William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Sébastien

"Das freut mich zu hören." Sébastien war heute wirklich froh, wenn er gemütlich Zuhause saß. Er machte den erneuten Ausflug für seine Frau und schwor sich, dass das das letzte Mal war, dass er sich so hatte breit schlagen lassen.
Er legte den Arm um ihre Schultern und ging mit ihr gemeinsam zur betreffenden Box. Auch Sébastien streichelte wohlwollend üner den kleinen Kopf. Er mochte diese kleine Knalltüte ja auch wirklich gern. "Das hat er wohl. Sein Löwenherz kann nicht mit der Länge seiner Beine mithalten, das musste er schmerzlich einsehen. Er wird wohl zukünftig vorsichtiger sein."
Er beobachtete, wie Laura Odysseus einen Apfel gab und eine gewisse Zärtlichkeit machte sich in ihm breit. Er war wirklich dankbar, dass er seine so tierliebe Frau hatte.
"Du verwöhnst den kleinen Racker."

Laura

Als Odysseus den Apfel genüsslich kaute, streichelte Laura weiter den kleinen Kopf und hob leicht die Schultern. "Er wird vorsichtiger sein und er wird wachsen. Irgendwann entspricht die Länge seiner Beine auch seinem Löwenherz." bemerkte sie leise, so als wolle sie dem kleinen Hengst ein Geheimnis damit anvertrauen.
Ihre Augen funkelten belustigt als sie den Blick zu Sébastien wandern ließ. "Und warum auch nicht? Er hat genug durchmachen müssen bis heute. Da kann ein kleiner Apfel manchmal Wunder wirken. Außerdem gefällt es mir gut, die Männer zu verwöhnen, die ich gern habe, ganz gleich ob zweibeinig oder vierbeinig." bemerkte sie augenzwinkernd.
Odysseus stupste sie sanft an der Schulter an und sie widmete ihm lachend wieder ihre Aufmerksamkeit. "Das gefällt dir, hm?" Sie kraulte ihn sanft hinter dem Ohr und betrachtete die klugen Augen. "Wird er eine Chance haben hier zu bleiben?" erkundigte sie sich bei Sébastien. Sie wusste, dass zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden konnte, welche Hengste womöglich hier im Gestüt für die Zucht blieben oder zumindest für die Ritter auf der Burg blieben. Aber bei manchen konnte man schon im Fohlenalter eine ungefähre Prognose abgeben, dass sie auf jeden Fall verkauft wurden oder dass sie gute Chancen auf einen Platz hier hatten.

Sébastien

Sébastien nickte langsam. "Das wird er sicher. Sie wachsen alle, manche schneller und manche langsamer. Man merkt immer wieder, dass du ein Dorfkind bist wie ich." Feinen Damen wäre all das egal. Sie interessierten sich oft erst für ihre Pferde, wenn sie alt genug waren um sie zu reiten. Aber Laura bekam zwangsläufig alles darum herum mit. Im Haushalt eines Stallmeisters wurde zwangsläufig alles geteilt und sei es nur, dass man in der Fohlzeit regelmäßig dem Ehebett fern blieb, um bei den Stuten zu wachen.
"So? Daran erinnere ich dich, wenn du mir das nächste Mal eines auf den Deckel gibst, weil du glaubst, ich hätte etwas falsch gemacht.", erwiderte er lachend, wiegte dann aber den Kopf hin und her. "Schwer zu sagen. Es kommt darauf an, wie er sich entwickelt. Er ist nicht gerade groß für sein Alter, das könnte sich aber auswachsen. Charakterlich jedenfalls hätte er sicher ganz gute Chancen, er ist recht umgänglich und klug. Aber sein Körper muss sich dem noch anpassen. Einen Zwerg können wir nicht in die Zucht nehmen."

