William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Aliz

Aliz musterte Eric skeptisch. Seine Erklärung wirkte so fadenscheinig und schließlich nahm er auch die Hände von ihr, als wäre ihm gerade erst eingefallen, dass er sie noch dort hatte.
"Ach komm schon, Eric, das hast du doch schon bei meiner Ankunft festgestellt. Aber ja, Claire versucht uns wohl Beide in eine Ehe zu vermitteln. Sie hat Vater auch in den Ohren gelegen, dass es für mich Zeit wird. Und Unrecht hat sie nicht...Der Gedanke schreckt dich...aber warum denn? Gehört das nicht zum Leben dazu?"
Eric reagierte ein bisschen über, fand sie. Er musste einfach etwas entspannter bleiben.
"Ich bin jedenfalls gespannt. Wer weiß, vielleicht ist der Traumprinz dabei?"

Eric

"Ja, schon, aber ... eine Heirat ist ja doch noch einmal etwas anderes. Viel ernster ..." wandte Eric ein und hob dann leicht die Schultern. "Schwer zu sagen. Es ist einfach so, dass ich sehr zufrieden mit meinem Leben bin und eine Ehe bedeutet eine Menge Verantwortung. Vor allem aber war unter all denen, die Claire mir schon präsentiert hat, einfach keine Frau dabei bei der ich das Gefühl hatte, sie wäre es wert." Anders als bei Aliz, wurde Eric immer mehr klar. Sie wäre es wert, dass er seine Freiheit aufgab und sich dem Eheleben zuwandte.
Erics Miene wurde verdrossen. "Der Traumprinz?" fragte er skeptisch. "Unter einen Stapel von Briefen? Denkst du nicht, sowas zeigt sich erst, wenn man einander wirklich kennenlernt? Wenn man feststellt, dass man gemeinsame Interessen hat und sich gewogen ist?"

Aliz

"Das stimmt. Aber...naja, ich schätze, es wird Zeit. Ich muss ja an die Zukunft denken und so gern ich auch hier in Oxford bei meiner Familie bin, ich will irgendwann eine eigene Familie gründen."
Aliz seufzte leise. "Die Frau, die es wert ist...Meinst du, du wirst sie jemals finden, Eric? Die Frau, für die du sogar heiraten würdest. Ich glaube, das ist nicht so einfach."
Sie hob die Schultern.
"Du hast natürlich völlig Recht. Aber wie jemand schreibt, kann doch schon einmal hilfreich sein...Wenn der Brief schon unsympatisch ist, ist es der Mensch wohl auch. Das ist der erste Schritt, alles weitere kommt danach."

Eric

Eric hinderte sich im letzten Moment daran zu sagen, dass Aliz ja womöglich auch in Oxford ihre eigene Familie gründen konnte, doch dann kam die Frage, die seine Zurückhaltung ohnehin überflüssig machte. Vielleicht musste er es Aliz einfach sagen. Vielleicht musste er sich erklären und konnte sie so davon abhalten sich auf irgendeinen dahergelaufenen Ritter einzulassen von dem sie nur einen schönen Brief hatte.
Eric fuhr sich verlegen mit der Rechten durch den Nacken. "Nun ... ja, ich denke schon." erwiderte er langsam. "Ich glaube, ich ... ich habe sie sogar schon gefunden." gestand Eric mit etwas belegter Stimme. Wie Aliz wohl reagieren würde, wenn er es ihr sagte?
Eric legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Aber vielleicht ist derjenige einfach kein großer Briefeschreiber? Ich meine ... nimm Lucas und mich. Lucas könnte dir auf endlos langen Pergamentbögen die romantischsten Dinge schreiben, ich hingegen" Eric zuckte leicht mit den Schultern. "Vermutlich würden meine Briefe eher schroff und unbeholfen klingen. Es wäre nicht wirklich gerecht, wenn ich deshalb keine Chance bekäme, oder?"

