William und Joanna ab ca. 1179 bis 1180

Philippe

"Ich werde die Taufe gleich vorbereiten lassen." erklärte Philippe und dachte einen Moment nach, beobachtete dabei seine Tochter. "Was hältst du von Claire?" fragte er schließlich und strich dem Mädchen über die Wange. "Schließlich leuchtete sie wirklich hell, unsere Kleine. Bis in unsere Herzen hinein." murmelte Philippe und musste dann für einen Moment die Augen schließen und schwer schlucken, um sich wieder zu sammeln.
Wie Sébastien mit seiner Schwester umging, war unglaublich niedlich gewesen und es waren diese Momente reinen Glücks, die Philippe einfach noch schier überwältigten.
"Ich liebe dich, Amélie." wisperte er schließlich leise.

Amélie

Amélie nickte zufrieden und lächelte dann. "Claire ist wirklich wunderschön. So soll unser kleiner Stern heißen." Sie war so unglaublich glücklich mit diesem Mann und ihrer kleinen Familie. Er hatte sich so verändert, seit sie Kinder hatten und ging absolut liebevoll mit ihnen um. Er war so ein toller Vater und dafür liebte sie ihn nur noch mehr.
"Ich dich auch, Philippe. Und ich bin sehr froh, dass alles so gekommen ist. Du warst viel gelassener dieses Mal als bei Sébastien.", stellte sie stolz fest.
"Wenn du möchtest, kannst du sie gleich mitnehmen, um sie deinen Eltern zu zeigen. Ich habe sie schon gefüttert und ich kann mich dann etwas ausruhen..."

Philippe

Philippe küsste Amélie sanft und lächelte. "Ich habe mir Mühe gegeben." erwiderte er. Es war nicht ganz einfach gewesen und Robert hatte einiges ertragen müssen, aber nun war alles gut gegangen und Philippe war einfach überglücklich.
Dann nickte er. "Ich nehme beide mit, dann hast du deine Ruhe." versprach Philippe und setzte Sébastien so auf seinen Schoß, dass er Amélie die kleine Claire abnehmen konnte. "Sie ist unglaublich niedlich." murmelte er und beobachtete seine Tochter eine Weile. Als er sich dann schließlich von ihrem Anblick löste, sah er seinen Sohn an und grinste. "Na Kurzer, willst du deiner Schwester mal zeigen, wie toll du schon laufen kannst?" fragte er und stellte Sébastien neben dem Bett auf den Boden und nahm ihn an der Hand. Der kleine marschierte auch sofort freudestrahlend los und Philippe blieb nur noch Zeit Amélie ein Lächeln zu schenken. "Ruh dich aus, meine Schöne, du hast es dir wirklich verdient." erklärte er sanft.

Amélie

Amélie lächelte sanft und nickte dann. "Ich danke dir. Dein Vater und dein Bruder möchten Claire bestimmt gerne kennenlernen." Amélie war ausgesprochen dankbar dafür, dass sie so selbstverständlich in die Familie aufgenommen worden war. Der Earl war ein so wunderbarer Großvater für ihre Kinder. Sébastien liebte ihn abgöttisch.
Amélie war gerührt, als sie sah, wie Philippe mit den beiden Kindern das Zimmer verließ. Es war so ein schönes Bild.
"Ich liebe euch so sehr...", flüsterte sie. Nie wieder wollte sie ihre kleine Familie verlieren.

Edward war furchtbar aufgeregt als er die Halle betrat. Heute war es endlich soweit, heute war sein großer Tag gekommen. Er zupfte etwas unruhig an seinem Ärmel und atmete tief durch.
Wie Henry ihm nahegelegt hatte, hatte er sich neue Sachen besorgt und trug nun neben einer neuen Hose ein frisches Hemd und eine extra für ihn gefertigte Tunika. Sogar neue Schuhe hatte er sich gegönnt, nachdem er ein bisschen was von seinem Erspartem geopfert hatte.
Aber die neue Kleidung war nicht das, was ihn nervös machte, sondern der Umstand, dass er vor den Augen einer ganzen Horde Menschen in wenigen Augenblicken zum Ritter geschlagen werden sollte. Endlich. Endlich bekam er ganz offiziell die Anerkennung, die er in seinen Augen auch wahrlich verdient hatte und die jedem zeigten, dass er kein kleiner Junge mehr war.

