William und Joanna - ab 1191 bis 1192

Diana

Diana saß an dem Tisch in ihrem Zimmer und zog die Kerze ein klein wenig dichter, damit sie mehr Licht auf dem Pergament vor sich hatte. Sie atmete tief durch, tauchte die Feder ein und begann zu schreiben.
Lieber John,
ich weiß, dass du im Moment viel zu tun hast und dass es nicht leicht für dich ist nach Westminster zu kommen, da deine Mutter noch immer ihre Nase über dich rümpft. Dennoch bitte ich dich um diesen Gefallen, denn ich muss dich wiedersehen. Da du es schon einmal vollbracht hast, vertraue ich darauf, dass du auch dieses Mal einen Weg findest und kommen kannst.
Diana stockte und ließ den Blick über die noch feuchte Tinte schweifen. Es war nicht unbedingt klug John einen solchen Brief zu schicken, es konnte auffliegen. Aber wenn er nicht kam und ihr half würde dieser Brief sowieso ihr kleinstes Problem sein, so viel war sicher.
Ich muss mit dir reden, also warte ich hier und zähle die Tage bis zu deiner Rückkehr.
Deine Diana
Sie legte den Kopf ein wenig schief und seufzte. Klang das ganze etwas zu dramatisch? Vielleicht sogar pathetisch? Nein, es musste so sein. Er musste kommen, also musste sie ihre Worte auch durchaus so entschieden wählen.
Sie suchte ihr Siegelwachs heraus und wartete darauf, dass die Tinte trocknete. Gleich morgen früh würde sie den Brief auf den Weg bringen, die Gelegenheit war günstig, das wusste sie genau, denn einer von Johns Vertrauten weilte gerade für einen anderen Botendienst in Westminster. Ihm würde sie den Brief mitgeben und zu Gott beten, dass John ihn bekam. Und vor allem, dass er ihre Bitte erhörte und zu ihr kam.

John hatte einen recht beunruhigenden Brief von Diana erhalten und war sofort bei Nacht und Nebel aufgebrochen. Er wusste ganz genau, dass sie ihm einen Brief von solcher Dringlichkeit nicht schreiben würde, wäre es nicht wichtig. So hatte er sich also erneut unbemerkt nach Westminster geschlichen. Er klofpte leise an Dianas Tür und schlüpfte schließlich hinein ins Zimmer.
Er schaute sich flüchtig um, dann streifte er die Kapuze hinab.
"Diana..." Er ging zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss. "Was ist passiert? Dein Brief hat mich besorgt. So eindringlich schreibst du nie...."
Und er hoffte wirklich, es war so wichtig, wie es sich angehört hatte.

Diana

Diana sah auf als es an der Tür klopfte und eine in einen dunklen Mantel gehüllte Gestalt ihr Gemach betrat. Sie wusste, dass es John war noch ehe er die Kapuze abgenommen hatte und erhob sich, um ihm entgegen zu treten. Sie legte die Hände auf seine Brust und erwiderte den Kuss entschlossen. "Ach John" wisperte sie gegen seine Lippen. "Es tut gut dich zu sehen." Sie fuhr ihm durch die dunklen Haare und sah ihm dann in die Augen. Sie hätte diesen Moment gern noch etwas herausgezögert, aber es ging nicht anders. "John, du hast mir einmal angeboten, dass du mir einen Mann suchen würdest, wenn ich es wollte." begann Diana langsam. "Ich würde gerne von diesem Angebot Gebrauch machen. Finde mir einen anständigen Mann, John, ich bitte dich." Sie wollte nicht. Sie wollte nicht irgendjemanden heiraten, aber sie hatte keine andere Wahl mehr.

