William und Joanna - ab 1167 bis 1169

"Nein, aber ich sorge ja auch immer dafür, dass du es nicht wirst, mein Lieber." erinnerte Constance ihn.
Einen Moment lang zog die Hündin die Aufmerksamkeit wieder auf sich, dann sah Constance wieder zu John hinüber und zuckte mit den Schultern. "Irgendetwas wird uns sicher schon einfallen, meinst du nicht?"
Sie entließ den Welpen wieder zu seinen Geschwistern und legte die Arme um John, um ihm einen Kuss zu geben. "Bisher ist uns doch noch immer irgendwas eingefallen. Zusammen wird uns die Zeit schon nicht lang werden." versicherte sie ihm und legte den Kopf an seine Brust.
Es gab da sicherlich etwas, was ihr Gefallen würde, doch gleichzeitig schreckte sie noch immer vor dem Gedanken zurück mit John wieder das Bett zu teilen. Wenn sie wieder schwanger werden würde und das Kind erneut verlor ... noch einmal würde sie das sicher nicht durchstehen.

"Sicher, das ist ganz allein dein Verdienst.", neckte John sie liebevoll und legte die Arme um sie, als sie sich an ihn schmiegte. "Da bin ich sicher. Bisher ist uns noch immer etwas eingefallen, da hast du recht." Es war ihm klar, dass sie ihm auswich. Die Anspielung war angekommen, dessen war John sich ganz sicher, aber da sie nicht darauf einging, würde er sie damit erst einmal in Ruhe lassen. Drängen wollte er sie nicht, vielleicht war es einfach noch zu früh für sie. Er würde ihr Zeit geben, wenn sie sie brauchte, auch wenn er sich nach ihrer Nähe wirklich sehnte.
"Wir könnten es uns auch vor dem Kamin gemütlich machen, was meinst du?", schlug er dann innerlich seufzend vor. "Einfach einen schönen, gemütlichen Nachmittag verbringen...das klingt doch ganz gut, oder?"
John schaute sie fragend an und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Wie lange dieser Schicksalsschlag wohl noch seine Wellen schlagen würde, bis Constance sich wieder ganz auf den Alltag einlassen konnte? Dass es sie noch belastete, wusste er ausgesprochen gut.

Constance biss sich ein wenig unruhig auf die Unterlippe. Ihr war klar, dass John sie durchschaute und es tat ihr Leid, dass sie ihn so hin hielt. Aber sie konnte einfach nicht anders. Umso erleichterter war sie als er einen anderen Vorschlag machte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie nickte dankbar. "Das hört sich sehr gut an." stimmte sie erleichtert zu.
Dann seufzte sie leise.
"Es tut mir Leid, John. Ich ... ich kann einfach noch nicht ..." murmelte sie dann und kaute auf ihrer Lippe herum. Sie wusste, dass sie sich wohl etwas anstellte und eigentlich genügend Zeit vergangen sein sollte, aber sie hatte noch immer panische Angst vor diesem Gefühl, dieser Leere die in ihr geherrscht hatte und zum Teil noch immer da war.

"Na siehst du. Du könntest mir zur Abwechslung mal wieder etwas vorlesen, das hast du ganz lange nicht getan. Wie früher, weißt du noch? Als du gerade angefangen hast lesen zu lernen. Ich mag es dir zuzuhören."
Am Anfang hatte er ihr immer vorgelesen, aber nach und nach hatte Constance lesen gelernt und war langsam geübter darin geworden. Er mochte es ihrer Stimme zu lauschen und dabei einfach an gar nichts zu denken, die Sorgen abzulegen.
Auch John seufzte und legte die Hand an ihre Wange. "Ich weiß. Und es muss dir auch nicht leid tun, wenn ich sauer deswegen wäre, hätte ich längst etwas gesagt. Ich habe Verständnis für dich und deshalb würde ich dich auch nie drängen. Ich gebe dir die Zeit, die du brauchst. Nur wäre es mir natürlich lieber, wenn du nicht allzu lange bräuchtest. Falls doch, ist es eben so...Wenn du nicht kannst, wie sollte ich daran denn etwas ändern? Ich werde es akzeptieren, das weißt du doch.", erklärte John.
Es missfiel ihm zwar auf sie so lange verzichten zu müssen, aber da er es nicht ändern konnte...Gegen ihren Willen würde er ohnehin nie etwas tun.