Henry wartete bereits ruhig auf Edward, der heute in den Stand eines Ritters erhoben werden sollte. Unbewegt sah er ihm entgegen, spürte aber durchaus eine Art väterlichen Stolz , wenn er Edward so sah. Gut sah er aus in den neuen Kleidern, eines Ritters würdig.
Ja, es wurde Zeit. Der Junge war soweit. Henry wartete, bis Edward vor ihm stand und bedachte ihn dann mit einem musternden Blick.
"Kniet nieder, Knappe.", begann er schließlich, als es ruhig im Saal geworden war. "Edward von Cornwall, Ihr habt Euch hier eingefunden, um die Würde eines Ritters von England zu erhalten. Gleichwohl haben sich hier weitere hohe Herrschaften von edlem Stande eingefunden um zu sehen und zu bestätigen, dass diese Zeremonie mit der gebotenen Ordnung gehandhabt werde.
Es ist nun der Moment, wo Ihr Eure ritterlichen Absichten vor dem Einen und diesen Zeugen mit Eurem Schwur bestätigen sollt.
Ich frage Euch:

Seid Ihr bereit, Eurem Herrn als Ritter mit ganzer Kraft und ganzem Herzen zu dienen?
Seid Ihr willens, die heiligen Manifeste des Einen zu achten, zu ehren und nach ihnen zu leben?
Seid Ihr bereit, für Eure Ehre mannhaft einzustehen und sie von jedem Zweifel reinzuhalten?
Seid Ihr bereit, in der Schlacht mit allem Mut und aller Tapferkeit zu kämpfen, und auch den Einsatz Eures Lebens nicht zu scheuen?
Werdet Ihr Euch üben in rechter Höflichkeit, Bescheidenheit und weiser Beherrschung Eurer selbst?
Werdet Ihr einstehen für Eure Anbefohlenen, die Schwachen stützen und die Not der Leidenden lindern?"

Edward hatte das Gefühl, dass der Weg durch die Halle eine halbe Ewigkeit dauerte. Zwar war er schon oft genug hier lang gelaufen, doch noch nie mit der gesamten Aufmerksamkeit auf sich ruhend. Nun sah ihn jeder im Raum Anwesende an und beobachtete wie er vor Henry trat und dort niederkniete.
Edward bekam eine leichte Gänsehaut während Henry sprach und wusste einmal mehr, wieso es diesem aufbrausenden Normannen so leicht gelungen war seiner Zeit nach England zu kommen und die hier lebenden Edelmänner für sich zu gewinnen. Wenn Henry sprach, war das einfach beeindruckend.
Er wartete bis der König geendet hatte, dann nickte er. "Ich bin willens, die an mich gestellten Anforderungen zu erfüllen und schwöre, dass ich den mir anvertrauten Titel ehren und die damit verbunden Rechte und Pflichten stets erfüllen werde. So wahr mir Gott helfe." erklärte Edward und war erstaunt, dass seine Stimme so feierlich und selbstsicher klang, obwohl er doch furchtbar nervös war.

