William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Edward sah Claire unglücklich an. Diesen Gedanken wollte er nicht einmal fassen. Eine Welt in der Claire nicht mehr an seiner Seite sein würde, war einfach grauenvoll und er wusste nicht, ob er das Versprechen, das sie von ihm verlangte, würde halten können, sollte es tatsächlich soweit kommen. Aber er wusste, dass sie ihn nicht ohne davon kommen lassen würde und deshalb musste er es wohl tun. Er musste es ihr versprechen und beten, dass er nie auf die Probe gestellt werden würde.
Edward erwiderte den Kuss und sah ihr in die Augen. Dann seufzte er leise. "Also gut." erklärte er ein wenig heiser. "Ich verspreche es dir." Er legte beide Arme um sie und zog sie fester an sich. "Und ich bete zu Gott, dass ich dieses Versprechen nie werde einlösen müssen." Nicht bevor sie beide nicht alt und grau waren. Vorher war es einfach nicht an der Zeit, er wollte nicht wieder alleine hier zurück bleiben.

Claire schenkte ihm ein Lächeln, als er es versprach und schmiegte sich dann an ihn. "Das wirst du nicht, mein Liebster. Ich werde bei dir bleiben und wir werden ein langes, gemeinsames Leben haben. Ich liebe dich..."
Claire strich über seinen Rücken. "Und irgendwann werden wir selber Kinder haben und dann wird ohnehin alles anders. Und dann werden wir zusammen alt und grau, sehen sie aufwachsen...Naja, du wirst ein bisschen schneller grau werden als ich, aber das macht ja auch nichts."
Sie seufzte zufrieden und lauschte seinem Herzschlag.
"Mach dir nicht immer so viele Gedanken um die Zukunft. Lass sie uns erleben..."

Edward hatte das Gefühl, er müsse schier vergehen vor Liebe zu dieser Frau. Wenn er in Bezug auf sein privates Glück nicht solch ein Skeptiker geworden wäre, hätte er gesagt, Gott habe Claire geschickt, um ihn für allen Unbill zu entschädigen, den er bisher erlebt hatte. Es war ein schöner Gedanke und vielleicht konnte er sich noch daran gewöhnen ohne Angst vor der Zukunft zu haben.
"Ich liebe dich auch. Und ich kann es kaum erwarten unseren ersten Nachwuchs in den Armen zu halten." erwiderte er und lachte leise auf. "Da nehme ich auch in Kauf schon früher als du graue Haare zu bekommen." Edward hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und sah Claire dann wieder in die Augen. Vielleicht war es an der Zeit auch noch ein weiteres kleines Geheimnis zu lüften ...
"Und wo wir gerade bei der Zukunft sind, ich weiß, dass wir noch nicht lange hier sind, aber was würdest du zu einer Reise nach Pembroke sagen? Ich würde dir gerne jemandem vorstellen ..."

Claire lächelte zufrieden. "Ich freue mich auch darauf. Aber mein Vater wird es sicher schwer nehmen, wenn er in kurzer Zeit zweimal Großvater wird. Meine Schwägerin erwartet dieser Tage das erste Kind."
Sie legte den Kopf etwas zur Seite.
"Du steckst heute voller Überraschungen. Was ist denn mit dir los heute?"; erwiderte sie lachend. "Ich habe nichts gegen eine Reise. Dann kann ich deine Schwester auch kennenlernen, ich kenne sie nur vom Sehen. So, wen möchtest du mir denn noch vorstellen?"
Sie hatte keine Ahnung, wen er noch aus Pembroke kannte. So oft war er doch gar nicht dort gewesen.

Edward lachte leise. "Ach, ich habe Hoffnung. Wenn dein Bruder ihm nun erst einmal einen Enkel direkt vor die Nase setzt, wird er ein wenig Zeit haben sich daran zu gewöhnen bis es bei uns soweit ist. Und es kann nicht schaden, wenn sich unser Nachwuchs noch ein klein wenig Zeit lässt, dann haben wir erst noch ein wenig Zeit für uns." Und vor allem war Claire im Grunde ja auch noch furchtbar jung und Edward wollte nicht, dass ihr durch eine frühe Schwangerschaft etwas geschah.
Edward lächelte schief. "Naja, irgendwann muss ich ja nach und nach mit all meinen Geheimnissen raus rücken, nicht wahr?" Er nickte und schob einen Arm unter seinen Kopf, den anderen ließ er um Claires Taille geschlungen. "Isabella wird dir gefallen, sie ist fantastisch." Und Edward war gespannt darauf, was sie zu Claire sagen würde und zu seiner Hochzeit, wenn sie sich endlich wieder gegenüber standen.
"Und ich glaube, du wirst auch viel gefallen an Aliz finden. Sie ist meine Stieftochter und in deinem Alter. Sie hat jetzt lange in Pembroke bei Isabella gelebt, aber vielleicht will sie ja wieder mit zurück hier her." berichtete Edward und atmete dann verstohlen durch. "Vor allem, will ich dich aber noch jemand anderem vorstellen und zwar ... meinen Kindern."

