William und Joanna - 1171

William grinste knapp. "Tja, das liegt wohl daran, dass die naiven Dummchen dir zu langweilig sind." schlug er vor und schnitt dann eine Grimasse. "Nun, zugegebener Maßen hat sie sich damit einiges an Respekt verdient." gestand William ein. Er hatte Jane gegenüber keine direkte Abneigung entgegen gebracht, aber er war auch nie böse darum gewesen, wenn er nicht viel mit ihr zu tun hatte.
Ursprung dieser Gefühle war im wesentlichen der Ärger darüber gewesen, wie Henry auf Grund von Jane mit Eleonore umgegangen war. Allerdings hatte sich diese Situation mittlerweile ja auch entspannt, so dass William keinen wirklichen Groll mehr gegen das Mädchen hegte. Im Gegenteil, mit Dingen wie diesen, erarbeitete sie sich momentan durchaus ein höheres Ansehen in seinen Augen.

Henry klopfte William lachend auf die Schulter. "Da hast du eindeutig Recht. Es wäre ohne Auseinandersetzungen auch langweilig. Das kennst du ja zur Genüge. Deine Frau ist schließlich auch nicht gerade ein Lamm."
Er lächelte leicht. "Das dachte ich mir. Weißt du, sie ist eine wundervolle Frau. Sie hat ein so großes Herz, sie verdient deine Missachtung wirklich nicht. Sie kann nichts dafür, wer ich nunmal bin. Aber sie macht das Beste daraus. Und sie und die Kinder sind einfach meine Familie..."
Er hob leicht die Schultern. "Na komm, lass uns gehen und diesen Boten ins Bett schicken..."

William betrat mit äußerst gemischten Gefühlen am Abend das Gemach. Einerseits war er guter Dinge, da das Problem mit Beatrice und Richard aus der Welt war, andererseits konnte er sich nur zu gut an die Schmach erinnern, die er am gestrigen Abend erlitten hatte und in gewisser Weise verursachte ihm das Magenschmerzen.
"Ich habe trotz später Stunde gute Neuigkeiten mitgebracht." eröffnete William und lächelte als er zu Joanna ging und ihr einen Kuss zur Begrüßung gab. "Schlafen die Kinder alle schon?" fragte er dann jedoch zunächst, denn er wollte ihnen wenigstens noch gute Nacht sagen, wenn er dafür noch nicht zu spät dran war. Die kleinen würden Nebenan mit Sicherheit schon tief und fest schlafen, aber vielleicht waren die Älteren noch wach.

Joanna sah lächelnd auf, als William eintrat. "So, gute Neuigkeiten? Das hört man gern, zumal dann, wenn du so spät heimkehrst." Sie schaute ihn abwartend an. "Du machst mich neugierig, also rück schon raus mit der Sprache."
Sie erwiderte seinen Kuss und schüttelte dann den Kopf.
"Robert und Edward dürften noch wach sein, die Anderen schlafen schon, denke ich. Aber wenn du zu ihnen gehst, kannst du Edward gleich sagen, dass er das Licht ausmachen soll. Es ist schon spät und Zeit ins Bett zu gehen. Dann will ich dich aber ganz für mich allein haben. Schließlich hatte Henry heute wohl mehr von dir als ich."

William seufzte leise. "In der Tat. Der Grund weshalb ich so spät komme, ist jedoch nicht ganz so erfreulich, aber das erzähle ich dir nachher in Ruhe." er lächelte und strich ihr über die Wange. "Henry wird keine Annulierung von Richards und Beatrices Ehe anstreben, er wird das Thema fallen lassen und wie es aussieht, haben wir das Jane zu verdanken." berichtete er, bevor er Joanna noch einen kurzen Kuss gab und dann noch einmal verschwand, um das Zimmer aufzusuchen, dass sich seine beiden ältesten Söhne teilten.
Nachdem die zwei von William noch eine Gesichte erbettelt hatten, waren sie schließlich schlafen gegangen und William kehrte zu Joanna zurück und konnte sich endlich von Stiefel und Tunika befreien.
Er seufzte leise als er sich an den Tisch setzte, um noch etwas zu trinken. "Ich bin wirklich froh, dass wir dieses Problem aus der Welt haben. Die beiden werden überglücklich sein." griff er dann ihr vorheriges Thema wieder auf.

