William und Joanna - ab 1173 bis 1174

Philippe

Philippe nickte. "Ich weiß. Aber ich lebe schon so lange damit ein Bastard zu sein, dass ich gelernt habe damit umzugehen. Und wenn sie reden wollen, sollen sie. Ich werde ihnen schon beweisen, dass ich trotzdem genauso viel erreichen kann. Ich bin hart im Nehmen, keine Sorge.", erklärte er mit einem schiefen Lächeln.
Er schaute seinen Vater zweifelnd an.
"Wenn du meinst...ich bezweifle, dass sie es einsehen wird, sie mag mich einfach nicht. Aber es wird schon Gras über die Sache wachsen...."

 

William lächelte und der Stolz glomm kurz in seinen Augen auf. "Du kannst wahrlich viel erreichen, wenn du es willst. Du bist ein guter Junge." erwiderte William. Er war unglaublich froh, dass Philippe hatte hier bleiben können, denn der Junge hatte ihm wirklich viel Freude bereitet.
Sein Lächeln wurde dann eine Spur trauriger. Ja, Joanna war mit ihm hingegen nie wirklich warm geworden. "Es ist nicht so, dass sie dich nicht mag ..." erwiderte William und seufzte leise. "Aber sie tut sich in der Tat recht schwer damit. Aber ich sage dir, mach dir darüber nicht so viele Gedanken." William klopfte Philippe leicht auf die Schulter. "Und nun verschwinde schon. Du hast bei diesem Wetter doch sicher besseres zu tun als mit mir hier drinnen über Dinge zu lamentieren, die wir nicht ändern können. Ich denke über deine Bitte nach und morgen besprechen wir alles in Ruhe."

Philippe

Philippe war glücklich, dass sein Vater an ihn glaubte und stolz auf ihn war. Das bedeutete ihm viel, schließlich hatte ihm in den ersten Jahren seines Lebens diese Anerkennung gefehlt.
"Danke. Ich werde es versuchen. Aber weißt du, ihr könnte ein bisschen Abstand auch gut tun. Vielleicht ist sie dann nicht mehr so...unwirsch mir gegenüber."
Philippe erhob sich und nickte.
"Ich danke dir. Ich habe noch ein paar Dinge zu tun, du hast recht."

 

William nickte langsam. "Ja, vielleicht hast du Recht." erwiderte er nachdenklich und musste sich eingestehen, dass er ohnehin schon eine Entscheidung getroffen hatte. Er würde seinem Sohn die Bitte nicht abschlagen können, aber er brauchte noch Zeit, um sich damit anzufreunden.
William wartete bis Philippe gegangen war, ehe er nach nebenan zu Joanna ging. Er maß sie mit einem nachdenklichen Blick. "Nun los. Du brennst doch nur darauf mir einen Vortrag zu halten, nicht wahr?" forderte er sie mit einem leichten Lächeln auf. Er wusste was kommen würde, ihr Blick vorhin war eindeutig gewesen.

 

Joanna legte den Kopf zur Seite und hob eine Augenbraue. "So, tue ich das? Schön, dass du das schon vorher weißt, dann kannst du dich ja schon darauf vorbereiten,", bemerkte sie mit einem leichten Lächeln. "Was glaubst du denn, warum ich Grund habe, dir einen Vortrag zu halten? Es ist ja nicht so, dass du mir in den Rücken gefallen bist, nein."
Sie schüttelte leicht den Kopf.
"Du weißt so gut wie ich, dass er ihn nicht hätte mitnehmen dürfen. Das hätte ganz anders ausgehen können. Er ist noch so jung. Ich sage nicht, dass Philippe allein Schuld ist. Robert hat sicherlich auch die Finger im Spiel..."

 

"Natürlich weiß ich das schon vorher, ich kenne diesen Blick schon zur Genüge." erwiderte William, beugte sich hinab und gab Joanna einen Kuss, ehe er sich mit leisem Seufzen neben ihr nieder ließ. "Keine Frage, Edward hätte nicht mitgehen dürfen, aber das können wir jetzt auch nicht mehr ändern." Ein Grinsen huschte über seine Lippen. "Außerdem ist der Junge heute wohl genug gestraft." spottete er.
"Aber ich wollte dir nicht in den Rücken fallen. Ich wollte nur einen größeren Streit umgehen." erklärte William dann mit leichtem Lächeln und griff nach Joannas Hand, um sie leicht zu drücken.

