William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Louis

Louis lachte leise. "Ja, das machst du. Dir zu viele Sorgen. Aber du hats ja auch ein großes Königreich, da muss man sich über ganz viele Dinge Sorgen machen. Aber jetzt musst du dir ja keine Gedanken mehr machen."
Er erwiderte die Umarmung seines Vaters und genoss sie, denn allzu häufig kamen solche Situationen nicht vor. Oft schien sein Vater zu glauben, er müsse ihn mit Distanz erziehen, um ihn härter zu mache. Oft konnte er das noch nicht verstehen.
"Ich denke, das wird toll...ich freue mich darauf ein Bruder zu sein."

Philippe

Philippe hatte Wort gehalten und den Nachmittag mit Louis verbracht, doch seine Gedanken waren immer wieder abgeschweift. Er hatte für den kommenden Tag seinen Kronrat einberufen und es galt einen Weg zu finden, wie man Bernad d'Armagnac los werden konnte.
Als er nun Eleonores Gemächer aufsuchte, drehten seine Gedanken sich noch immer etwas im Kreis, doch er hoffte, jetzt zumindest ein wenig Ablenkung bekommen zu können. Eleonore war allein, die Kinder waren schon schlafen und sowohl die Amme als auch Eleonores Zofe hatten sich zurück gezogen, also konnte Philippe seine Liebste ganz ungeniert in die Arme schließen.
"Es lief mit Louis wesentlich besser als ich gehofft hatte. Sicher, er liebt dich wie eine Mutter, trotzdem hatte ich es mir nicht ganz so leicht vorgestellt. Ich dachte er wäre ... ich weiß nicht ... vielleicht ein wenig schockierter, aber vermutlich ist er dafür einfach noch zu klein."

Eleonore hatte sich ein bisschen Ruhe gegönnt, nachdem der Nachmittag so aufwühlend und emotional gewesen war. Doch sie hatte fast erwartet, dass Philippe noch einmal kommen würde. Auch ihn hatte das Geschehen nicht kalt gelassen, besonders, da er nun wusste, dass sie ein Kind erwartete.
Als er eintrat, war sie allein. Die Kinder waren bereits im Bett, Bess hatte sich zurückgezogen.
Eleonore legte die Arm um seine Taille.
"Ja, er war sehr umgänglich. Ich denke, du hast unterschätzt, wie sehr er sich nach einer vollständigen Familie sehnt. Er will eine Mutter und er will Geschwister. Für alles andere ist er zu klein, er ist noch ein Kind. Er macht sich über all die Dinge keine Gedanken, die mit Bernard zusammen hängen. Du wirst es richten, davon ist er überzeugt."

Philippe

Philippe seufzte leise und nickte. "Das habe ich wohl, ja. Ich neige generell sehr zu Fehleinschätzungen, wenn es um meinen Sohn geht." bemerkte er selbstkritisch. Er wusste, dass er als Vater nur bedingt eine gute Figur abgab und er ahnte, dass es für Louis den Umgang mit ihm auch nur schwerer machte, weil der Junge ihn nur schwer einschätzen konnte.
Manchmal ertappte Philippe sich dabei, dass er die gleichen Fehler beging, wie seine Eltern bei ihm damals oder dass er im Versuch genau diese zu vermeiden, es in die andere Richtung hin übertrieb.
Zärtlich küsste er Eleonore und legte eine Hand auf ihren Bauch. "Vielleicht wird es bei dem zweiten Kind leichter." murmelte er leise. Bei dem zweiten Kind, das er nicht darauf vorbereiten musste eines Tages ein guter, starker König zu werden.

Eleonore schüttelte leicht den Kopf. "Ach, Philippe...Das ist doch ganz normal. Du bist ihm trotzdem ein guter Vater. Er zweifelt keinen Moment daran, dass du ihn liebst und er liebt dich genauso. Es ist nicht einfach ein Kind darauf vorzubereiten, dass es eines Tages ein starker und gerechter König werden muss."
Sie lächelte leicht und erwiderte den Kuss.
"Natürlich wird es das. Du wirst es vergöttern und du hast mich ja auch noch. Ich passe schon auf euch auf. Es wird gut werden, du wirst sehen. Vielleicht wird es ja eine kleine Prinzessin, du wirst sie so lieben. Ich kann es mir so gut vorstellen..."
Und es war so ein gutes Gefühl, seine Hände auf ihrem Bauch zu haben.