Aliz

Aliz hob überrascht die Augenbrauen, als Eric so verlegen reagierte und grinste breit. "Tatsächlich? Und das erzählst du mir jetzt erst? Wer ist sie? Ich bin wirklich gespannt sie kennenzulernen. Du hättest es Claire sagen sollen, dann würde sie dich nicht ständig verkuppeln wollen.", erwiderte Aliz fröhlich. Sie war neugierig, wer es geschafft hatte Eric soweit zu bekommen, der ja überhaupt nichts von einer Ehe hatte wissen wollen.
"Hm, zugegeben, das ist ein Argument. Du hast Recht. Ich werde sie mir einfach alle ansehen. Vater kennt die Meisten von ihnen sicher und weiß, wie ihr Charakter ist. Vielleicht kennst du sie auch...Dann können wir zusammen aussuchen, wer einen Versuch wert ist. Zumindest ein Treffen..."

Eric

Eric schluckte schwer. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie schwierig es sein würde, sich zu offenbaren und Aliz seine Gefühle einzugestehen. Aber jetzt, da er hier stand, wurde ihm klar, dass er lieber wieder einer ganzen Armee Sarazenen gegenüber gestanden hätte als sein Herz so bloßzulegen.
"Du kennst sie schon." erklärte Eric dann kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. Er sah kurz zu Boden, dann atmete er tief durch, gab sich einen Ruck und sah Aliz wieder an. Er griff nach ihrer Hand, ein wenig verstohlen beinahe, sah ihr dabei aber unverwandt in die Augen. Ein kleines Lächeln, das bereits erahnen ließ, wie schwer es ihn erwischt hatte, umspielte seine Lippen.
"Du bist es, Aliz." gestand Eric schließlich.

Aliz

Aliz konnte zusehen, wie Eric sich wand und eigentlich gar nicht recht rausrücken wollte. Aber schließlich tat er es dann doch.
"Ich kenne sie? Aber wer...?" Aliz brach ab, als er weitersprach und ihre Augen weiteten sich entsetzt.Sie...Eric hatte sich in sie verliebt, das erschien ihr als das Schlimmste, was hätte passieren können. Sie hatte ihn überaus gern, aber nicht so...
"Ich...oh...Eric...aber du bist doch wie ein großer Bruder für mich. Das warst du schon immer, das hat sich nicht geändert. Ich...es tut mir leid, aber ich kann dich nicht heiraten."
Es schmerzte sie wirklich ihn zu verletzen, aber sie liebte ihn nun einmal nicht und es war für sie gerade unvorstellbar ihn zu heiraten.

Eric

Eric sah Aliz gespannt an während er in ihrem Gesicht sehen konnte, dass sie seine Worte verarbeitete und dann kam die Antwort, die sein Lächeln mit einem Hauch von seinen Lippen verschwinden ließ. Er hatte durchaus damit gerechnet, dass sie überrascht sein würde, er hatte sich versucht sich nichts vorzumachen. Dass sie die gleichen Gefühle hegte wie er, hatte er sich in seinen Träumen kaum auszumalen gewagt, er hatte erwartet, dass er sie erst würde überzeugen müssen, weil sie einen Freund in ihm sah. Aber einen großen Bruder?
Eric blinzelte leicht. Diese Beschreibung war wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Ein großer Bruder ... Eric ließ Aliz Hand los und fuhr sich mit der Zunge kurz über die trockenen Lippen. "Nein ... nein, natürlich kannst du das nicht. Dein ... dein Vater hätte es ja ohnehin nie erlaubt, ich ..." Eric schüttelte leicht den Kopf und wandte den Blick ab. "Ich glaube, ich sollte besser zurück. Es wird Zeit." erklärte er und versuchte möglichst beiläufig zu klingen.
Nie im Leben hatte er sich so elend gefühlt. Er hatte einer Frau gegenüber noch nie solche Gefühle gehegt, hatte sich nie offenbart und nun war es doch soweit und es endete in einem Desaster. Wie typisch für ihn ...

