William und Joanna - 1193

Sébastien

Sébastien verdrehte die Augen. "Nein, glaub mir, ich weiß ganz genau, warum du mich hierher geschickt hast. Es ist trotzdem ein Gefängnis und sie weiß, was das für mich hier bedeutet.", erwiderte er missmutig. Er wurde Vater, er konnte es kaum glauben...Das passte so gar nicht in seine Lebensplanung. Wie sollte er ein Vater für ein kleines Kind sein, wenn er sich selbst doch kaum im Griff hatte und am liebsten in den Tag hinein lebte?
"Das weiß ich ja jetzt...", erwiderte er ein wenig verhalten. "Ich weiß allerdings nicht, wie es weitergehen soll...Sicher, ich werde mich um das Kind kümmern. Das steht außer Frage. Ich ahne schon, worauf du hinaus willst...aber ich weiß nicht..."
Er wollte nicht heiraten. Er wollte sich nicht binden und er fürchtete dieses heimelige Familienidyll, dem er schon als Kind immer entflohen war.

Philippe sah seinen Sohn an und rang den beinahe erdrückenden Drang nieder, ihn zu packen und durchzuschütteln oder ihm wenigstens eine Ohrfeige zu verpassen. Von diesem inneren Kampf ließ er sich jedoch nichts anmerken und zog lediglich eine Braue in die Höhe als Sébastien so ausweichend reagierte.
Er machte ihn fast rasend, dass Sébastien eine Heirat noch immer eigentlich nicht in Betracht ziehen wollte, obwohl er von dem Kind wusste und obwohl er Laura im Grunde zugetan war.
"Wenn du es nicht weißt, wirst du dir wohl Gedanken machen müssen." erwiderte er. "Du solltest dir klar machen, was diese Umstände bedeuten, jetzt und in Zukunft und zwar nicht nur für dich, sondern auch für Laura und das Kind. Und du solltest überlegen, wie du zu Laura stehst, ob du es tatsächlich vorziehst noch ein paar Jahre deine Ungebundenheit auszuleben und dann irgendeine Frau zu heiraten, denn du sagst ja selbst, du weißt, dass du irgendwann heiraten musst oder ob du gewillt bist, auf diese paar Jahre zu verzichten und dafür eine Frau heiratest von der du weißt, dass du ihr zugetan bist." erwiderte Philippe, bemüht nicht sofort seine moralischen Argumente hervorzuholen, die Sébastien im Grunde keine Wahl ließen. "Willst du vielleicht mit Laura selbst darüber sprechen?" fragte er dann, denn womöglich würde das mehr Früchte tragen als sein eigener Versuch Sébastien zu irgendetwas zu drängen.

Sébastien

Sébastien ahnte bereits, dass sein Vater gar nicht so begeistert war von seinem Zögern. Aber er war kein Familienmensch, das war einfach nicht seine Art.
"Ich weiß...und es hilft auch nichts, wenn du mir Vorwürfe machst. Es ist nicht so, dass ich sie im Stich lassen will...ich will für sie und das Kind ja sorgen. Aber ich bin kein Familienmensch, Vater, das weißt du doch ganz genau..."
Er wollte auch in ein paar Jahren nicht heiraten, aber er würde wohl müssen. Man erwartete es von ihm, dabei graute es ihm beinahe davor. Er wollte sich nicht binden.
"Wenn du glaubst, es würde etwas ändern, wenn ich mit ihr rede....es wird mir nur ein schlechtes Gewissen machen und mir die Entscheidung noch schwerer machen."
Er drehte sich um und fuhr sich durch die Haare.
"Gott, ich bin als Vater so vollkommen ungeeignet..."

