William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Marguerite

Marguerite atmete ein wenig erleichtert aus. Wenigstens das war nicht umsonst gewesen..."Das ist gut. Ja, er muss nach Cornwall gehen und dort bleiben. Ich darf ihn nie wieder sehen, sonst bringt Henry ihn um."
Als Josephine weitersprach, musste Marguerite ihre Tränen zurück kämpfen. Das war etwas, was sie bei Henry hatte lernen müssen.
"Ja...", sagte sie schließlich leise. "Er muss etwas geahnt haben. Und wir waren zu unvorsichtig." Das war furchtbar...
"Wenigstens hält er sein Wort...." Aber sie schämte sich so sehr dafür.

Josephine

Josephine nickte bedrückt und sah, wie Marguerite mit den Tränen kämpfte. Sie haderte einen Moment mit sich, dann entschied sie jedoch die albernen Förmlichkeiten in diesem Fall über Bord zu werfen und legte den Arm um die Königin. "Ich weiß, wie schwer es ist einen geliebten Menschen nicht mehr sehen zu dürfen, aber es ist zu Euer beider Wohl." erwiderte Josephine leise.
"Macht Euch keine zu großen Sorgen, Marguerite. Philippe wird es gut gehen, sobald wir morgen nur hier weg sind. Und sobald wir erst einmal Cornwall erreicht haben, ist er auch vor Henry sicher. Ich verspreche Euch, dass ich persönlich dafür sorgen werde, dass es ihm gut geht." versicherte Josephine der Königin. "Soll ich ihm etwas von Euch ausrichten, meine Königin?" bot sie sich dann an.

Marguerite

Marguerite tat es gut, einmal Trost bei jemandem zu finden, der nicht Philippe war. Bei einer Frau, die sie verstand. Sie war sonst so einsam...
"Ich weiß...aber es ist so schwer, weil ich weiß, dass ich nun immer einsam sein werde. Mein Leben könnte kaum schlimmer sein. Ich werde nicht einmal ein Kind haben, das mich ablenken würde. Nur...nur Henry. Den Rest meines Lebens. Er ist so widerlich...was er von mir verlangt für Philippes Leben. Als wäre ich eine Hure..."
Marguerite schluchzte auf und ließ schließlich die Tränen zu. "Das ist mein einziger Trost...dass es ihm gut gehen wird. Sagt ihm, dass ich ihn immer lieben werde, aber dass es das Beste für ihn ist, dass wir uns nicht mehr sehen."

Josephine

Josephine seufzte leise. Ja, was tat man nicht alles um das eigene Leben, vor allem aber das von geliebten Menschen zu retten. "Marguerite, ich weiß wirklich nur zu gut, wie Ihr Euch fühlen müsst. Ich weiß, wie schwer es ist, sich einem Mann hingeben zu müssen, der einen anwidert. Aber Ihr seid eine starke Frau, Ihr werdet es schaffen." erklärte Josephine leise. "Und wenn Ihr möchtet, könnt Ihr mir gerne jederzeit schreiben, wenn ich schon nicht hier sein kann, um Euch ein wenig beizustehen. Was meint Ihr?"
Josephine schluckte und strich Marguerite beruhigend über die Wange als diese in Tränen ausbrach. "Lasst es raus, solche Dinge darf man nicht in sich hinein fressen." murmelte Josephine und nickte dann. "Ich werde es ihm sagen. Und seid versichert, Ihm geht es ganz genau so. Er liebt Euch von ganzem Herzen, Marguerite."
Wie gut Josephine sie doch verstehen konnte. Es hatte Ihr ebenfalls das Herz gebrochen Robert seinerzeit zu verlassen, aber in de Moment hatte es einfach sein müssen. Für sie hatte es letztlich ein glückliches Ende genommen, aber für Marguerite standen die Chancen schlecht ... der einzige Fall in dem sie eine neue Chance bekommen würde, war, wenn Henry vorzeitig versterben sollte, aber der junge König war im besten Alter und von guter Gesundheit. Zu ihrem Leidwesen würde Henry also wohl noch viele Jahre an ihrer Seite sein.