Aliz

Aliz biss sich auf die Unterlippe und senkte einen Moment den Blick. Das hier ließ alle gute Laune verfliegen. Der Tag war so schön gewesen und endete jetzt auf diese Weise. Es tat ihr so leid, Eric verletzen zu müssen, aber es wäre auch nicht fair gewesen ihn einfach im Unklaren zu lassen und ihm Hoffnungen zu machen.
"Nein...nein, wahrscheinlich hätte er das nicht. Er ist da ziemlich eigen." Ein wenig geknickt nickte sie. "Ja, wir sollten zurück reiten. Eric, es tut mir wirklich leid...", sagte sie niedergeschlagen.
"Ich wollte nicht, dass es so kommt."
Wie hatte sie nur so blind sein können? War es denn wirklich so schwer zu erkennen gewesen, dass er sich verliebt hatte? Vielleicht, weil es für sie so abwegig war.

Eric

Eric nickte langsam. "Sicher nicht." Edward war ausgesprochen eigen, was die Zukunft seiner Kinder, besonders wenn es um die Heirat seiner Tochter ging.
Eric hob leicht die Hand, es war eine müde, abwehrende Geste. "Schon in Ordnung. Es ist ja nicht deine Schuld. Ich habe mich ja in dich verliebt, du hast ja nichts weiter dazu beigetragen." Außer absolut hinreißend zu sein ... aber das konnte Eric ihr ja kaum vorwerfen. Er war der Narr, der ihre Freundschaft über Bord geworfen und sich verliebt hatte.
Eric sah Aliz kurz an und lächelte kläglich. "Nein, ich auch nicht. Aber nun weiß ich wieder, wieso ich an dieser ganzen Sache mit dem Heiraten nicht so viel finden kann." bemerkte er trocken und ging zu seinem Pferd hinüber, damit er Aliz nicht länger ansehen musste.

Aliz

Aliz seufzte. "Ich weiß...aber ich wollte dir auch keine Hoffnungen machen. Vielleicht habe ich das getan ohne es zu merken. Das war nicht meine Absicht.", erwiderte sie leise. Vielleicht hatte sie ihm wirklich Hoffnungen gemacht und das verursachte ihr ein schlechtes Gewissen. Aber nun war es ja ohnehin zu spät und sie war traurig, dass es vorerst diese Unbeschwertheit zwischen ihnen nicht mehr geben würde. Wenn er sich verliebt hatte, mussten sie wohl erst einmal Distanz halten, um es für ihn leichter zu machen.
"Ach, sag sowas nicht...Ich bin sicher, du findest irgendwann jemanden, der dich wirklich verdient und der deine Liebe sehr zu schätzen weiß."
Jetzt war er endlich soweit und sie musste seine Pläne vernichten.

Eric

Mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen fuhr Eric mit der Bürste über das weiche Pferdefell. Das hier war eine der wenigen Tätigkeiten, die ihn einerseits etwas zur Ruhe kommen ließen und bei der er nicht darauf achten musste, ob ihn irgendjemand beobachtete.
Es war einige Tage her, dass er Aliz im Wald seine Gefühle gestanden hatte und seit dem fühlte er sich grauenvoll. Er hatte sich darum bemüht sich von ihr fern zu halten und gleichzeitig hatte er ständig an sie denken müssen. Zu gern hätte er gewusst, was sie über all die Briefe dachte, ob jemand darunter war, den sie kennen lernen wollte ... ob sie jemand anderen ihm vorzog.
Aber er hatte es nicht gewagt sie zu fragen und abends in der Halle war er vor Eifersucht fast vergangen, wenn er sie von weitem mit einem der anderen Ritter hatte sprechen sehen.
Eric seufzte schwer und fragte sich insgeheim, wie lange dieser jammervolle Zustand wohl andauern würde. Irgendwann würde er sicher damit zurecht kommen, dass sie ihn abgewiesen hatte, aber anders als Aliz glaubte er nicht, dass er irgendwann eine andere finden würde. Dafür wollte er sie zu sehr und dafür war die Demütigung viel zu groß gewesen. Nie wieder wollte er sich verlieben.