Philippe

Philippe lächelte leicht. "Nun, das ist schon mal beruhigend zu wissen. Mein Vater hat mich früher behandelt, als sei ich der Heilige Gral, ich glaube manchmal, ich habe im Grunde keine Ahnung, wie ein normales Vater-Sohn Verhältnis auszusehen hat." bemerkte er mit schiefem Grinsen.
Er lehnte seine Stirn leicht an Eleonores und sah ihr in die Augen. "Ich kann es kaum erwarten." murmelte er leise und strich über ihren noch flachen Bauch. "Du machst mir damit wirklich ein großes Geschenk, meine Schöne." erklärte Philippe und küsste Eleonore noch einmal. "Gottes Wege sind manchmal wirklich eigenartig, aber ich bin froh, dass er dich hier her geführt hat. Du wirst Louis und mir und Frankreich ausgesprochen gut tun."

Eleonore lachte leise. "Natürlich hat er das. Er hatte schon längst nicht mehr mit einem Sohn gerechnet, du bist...Frankreichs Hoffnung gewesen. Ein kleines Wunder... Aber dafür machst du es doch gut. Du hast eine gute Beziehung zu Louis, er ist ein großartiges Kind."
Eleonore ließ zu, dass er die Stirn an seine lehnte und lächelte liebevoll. "Und ich freue mich, dass du das so siehst..."
Sie grinste schließlich. "Mein Vater wäre sicher begeistert, wenn er das wüsste....Ich sorge mit für Frankreichs Zukunft, unfassbar. Aber du hast Recht. Gottes Wege sind eigenartig, ich bin aber genauso froh. Nachdem ich geflohen bin, hätte ich nicht gedacht, dass mein Leben so eine Wendung nehmen würde..."

Philippe

"Hm, nur weiter so. Aus deinem Munde klingen diese Sachen noch viel besser." bemerkte Philippe grinsend. Es war für ihn als Junge durchaus eine Herausforderung gewesen, nicht vollkommen den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als Prinz musste das wohl ohnehin schon schwierig sein, besonders als erstgeborener, aber es war in seinem Fall genau so, wie Eleonore gesagt hatte, niemand hatte mehr damit gerechnet, dass sein Vater noch einen Erben zeugen würde. Aber letztlich hatte sich ja doch alles zu seinem Vorteil entwickelt.
Philippe lachte auf. "Ach, Richard ..." er küsste Eleonore innig und grinste dann. "Sobald er es erfährt, wird er mir vermutlich am liebsten den Kopf abreißen, aber ich werde schon mit ihm zu Recht kommen. Außerdem ... wenn alles so geht, wie ich es mir vorstelle, sind wir ohnehin verheiratet bevor er auch nur einen Fuß auf seine eigenen Ländereien setzt und somit ist es sowieso gelaufen, er wird nichts weiter tun können als sich zu beklagen."

Eleonore legte die Hand an seine Wange. "Nicht, dass du mir noch eingebildet wirst, mein Liebster...", neckte sie. "Ich passe schon auf, dass euch diese Dinge nicht zu Kopf steigen. Wir werden eine große Familie werden..."
Eleonore legte den Kopf schief. "Du wirst schon mit ihm zurecht kommen, das glaube ich auch. Aber sei nicht zu hart zu ihm. Allerdings bist du sehr ehrgeizig, wenn du meinst, dass du mich vorher heiraten willst. Er wird sicher bald frei kommen."
Ihre Mutter und ihr Bruder würden alles daran setzen, dass ihr Vater so bald wie möglich frei kam. Jetzt, da Philippe das nicht mehr heraus zögerte, war es in greifbare Nähe gerückt.