Marguerite

"Aber Ihr wisst nicht, wie es ist, es jeden Tag tun zu müssen. Das ganze Leben mit ihm verbringen müssen, nicht der die Nacht. Ich hasse ihn dafür, obwohl ich das nicht dürfte, denn es ist ja nicht nur seine Schuld. Aber gibt keine Hoffnung mehr für mich...gebe ich Widerworte, schlägt er mich. Bin ich gefügig, bin ich ihm wieder zu emotionslos. Ich muss mich verstellen, um ihm zu gefallen. Wie soll ich das aushalten? Ich bin nicht stark, Josephine. Ich bin nicht wie Ihr... Am liebsten würde ich sterben.." Sie wollte nach Hause zu ihrer Familie, aber Henry würde sie nicht lassen. Vielleicht sollte sie einfach aufhören zu spielen und hoffen, dass er sie in seiner Wut entweder wegschickte oder erschlug. Jetzt war es ja ohnehin egal, sobald Philippe außer Reichweite war.
Das war vermutlich eine gute Idee. Marguerite fasste sich wieder ein wenig. "Aber ich danke Euch für das Angebot. Vielleicht werde ich darauf zurückkommen und Euch schreiben. Es war merkwürdig Trost von der Frau zu bekommen, die die Geliebte ihres Ehemannes gewesen war. Aber Josephine war gut zu ihr und es tat gut, einmal verstanden zu werden.
"Danke..."

Josephine

"Da habt Ihr Recht. Im Gegensatz zu Euch war ich nicht Tag ein Tag aus mit einem Mann gefangen, dafür aber mit vielen verschiedenen." Dann sah sie Marguerite ernst an und schüttelte den Kopf. "Redet nicht solchen Unfug. Ihr seid stark! Und sprecht ja nicht vom Sterben, ich warne Euch, denn dann ist alles, was Philippe für Euch auf sich genommen hat umsonst gewesen und das wollt Ihr doch nicht, oder? Was denkt Ihr, was er tun würde, wenn er von Eurem Tod erführe? Er würde seines Lebens nicht mehr froh werden. Also müsst Ihr durchhalten. Wenn schon nicht Euretwegen, dann für Philippe." ermahnte Josephine sie.
Dann drückte sie sachte Marguerites Hand. "Ich kann verstehen, wie schwer es Euch vorkommen mag. Als ich Robert alleine gelassen habe, dachte ich, ich würde nie wieder in meinem Leben glücklich werden, aber dann hat sich doch noch alles zum Guten gewandt. Wenn Ihr fest daran glaubt, wird es das für Euch auch. Sicher nicht gleich Morgen oder Übermorgen, aber irgendwann wird es das." Josephine schwieg einen Moment, die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, sollte sie besser nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen, aber dennoch ... "Ihr wisst wie Henry ist." flüsterte sie dann leise. "Wie gerne er mit seinem Vater aneinander gerät und dass er sogar bereit ist Krieg dafür zu führen ... dafür wird er irgendwann einen hohen Preis zahlen müssen, dessen bin ich mir sicher."
Dann lächelte Josephine leicht und nickte. "Tut das wann immer ihr möchtet. Ich stehe Euch jederzeit gerne zur Verfügung."

Marguerite

"Was nutzt ihm und mir das, wenn wir uns ohnehin nie wieder sehen dürfen? Er muss mich vergessen und sich eine andere Frau suchen. Er muss seinen Weg gehen, auch wenn ich nicht an seiner Seite sein kann. Das wird er aber nicht, solange er noch Hoffnung hat. Ihr müsst ihm ausreden, dass er mich jemals wieder sehen wird. Was ist, wenn ich nicht durchhalten kann?", fragte sie schließlich. "Wenn es einfach nicht mehr geht...ich werde niemals einen Grund zur Freude in diesem Leben haben. Niemals. Wie soll ich das denn durchhalten? Ihr wurdet glücklich, ja. Ihr habt Kinder, Ihr habt einen Mann, der Euch liebt. Aber ich werde nie etwas davon haben. Das wisst Ihr genau. Ich kann nicht einmal hoffen. Da nutzt mir all mein Glaube daran auch nichts. Mit Henry wird sich nichts zum Guten wenden." Sie lauschte Josephine und seufzte schwer.
"Ja, das weiß ich. Aber bei meinem Glück wird dieser Preis ihn nicht das Leben kosten, sondern mich mit ins Unglück reißen. Als ob das noch etwas ändern würde...und vermutlich wird es noch sehr viele Jahre sein wie jetzt. Nein, es ist nett von Euch mich aufmuntern zu wollen. Aber hier an diesem Hof gibt es keine Hoffnung..."

