William und Joanna - ab 1184 bis 1185

Joanna seufzte leise. "Schatz, ich kenne John eigentlich seit er ein kleiner Junge war. Und er war schon immer ganz anders als seine Brüder. Er mag mich gern eines Besseren belehren, aber ich weiß nicht, ob er die Erwartungen erfüllen kann."
Sie lauschte aufmerksam und runzelte die Stirn. "Er will, dass John Irland für sich einnimmt?", fragte sie ungläubig. Das würde nie und nimmer gut gehen, nicht bei den widerspenstigen Iren, die alles taten, um Henry nicht lehnspflichtig sein zu müssen.
"Ich verstehe deine Gründe, Elias, wirklich. Und ich unterstütze dich darin selbstständiger zu werden, aber ich sorge mich. In einigen Dingen mögt ihr euch ähneln, aber John ist jemand, der oft Zwietracht säht, auch wenn er es nicht beabsichtigt."

Elias

Elias nickte entschlossen. "Das will er und ich bin sicher, dass John erfolgreich sein wird. Er wird Irland einnehmen, glaub mir." Und Elias war fest entschlossen seinem Freund in dieser Sache beizustehen. Er wollte mit John nach Irland gehen und ihn unterstützen so gut er konnte.
Elias legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Ich bin nicht sicher, ob du das wirklich tust." erwiderte er skeptisch. Wie auch? Wie konnte sie verstehen, was in ihm vorging? Nein, das glaubte er wirklich nicht. Bisher war John der Einzige, der Elias mühelos durchschaut hatte, der sofort begriffen hatte, was in ihm vorging und der Verständnis dafür hatte.
Ein wenig verärgert runzelte er die Stirn, sah jedoch davon ab, einen Streit mit seiner Mutter zu beginnen und ließ den Blick etwas missmutig durch den Raum wandern. "Also wirst du mir nicht helfen, sehe ich das richtig?" fasste er schließlich zusammen und sah seine Mutter wieder an.

"Ganz wie du meinst. Du musst ihm vertrauen, nicht ich. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.", erklärte Joanna. "Doch, ich denke, ich verstehe dich besser als du glauben magst. ich kenne dich schließlich schon seit dem Tag deiner Geburt."
Sie seufzte leise.
"Ich werde mit deinem Vater darüber sprechen, in Ordnung? Und ihm nahelegen sein Einverständnis zu geben. Aber letztenndlich liegt die Entscheidung allein bei ihm und das weißt du."

Elias

Elias nickte entschlossen. "Und das tue ich. Wirklich." erklärte er und sah seine Mutter dann ein wenig skeptisch an. "Meinst du wirklich? Aber ..." Er brach ab, weil er es für besser hielt, nicht auszusprechen was ihm auf der Zunge gelegen hatte ... sie nicht zu fragen, wieso sie dann nie etwas getan hatte, um all seine Zweifel zu zerstreuen, wenn sie ihn doch verstehen konnte. Die Zweifel, die er an sich selbst gehegt hatte, weil er immer hinter seinen Brüdern hinten anstehen musste und weil er sich selbst darüber ärgerte, dass er neidisch auf sie war.
"Mehr wollte ich ja auch gar nicht. Ich weiß, dass es seine Entscheidung ist und ich will ja auch selbst mit ihm sprechen. Ich hatte nur gehofft, dass du in der Sache vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen würdest, er hört doch schließlich so gut wie immer auf dich."

Joanna nickte. "Du musst deinen Weg selbst gehen und deinen eigenen Charakter bilden, deshalb kann ich dir nicht alles vorgeben. Und du bist ein aufrechter, junger Mann geworden. So viel scheine ich nicht falsch gemacht zu haben. Glaub mir, ich kenne dich und ich verstehe dich besser, als du glauben magst."
Sie lächelte ihn an.
"Das ist gut. Ich werde mit ihm darüber reden, aber wirklich überzeugen musst du ihn selbst. Er hört meistens dann auf mich, wenn er weiß, dass ich recht habe. Aber versuch nur dein Glück. Wenn du ihn überzeugt hast, wird er es dir nicht abschlagen."