Philippe

"Oh, ich glaube sofort, dass du mich davon abhalten wirst, eingebildet zu werden." bemerkte Philippe amüsiert. "Und ich kann es kaum erwarten, dass wir eine große Familie werden. Ganz offiziell. Herrje, ich kann all die neidischen Blicke jetzt schon sehen." bemerkte er heiter und küsste Eleonore noch einmal.
"Natürlich bin ich ehrgeizig, das weißt du doch, chérie. Und wenn er bald frei kommt, ist das nur ein umso größerer Ansporn." Es ärgerte ihn fast ein wenig, dass Eleonore erst hatte schwanger werden müssen, damit er diese Sache nun in Angriff nahm. Aber vorher waren sie beide erst einmal froh gewesen, Bernard los geworden zu sein. Doch vielleicht hatte Philippe dabei auch eine Chance verschenkt. Aber so oder so, er würde einen Weg finden, um Eleonore zu heiraten.

Aliz

Aliz sah sich ausgesprochen neugierig um, als sie vom Pferd stieg und sich im Innenhof der Burg von Oxford wieder fand. Es war ein gutes Gefühl, wieder Zuhause zu sein. Oxford war immer eine Art Zuhause gewesen, das spürte sie jetzt deutlich.
Ihr Vater gab gerade noch ein paar Anweisungen, die Pferde wurden fort geführt und schließlich trat sie zu ihm hin.
Er sprach gerade mit einem seiner Männer. Es dauerte einen kleinen Moment, dann erkannte sie ihn, denn er hatte sich kaum verändert.
"Eric! Schön dich wiederzusehen.", begrüßte sie ihn freundlich. Edward lächelte sanft. "Du erinnerst dich an Aliz, Eric?"

Eric

Eric war froh, dass Edward und sein Gefolge zurück in Oxford waren. Er war sich nicht sicher, woran es lag, aber er hatte den Eindruck, je länger er in Edwards Diensten stand, desto schlechter konnte er es ertragen, wenn dieser ihn irgendwo zurück ließ. Dieses Mal war er in Oxford geblieben und wenngleich es immer genug zu tun gegeben hatte, hatte Eric sich auf eigentümliche Art gelangweilt. Und zwar fast zu Tode.
Als er nun mit Edward im Burghof stand und ein paar Anweisungen entgegen nahm, war Eric beinahe selig. Es war ja nicht so als hätte er ohne Edward nicht gewusst, was er hier hatte tun sollen, im Gegenteil, er hatte hier erst gemerkt, wie gut Edwards Ausbildung eigentlich wirklich war, denn er hatte mit Leichtigkeit alles regeln können. Trotzdem fühlte er sich wohler, wenn er bei seinem Herrn war.
Eric nickte gerade und wollte eine Frage stellen, als jemand zu ihnen trat und auch schon einen Augenblick später seinen Namen sagte. Überrascht wandte er den Kopf und blinzelte ein wenig irritiert. Er hörte, was Edward sagte, aber er konnte einfach nicht glauben, dass die junge Frau, die ihm gerade gegenüber stand wirklich Aliz war. "Aliz ...?" Eric schüttelte leicht den Kopf. "Süßer Jesus, du ... ich ... es ist eine halbe Ewigkeit her, dass wir uns gesehen haben, scheint mir." bemerkte er wenig geistreich. In seinem Kopf war Aliz noch ein junges Mädchen mit frechen Zöpfen, aber keine solche Dame wie sie nun hier vor ihm stand.
Eric besann sich auf seine Manieren, legte die Hand auf die Brust und verneigte sich eilig ein wenig. "Willkommen zurück in Oxford, Aliz."

Aliz

Aliz war gar nicht überrascht, dass Eric so verwirrt reagierte, denn sicher hatte er nicht mit ihr gerechnet. Sie war in den letzten Jahren ja auch in Pembroke recht zufrieden gewesen und hatte keine Veranlassung zur Heimkehr gehabt. Jetzt aber war ihr Vater zurück und sie verstand sich auch mit Claire ausgezeichnet. Zudem wurde es tatsächlich Zeit, langsam nach dem passenden Mann Ausschau zu halten.
Sie lachte auf, als er so wenig geistreich antwortete und lächelte. "Natürlich ist es das. Wir haben uns zuletzt gesehen, als ihr zu eurem Kreuzzug aufgebrochen seid. Das ist nun einige Jahre her. Die Zeit vergeht rasch...."
Aliz knickste elegant. "Vielen Dank, Eric."