Josephine

Am liebsten hätte Josephine die andere gepackt und so lange geschüttelt bis diese endlich aufhörte so pessimistisch zu sein. Aber sie wusste zu genau, dass das nicht helfen würde.
"Marguerite, macht Euch nichts vor, selbst wenn Philippe einsieht, dass er Euch nie wieder sehen darf und sich vielleicht sogar für eine andere entscheidet, wird sein Herz immer an Euch hängen. Dafür hat er sich Euch viel zu sehr verschworen. Ich werde darauf achten, dass er keine Dummheiten macht, aber ich kann ihn nicht davon abbringen Euch zu lieben, das wird er bis ans Ende seiner Tage tun. Denkt darüber nach und entscheidet, was Ihr mit diesem Wissen anfangen wollt." erwiderte Josephine.
Dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Wartet ab. Im Moment mag Euch Euer Weg sehr finster erscheinen, aber irgendwann wird es auch wieder heller, auch wenn Ihr Euch das jetzt noch nicht vorstellen könnt."

Marguerite

"Ja, vielleicht wird es das. Aber vielleicht beginnt er mich mit der Zeit zu vergessen. Es war dumm von mir, mich überhaupt auf so etwas einzulassen. Ich hätte wissen müssen, dass es schief gehen würde." Sie hatte es vielleicht gewusst, aber sie hätte vermutlich trotzdem nichts geändert. Die Versuchung war zu groß gewesen, einmal wirklich begehrt und geliebt zu werden.
"Wenn Ihr wenigstens das tut, bin ich Euch schon zu Dank verpflichtet. Ich werde immer an ihn denken, aber er muss einsehen, dass es uns Beide ins Unglück stürzt, wenn er versucht mit mir Kontakt aufzunehmen."
Sie seufzte leise.
"Ja, vielleicht...aber vorstellen kann ich es mir in der Tat nicht." Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Leben jetzt nur noch schwerer werden würde. Sie hätte doch so gern wenigstens ein Kind gehabt, um das sie sich kümmern konnte. Doch das würde wohl ein Traum bleiben. Dabei wäre sie so gern Mutter gewesen.
"Ich würde so gern zurück nach Hause....aber Henry wird das niemals zulassen."

Josephine

Josephine nickte leicht. "Philippe ist ein guter Mann, es wundert mich nicht, dass ihr trotz besserem Wissens so gehandelt habt. Mir ging es mit seinem Bruder ja nicht anders." Auch Josephine hatte gewusst, dass es Irrsinn war, so lange an Robert festzuhalten, aber es hatte ihr einfach so gut getan bei ihm zu sein. Und heute war sie überglücklich ihn zu haben.
"Ich werde auf ihn achten, das verspreche ich Euch." versicherte Josephine erneut und drückte aufmunternd Marguerites Hand. "Jetzt vielleicht noch nicht, aber wartet bis wir abgereist sind und sich die Wogen ein wenig geglättet haben. Dann fragt Henry noch einmal. Euer Vater ist der König von Frankreich, es wäre eine Beleidigung, wenn Henry Euch einen Besuch bei ihm abschlägt. Im Notfall bittet Euren Vater darum eine Einladung zu schicken, dann kann Henry gar nicht mehr anders als zuzustimmen." Sie zwinkerte Marguerite zu und erhob sich dann langsam. "Ich sollte langsam wieder zurück und nach Philippe sehen. Wenn Ihr möchtet, komme ich morgen noch einmal vorbei bevor wir abreisen."

Marguerite

Marguerite nickte langsam . "Ja, ich weiß...Ich werde Euch beim Wort nehmen. Und vielleicht ist Euer Vorschlag gar nicht so schlecht."
Sie würde bei Gelegenheit Henry fragen. Und vielleicht konnte sie ihren Vater ja dann überzeugen, dass er sie in Paris behielt.
Henry würde wirklich böse sein, aber vielleicht konnte sie ihren Vater überreden. Der liebte sie schließlich wirklich.
"Dann geht...ich danke Euch für Euren Besuch und für Eure tröstenden Worte. Vielleicht könnt Ihr mich auf dem Laufenden halten, wie es ihm geht. Ich würde mich freuen, wenn Ihr noch einmal vorbei kommt."