Claire grinste. "Da könntest du allerdings Recht haben. Vielleicht hat er sich dann bis dahin mit seiner Rolle als Großvater abgefunden. Bei Laura müsste es bald soweit sein. Ich hätte allerdings auch nichts dagegen, wenn wir noch ein bisschen Zeit haben, bis wir Nachwuchs bekommen. Ich hätte gern noch etwas Zeit mit dir allein."
Sie lachte leise. "Ja, vielleicht. Aber dass du dir gerade diesen Moment dafür aussuchst...Ich bin gespannt auf sie. Vielleicht können Aliz und ich uns wirklich anfreunden. Ein bisschen seltsam, dass deine Stieftochter in meinem Alter ist, aber ich freue mich trotzdem darauf."
Sie starrte ihn überrascht an. "Deine Kinder? Wie soll ich das denn verstehen? Ich dachte, du hättest nur deine drei Söhne..."

"Bestimmt. Er kann jetzt mit seinem Enkel schon einmal üben und einen Narren an dem Kind fressen und so wird er versöhnt sein, wenn wir ihm weitere Enkel bescheren." erwiderte Edward augenzwinkernd. "Tja, mein Herz, dass liegt daran, dass du einen alten Greis von 31 Jahren geheiratet hast." gab er grinsend zurück.
Dann nahm Edward sein letztes bisschen Mut zusammen und schüttelte leicht den Kopf. "Neben den dreien gibt es auch noch ... Juliana und Edmund. Sie leben mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in Pembroke, da sie noch zu klein sind als dass ich sie von Hanna weg holen wollte. Juliana ist jetzt fünf und Edmund gerade drei. Ihre Mutter war in meiner Ehe mit Helene vermutlich einer der größten Streitpunkte, weil ... weil ich die Finger einfach nicht von ihr lassen konnte, was Helene natürlich nicht allzu sehr gefallen hat, wie du dir vermutlich denken kannst." erklärte Edward langsam. "Aber die ganze Sache war mit Helene ja ohnehin schon kompliziert genug und da sie einen Holzklotz wie mich heiraten musste, stand die ganze Sache wohl von Anfang an unter keinem allzu guten Stern."

"Das ist eine gute Taktik. Du hast sicherlich recht." Claire fuhr Edward durch die roten Locken. "Oh sicher, du Tattergreis. Das habe ich jetzt davon."
Sie hob die Augenbrauen. "Du hast zwei Kinder in Pembroke? Kleine Kinder? Das...kommt überraschend. Ich kann verstehen, dass das ein Streitpunkt in deiner Ehe war. Helene war sicher nicht begeistert davon, vor allem wenn es zwischen euch kompliziert war."
Claire überlegte einen Moment. Es war Vergangenheit, was in dieser Ehe geschehen war. Es ging sie nichts an und sie sollte nicht darüber urteilen.
"Erzähl mir von Hanna und den Kindern...", bat sie daher.