Constance lächelte und nickte. "Gern. Dann kannst du dir schon einmal überlegen, was du hören möchtest." riet sie ihm und wurde dann wieder ernst. Ja, John akzeptierte das. Und das war auch nur gut so ...
"Wärst du deswegen sauer auf mich, wären wir auch nicht verheiratet." erinnerte sie ihn mit einem schiefen Lächeln. Sie hätte es nie mit einem Mann ausgehalten, der sie auch nur ansatzweise in sein Bett zwang. Dann wäre sie lieber ihr Leben lang weiter allein geblieben.
Die Erfahrungen mit Johns Bruder waren mehr als genug, solchen Dingen wollte sie nicht auch noch in ihrer Ehe ausgeliefert sein.
Trotzdem tat es ihr Leid, dass sie John so hinhielt. Auch wenn dieser es akzeptierte, dass er nicht gerade glücklich darüber war, wusste Constance auch.

"Mir fällt bestimmt etwas sein. Ansonsten lasse ich einfach dich aussuchen, was du lesen möchtest.", bemerkte John lächelnd und schüttelte dann den Kopf. "Du weißt genau, dass ich das nicht meine.", sagte er ernst. "Ich würde dich nie zwingen, Constance, das weißt du. Selbst wenn ich sauer auf dich wäre. Das ist ein Unterschied. Selbst dann würde ich es akzeptieren, aber jetzt habe ich durchaus Verständnis für dich. Also mach dir keine Sorgen....ich war fast fünfzehn Jahre lang Priester, warum also sollte ich das nicht aushalten können?", versuchte er sie aufzumuntern.
Es war natürlich ein Unterschied, denn vorher hatte er es gar nicht gekannt. Jetzt wusste er, wie es war, mit seiner Frau das Bett zu teilen und er sehnte sich danach. Aber er fand, er war fünfzehn Jahre lang standhaft gewesen, dann würde er es wohl auch ein paar Wochen oder Monate aushalten, so viel stand für ihn fest.
"Komm, lass uns gehen...."

Jane wollte das trockene Wetter für einen Spaziergang nutzen und ging in einen dicken Mantel gehüllt durch den Garten. Sie musste ausnutzen, dass das Wetter gut war und dass sie alleine noch ein Weilchen spazieren gehen konnte. Allzu bald würde das für eine Weile nicht mehr möglich sein.
Sie genoss die kühle Luft, die für eine angenehme Frische sorgte. Und alleine durch diesen Garten zu schlendern war immer wieder schön. Gedankenverloren strich Jane sich über ihren runden Bauch. Es könnte hier sogar perfekt sein, wenn sie nicht auf Henry verzichten müsste. Sie hatte sich so an seine permanente Anwesenheit gewöhnt, dass es noch immer ein wenig seltsam war, ihn nicht mehr täglich bei sich zu haben.
Als sie Schritte auf dem Kies vernahm, drehte Jane sich herum und mit einem Mal erhellte sich ihr Gesicht und sie begann freudig zu strahlen. Gerade schien nämlich ihr tiefster Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein. "Du hier? Warum hast du mir nicht geschrieben, dass du heute her kommst?" begrüßte sie Henry schon von weiter weg als sie mit einigen schnellen Schritten ihm entgegen ging.

Die letzten Wochen hatten Henry auf eine sehr harte Probe gestellt, doch sie hatten ihm auch selbst noch einmal bewiesen, wie ernst er es mit Jane meinte. Keine noch so schöne Frau hatte ihm auch nur im Ansatz Interesse entlocken können, stattdessen verzehrte er sich nachts nach Janes Nähe. Er hatte schon besser geschlafen...
Und heute, heute hatte er endlich die Gelegenheit gehabt nach Cornwall zu kommen. Er hatte sein Pferd übergeben und sich umgehend auf die Suche nach seiner Liebsten gemacht. Eine Dienerin hatte ihm schließlich den Weg gewiesen.Sie strahlte schon, kaum dass sie ihn sah und das zeigte ihm, wie sehr sie ihn auch vermisste.
Lachend legte Henry die Arme um sie und hob sie ein Stück hoch, ehe er ihr einen langen Kuss gab. "Weil ich dich überraschen wollte, Schönste. Außerdem habe ich recht kurzfristig beschlossen mir zwei Tage in Freiheit zu gönnen."
Zärtlich strich er über ihren gewölbten Leib. "Mir scheint, da wächst und gedeiht jemand aber prächtig.", bemerkte er lächelnd und legte Jane die Hand an die Wange. "Wie geht es dir? Alles gut mit dem Kleinen? Mach es dir sehr zu schaffen?"