Philippe hob abwehrend die Hände. "Würde ich dir Vorwürfe machen, würde das ganz anders aussehen." Und er wusste, dass er seinen Sohn damit nur in die Ecke drängen würde und wer wusste schon, wie Sébastien dann reagieren würde.
Dann wiegte er den Kopf leicht hin und her. "Das stimmt so ja nicht ganz, nicht wahr? Du findest durchaus manchmal Gefallen am Familienleben, ich weiß, dass du deine Geschwister sehr liebst und ihnen auch immer wieder Zeit widmest. Aber du bist niemand, der stundenlang vor dem Kamin die Füße hochlegt und sich dem vertrauten Beisammensein hingibt, das ist wahr. Aber du wirst dem ja so oder so nicht entkommen, wenn du das Gestüt erben und später einmal weitervererben willst. Andernfalls wird es an Francis fallen, wenn du dich vor deiner Verantwortung drückst und du solltest dir überlegen, ob du das willst, denn ich weiß, wie sehr dir unsere Zucht am Herzen liegt und ich weiß aus eigener Erfahrung was für ein gutes Gefühl es ist, zu sehen wie der eigene Nachwuchs das fortführt, was man selbst begonnen hat." Philippe seufzte leise. "Wenn du mit ihr reden solltest, dann solltest du das nicht tun, weil ich glaube, dass es etwas ändert, sondern weil du es willst. Ich zwinge dich nicht zu einem Gespräch mit ihr, es war nur ein Vorschlag." entgegnete Philippe.
Als Sébastien sich umdrehte, schüttelte Philippe den Kopf und trat zu seinem Sohn, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. "Unsinn, Junge, das bist du nicht. Ich kenne die Zweifel, die dich in diesem Punkt plagen, sie sind wohl jedem werdenden Vater vertraut und ein Stück weit werden sie einen ein Leben lang begleiten, das gebe ich zu. Aber du wirst deine Sache gut machen, da bin ich sicher."

Sébastien

Sébastien seufzte tief. "Ich liebe meine Geschwister ja und ich bin gern für sie da. Aber mir gruselt bei der Vorstellung, diese feste Routine zu haben. Dass jemand den ganzen Tag darauf wartet, dass ich heim komme...." Er hob die Augenbrauen.
"Du trägst mit dieser Drohung nicht gerade dazu bei mich dahin zu bekommen, wo du mich gern hättest, Vater..." Natürlich wusste sein Vater genau, wie sehr er das Gestüt wollte. Wie sehr er an dieser Zucht und an den Pferden hing, es war sein Lebensinhalt und das Einzige, was er konsequent durchgezogen hatte.
"Das bedeutet also, wenn ich sie nicht heirate, wirst du mein Erbe Francis geben?"
Diese Geschichte schien immer ungemütlicher zu werden.
"Und wie kannst du so sicher sein? Ich habe nicht einmal mein eigenes Leben im Griff und ich fürchte mich davor, mich zu binden. Wie soll ich für ein Kind sorgen? Ihr habt alle so große Erwartungen an mich...Ich kann sie nicht erfülllen!"

Philippe grinste leicht. "Oh, deine Mutter wartet wahrlich nicht den ganzen Tag darauf, dass ich Heim komme, sie hat schließlich genug andere Dinge zu tun. Sicher, sie freut sich, wenn ich da bin, aber sie geht auch häufig ihre eigenen Wege, ist mit deinen Geschwistern zu Gange oder besucht Freunde auf der Burg oder im Dorf. Sie hat mir auch nie Vorhaltungen gemacht, wenn ich erst spät gekommen bin oder für eine Tage weg war. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du es dir gerade ausmalst."
Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, so meinte ich es nicht. Ich will dir dein Erbe nicht vorenthalten, du liebst diese Zucht und du bist hervorragend in der Arbeit mit den Pferden, es ist der Platz an den du eigentlich gehörst. Aber Fakt ist, dass dein Bruder es bekommen wird, wenn du keine Nachkommen in die Welt setzt und damit eines Tages kinderlos stirbst - legitime Nachkommen, die Erben dürfen, wohl gemerkt. Und ich bin ehrlich, ich glaube nicht, dass Francis als besserer Stallbursche oder Vormann im Gestüt bleiben will, wenn er irgendwann alt genug ist. Sollte es also soweit kommen, fällt die Zucht, die uns beiden so am Herzen liegt, irgendwann an deinen Bruder, der womöglich Jahre lang nicht einmal einen Fuß in das Gestüt gesetzt hat. Überleg dir gut, ob du das riskieren willst oder ob du es nicht lieber an jemanden vererben willst, dem du von Anfang an alles beigebracht hast und der die Pferde ebenso liebt wie du. Das geht aber nur, wenn du heiratest." erklärte Philippe, ehe er mit den Schultern zuckte. "Ich kenne dich schon eine ganze Weile, weißt du? Und ich weiß wie du bist, ich kenne deine Stärken und Schwächen und ich weiß, welche Verantwortung das Vater sein ist, daher kann ich einschätzen, wie du dich schlagen wirst. Und niemand ist perfekt, Sébastien, wir alle machen Fehler. Ich sehe dich und deine Geschwister an und frage mich auch ab und an, was ich nicht alles hätte besser machen können mit euch. Das ist ganz normal."