 

Joanna grinste. "Du kennst mich inzwischen ausgesprochen gut. So wie ich dich." Sie erwiderte seinen Kuss und lehnte sich dann leicht an ihn.
"Nein, das können wir nicht. Und ja, er hatte genug Strafe. Trotzdem. Das hätte gefährlich werden können. Deshalb wollte ich das nicht so unbedingt. Ich dachte, es würde Philippe gut tun, wenn er einmal dahingehend Grenzen erfährt. Er hatte in dem Moment Verantwortung für Edward."
Sie erwiderte den Händedruck und seufzte. "Was wollte er mit dir besprechen?"

 

William legte den Arm um Joanna als sie sich an ihn lehnte und hob dann leicht eine Augenbraue. "Er hätte Grenzen gebraucht? Willst du mir damit irgendetwas sagen?" fragte er forschend. Das Thema Philippe war immer ein klein wenig heikel, wenn er es mit Joanna besprach, aber William war überhaupt ja schon einmal dankbar dafür, dass sie den Jungen hier duldete.
Dann seufzte er und fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare. "Er hat mich um Erlaubnis gebeten für eine kleine Weile in die Normandie zu gehen, solange Robert hier ist." erklärte er dann langsam.

 

Joanna schüttelte den Kopf. "Ich sage nur, dass er einmal begreifen muss, dass er nicht alles tun kann, was ihm beliebt. Ich weiß, dass er hier gute Arbeit macht und sich problemlos einfügt, aber in manchen Dingen merkt man, dass ihm als kleiner Junge Grenzen durch seinen Vater gefehlt haben. Das heißt doch nicht, dass das deine Schuld ist. Du wusstest ja nichtmal, dass es ihn gibt."
Joanna überlegte einen Moment.
"So, er will in die Normandie...und was sagst du dazu? Vielleicht ist das gar nicht so schlecht."

 

"Ist das so, ja?" murmelte William und rieb sich nachdenklich den Nacken. "Wieso überrascht es mich wenig, dass du das für eine gute Idee hältst?" neckte er spöttisch. Eigentlich wollte er keinen seiner Söhne wieder in die Normandie lassen, aber dass das ein Ding der Unmöglichkeit war, wusste er auch. Irgendwann würden sie ohnehin mit dem jungen König wichtige Bande pflegen müssen und William durfte die Zukunft seiner Kinder nicht aufs Spiel setzen in dem er sie von Henry fern hielt. Außerdem ... vielleicht wurde dieser ja doch zu einem guten König, sobald er noch mehr Erfahrung gesammelt hatte.
"Ich weiß nicht." gestand William schließlich. "So ganz behagt es mir nicht, ihn gehen zu lassen."

 

"Das klingt so, als wollte ich ihn loswerden.", protestierte Joanna beleidigt. "Dabei weißt du genau, dass das nicht stimmt. Ich denke nur, es ist für seine Zukunft vielleicht besser, wenn er etwas aufbaut, auf das er zurückgreifen kann. Er kann sich schließlich nicht immer auf dich verlassen. Und ich denke, er will das auch nicht. Und Robert hast du auch gehen lassen, warum Philippe nicht?"
Sie verstand ihren Mann manchmal einfach nicht. Aber meistens gelang es ihr dann doch ihn von ihrer Ansicht zu überzeugen.
"Bevor Henry uns übel nimmt, dass Robert nicht mehr zurückkehrt..."

 

William seufzte leise. "Ich weiß. Es fällt mir einfach schwer ... wir haben ja gesehen in was für Schwierigkeiten uns das ganze mit Robert gebracht hat. Das muss ich wirklich nicht noch einmal haben." erklärte William.
"Und bei Robert war das etwas anderes. Henry hat ihn haben wollen und ich konnte ihm meinen Erben schlecht verwehren. Ich hatte eigentlich gar keine Wahl. Bei Philippe ist das dieses Mal anders. Und zudem wird er es auch keineswegs leicht dort haben." William schnitt eine Grimasse und seufzte.

 

"Schon, aber wir hatten nur so viele Schwierigkeiten, weil Robert sich in eine Dirne verlieben musste. Das wird wohl nicht noch einmal passieren. Philippe ist dazu glaube ich zu vernünftig."
Sie seufzte leise und strich ihm durch das Haar.
"Natürlich wird er es nicht leicht haben, aber er hatte es nie leicht. Er wird es schon schaffen sich durchzusetzen. Es wird eine Erfahrung für ihn sein. Und wenn es nicht funktioniert, werden wir ihn einfach zurückholen."