Laura

Laura grinste, schüttelte dann aber den Kopf. "Nicht ganz. Du bist der Enkel eines hohen Lords, der Sohn eines Ritters ... du könntest ein feiner Edelmann werden, wenn du nur wolltest." bemerkte sie augenzwinkernd und griff mit der freien Hand nach seiner. "Aber ich bin ganz froh, dass du dich gegen die Burg und für das Dorf entschieden hast, weißt du?" verriet sie lächelnd.
Sie streckte ihm leicht die Zunge heraus als er lachte und lehnte sich dann etwas an Sébastien, den Blick nach wie vor auf Odysseus gerichtet, den sie gedankenverloren am Kinn kraulte.
"Größe ist manchmal nicht alles, weißt du?" erinnerte sie ihren Mann und strich dann sanft über die weichen Nüstern des jungen Hengstes. "Naja, dann werde ich dir einfach öfter noch einen Apfel vorbei bringen, damit du groß wirst und bleiben kannst." versprach sie lächelnd.

Sébastien

Sébastien hob die Schultern. "So ist es wohl....wenn ich wollte. Es ist nicht so, dass Vater mir nicht die Wahl gelassen hätte. Aber ich wollte nicht. Mir graut es davor, immer in feinen Sachen herum laufen und aufpassen zu müssen, was ich wem wann sage. Das hier ist viel natürlich und viel mehr ich. Außerdem hätte ich dich dann vermutlich nicht geheiratet, Liebes. Nichts standesgemäß." Er küsste sie auf die Stirn. "Ich bin wirklich froh, so wie es ist."
Er zog sie etwas enger an sich. "Das weiß ich, aber wir können einfach nicht riskieren, zukünftig nur noch winzige Pferde zu bekommen. Das wäre nicht gut fürs Geschäft. Aber bei so liebevoller Pflege wie du sie ihm zuteil werden lässt, wird er sicher groß und stark werden."
Er musterte sie. "Wir sollten wieder rein gehen. Du solltest dich nicht überanstrengen und es wird frisch hier draußen."

Laura

Laura grinste. "Eine kluge Wahl, denn es hätte kaum zu dir gepasst. So ist es schon ganz richtig." Laura schürzte die Lippen, schmiegte sich aber ohne Zögern mehr an Sébastien. "Er ist ja gar nicht winzig. Aber du wirst sehen, er wird sicher groß und stark und euch alle von sich überzeugen." Erklärte Laura entschieden und bedachte den jungen Hengst mit einem sanften Blick.
Sie seufzte leise als sie Sébastiens kritische Miene sah. "Ich werde Gott auf Knien danken, wenn es endlich soweit ist, dass mich nicht mehr alle wie ein rohes Ei behandeln." Bemerkte Laura und drehte sich in Sébastiens Armen herum, so dass sie ihn ansehen konnte. "Nur noch einen Moment, ja? Ich ... ich wollte noch etwas mit dir besprechen ..." erklärte sie dann leise.

Sébastien

"So ist es. Ich hätte mich keinesfalls wohl gefühlt. Ich bin einfach kein Edelmann." Sébastien nickte langsam. "Das wird er ganz sicher. Wie könnte es schon anders sein, wenn du dich so sehr bemühst? Der Kleine wird sich schon machen. Er hat ja noch eine ganze Menge Zeit."
Er grinste schuldbewusst. "Es tut mir leid. Aber ich mache mir eben Sorgen. Ich werde Vater, da will ich doch, dass es euch gut geht. Das ist zu entschuldigen, oder?"
Er hob überrascht die Augenbrauen, als Laura ihn aufhielt. Sie klang so ernst, was ihr wohl auf dem Herzen lag?
"Sicher. Was gibt es denn? Was willst du mit mir besprechen?"

Laura

Sébastiens schuldbewusstes Grinsen ließ wieder einmal Lauras Herz schmelzen. Je länger sie mit ihm verheiratet war, desto machtloser wurde sie gegen seine manchmal so freche und gleichzeitig so liebenswerte Art. "Das ist wahr, das ist zu entschuldigen. Und ich bin ja froh darüber, dass dir so viel an uns liegt." Wenn sie daran dachte, wie verzweifelt sie gewesen war als sie diese Schwangerschaft festgestellt hatte und nun fügte sich doch noch alles zum Guten.
Laura legte die Hände auf Sébastiens Brust, starrte einen Moment auf ihre Finger, dann sah sie wieder zu ihm auf. "Ich ... ich weiß, dass ich letzter Zeit oft unleidlich bin und es tut mir wirklich Leid. Es ist alles so neu für mich und ich glaube, manchmal überfordert es mich auch einfach. Und ich will so eigentlich nicht sein, so ungnädig und ... eifersüchtig, nur weil du lange arbeitest und ich zu Hause rum sitze und zu viel Zeit zum nachdenken habe." erklärte Laura langsam und sah Sébastien unverwandt an. Das letzte was sie wollte, war, dass er in ihr irgendwann eine Last sah, dass er sie für ein lästiges Anhängsel hielt.

