William und Joanna - ab 1190 bis 1191

Richard lachte auf. "So? Tust du das?" Es fühlte sich befreiend an sich Edward so zu offenbaren. Ihm das letzte dunkle Geheimnis anzuvertrauen und es sogar einmal mit ihm zu teilen, Richard war sich nun sicher, dass es kein Fehler war, dass es das Band zwischen ihnen nur noch fester knüpfen würde.
Er schloss die Augen und stöhnte leise als Edward sich an seiner Hose zu schaffen machte. Dieser Kerl machte ihn doch wirklich noch verrückt!
Als Richards Hose zu Boden glitt, schob er sie eilig mit dem Fuß zur Seite, dann ließ er sich auf seinem Lager nieder und zog Edward mit sich hinab. Er küsste ihn innig und ließ die Hände über den trainierten Oberkörper wandern bis auf Richards Finger schließlich den Hosenbund erreichten und er sich daran machte auch Edwards von seiner Hose zu befreien, damit sie endlich den letzten Schritt gehen konnten.

Seine Haut war schweißbedeckt, als er schließlich neben Richard in die Kissen sank. Sein Atem ging heftig und sein Puls raste. Aber er war zufrieden und fühlte sich angenehm müde.
Nachdenklich musterte er Richard neben sich und schmunzelte leicht.
"Bei Gott, das war wirklich gut. Ich hätte nicht erwartet, dass es so sein würde. Es ist ganz anders als alles, was ich kannte."
Und er hatte sich wahrlich für erfahren in Liebesdingen gehalten. "Das hier wird unser Geheimnis bleiben, nicht wahr?" Wenn Helene davon erfuhr, würde sie ihn sofort vor die Tür seiner eigenen Burg setzen, wenn sie ihn nicht vorher umgebracht hatte.

Richard räkelte sich genüsslich auf seinem Lager und beobachtete Edward, der schwer atmend neben ihm lag. Er war mehr als nur zufrieden, Edward hatte sich als hervorragender Liebhaber herausgestellt, ganz so, wie Richard es sich vorgestellt hatte.
Er grinste zufrieden. "Ich kann auch nicht klagen." neckte er und strich durch Edwards schweißfeuchte Locken. "Natürlich bleibt es das. Wen ginge das hier auch schon etwas an außer uns beiden?" Er beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf Edwards Lippen. "Ich bin froh, dass du dich dazu entschließen konntest ... du bist nämlich tatsächlich noch besser als ich es mir ausgemalt hatte." bemerkte er augenzwinkernd.

Edward grinste zurück und ließ sich bereitwillig durch die Locken streichen. "Das ist gut. Ich bin ehrlich gesagt auch froh, dass ich es getan habe und es freut mich, dass es dir gefällt. Es ist....eine schöne Erfahrung. Ich muss dir gestehen, auf Dauer werde ich wahrscheinlich den Frauen zugetan bleiben. Aber ich habe nichts dagegen, wenn wir das auf diesem Kreuzzug gelegentlich wiederholen."
Er war immer schon offen in Liebesdingen gewesen, aber das hier war noch einmal etwas Neues. Es lag auch an Richard, dass er es zugelassen und genossen hatte. Doch er zog die weiche Nachgiebigkeit eines Frauenkörpers einfach vor.
"Es ist sicher schwierig geeignete Liebhaber in deiner Position zu finden. Man muss ihnen vertrauen können, damit sie es nicht überall ausplaudern."

Richard drehte sich auf die Seite, drückte sich auf dem Ellenbogen etwas in die Höhe und stützte den Kopf in der Handfläche ab, so dass er auf Edward hinab sehen konnte. Mit der freien Hand strich er leicht über dessen Brust und grinste. "Gegen gelegentliche Wiederholungen hätte ich nichts einzuwenden." erwiderte er zufrieden. Das war immerhin mehr als er sich erhofft hatte.
Dann seufzte er leise und deutet ein Schulterzucken an. "Es ist nicht ganz einfach, das ist wahr. Aber meinen Liebhabern ist immer ebenso daran gelegen, dass es nicht heraus kommt wie mir selbst." erklärte Richard und seine Augen funkelten mutwillig. "Wenn Philippe zum Beispiel wüsste, dass ich dir nur allzu gern all seine kleinen Vorlieben anvertrauen würde ..."