Edward zerbrach sich seit Tagen den Kopf, was nur mit Eric los war. Der sonst so gut gelaunte Eric war mürrisch, rastlos und gar nicht mit dem Kopf bei der Sache. Er wirkte ungewohnt niedergeschlagen, das machte ihm Sorgen.
Also hatte er beschlossen, dem ganzen auf den Grund zu gehen, denn wenn Eric jeden anpflaumte, der das Wort an ihn richtete, war das für den Umgang der Männer untereinander nicht gerade förderlich.
Er fand Eric schließlich im Stall, wo er seinen Wallach striegelte.
"Hier hast du dich also verkrochen....", bemerkte er lächelnd und verschränkte die Arme auf der Boxentür. "Was ist los mit dir, hm? Du läufst seit Tagen herum wie das Leiden Christi...was bedrückt dich, Eric? So kenne ich dich ja gar nicht."

Eric

Eric war so vertieft gewesen in seine Arbeit und seine düsteren Gedanken, dass er zusammen zuckte als plötzlich eine Stimme an der Boxentür erklang. Eric biss die Zähne aufeinander und rang einen Moment mit sich, ehe er zu Edward hinüber sah. Er hatte gehofft hier eine Weile seine Ruhe zu haben, aber offenbar hatte er sich geirrt. Und das schlimmste daran war, dass sein Dienstherr offenbar beschlossen hatte zu ergründen, was genau Erics düstere Stimmung verursachte.
Eric atmete geräuschvoll aus und zuckte dann, fast ein wenig bockig, mit den Schultern. "Es ist ... nicht wirklich von Belang, Mylord, ich ... es tut mir Leid, dass ich in den letzten Tagen so unleidlich war. Ich verspreche, mich wieder zusammen zu nehmen." versicherte Eric entschlossen und hoffte wider besseren Wissens, dass Edward ihn damit in Ruhe lassen würde.

Edward hob die Augenbrauen, als Eric so unwirsch reagierte. "Wenn es nicht von Belang wäre, würde es dich nicht so mitnehmen, Eric. Da muss schon viel passieren, damit du so andauernd schlechte Laune hast. Ich kenne dich, seit du ein kleiner Bengel warst, also erzähl mir keinen Unsinn..."
Er seufzte leise.
"Ach komm schon, wir hatten doch eigentlich nie Geheimnisse voreinander. Verrat mir, was mit dir los ist, vielleicht kann ich dir helfen."
Edward beugte sich ein wenig vor. "Steckt da etwa eine Frau dahinter?", meinte er dann grinsend. Eric war ein kleiner Filou, vielleicht war er tatsächlich einmal damit auf die Nase gefallen. Aber das gehörte zum Leben dazu und normal nahm Eric solche Dinge nicht so schwer.

Eric

Eric schüttelte leicht den Kopf. "Damit könnt Ihr mir nicht helfen, Mylord, seid versichert." erwiderte er, doch dann weiteten sich Erics Augen und einen Moment lang starrte er Edward verblüfft an. Das Grinsen auf den Lippen seines Dienstherren machte deutlich, dass dieser keine Ahnung hatte, um wen es ging, es war wirklich eine bloße Vermutung.
Erics Schultern sackten ein wenig herab als er resignierte. Er zögerte kurz, dann nickte er langsam. "Ja. Aber versucht gar nicht erst heraus zu finden, um wen es geht, ich werde es Euch nicht sagen. Es ist nämlich ohnehin hoffnungslos und ich habe mich einmal zum Narren gemacht, ich will es nicht noch einmal tun."

Edward hob die Schultern. "Woher willst du das wissen?", erwiderte er zuversichtlich. "Vielleicht habe ich mehr Möglichkeiten, als du glaubst?"
Er hob die Augenbrauen, als Eric seine Vermutung bestätigte. Er war wirklich verwirrt. Er hatte nicht erwartet, dass es Eric so mitnehmen würde.
"Wie ungewöhnlich...es hat dich tatsächlich erwischt? Dich, der du dich so standhaft geweigert hast?", fragte er.
"Wie kann sie dich nicht wollen? Du bist doch ein netter Kerl." Edward schüttelte knapp den Kopf. "Du weißt doch, wie das Leben geht. Manchmal soll es nicht sein...du wirst sicher eine Andere finden, die dich erhört."

