William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Elizabeth

Elizabeth seufzte schwer. Mit einer solchen Reaktion hatte sie gerechnet. Aber sie sah Ida ruhig an und schüttelte leicht den Kopf. "Wie soll ich mich über Euer Leid freuen? Ich will Euch nichts Böses, Ida, aber Ihr offenbar mir. Ich will mich nur wehren. Und ich habe mich nicht beschwert, ich habe ihm nur erzählt, was war, weil ich so traurig darüber war. Mir wäre sehr daran gelegen mit Euch gut auszukommen, ich habe schließlich sonst keinen hier. Aber Ihr macht es mir auch sehr schwer...Die Lage ist für keinen hier leicht, Ida."
Elizabeth trat einen Schritt näher. "Ich will nur in Frieden leben, Ida. Und Eure Tränen betrüben mich. Ich weiß, es ist nicht leicht für Euch, aber ich kann einfach nicht anders. Ich liebe Roger über alles. Könnt Ihr das nicht verstehen?"

Ida de Tosny

"Nicht leicht?" wiederholte Ida und schüttelte den Kopf, da das Lachen noch immer in ihrem Hals steckte. Diese Szene war doch völlig absurd. "Ihr habt ja keine Ahnung." bemerkte sie und fuhr sich mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. "Ihr habt doch, was Ihr wolltet. Nur ich bin noch der Klotz am Bein, der verhindert, dass Ihr vollends glücklich werdet. Und da sprecht Ihr davon, dass es nicht leicht ist?"
Ida legte eine Hand vor den Mund und schloss kurz die Augen, um nicht erneut aufzuschluchzen. "Wenn Ihr um Verständnis für Euch bittet, seid Ihr denn auch in der Lage welches für mich aufzubringen? Habt Ihr auch nur die leiseste Vorstellung davon, was Ihr mir angetan habt?" fragte sie dann leise.

Elizabeth

"Nein, ich weiß nicht, wie es ist.", gestand Elizabeth freimütig ein. "Ich habe nicht, was ich wollte. Ich wollte Roger heiraten und als seine Frau eine Familie mit ihm gründen. Und jetzt schaut mich an. Ich habe mich seinetwegen mit meiner Familie gestritten, bin ganz allein hier, kenne niemanden und erwarte ein Kind, obwohl ich keine Ahnung davon habe und ich nicht weiß, was mich mit dieser Schwangerschaft noch erwartet. Alles, weil ich Roger so sehr liebe. Ich habe mir meine Zukunft wahrlich auch anders vorgestellt, Ida. Aber so sollte es nicht sein und das ist Henrys Schuld. Wir sitzen Beide im selben Boot, Ida. Henry hat uns Beiden ganz schön böse mitgespielt. Natürlich kann ich Euch verstehen, das habe ich nie bestritten. Ich weiß, dass ich Euch das Leben schwer mache, aber ich kann einfach nicht anders. Ich liebe Roger zu sehr um ihn zu verlassen. Aber ich weiß, wie schlimm es für Euch sein muss. Nur weiß ich nicht, wie ich es besser für Euch machen soll."

Ida de Tosny

"Solange Ihr hier seid, wird sich für mich nichts ändern und erst Recht nichts bessern. Ihr müsstet schon von hier verschwinden, damit es leichter für mich wird, aber das werdet Ihr nicht." erwiderte Ida resigniert. "Aber solange Ihr hier seid, sorgt Ihr dafür, dass das hier meine persönliche Hölle auf Erden ist." fuhr sie fort und sah Elizabeth fest in die Augen. "Ich bin hier her gekommen und hatte gehofft mich irgendwie mit dieser Ehe arrangieren zu können, dass es leichter wird, wenn Roger und ich eine Familie gründen. Wenn ich Kinder habe, die mir darüber hinweg helfen können, dass ich meinen Sohn bei Henry lassen musste ..." Ida brach ab und biss die Zähne aufeinander, um ein Schluchzen zu unterdrücken. William nicht bei sich zu haben, quälte sie immer noch unglaublich. Er war doch noch so klein und brauchte seine Mutter und sie vermisste ihn so furchtbar.
"Und dann kommt Ihr mit Eurer Liebe für Roger und mit einem Mal fasst mein Gemahl mich nicht mehr an, würdigt mich kaum noch eines Blickes ... Ihr habt mir jegliche Hoffnung auf ein erträgliches Leben hier genommen und nun muss ich auch noch mit ansehen, wie Ihr sein Kind bekommt, während meines -" Idas Stimme brach und sie wandte den Blick ab, legte die Hand vor die Augen in der Hoffnung, die Tränen noch zurück halten zu können.