Josephine

Josephine verabschiedete sich von der Königin und kehrte dann zu ihrem Gemach zurück, wo Robert noch immer wartete.
Sie begrüßte ihren Gemahl mit einem Kuss und sah zum Bett hinüber in dem Philippe noch immer tief und fest schlief. "Lass mich raten, er hat die ganze Zeit durch geschlafen, nicht wahr?" Es gefiel ihr gar nicht, den Armen aufwecken zu müssen, doch wenn sie ihm helfen wollte, würde nichts drum herum führen. Und seine Verletzungen mussten versorgt werden, das stand außer Frage.

Robert hatte die ganze Zeit bei seinem Bruder gewacht, war aber ganz froh, als seine Frau schließlich zurückkehrte.
Er gab ihr einen sanften Kuss und legte die Hand auf ihren Bauch. "Geht es euch gut? Wie geht es Marguerite? Hat Henry ihr etwas getan?"
Robert blickte kurz zu Philippe hinüber. "Ja, das hat er. Es ist auch nicht verwunderlich, ich glaube nicht, dass er in den letzten Nächten viel Ruhe bekommen hat. Aber wenn wir ihn gleich wecken...lass mich das machen, ja? Ich möchte nicht, dass er in Panik versehentlich nach dir schlägt, weil er denkt, wir würde ihn wieder foltern."

Josephine

Josephine lächelte und schmiegte sich einen Moment lang an ihren Gemahl. "Ja, uns geht es gut." erwiderte sie und legte ihre Hand auf Roberts. "Noch ist das Kleine sehr ruhig, es wird noch ein wenig wachsen müssen, bevor es sich mitteilen kann." Dann seufzte sie leise. "Henry hat ihr schon vor langer Zeit eine Menge angetan." erwiderte sie. "Aber er hat sie nicht geschlagen oder sie verletzt, zumindest äußerlich nicht." erklärte sie dann. "Sie ist wirklich niedergeschlagen, ich hoffe, sie fängt sich wieder. Es ist für alle gut, dass wir morgen abreisen, eventuell hat Marguerite dann die Gelegenheit ihren Vater in Paris zu besuchen."
Josephine legte eine Hand auf Roberts Brust und nickte dann. "In Ordnung. Aber sei vorsichtig dabei, ja?"

Robert legte die Arme um seine Frau und nickte. "Dann ist es gut. Ich will euch nicht in Gefahr bringen." Er stützte das Kinn auf den Scheitel seiner Frau und atmete langsam aus. "Das habe ich befürchtet. Ich wäre bei der Aussicht auf ein Leben mit Henry auch niedergeschlagen. Aber wir können ihr nicht helfen, sie muss damit leben. Dass sie sich überhaupt auf Philippe eingelassen hat, macht es nur noch schlimmer. Solange der König sie wenigstens nicht zusammen geschlagen hat, geht es ja noch. Vielleicht ist es wirklich das beste für alle, wenn sie nach Paris geht. Falls Henry sie lässt."
Er löste sich von seiner Frau und ging zu seinem Bruder hinüber, um ihn sanft an der Schulter zu berühren. "Phil....wach auf, wir müssen deine Wunden versorgen..."

Josephine Philippe

"Henry bleibt gar keine andere Wahl als sie zu lassen. Ich habe ihr gesagt, sie soll im Notfall ihren Vater bitten offiziell eine Einladung zu schicken, dann kann Henry gar nicht anders. Es wäre eine schwere Beleidigung Marguerite dann nicht gehen zu lassen." erklärte sie lächelnd und ließ Robert dann los, damit er Philippe wecken konnte. Besorgt beobachtete sie, wie Robert an das Bett heran trat.
Philippe hatte tief und fest geschlafen als ihn plötzlich etwas aus dem Schlaf riss. Er zuckte erschrocken zusammen als er die Hand an seiner Schulter spürte. "Nein ..." murmelte er verstört und wollte zurück weichen, öffnete dann jedoch die Augen und erkannte Robert.
Er atmete geräuschvoll aus und ließ sich wieder zurück sinken. "Robert." murmelte er und nickte. "Hilf mir auf, ja?" bat er leise.