John versank in dem Kuss und genoss es, sie wieder für eine Weile bei sich zu haben. Die Zeit der Trennung war lange genug, da sie nicht mit ihm kommen wollte.
"Das kann ich nur zurückgeben, meine kleine Fee, ich habe dich vermisst." Er erwiderte ihren Blick und ahnte schon, dass etwas kommen würde, was ihm nicht behagte. Und er sollte recht behalten.
"Was?", fragte er verständnislos. "Du lässt mich hierher kommen, um mir das zu sagen? Dass du dich von mir abwenden willst? Vor ein paar Wochen hast du noch gesagt, ich wäre dir genug."
Er brauchte einen Moment um die bodenlose Enttäuschung und den ihm innewohnenden Zorn zu bändigen, dann straffte er die Schultern.
"Aber ich stehe zu meinem Wort, ich habe es dir versprochen. Wenn du unbedingt willst, suche ich dir einen Mann. Auch wenn ich es nicht verstehe."

Diana

Bei seinen Worten lief Diana ein leichter Schauer über den Rücken und eine Welle der Zuneigung brach über sie hinein. Wann war es eigentlich geschehen, dass sie ihr Herz an diesen Mann verloren hatte? Sie hatte ihn gern, hatte seine gebildete Seite schätzen gelernt, seinen wachen Geist, hatte Freude in seinem Bett gefunden, aber dass sie ihr Herz verloren hatte? Das erschien ihr eine neue Erkenntnis.
Diana sah John traurig an und schüttelte den Kopf. "Es tut mir so Leid, John. Es war die Wahrheit, die ich vor ein paar Wochen gesprochen habe und ich will mich nicht von dir abwenden. Aber es hat sich etwas geändert, dass diesen Schritt notwendig macht, ich ... ich brauche einen Ehemann, John." erklärte Diana und schluckte schwer. Sie sah kurz auf ihre Hände hinab, die noch immer auf Johns Brust ruhten, dann hob sie den Blick wieder. "Finde einen anständigen Kerl, vielleicht ja sogar einem, dem es egal ist, wenn wir uns weiter sehen, falls du mich teilen kannst." fügte sie mit einem flüchtigen Lächeln hinzu. "Aber finde vor allem einen, der gut zu meinem Kind sein wird." Jetzt war es heraus und Diana sah unverwandt in Johns Gesicht, um seine Reaktion verfolgen zu können.

"Was hat sich geändert, dass du jetzt unbedingt einen Ehemann brauchst?" John hatte wirklich gedacht, sie würde ihm weiter beistehen und sein Glücksbringer sein. Sie war die Einzige, die Verständnis für ihn aufbrachte und jetzt sollte er sie verlieren? Das konnte er nicht so einfach zulassen.
"Eigentlich bin ich nicht bereit dich zu teilen. Aber wenn es keine andere Möglichkeit geben sollte..." Es würde ihm schwer fallen, den Kerl vor lauter Eifersucht nicht umzubringen.
Im nächsten Moment starrte er sie mit offenem Mund an.
"Was hast du gesagt? Du bist schwanger!" Es war ein kleiner Schock, aber ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er wünschte sich einen Nachfolger, den Isabell ihm nicht zu schenken schien. Selbst wenn es nur ein Bastard war, es war sein Fleisch und Blut.
"Ich dachte, du hast einen Trank dagegen?" Nicht, dass ihn störte, dass dieser offenbar versagt hatte. Wie sollte er ihr jetzt einen Mann suchen, wenn es das letzte war, das er wollte?

Diana

Wäre die Sache nicht so ernst gewesen, hätte Diana womöglich zu lachen begonnen als John sie mit offenem Mund anstarrte. So beschränkte sie sich auf ein Nicken. "Ja, ich bin schwanger." bestätigte sie mit einem leisen Seufzen. "Und das ist der Grund weshalb ich nun so plötzlich einen Ehemann brauche und deshalb habe ich dich auch in aller Heimlichkeit hier her gebeten, schließlich kann ich mit der Hochzeit nicht ewig warten, wenn es unsere Liebschaft verheimlichen soll."
Um ein Haar hätte Diana die Augen verdreht. "Ja, John, ich habe einen Trank dagegen. Aber auch solche Tränke sind nicht unfehlbar und dein Besuch das letzte Mal kam doch sehr überraschend. Offenbar war der Trank im nachhinein nicht mehr in der Lage eine Schwangerschaft zu verhindern." Diana strich John leicht über die Wange. "Deine Ungeduld hat mich also in erhebliche Schwierigkeiten gebracht, Mylord."