Elizabeth

"Ich weiß. Aber ich kann mich nicht einfach zurückziehen und Roger Euch überlassen. Ich liebe ihn zu sehr dazu. Wir könnten es angenehmer machen für Euch", erklärte Lizzy gerade. "Ich will nicht, dass es für Euch die Hölle auf Erden ist. Aber wenn Ihr und ich uns nicht mehr so angiften, wird es vielleicht auch besser für Euch. Ich hatte eigentlich gehofft, wir würden uns vielleicht irgendwann besser verstehen." Außerdem hatte Ida schon eine Schwangerschaft hinter sich und wusste, was sie erwartete.
"Ich weiß..und es tut mir sehr leid, Euch das zuzumuten, Ida. Aber ich...ich kann nichts für meine Gefühle. Ich liebe ihn so, auch wenn ich Euch damit Unglück bringe. Ich bin sicher, Ihr werdet Euren Sohn bald wieder sehen, wenn Roger an den Hof zurückkehrt." Sie hatte gehofft, Ida würde hier bleiben, aber dazu tat die Andere ihr viel zu leid.
"Ihr dürft Euer Glück nicht nur von Roger abhängig machen. ihr könnt doch auch so viele schöne Dinge tun, die Euer Leben lebenswert machen."

Ida de Tosny

Ida schlang die Arme um ihren Oberkörper und schüttelte dann den Kopf. "Das werde ich nicht." widersprach sie mit rauer Stimme. "Roger wird mich nicht mitnehmen, das hat er deutlich gemacht. Und selbst wenn ..." Ida zögerte kurz und überwand sich dann dazu weiter zu sprechen. "Ich habe Angst davor ihn wieder zu sehen. Zu sehen, wie er mir immer fremder wird und ihn dann nach kurzer Zeit wieder alleine lassen zu müssen und hier her zurückzukehren wo ... wo rein gar nichts auf mich wartet außer Einsamkeit und Erniedrigung." Sie hatte hier nichts und niemanden und das würde sich auch nie wirklich ändern, ein wahrlich bitteres Los für die junge Frau, die früher so lebenslustig gewesen war.
"Ach und was für Dinge sollen das sein?" fragte Ida verzweifelt. "Was ich mir wünsche, sind Kinder, Elizabeth. Eine Familie ... alles Dinge, die ich nie haben werde." Sie lächelte traurig. "Ich würde alles darum geben auch nur noch einmal ein Kind zur Welt bringen zu können, dass ich lieben und umsorgen kann, das mir niemand wieder weg nimmt, so wie meinen kleinen William." Ida biss sich auf die Unterlippe und schluckte schwer. Wie kam sie eigentlich dazu dieser Frau etwas vorzujammern? War sie wirklich schon so verzweifelt?

Elizabeth

"Ich...wenn Ihr mit wollt an den Hof, überzeuge ich ihn davon Euch mitzunehmen.", erwiderte Elizabeth leise. "Ihr müsst nur einen Ton sagen, dann rede ich mit ihm. Aber Euer Sohn würde sich bestimmt freuen seine Mutter zu sehen."
Lizzy zögerte kurz. "Wisst Ihr, Ida, ich bin hier genauso einsam wie Ihr auch. Ich habe niemanden hier außer Roger und Roger...ist eben keine Frau. Ich würde so gern an Euren Erfahrungen mit einer Schwangerschaft teilhaben und lernen. Ich würde Euch gern eine Freundin sein, aber ich kann auch verstehen, dass Ihr das nicht möchtet. Vielleicht würde es mir an Eurer Stelle genauso gehen. Aber ich...ich kann Euch besser verstehen, als Ihr ahnt."
Wie schrecklich es für Ida sein musste zu wissen, dass sie nie eine Familie haben würde. Aber sie wollte Roger auch nicht bitten irgendetwas zu ändern. Er sollte Ida nicht mehr Nachts besuchen, er sollte nur bei ihr schlafen. Da wurde sie durchaus eifersüchtig.