Joanna begann zu strahlen. "Wirklich? Das ist wundervoll! Ich wusste, dass Jane einen so guten Einfluss auf Henry haben würde. Aber wie dieser Sinneswandel auf einmal?"
Sie wartete deutlich beruhigter, bis er von ihren Söhnen zurückkam und lächelte ihn dann an. Sie stand auf und begann damit, ihm ein wenig die Schultern zu massieren, damit er sich entspannte.
"Ich bin auch unendlich froh. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, gerade jetzt, wo Beatrice schwanger ist. Sie wird wirklich erleichtert sein. Willst du es ihr morgen gleich selbst sagen? Dann hat sie endlich wieder einige Sorgen weniger."

William stöhnte erleichtert auf als Joanna hinter ihn trat, um seine Schultern zu massieren. Damit sie besser zu Werke gehen konnte, zog er sein Hemd aus und genoss dann, wie ihre Hände seine angespannten Muskeln lockerten. "Es gibt wirklich niemanden, der das besser macht als du." murmelte er zufrieden und nippte an seinem Becher Wein.
Ein Grinsen umspielte seine Lippen als er Joanna antwortete. "Nun, scheinbar hat sie Henry damit erpresst, dass er erst wieder mit ihr schlafen darf, wenn er aufhört die Verlobung löst und von einer Annulierung absieht ... ihr Frauen seid wirklich gerissen, wenn es um solche Dinge geht." stellte er lächelnd fest. Ein solches Verhalten hätte immerhin genauso gut von Joanna kommen können.
Dann nickte er zustimmend. "Ja, es nimmt eine Menge Druck von allen ... ich werde morgen früh mit ihnen reden. Ich hätte es ja noch heute Abend getan, aber nachdem ein Bote aus Irland kam und ich den halben Nachmittag nach Henry suchen musste, ist es nun ja doch ziemlich spät geworden."

"Nun, außer mir macht das ja hoffentlich auch niemand, von daher ist es nicht verwunderlich, dass ich die Beste für dich darin bin.", erklärte sie lachend und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken.
Schließlich musste sie grinsen. "So, so...ja, Jane ist nicht dumm. Und du hast recht. Irgendwie müssen wir uns ja gegen euch behaupten können. Du wirst zugeben müssen, mein Lieber, das fruchtet einfach immer. Schließlich könnt ihr ohne uns ja einfach nicht leben. Frauen haben in der Welt mehr Macht als ihr Männer denken mögt."
Joanna nickte zufrieden. "Gut. Heute Nacht wird es ohnehin nichts mehr ändern. Und mirgen kann sie sich dann endlich mit Richard vertragen."

William grinste breit. "In der Tat, das bleibt ganz allein dir überlassen." erwiderte er und schloss lächelnd die Augen. Es tat gut sich einfach ihren Händen hinzugeben, die mittlerweile ganz genau wussten wie sie vorzugehen hatten und geschickt jede noch so kleine Verspannung ausfindig machten und lösten.
Dann musste William lachen und nickte zustimmend. "Wohl wahr, wohl wahr. Ich bemitleide jeden Narr, der das noch nicht begriffen hat. Man sollte euch nie unterschätzen." er griff nach einer ihrer Hände und hauchte einen Kuss auf ihren Handballen, ehe er sie wieder frei gab.
"Richard wird heil froh sein, wenn er nur noch Beatrice wieder von sich wird überzeugen müssen. Das wird ihn schon genug kosten ... aber so verliebt wie sie ist, wird sie ihm eh nicht lange böse sein können ... da ist sie wie du." bemerkte William grinsend und sah zu Joanna auf.

"Das will ich aber auch meinen. Ich wäre andernfalls sehr eifersüchtig. Aber inzwischen scheinen sie ja alle eingesehen zu haben, dass du ganz allein mir gehörst. Du bist mein und das wird sich nie ändern, weil ich dich nie wieder gehen lassen werde."
Joanna ließ ihn gewähren und setzte sich dann auf seinen Schoß, legte die Arme um seinen Nacken.
"Glücklicherweise hast du das begriffen. Umso besser...Ich liebe dich.."
Sie legte den Kopf an seine Schulter und seufzte leise.
"Da hast du Recht. Er wird eine Weile brauchen, bis sie ihm wieder vertraut. Er hat sie einfach im Stich gelassen, so etwas verzeiht eine Frau nicht so leicht. Aber du hast recht...sie liebt ihn, sie wird ihm verzeihen. Und ich kann dir auch nie lange böse sein."