Sébastien

Sébastien hob die Schultern. "Wieso denn auch nicht? Ihr seid doch meine Familie. Und dieses Kind ist mein Fleisch und Blut. Ich bin ja kein Lump."
Er hatte sich zwar erst gesträubt, aber letztendlich hatte er doch eingesehen, dass es seine Verantwortung war. Er war ja Schuld an dieser Sache und er hatte Laura gern.
Sébastien legte die Hände einen Moment auf ihren. "Was machst du dir nur für Gedanken? Was für ein Unsinn...Jeder weiß, dass schwangere Frauen oft ein bisschen unleidlich sind und du schleppst ja auch genug mit dir herum, sodass ich das verstehen kann. Und ich arbeite wirklich lange. Du hast keinen Grund zur Eifersucht. Ich meine...ich habe dir gesagt, ich werde vermutlich nicht immer ein guter Ehemann sein, aber im Moment halte ich mich zumindest an meine guten Vorsätze."

Laura

Laura sah auf ihre Hände als Sébastien die seinen darauf legte und hätte dann um ein Haar gelacht. Stattdessen sah sie ihn wieder an, reckte sich ein wenig und gab ihm einen Kuss. "Was ist nur aus dir geworden, Sébastien? Wann bist du so erwachsen und einfühlsam geworden?" wisperte sie leise. Laura lehnte den Kopf an seine Schulter und lächelte sanft. "Ich danke dir." Sie war sich nicht sicher gewesen, wie dieses Gespräch laufen würde, hatte nicht einmal einen wirklich guten Anfang dafür gewusst und schließlich einfach spontan darauf los geredet.
"Versprichst du mir etwas, Sébastien?" fragte sie und sah zu ihm auf. "Egal was du tust, sag mir einfach immer die Wahrheit, hm? Ich kenne dich und ich habe dich mit all deinen Ecken und Kanten geheiratet. Ich kann es ertragen, wenn du mir dann und wann untreu wirst, aber ich kann es nicht ertragen, wenn du mich irgendwann deswegen anlügst und irgendwelche Ausreden erfindest, wo du gewesen bist." Denn Laura ahnte, dass sie dann misstrauisch werden würde und beginnen würde hinter jeder Ecke Gespenster zu sehen und das wollte sie wirklich vermeiden.

Sébastien

Sébastien lachte leise. "Ich weiß auch nicht. Irgendetwas scheint mir den Kopf verdreht zu haben. Aber du könntest das gelegentlich meinem Vater sagen, der hält mich immer noch für einen verantwortungslosen Taugenichts.", schlug er dann amüsiert vor.
Seine Miene wurde wieder ernster, als sie weiter sprach und er schaute sie dann verblüfft an. "Ich verspreche es. Aber bist du sicher, dass du das willst? Ich dachte, es wäre für dich einfacher, wenn du von nichts wüsstest. Du bist wirklich eine seltsame Frau."
Es würde seltsam sein ihr zu gestehen, wenn er tatsächlich schwach geworden war. Aber eines Tages würde es so kommen, da war er sicher und dann würde sich zeigen, wie gut sie diese Dinge wirklich ertragen konnte.