Ida de Tosny

Ida sah auf und bedachte Elizabeth mit einem verwirrten Blick. "Das ... das würdet Ihr tun?" fragte sie unsicher. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass ausgerechnet Elizabeth Roger überzeugen würde, sie doch mit an den Hof zu nehmen. Ihr würde es doch eher gerade Recht kommen, wenn Ida hier zurück blieb und somit außer Sichtweite war.
Dann weiteten sich ihre Augen ein wenig vor Überraschung und Unglauben und sie starrte Elizabeth einen Moment lang schweigend an. Ida wusste nicht Recht, ob sie schockiert, verärgert oder doch ein wenig erleichtert war über die Worte der anderen und es dauerte etwas bis sie sich zu einer Antwort durchringen konnte. "Ich weiß nicht, ob ich das kann." entgegnete sie und sprach damit durchaus die Wahrheit. Sie war sich nicht sicher, ob sie ausgerechnet dieser Frau beistehen konnte, die doch Schuld an ihrem Elend war.
"Versteht mich nicht falsch, aber ich glaube kaum, dass ich Euch beistehen kann ohne beständig daran zu denken, was Ihr habt und ich nie bekommen werde. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen kann, wenn mir so nur noch mehr vor Augen geführt wird, wie einsam ich hier bin."
Ida rieb sich unbehaglich über den Arm. Wie sollte sie das fertig bringen? Es war so schon schwer genug zu sehen, wie Elizabeth immer runder wurde und wenn das erste Kind erst einmal da war und sicher auch das zweite folgen würde ... Ida wusste jetzt schon, dass sie dann vor Kummer fast zerbrechen würde.

Elizabeth

"Warum nicht? Es kostet mich doch nichts und Ihr wollt sicher Euren Sohn wiedersehen. Ich kann das verstehen.", erwiderte Elizabeth leise. "Darf ich?", fragte sie schließlich und deutete auf den freien Platz auf der Bank neben Ida.
"Ihr könnt es Euch ja überlegen. Es war nur ein Vorschlag. Ich will keinen Krieg mit Euch, das genügt mir fürs Erste. Ich bin auch einsam, Ida, genau wie Ihr. Vielleicht könntet Ihr Euch irgendwann entschließen, dass eine Freundin besser ist, als niemanden zu haben, auch wenn man sie eigentlich nicht haben möchte." Sie wusste, dass es für Ida schwer war, aber das war ihre einzige Möglichkeit es erträglicher zu machen.

Ida de Tosny

"Weil ... weil es für Euch bequemer wäre, wenn ich hier bleibe. Roger war in diesem Punkt schon überaus deutlich." Er wollte sie nicht dabei haben, das hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht und Ida hatte wieder einmal das Gefühl gehabt, das fünfte Rad am Wagen zu sein, obwohl doch eigentlich sie mit Roger verheiratet war.
Auf Elizabeths Frage hin nickte sie nur ein wenig zerstreut. "Sicher." murmelte sie schließlich und sah sie dann wieder an.
"Vielleicht." erwiderte Ida zögerlich. "Vielleicht kann ich es versuchen. Ich weiß nur nicht, ob ... ob ich das aushalte."

Elizabeth

"Das wäre es. Und ich müsste euretwegen nicht die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen haben. Aber ich kann Euch doch deshalb nicht von Eurem Sohn fernhalten, wenn dass die einzige Möglichkeit ist, dass Ihr ihn seht. Ich werde selber Mutter, wie könnte ich so grausam sein? Nein..."
Elizabeth schüttelte den Kopf und setzte sich dann neben Ida.
"Danke. Ich kann Euch nicht sagen, ob Ihr das aushaltet. Das werdet Ihr nur herausfinden, wenn Ihr es ausprobiert. Wir werden sehen...Es muss ja nicht jetzt sein."
Elizabeth seufzte leise. "Ich will Euch doch nichts Böses."

Ida de Tosny

Ida kaute kurz nervös auf ihrer Unterlippe herum und starrte auf ihre Füße hinab, dann gab sie sich einen Ruck und sah Elizabeth wieder an. "Ich weiß wirklich zu schätzen, was Ihr da tut. Ich danke Euch wirklich." erwiderte sie und schloss kurz die Augen, um die Tränen zurück zu halten. "Ich danke Euch von ganzem Herzen." Wer wusste schon, wann sie ihren kleinen süßen William sonst wieder gesehen hätte. Bei ihrem Glück erst, wenn er schon kurz davor war ein Mann zu werden.
Ida schwieg einen Moment lang und dachte nach, überlegte, ob sie es wirklich wagen sollte und nickte schließlich langsam. "Wir können es zumindest versuchen und fürs erste unseren Streit beilegen ... dann können wir ja weiter sehen." schlug sie zögernd vor.