Henry war zufrieden mit dem Ernst. mit dem Edward an diese Sache heran ging. Die Nacht zuvor hatte er in der Kapelle in stillen Gebet verharren müssen, aber man sah es Edward nicht an. Seine Stimme war fest und klar,kein Zweifel war darin zu erkennen. Edward würde ihm sicherlich ein treuer Ritter sein.
"Empfanget nun den letzten Schlag, den Ihr unerwidert hinnehmen müsst. Doch wer Euch von nun an also schlaget, den lasst Euren ritterlichen Zorn spüren.", sprach er schließlich die traditionelle Formel weiter und hob das Schwert, um Edward damit leicht mit der flachen Klinge auf die Schulter zu schlagen.
"Erhebt Euch, Ritter Edward von Cornwall. Leget nun ab Euer keusches Gewand, welches dem bescheidenen Büßer wohl ansteht. Aber ein Ritter vor dem Einen darf mit Stolz und Ehre die Zeichen tragen, die seinem Stand gebühren. Panzer, Helm, Sporen und Handschuhe sei Euch nun mit Stolz zu tragen erlaubt. Doch zuletzt fehlt noch eines...Das Schwert."
Henry ließ sich von einem seiner Ritter das Schwert reichen, das er für Edward für diesen Anlass hatte fertigen lassen. "Das Schwert ist von alters her das Symbol des wahren Ritters. So wie das wachsame Auge des Einen Seine Gläubigen schützt, so steht es auch dem Ritter an, die Feinde des Einen mit dem Schwert zu besiegen und zu vernichten. Und so wie Ritterlichkeit auch Gerechtigkeit bedeutet, so ist das Schwert des Ritters zweischneidig. Denn es dient dem Erhalt von Ritterlichkeit und Gerechtigkeit. Dient mit der Stärke des Schwertes Eurem Herrn, wie Ihr auch dem Einen dient. Und schirmt also eure anbefohlenen Knechte, wie Euch das Auge des Einen schirmt. Dies Schert sei nun Euer. Tragt es würdig.", schloss Henry schließlich und legte Edward den Schwertgurt um.

Edward bebte kaum merklich vor Erregung als das Schwert seine Schulter berührte. Er sah zu Henry auf und erhobt sich in einer erstaunlich fließenden Bewegung, wenn man bedachte, wie er die vergangene Nacht hatte verbringen müssen.
Edward hielt den Atem an als Henry im den Schwertgurt umlegte und hielt es nun kaum mehr aus. Er hatte dieses Schwert vorher noch nie zu Gesicht bekommen, Henry hatte ihm nur erklärt, dass er eine Überraschung für ihn bereit hielt, aber sich sonst in Schweigen gehüllt.
Und nun spürte er das Gewicht der Klinge an seiner Seite und hatte das Gefühl selten im Leben so glücklich gewesen zu sein.
Er sah Henry fest in die Augen, dann verneigte er sich feierlich vor ihm. "Ich danke Euch, Sire." erklärte er. "Welche Aufgaben Ihr auch immer für mich bereit haltet, ich werde sie von nun an ohne zu zögern und stets zu Eurer vollen Zufriedenheit ausführen, mein König."

Henry nickte leicht. "Das hoffe ich. Ich werde Euch beim Wort nehmen, Sir Edward.", antwortete Henry schließlich und beugte sich ein wenig zu Edward vor. "Glaub ja nicht, dass ich dich jetzt mir Sir anrede, wenn wir allein sind, Bengel." Für ihn würde Edward immer ein wenig der freche Junge bleiben, den er in Obhut genommen hatte vor einigen Jahren.
"Und nun geh und lass dich feiern. Dein Schwert kannst du dir nachher noch in Ruhe ansehen.", fügte er hinzu, wohl wissend, was in Edward vor ging.
William würde äußerst zufrieden mit seinem Sohn sein. Und in zwei, drei Jahren würde Edward auch reif genug für Oxford sein. Dann würde er aus der Grafschaft etwas machen.

Edward sah Henry in die Augen als dieser sich zu ihm beugte und grinste dann. "Ich denke, das geht in Ordnung, mein König." erwiderte er mit funkelnden Augen, nickte dann jedoch. Er konnte es kaum noch erwarten hier weg zu kommen, um seinen Ritterschlag und feiern und endlich das Schwert in Augenschein zu nehmen, dass Henry ihm geschenkt hatte. Er brannte förmlich vor Neugier und musste sich wirklich zusammen reißen, um mit ruhigen Schritten den Rückweg anzutreten.
Am Ausgang warteten bereits seine Freunde auf ihn, die ihn mit Schulterklopfen und breitem Grinsen empfingen und Edward hatte das Gefühl, das dieser Moment beinahe perfekt war.
Nur Julia fehlte in seinem Plan, doch vielleicht würde er sich jetzt ein paar Tage Zeit nehmen können, um nach Truro zu reisen. Offiziell natürlich, um seinen Eltern von seinem Ritterschlag zu berichten, tatsächlich jedoch nur, um Julia wieder zu sehen.