William ließ die leicht verspannten Schultern kreisen als er vor der Tür zu den Gemächern stehen blieb, die er wie üblich mit Joanna bewohnte, wenn sie hier in London waren. Er hatte den Vormittag mit Henry über einigen Plänen gebrütet und wollte sich nun in seiner wohlverdienten Pause seiner Gemahlin widmen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen trat er ein und ging zu Joanna hinüber, um sie mit einem Kuss zu begrüßen. "Und, hast du mich schon sehnsüchtig vermisst?" neckte er und ließ sich auf dem freien Platz neben ihr nieder.

Joanna hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, was sie William bezüglich Elias sagen wollte. Sie wollte ihn nicht im Stich lassen, aber von seiner Idee überzeugt war sie auch nicht. Sie würde einfach mit William sprechen müssen.
Als dieser nun zu einer Pause zu ihr kam, erwiderte sie seinen Kuss und lachte auf. "Oh sicher doch. Ich vermisse dich doch immer, wenn du nicht bei mir bist, Liebster."
Joanna lehnte sich leicht an ihn und geniss es, ihn bei sich zu haben. Das war für sie Beide immer noch sehr wichtig, ein bisschen Zeit zu zweit.
"Elias war bei mir. Hat er schon mit dir gesprochen?"

William brummte zufrieden. "Hm, das höre ich immer wieder gern. Auch nach all den Jahren noch." bemerkte er und strich Joanna zärtlich über die Wange. Nach wie vor genoss er es am Hof zu sein, blühte in dem ganzen Trubel auf gewisse Weise auf, aber dennoch sehnte er sich immer wieder auch danach ein paar ruhige Stunden nur mit Joanna zu verbringen, genauso wie er seinen Kindern nur allzu gerne etwas Zeit widmete.
Dann zog er jedoch die Augenbrauen in die Höhe und sah Joanna überrascht an. "Elias? Nein, ich habe ich gestern Abend das letzte Mal gesehen." erklärte William. "Was wollte er denn von dir? Worüber will er mit mir sprechen?" fragte er neugierig.

Joanna lächelte ihn an und strich mit den Fingern durch sein immer noch dunkles Haar. Mit den Jahren nahmen die grauen Strähnen zu, aber er war immer noch ein unfassbar attraktiver Mann. Daran würde sich in ihren Augen auch nie etwas ändern.
"Er wollte, dass ich bei dir ein gutes Wort für ihn und sein Vorhaben einlege, weil du ja meistens auf mich hören würdest. Es scheint, als hätte er sich in den Kopf gesetzt John einen Treueeid zu schwören, sobald dieser seinen Ritterschlag empfangen hat. Und dann möchte er ihm nach Irland folgen.Ich dachte erst, es ist Unsinn. Aber er vertraut John vollkommen und will endlich einen eigenen Weg gehen, weg von den Fußstapfen seiner Brüder."

William hörte Joanna zunächst aufmerksam zu, konnte dann aber letztlich ein Lachen nicht mehr zurück halten. "Wie bitte? Er will John einen Treueid leisten? Das ist doch lächerlich." Dann runzelte er die Stirn. "Nach Irland? Was zum Teufel will -" William brach ab als ihn eine Ahnung beschlich, was es mit diesen Plänen auf sich hatte.
"Unmöglich. Das ist doch völlig verrückt. Ich lasse nicht zu, dass mein Sohn einem Taugenichts wie John die Treue schwört und ihm dann auch noch in solch ein irrsinniges Unterfangen folgt. Irland ist keine Spielwiese für kleine Kinder." grollte William zornig. Er selbst hatte in Irland immerhin seine ganz eigenen düsteren Erfahrungen machen müssen und die Vorstellung, dass Elias ausgerechnet an Johns Seite dorthin wollte, behagte ihm ganz und gar nicht.