Elizabeth

Elizabeth lächelte vorsichtig. "Keine Ursache. Ich kann Euch besser verstehen, als Ihr glaubt. Ich werde mit Roger reden und ihn überzeugen." Irgendwie würde das schon gelingen, Roger tat ja alles, was sie wollte. Meistens zumindest.
Sie war wirklich erleichtert, dass sie mit Ida eine Einigung gefunden hatte. Das würde ihr Leben doch bedeutend einfacher machen. "Das ist gut. Lasst es uns versuchen. Ob es funktioniert, sehen wir dann ja immer noch."
Aber sie hatte ganz und gar nichts gegen eine Freundin einzuwenden.

Ida de Tosny

Ida lächelte nun leicht. "Vielen Dank." Sie konnte gar nicht in Worte fassen, wie viel es ihr bedeutete an den Hof reisen zu können, ihren kleinen Jungen zu sehen ... "Es bedeutet mir wirklich viel diese Gelegenheit zu haben ... meinen Kleinen wieder zu sehen." Er fehlte ihr immerhin so.
Ida atmete tief durch und strich sich eine Haarsträhne auf dem Gesicht, um sich ein wenig zu ordnen und wieder in einen vernünftigen Zustand zu bringen. Schlimm genug, dass Elizabeth sie so gesehen hatte, noch jemand musste das wirklich nicht.
Dann nickte sie erneut und erhob sich halbwegs würdevoll. "Dann versuchen wir es. Aber nun müsst Ihr mich entschuldigen, ich muss mich wieder ein wenig frisch machen. So verheult sollte mich nun wirklich besser keiner weiter sehen." Dann war es um ihr Ansehen endgültig geschehen und ein wenig Würde wollte sie doch noch behalten.

Elizabeth

Elizabeth lächelte. "Ich weiß. Aber Ihr werdet ihn wieder sehen und dann wird alles gut. Macht Euch das Leben nicht so schwer."
Sie lächelte zufrieden. "In Ordnung, Ida, wie Ihr möchtet. Aber so schlimm seht Ihr nicht aus, keine Sorge. Es könnte schlimmer sein."
Sie erhob sich ebenfalls, um ihren Weg fortzusetzen. "Ich bin froh, dass Ihr es wenigstens versuchen wollt. Das wird es uns Beiden leichter machen."
Sie war gespannt, was Roger dazu sagen würde.

Ida de Tosny

Ida nickte ein wenig nachdenklich. Alles würde gut werden? Nein, sicher nicht. Sie freute sich ihren Sohn wieder sehen zu können, aber genauso hatte sie unglaubliche Angst davor. Vor dem Moment in dem sie sich verabschieden und ihn wieder zurück lassen musste ... er würde am Hofe bleiben ohne seine Mutter und sie kehrte hier her in ihr tristes, demütigendes Leben zurück, um hier zu versauern.
Dann erwiderte sie flüchtig das Lächeln. "Ihr schmeichelt mir. Ich denke nicht, dass meine verquollenen, roten Augen sichtlich ansehnlich sind. So muss mich nun wirklich keiner weiter zu Gesicht bekommen. Es wird ohnehin schon genug über mich geredet."
Ida machte einen ersten Schritt, blieb dann jedoch noch einmal stehen und zögerte kurz, wandte sich dann aber Elizabeth noch ein letztes Mal zu. "Danke, dass Ihr zu mir gekommen seid." erklärte sie leise, dann knickste sie leicht und wandte sich zum Gehen.

Julia

Julias Finger zitterten, so war sie schon wieder in Eile. Sie hätte fünf Paar Hände mehr gebrauchen können. Das Wirtshaus war voll und sie musste bedienen, dabei war ihr ziemlich elend. Sie hatte erst vor drei Tagen ihre Tochter entbunden, aber länger schonen konnte sie sich nicht. Sie war müde und fühlte sich ausgelaugt, überall sollte sie gleichzeitig sein und zudem begann der Nachwuchs nebenan auch noch zu schreien und zu wimmern, weil es so laut war und sie ihn eigentlich füttern musste. Damit das Geschrei den Gästen nicht länger auf die Nerven ging, hatte Tom sie schon barsch angewiesen sich gefälligst zu beeilen.
Und so hastete sie mit zwei Krügen Bier zum nächsten Tisch, damit sie gleich ihre Tochter beruhigen konnte. Sie stelle den ersten Krug ab, der zweite entglitt ihren bebenden Fingern und kippte. Der Inhalt ergoss sich über den Tisch und auf die Hose des Gastes.
"Oh, es tut mir furchtbar leid, Matthew. Verzeih mir..." Der Schmied nahm es nicht allzu übel und winkte gutmütig ab, aber sie wusste, dass Tom das nicht so einfach verzeihen würde.