Robert hatte sich gerade auf den Weg zu Philippe gemacht, um diesen abzuholen, als ihm auf dem Burghof etwas merkwürdiges auffiel. Ein großer Rappe stand da, wartete darauf, dass jemand ihn versorgte. Chouchou? Das konnte nicht sein, Edward war in London. Und doch war es sein kleiner Bruder, der gerade aus dem Stallgebäude kam, um seinen Hengst abzuholen.
Robert lächelte und ging zu ihm hinüber.
"Ed! Was machst du denn hier? Wir wussten nicht, dass du kommst. Schön, dass du uns besuchst.", begrüßte er ihn gut gelaunt. Er musterte seinen Bruder und dann blieb sein Blick an dessen Schwert hängen. Das...konnte nicht sein.
"Was...bedeutet das?", fragte er skeptisch.

Edward war zufrieden mit sich und der Welt als er in Truro angekommen war. Er war zum Ritter geschlagen worden, stand hoch in Henrys Ansehen und endlich konnte er Julia wieder sehen. Aber zunächst würde er eine Runde durch die Burg machen, seine Eltern und Geschwister begrüßen.
Ein breites Grinsen trat auf seine Lippen als er den Stall verließ, um Chouchou zu holen und Robert entdeckte, der einen Augenblick später zu ihm hinüber kam.
"Rob! Schön dich zu sehen." begrüßte er seinen Bruder euphorisch und umarmte ihn kurz. Dann folgte er Roberts Blick und grinste noch breiter. "Na was denkst du denn? Dafür gibt es doch nur eine wirklich Erklärung, nicht wahr?" er klopfte leicht auf den Knauf seines Schwertes. "Der König hat mich zum Ritter geschlagen." erklärte Edward dann stolz.

Robert erwiderte Edwards Umarmung herzlich und klopfte ihm kurz auf den Rücken. "Tatsächlich? Nun dann gratuliere, Brüderchen.", beglückwünschte er Edward möglichst ehrlich. Innerlich konnte er sich selbst nicht ausstehen, weil in ihm unweigerlich die Frage aufkam, warum Edward zum Ritter geschlagen wurde und sein Vater ihn aber noch hinhielt. Warum Edward besser sein sollte als er. Er konnte es seinem Bruder nicht aus ganzem Herzen gönnen, so sehr er sich auch Mühe gab und Edward den stolzen großen Bruder vorspielte.
"Vater wird sehr stolz auf dich sein, da in ich sicher. Du solltest Chouchou versorgen und dann lass uns zusammen reingehen."
Sogar Philippe war schon ein Ritter, nun sein kleiner Bruder...warum er nicht?

Edward nickte. "Tatsächlich. Das hättest du nicht gedacht, was?" fragte er scherzend und grinste breit. "Das hoffe ich doch. Man wird ja immerhin nicht alle Tage zum Ritter geschlagen, da kann er ruhig einmal stolz sein." Edward nahm Chouchou am Zügel. "Warte kurz, ja? Ich bringe ihn eben hinein, dann können wir gehen." Und dann würde er seinen Eltern die gute Nachricht überbringen und ihnen das Schwert zeigen können, das Henry ihm zum Geschenk gemacht hatte.
Als er den Stall kurze Zeit später verließ, war er Feuer und Flamme. "Willst du das Schwert mal sehen, Rob? Der König hat es extra für mich fertigen lassen." erzählte er seinem Bruder voller Stolz.

Robert zwang sich zu einem Lachen. "Nein, hätte ich nicht, schließlich hat der König immer so über dich geklagt.Mir scheint, du bist doch noch erwachsen geworden.", erwiderte er und wartete dann auf seinen Bruder. Währenddessen kaute er an seiner Eifersucht herum und drängte sie zur Seite, als Edward zurückkehrte.
So schwer es ihm auch fiel, er wollte Edward nicht mit einer falschen Reaktion enttäuschen und ihm die Freude verderben.
"Natürlich, lass sehen.", erwiderte er und nahm das Schwert, um es sich Edward zuliebe etwas näher anzuschauen.