Joanna seufzte leise. "Das dachte ich auch, aber er ist fest entschlossen dazu. Er will eigene Wege gehen und er findet, John und er hätten so viel gemeinsam. John würde ihn verstehen, daher vertraut er ihm auch so sehr. Irland, ja. Scheinbar will Henry ihm ihn Irland die Möglichkeit geben sich zu beweisen. Elias wil John dorthin folgen."
Sie hob leicht die Schultern.
"Er wird dich ohnehin noch selbst darüber informieren. Aber wie willst du ihn hindern? Er könnte es einfach tun, glaub mir, zutrauen würde ich es ihm durchaus. Er ist ein Sturkopf wie du und John ist wie ein kleiner Held für ihn."

William schürzte die Lippen. "Viel gemeinsam? Was sollen die beiden denn bitte gemeinsam haben? Ja, natürlich, John versteht ihn genau so lange, wie er sich irgendeinen Vorteil von Elias erhofft und dann lässt er ihn fallen." schnaubte er verächtlich. "Hm, wenn der Junge so nicht zur Vernunft kommt, werde ich mir schon was einfallen lassen. Und wenn ich ihn an Händen und Füßen gefesselt aufs Pferd setzen muss, um ihn mit uns nach Truro zurück zu nehmen, mir ist es gleich. Aber ich werde nicht einfach so zulassen, dass mein Sohn einem ..." William brach kurz ab, da ihm kein passendes Wort einfiel, dass er vor Joanna aussprechen wollte, dann zuckte er unwillig mit den Schultern. "einer solchen Höllenbrut wie John die Treue schwört und sich ins Verderben stürzt. Wenn er sich unbedingt irgendwem verschreiben will, dann soll er Henry die Treue schwören ... oder einem der anderen anständigen Lords ... alle wären besser als John, so viel ist sicher. Vielleicht war es wirklich nicht meine beste Idee Elias hier zu lassen." sinnierte William mit gerunzelter Stirn.

"Ich glaube, dass er sich darauf bezieht, dass sie Beide im Schatten großer, erfolgreicher Brüder stehen. Vielleicht fühlt er sich deswegen verstanden. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das so bleiben wird. Ich traue John genauso wenig über den Weg wie du, er tut Elias nicht gut. Aber ich fürchte, es ist schon zu spät die beiden wieder einfach so zu trennen. Du weißt, wie schwierig Elias ist."
Der Junge wollte immer seinen Kopf durchsetzen.
"Er wird nicht mit uns kommen. Das ist sicher. Und wenn du ihn zwingst, wird er dir das nicht verzeihen. Ich weiß nicht, was wir mit ihm tun sollen, William. Ich mache mir wirklich Sorgen."

"Dann soll er sich verdammt noch mal beweisen, aber doch nicht in dem er sich an John hängt!" grollte William und stand auf, weil er nicht mehr stillsitzen konnte. Unruhig begann er im Gemach auf und ab zu laufen, die Arme vor der Brust verschränkt, die Stirn gerunzelt.
"Eines Tages wird er aufwachen und merken, was John tatsächlich für eine Gestalt ist und dann wird er mir dankbar sein, dass ich ihn dort weg geholt habe." brummte er und fuhr sich über das Gesicht. "In solchen Momenten bin ich wirklich froh, dass wir nicht noch mehr Kinder haben ... sie rauben mir ja doch nur den letzten Nerven." Er selbst hätte sich nie getraut sich so gegen seinen Vater zu stellen und hin und wieder ertappte William sich dabei, dass er seinen Vater fast beneidete dafür, dass dieser ohne Gewissensbisse seinen Sohn einer so harten Erziehung hatte unterziehen können. William war dazu einfach nicht in der Lage - und er wollte es auch gar nicht sein. Aber manchmal hätte es gewisse Dinge doch leichter gemacht.
"Es ist doch zum verrückt werden ..." Ihm wollte einfach nicht einfallen, wie er in dieser Sache zu einem guten Kompromiss kommen sollte.