Laura

Laura grinste breit. "Oh, das tut er nicht, glaub mir. Seit unserer Hochzeit ist er doch beständig daran interessiert immer das Gute in dir zu sehen und einen anständigen Familienvater aus dir zu machen." bemerkte sie augenzwinkernd.
Dann kräuselten sich ihre Lippen ein wenig spöttisch. "Aber deshalb haben wir uns doch auch so angezogen, hm? Eine normale Frau wäre dir doch viel zu langweilig." erinnerte sie ihn, seufzte dann aber. "Das dachte ich anfangs auch, weißt du? Wenn ich es nicht weiß, kann ich einfach die Augen schließen und mir einreden es wäre nichts. Aber das kann ich nicht. Ich wusste schon immer gern, woran ich bin. Du musst es mir ja nicht auf die Nase binden, wenn du es tust, nur ... erzähl keine Geschichten, hörst du? Das ist es, was mir wichtig ist. Mit wem und wie oft und wann genau du es womöglich tust, das will ich so genau gar nicht wissen. Aber ... herrje, es ist so schwer zu erklären ... ich ... ich will nicht, dass du mir erzählst, du wärst bei den Pferden gewesen oder mit irgendeinem Freund im Wirtshaus oder sowas, verstehst du? Denn ich glaube, dann fange ich an jeden Tag an dem du später kommst zu hinterfragen und das letzte, was ich werden will, ist ein unleidliches, misstrauisches und zänkisches Weib, weil ich denke, dass du mich bei jeder Gelegenheit betrügst." Laura seufzte leise. "Weißt du, was ich meine?" fragte sie mit einer Mischung aus Zweifel und Hoffnung, dass sie ihre wirren Gedanken richtig hatte ausdrücken können.

Sébastien

Sébastien hob die Schultern. "Wahrscheinlich nur, weil er geglaubt hat, dieser Tag würde nie kommen. Er dachte ja, es würde noch Jahre dauern, bis ich ihn zum Großvater mache und die Linie fortführe." Seine Eltern hatten Laura regelrecht begeistert aufgenommen.
"Hm, ja, du hast Recht. Ich mag keine ganz normalen Frauen, etwas besonders müssen sie sein." Er runzelte die Stirn und lauschte ihren Erklärungsversuchen.
"Hm, ich denke schon. Ich denke, ich verstehe, was du mir sagen willst. Wir werden..offen zueinander sein. Und ich verspreche dir, ich betrüge dich nicht bei jeder Gelegenheit. Ich bin nicht gerade standhaft, aber zumindest will ich versuchen mein Eheversprechen zu halten, so gut es eben geht."
Er strich kurz über ihren Rücken. "Und jetzt lass uns zurück ins Warme gehen."

Laura

Laura legte eine Hand auf ihren runden Bauch. "Tja, manchmal geschehen halt ungeplante Dinge, die alles verändern. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich sobald heiraten würde ... und auf dich hatte ich ja nicht einmal zu hoffen gewagt. Ich ging davon aus, dass Vater mir irgendwann irgendeinen Kerl sucht, der keine große Mitgift will und froh ist, eine Frau zu haben, die ihm den Haushalt führt." Mit Sébastien hingegen war ihr Leben soviel genussreicher und spannender geworden als sie je gehofft hatte.
Laura schenkte Sébastien ein Lächeln. "Ein gutes Versprechen, will ich meinen." erwiderte sie und nickte. "Na gut, lass uns gehen. Ich schätze, wir beide haben uns einen Platz im Warmen verdient."

Giselle reichte Levi ihren Sohn und lächelte leicht. "Leg ihn in sein Bettchen, Levi, sei so gut. Dann können wir mit der Untersuchung beginnen." Sie hatte sich nach der schweren Niederkunft und Levis Eingriff gut erholt, alles heilte wunderbar.
Levi wollte sich die Narbe noch einmal anschauen und zugleich hatte sie mit ihm besprochen, dass auch er sie gründlich untersuchen sollte. Sie wollte seine Einschätzung zu ihren Bewegungsmöglichkeiten wissen. Zu der alten Verletzung aus Kindertagen, die ein normales Leben verhinderte. Vielleicht hatte er noch so eine neumodische Idee, die ihr das Leben erleichtern konnte.
Levi leistete ihr ohnehin immer noch viel Gesellschaft, so hatte er bereitwillig gewartet, bis sie ihren kleinen William gestillt hatte. Das tat sie liebend gern selbst. Sie hatte nun wirklich genug Zeit dazu, auch wenn Rob darauf bestanden hatte, dass sie sich wenigstens von einer Amme unterstützen ließ.