Sébastien

Sébastien lauschte ein wenig skeptisch, musste sich aber eingestehen, dass sein Vater nicht Unrecht hatte. Seine Mutter hatte auch ihr eigenes Leben, unabhängig von seinem Vater, so sehr sie sich auch liebten.
"Du bist wirklich unmöglich...es ist ein Graus, wie gut du mich kennst. Du weißt genau, wie du mich kriegst.", knurrte Sébastien ungehalten. Natürlich wollte er nicht, dass Francis so einfach das Gestüt bekam, obwohl er mit Pferden nicht so viel zu tun hatte wie er.
"Was ist mit Laura? Sie weiß, dass ich kein Mann zum Heiraten bin, sie wird unglücklich sein mit mir. Und du weißt genau, dass Standhaftigkeit nicht meine Stärke ist..." Er würde sie früher oder später sicher betrügen und sie würde böse auf ihn sein und ihm die Hölle auf Erden bereiten.
Aber eigentlich blieb ja auch keine Wahl.
"Was tust du, wenn ich sie nicht heirate?"

Philippe schürzte die Lippen. "Ich kenne dich gut, das stimmt. Aber häufig weiß ich nicht, wie ich dich zu etwas überreden kann. Sonst wäre es auch gar nicht erst soweit gekommen, dass ich dich hier her gebracht habe." räumte Philippe trocken ein.
"Tja, mein Junge, das sind Dinge, die du mit Laura selbst klären musst. Ich kann das weder dir abnehmen, noch für sie sprechen. Aber die Tatsache, dass sie dich aus all diesen Dingen raus halten wollte, sollte dir zumindest einen Einblick darauf geben, dass sie an dich scheinbar keine zu hohen Ansprüche stellt, sie hätte schließlich auch anders reagieren können."
Philippe seufzte schwer. "Ich hoffe noch, dass ich mir keine Gedanken darüber machen muss, was ich dann tun werde." murmelte er unwillig. Auch wenn er es John gegenüber so vehement angekündigt hat, wollte er Sébastien eigentlich nur mehr als ungern ins Kloster stecken.

Sébastien

Sébastien brummte missmutig vor sich hin. "Nein, das habe ich gemerkt. Und es ist wirklich scheußlich hier. Zu ruhig, zu friedlich und ständig muss ich still sitzen. Die Brüder geben mir schon sämtliche schwere Arbeit zu tun, weil ich nicht lange ruhig sitzen kann."
Er biss sich auf die Lippe. Er wollte dieses Gespräch mit Laura nicht führen. Es würde befangen zwischen ihnen sein, nicht mehr so berauschend und unbeschwert wie früher.
Er atmete tief durch und kniff kurz die Augen zusammen. "Du musst dir keine Gedanken darüber machen." Und es fühlte sich an, als würde er sein eigenes Grab schaufeln.
Was sollte nur aus seinem Leben werden?