Edward grinste Richard flüchtig an. "Das freut mich zu hören. Ich bin sicher, wir haben noch einigen Spaß zusammen. Morgen können wir erst einmal dieses Lager verlassen und die weichen Betten von Akkon probieren."
Er lachte leise. "Da hast du Recht." Im nächsten Moment drückte er sich auf den Ellenbogen nach oben und starrte Richard ungläubig an. "WAS?! Philippe war mit dir im Bett? Er...steht auf Männer? Das ist nun wirklich...überraschend."
Er schüttelte den Kopf, dann zeigte sein Gesicht ein breites Grinsen. "Mich würden seine Vorlieben sehr interessieren." Man wusste nie, wozu man es mal brauchen konnte. "Was also hält dich davon ab es zu tun?"

Richard brummte zustimmend. "Oh ja, darauf freue ich mich schon ganz besonders. Jetzt sogar noch mehr als zuvor."
Als Edward bei Richards Enthüllung buchstäblich in die Höhe fuhr, ließ Richard sich lachend zurück in die Kissen sinken. "Das war er. Was denkst du, weshalb wir so lange, so eng befreundet waren, obwohl unsere politischen Interessen doch eigentlich dagegen sprachen?" Richard beobachtete Edward aufmerksam und erwiderte dann das Grinsen. Er strich Edward über die Wange und nickte leicht. "Nichts weiter. Leg dich wieder zu mir und ich erzähle dir alles. Glaub mir, ab morgen wirst du Philippe von Frankreich in einem ganz anderen Licht sehen."

"So geht es mir auch." Das Ganze hatte nun noch mehr Reiz bekommen, als es sowieso schon gehabt hatte. "Das ist natürlich eine Erklärung, ich habe mich schon länger gefragt,was zur Hölle du von ihm willst. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du so eine innige Freunschaft mit ihm führst, wenn ihr euch eigentlich spinnefeind sein müsstet."
Edwards Augen verengten sich leicht, dann nickte er zufrieden und legte sich zurück in Richards Arme. "Nichts lieber als das, ich bin ganz Ohr."
Er war wirklich gespannt, was er nun zu hören bekommen würde. Es würde alles ändern, was er bisher geglaubt hatte.

Diana

Diana fühlte sich wie im siebten Himmel seit sie hier am Hof war. Vor einer Weile war sie mit ihren Eltern am Hof der Königinmutter gewesen und diese hatte es tatsächlich fertig gebracht ihren Vater davon zu überzeugen, Diana in ihren Haushalt aufnehmen zu dürfen - und hatte damit der jungen Frau ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt.
Seit kurzem war sie nun also an Eleonores Hof, der sich gerade im schönen Westminster aufhielt, und genoss das Leben hier in vollen Zügen. Während ihre ältere Schwester Joanna zwar immer gern mit an den Hof gekommen war, sich hier aber nie her gesehnt hatte, hatte Diana schon lange davon geträumt dem etwas langweiligen Cornwall den Rücken kehren zu können.
Heute hatte es sie nach dem Essen in der Halle nach draußen gezogen, es war ein lauer Sommerabend und viel zu schön, um ihn drinnen an einem Stickrahmen zu verbringen. Sie streifte schon eine Weile durch den üppigen Garten und blieb nun stehen, um sich die feinen Schuhe auszuziehen und den sorgsam angelegten Kiesweg zu verlassen. Ein verzücktes Lächeln trat auf ihre Lippen als sie barfuß den Rasen betrat und den Garten etwas abseits vom Weg zu erkunden begann.