"Dann sag ihm das. Er wird doch ohnehin zu dir kommen um mit dir zu sprechen. Dann kannst du in Ruhe mit ihm reden und ihm ins Gewissen reden. ielleicht kannst du ihn überzeugen. Schrei ihn nur nicht an, dann wird er sofort dicht machen."
Joanna lachte leise. "Nur noch Sophie und William, die dir Kummer bereiten können. Dann sind wir aus dem Gröbsten raus und können uns zurück lehnen, während unsere Enkelkinder ihren Eltern graue Haare bescheren.", bemerkte sie amüsiert.
Sie ging zu ihm hinüber und legte die Arme um seine Taille. "Nur ruhig, uns fällt schon was ein, Liebster. Sprich erst einmal mit ihm."

William schnitt eine Grimasse. "Vielleicht entschließen die beiden sich ja dazu, mir nicht allzu viel Kummer zu bereiten ... ich würde es wirklich begrüßen." erwiderte William. Trotz seines Unmuts huschte ein Lächeln über seine Lippen als Joanna zu ihm trat und er zog sie etwas dichter an sich als sie die Arme um ihn legte. "Das werde ich. Und dann sehen wir weiter. Vielleicht hat er ja doch ein Einsehen und begreift, dass John nicht unbedingt der geeignete Mann ist, den man sich als Vorbild nehmen sollte."
William strich Joanna über die Wange und gab ihr einen Kuss. "Aber bevor ich mit ihm spreche, werde ich erst einmal meiner wohlverdienten Pause nachgehen." In der Zeit konnte er sich auch ein wenig beruhigen und darüber nachdenken, wie er mit seinem Sohn umgehen sollte.

Elias

Elias war ein wenig nervös, als er nun an die Tür seines Vaters klopfte. Er hoffte, dass seine Mutter wirklich ein gutes Wort für ihn eingelegt hatte. Er wollte so gern mit John nach irland gehen,d as würde ihm unglaublich viel bedeuten.
Elias wartete auf Antwort und trat dann ein. "Vater, hast du kurz Zeit für mich? Ich würde gern mit dir sprechen."
Er kam einen Schritt näher. "Hat Mutter schon mit dir geredet?", fragte er forschend.

Da Joanna Sophia versprochen hatte mit ihr einen kleinen Spaziergang zu machen und William auf seinen jüngsten Sohn wartete, der sich mit Geoffrey irgendwo draußen ein ruhiges Plätzchen gesucht hatte, um ein wenig mit seinem Holzschwert zu üben, war William alleine als es an der Tür klopfte.
Er ahnte schon, wer vor der Tür stand und bat den Besucher herein - wurde auch nicht enttäuscht als ein sichtlich angespannter Elias eintrat.
William lächelte seinem Sohn aufmunternd zu und nickte. "Aber sicher habe ich das, setzt dich doch." forderte er den Jungen auf und musterte ihn aufmerksam. "Das hat sie in der Tat. Man könnte also sagen, dass ich vorgewarnt bin. Aber bevor ich mich dazu äußere, willst du mir das Ganz vielleicht zunächst aus deiner Sicht vortragen. Was meinst du?"

Elias

Elias ließ sich seinem Vater gegenüber nieder und verschränkte die Finger in seinem Schoß. "Ja, ich denke, das sollte ich vielleicht. Vater, ich....ich will gern mit John nach Irland gehen und mich beweisen. Und wenn ich es als Knappe tue. Doch John wird bald zum Ritter geschlagen, dann kann ich ihm die Treue schwören und ihn begleiten. Das wäre mein größer Wunsch.", erklärte er ein wenig aufgeregt.
Elias ahnte bereits, dass er vermutlich auf Widerstand stoßen würde. Aber sein Vater musste doch begreifen, was in ihm vorging!
"Bitte, Vater."