Philippe musste schmunzeln als Sébastien sich über den Aufenthalt hier beklagte. "Ja, so etwas habe ich mir schon gedacht." Aber vielleicht war es dennoch lehrreich für seinen Sohn gewesen, auch wenn dieser es jetzt vielleicht noch nicht merkte.
Als dann Sébastiens doch unerwartete Antwort kam, konnte Philippe seine Erleichterung nicht verbergen. Er atmete tief durch und nickte leicht. "Dann sollten wir vielleicht aufbrechen, was meinst du? Ich habe den Eindruck, je eher du hier raus kommst, desto besser." schlug er vor und strich seinem Sohn kurz über den Rücken. Er war nicht sicher gewesen, ob es so leicht gehen würde oder ob er Sébastien nicht doch mit dem Verbleib im Kloster hätte drohen müssen. Umso glücklicher war Philippe, dass es nun ohne solche Maßnahmen abgelaufen war.

Sébastien

Sébastien schlenderte durch das Gestüt und atmete den vertrauten Geruch ein, genoss die vertrauten Geräusche der Pferde. Es war eine Wohltat für ihn wieder in Truro zu sein und kaum war er eine Stunde Zuhause, hatte es ihn schon in den Stall gezogen. Er gehörte hierher, das spürte er mit jeder Faser seines Körpers. Nie hätte er das aufgeben können.
Doch er ahnte, dass er hier Laura begegnen würde. Sie hatte sicher schon erfahren, dass er zurück war und würde ein Treffen herbei führen. Wie sollte er ihr nur gegenüber treten? Was sollte er ihr nur sagen? Bald würden sie heiraten. Er gruselte immer noch bei der Vorstellung, bald ein verheirateter Mann zu sein...Die Freiheit hatte ein Ende.

Laura

Laura hatte gehört, dass Sébastien seinen Vater zurück nach Hause begleitet hatte und war hin und her gerissen. Sie wollte ihn sehen, wollte mit ihm sprechen und doch fürchtete sie sich gleichzeitig auch davor.
Daher hatte sie eine Weile mit sich gerungen bis sie schließlich ins Gestüt gegangen war. Dort würde sie Sébastien unweigerlich treffen, denn er würde sicher gleich nach seinen geliebten Schützlingen schauen wollen.
Ihr war erst gar nicht bewusst gewesen wohin ihre Füße sie lenkten, doch jetzt da sie die Stuten mit ihren Fohlen betrachtete, musste sie ein nervöses Kichern unterdrücken. Ob ihr Unterbewusstsein sie ausgerechnet hier her geführt hatte, weil sie ein Kind unter dem Herzen trug und bald ebenso wie diese treuen Gestalten hier sich um ihren Nachwuchs kümmern würde?

Sébastien

Sébastien hatte die jungen Hengste hinter sich gelassen und machte sich gerade daran, die letzten Fohlen des Jahrgangs anzusehen, die noch als Nachzügler zur Welt gekommen waren. Wie einfach das Leben für die Stuten doch war...
Er liebkoste ein neugieriges Rappfohlen und hörte dann eine Bewegung hinter sich. Als er sich umdrehte, entdeckte er Laura. Er schaute sie einen Moment stumm an, unsicher, wie er reagieren sollte. Dann kam er näher und nahm ihre Hände.
Sie wirkte genauso unsicher wie er sich fühlte. "Geht es dir gut, Laura?" Diese Frau würde also sein restliches Leben teilen?

Laura

Laura schlug das Herz bis zum Hals als Sébastien sich umdrehte und sie beide sich einen Moment lang stumm ansahen - sprachlos, dachte sie unbehaglich.
Dann brach Sébastien die Starre, kam auf sie zu und griff sogar nach ihren Händen. Sie schluckte schwer, hatte mit einem Mal einen großen Kloß im Hals, doch gleichzeitig war sie auch unendlich erleichtert, denn eine Gefühlsregung, die sie zu sehen befürchtet hatte, glomm nicht in seinen Augen: Hass.
Sie schloss kurz die Augen und atmete zitternd durch, ehe sie Sébastien ansah und nickte. "Jetzt etwas besser, da ich sehe, dass du mich zumindest nicht hasst dafür, dass ich dir solchen Ärger bereite." erwiderte sie dann.