Edward nickte grinsend als Claire ihm durch die Haare strich und gab ihr einen Kuss. "So ist es, aber nun ist es zu spät, nun wirst du mit mir altem Mann leben müssen." scherzte er leise, ehe er wieder ernst wurde und nickte.
Er musste lächeln als Claire ihn bat von Hanna und den Kindern zu erzählen, denn das war so typisch für sie. "Hanna war lange Zeit sowas wie die gute Seele der Burg hier, könnte man sagen. Sie hat hier gearbeitet und besonders nach Julias Tod dafür gesorgt, dass hier alles anständig weiter ging ... und sie hat auch mir beigestanden. Ich glaube, es ist schwer jemandem zu beschreiben, was ich für Hanna empfinde ... sie ... sie war mir lange Zeit eine gute Freundin und Vertraute und nun mal auch ein bisschen mehr." Er seufzte leise. "Sie hat mir die Tochter geschenkt, die ich so gerne wollte, aber sie und Helene kamen einfach nicht zurecht also habe ich Hanna und Juliana zu meiner Schwester nach Pembroke gebracht als mein Aufbruch zum Kreuzzug bevor stand. Ich wusste, dass die beiden bei Isabella gut aufgehoben sein würden und so war die Situation sowohl für sie als auch für Helene wohl einfacher. Tja und aus unserem Abschied in Pembroke ist Edmund entstanden, der kleine Kobold. Bis ich aus Österreich zurück kam, wusste ich nicht einmal, dass es ihn gibt." Edward schloss einen kleinen Moment die Augen. "Ich habe meinen Sohn in den drei Jahren seines Lebens gerade einmal ein paar Wochen gesehen und für ihn ist Hannas walisischer Ehemann, den sie inzwischen geheiratet hat, eigentlich sein Vater." schloss Edward und konnte nicht ganz verhindern, dass er ein wenig bitter klang. Claire hatte diesen absurden Schmerz gelindert, den er nach seiner Rückkehr nach England verspürt hatte, aber der Gedanke daran, dass er nach Hause gekommen war und sich sowohl Helene als auch Hanna von ihm abgewandt hatten, war immer noch bitter.

Claire lachte. "Da habe ich nun wirklich kein Problem mit..." Sie hörte aufmerksam zu und war Hanna fast ein bisschen dankbar. "Sie hat dir beigestanden in einer schweren Zeit, ich kann durchaus verstehen, dass das sehr verbindet. Besonders, weil sie dir Kinder geschenkt hat."
Aber sie konnte Edward auch deutlich seine Verbitterung darüber anmerken, dass sein kleiner Sohn bei einem anderen Mann aufwuchs.
"Nun, sie konnte ja nicht ewig darauf warten, dass du heim kommst. Sie muss ja auch an ihr Leben denken. Sei dankbar, dass deine Kinder in einer heilen Familie aufwachsen, Edward, das ist viel wert. Du bist viel unterwegs und du hättest sie von ihrer Mutter trennen müssen. Das ist auch nicht gut für Kinder. Ich denke, es ist gar nicht schlecht so wie es ist. Du kannst sie doch besuchen...Hanna hat ihnen ja nicht verschwiegen, dass du ihr Vater bist, oder? Edmund auch nicht?"

Edward nickte langsam. "Das hat sie und dafür bin ich ihr wirklich dankbar." Und trotz seiner Eifersucht, freute er sich ja auch darüber, dass Hanna glücklich war. Außerdem hatte er jetzt Claire an seiner Seite und er hatte schon bei früheren Gelegenheiten gemerkt, dass ihn das sehr milde in seinem Urteil stimmte.
"Natürlich konnte sie das nicht, aber es wäre leichter, wenn es nicht gerade Pembroke wäre. Wenn sie hier jemanden geheiratet hätte. Sicher, ich kann Juliana und Edmund besuchen, sie wissen, dass ich ihr Vater bin, aber wie oft schaffe ich es schon nach Pembroke? Und dann bin ich für einige Tage oder wenn ich viel Glück habe, wenige Wochen dort und dann bin ich wieder eine halbe Ewigkeit verschwunden." Edward seufzte. "Ich will mich ja auch nicht wirklich beklagen, nur ... ich habe fünf Kinder und keines davon ist hier. Keines ist bei mir und wächst hier in Oxford auf." Sicher, Gabriel war viel hier gewesen, aber das lag nun auch schon einige Zeit zurück und Gabriel war auch kein kleiner Bengel mehr. Aber auch für ihn gäbe es Grund genug in Oxford zu sein, denn eines Tages würde er schließlich der neue Earl werden.

"Du hast ja Recht. Aber du selbst hast sie nach Pembroke gebracht. Dort hat sie eben den Mann gefunden, den sie heiraten wollte. Das ist nicht einfach. Sie musste schließlich einen Mann finden, der sie mit zwei unehelichen Kindern noch nimmt. Ich bin gespannt, diesen Mann zu sehen. Er muss recht gutmütig sein. Deine Kinder scheinen sich ja auch wirklich wohl zu fühlen. Und wenn sie alt genug sind, wirst du sie sicher auch einmal mit her nehmen können."
Claire lächelte aufmunternd. "Aber Gabriel wird bald zurückkommen. Er wollte nur am Anfang nicht hier sein, wenn wir frisch verheiratet sind, das weißt du doch. Sei nicht so trübsinnig. Michael und Raphael kommen doch auch her, wenn sie älter sind."