Robert nickte langsam und widmete seine Aufmerksamkeit dann ganz Philippe. Doch der reagierte besonnener, als er vermutet hatte. Er lächelte leicht. "Alles gut, Phil. Niemand tut dir etwas." Er griff nach ihm, um ihn vorsichtig in eine sitzende Position aufzurichten.
"Mach dir keine Sorgen. Josie sieht nach deinen Wunden und schient deinen Arm, dann kannst du wieder weiterschlafen. Es wird nicht allzu lange dauern."
Er schaute zu Josie hinüber.
"Ich denke, du kannst anfangen, Liebes. Wenn ich dir etwas helfen soll, lass es mich wissen."

Philippe Josephine

Philippe ließ sich von Robert aufhelfen und stöhnte leise als er endlich wieder saß. Jede Bewegung schmerzte allein schon, da sein gesamter Rücken mit Wunden übersät war. Er sah zu Josephine hinüber und nickte dann. "Ich danke euch für eure Hilfe. Noch länger hätte ich es da unten wirklich nicht ausgehalten." Nicht mit Jaques vor seiner Tür.
Josephine biss sich kurz auf die Unterlippe als sie sah wie viel Mühe es Philippe bereitete sich aufzusetzen. Dann trat sie an das Bett heran und sah zunächst Robert an. "Du kannst das Wasser vorbereiten. Und Tücher mit denen ich die Wunden säubern kann. Auch werde ich etwas brauchen um seinen Arm zu schienen und zu verbinden." bat sie Robert ihr zu helfen und wandte sich dann Philippe zu. "Dann lass mich einmal sehen..." murmelte sie leise und warf einen ersten Blick auf den Rücken ihres Schwagers. Mit Mühe unterdrückte sie einen Laut des Schreckens und riss sich zusammen. Kein Wunder, dass Philippe jede Bewegung weh tat ...
Als nächstes besah sie sich seinen Arm und runzelte nachdenklich die Stirn. "Das muss gerichtet werden." murmelte sie und tastete vorsichtig seinen Arm ab. Josephine sah zu Robert hinüber. "Dafür bräuchte ich deine Hilfe ..."

"Keine Ursache, Bruderherz. Dank es uns, indem du dich in naher Zukunft von Schwierigkeiten fern hältst. Josie kann noch mehr Aufregung wahrlich nicht brauchen."
Er folgte der Anweisung seiner Frau genau und reichte ihr genau, was sie brauchte. Er hatte ja gewusst, dass Philippe schlimm aussah. Aber so gründlich betrachtet, war es noch viel schlimmer. Gut, dass seine Frau so starke Nerven besaß.
"Das dachte ich mir schon. Was soll ich tun?", fragte er schließlich. Er hatte nun wirklich keine Erfahrung mit Knochenbrüchen und er wünschte sich John her.
Da der aber nicht zur Verfügung stand, musste es eben nun so gut gehen wie möglich, bis ein Arzt sich das ansehen konnte.

Josephine

Als erstes versorgte sie Philippes Rücken. Zwar war das für ihn ebenfalls unglaublich schmerzhaft, aber für Josephine die deutlich leichtere Aufgabe. Seinen Arm zu richten, würde schwerer werden. Es dauerte etwas bis sie jede Wunde versorgt hatte, da sie gründlich, aber zugleich auch vorsichtig vorgehen wollte.
Dann wandte sie sich noch seinem Gesicht zu und versorgte die Platzwunde über seinem Auge, ehe sie Robert wieder ansah und seufzte. "Du wirst ihn gut festhalten müssen." erklärte sie dann.
"Ich bin mit zwei kleinen Brüdern aufgewachsen, die alle beide schon mal mit gebrochenen Knochen nach Hause gekommen sind, aber das hier ..." Sie berührte Philippe sachte am Ellenbogen. "Der Unterarm und der Oberarm sind gebrochen. Und die Hand ist so geschwollen ... ich habe keine Ahnung, ob sie nur geprellt oder ebenfalls gebrochen ist." Sie sah ein wenig verzweifelt zu Robert hinüber. "Halt ihn gut fest, ich werde erst den oberen Bruch versuchen."
Josephine atmete leise aus und warf Philippe einen entschuldigenden Blick zu. "Es tut mir Leid, aber es geht nicht anders ..." murmelte sie und strich ihm sachte über die Wange.