Tom

Toms Nerven lagen blank. Das Wirtshaus war ordentlich gefüllt und Julia hatte die letzten zwei Tage nicht arbeiten können, weil sie das Kind bekommen hatte ... eine Tochter, ausgerechnet. Aber das war nun nicht zu ändern, was es aber zu ändern galt, war, das Geschrei des Kindes endlich abzustellen. Nicht mehr lange und die Gäste würden sich beschweren und dann fehlte nicht mehr viel bis die ersten gingen, das konnten sie sich nicht leisten.
"Julia, nun mach schon!" rief Tom seiner Frau ungeduldig zu und zapfte ein weiteres Bier für einen Gast, der sich bei ihm am Tresen nieder gelassen hatte. Er würde gleich noch ein paar Bratkartoffeln machen müssen, die gingen heute auch ausgesprochen gut weg, aber vorher musste Julia dieses Kind endlich beruhigen. Tom drehte sich gerade nach seiner Frau um, um zu sehen, sie sie einen Krug umstieß und das gute Bier über den Tisch floss und bis auf die Hose des Gastes.
Tom biss die Zähne aufeinander und schloss kurz die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! Er schmiss den Lappen auf den Tisch hinter ihm mit dem er gerade noch den Tresen etwas gewischt hatte und trat Julia in den Weg als diese zurück geeilt kam. "Nach neben an, los." knurrte er wütend und schob sie vor sie her in den Nebenraum.
"Bist du denn zu gar nichts zu gebrauchen? Willst du jetzt auch noch die Gäste vergraulen oder weshalb schüttest du ihnen das Bier über die guten Hosen?" fuhr er sie wütend an.

Julia

Julia ahnte schon Schlimmes, als Tom ihr in den Weg trat und sie nach nebenan schickte. Sie wusste, sie würde büßen müssen, aber sie tat doch ihr Bestes. Sie musste auf drei Kinder aufpassen, die Kleinste beruhigen und die Gäste zufrieden stellen. Sie konnte einfach nicht schneller oder besser arbeiten. Ihre Grenze war erreicht.
Sie gab nach, als er sie vor sich her schob und zuckte unter seinen wütenden Stimme zusammen. "Es tut mir leid, Tom. Es war keine Absicht, der Krug ist mir aus den Fingern gerutscht beim Abstellen. Ich wollte das nicht. Ich habe mich sofort bei Matthew entschuldigt und er war nicht böse. Lass mich nur die Kleine rasch beruhigen, dann bringe ich ihm sofort ein neues Bier."

Tom

Tom ballte die Hand wütend zur Faust als Julia begann sich heraus zu reden, dann öffnete er sie wieder und schlug kurzer Hand zu. "Meine Hand ist mir auch abgerutscht." knurrte er wütend.
"Es ist mir egal, was Matthew sagt oder nicht, was denkst du wohl, was das für einen Eindruck bei den Gästen hinter lässt? Heute war es nur der Schmied, aber wem gießt du Morgen das Bier über? Womöglich einem der Ritter aus der Burg? Reiß dich verdammt nochmal zusammen, das kann so wirklich nicht weiter gehen."
Tom warf der Wiege einen bösen Blick zu und sah dann Julia wieder an. "Das kannst du dir sparen, ich bringe ihm selbst ein neues Bier. Bring du endlich das Balg zur Ruhe und am besten trittst du mir heut Abend nicht mehr unter die Augen. So wie du arbeitest, kannst du es auch gleich sein lassen. Anne wird das schon ausgleichen können. Und pass ja auf, dass dir Morgen nicht wieder solche Fehler unterlaufen!" fuhr Tom sie zornig an.