Eric

Eric lächelte matt. Er fühlte sich ein wenig als wäre er geradewegs gegen einen Balken gelaufen, so sehr hatte Aliz' Anblick ihn überrascht. "Ja. Ja, das ... das tut sie wohl. Es ist verrückt, wie lange es schon her ist ..." Er selbst hatte die Schwelle zum Mannesalter bereits übertreten gehabt als sie zum Kreuzzug aufgebrochen waren und Eric hatte das Gefühl sich seit dem - zumindest äußerlich - nur wenig verändert zu haben. Wenn er Aliz jedoch ansah, hatte er den Eindruck als wäre sie einer ganz anderen Welt entsprungen. "Die Zeit in Pembroke scheint dir gut bekommen zu sein." bemerkte er dann schließlich und deutete dann vage in Richtung der Pferde und des Gepäcks. "Brauchst du Hilfe mit deinen Sachen?" Die Frage war heraus bevor er darüber nachdenken konnte, wie unsinnig ist eigentlich war. Es gab genügend Diener, die hier schon fleißig zu Gange waren und wieso sollte ausgerechnet er Aliz' Sachen hinein schleppen?

Aliz

"Ja, ich kann es selbst kaum glauben. Du hast dich aber gar nicht so sehr verändert, scheint mir. Ich habe dich sofort erkannt."
Aliz hob die Augenbraue. "Geht es dir gut, Eric? Du wirkst ein bisschen, als würdest du neben dir stehen.", stellte sie fest, lächelte ihm dann aber zu.
"Das ist sie wohl. Es ist schön dort. Ruhig, ein wenig ländlich, aber es hat seinen ganz eigenen Charme. Ich war gern dort bei Tante Isabella. Aber jetzt war es an der Zeit nach Hause zurück zu kommen. Ich war lange genug dort."
Sie bedachte sein Angebot mit einem überraschten Blick. "Danke, das ist sehr nett von dir. Aber ich habe gar nicht allzu viel und ich glaube, sie sind alle schon eifrig zugange damit."

Eric

"Naja, ich war damals ja auch kein kleines Kind mehr wie du." bemerkte Eric amüsiert, wurde dann aber schlagartig ein wenig rot als ihm bewusst wurde, wie flegelhaft seine Worte geklungen hatten. "Ich meine ... tut mir Leid ..." entschuldigte er sich hastig.
Dann zog er etwas unbehaglich die Schultern in die Höhe. "Nein, nein, alles in Ordnung. Ich glaube, es bringt mich nur etwas aus dem Konzept, dass die geruhsamen letzten Wochen hier nun wieder ein Ende haben." erwiderte Eric, wenngleich er wusste, dass das Unsinn war. Er freute sich ja gerade darüber, dass hier endlich wieder mehr los war.
Sein Blick wanderte hinüber zu den Pferden die das Gepäck getragen hatten, dann nickte er langsam. "Na gut, dann ist ja für alles gesorgt." bemerkte Eric und sah dann mit einiger Anstrengung wieder zu Edward hinüber. "Wenn Ihr nicht noch etwas für mich zu tun habt, Mylord, würde ich erst einmal gehen und sicher stellen, dass hier alles ordentlich abläuft." verkündete er dann in der Hoffnung rasch wieder entlassen zu werden.

Aliz

Aliz grinste breit. "Schon gut, du hast ja nicht Unrecht." Aber es war amüsant, dass er so rot wurde und so untypisch verlegen reagierte. Sie kannte Eric schon viele Jahre und er war immer eher forsch gewesen. Offenbar hatte die plötzliche Begegnung ihn ein wenig aus dem Konzept gebracht.
"Das ist ein Grund, da hast du Recht. Es wird ein bisschen turbulenter zugehen, gerade auch mit deiner neuen Herrin, nicht wahr?"
Aliz lächelte und Edward nickte. "Nein, geh ruhig. Ich denke zwar, dass es nicht zu Schwierigkeiten kommen wird, aber es schadet nichts, wenn du ein wachsames Auge auf sie hast. Du hast hier ja alles im Griff, scheint mir."
Aber auch ihm viel auf, dass Eric der Situation entfliehen wollte und machte sich sein eigenes Bild.