Edward grinste leicht. "Ja, ich habe sie nach Pembroke gebracht. Und ich bin auch verantwortlich für all die Dinge, die in meinem Leben schief gelaufen sind, das ist mir mittlerweile durchaus bewusst." Wenngleich er manchmal halt trotzdem nicht aus seiner Haut konnte. Edward gab sich Mühe, aber er war nun einmal so wie er war. Er war ein Querkopf, trug sein Herz oft auf der Zunge, hatte ein leicht entflammbares Temperament ... er war einfach kein so vorbildlicher Charakter wie Robert zum Beispiel.
Edward schürzte leicht die Lippen. "Ich bin nicht trübsinnig. Glaube ich jedenfalls. Ich bin ... nur einfach manchmal ein sentimentaler Narr. Auch das ist etwas, womit du wohl wirst leben müssen, mein Herz." erklärte Edward und küsste sie sanft. "Ich bin ausgesprochen gut darin, einen Scherbenhaufen anzurichten und ihn dann zu beklagen ... und dafür zu sorgen, dass jemand anderes sie wieder zusammen setzt." Darüber beklagte Robert sich ja oft genug mit mal mehr mal weniger ernstem Hintergrund.

Claire grinste zurück. "Das ist eine sehr löbliche Einstellung." Sie erwiderte seinen Kuss und stützte das Kinn dann auf seine Brust. "Damit kann ich ausgesprochen gut leben. Ich mag sentimental...Und ich hoffe ja, dass du erst einmal keinen weiteren Scherbenhaufen anrichtest. Falls doch, werde eben ich diejenige sein, die ihn dieses Mal zusammen setzt.", stellte sie in Aussicht.
Und sie freute sich jetzt erst einmal auf die Reise nach Pembroke. Etwas mehr von der Welt sehen, Edwards Schwester und seine Kinder kennenlernen...
"Aber jetzt lass uns schlafen, hm? Genug Geheimnisse für heute..." Aber sie war glücklich, dass Edward solches Vertrauen zu ihr hatte.

Edward lachte leise. "Ich werde mir große Mühe geben. Wenngleich es beruhigend ist, zu wissen, dass du mir in einem solchen Fall beistehen wirst." Edward strich Claire sanft über den Rücken und lächelte. Er hatte vom ersten Moment an gewusst, dass Claire für ihn etwas besonderes war, aber wie gut sie ihm und seinem Seelenfrieden tatsächlich tat, realisierte er erst jetzt von Tag zu Tag mehr wo sie gemeinsam hier in Oxford waren. Und er genoss es endlich wieder eine Frau an seiner Seite zu haben, die er bedingungslos liebte und andersherum.
"Eine gute Idee. Und keine Angst, meine dunkelsten Geheimnisse kennst du jetzt, das schwerste ist also geschafft." verriet er augenzwinkernd, dann zog er die Bettdecke etwas weiter über sie und küsste Claire noch einmal zärtlich. "Schlaf gut, mein Herz."

Claire hatte Eric beobachtete, wie er mit einer der Mägde getändelt hatte und das bestärkte sie in ihrem Bestreben, ihm einmal auf den Zahn zu fühlen. Ihrer Meinung nach war auch Eric längst soweit zu heiraten, Edward war sehr nachgiebig, was solche Dinge anging.
Als der Ritter ihres Mannes nun die Treppe hinauf kam, weil er nach Edward suchte, empfing Claire ihn mit einem Lächeln in der Fensterbank sitzend.
"Eric...Edward ist noch nicht da, es wird noch ein kleines bisschen dauern. Sag, trägst du dich mit ernsthaften Absichten, was Belle angeht? Ich habe dich gesehen...."
Eric war wirklich ein Filou, schien ihr.

Eric

Eric war zufrieden damit, dass sie nun wieder in Oxford waren. Er war wirklich gerne hier, über all die Jahre war es ihm ein zu Hause geworden und wenngleich er den Aufenthalt in Truro genossen und viel Zeit mit seiner Familie verbracht hatte, war er auch ebenso gern wieder mit zurück nach Oxford gekommen.
Zumal er hier seit einiger Zeit ein neues Objekt der Begierde gefunden hatte und die hübsche Belle es wirklich wert war, ihr etwas mehr Zeit zu widmen.
Nun war er aber gerade auf der Suche nach seinem Herren, fand jedoch nur dessen neuer Gemahlin in der Fensterbank sitzend vor. "Mylady." er verbeugte sich leicht vor Claire. "Dann werde ich später wieder kommen, es eilt nicht so sehr." erklärte er und wollte sich schon wieder trollen als Claire ihn jedoch in ein Gespräch verwickelte. Und zwar eines von der Sorte, das Eric nicht gerade gern führen wollte. Schon gar nicht mit der blutjungen Gemahlin seines Dienstherren.
Er schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln. "Ich fürchte, ich bin nicht ganz sicher, was Ihr meint, Mylady." räumte Eric schulterzuckend ein. "Belle ist ausgesprochen nett, wir haben ein wenig geplaudert, nichts weiter."