 

William stöhnte leise und schloss die Augen als Joanna ihm durch die Haare strich. "Ich glaube, ich werde langsam zu alt für solche Dinge." brummte er unzufrieden. "Natürlich werde ich ihn gehen lassen. Ich könnte ihm die Bitte ja gar nicht abschlagen, aber wohl ist mir dabei trotzdem nicht sonderlich." erklärte William schließlich und strich Joanna mit der freien Hand über die Wange.
"Sie werden einfach alle so schnell groß ..." murmelte er und gab ihr einen sanften Kuss.

 

Joanna lachte leise. "Zu alt? Wieso denn das? Mein Lieber, du hast noch eine kleine Tochter und bis die groß ist, dauert es noch eine ganze Weile. So lange musst du das wohl noch durchhalten. Keine Sorge, die Kinder halten uns schon jung."
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, nachdem er sie geküsst hatte.
"Er schafft das schon. Natürlich werden sie groß. Aber immerhin können wir ja nun unseren Enkeln beim Aufwachsen zusehen. Das ist doch auch etwas, oder etwa nicht? Denk nicht zu viel darüber nach, das gibt graue Haare.", erklärte Joanna lächelnd.

 

William stimmte in ihr Lachen ein. "Und ich danke Gott jeden Tag für sie. Ohne sie und Elias würde ich mir deutlich älter vorkommen. James ist immerhin auch schon sieben ... ich bin froh, dass wir die beiden Kleinen haben." William zog Joanna an sich und küsste sie zärtlich.
Dann verzog er das Gesicht. "Die bekomme ich auch ohne, dass ich darüber nachdenke. Ich warte ja nur darauf, dass du mal wieder verkündest, dass du neue graue Haare gefunden hast." erwiderte er spöttisch. Noch waren Williams Haare in ihrer Gesamtheit von einem tiefdunklen Schwarz, doch vereinzelt fanden sich immer wieder kleine graue Haare darin wieder. Und eins stand fest, weniger würden es mit der Zeit nicht werden.
"Wie dem auch sei ... ich werde morgen früh mit Philippe darüber sprechen. Er wird sicher froh sein, dass er gehen darf." seufzte William leise.

"Ja, das glaube ich dir sofort. Die Beiden sind wirklich Glück für uns. Sie werden auch wieder viel zu schnell groß werden.", seufzte Joanna leise und legte den Kopf an seiner Schulter ab.
"Oh, ich glaube, bis jemand anders die grauen Haare sieht, wird noch so manches Jahr vergehen, glaub mir. Aber es ist kaum zu glauben, dass ich erst achtzehn war, als wir uns kennenlernten. Und du nur drei Jahre älter. Und jetzt schau uns an. So viel Zeit ist schon vergangen."
Sie lächelte leicht und nickte.
"Ja, er wird sich freuen. Und wahrscheinlich findet Edward das gar nicht so toll. Aber er wird nichts sagen, wegen heute und wegen seinen geliebten Pferden. Ich glaube diese Verantwortung war für ihn das Beste, was wir tun konnten."

 

"Und nun kennen wir uns schon fast zwanzig Jahre." stellte William fest und lächelte. Als Joanna ihn damals auf dem Gang umgerannt hatte, hätte er nie für möglich gehalten, was daraus entstehen würde. Und heute war er mehr als froh, dass sie sich damals begegnet waren.
William grinste. "Edward hat nun wirklich noch genug Zeit. Er soll sich hier erst einmal auf die wichtigen Dinge konzentrieren und dann in zwei, drei Jahren darf er sich meinetwegen beschweren." erklärte William und strich Joanna über den Rücken. "So lange wird er sich noch gedulden müssen."

Mathilda

Mathilda schaute sich neugierig und voller Entzücken im Garten um, während ihr Vater den Earl of Cornwall um ein Gespräch gebeten hatte. Die benachbarte Grafschaft gehörte ihm und so gab es mit Cornwall öfter Dinge zu klären, die die Nachbarschaft betrafen.
Diesmal aber hatte ihr Vater sie mitgebracht und darüber hatte sie sich sehr gefreut. Sie genoss den süßlichen Duft der blühenden Rosen und erfreute sich an ihrer natürlichen Umgebung und dem schönen Wetter.
Als sie leichte Schritte hörte, wandte sie sich um, erwartete eigentlich ihren Vater. Doch es handelte sich wohl um einen der Söhne des Lordkanzlers und so knickste sie ergeben, als er sie beinahe passiert hatte. "Mylord...", grüßte sie höflich.