Jane lachte leise als Henry sie hoch hob. Das war wirklich eine freudige Überraschung. Sie hatte sich so danach gesehnt ihn wieder zu sehen und sich in seine starken Arme schmiegen zu können und jetzt war er hier.
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Ssssch!" mahnte sie ihn zur Ruhe und legte dann den Kopf an seine Schulter und stand einfach einen Moment lang schweigend da, ehe sie zufrieden seufzte.
"Eine wundervolle Überraschung ist das." murmelte sie glücklich und legte eine Hand an Henrys Wange. "Ich werde dir nachher alles ganz ausführlich berichten, aber keine Sorge, uns beiden könnte es nicht besser gehen." erklärte sie und legte eine Hand auf ihren runden Bauch. "Unser Kleines scheint gnädig mit mir zu sein, es macht es mir leicht."

Henry legte die Arme um sie und genoss es, wieder in ihrer Nähe sein zu können. Es war so, wie es mit Eleonore hätte sein sollen, es aber nie wirklich gewesen war. Jane schien irgendwie der fehlende Teil seiner Selbst zu sein und er war froh, dass er sie kennengelernt hatte, auch wenn er sie anfangs nur hatte erobern wollen.
"Darauf bestehe ich, Liebste. Ich will alles ganz genau wissen, schließlich muss ich doch wissen, was ich so verpasse." Henry streichelte erneut über ihren Bauch. "Das ist gut. Gefällt es dir hier? Sind alle freundlich zu dir? Wenn dir irgendetwas fehlt, würdest du es mir doch sagen, oder?" Schließlich wusste er auch, dass William nie sehr begeistert von Jane gewesen war.
Er beugte sich vor und gab ihr einen langen Kuss. "Ich liebe dich.", murmelte er gegen ihre Lippen und strich sanft durch ihr Haar. "Wollen wir reingehen? Es wird kalt."

Jane lachte glücklich und schüttelte den Kopf. "Nur keine Sorge, Liebster. Das werde ich dir alles haar klein unter die Nase reiben." neckte sie ihn und legte ihre Hand auf die seine als er über ihren Bauch strich. "Mir gefällt es hier sehr gut. Mach dir nur keine Sorgen um mich alle hier sind wirklich reizend." Immerhin hatte sie sich mittlerweile auch mit William arrangiert, der ihr durch aus hin und wieder gezeigt hatte, was er von ihrem Aufenthalt hier hielt.
Jane schnappte kurz überrascht nach Luft als Henry sie etwas unerwartet küsste, konnte dann jedoch nicht anders als es zu genießen. Zu lange hatte ihr das gefehlt.
"Henry, das sollst du doch nicht!" ermahnte sie ihn leise. "Du weißt genau, dass wir -" Jane brach ab und wurde ein wenig blass als ihr Blick über Henrys Schulter fiel und dem starren Blick des jungen Prinzen begegnete. "Oh nein." murmelte sie leise als sie sich von Henry löste.
Das würde nun wirklich unangenehm werden, denn Richard war schließlich nicht auf den Kopf gefallen.

"Das ist gut, schließlich will ich, dass es dir gut geht." Henry genoss den Kuss sehr, schließlich hatte er die letzten Wochen ohne Jane völlig enthaltsam gelebt. Und das war durchaus neu für ihn. An weiblicher Gesellschaft hatte es ihm schließlich noch nie gemangelt.
"Ich habe dich so vermisst....den einen Kuss wirst du mir doch verzeihen, oder? Ich musste so lange auf dich warten...", murmelte Henry ein wenig genickt. Er sah auf, als Jane sich so plötzlich von ihm löste. "Was-?"
Er folgte ihrem Blick und fluchte leise. Richard...Jetzt war genau das eingetreten, was er befürchtet und vor was William ihn gewarnt hatte. Aber er hatte sich doch nur eine Sekunde nicht im Griff gehabt. Zu hoffen, dass sein Sohn nicht die richtigen Schlüsse zog, brauchte er gar nicht erst, Richard war nicht dumm.
Er öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, da drehte Richard sich um und rannte weg. Manchmal war er eben doch noch ein kleiner Junge...er war schließlich kaum zehn Jahre alt. Henry seufzte und gab Jane einen Kuss auf die Wange. "Geh schonmal vor. Ich schätze, wenn ich ihm jetzt nicht nachgehe, dauert es nicht lange und Eleonore weiß, wo du bist. Außerdem wird er kein Wort mehr mit mir wechseln."
Henry seufzte erneut und machte sich auf den Weg. Wahrscheinlich hatte Richard sich im Stall verkrochen, das bot sich hier einfach an, so friedlich wie es war.