"Nein, da hast du wohl Recht. Aber ich bedaure immer noch ein wenig, dass dein Ruf dir so viel bedeutet. Ich hätte dich gern an meiner Seite." John grinste flüchtig. "Vielleicht wollte Gott auch einfach nur, dass du mein Kind austrägst. Ich sagte dir schon, du bist mein Glücksbringer. Ich werde mich nicht entschuldigen, Mylady, es tut mir nämlich kein bisschen leid."
Er gab ihr einen Kuss.
"Warum du nur unbedingt heiraten willst....du könntest dich auch eine Weile vom Hof zurückziehen, in Ruhe das Kind bekommen und dann wieder herkommen.
Aber natürlich würde er ihr einen Mann suchen, wenn sie darauf bestand. Doch er würde eine Weile hier bleiben, vielleicht konnte er sie doch noch überzeugen, dass man als seine Mätresse nicht ganz so schlecht lebte.

Diana

Diana lächelte spitzbübisch. "Lass deine Ehe annullieren und ich bleibe bei dir, mein Prinz. In aller Offenheit sogar." bemerkte sie schelmisch, denn so wie er ihr vorhielt, dass sie zu viel auf ihren Ruf gab, so konnte sie den Spieß problemlos umdrehen und ihm vor Augen führen, dass er großen Wert auf Isabels Mitgift legte.
Sie schürzte leicht die Lippen. "Ja, vielleicht wollte Gott es so. Ganz sicher sogar, sonst wäre es wohl kaum geschehen. Und eine Entschuldigung hatte ich von dir auch nicht erwartet, ich weiß schließlich, was für ein Schuft du bist." gab sie zurück und erwiderte den Kuss, den John ihr gab, regelrecht liebevoll.
"Und wie stellst du dir das vor? Es würde im Nu heraus kommen. Es wird Verdacht erregen, wenn ich den Hof verlasse, aber nicht nach Hause gehe. Ich kann meinen Eltern deinen Bastard als das Kind meines Mannes verkaufen, wenn ich schnell genug heirate. Wenn ich jedoch für Monate von der Bildfläche verschwinde und dann plötzlich mit einer Zofe und einem Neugeborenen zurück komme ..." Diana schüttelte den Kopf. Ihre Eltern würden sie sehen wollen, wenn sie Monate lang dem Hof fern blieb, sie würden nicht locker lassen bis sie heraus gefunden hatten, was geschehen war.
Diana strich John über die Brust und küsste ihn sachte. "Ich hätte es auch lieber anders, aber ich kann den Mann, den ich liebe nun einmal nicht heiraten." murmelte sie und erschauderte leicht als sie feststellte, was sie da gerade zum ersten Mal ausgesprochen hatte.

John seufzte leise. "Du weißt, dass ich das im Moment nicht kann. Sobald meine Ziele erreicht sind und ich ohne die Ländereien, die Isabell mir einbringt, genug Einfluss und Macht habe, lasse ich die Ehe annullieren. Aber jetzt wäre es politisch Selbstmord das zu tun."
Er legte die Hand an ihre Wange. "Natürlich würd es das, ich weiß...ich wünschte, du würdest einfach an meiner Seite bleiben und meine Mätresse werden."
So aber würde er einen Mann finden müssen, der sie heiraten und seinen Bastard groß ziehen würde. John zog sie in seine Arme und vergrub das Gesicht in ihrem Haar.
"Das hat noch nie jemand zu mir gesagt." Noch nie hatte ihm jemand Liebe entgegen gebracht, das war fremd für ihn und er wollte nun noch weniger, dass sie heiratete.
"Ich liebe dich...und ich will so sehr, dass du bei mir bleibst."