Eric

Eric nahm sich zusammen und grinste breit. "Turbulenter, ja, das trifft es ganz gut. Ich glaube, meine Herrin wird uns alle sehr in Atem halten." bemerkte er und hielt sich im letzten Moment davon ab, Edward einen Blick zu zuwerfen, das wäre dann wohl doch etwas zu unverschämt gewesen in Aliz Anwesenheit.
Als Edward ihn entließ, sah Eric seinen Herrn wieder an und nickte leicht. "Oh, Schwierigkeiten sicher nicht, Mylord, aber meist wird die Arbeit ja doch ordentlicher erledigt, wenn jemand ein Auge darauf hat." bemerkte Eric, freute sich aber durchaus über das Lob, dass Edward so beiläufig hatte einfließen lassen.
Er verneigte sich erst leicht vor Edward, dann vor Aliz. "Mylord. Aliz. Es war mir eine Freude." erklärte er und trollte sich, um seine Gedanken wieder in Ordnung zu bringen und sich vor allem davon zu erholen, dass er sich gerade fürchterlich zum Narren gemacht hatte.

Giselle wartete bereits auf Levi, als er schließlich das Zimmer betrat. Sie wollten die Behandlung fortsetzen und Giselle war voller Ehrgeiz. Sie wollte etwas erreichen und vielleicht war dieser neue Weg, den er Jude einschlagen wollte, genau der richtige für sie. Sie hatten bisher nur kleinere Blockaden gelöst, jetzt wollte er an die schwierigeren Stellen gehen. Sie war aufgeregt, aber sie wollte es tun.
Giselle hatte ihren kleinen Sohn bei der Amme gelassen und so waren sie nun ungestört.
"Da bist du also...ich bin so aufgeregt, Levi...Es wäre großartig, wenn diese Sache eine Besserung bringen würde. Du...hast die Nadeln bekommen? Sind sie so, wie du es dir vorgestellt hast?"
Levi hatte in den letzten Wochen oft mit dem von John empfohlenen Goldschmied gesprochen und entsprechende Arbeiten in Auftrag gegeben.

Levi

In den vergangenen Wochen hatte Levi einige kleine Fortschritte in Giselles Behandlung erzielen können, nun wollten sie an die wirklich großen Probleme heran treten und er hatte auch endlich die erhofften Nadeln von dem Goldschmied bekommen. Über Wochen hinweg hatte er mit dem Mann zusammen immer wieder neue Varianten erprobt bis er nun mit dem Ergebnis vollends zufrieden war.
Er klopfte an die Tür zu Giselles Gemächern und trat ein als ihre Stimme von drinnen erklang. Er lächelte und nickte leicht. "Ja, da bin ich." bestätigte er und stellte seine Tasche neben dem Bett ab. "Das kann ich gut verstehen, mir geht es ganz ähnlich." räumte Levi ein, denn auch er hoffte darauf, dass seine Methode Erfolg haben und Giselle helfen würde. "Das habe ich. Sie sind hervorragend geworden, genau so wie ich sie brauche." erklärte er und holte sie aus seiner Tasche hervor, um sie Giselle zu zeigen. "Hier, schaut sie Euch einmal an."

Giselle lächelte sanft. "Dann geht es wenigstens nicht nur mir so." Die Hoffnung war einfach geweckt, dass sie kein hoffnungsloser Fall war, dass sie wieder ein bisschen mehr erreichen konnte, wenigstens etwas Gefühl in den Beinen. Und sei es nur, dass sie vielleicht eine neuerliche Niederkunft besser überstand als die letzte, sollte man ihr noch eine Schwangerschaft vergönnen.
Neugierig schaute sie sich die Nadeln an, die er mitgebracht hatte. "Sieht fast etwas gruselig aus. Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie es wird. Aber ich vertraue dir, du wirst es schon richtig machen."
Sie fuhr mit den Fingern darüber.
"Eine großartige Arbeit....Hoffen wir, sie helfen. Nun, wir sollten loslegen, oder? Je länger wir warten, desto schlimmer pocht mein Herz."