Levi

Levi nahm den kleinen William entgegen und brachte ihn zu der Wiege hinüber. Während er das tat und den kleinen Jungen schließlich in seine Wiege legte und zudeckte, sang er leise ein altes Kinderlied, das seine Mutter ihm früher auch immer vorgesungen hatte. Manchmal hatte er dabei das Gefühl ihre Stimme in seinem Kopf noch einmal zu hören und so erfreute es nicht nur den kleinen William, sondern auch ihn selbst, wenn er dem Jungen etwas vor sang.
Dann kehrte er zu Giselle zurück, die auf dem großen Bett saß und wartete, dass er seine Untersuchung begann. Und selten war Levi so flau gewesen vor einer eigentlich routinemäßigen Untersuchung. Vielleicht, weil er selbst hoffte, dass er etwas finden würde, dass er eine Idee haben würde, um Giselle zu helfen und so setzte er sich selbst unter Druck.
Erst einmal begann er jedoch mit der Narbe an Giselles Bauch. Mit geübten Händen tastete er ihren Bauch ab, säuberte dann die Narbe mit einer Tinktur, die er mit Johns Hilfe zusammen gestellt hatte und nickte zufrieden. "Es sieht wirklich hervorragend aus. Ich denke, es wird reichen, die Narbe von jetzt an nur noch einmal am Tag entsprechend zu versorgen. Und sobald sie sich vollständig geschlossen hat, gebe ich Euch eine Salbe, die ihr ab und zu auftragen und einmassieren könnt, so bleibt die Haut geschmeidig."

Giselle beobachtete lächelnd, wie Levi den Kleinen in seine Wiege legte und ihm ein Lied vorsang. Sie lauschte aufmerksam. "Das klingt wunderschön...Du kannst wirklich gut mit Kindern, Levi. Du solltest auf jeden Fall irgendwann Vater werden.", stellte sie fröhlich fest.
Dann ließ sie ihn bereitwillig die Narbe behandeln. Sie war wirklich froh, dass er so erfahren war und sie vertraute ihm vollkommen. "Das ist gut. Eure Tinktur wirkt Wunder. Ich glaube, ich hatte noch keine Wunde, die so schnell verheilt ist. Und wenn du mir noch diese Salbe gibst, wird es sicher keine Schwierigkeiten geben."
Sie zwinkerte ihm zu und wartete dann ab, wie er fortfahren würde. "Ich kann dir genau ansehen, dass du nervös bist. Aber das musst du nicht. Es kann ja nur besser werden und ich kann damit leben, wenn du mir sagst, dass ich mehr nicht erreichen kann als de jetzigen Zustand."

Levi

Levi lächelte leicht. "Danke. Meine Mutter hat mir das Lied früher immer vorgesungen und irgendwie ist es hängen geblieben." bemerkte er und lachte dann. "Na ja, mal sehen. Erst einmal bin ich froh, ein neues zu Hause zu haben. Alles weitere wird sich zeigen." Und um Kinder zu bekommen, brauchte er schließlich erst einmal eine Frau.
"Ich denke auch. Der schwerste Teil ist überstanden, der Rest wird im Vergleich dazu wirklich leicht." Und wenn sie darauf achteten, die Wunde weiterhin einmal am Tag zu versorgen und zu kontrollieren, dann würde sich jetzt auch keine Entzündung mehr einnisten können.
Levi neigte leicht den Kopf. "Weil Ihr in mir lesen könnt, wie in einem Buch, Mylady." bemerkte Levi mit schiefem Grinsen. "Gut möglich, dass es so ist, aber vielleicht ist es auch einfach mein eigener Ehrgeiz, der mich so unter Druck setzt?" schlug er vor.
Dann atmete er leise durch und nickte, so als wolle er sich selbst Mut machen. "Ich würde mir gern zuerst Euren Rücken ansehen, wir drehen Euch also erst noch einmal um. Danach sehen wir weiter." entschied Levi. "Und ... vielleicht könnt Ihr mir noch einmal erzählen, wie genau es damals geschehen ist. Ihr seid die Treppe hinab gestürzt, nicht wahr? Könnt Ihr Euch erinnern, ob Ihr direkt nach dem Sturz schon kein Gefühl mehr in den Beinen hattet?"