Eric

"Nicht in dieser Sache." Und vor allem würde Edward ja auch gar nicht wollen, wenn er heraus finden würde, dass es um Aliz ging.
Eric zog unbehaglich die Schultern in die Höhe. "Scheint so. Aber es hat mir nichts Gutes eingebracht. Also halte ich mich doch lieber daran, dass ich nicht heiraten will." erwiderte er und stöhnte dann leise. "Mylord ..." Eric gefiel es gar nicht mit Edward über diese Dinge zu reden, aber er wusste auch genau, wie dieser war, wenn er etwas unbedingt heraus finden wollte. "Tja, nett bin ich wohl, das ist wahr. Aber mehr als das sieht sie in mir offenbar nicht. Also habe ich mich wunderbar zum Narren gemacht als ich ihr meine Gefühle gestanden habe." Eric zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich glaube allerdings nicht, dass ich eine andere finden will."

Edward seufzte. "Und so willst du einfach weiter machen? Ach, Eric..." Wie sollte er dem Jungen nur helfen? "Hast du nicht versucht sie von dir zu überzeugen? Manchmal muss man eine Weile kämpfen, damit man ans Ziel kommt. Du solltest nicht so leicht aufgeben..."
Trotzdem ahnte er, dass es so leicht nicht werden würde. Vielleicht brauchte Eric einmal eine Weile Abstand.
"Ich habe einen Auftrag für dich, Eric. Du könntest ein paar Briefe nach Truro bringen zu meinem Vater. Du könntest es mit einem Besuch bei deiner Familie, vor allem deinem Bruder verbinden." Das würde Eric sicher gut tun, denn wenn er sich jemandem öffnete, dann sicher Lucas.
"Das bringt dich auf andere Gedanken."

Eric

Eric lachte unfroh auf. "Sie von mir zu überzeugen? Sie hat gesagt, ich sei wie ein Bruder für sie! Wie zum Teufel soll ich so jemanden von mir überzeugen?" fragte Eric hitzig, hätte sich im nächsten Moment jedoch am liebsten geohrfeigt. Das hatte er nun wirklich nicht ausplaudern wollen! Zumal Edward jetzt nur noch eins und eins zusammen zählen musste und er würde darauf kommen an wen Eric sein Herz verloren hatte.
Dann wurde Eric blass. "Ist das Euer Ernst? Ihr schickt mich fort?" fragte er entgeistert. Bei allem Missmut, den er in den letzten Tagen empfunden hatte, hatte er dennoch keinen Gedanken daran verschwendet Oxford deshalb zu verlassen. Er liebte diesen Ort und solange sein Dienstherr hier war, wollte Eric auch nirgendwo anders sein. Auch nicht in Truro ... erst recht nicht in Truro, denn in Erics Augen war es dort sterbenslangweilig und er würde dort ja nur noch mehr Zeit zum Nachdenken haben.

"Ein Bruder..." Es dauerte einen Moment, bis Edward begriff und seine Miene wurde finster. "Aliz...", knurrte er dann. "Offenbar ist sie klüger als du. Ich habe dir gesagt, du sollst die Finger von ihr lassen, Eric! Hatte ich mich irgendwo nicht klar ausgedrückt? Kein Wunder, dass ihr ständig zusammen hängt in letzter Zeit." Das gefiel ihm nun gar nicht. Sein kleines Mädchen musste zwar langsam heiraten, aber Eric war ein Weiberheld. Er wollte nicht riskieren, dass man ihr das Herz brach.
"Natürlich ist das mein Ernst, jetzt noch meh als vorher! Ein paar Tage Abstand werden dir gut tun, das steht fest. Und vielleicht hast du deine Schwärmerei bis dahin überwunden."
Aliz konnte eine wirklich gute Partie machen, wenn sie es richtig anstellten. Wenn sie ihn ohnehin nicht wollte, war Eric gar keine Option.
Die Beiden waren beinahe zusammen aufgewachsen.