Diana

Diana hob überrascht den Blick. Bisher hatte John bei diesem Thema immer nur klar gestellt, dass er auf Isabels Ländereien angewiesen war, nie hatte er eine Annullierung auch nur in ferner Zukunft in Erwägung gezogen. "Du würdest die Ehe wirklich irgendwann annullieren lassen?" fragte Diana fast ein wenig ungläubig.
Sie schmiegte sich in seine Arme als er sie an sich zog und hauchte einen Kuss auf seine Wange. "Und du bist der erste, der das von mir zu hören bekommt." erklärte sie leise und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. "Ich würde gerne bei dir bleiben, John, aber ich weiß nicht wie. Mit diesem Kind wird das alles nur komplizierter." Diana schluckte. Sie wollte bei ihm bleiben, jetzt mit dieser Schwangerschaft und nach ihrem Geständnis noch mehr als vorher. Aber noch sah sie keinen Weg wie sie das realisieren sollten.

John hob die Schultern. "Natürlich. Aber ich kann es nicht jetzt tun, noch brauche ich sie. Den Einfluss, den diese Ehe mir bietet. Wäre sie unwichtig dafür, würde ich die Ehe sofort annullieren."
Er seufzte leise. "Ja, ich weiß. Alles wird komplizierter. Aber solange du nicht bereit bist offen an meine Seite zu kommen müssen wir uns etwas Anderes überlegen."
Das bedeutete wohl, er musste in den sauren Apfel beißen und ihr einen Ehemann suchen. "Vielleicht weiß ich jemanden....er würde wohl keine Schwierigkeiten machen."
Dafür würde er schon sorgen.

Diana

Diana nickte knapp. Sie wusste ja, wie wichtig diese Eheverbindung für John war, umso überraschter war sie gewesen, dass er eine Annullierung offenbar irgendwann für möglich hielt. Wäre dieser Zeitpunkt doch nur schon gekommen oder wäre sie nur jetzt nicht schwanger geworden ... dann hätte sie noch warten können.
"Du kennst meine Gründe, John." Bemerkte sie leise und seufzte dann. "Stell ihn mir vor. Ich bin wirklich nicht erpicht darauf, lieber würde ich bei dir bleiben, aber unter diesen Umständen muss es wohl sein ... wer ist es? Wen hast du im Sinn?" Erkundigte Diana sich. Vielleicht kannte sie den Mann ja bereits. Den Mann, den sie heiraten würde, obwohl sie einen anderen liebte und obwohl sie bereits ein Kind von ihrem Liebsten unter dem Herzen trug.

"Weil ich sie kenne, heißt das nicht, dass ich sie gutheißen muss.", erwiderte John und hob die Schultern. "Na gut...ich muss ihn hierher einladen, es wird also ein paar Tage dauern, schätze ich. Er ist ein Sohn des Earl von Cumberland und soll eigentlich dessen Erbe sein. Jacob ist davon nicht ganz so begeistert, er wäre am liebsten Mönch geworden. Daher glaube ich, dass er dir keine Schwierigkeiten machen wird. Er ist ein guter Mann und er schuldet mir einen Gefallen, ich habe ihm einmal das Leben gerettet. Du tust ihm damit auch einen Gefallen, weil ihm sein Vater nicht mehr in den Ohren liegen wird, er solle doch heiraten. Und um Nachwuchs muss er sich auch nicht bemühen."
Das war nun wirklich das Beste, was er zu bieten hatte.