John hatte sich der langweiligen Gesellschaft am Hofe seiner Mutter etwas entzogen und ein wenig Ruhe gesucht. Es beschäftigte ihn immer noch, dass Richard nun der große König war, obwohl er permanent unterwegs war. Und statt dass man ihm ein wenig Macht übertrug, sei es auch nur als Richards Stellvertreter, zogen seine Mutter und Beatrice die Fäden. Er war mal wieder zur Tatenlosigkeit verdammt. Verärgert kickte er ein Steinchen davon, als sein Blick schließlich auf eine Gestalt fiel. Sie war wie eine Fee aus den alten Märchen mit dem herrlichen blonden Haar, wie sie so barfuß über den Rasen wandelte, das luftige Kleid leicht wehend im lauen Wind.
Wie verzaubert blieb er stehen und musterte sie. Sie kam auf ihn zu, hatte ihn aber noch nicht gesehen. Sie war eine Hofdame seiner Mutter, glaubte er, aber er kannte sie nicht. Das musste sich ändern."

Diana

Diana genoss die Ruhe hier draußen und betrachtete die wunderschönen Blumen während sie langsam weiter ging. Sie war so in ihren Gedanken und dem ruhigen, friedvollen Moment versunken, dass sie um ein Haar in den Mann hinein gelaufen wäre, der plötzlich direkt vor ihr aufzutauchen schien. Vermutlich stand er schon eine Weile dort, aber Diana hatte den Blick auf die Blumen gerichtet gehabt und ihn gar nicht bemerkt, nur ein leises Rascheln hatte sie den Kopf heben lassen - und so verhindert, dass sie in den Prinzen hinein lief.
Obwohl sie einander bisher noch nicht vorgestellt worden waren, erkannte Diana ihn sofort, sie hatte ihn schon von weitem gesehen - und Unmengen über ihn gehört. Ganz besonders von ihrem Vater, der sie wiederholt und sehr nachdrücklich vor Prinz John gewarnt hatte.
"Oh, verzeiht, ich war in Gedanken." bemerkte Diana als sie so überrascht vor ihm stehen geblieben war und knickste dann. "Ich hatte geglaubt, ich sei allein hier ..." Ihr Blick fiel auf ihre Schuhe in ihrer Hand und sie biss sich kurz auf die Unterlippe um ein Grinsen zurück zu halten. "Hätte ich Euch hier draußen gewusst, mein Prinz, hätte ich mich schicklicher verhalten." stellte sie in Aussicht.

John hatte sich nicht von der Stelle bewegt, sondern stattdessen die junge Frau beobachtet, die gedankenverloren bis vor seine Füße wanderte, ehe sie ihn bemerkte. Er erkannte die leichte Skepsis in ihrem Blick, wollte sich davon aber nicht abschrecken lassen. Er wollte das Mädchen haben, sie war so wunderschön.
"Es gibt nichts zu verzeihen, Mylady. Ich werfe Euch keineswegs Unschicklichkeit vor. Jeder sollte diesen schönen Abend genießen, wie er es für richtig hält." Er neigte leicht den Kopf. Wie hinreißend sie doch aussah, wie sie sich so auf die Lippe biss.
"Ihr seid eine wahre Augenweide, wie eine Fee in dieser schönen Natur, wenn Ihr mir gestattet das zu sagen. Wie ist Euer Name?"

Diana

So? Und wie hältst du es heute Abend für richtig? schoss es Diana durch den Kopf, doch sie konnte sich zurückhalten es auszusprechen. Sie hatte Geschichten über Prinz John gehört und keine davon ließ ihn in wirklich gutem Licht dastehen. Schon gar nicht, wenn es um sein Verhalten Frauen gegenüber ging.
Aber Diana würde sich davon nicht so leicht Angst einjagen lassen, so viel war sicher.
Diana sah John in die Augen und musste schmunzeln. "Nun, Ihr habt es ja bereits gesagt, meine Einwilligung ist also wohl kaum von Nöten." bemerkte sie, neigte dann aber huldvoll den Kopf. "Dennoch danke ich Euch für das Kompliment." Und sie musste zugeben, dass es ausgesprochen schöne Worte waren, die er gefunden hatte. Das hätte sie ihm wirklich nicht zugetraut. Wäre da nur nicht sein Blick gewesen bei dem sie das Gefühl hatte, er würde sie in Gedanken bereits ausziehen.
"Diana of Cornwall, Mylord." stellte sie sich dann vor.