"Ha! Aber wie du siehst, ich lerne aus meinen Fehlern und weiß dann doch, wie ich es zum Guten wenden kann." erwiderte Edward belustigt und zog das Schwert voller Zufriedenheit aus der Scheide. "Hier, aber sei ja vorsichtig damit."
Stolz beobachtete er wie Robert das Schwert in die Hand nahm und begutachtete. "Na, wirst du neidisch?" fragte Edward mit gedämpfter Stimme und einem breiten Grinsen auf den Lippen. "Das ich mit so etwas nach Hause komme, hätte so schnell wohl niemand gedacht."

"Offenbar tust du das. Glück gehabt, Brüderchen. Es wäre nicht sehr rühmlich gewesen, hätte Henry dich hinaus geworfen und nach Hause geschickt.", bemerkte Robert und nahm Edward mit einem spöttischen Blick das Schwert aus der Hand. "Ich bin kein Anfänger, Ed. Ich weiß, wie ich ein Schwert zu händeln habe."
Edward sollte sich nun bloß nicht aufspielen, als sei er etwas Besseres. "Neidisch? Warum sollte ich? Ich habe alles, was ich brauche.", erwiderte er, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. In gewisser Weise war er neidisch und deshalb fand er sich furchtbar albern.
"Ein gutes Schwert, pass gut darauf auf.", mahnte Robert dann und nickte. "Nein, wohl nicht...aber jetzt lass uns zu Vater gehen." Blieb nur zu hoffen, dass sein Vater ihn nicht prompt durchschaute und eine Bemerkung fallen ließ.

Edward warf Robert einen finsteren Blick zu. "Das hatte nichts mit Glück zu tun, sondern viel mehr mit meinem Können." protestierte er und zog dann eine Augenbraue in die Höhe. "Nicht einmal ein klein wenig?" fragte er und klang beinahe enttäuscht. "Komm schon, Rob, gönn mir einmal den Triumph etwas vor die erreicht zu haben. Sonst gehört das Privileg doch ohnehin immer dir. Das kann doch nur langweilig werden mit der Zeit ..."
Dann lächelte Edward jedoch wieder. "Das werde ich, keine Sorge. So ein Geschenk bekommt man schließlich nicht alle Tage. Aber du hast Recht, lass uns gehen." stimmte er zu und klopfte Robert auf die Schulter, ehe er sich zur Burg umwandte.

"Natürlich, was sonst?", spöttelte Robert gutmütig und klopfte Edward auf die Schulter. Für seine nächsten Worte hätte er ihn allerdings ohrfeigen können. Manchmal war Edward so taktlos...
"Ich habe nie gesagt, dass ich es dir nicht gönne. Wie kommst du darauf? Und keine Sorge, ich weiß durchaus, dass ich dir in vielen Dingen nur etwas voraus bin, weil ich ein paar Jahre älter bin. Ich mache mir keine Illusionen."
Aber es wurmte ihn trotzdem, dass er als einziger seiner Brüder, die schon alt genug waren, noch keinen Ritterschlag erhalten hatte. War er etwa weniger wert? Er war der Erbe seines Vaters, gerade für ihn hätte es Bedeutung gehabt.
Dennoch bemühte er sich darum, dass man ihm seine Gedanken nicht ansah, als sie das Gemach ihrer Eltern betraten. "Vater, Mutter, seht wer da ist..."

Edward atmete geräuschvoll aus, verzichtete dann jedoch auf einen weiteren Kommentar mit dem er seinen Bruder nur unnötig provoziert hätte. Er wollte schließlich keinen Streit vom Zaun brechen, sondern Robert nur ein wenig ärgern. Aber von diesen Gedanken wurde er ohnehin abgelenkt als sie das Gemach ihrer Eltern erreichten. Grinsend trat Edward hinter Robert ein.
William sah überrascht auf als es klopfte und sich die Tür öffnete. Verblüffung machte sich auf seinem Gesicht breit als er Edward entdeckte, dann lächelte er jedoch und stand auf, um seinen Sohn zu begrüßen. "Welch unerwarteter Besuch." bemerkte er, schloss Edward in die Arme und musterte ihn anschließend. "Aber ich ahne schon, weshalb du hier bist." William nickte in Richtung von Edwards Schwert und trat zur Seite, damit Joanna ihren Sohn begrüßen konnte.