Sébastien

Sébastien konnte ihre Erleichterung förmlich greifen und hatte prompt ein noch schlechteres Gewissen, als er ohnehin schon hatte. Das machte es ihm allerdings einfacher mit ihr umzugehen und wenigstens ein bisschen galant zu sein.
Er führte ihre Hände kurz an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. "Ach, red doch keinen Unsinn, Laura...Wie könnte ich dich hassen? Ich bin doch selbst Schuld daran. Du hast mich immerhin nicht gezwungen mit dir ins Bett zu gehen. Ich hätte vorsichtiger sein sollen..."
Sébastien schaute ihre einen Augenblick in die Augen. "Du bereitest mir keinen Ärger, nur etwas Unbehagen. Ich...weiß nicht so genau, wie ich mit all dem umgehen soll. Ich werde Vater, herrje...Ich hoffe, du wirst nicht allzu enttäuscht von mir sein. Mein Vater ist zwar anderer Ansicht, aber ich fürchte, ich bin kein allzu großer Familienmensch und vermutlich ein erbärmlicher Ehemann."

Laura

"Oh, das geht recht schnell, will ich meinen. Immerhin hast du mich zu nichts gezwungen, im Gegenteil ich habe es ja darauf angelegt mit dir das Lager zu teilen. Und damit habe ich das Risiko in Kauf genommen schwanger zu werden. Und trotzdem warst du es, der die Folgen zu tragen hat und ins Kloster gesteckt wurde Du siehst also, es wäre nicht so abwegig, dass du nichts mehr von mir wissen willst. Und von dem Kind erst recht nichts." Erwiderte Laura erstaunlich ruhig.
Dann schüttelte Laura den Kopf. "Wie könnte ich enttäuscht sein? Ich ... ich erwarte nichts von dir. John und Elena haben mir ihre Hilfe angeboten, ich kann im Hospital arbeiten und wohnen und ich werde mit dem Kleinen schon irgendwie über die Runden kommen." erklärte Laura, die sich seit ihrem Besuch im Hospital viel damit auseinander gesetzt hatte.

Sébastien

Sébastien schüttelte den Kopf. "Wir waren Beide unvorsichtig und mein Vater hatte mich vorgewarnt. Ich habe die Warnung in den Wind geschlagen und deshalb bin ich ins Kloster gesteckt worden. Vermutlich hat es mir auch nicht geschadet, aber für diese Erkenntnis brauche ich noch ein bisschen, es war scheußlich ruhig und langweilig. Außerdem...wofür hältst du mich denn, Laura? Warum sollte ich nichts mehr von dir wissen wollen? Und ich werde Vater, das kann ich ja wohl nicht einfach ignorieren."
Er war ein wenig pikiert, dass sie ihm so wenig traute und es kratzte an seiner Ehre, was sie sich alles schon ausgemalt hatte. Als ob es einfach nicht von Bedeutung wäre.
Sébastien schaute sie verständnislos an. "Nein! Warum solltest du denn im Hospital wohnen? Wenn du unbedingt arbeiten willst, meinetwegen, aber im Haus meiner Eltern ist genügend Platz für uns alle. Meine Mutter wird glücklich sein, wenn sie ihre Schwiegertochter und ihr Enkelkind um sich hat. Du musst nicht irgendwie über die Runden kommen...ich sorge für euch."