"Manche Dinge vergisst man eben nicht und ich finde es schön, dass du es bewahrt hast. Das Zuhause hast du jetzt, der Rest kommt von ganz alleine.", munterte Giselle ihren Freund auf.
Sie lachte leise auf. "Ich kenne dich ja schon länger inzwischen und ganz schwer zu lesen bist du für mich nicht."
Giselle half ihm, als er sie drehte, damit er ihren Rücken begutachten konnte. "Ich habe mit meiner Schwester gespielt. Wir haben uns gestritten und ich bin davon gelaufen. Am oberen Ende der Treppe bin ich ins Stolpern geraten und die Stufen hinab gefallen. Ich bin mehrmals mit dem Rücken aufgeschlagen. Die Ärzte meinten, das Rückgrat sei gebrochen. Ich erinnere mich, dass ich große Schmerzen hatte. Aber ja, ich konnte nach dem Sturz schon meine Beine nicht mehr bewegen."

Levi

"Ja, das zu Hause habe ich jetzt. Und dafür werde ich Euch und Eurer Familie auf ewig dankbar sein." erwiderte Levi lächelnd, zog dann aber eine Augenbraue in die Höhe. "Dabei ist es im Grunde noch gar nicht so lange ... aber Ihr seid eine bemerkenswerte Frau und in gewisser Weise haben wir einiges gemeinsam, vermutlich wisst Ihr deshalb immer so genau, was in mir vorgeht."
Levi hörte Giselle aufmerksam zu, während seine Hände langsam über ihren Rücken glitten. Es war wirklich eine traurige Geschichte, besonders, wenn man bedachte, wie jung sie damals noch gewesen war. Aber er schob diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das, was seine Hände spürten. Aufmerksam tastete er ihren gesamten Rücken ab, befühlte die Muskulatur und auch vorsichtig die Wirbelsäule.
"Hm hm." Nachdenklich verharrte Levi einen Augenblick lang, dann begann er noch einmal die einzelnen Wirbel vom Nacken an durchzugehen. "Die Frage ist, was genau damals tatsächlich passiert ist. Sind Wirbel gebrochen, haben sie womöglich noch etwas anderes verletzt ..." Langsam arbeiteten sich Levis Hände weiter vor. "Fest steht, dass ihr einige ... Blockaden im Rücken habt. Einige Wirbel sitzen nicht so, wie sie eigentlich sollten. Das lässt sich korrigieren, manchmal leichter, manchmal etwas schwerer, aber letztlich alles machbar. Davon werdet Ihr aber noch nicht wieder laufen können, aber es lohnt sich zumindest schon einmal alles wieder in die Position zu bringen, in die es eigentlich gehört. Und davon ausgehend können wir weiter sehen." erklärte Levi nachdenklich. Vielleicht hatte er die eine oder andere Idee, die Giselle etwas helfen konnte, aber darüber musste er in Ruhe nachdenken. "Ihr habt erzählt, Ihr konntet wieder ein leichtes Kribbeln in den Zehen spüren, richtig?" fragte er dann nach. Das würde eine seiner Theorien zumindest bestätigen.

"Ja, vielleicht weiß ich es deswegen. Ich kann mich wirklich gut in dich hinein versetzen." Giselle spürte dem Druck seiner Hände nach und luschte dem, was er ihr zusätzlich erklärte. Vielleicht fand er ja doch einen weiteren Ansatz.
"Blockaden...", wiederholte sie leise. "Und wie kann man das korrigieren? Sicher lohnt es sich, auch wenn es keinen sichtbaren Erfolg haben wird. Aber du hast Recht. Rob und ich haben geübt. Er hat meine Füße und meine Beine bewegt und eines Nachts bin ich dann aufgewacht, weil mein rechter Fuß gekribbelt hat. Erst war es nur eine kleine Stelle an der Innenseite, inzwischen kribbeln dann und wann die Zehen. Wirklich bewegen kann ich sie immer noch nicht, aber ich fühle wieder, dass da etwas ist und men Körper nicht mit der Hüfte endet.", gab sie bereitwillig Auskunft.
Das klang wirklich interessant.