"Sicher, aber so könnt Ihr mir zumindest nicht vorwerfen, ich hätte es nicht wenigstens versucht. Ich konnte einfach nicht anders als es zu sagen, so wunderschön wie Ihr seid. Selten sah ich ein Geschöpf von Eurer Schönheit."
Normalerweise war er offensiver, aber das hier hatte ihn unvorbereitet getroffen und die friedliche Stimmung ließ sogar ihn nicht unberührt. Die junge Dame vor ihm wirkte zudem so unschuldig, wie sie da so barfuß vor ihm stand und ihn wenigstens nicht gleich mit völliger Abscheu betrachtete, obwohl sie zweifelsohne wusste, wer er war.
"Ihr seid also die Enkelin des Earl of Cornwall.", stellte er fest. "Euer Vater hat Euch in die Obhut meiner Mutter gegeben?"

Diana

Diana lachte leise auf und schlug sich im nächsten Moment erschrocken die freie Hand vor den Mund. Sie senkte den Blick, atmete zweimal tief durch und ließ die Hand wieder sinken. "Ihr schmeichelt mir, Mylord. Womit habe ich das wohl verdient?" Sie mochte vielleicht noch keine weitergehenden Erfahrungen mit Männern haben, aber sie war nicht dumm, sie konnte diese Blicke durchaus deuten und mit all den Geschichten, die sich um John rankten, hatte sie durchaus ein gutes Bild davon, was der Prinz sich hier erhoffte.
Diana sah wieder auf und nickte. "Das bin ich. Ein großer Schatten, nicht wahr?" Sie hatte schon oft genug erlebt, was ein Name ausmachen konnte und sie wusste, was der ihre für einen Stellenwert hatte. "So ist es. Eure Mutter muss ein kleines Wunder gewirkt haben, ich hätte nie gedacht, dass er mich gehen lassen würde."

Prinz Johns Mundwinkel zuckten wohlwollend. Dieses Lachen klang wundervoll und er hegte den seltsamen Wunsch, sie wieder zum Lachen bringen zu wollen. Andererseits war er gewoht zu bekommen, was er wollte und er wollte Diana.
"Es ist nicht zu leugnen, dass Ihr schön seid. Und ich würde Euch gern ein wenig Gesellschaft leisten, Mylady." Das würde der erste Schritt zu seinem Ziel sein.
Er runzelte die Stirn, als sie etwas sagte, das er nicht erwartet hatte. Ein Gefühl ansprach, das er selbst so gut kannte.
"Ich bin große Schatten gewöhnt, Lady Diana. Mein ganzes Leben lang schon. Ich weiß, wie es sich anfühlt." Er verzog kaum wahrnehmbar das Gesicht. "Meine Mutter...ist wie eine Puppenspielerin. Sie weiß immer, welche Fäden sie ziehen muss."
Und er verstand noch immer nicht, warum sie ihn seit jeher mied und hasste, obwohl er ebenso ihr Sohn war wie ihr Liebling Richard.

Diana

Diana sah auf und hielt das Lächeln zurück, dass auf ihre Lippen treten wollte, doch das Funkeln in ihren Augen verriet sie wohl dennoch. "Das wäre aber nicht besonders schicklich, mein Prinz. Ihr und ich alleine hier im Garten ..." Und sie war sich tatsächlich auch nicht sicher, ob ihr wohl bei der Sache war. Schon in diesem kurzen Moment des Kennenlernens hatte John sehr unterschiedliche Gefühle in ihr geweckt. Aber sie beschlich mehr und mehr die Vermutung, dass sie ihm so oder so nicht entkommen würde. Sollte sie wirklich sein Interesse geweckt haben, würde er wohl kaum nachgeben. Und wenn nicht heute, dann würde er wann anders wieder kommen.
Umso überraschter war Diana als John auf ihre eher leichtfertigen Worte so ansprang und ihr für den Bruchteil einer Sekunde einen tiefen Blick in sein Inneres gewährte. Wie zerrissen er sein musste ...
"Vielleicht täten wir alle gut daran irgendwann aus diesen Schatten heraus zu treten." beschied sie mit einem angedeuteten Achselzucken, dann musterte sie John nachdenklich. "Ich bin Eurer Mutter zu großem Dank verpflichtet für das, was sie getan hat. Es war eine große Erleichterung, dass sie die richtigen Fäden zu ziehen wusste. "Aber es klingt, als hättet Ihr nicht sonderlich viel für sie übrig?"