Julia

Für Julia waren Schläge nichts Neues mehr, Tom rutschte öfter einmal die Hand aus und es tat ihm auch nie leid. Trotzdem schossen ihr die Tränen in die Augen. "Es war doch nur ein Krug Bier.", erwiderte sie mit brüchiger Stimme. "Es wird nicht wieder vorkommen und du weißt doch, dass mir das seit Jahren nicht mehr passiert ist. Ich reiße mich doch zusammen, ich gebe mein Bestes, versprochen. Aber ich kann es heute einfach nicht besser, ich merke die Niederkunft noch sehr." Und wenn sie nicht aufpasste, würde sie weder anfangen zu bluten. Doch warum hatte sie sich nur zu Widerworten hinreißen lassen?
"Wie du willst. Ich werde die Kleine beruhigen." Sie senkte den Blick. "Nein, bestimmt nicht. Morgen werde ich mir mehr Mühe geben.", sagte sie dann kleinlaut. Es war so traurig, wie wenig er von seiner Tochter hielt. Nur weil es ein Mädchen geworden war...

Tom

"Heute war es nur ein Krug Bier, und Morgen? Ich will sowas nicht nochmal erleben, verstanden?" schnauzte er Julia verärgert an. "Versprich weniger und jammer nicht, sondern arbeite Morgen vernünftig und gut." knurrte Tom abschließend und wandte sich zur Tür um. Er hatte die Schnauze voll von diesem Gejammer.
An der Tür hielt er noch einmal inne. "Und nun bring endlich diesen Schreihals zur Ruhe, ehe ich es mache. Nicht mehr lange und es hat mir die Gäste vergrault!" brummte Tom und verschwand dann nach nebenan, um dem Schmied ein neues Bier zu bringen.

Julia

"Ja, Tom.", erwiderte Julia leise und machte sich sofort daran die Kleine zu stillen, ehe Tom ihr noch etwas antat, um sie zur Ruhe zu zwingen. Nachdem das Kind wieder eingeschlummert war, hatte sie die Beiden größeren ins Bett gebracht und ihre Tochter mitgenommen, um ein wenig abseits draußen ein bisschen Ruhe zu haben.
Sie saß auf einer kleine Mauer, das Körbchen mit ihrem Kind zu ihren Füßen, und vergoß ein paar Tränen. Ihr Auge schwoll langsam zu und sie fürchtete sich davor, morgen wieder einen Fehler zu machen. Sie fühlte sich schwach und wünschte sich manchmal, ihr Mann würde sie auch so auf Händen tragen, wie man es dem Earl und seiner Frau nachsagte. Edward wäre sicherlich genauso rücksichtsvoll gewesen...

 

Edward war heute ein wenig durch die Gegend gezogen und überlegte nun, ob er noch einen kurzen Stopp im Wirtshaus einlegen oder direkt nach Hause gehen sollte. Zwar wäre es wohl besser Julia aus dem Weg zu gehen, aber er war länger nicht dort gewesen und es wäre ja ohnehin nur für ein Bier ... den Fehler sie anzusprechen würde er sicher nicht wieder machen.
Allerdings kam Edward nicht einmal bis zur Eingangstür. Auf der kleinen Mauer neben dem Wirtshaus sah er jemanden sitzen und erkannte als er näher kam, dass es Julia war - und dass sie das Gesicht in den Händen vergraben hatte und so wie ihre Schultern bebten, weinte sie gerade.
Vorsichtig trat er näher und entdeckte nun auch das Körbchen zu ihren Füßen in dem ein kleines Kindchen friedlich schlummerte. "Julia?" fragte er leise und kam noch einen Schritt näher. "Julia, ist irgendetwas passiert? Kann ich dir helfen?" Er wollte sich ja wirklich nicht aufdrängen, aber wenn er sie so sah, konnte Edward gar nicht anders als sie anzusprechen.

Julia

Als Schritte in der Dunkelheit laut wurden, wischte Julia sich rasch durch das Gesicht um die Tränen zu trocknen. Warum musste Edward auch unbedingt jetzt vorbei schauen. Dafür hatte er wirklich ein Talent.
"Nein, du kannst mir nicht helfen, Edward. Ich...ich bin nur müde und ich habe Matthew ein Bier übergeschüttet. Das hat mich erschreckt.", beschwichtigte sie. Er würde sich nur wieder unnötig aufregen, wenn er mitbekam, dass Tom sie geschlagen hatte.
"Sei bitte leise, die Kleine schläft gerade erst.", bat sie. "Sie war den ganzen Tag schon so unruhig, ich bin froh, dass sie nun schläft.