William hatte Zeit gehabt, um etwas über das Anliegen seines Sohnes nachzudenken und somit gelang es ihm nun auch ruhig zu reagieren, obwohl er am liebsten aus der Haut gefahren wäre bei diesem verrückten Anliegen.
"Warum ausgerechnet John?" erkundigte er sich ernst. "Ich kann verstehen, dass du voran kommen willst, dass du zeigen willst, was in dir steckt und das sollst du auch. Ich weiß selbst nur zu gut, wie es ist, wenn man sich immer wieder bemüht und niemand diese Bemühung wirklich wahr zu nehmen scheint ..." William schlug die Beine übereinander und sah Elias nachdenklich an. "Du kannst dir denken, dass ich davon nicht viel halte, nicht wahr? Ich denke nicht, dass John der geeignete Mann ist, um ihm die Treue zu schwören. Er ist ... ein schwieriger Charakter. Stets auf seinen Vorteil aus und er ist ein Meister darin Menschen für sich einzunehmen, solange er es nur möchte. Ich will offen sein, mir behagt es ganz und gar nicht, dass du so an ihm hängst und ich will nicht, dass er dich enttäuscht." Er atmete tief durch und ein Schatten huschte kurz über sein Gesicht. "John ist dabei eine Sache ... Irland noch einmal eine andere. Ich will unter keinen Umständen, dass du nach Irland gehst." erklärte William ernst. Irland war für ihn selbst nach wie vor mit so unglaublich düsteren Erinnerungen verbunden.

Elias

Elias verdrehte leicht die Augen. "Ich verstehe nicht, was ihr alle gegen John habt. Mutter auch schon. Er it so einnetter, großzügiger Mensch. Er hilft mir viel. Natürlich würde ich mich gern beweisen, ich bin alt genug. Und John ist mein Freund, so wie Henry eben dein Freund ist. Warum also darf ich nicht?"
Elias verschränkte verärgert die Arme vor der Brust.
"Er ist nicht nur auf seinen Vorteil aus, das ist nicht wahr. Mir scheint, du kennst ihn gar nicht wirklich. John wird mich nicht enttäuschen. Er und ich sind uns sehr ähnlich. Er versteht mich. Wir sind Beide Nachzügler, unsere Brüder werden immer unerreichbar für uns sein. Immer werden sie uns übertrumpfen." Er legte die Stirn in Falten.
"Was hast du denn gegen Irland? John wird es erobern und mich dann zum Ritter schlagen. Und dann werde ich in Irland sicher sogar ein Stück Land bekommen."

William seufzte leise. "Ich kenne John schon ein wenig länger als du, Elias, und ich weiß, wie er sich geben kann. Sicher hilft er dir, aber das tut er maßgeblich, weil er sich davon etwas verspricht. John ist kein Mensch, der etwas uneigennütziges tut." erwiderte William ernst und schüttelte dann den Kopf. "Ich denke nicht, dass du das mit meiner Freundschaft zu Henry vergleichen kannst. Das ist doch ein wenig anders."
William rieb sich die Schläfe und schüttelte den Kopf. "Unsinn, du solltest dich nicht an deinen Brüdern messen, Elias. Du solltest deinen Weg gehen ohne dich von ihnen beeinflussen zu lassen und ohne zu denken, dass du ihnen irgendetwas nachmachen musst. Sie sind auch keineswegs besser als du. Ihr seid alle auf eure ganz eigene Art etwas besonders."
William schnaubte leise. "Stell dir das mal nicht so leicht vor, Junge. Irland ist kein Land, das man mal eben erobert, sonst würde es schon fest in Henrys Hand sein. Und ich spreche aus Erfahrung, Elias, Irland bringt nichts als Leid mit sich ... du bist gut damit beraten die Finger davon zu lassen."