"Das ist mir egal. Erst einmal muss jemand wagen sich darüber zu beschweren.", tat John ihren Einwand ab. Sie sollte sich nicht so anstellen und darauf beharren, dass jemand sie begleitete. Eine Begleitung wäre seinen Zwecken nur hinderlich.
"Das ist leichter gesagt als getan." Er bekam nie die Möglichkeit aus diesem Schatten zu treten. Mutter und Bruder würden das nie zulassen. Dieses Schattendasein war schon mehr, als sie ihm eigentlich geben wollten.
"In dem Fall habt Ihr sicher Recht, immerhin wäre sonst Eure Schönheit vor mir verborgen geblieben.", erwiderte er schmeichelnd, dann verfinsterte sich seine Miene für einen kurzen Moment.
"Das liegt vermutlich daran, dass sie gar nichts für mich übrig hat.", rutschte ihm heraus, bevor er sich hindern konnte. Nach seinen Gedanken fragte ja sonst nie jemand.

Diana

"Vielleicht wage ich es ja, mich zu beschweren." erwiderte sie keck und sah John herausfordernd an. Sie hatte nicht vor sich von ihm einschüchtern zu lassen und Spielchen konnte er gern mit anderen spielen, aber nicht mit ihr.
Diana sah den Schatten, der sich wie ein Schleier über Johns Gesicht legte und sie musterte den Prinzen nachdenklich. "Es muss schwer sein, wenn man in solchem Hader mit seiner Mutter lebt." bemerkte sie mitfühlend. "Ich könnte mir kaum vorstellen, wie mein Leben ohne meine Mutter an meiner Seite verlaufen wäre." Zwar hätte sie noch immer ihren Vater gehabt, aber trotzdem, Diana stellte es sich schauderhaft vor von der eigenen Mutter zurückgewiesen zu werden.

"Ach ja? Ich glaube doch nicht. Ihr werdet zu geblendet und betört sein von meiner Gesellschaft.", antwortete John selbstsicher. "Außerdem...wo wolltet Ihr Euch beschweren? Bei meiner Mutter? Sie hat nun wirklich kaum Macht über mich und Euer Vater ist nicht hier. Aber Ihr braucht auch keine Angst zu haben, ich will Euch ja nichts Böses." Aber ihre kecke Art gefiel ihm und sie reizte ihn nur noch mehr. Er wollte sie haben.
Er verzog kurz das Gesicht. Warum nur hatte er damit angefangen? "Man gewöhnt sich daran." Eigentlich kannte er es ja auch nicht anders. Als Kind hatte er sehr unter der Abweisung seiner Mutter gelitten, aber irgendwann hatte er sich damit abfinden müssen, dass sie ihn hasste, obwohl er gar nichts dafür konnte, dass er nun einmal existierte.

Diana

Dieses Mal versuchte Diana gar nicht erst ihr Lachen zurück zu halten. "Ah ja? Geblendet und betört?" wiederholte sie nachdem das Lachen zu einem leisen Glucksen herab gesunken war. "Dann bin ich ja sehr gespannt."
Diana zog eine Augenbraue in die Höhe. "Nein? Ich wäre mir da gar nicht so sicher. So wie ihr über Eure Mutter sprecht, scheint sie sehr wohl noch Macht über Euch zu haben." erwiderte sie nun wieder nachdenklich und betrachtete John forschend. "Und ich habe keine Angst vor Euch. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob Ihr mir nicht doch Böses wollt."
So ganz konnte Diana sich dem Gefühl von Mitleid nicht verschließen als sie erkannte, wie tief der Stachel in Johns Seele eigentlich noch immer steckte. Und wie sehr er versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. "Aber niemand hat es verdient sich an so etwas gewöhnen zu müssen." erklärte sie leise.