Laura

Laura musste lächeln. "Also gut, einigen wir uns darauf, dass wir beide unvorsichtig waren." entgegnete sie und zuckte schließlich mit den Schultern. "Nun, irgendwo muss ich schließlich hin, nicht wahr? Als ich festgestellt habe, dass ich schwanger bin, bin ich ins Hospital gegangen, weil ich gehofft habe, dass Elena ... nun ja, dass sie dafür sorgen kann, dass ich das Kind nicht bekomme. Aber letztlich haben sie und ihr Vater mich überredet und mir auch ihre Hilfe angeboten. Mein Vater wird mich raus werfen, sobald sichtbar wird, dass ich ein Kind erwarte. Er ... wird das nicht verstehen, aber jetzt, da ich weiß, dass ich nicht einfach auf der Straße stehen werde, hat das keinen so großen Schrecken mehr für mich." erklärte Laura und lachte dann leise auf als Sébastien vom Haus seiner Eltern sprach. "Aber was sollte ich denn im Haus deiner -" Sie brach mitten im Satz ab und starrte ihn vollkommen überrascht an. "Ih ... ihre ... ihre Schwiegertochter?" wisperte sie leise. Sie konnte nicht wirklich glauben, dass er das gerade gesagt hatte. Wollte er sie wirklich heiraten?

Sébastien

"Ich will aber nicht immer ins Hospital laufen um mein Kind zu sehen, Laura." Er war schockiert darüber, was sie vorgehabt hatte und es machte ihm die Sache noch schwerer. "Aber du....du kannst doch nicht das Kind töten..." Seine Stimme war für einen Moment brüchig und er dankte John und Elena inständig.
"Es findet keiner raus, dass du schon vorher schwanger warst. Dann hast du eben eine Frühgeburt." Sein Blick wurde ernst.
"Ja, natürlich. Was denkst du, warum ich wieder hier bin? Ich gebe zu, ich bin kein Pfeiler an Moral und Anstand, aber ich habe doch ein bisschen Ehre im Leib. Ich bring dich doch nicht in Schwierigkeiten und kümmere mich nie wieder um dich."
Er schüttelte den Kopf.
"So du denn willst, wird Hal uns Sonntag trauen..." Er hatte ja selber eingesehen, dass ein baldiger Tag für die Hochzeit am sinnvollsten war.

Laura

Laura schlug die Augen nieder. Nein, sie konnte das Kind nicht töten und sie war froh, dass Elena ihr aus dieser verzweifelten Lage geholfen hatte. Und mittlerweile war sie sich auch nicht mehr sicher, ob sie es überhaupt geschafft hätte, wenn Elena ihr wirklich einen Trank vor die Nase gestellt hätte.
Laura starrte Sébastien an, vollkommen sprachlos und sie spürte ihre Knie ein wenig weich werden. Sie klammerte sich etwas fester an seine Hände, die die ihren ja noch immer fest hielten. Laura kämpfte mit einem Mal mit den Tränen. Sie wollte. Sie wollte es so sehr. Sie wollte diesen Mann mit all seinen Ecken und Kanten, seinen Fehlern und Makeln, weil sie wusste, wie es in seinem Herz aussah und weil es nie langweilig werden würde mit ihm.
Aber sie wollte nicht, dass er es aus reinem Pflichtgefühl tat und eines Morgens aufwachte und den Tag verfluchte an dem er sich auf sie eingelassen hatte. "Ich ... ich will nicht, dass du es tust, weil du denkst, du ... du müsstest es tun." wisperte sie heiser.

Sébastien

Sébastien war froh, dass Laura wenigstens Schamgefühl zeigte, weil sie es erwogen hatte. Aber er war sicher, sie hätte es doch nicht übers Herz gebracht.
Und dann sah er die Tränen in ihren Augen und begriff, dass sie vollkommen verliebt in ihn war. Er wusste nicht recht, ob das ein Mühlstein um seinen Hals oder ein Geschenk war, darüber würde er noch nachdenken. Aber er wollte sie nicht enttäuschen. Sicher dachte er, er müsse es tun, aber nicht nur...
"Es ist vermutlich nicht besonders romantisch, aber ich muss in ein paar Jahren ohnehin heiraten. Also heirate ich lieber jetzt eine Frau, der ich zugetan bin und die mein Kind erwartet, als in ein paar Jahren eine Fremde. Nutz die Chance, die sich dir bietet, Laura. Ich weiß, ich werde dich oft genug enttäuschen und wahrscheinlich kein besonders guter Vater sein, aber ich denke....ich bin doch gar nicht so übel."