"Oh, wobei mir die hübsche Philippa immer noch herzzerreißend zulächelt, wenn wir uns sehen ..." bemerkte William und grinste dann breit. "Nur ein Scherz, nur ein Scherz, keine Sorge." beschwichtigte er umgehend bevor Joanna sich aufregen konnte und gab ihr einen Kuss als sie sich auf seinen Schoß setzte. William legte die Arme um ihre Taille und musste ein Seufzen unterdrücken. Wenn sie so auf seinem Schoß saß, würde er nur zu gerne ... Aber nach gestern Abend hatte er einfach viel zu große Hemmungen. Wenn er noch einmal versagen würde, würde das ungemein an seinem Selbstbewusstsein rütteln.
"Wie könnte ich das nicht begreifen bei einer wundervollen Frau wie dir?" fragte er lächelnd und strich ihr sanft über den Rücken als sie den Kopf an seine Schulter legte. "Zum Glück brauchen wir uns darüber keine Sorgen mehr machen. Und die beiden werden schon alleine wieder zueinander finden."

Joanna hob eine Augenbraue, als er von Philippa begann und zog ihn dann tadelnd am Ohr. "Darüber macht man aber besser keine Scherze. Es sei denn, du willst, dass ich ihr die Augen auskratze. Aber lassen wir das."
Sie zog den Kuss ein wenig in die Länge.
"Du wirst nie müde mir Komplimente zu machen, oder? Aber das ist schön. Das liebe ich an dir...du bist so ein liebevoller Ehemann. Und ja...wir können uns jetzt ganz auf uns konzentrieren."
Sie lächelte leicht. "Wirst du mir sagen, wenn du soweit bist, dass du es nochmal versuchen willst?"

William grinste unschuldig und genoss den Kuss, den sie beide teilten.
"Natürlich nicht. Wie könnte ich das auch? Immerhin ist mir noch kein Kompliment eingefallen, dass dir wahrhaftig gerecht wird." erklärte er lächelnd und strich ihr zärtlich über die Wange, ehe er für eine Sekunde erstarrte und dann die Hand wieder sinken ließ, um den Arm wieder um Joannas Taille zu legen.
Mit zusammen gebissenen Zähnen starrte er auf den Boden und nickte schließlich. Einen Moment lang schwieg William, dann seufzte er leise. "Ich würde ja, nur ..." er brach ab und kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. Nur hatte er Angst davor schon wieder zu versagen. Es tat ihm unglaublich Leid, dass er die lockere Stimmung mit seiner Reaktion zu Nichte machte, aber wenn er nur daran dachte was gestern geschehen war ... und was Henry ihm heute auf die Nase gebunden hatte, machte es auch nicht besser.

"Ach, ich habe wirklich den besten Mann, den man sich nur wünschen kann.", murmelte Joanna und gab ihm einen sanften Kuss. Sie legte die Hand an seine Wange und brachte ihn dazu sie anzusehen.
"Setz dich nicht unter Druck...Wenn du soweit bist, nicht vorher. Nicht weil du denkst, du müsstest mir oder dir irgendetwas beweisen. Du könntest mich nie enttäuschen, Liebster. Ich will nur, dass es dir gut geht. Und dass du ehrlich zu mir bist. Du sollst mit mir reden, wenn es dir nicht gut geht. Und auch, wenn du denkst, dass du es nochmal versuchen willst ohne irgendwelche großen Erwartungen. Ich liebe dich doch...egal, was auch passiert."

"Zu viel des Lobes, meine Schöne." erwiderte William leise und sah Joanna dann ein wenig unbehaglich an. "Ich will einfach nicht, dass das nochmal passiert." murmelte er und schnitt eine Grimasse. "Und wenn ich mir dann auch noch von Henry anhören muss, wie ausgiebig er mit Jane geschlafen hat, steigert das meine Laune nicht unbedingt." seufzte er und legte den Kopf in den Nacken.
Er wollte ja ... wirklich gerne sogar, aber das hatte er gestern auch gewollt und trotzdem hatte es nicht funktioniert. Und die Vorstellung einer weiteren solchen Schmach war unerträglich. Auch wenn Joanna es so locker nahm und ihn nicht unter Druck setzte, es war gar nicht so leicht nicht selbst Ansprüche an sich zu stellen.

"Oh..." Joanna strich ihm zärtlich durch das Haar. "Aber Henry konnte das ja nicht wissen. Lass dich davon doch nicht aus der Fassung bringen. Lass Henry einfachr eden, er war dahingehend ohnehin schon ein Angeber."
Sie nickte langsam.
"Ich verstehe dich gut. Aber weißt du, wenn du dir selber Druck aufbaust, dass es unbedingt gehen muss, wird es nicht funktionieren. Lass uns einfach abwarten...und wenn wir in Cornwall sind, dann ist ohnehin alles besser. Und bis dahin...warten wir einfach ab. Vielleicht ergibt sich wieder eine spontane Situation wie damals im Stall. Weißt du noch? Und dann wird es vielleicht anders sein.."



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