:RIichard:

Richard hatte seinen Augen nicht trauen können. Das sein Vater und seine Mutter nicht immer gerade sehr liebevoll mit einander umgingen, war ihm durchaus klar. Aber das was er gerade gesehen hatte ... wie hatte er das tun können? Wie hatte sein Vater eine andere Frau küssen können? Noch dazu eine, die schwanger war und - so hatte man es ihm zumindest erzählt - verheiratet war! Das war Ehebruch. Etwas, das Richard schon von klein auf als Sünde beigebracht worden war.
Er biss wütend die Zähne aufeinander und schlug die Tür hinter sich zu. Er wollte seine Ruhe haben. Wollte nicht sehen, wie die beiden sich umarmten ... "Das ist doch widerlich." brummte er und ging die Stallgasse entlang, um sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen.



Jane seufzte und nickte bedrückt. "Wir hätten warten sollen." stellte sie fest und fuhr Henry noch einmal über die Wange. "Ich hoffe, er macht es dir nicht zu schwer. Immerhin will ich den Abend doch mit dir verbringen und nicht darauf warten, dass du deinen rebellischen Sohn bändigst."
Sie sah Henry einen Moment nach, ehe sie nach hinein ging. Das war genau das, was nicht hätte passieren sollen. Aber natürlich war es passiert, weil sie unvorsichtig gewesen waren. Sie hätte Henry gleich mit hinein nehmen sollen ...

Auch Henry legte die Hand an Janes Wange. "Ich rede mit ihm. Vielleicht kann ich es ihm begreiflich machen. Wahrscheinlich hätte ich das schon früher machen sollen... Vor allem sollte es mich wohl überraschen, dass er so überrascht ist. Dass er noch so gut von mir gedacht hat." Henry seufzte schwer, dann wandte er sich ab. "Wir sehen uns später."

Henry betrat den Stall und machte sich leise auf die Suche nach seinem Sohn. Er fand ihn schließlich bei seinem Pferd [Richards oder Henrys, suchs dir aus] und setzte sich zu ihm ins Stroh. "Du denkst jetzt wohl nicht sehr schmeichelhaft von mir, nicht wahr, Richard?", begann er leise. "Aber weißt du...Jane ist etwas Besonderes. Ich liebe sie wirklich, aber ich kann sie nicht heiraten.", erklärte er und fuhr sich durchs Haar. Wie erklärte man seinem Sohn verdammt nochmal, dass man seine Mutter betrog, weil man sie so gar nicht mehr liebte?
"Ich will es dir erklären, aber ich bin nicht sicher, ob du das verstehen kannst."

:RIichard:

Richard bedachte seinen Vater mit einem bösen Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. Einen Moment lang schwieg er, dann knirschte er wütend mit den Zähnen. "Du sollst keine andere Frau lieben!" erklärte er bitter. "Lionel sagt, dass man damit Gott verärgert ... und selbst John sagt das!" fügte Richard hinzu als würde das bereits alles erklären.
Es war ihm egal, was sein Vater zu ihm sagte, er hatte sich früher nie sonderlich viel um ihn gekümmert, warum sollte er das jetzt auch ändern, nur weil er etwas falsch gemacht hatte?
"Kein Wunder, dass Mutter deinetwegen weint." zischte er wütend und verspürte den Drang seinen Vater zu schlagen, obwohl er genau wusste, dass er das nicht durfte.