Levi

Levi musste grinsen. "Wirklich gruselig sieht es erst aus, wenn Euer Rücken damit gespickt ist." bemerkte er und zwinkerte Giselle leicht zu. "Aber wir werden es wie immer vorsichtig angehen. Wenn die Nadeln richtig sitzen, spürt Ihr sie im Grunde überhaupt nicht." erklärte Levi, obwohl sie sich über die Methode schon öfter ausgiebig unterhalten hatten.
"Da habt Ihr Recht." pflichtete er ihr bei und half Giselle dann dabei sich hinzulegen. Als sie schließlich mit entblößtem Rücken vor ihm lag, legte Levi die Nadeln auf einen Schemel, den er sich extra dafür neben das Bett stellte. Vorsichtig strich er mit seinen Händen über ihren Rücken. "Ich werde zunächst einmal kontrollieren, ob noch alles so sitzt, wie beim letzten Mal, dann fange ich allmählich damit an die Nadeln zu setzen." erklärte er, während seine Hände routiniert über Giselles Rücken wanderten.

"Das glaube ich auch. Aber das kann ich ja glücklicherweise dann nicht sehen.", erwiderte Giselle lächelnd. "Aber ich weiß, du bist immer sehr vorsichtig mit mir. Ich vertraue dir, ich habe dir schließlich schon mein Leben und das meines Kindes anvertraut. Da schrecken mich ein paar Nadeln nicht."
Sie ließ ihn gewähren, als er den Sitz ihrer Knochen prüfte und bemühte sich, halbwegs entspannt zu sein. Sie war immer aufgeregt, obwohl sie Levi wirklich blind vertraute.
"Und, was sagst du? Hat sich wieder etwas verschoben oder sind wir noch beim aktuellen Stand der Dinge?" Sie hoffte wirklich, dass ihr Körper sich an die neuen Begebenheiten anpasste.
Dann würden sich vielleicht ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Levi

Obwohl Giselle ihn ja nicht sehen konnte, senkte Levi etwas verlegen den Blick. Es berührte ihn immer noch sehr, wie Giselle ihm tatsächlich vertraute. "Und angesichts der Tatsache, dass Ihr mir etwas so wertvolles in die Hände legt, werde ich nur noch umsichtiger damit umgehen." erwiderte er während seine Hände über ihren Rücken glitten und jedes kleine Detail erfassten.
"Es ist ... hervorragend. Alles dort, wo ich es zuletzt gelassen habe, könnte man sagen. Keine neuen Blockaden, keine Verspannungen." urteilte Levi und wenngleich er nicht wollte, konnte man seiner Stimme das Lächeln dennoch anhören.
"Hier ist einer der Wirbel stark verschoben." erklärte er bedächtig und legte seine Hände sachte auf die entsprechende Stelle. "Das ist die Stelle an der ich heute ein wenig arbeiten will. Nur leicht, nicht zu viel und im Anschluss würde ich die ersten Nadeln setzten." Und dann würde sich zeigen, ob all die Mühe etwas wert war.

"Nun, bisher hast du mich ja auch noch nie enttäuscht.", erwiderte Giselle überzeugt. "Und ich bin zuversichtlich, dass du das auch nicht wirst. Wir können ja nur eine Besserung erzielen, wir haben nichts zu verlieren."
Sie lächelte zufrieden und konnte selbiges auch aus Levis Stimme ablesen. Er war hoch zufrieden mit seiner Arbeit und dem Ergebnis, das stimmte auch sie positiv.
"Wundervoll...es scheint, als würde die Behandlung anschlagen, scheint mir. Mein Körper kommt gut damit zurecht."
Sie nickte leicht. "Dann mal los...Ich finde, das klingt nach einem guten Anfang. Tu, was du für richtig hältst."
Sie war ein wenig nervös vor dem Setzen der Nadeln, aber sie würde es überstehen.