Diana

"Cumberland?" wiederholte Diana und klang ein wenig verzweifelt. "Ich werde eingehen dort oben im Norden ... obendrein mit einem frömmelnden Mönchlein an meiner Seite." Sie sah es regelrecht vor sich, das triste Leben dort in Nordengland. Sicher, sie würde oft an den Hof kommen, aber sie würde wohl oder übel auch Zeit in ihrem neuen zu Hause verbringen müssen und zumindest in ihren Gedanken war ein Tag dort bereits zu viel.
Diana ließ die Schultern hängen und presste sich ein wenig fester an John. Sie wollte all das nicht. Sie wollte nicht irgendeinen Fremden heiraten, dem sie allerhöchstens Höflichkeit entgegen bringen konnte, wollte nicht fort von hier und erst Recht nicht fort von John. Aber die einzige andere Möglichkeit war die in aller Öffentlichkeit als Johns Mätresse zu leben und sie wusste, dass das ihren Vater bis ins Mark treffen würde.
Diana vergrub das Gesicht an Johns Schulter und schloss die Augen. "Wie lange kannst du bleiben?" fragte sie mit etwas rauer Stimme, weil sie plötzlich gegen die Tränen ankämpfen musste.

John nickte etwas unglücklich. "Leider, ja...aber ich glaube, du könntest dich mit ihm verstehen. Er ist ein gebildeter Mann, teilt die Freude für Kunst und Literatur. Und deshalb ist er auch öfter einmal bei Hofe, Liebes. Jacob ist kein Langweiler. Er hat nur einfach nicht viel für die Liebe übrig. Er sagt immer, er habe keine solchen Bedürfnisse wie andere Männer."
Er hob die Schultern. "Wenn du unbedingt heiraten willst, könntest du es schlechter treffen. Er würde uns nicht im Weg stehen und dich trotzdem nicht mit Eifersucht langweilen. Er würde dir das Leben nicht schwer machen, denke ich."
John zog Diana dicht an seine Brust. "Ich denke, ich werde erst einmal offen zurückkehren. Ein, zwei Wochen sollte ich entbehren können."

Diana

Diana nickte kläglich. "Nun, wenn du das sagst. Vielleicht hat er ja auch ein paar spannende Bücher, damit ich mir wenigstens ein bisschen die Zeit vertreiben kann." Dann musste sie gegen ihren Willen auflachen. "Wie praktisch für dich. So weißt du wenigstens immer, dass es deine Kinder sind, die ich zur Welt bringe und brauchst dir keine Gedanken darüber machen, dass ich mit einem anderen Mann das Bett teilen könnte. Ich werde an der Seite meines frommen, gebildeten Ehemanns sitzen und mich nach dir verzehren ... das wird dich jedes Mal aufs neue erfreuen, wenn du zu mir kommst." Diana merkte selbst, wie zynisch sie klang und schüttelte über sich den Kopf. "Verzeih. Das ist nur so viel schwerer als ich ohnehin schon dachte."
Sie genoss das Gefühl John so nahe zu sein, schmiegte sich genüsslich in seine Arme und lächelte dann leicht. "Wirklich? Das freut mich. Also ist uns wenigstens noch ein bisschen Zeit vergönnt." Ein oder zwei Wochen ... nicht viel, aber immerhin.

"Die hat er sicherlich. Ich denke, du wirst ihn mögen. Er lässt zwar so manches Mal kein gutes Haar an mir, aber oft genug hat er ja auch recht damit."
John grinste breit. "So ist es. Er wird sie der Welt als seine eigenen Kinder verkaufen, aber wir werden immer sicher sein, dass es meine sind. Und ich brauche dich gar nicht so sehr zu teilen. Es wird mich freuen, wenn du ungeduldig auf mich wartest, meine kleine Fee."
Er küsste sie tröstend auf die Wange. "Ich weiß...Aber leider kann nicht immer alles so gehen, wie wir es uns vorstellen."
John fuhr durch ihr Haar. "Ja...und ein bisschen Zeit haben wir ja auch verdient."