Elias

"So ist er aber nicht! Er ist nicht so selbstsüchtig, wie ihr alle immer tut. Ich kenne ihn inzwischen gut genug und wahrscheinlich besser als ihr alle zusammen.", widersprach er aufgebracht. "Er fühlt sich manchmal genauso einsam und übergangen wie ich. Warum kann man das nicht vergleichen? Über Henry hat man früher sicher auch nicht nur Positives erzählt und du warst trotzdem sein Freund!"
Elias verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber ihr messt mich doch selbst an ihnen. Robert war viel ruhiger in deinem Alter, Edward hatte schon viel mehr erreicht. Robert hatte mit fünfzehn schon ein Kind und ich bin immer noch nur ein Knappe hier. Weil mir niemand die Chance gibt mich zu beweisen. Und John geht es genauso. Nie darf er sich beweisen."
Er hob die Schultern. "Ich glaube an ihn. Irland kann nicht so anders sein als alle Anderen auch. Vielleicht hatte Henry nur nicht die richtige Taktik."

William seufzte leise. Er wusste, dass er Elias nicht klar machen konnte, was für einen schwachen Charakter John hatte, der Junge wollte es einfach nicht sehen. "Ich messe dich nicht an deinen Brüdern, sondern allein daran, was du tust. Wieso sollte ich dich auch an ihnen messen? Sie sind alle samt fürchterliche Querköpfe ..." William lächelte leicht. "Bist du darauf aus, unbedingt jetzt schon Vater zu werden wie Robert? Willst du, dass ich dich weg schicke, weil du nur Unfug anstellst, wie Edward es getan hat? Du willst zeigen, was in die steckt, aber dabei schielst du nur darauf, was deine Brüder getan haben, anstatt einfach nach vorne auf deinen eigenen Weg zu sehen. Und was John angeht ... er hatte genug Chancen und hat gezeigt, was in ihm steckt als er sich gegen seinen Vater und später wiederholt gegen seine Brüder gewandt hat. Hältst du das für ehrenhaftes Verhalten?" erwiderte William nun wieder vollkommen ernst.
Dann knirschte er wütend mit den Zähnen. "Es ist wahrlich nicht an der Taktik gescheitert, sei versichert." erwiderte William und runzelte die Stirn. "Ich bin aus diesem verfluchten Land mehr tot als lebendig zurück gekommen und wenn John nicht gewesen wäre, wäre ich damals elendig verreckt. Ich lege keinen Wert darauf, dass mein Sohn ebenfalls nach Irland geht." erklärte William und fixierte Elias mit eindringlichem Blick. "Schlag dir Irland aus dem Kopf."

Elias

Elias grinste flüchtig, schüttelte aber den Kopf. "Natürlich nicht. Ich glaube, du willst mich einfach nicht verstehen. Wie wllst du das auch können,wo du nie einen großen Bruder hattest? Ich habe einfach das Gefühl, egal, was ich mache, sie sind doch immer besser als ich. Ich habe kaum eine Chance mich zu beweisen, weil überall....waren sie schon vor mir.", gab er schließlich zu, was er noch nie jemandem außer John gestanden hatte.
"Nein, aber ich kann ihn ein wenig verstehen, weil er nie eine ernsthafte Chance bekommen hat. Alle glauben immer gleich, dass er sowieso scheitert. Nicht mal seine eigene Mutter glaubt an ihn. Ich glaube manchmal, die Königin kann ihn gar nicht leiden, was völlig absurd ist, weil es ihr Sohn ist."
Elias hob die Schultern. "Mag ja sein, aber das kann doch auch ein dummer Zufall gewesen sein. Muss mir ja nicht auch so gehen." Er lehnte sich leicht vor. "Wie willst du mich daran hindern?"