Edward lächelte seinen Vater zufrieden an. "In der Tat. Ich dachte, ich schaue Zuhause vorbei, schließlich habe ich ein paar tage frei bekommen anlässlich meines Ritterschlages.", erklärte er fröhlich. Er umarmte seine Mutter, die ihn überschwänglich begrüßte und sich sichtlich freute ihn zu sehen.
"Seht, das Schwert hat Henry mir geschenkt.", sagte er dann und zog vorsichtig die Klinge aus der Scheide um sie seinen Eltern zu zeigen. "Ist es nicht wundervoll?"
Robert hielt sich im Hintergrund. Eigentlich hätte er auch gehen können, selten hatte er sich so überflüssig gefühlt. Vielleicht sollte er einfach zu seiner Familie zurückkehren. Mit Josie würde er über diesen inneren Widerspruch reden können, ohne, dass sie ihn auslachte.

William grinste und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. "Glückwunsch." Er nahm Edward das Schwert ab, wog es prüfend in der Hand und ließ es kreisen, ehe er es lächelnd an seinen Sohn zurück gab. "Ein gutes Stück, geh ja pfleglich damit um." ermahnte er ihn mit sanfter Stimme. "Aber nun steck es weg und setzt dich, du hast sicher einiges zu erzählen." forderte William Edward auf und ging zur Tür um einen Diener nach Essen und Wein zu schicken.
Dann legte er Robert eine Hand auf die Schulter. "Nimm ihm nicht übel, dass er damit prahlt. Für ihn war das ein wichtiger Schritt." raunte er seinem Ältesten zu, während er beobachtete wie Edward sich setzte und angeregt mit seiner Mutter zu erzählen begann. "Willst du dich nicht zu uns setzen?"

Robert warf seinem Vater einen finsteren Blick zu. "Natürlich.", meinte er sarkastisch. Er nahm Edward nicht übel, dass er sixh darüber freute. Er nahm ihm übel, dass Ed so stolz darauf war, endlich etwas Besseres zu sein als er selbst. Dass er das so deutlich zeigte. Doch sein Vater konnte das nicht verstehen. Niemand konnte das. Er steckte schon zum zweiten Mal zurück, langsam war er es wirklich leid.
"Ich weiß nicht, ob ich mir das antun will.", antwortete er leise, entschied sich dann aber dazu, sich wenigstens ein paar Minuten hinzu zu setzen um nicht unhöflich zu sein und etwas von Edwards Erzählungen zu hören.
Sein Vater würde ihm nachher ohnehin wieder gut zu reden wie einem kranken Gaul, das ja hinter all dem ein Plan steckte. Aber das interessierte ihn im Moment nur mäßig.
Im Moment kämpfte er mit der Einsicht, dass er nicht viel besser war als die Bauern, die einen Ritter um das beneideten, was sie hatten.

William bedachte Robert mit einem langen Blick. "Lass uns nachher in Ruhe darüber reden, ja? Ich kann verstehen, dass du enttäuscht bist, aber Henrys Entscheidung kam für mich auch unerwartet. Du sollst nach wie vor im Frühjahr in die Normandie reisen ..." murmelte William, war aber froh darüber, dass Robert sich doch noch zu ihnen setzte.
William ahnte, dass es in Robert brodelte und dass Edwards Ritterschlag ihm reichlich zu schaffen machte, deshalb konnte er nur hoffen, dass er ihm gut zureden konnte. Und vielleicht half Josephine ihm nachher ja auch noch ein wenig über den Kummer hinweg. Roberts Gemahlin war immerhin eine vernünftige Frau, die Robert immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stand.