"Ich weiß...und vermutlich haben sie beide recht. Ich war wirklich nicht immer der beste Ehemann und auch nicht der beste Vater. Aber die Liebe kann man sich nicht aussuchen, Richard. Ich habe mir nicht ausgesucht mich in Jane zu verlieben, aber es ist passiert. Und Gott hat es zugelassen, weißt du. Ich habe Gott in meinem Leben genug verärgert, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Aber es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest und dass ich dich verärgert habe. Auch, wenn ich nicht der Vater war, den du gerne gehabt hättest, du bist doch mein Sohn und deshalb liebe ich dich. Es ist mir nicht egal, ob du mich hasst."
Henry seufzte leise, schaute den Jungen dann aber überrascht an. "Was? Deine Mutter weint nicht meinetwegen, Richard. Sie hasst mich. Ich habe ihr auch genug angetan, das weiß ich. Aber sie weint schon sehr lange nicht mehr meinetwegen. Sie trauert mir nicht nach und sie liebt mich ebenso wenig wie ich sie. Ich bin König, ich kann nicht nur aus Liebe heiraten. Ich muss politisch heiraten. Und vor allem deshalb habe ich Eleonore geheiratet. Wir haben uns gut verstanden. Aber das ist lange vorbei, Kleiner. Ich will mich nicht rechtfertigen. Ich will nur, dass du verstehst, dass es keine böse Absicht ist. Ich liebe Jane. Und das Kind, das sie trägt....das Kind ist mein Kind. Deshalb bin ich hier. Deshalb und weil ich sie vermisse. Meinst du nicht, dass man als König manchmal sehr einsam ist?"

:RIichard:

"Das hätte aber nicht passieren dürfen!" begehrte der junge Rotschopf auf und verengte die Augen zu Schlitzen. "Das ist mir egal. Ich hasse dich!" fuhr er seinen Vater an und war im nächsten Moment auf den Beinen.
"Du hast doch keine Ahnung! Von nichts hast du eine Ahnung. Du hast dich weder um Mutter noch um uns gekümmert, woher willst du dann wissen, was sie tut und was nicht!" ging er seinen Vater weiter an und ballte die Hände zu Fäusten. Der Zorn kochte in Richard so brodelnd, dass er sich nur mit Müh und Not beherrschen konnte.
Richards Nasenflügel bebten als er einen Schritt zurück machte. "Ich hasse dich!" wiederholte er wütend. "Dich und Jane! Und dein verfluchtes Kind mit ihr!" brüllte er zornig und wandte sich ab.
Das stimmte eigentlich so nicht ganz ... er hatte Jane sehr gerne gemocht, aber da hatte er sie auch noch nicht in den Armen ihres Vaters gesehen. Er fand sie sehr nett, als sie noch nicht seine Familie zerstört hatte.

Henry stand ebenfalls auf. "Richard...." Er seufzte. Der Kleine war einfach so sehr wie er selbst. Genauso hitzköpfig und impulsiv. "Es tut mir leid. Ich weiß, dass es ein Fehler war, aber ich kann es doch nicht rückgängig machen. Glaubst du nicht, dass ich auch in der Lage bin Fehler zu bereuen? Und das deine Mutter nicht meinetwegen weint, weiß ich sehr wohl, so wie sie sich mir gegenüber benimmt. Deine Mutter hasst mich."
Henry legte Richard die Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. "Richard, hör mir zu. Du kannst mich hassen, das ist dein gutes Recht, aber nicht Jane. Sie kann nichts dafür und das Kind auch nicht. Es ist meine Schuld, ganz allein. Sie ist nicht Schuld daran, dass deine Mutter und ich uns nicht mehr verstehen. Das haben wir schon vorher nicht mehr. Jane tut mir einfach gut und ich habe sie in diese Lage gebracht. Auch, wenn du mich hasst, Richard, lass es sie nicht ausbaden. Du bist schon so groß, du wirst deinen Zorn auf mich doch nicht an ihr auslassen."
Es schmerzte ihn eigentümlich, dass sein Sohn ihm an den Kopf warf, dass er ihn hasste. Gut, er war nicht der beste Vater gewesen. Aber Eleonore war auch nie eine sehr fürsorgliche Mutter gewesen. Nicht so, wie Joanna für ihre Kinder da war. Die Kinder waren viel bei einer Amme gewesen.
"Es tut mir leid...", wiederholte er. "Ich würde es so gerne rückgängig machen."