Diana

Diana war nervös. Sie musste sich mit aller Macht davon abhalten nicht von der Bank aufzuspringen und unruhig auf und ab zu laufen. John wollte ihr heute Jacob of Cumberland vorstellen und sie hatten beschlossen, sich im Garten zu treffen. Sollte sie jemand sehen, war das ein unverfänglicher Ort an dem sie sich auch rein zufällig über den Weg gelaufen sein konnten. Außerdem hatte Diana drinnen nur noch mehr das Gefühl vor diesem Moment flüchten zu wollen.
Als sie Schritte auf dem Kies näher kommen hörte, hob sie den Blick und entdeckte John mit seinem Begleiter. Diana erhob sich zögerlich und wartete bis die beiden sie erreicht hatten, nutzte die Zeit bis dahin, um Jacob of Cumberland unter halbgesenkten Lidern hervor zu mustern. Sicher, es spielte keine so große Rolle wie er aussah und wie sie ihn fand, wenn er nur umgänglich war. Aber Diana wusste, dass sie todunglücklich werden würde, wenn sie ihrem zukünftigen Gemahl nicht wenigstens Respekt und Höflichkeit entgegen bringen konnte.

Jacob

Jacob war ein wenig nervös, als John ihn durch den Garten führte, damit er seine Braut kennenlernte. Letztendlich war Johns Angebot zu gut um es abzulehnen. Diana war die Tochter eines einflussreichen Mannes von Adel und damit die perfekte Partie. Sie würde von ihm nicht viel erwarten, im Gegenteil eher glücklich sein, wenn er sie in Ruhe ließ. Und er würde endlich den Anforderungen seines Vaters gerecht werden, ohne viel dafür tun zu müssen. Doch John war kein ungefährlicher Mann, er würde vorsichtig sein müssen.
Als sie Diana erreichten, verneigte er sich. "Mylady..." Himmel, er brachte kaum einen Ton heraus. Sie war wirklich schön, das machte es ihm noch schwieriger.
"Ich...mein Name ist Jacob of Cumberland. Es ist mir eine Ehre.", brachte er fahrig hervor. Er war eigentlich ein redebegabter Mensch, aber Frauen verunsicherten ihn immerzu.

Diana

Diana knickste höflich als John und Jacob bei ihr ankamen. "Mylord." erklärte sie und warf John einen kurzen Blick zu. Was für ein verrücktes Spiel. Vor ihr stand der Mann, den sie liebte und den sie haben wollte und doch musste ihre Aufmerksamkeit nun dem anderen gelten, dem, den sie heiraten sollte.
"Diana of Cornwall, wie Ihr Euch sicher denken konntet." erwiderte sie und lächelte leicht. "Die Freude ist ganz meinerseits. Was haltet Ihr von einem kleinen Spaziergang, ich glaube, das lindert unserer beider Nervosität ein wenig." schlug sie dann vor, denn dass ihr Zukünftiger mindestens so nervös war wie sie, konnte man ihm leicht ansehen. Vermutlich litt er unter diesem Treffen sogar mehr als Diana selbst, wenn es stimmte, was John erzählt hatte und Jacob of Cumberland mit Frauen einfach nichts anfangen konnte.
"Wie war Eure Reise an den Hof? Ihr hattet keine Schwierigkeiten hoffe ich?" erkundigte Diana sich, um das Gespräch erst einmal in unverfängliche Bahnen zu lenken.

