen gekommen waren.
Danach hatte er nicht wieder am Training teilnehmen müssen. Seine Mutter hatte ihm nie gesagt, wie genau sie seinen Vater überzeugt hatte, aber Henry hatte bis zu Janes Tod nie wieder auch nur versucht Harry zum Schwerttraining zu bringen. Und Harry war unglaublich glücklich gewesen in dieser Zeit, er hatte alles, was seine Mutter ihm erzählte aufgesogen wie ein trockener Schwamm, hatte sich an immer mehr Büchern versucht und die reinste Freude dabei gefunden.
Und jetzt? Jetzt lag er hier mit zerschundenem Rücken, weil dieser Dummkopf von Gerald, der sich einen Ritter nannte, einen diebischen Spaß dabei empfunden hatte, Harry eine Lektion zu verpassen. Gerald hatte sich regelrecht gehen lassen bei der Bestrafung und auch nicht aufgehört als Harry den ersten erstickten Schrei nicht mehr hatte zurück halten können. Harry fragte sich, ob sein Vater wusste, was er da eigentlich für einen verrückten Kerl in seinem Haushalt hatte, aber Harry wollte verflucht sein, wenn er jemals mit Henry über diese Sache reden würde.
Harry hing seinen düsteren Gedanken nach als draußen auf dem Flur plötzlich tumultartige Geräusche laut wurden. Er runzelte die Stirn und war versucht sich aufzusetzen, doch da wurde es schon wieder ruhig und er schloss stattdessen die Augen. Vielleicht hatte irgendein Diener nur wieder mal etwas fallen lassen ... doch bevor Harry den Gedanken zu Ende denken konnte, wurde es noch einmal laut und Rufe, sowie eilige Schritte waren zu hören.
Da es hier drin ohnehin nichts zu tun gab, setzte Harry sich auf, schlüpfte in seine Stiefel und ging zur Tür. Er wollte wenigstens auf den Gang sehen und sich erkundigen, was denn dort los war. Also ging er zur Tür, öffnete sie und erstarrte als er den Platz vor seiner Tür leer vorfand. Sein Herz begann zu rasen als er den Gang entlang sah und weit und breit keine Wache entdeckte.
Dumpfe Geräusche waren noch immer zu hören, entfernten sich jedoch ein wenig ... offensichtlich war die Wache vor seiner Tür gegangen, um nach dem Rechten zu sehen - und hatte Harry damit eine einmalige Gelegenheit verschafft.
Ohne groß darüber nachzudenken, eilte er in sein Zimmer zurück, griff seinen Mantel, der über einem Stuhl hing und die Börse, die direkt daneben auf dem Tisch lag und verließ sein Zimmer. Sorgfältig schloss er die Tür, damit keiner auf die Idee kam, er könnte sein Gemach verlassen haben, zog sich eilig den Mantel über und lief den Gang entlang.
Das hier war seine einzige Gelegenheit, da war er sich sicher, so etwas würde ihm sich so schnell nicht wieder bieten und er würde sicher nicht stumm und still dort drinnen hocken bleiben. Es zog ihn nach draußen, raus aus dieser elenden Burg und in die Straßen seines geliebten Londons.
Es war auch nicht sonderlich schwierig unbemerkt durch die Gänge zu gelangen, dafür lebte er einfach schon lange genug hier, er wusste, wie er hier heraus kam. Lediglich die Wache am Tor bereitete ihm etwas Sorgen, doch Harry wartete draußen einfach so lange im Schatten eines der kleinen Wirtschaftsgebäude bis eine kleine Schar Menschen, offensichtlich einige Handwerker, die hier etwas hatten ausbessern müssen, die Burg verließen und Harry sich unbemerkt unter sie mischen konnte.
Und so war er nur wenig später in den Straßen Londons unterwegs und genoss für kurze Zeit seine zurück gewonnene Freiheit bis er sich das erste Mal vor einem Ritter seines Vaters verstecken musste, der die Straße entlang kam.
Da wurde ihm bewusst, dass er unglaublich vorsichtig sein musste, wenn er nicht sofort wieder zurück in den Tower wollte. Und vor allem traf ihn die Erkenntnis, dass er wenig Wert darauf legte seinem Vater überhaupt so schnell wieder unter die Augen zu treten.
Harrys Magen verkrampfte sich. Als er sein Gemach in aller Eile verlassen hatte, hatte er gedacht, er könne sich ein, zwei Tage in der Stadt vergnügen, doch jetzt wo er Zeit hatte darüber nachzudenken, wurde ihm klar, dass er nicht einfach zurück kehren konnte. Sein Vater würde außer sich sein vor Wut und nach dem letzten Erlebnis konnte Harry darauf wirklich gut verzichten.
Geräuschvoll atmete er aus und schlug den Weg ins Londoner Hurenviertel ein. Dort kannte er genügend Leute bei denen er für eine kleine Weile Unterschlupf finden konnte, die Huren waren ihm schon immer sehr zugetan gewesen und würden ihm auch heute weiter helfen. Wenn er erst einmal an einem Ort war, an dem er sich nicht ständig darum sorgen musste, dass Männer seines Vaters ihn fanden, konnte er in Ruhe weiter planen. Es reizte ihn jetzt bereits nach Godstow zu gehen, um das Grab seiner Mutter aufzusuchen. Dafür würde er zwar zu Fuß bis nach Oxford müssen, aber das war es ihm in diesem Moment einfach wert. Und danach ... Harry seufzte leise. Ihm fiel nur eine Person ein, die ihm in dieser Lage vielleicht noch helfen konnte und das war Richard. Aber um nach Aquitanien zu kommen, würde es ohne Pferd und mit sehr bescheidenen Barmitteln Wochen dauern, kein ganz einfaches Unterfangen. Er würde also noch gründlich darüber nachdenken müssen, wie er all das bewerkstelligen sollte.
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