Claire schüttelte leicht den Kopf. "Das ist nicht nötig, du kannst gern hier warten. Er müsste jeden Moment zurück sein.", bot sie freundlich an. Sie spürte genau, dass Eric dieses Gespräch nicht mit ihr führen wollte, aber sie wollte, dass er sie ernst nahm.
"Oh komm schon, Eric, halte mich nicht für ein Schaf, nur weil ich jünger bin als du. Du hast ein wenig mit ihr geplaudert, ihr Komplimente gemacht und ihr ein bisschen den Kopf verdreht. Daran ist ja im Prinzip auch nichts auszusetzen, aber ich denke, sie hätte es verdient zu wissen, ob du ernstere Absichten hast als sie nur mal kurz ins Heu mitzunehmen."
Sie verdrehte leicht die Augen. "Und jetzt schau mich ja nicht so schockiert an, ich bin auf einem Gestüt aufgewachsen. Glaubst du, ich bin ein unwissendes, zartes Mauerblümchen? Du kannst mich ruhig ernst nehmen."

Eric

Eric nickte leicht. "In Ordnung, vielen Dank, Mylady." erwiderte er und starrte Claire dann verblüfft an als sie so unumwunden zum eigentlichen Kern ihrer Frage kam. Seine Mundwinkel zuckten belustigt und er verbeugte sich rasch noch einmal etwas, damit sie sein unpassendes Grinsen nicht so. "Kein unwissendes, zartes Mauerblümchen, Mylady. Nur ... sind das Dinge über die ich in der Regel nicht spreche, besonders nicht mit einer Frau." Eric mochte ein Filou sein, keine Frage, aber er war immer bemüht darum diskret zu sein und er prahlte auch nicht vor seinen Freunden mit seinen Bettgeschichten.
Eric sah Claire wieder an, nun wieder eine Spur ernster. "Aber Ihr könnt beruhigt sein, Mylady. Ich mache niemandem etwas vor, ich mache kein Geheimnis daraus, was meine Absichten sind und was nicht. Es liegt nicht in meinem Interesse irgendjemanden hinters Licht zu führen, das wäre ziemlich schäbig und ehrlos." erklärte er entschlossen und bemühte sich dabei, seine Empörung nicht zu sehr heraus klingen zu lassen.

Claire lachte leise. "So, ein Gentleman also, hm? Ich hätte nicht gedacht, dass du so zurückhaltend bist. Aber wenn du es sagst, bin ich ein wenig beruhigt. Ich möchte nicht, dass du mit ihren Gefühlen spielst und sie nachher das heulende Elend ist. Das hat sie nicht verdient. Ich bin froh, dass du das genauso siehst. Verzeih mir meine Zweifel, ich kenne dich zu wenig um das einschätzen zu können."
Claire legte den Kopf schief.
"Du solltest wirklich darüber nachdenken zu heiraten, Eric. Es wäre an der Zeit.", bemerkte sie dann. "Gibt es keine Frau, die dir genug gefällt, als dass du ernstere Absichten hegen könntest? Wenn die gute Belle es schon nicht ist?"

Eric

Eric grinste leicht und neigte den Kopf. "In Bezug auf diese Dinge auf jeden Fall, Mylady. Und es gibt nichts zu verzeihen, macht Euch keine Gedanken." Er war ja schon froh, dass sie ihm nicht dennoch eine ewig lange Predigt darüber hielt, dass es trotz allem unschicklich war, wenn er Belle nicht heiraten wollte.
Dann plötzlich lachte er auf. "Heiraten?" wiederholte er, hob abwehrend die Hände und schüttelte leicht den Kopf. "Nein, Mylady, ich glaube nicht. Das hat ... wirklich noch viel Zeit. Ich mag vielleicht älter sein als Ihr, aber so alt bin ich nun doch noch nicht." Außerdem glaubte er nicht, dass er ein Mann fürs Heiraten war. Er war nicht wie Lucas, das hatte er bei seinem letzten Besuch in Truro wieder einmal festgestellt.
Eric schüttelte noch einmal leicht den Kopf. "Nein, bisher nicht. Und ich glaube, ich bin auch derzeit noch mehr als zufrieden mit meinem Dasein, so wie es jetzt ist." Und er hoffte inständig, dass Edwards neue Ehe nicht dazu führte, dass sie nun ständig nur noch hier in Oxford herum saßen und die Hände in den Schoß legten. Das wäre ihm wohl doch ein wenig zu zahm, wenn er ganz ehrlich war, so gern er auch immer hier war.