Levi

Levi strich über eine Stelle ihres Rückens an dem er ganz klar die verschobenen Wirbel spüren konnte. "In dem ich die Wirbel wieder zurück an ihren Platz schiebe. Manchmal geht es mit kleinem Aufwand schon, manchmal sind sie etwas hartnäckiger, dann kann es sein, dass wir mehrere Anläufe brauchen bis ich die Wirbel wieder richtig an Ort und Stelle habe." Er wollte keineswegs zu schroff vorgehen und riskieren ihr noch mehr Schmerzen zu bereiten. "Auch kann es sein, dass es sich am Anfang sehr ungewohnt anfühlt, denn je nachdem wie lange die Blockaden schon bestehen, hat sich der Rest Eures Körpers daran angepasst, die Muskeln drum rum zum Beispiel. Euer Körper muss sich dann erst an diese neue Position wieder gewöhnen." erklärte Levi.
Dann dachte er einen Moment über Giselles Bericht nach und nickte schließlich. "Das ist gut. Das Kribbeln in den Zehen bedeutet, dass die Verbindung zu Euren Beinen im Rücken nicht völlig zerstört wurde. Vielleicht waren es nur einige Wirbel, die gebrochen sind und die Verbindung zu Euren Beinen ... na sagen wir, blockiert haben. Diese Brüche können wie andere auch wieder zusammen wachsen, wie ein gebrochener Arm zum Beispiel. Nur müssen sie es richtig tun, damit sie ihre Funktion wieder voll zurück bekommen."

Giselle runzelte leicht die Stirn. "Nun, einen Versuch ist es sicher wert. Meinst du, mein Körper kann sich nach all den Jahren noch an diese neue Position gewöhnen? Ich nehme es in Kauf, dass es vielleicht am Anfang ungewohnt und unangenehm ist. Wenn du denkst, es könnte helfen, sollten wir es versuchen."
Sie lächelte. "Das hat John auch gesagt. Er sagte, es bestünde durchaus Hoffnung, wenn es so eine Reaktion auf unsere Übungen gibt. Die Brüche können zusammen wachsen, sagst du. Und wenn sie nicht richtig gewachsen sind, denkst du, es gibt dann keine Möglichkeit die Funktion wieder teilweise herzustellen?"
Sie würde so gern ein wenig beweglicher werden, um später auch mit ihrem Sohn mithalten zu können, wenn er zu krabbeln und zu laufen begann. Aber das war in weiter Ferne.

Levi

Levi nickte entschlossen. "Ziemlich sicher. Ich kann zunächst mit den leichten Stellen anfangen und die Wirbel korrigieren, die nur leicht verschoben sind beziehungsweise, die sich leicht wieder verschieben lassen. Dann machen wir eine Pause und warten einige Tage ab, wie es sich entwickelt, was Ihr für ein Gefühl dabei habt und dann könnten wir nach und nach die restlichen Blockaden lösen. Wichtig ist, dass nicht alles auf einmal geschieht, ich will vermeiden, dass Ihr dadurch womöglich Schmerzen bekommt."
Levi kratzte sich kurz am Kinn. "Nun ... sagen wir es so, wenn sie nicht richtig zusammen gewachsen sind, bleibt abzuwarten was für Möglichkeiten bestehen. Im schlimmsten Fall lässt sich keine weitere Besserung erreichen, ja. Aber auch wenn sie falsch zusammen gewachsen sind, besteht die Chance, dass man in Teilen eine Besserung erreichen kann. Es ist nicht unmöglich, es hängt einfach davon ab wie genau die Wirbel zusammen gewachsen sind." erwiderte Levi und fuhr mit den Händen nun leicht über die Stelle, die er sich als erstes vornehmen würde, wenn Giselle einverstanden war. "Vielleicht gibt es auch noch eine Möglichkeit für eine Behandlung, aber ... darüber muss ich erst noch einmal genau nachdenken. Und wenn ist es auch erst sinnvoll, sobald die Wirbel alles gerichtet sind. Damit sollte also zuerst begonnen werden."

Giselle nickte langsam. "Dann lass es uns versuchen, Levi. Lass es uns so machen, wie du gesagt hast. Wir fangen an und sehen, wie es ist. Und dann machen wir weiter. Ein paar Schmerzen werden mich nicht aufhalten, ich bin hart im Nehmen."
Sie hatte wirklich Hoffnung, dass seine Methode etwas brachte. "In Ordnung. Wir werden sehen...Und was für eine Behandlung meinst du, über die du nachdenken willst? Du hast so viele wundersame Ideen...So ganz anders, als John arbeitet. Man merkt, dass deine Quellen ganz andere Herkunft haben. Aber gut...wenn es Voraussetzung ist, sollten wir erst einmal mit dem wichtigen Teil beginnen."
Sie wollte es einfach versuchen.