Laura

Laura starrte Sébastien noch einen Moment lang an, dann lachte sie auf und schlang impulsiv die Arme um seinen Hals. "In Ordnung" erwiderte sie noch immer lachend. "Ich nutze die Chance mit dir." Laura sah Sébastien in die Augen, dann küsste sie ihn und fuhr mit einer Hand durch seine wilden Locken. "Sei einfach du selbst, das reicht mir vollkommen aus. Mehr will ich gar nicht." murmelte sie und lehnte die Stirn an seine. Dass er sie wirklich heiraten würde, hatte sie nicht erwartet, wenn sie ehrlich war, daher überwältigte es sie auch so sehr. Und im Gegensatz zu ihm, glaube Laura durchaus, dass Sébastien ein guter Vater sein würde. Vielleicht kein sonderlich treuer Ehemann, aber dann musste sie ihn halt von ihren Qualitäten überzeugen.

Sébastien

Sébastien war erleichtert, als sie ihre Bedenken fallen ließ. Es war gar nicht leicht jemanden von etwas zu überzeugen, von dem man selbst nicht ganz so überzeugt war. Aber es schien ihm gelungen zu sein. Er legte die Arme um ihre Taille und erwiderte ihren Kuss.
"Das ist gut. Ich werde mich bemühen." Er selbst war vermutlich nicht immer die beste Wahl, aber sie wollte es so...
"Was meinst du, was es wird, hm?", fragte er dann neugierig. Er würde sich daran gewöhnen müssen, dass da ein kleines Wesen in ihrem Bauch heran wuchs, aber es war kein ganz und gar unangenehmer Gedanke.
"Komm mit...ich denke, du solltest meine Eltern besser kennenlernen, bevor wir heiraten und du zu uns kommst."

Laura

Laura erschauderte leicht als Sébastien die Arme um ihre Taille legte und es sich so merkwürdig richtig anfühlte. So war es vorher nie gewesen, vorher war es Spielerei gewesen, ein wildes Abenteuer, aber jetzt waren sie einen eigenartigen Schritt weiter gegangen.
Laura grinste heiter. "Hm, keine Ahnung und mir ist es auch gleich, es wird so oder so ein Wildfang." Und solange es gesund war, spielte es keine Rolle, ob Mädchen oder Junge. Sie schüttelte leicht den Kopf. "Wie unwirklich das klingt ..." murmelte sie, dann küsste sie Sébastien noch einmal. "Ich ... ich danke dir so sehr, Sébastien." erklärte Laura leise, dann hakte sie sich bei ihm ein, damit sie die Pferde hinter sich lassen und seine Eltern aufsuchen konnten.

Sébastien

Sébastien lachte leise und legte den Arm um Lauras Schultern. "Bei den Eltern garantiert, da können wir mehr als sicher sein. Es wird uns in Atem halten." Und irgendwie war das keine unschöne Vorstellung. Es würde eine Herausforderung werden und eigentlich mochte er Herausforderungen.
Er führte Laura zu dem großen Haus seiner Eltern und brachte sie in das große Wohngemach, indem seine Eltern beeinander saßen und sich unterhielten, zweifellos auch über seine Rückkehr aus dem Kloster und das Gespräch, das er mit seinem Vater geführt hatte.
"Ich..ähm...wollte es zumindest offziell nochmal richtig machen. Mutter, Vater...das ist Laura.", begann er unbeholfen. "Sie hat zugestimmt, dass Hal uns Sonntag traut und wenn es für euch in Ordnung ist, hätte ich gern, dass sie mit hier einzieht, wenn es soweit ist."
Dann würde das Kind wohl in diesem Haus hier zur Welt kommen.