:RIichard:

Richard kämpfte einen Moment gegen den Griff seines Vaters an und wandte sich dann trotzig wieder zu ihm um. "Du hast doch keine Ahnung!" beharrte er auf seine Meinung. "Sie hasst dich, weil sie abends manchmal immer noch deinetwegen weint! Weil du ihr weh tust!" fuhr er seinen Vater wütend an.
Richard liebte seine Mutter und er war sich durchaus seiner Stellung bei ihr bewusst und das machte den Zorn auf seinen Vater nur noch schlimmer. Wie hatte dieser seine Mutter nur so hinter gehen können?
"Natürlich ist sie Schuld! Sie hätte sich gar nicht auf dich einlassen dürfen. Sie weiß, dass du verheiratet bist! Du bist ein elender Dreckskerl." fluchte er und schlug mit den geballten Fäusten auf Henrys Brust. "Ein Verräter an deiner Familie! Und egal, ob du sagst, dass es dir Leid tut, du kannst das nicht wieder gut machen!"

"Dann soll sie den Mund aufmachen, verdammt noch mal. Ich kann nicht ahnen, dass sie immer noch so an mir hängt. Was soll ich denn machen, Richard? Ich liebe sie nunmal nicht. Soll ich mich selber auf ewig hinten an stellen um ihr nicht wehzutun? Ich bin kein Heiliger, Richard, so bin ich einfach nicht. Ich liebe Jane, verstehst du das nicht? Du wirst es irgendwann selber merken. Wenn du einmal heiratest und dann die Frau kennenlernst, die du liebst."
Henry knirschte mit den Zähnen. Richard stellte seine Geduld gerade auf eine harte Probe und Geduld, vor allem mit den Kindern, war noch nie seine Stärke gewesen. Es juckte ihn bei den Beschimpfungen wirklich in den Fingern, aber er hielt sich im letzten Moment von einer Ohrfeige ab. Damit würde er ohnehin alles nur schlimmer machen.
"Lass Jane aus dem Spiel.", knurrte er und packte Richard fest bei den Schultern, sah ihm in die Augen. "Pass gut auf, mein Freund, dass du den Bogen nicht überspannst. Du redest nicht in diesem Ton mit mir, sonst wirst du das noch bereuen. Ich habe es im Guten mit dir versucht, weil ich nicht will, dass du mich künftig nur noch hasst. Aber offenbar bist du noch nicht so erwachsen, wie ich dachte. Du benimmst dich wie ein trotziges Kleinkind, Richard.", bemerkte Henry eine Spur kühler, aber mit deutlichem Zorn in den Augen.
"Ich dachte, man könnte vernünftig mit dir sprechen. Das Leben ist keine rosarote Traumwelt, in der alles perfekt ist und manchmal muss man auch Dinge tun, die nicht gern gesehen sind. Es tut mir leid, dass ich kein guter Mann und Vater bin, aber ich liebe Eleonore nicht. Ich schätze sie, aber nicht mehr. Ich liebe Jane. Und ich stelle meine ganze Kraft in den Dienst Englands, manchmal will ich ganz gerne auch nur irgendetwas für mich selbst tun. Ich will auch mal einfach nur ein Mann sein, nicht nur König. Aber wie willst du das verstehen? In diesem Punkt hast du keine Ahnung."

:RIichard:

"Du hättest sie fragen können!" protestierte Richard wütend. Dann versuchte er sich gegen den Griff seines Vaters zu wehren, war jedoch erfolglos. "Und weil du sie nicht liebst, hast du uns auch immer links liegen gelassen?" knurrte er wütend und versuchte doch noch einmal die Hände seines Vaters abzuschütteln.
Dann starrte er Henry wutentbrannt an und knirschte mit den Zähnen. "Ich höre mich nicht an wie ein Kleinkind, sondern ... sondern wie ein Mann, der seine Familie verteidigt!" verkündete er dann wütend. Ja, das klang gut. Das klang erwachsen.
"Und jetzt lass mich los, ich will dich nicht mehr sehen! Verschwinden sollst du! Ich will nicht, dass du hier bist."