Claire grinste zurück. "Ich danke dir." Es schien, als würde ihr Verhältnis zu Eric doch nicht ganz so kompliziert werden wie befürchtet. Sie wusste, dass Eric ihrem Mann ausgesprochen wichtig war. Darum war es ihr wichtig, dass sie sich gut verstanden.
"Oh, aber du versäumst so viel. Wünschst du dir denn nie, eine Familie zu gründen? Jemanden zu haben, der auf dich wartet, wenn du nach einem langen Tag heim kehrst? Ich denke, du bist schon recht spät an. Dein Bruder ist doch schon längst verheiratet, nicht wahr?"
Claire schüttelte leicht den Kopf.
"Nun, wenn wir bald nach Pembroke gehen, triffst du vielleicht eine Frau, die es wert ist."

Eric

Eric legte den Kopf ein wenig zur Seite und sah Claire nachdenklich an. "Nein, wirklich nicht. Ich bin sehr zufrieden mit dem was ich habe und bisher waren wir immer so viel unterwegs, ich hätte eine Familie ja doch immer nur sporadisch gesehen." Und er hatte bei seinem Dienstherren schließlich gut genug beobachten können, wie anstrengend dieses ständige Abschiednehmen war.
Eric schnitt eine kleine Grimasse. "Nun 'längst' ist vielleicht ein wenig übertrieben. Er hat geheiratet während wir auf dem Kreuzzug waren. Aber Lucas ist auch ganz anders als ich. Er kommt ja kaum je aus Truro heraus und ist dort fest verwurzelt. Ganz davon abgesehen, dass er von uns beiden immer schon der ernste, besonnene Typ war." Eric zog eine Augenbraue in die Höhe, dann lachte er. "Eine Waliserin? Ich schätze eher nicht." Das Verhältnis zwischen Wales und England war immer kompliziert gewesen und war es noch und Eric vermutete, dass es keinen Mann in Wales gab, der seine Tochter freiwillig mit einem englischen Ritter verheiratete. Oben drein noch mit einem solchen Taugenichts wie ihm.

Claire hob die Schultern. "Vielleicht wirst du noch feststellen, dass du nicht so zufrieden bist, wie du dachtest. Sicher, ihr wart viel unterwegs. Aber jetzt wird es einfacher werden." Es würde schließlich nichts dagegen sprechen, wenn Erics Frau in ihre Dienste trat. Aber der junge Ritter schien ziemlich entschlossen, erst einmal nicht näher darüber nachzudenken.
"Sicher, er lebt ein anderes Leben und ist zufrieden damit. Aber beneidest du ihn nicht manchmal um sein Leben?"
Claire grinste. "Ach, warum nicht? Außerdem gibt es in Lady Isabellas Gefolge sicher die ein oder Andere hübsche englische Dame."

Eric

Einfacher oder langweiliger? schoss es Eric durch den Kopf, doch er hielt sich gerade noch davon ab es auszusprechen. Stattdessen hob er leicht die Schultern. "Ich werde es auf mich zukommen lassen, Mylady. Bis ich eines besseren belehrt werde, halte ich mich erst einmal daran, dass ich zufrieden bin mit meinem Leben." erwiderte er lächelnd. "Beineiden? Nein. Ich habe mich sehr bewusst für diesen Weg entschieden, ich hätte auch in Truro bleiben können, mein Vater wäre davon sicher begeistert gewesen, aber ich hatte damals schon das Gefühl, dass das nicht mein Weg und nicht mein Leben ist und ich hatte Recht."
Eric betrachtete Claire mit einem amüsierten Lächeln. "Mylady, habt Ihr Euch in den Kopf gesetzt, jeden unverheirateten Mann auf dieser Burg nun in den Hafen der Ehe zu dirigieren? Dann werdet Ihr eine ganze Menge zu tun haben, seid versichert."