 

Robert hatte den Vormittag mit Châtaigner trainiert bis Brian ihm gesagt hatte, dass sie Besuch aus Devonshire bekommen hatten. Ohne Zweifel würde sein Vater wollen, dass er den Earl begrüßte sobald die Männer ihr Gespräch hinter sich hatten und so hatte Robert sich entschieden, sich schon einmal umzuziehen.
Als er nun den Rückweg durch den Garten nahm, fiel ihm schon von weitem ein Mädchen auf, dass er zuvor noch nie hier gesehen hatte. Ihre kastanienbraunen Haare glänzten in der Sonne als sie sich vorbeugte, um an einer der Rosen zu riechen. Als Robert näher kam, bemerkte er ihr kostbares Kleid, sie war also zweifelsohne keine einfache Frau ... vielleicht gehörte sie zum Earl ... seine Tochter vielleicht.
Er hielt inne als sie vor ihm knickste und verbeugte sich höflich, wie es die Etikette verlangte. "Mylady." begrüßte er sie. "Verzeiht meine Unwissenheit, aber ich habe Euch hier noch nie gesehen. Seid Ihr mit dem Earl of Devon angereist?" erkundigte Robert sich mit mildem Interesse.

Mathilda

Mathilda lächelte leicht und auf ihren Wangen bildeten sich dabei feine Grübchen, die ihr etwas sehr Mädchenhaftes verliehen, obwohl sie schon längst das heiratsfähige Alter erreicht hatte.
"Ja, Mylord. Ich bin mit ihm angereist, denn der Earl of Devon ist mein Vater. Mein Name ist Mathilda. Und ich war froh, dass ich endlich einmal Truro zu Gesicht bekommen durfte. Dieser Garten ist einfach wundervoll. Wie in einem Märchen..."
Sie strich gedankenverloren über die zarten Blütenblätter der Rose und sah ihn dann wieder an. "Ihr seid einer der Söhne des Lordkanzlers, nicht wahr? Dürfte ich Euren Namen erfahren, damit ich weiß, mit wem ich spreche?"

 

"Dann muss ich wohl erneut um Verzeihung bitten, dass ich Euch nicht erkannt habe, Mylady." erklärte Robert und ließ den Blick durch den Garten gleiten. "Meine Eltern legen großen Wert auf den Garten. Es ist ein angenehmer Ort, um einmal Ruhe zu finden." erwiderte er und lächelte dann knapp. "Nicht nur irgendeiner, Mylady. Ich bin Robert of Cornwall, der erstgeborene Sohn des Lordkanzlers." erklärte Robert dann mit leichtem Stolz in der Stimme. Spätestens am Hof hatte er gelernt, dass seine Taten zwar wichtig waren, aber seine Herkunft mindestens genauso sehr.

Mathilda

"Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, woher hättet Ihr mich denn kennen sollen, wir sind uns nie begegnet. Darum habe auch ich Euch nicht erkannt, Lord Robert. Aber es ist eine Freude Euch zu begegnen. Nun werden wir einander auch immer erkennen, sollten wir uns noch einmal begegnen."
Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter und verriet bereits, dass Mathilda eine Frohnatur war, die gern lachte und meist gute Laune hatte.
"Das sieht man. Der Garten ist wirklich ein kleines Paradies auf Erden. Ich könnte stundenlang hier sitzen und den Vögeln zuhören. Ich sollte meinen Vater überrede, dass wir auch einen so wundervollen Garten bekommen. Er wäre wirklich eine Bereicherung. Doch was führt Euch hierher?"

 

Robert nickte langsam. "In der Tat, das werden wir wohl." bestätigte er und ließ den Blick erneut durch den Garten wandern. "Man braucht fähige Gärtner, wenn die Blumen sich in ihrer ganzen Schönheit zeigen sollen. Vielleicht solltet Ihr einmal mit meiner Mutter darüber reden, sie wird Euch sicher gute Ratschläge geben können, wo ihr fähige Gärtner findet und worauf Ihr achten müsst." schlug Robert vor und hob dann leicht die Schultern.
"Ich komme gerade von meinem Training und nehme gern den Weg durch den Garten, um zurück zur Burg zu kommen. Ich muss mich umziehen, um Euren Vater begrüßen zu können. Das sollte ich schließlich besser nicht in Reitsachen tun."

Mathilda

"Ich danke Euch für den Rat, das werde ich tun. Ich bin sicher, es wird sich Gelegenheit dazu ergeben, mein Vater hat erwähnt, dass er gern einige Tage hier bleiben möchte, um alles mit Eurem Vater zu besprechen."
Mathilda nickte langsam und lachte dann leise. "Oh, ich glaube, meinen Vater würde das auch nicht sonderlich stören, wenn Ihr in Reitsachen kämt. Aber ich sollte Euch wohl nicht weiter aufhalten, verzeiht. Ihr habt sicher viel zu tun."