"Was soll ich sie fragen? Ob sie was dagegen hat, wenn ich mich anderen Frauen widme? Das glaubst du doch selbst nicht." Henry hielt Richard weiterhin fest. "Nein. Nicht deshalb. Ich hatte einfach keine Zeit mich noch lange mit euch zu beschäftigen, aber ich weiß selber, dass ich mir diese Zeit hätte nehmen sollen. Es ist ein Unterschied. Eleonore liebe ich nicht, aber ihr seid meine Kinder und euch liebe ich."
Henry zwang sich zur Ruhe. "Nein, du klingst ganz sicher nicht wie ein Mann. Ein Mann ist vernünftig genug die Wahrheit in Worten Anderer zu erkennen, auch wenn man sie nicht hören will. Ich weiß, dass du deine Mutter liebst und dass du sie deshalb verteidigst, aber sie ist auch nicht der Engel, als den du sie siehst. Und ich wäre eben auch gern mal glücklich in meinem Leben. Ich war glücklich, als ihr geboren wurdet, aber seitdem waren die Momente eher selten. Jane aber macht mich glücklich. Nur willst du mich ja nicht verstehen."
Einen Moment schwieg Henry auf Richards letzte Worte, dann begann er plötzlich zu lächeln. "Meine Güte, es ist wirklich unglaublich, wie viel du von mir geerbt hast. Hör zu, ich hätte gerne Frieden mit dir. Aber mehr als es dir anbieten kann ich nicht. Und vielleicht solltest du auch mal daran denken, dass das Kind, das Jane erwartet, dein Halbbruder oder deine Halbschwester sein wird. Deinen Hass verdient es sicher nicht."

:RIichard:

"Davon merkt man aber nicht gerade viel!" erwiderte Richard nun tatsächlich trotzig. Er schluckte leicht und machte sich von dem gelockerten Griff seines Vaters los. "Ich muss darüber nachdenken." entschied Richard dann.
Er wollte hier nur noch weg, wollte seinen Vater sind sehen und Jane erst recht nicht. Er brauchte Ruhe, um das alles zu begreifen ... und eigentlich jemand, der ihm diese Dinge vernünftig erklären konnte und nicht so wie sein Vater.
Warum konnte seine Familie denn nicht ein klein wenig normaler sein? Manchmal beneidete er Beatrice wirklich um ihre Eltern ... vielleicht sollte er mit ihr reden, immerhin war sie seine beste Freundin.

"Tu das...", erwiderte Henry. "Aber lass dir damit nicht allzu lange Zeit. Ich kann nur noch morgen bleiben. Dann muss ich zurück zum Hof." Am liebsten wäre er hier geblieben, hier war alles schön ruhig. So friedlich. Aber wenigstens diese Nacht würde er wieder neben Jane liegen und sie im Arm halten können. Eine Nacht tief und erholsam schlafen.
Nachdem Richard gegangen war, tätschelte er Blancart noch einmal die Nüstern und machte sich dann auf den Weg zu Jane. Auch wenn sein Schimmel langsam in fortgeschritteneres Alter kam, er trug ihn noch zuverlässig und solange er ihn nicht mehr in voller Rüstung tragen musste, würde das für solche Strecken auch noch eine Weile gehen. Normalerweise war Henry in diesem Punkt so gar nicht sentimental, aber er hing doch irgendwie an dem Schimmelhengst, der ihn durch so manche Schlacht getragen hatte.
Als er schließlich Janes Gemach aufsuchte, ließ er sich seufzend auf das Bett fallen. "Manchmal frage ich mich, warum ich so ein Sturkopf sein muss und warum meine Kinder das erben mussten. Das ist ja furchtbar. Wenn Richard sich dir gegenüber nicht benimmt, wenn ich fort bin, sag es William, ja? Der Junge muss sich benehmen." Er streckte die Hand aus. "Komm her zu mir, ja? Ich hab dich vermisst...."

Jane musterte Henry nachdenklich als dieser endlich in ihr Gemach kam. "Es ist nicht sonderlich gut mit Richard gelaufen, was?" fragte sie auf seine mürrischen Worte hin. Dann erhob sie sich ein wenig umständlich und ging zum Bett hinüber, um sich neben Henry zu setzten. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen als sie seine Hand ergriff und ihm einen Kuss gab.
"Ich dich auch. Sehr sogar." erklärte sie und strich ihm zärtlich durch die roten Haare.
"Es wird schon gut gehen. Richard und ich haben uns eigentlich sehr gut verstanden ... er wird einfach ein wenig bockig sein, aber das legt sich mit Sicherheit wieder. Immerhin ist er erst zehn, was willst du von ihm erwarten, Henry?"