Eric

Eric sah an Edwards Miene, dass dieser Begriff und es kostete ihn alle Mühe den Blick nicht sofort zu senken als Edward ihn so finster ansah. "Ihr habt gesagt, ich solle keine Spielchen mit ihr spielen und das habe ich auch nicht!" erwiderte Eric entschieden. "Ich hatte ehrenwerte Absichten. Aber Ihr könnt Euch Euren selbstgerechten Zorn sparen, sie hat mich ja ohnehin abgewiesen und mir ganz nebenbei das Herz gebrochen. Sie selbst ist davor also sehr sicher." begehrte Eric auf und wusste selbst nicht woher er den Mut zu solchen Unverschämtheiten nahm.
"Abstand! Truro ist ... wie Verbannung!" wandte Eric verzweifelt ein. Für jemanden, der sein halbes Leben in einer so lebhaften Stadt wie Oxford verbracht hatte, war die Idylle des ländlichen Truro mehr Bestrafung als alles andere. "Es ist keine Schwärmerei ..." bemerkte Eric verdrossen. Wäre es doch nur das gewesen, damit wäre er zurecht gekommen und hätte es überwunden. Aber Aliz war ihm viel tiefer unter die Haut gedrungen.

"Ehrenwerte Absichten? Gerade du, der immer ausgiebig betont, dass er nicht heiraten möchte? Was sollen das denn für ernste Absichten sein? Das Herz gebrochen sicher....Gib ihr nicht die Schuld für deinen gekränkten Stolz! Sie kann ja wohl gar nichts dafür. Also pass auf, was du sagst!"
Edward verdrehte die Augen.
"Nun sei nicht so dramatisch! Die Verbannung, also wirklich...du bist dort aufgewachsen, deine Familie lebt dort... Es ist jedenfalls eine Aufgabe für dich, du wirst morgen aufbrechen. Keine Diskussion. Du sollst ja nicht Monate dort bleiben, ich brauche dich dauerhaft hier. Bleib ein paar Tage, bis du Order von meinem Vater mitbringen kannst und dann komm zurück."
Er mochte Eric ja wirklich, aber bei Aliz hörte der Spaß auf. Aber vielleicht gab es für Aliz dann schon ein Treffen mit einem der jungen Adeligen, die sich für eine Ehe mit ihr interessierten.

Eric

Eric senkte den Kopf und ballte die freie Hand so fest zur Faust, dass sich seine Fingernägel in seinen Handballen gruben. Das war nicht gerecht! Einmal verliebte er sich wirklich und nun wurde er nicht einfach nur abgewiesen, man unterstellte ihm auch noch, dass er nichts vorgehabt hatte außer irgendwelche Spielchen zu spielen.
Eric zwang sich wieder aufzusehen. "Sie hätte ich geheiratet, wenn sie mich nur gewollt hätte!" erklärte er mit belegter Stimme. Doch Aliz wollte ihn nicht. Sie wollte lieber einen dieser eitlen Gecken, die ihr endlos lange Briefe schrieben und um sie warben, die sie mit eitlem Geplauder, Tanz und schönen Kleidern erfreuen wollten.
Eric schluckte. "Dass ausgerechnet Ihr meine Absichten in Zweifel zieht ist ... ist ... ganz schön heuchlerisch, Mylord." bemerkte Eric dann verdrossen. "Ihr müsstet doch eigentlich am besten wissen, wie sehr man sich für eine Frau verändern kann. Euch erkennt man schließlich kaum noch wieder seit ihr wieder geheiratet habt." versuchte Eric seinem Herrn vor Augen zu führen, dass Aliz für ihn nicht einfach eine unbedeutende Schwärmerei war.
Eric knirschte mit den Zähnen, nickte dann aber. Es lag ihm einfach nicht, sich zu widersetzen. "Also gut, morgen früh."

"Da sie aber nicht möchte, ist das Thema ja erledigt." Edward verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Eric mit einem warnenden Blick. "Du nennst mich einen Heuchler? Was fällt dir eigentlich ein? Natürlich weiß ich, wie man sich ändern kann und ich bin verändert, weil die Finsternis mich endlich losgelassen hat. Aber du kennst sie ja nun wirklich schon lange. Warum solltest du dich dann von jetzt auf gleich vollkommen verändern?"
Er nickte zufrieden, als Eric dann doch noch einwilligte. Er war sicher, dass der Einfluss seines Bruder ihm gut tun und ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen würde.
"Nun denn...du kannst deine Botschaften morgen früh bei mir abholen. Du hast also noch etwas Zeit zum packen."