Jacob

Jacob nickte. "Ja, ich weiß. Ich denke, ein Spaziergang wäre ganz in Ordnung.", erwiderte er dann. Er tauschte einen kurzen Blick mit John. "Ich lasse euch ein bisschen allein.", sagte dieser dann, auch wenn es ihm nicht ganz so behagte. Was, wenn Diana Jacob doch mehr als nett fand?
Jacob und Diana setzten sich in Bewegung. "Oh nein, alles lief ruhig, auch wenn die Reise vom Norden hierher immer ein paar Tage mehr in Anspruch nimmt.", erwiderte er dann.
"Ich hoffe inständig, Mylady, dass Ihr mir verzeiht, sollte ich ein wenig plump wirken. Aber Frauen waren für mich schon immer ein Mysterium, ich fühle mich wie ein kleiner Junge."
Er seufzte leise. "John...hat mir gesagt, dass Ihr...einen Mann benötigt."

Diana

Diana sah John noch einmal an, ehe dieser sich etwas zurück zog und sie und Jacob ihren Spaziergang begonnen. Sie seufzte leise. "Ja, Ihr lebt nicht gerade im Herzen Englands dort oben im Norden." bemerkte Diana und zuckte dabei leicht die Schultern. Sie liebte den Süden Englands und der Gedanke an den doch etwas rauen Norden schreckte sie tatsächlich etwas. "Aber es freut mich umso mehr, dass Ihr eine angenehme Reise hattet."
Sie machte eine wegwerfende Geste. "Macht Euch darum keine Gedanken. Ich kann Euch verraten, dass ich heute mindestens genauso aufgeregt bin wie ihr." Wie oft lernte man schließlich einen potenziellen Ehemann kennen?
Diana unterdrückte ein Schaudern und lächelte matt. "Ich benötige einen Mann, ja ... das hat John ganz treffen formuliert." bestätigte sie seufzend. "Und Ihr seid gewillt, mich aus dieser Misere zu befreien, weil Euer Vater Euch zum Heiraten drängt, nicht wahr?"

Jacob

Jacob konnte nur zustimmen. "So ist es. Aber ich kann Euch beruhigen, es ist zwar etwas anders als im Süden, aber nicht weniger schön. Wir haben auch eine Küste wie Eure Heimat, es ist vermutlich nur etwas kühler."
Er lauschte ihr aufmerksam. John hatte recht, sie war eine gebildete Frau und jeder normale Mann hätte ihr zu Füßen gelegen. Wenn er nur nicht von Gott zum Geistlichen berufen worden wäre. So konnte er der Liebe und Fleischeslust nichts abgewinnen.
"Das ist wahr. Mein Vater übergeht meine Wünsche und versucht seit Jahren mich zu verheiraten. So könnte ich seinem Druck endlich entgehen. Schließlich wäre es auch zu Eurem Vorteil, nicht wahr? Ich braucht jeoch nicht zu befürchten, dass ich Euch anrühre. Es...ist einfach nicht recht meine Welt."

Diana

"Nun, so wie es aussieht, werde ich Euch ja bald berichten können, wie ähnlich Cumberland meiner Heimat ist." erwiderte Diana mit einem tapferen Lächeln. Dann nickte sie langsam. "Ihr habt ganz Recht, eine Ehe wäre ganz zu meinem Vorteil. Sollte ich nicht bald heiraten wird mein Ruf dahin sein, so viel ist sicher." Diana sah Jacob von der Seite her an und musterte ihn einen kurzen Moment lang. "Davor habe ich keine Angst." stellte sie klar. So etwas schreckte sie nicht mehr so leicht nach ihrem Erlebnis mit John im Wald. "Aber ich habe auch kein Problem damit, dass es so um Euch steht. Ich werde nicht darauf bestehen, dass Ihr dieser ehelichen Pflicht nachkommt." Diana runzelte nachdenklich die Stirn. "Aber ist Euch auch wirklich klar worauf Ihr Euch da einlassen wollt? John ist kein ganz einfacher Mann. Und wenn Ihr mich heiratet, dann wird John auch immer irgendwie dazu gehören." Und wenngleich Jacob von fleischlichen Gelüsten nichts wissen wollte, Diana hatte Johns Blick gesehen als sie gegangen waren. Er würde so oder so eifersüchtig sein.