Robert litt wirklich mit seinem Bruder. Er konnte nur an dessen Gesicht ablesen, wie schmerzhaft das Ganze war. Er nickte auf Josies Anweisung hin und packte Philippe an den Schultern, damit er sich nicht unnötig bewegte.
"Wie können morgen einen Arzt suchen. Es geht nur darum, dass es bis Morgen keinen Schaden anrichtet. Oh Phil...was musstest du diesen Kerl auch provozieren?"
Robert schaute seine Frau fest an. "In Ordnung. Aber wenn du es nicht schaffst, lass es sein, bevor du dich überanstrengst."
Sein Blick wanderte zu Philippe zurück. "Du musst jetzt tapfer sein, Phil... und die Zähne zusammen beißen."

Josephine

Philippe rümpfte ein wenig die Nase. "Er hat viel eher mich provoziert." murrte er, biss dann jedoch die Zähne aufeinander. Er wusste, dass es weh tun würde und vor allem, dass er trotzdem stillhalten musste.
Josephine versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie es sich angefühlt hatte, wenn sie die Brüche der Jungs gerichtet hatte. Sie hatte einfach gemerkt, wann der Knochen richtig saß, hoffentlich würde das jetzt auch funktionieren. Sie atmete tief durch und nickte Robert dann zu, ehe sie den ersten Bruch gerade rückte.
Josephine schloss kurz die Augen als Philippe aufschrie und wünschte, sie müsste ihm nicht noch einmal solche Schmerzen bereiten, doch dann ging sie zum zweiten Bruch über, um auch diesen möglichst in eine gute Position zu bringen. Als das geschafft war, gönnte sie ihnen allen eine kleine Pause zum Durchatmen und holte das Verbandszeug, das Robert auf dem Tisch bereit gelegt hatte.
"Das Schlimmste hast du überstanden." murmelte sie als sie Philippes Arm schiente und schließlich mit einem Seufzen zurück trat und ihr Werk betrachtete. ""So sollte es nun erst einmal gehen." Hoffte sie ...

"Ja, ja...natürlich hat er das."; murmelte Robert abwesend und konzentrierte sich dann darauf, Philippe ruhig zu halten. Sie alle drei atmeten heftig, als Josephine ihr Werk vollendete und schließlich dazu über ging den Arm zu schienen.
Robert ließ Philippe langsam los. "Jetzt darfst du weiter schlafen. Bis morgen wird es so in jedem Fall gehen."
Er selbst trat zu seiner Frau hin und legte die Hände auf ihre Schultern, küsste zärtlich ihre Stirn. "Ich danke dir, Liebes. Und jetzt setz dich und ruh dich etwas aus, ja? Um alles Andere kümmere ich mich...", erklärte er.

Josephine

Philippes Blick war ein wenig trüb als sie endlich fertig damit war ihn zu verbinden. Josephine half ihm noch dabei sich wieder hinzulegen und im Nu war Philippe schon wieder eingeschlafen, so erschöpft war er.
Josephine lehnte sich an Robert und gab ihm einen Kuss. "Das werde ich. Setzt du dich einen Moment zu mir" fragte sie lächelnd und strich Robert über die Wange. "Wir beide müssen uns für heute Nacht wohl etwas einfallen lassen, Philippe braucht das Bett." Sie konnten mit ein paar Decken und Kissen ja auch gut vor dem Kamin schlafen. Für eine Nacht war das sicher kein Problem.

Robert warf noch einen Blick auf seinen Bruder und seufzte schwer. "Natürlich.", erwiderte er dann. Außerdem wollte er Josephine ohnehin nicht mit Philippe allein lassen, denn er wusste nicht, wie der Andere eventuell noch reagieren oder sich im Falle eines Albtraumes verhalten würde.
"Ja, wir werden ausweichen müssen, aber das bekommen wir hin. Wir werden es uns einfach irgendwie anders gemütlich machen. Und wenn ich dich bei mir habe, ist es sowieso nicht so schlimm. Er ist völlig erschöpft...er ist so mitgenommen, dass er noch nicht einmal nach Marguerite gefragt hat und das will etwas heißen...Es wird wirklich Zeit, dass wir abreisen. Je eher, desto besser."