"Ihr werdet ja sehen! Glaubt mir, Ihr werdet mir eines Tages vollkommen verfallen." John lächelte schmal. Dieses Mädchen war eine Herausforderung. "Ihr habt ein ganz schön loses Mundwerk für eine Lady, was?", stellte er fest und seine Hand ballte sich einen Moment zur Faust. "Sie hat keine Macht über mich! Ihr wisst gar nichts.", widersprach er unwirsch.
"So? Was sollte ich Euch Böses wollen? Und Ihr gebt nichts auf mein Wort, das ist nicht sehr freundlich. Und vermutlich der Einfluss Eures Vaters."
John biss sich kurz auf die Lippe. "Ich brauche Euer Mitleid nicht." Er wollte nicht, das sie diese Schwäche kannte und womöglich gegen ihn verwendete. Zudem kam sie der Wahrheit viel zu nahe. Es war immer noch verletzend, wie seine Mutter ihn behandelte.

Diana

Diana konnte nicht widerstehen und knickste spöttisch. "Ganz wie Ihr meint, mein Prinz." Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte, aber in ihren Augen war Angriff hier die beste Verteidigung.
Sie lächelte unschuldig. "Aber Mylord, wie könnte ich anständiger sein als Ihr, der mir hier ganz alleine im Garten aufgelauert hat?" Sie zuckte beiläufig mit den Schultern. "Eher der Einfluss all der Geschichten die ich über Euch schon gehört habe. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass Eure Gemahlin Euch im Grunde nicht mehr zu Gesicht bekommt, weil Ihr Euch lieber mit anderen Frauen vergnügt."
Diana betrachtete John und stellte fest, dass sie wohl genau den Finger in die Wunde gelegt hatte. "Ganz wie Ihr meint ... aber man mag sich doch fragen, ob Ohr nicht recht einsam seit, wenn Ihr nie jemanden an Euch heran lasst."

"Ihr seid einem Irrtum unterlegen, Mylady, ich habe Euch keineswegs aufgelauert. Vielmehr seid Ihr mir in die Arme gelaufen. Ich wollte lediglich den Abend etwas genießen, da sah ich Euch einer Fee gleich urch die Wiese gehen und blieb verzaubert einen Moment stehen, um Euch anzusehen. Vorher wusste ich nicht, dass Ihr hier seid."
John schnaubte verächtlich. "Geschichten... Ihr kennt den Hof schlecht, wenn Ihr Geschichten glaubt, die hier kursieren. Und alles Andere ist eine Sache zwischen meiner Gemahlin und mir, das geht Euch nichts an." In Wahrheit mochte er Isabell einfach nicht besonders. Sie war mäßig hübsch und sonderlich geistreich war sie auch nicht. Deshalb flüchtete er sich lieber in die Arme ansehnlicherer Frauen, die ihn wenigstens sein tristes Leben vergessen ließen.
"Einsamkeit hat auch seine Vorteile. Aber niemand sagt, dass ich es bin." Wenn sie wüsste, wie Recht sie hatte. Wie sehr er sich manchmal danach sehnte jemanden zu haben, der ihn einfach mochte. Aber diesen Jemand würde es nicht geben. Niemals. Das wusste er schon lange, also spielte er ein Schauspiel und zeigte der Welt den arroganten, leichtfertigen und vergnügungssüchtigen Prinzen.

Diana

"Und doch zieht Ihr es vor mit mir alleine zu sein, ohne Anstandsdame." gab sie zu bedenken, musste allerdings lächeln als er sie erneut mit einer Fee verglich. Ihr gefiel dieser Vergleich, es war kein alltägliches Kompliment so wie sie sie sonst ui hören bekam.
"Mag sein, dass ich den Hof noch nicht gut kenne, dafür bin ich wohl noch nicht lange genug hier. Aber ich weiß, dass jeder Geschichte in der Regel ein wahrer Kern inne wohnt. Außerdem habe ich sie mitunter von sehr vertrauenswürdigen Personen erzählt bekommen." Und ihr Vater würde schon so seine Gründe haben sie vor John zu warnen.
Diana sah John in die Augen. "Doch, ich sage es." Erwiderte sie. "Man kann es in Euren Augen sehen, wenn man nur genau hin sieht." erklärte sie ihm leise, beinahe sanft.