William und Joanna ~ 1170

"Ich werde immer für dich da sein, Constance. Wenn ich es irgendwie kann, werde ich dir helfen. Auch wenn ich bisher schon glaubte, du wärst wieder glücklich geworden. Mit mir. Mit Cathie." Aber vielleicht war die Vergangenheit aber auch einfach zu mächtig geworden, als dass sie sie weiter verdrängen konnte. Zu überwältigend, nachdem er sie wieder daran erinnert hatte.
Als sie weitersprach, brachte er eine ganze Weile kein Wort hervor. Sie hatte ihn sterben lassen. Hatte ihn einfach seinem Schicksal überlassen, obwohl sie es gewusst hatte. Diese Kaltherzigkeit hätte er Constance gar nicht zugetraut.
"Du hast....ihn einfach sterben lassen? Ohne es jemandem zu sagen?"
Das war doch nicht seine Constance. Allerdings...konnte man es ihr verdenken, dass sie den Mann einfach hatte liegen lassen, der ihr Tag für Tag solche Schmerzen bereitete und sie demütigte ohne irgendeine Rücksicht?
Trotzdem war er schockiert.
"Das hätte ich dir nie zugetraut....aber...ich schätze, es ist nachvollziehbar. Nach dem, was er dir angetan hat."

"Das war ich!" versicherte sie ihm. "Es ist nur ... so viel ... das Kind und dann heute. Ich wusste einfach nicht wohin mit mir." murmelte Constance. Heute hatten ihre Nerven schließlich versagt, auch wenn sie gedacht hatte längst darüber hinweg zu sein.
Ein Zittern erfasste Constance als sie Johns Antwort abwartete. Sie bebte schließlich am ganzen Körper als sie zögerlich nickte. Sie traute sich fast nicht John in die Augen zu blicken vor Angst die Enttäuschung darin zu sehen als sie langsam nickte.
"Ich wollte ja etwas tun, aber ... ich konnte nicht. Jedes Mal, wenn ich es versucht habe, wurde mir bewusst, wie sehr ich mir eigentlich wünschte, dass es vorbei sein würde, dass es endlich ein Ende fand. Und dann konnte ich ihm nicht helfen."
Constances Stimme bebte als sie John davon erzählte.

"Ja, ich weiß...und dann erinnere ich dich auch noch daran.", seufzte John. Er würde wohl eine Weile damit zu tun haben, dass sie Robin einfach hatte sterben lassen. Dass sie so einfach dazu bereit gewesen war. Auch, wenn dieser Mann ihr so viel angetan hatte. Er würde anders handeln. Dazu war er als Arzt viel zu sehr darauf bedacht Anderen zu helfen, egal wem, wo und wann. Es war einfach teil von ihm. Aber wie war es, wenn einem vorher von diesem Menschen nur Leid angetan worden war?
So gutmütig war eben nicht jeder. Und es bewegte sie immer noch, sie schien sich durchaus Vorwürfe zu machen und sie schien Angst vor seiner Reaktion zu haben.
"Ich kann dich verstehen. Wirklich...es ist zwar etwas befremdlich. Aber...ich weiß, warum du nicht anders konntest."
Er zog Constance ein wenig mehr in seine Arme. Wie lange sie wohl brauchen würde, um das alles hinter sich zu lassen?

Als John sie enger an sich zog, trotz ihrer Offenbarung, war es endgültig um Constances Beherrschung geschehen und die Tränen rannen ihr nun in Strömen über die Wangen. Sie hatte gefleht, dass John sie deshalb nicht verachten würde und ihre Bitte war erhört wurde. Im Gegenteil, auch wenn es ihn zu bedrücken schien, hielt er weiterhin fest zu ihr.
"Er war ein Scheusal, John." flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. "Ich wollte das nicht, aber ..." wiederholte sie ihre Worte verzweifelt und klammerte sich fest an ihren Mann.
So war sie eigentlich nicht. Nie gewesen und auch danach nicht wieder. Doch dieses eine Mal hatte ein Funken Dunkelheit in ihr die Oberhand ergriffen und dafür gesorgt, dass sie Robin hatte sterben lassen. Und das, obwohl sie ihm vermutlich das Leben hätte retten können.

Johns Kehle wurde eng, als Constance so hemmungslos zu weinen begann. Er hasste es, wenn sie traurig war und er ihr nicht helfen konnte. Vorsichtig fing er die Tränen auf, die über ihre Wangen rollten und küsste sie sanft auf die Stirn. "Ich weiß...ich weiß, Liebste." Seine Arme lagen weiterhin fest um sie, als sie sich so an ihn klammerte, als hätte sie Angst, er würde sie verlassen.
"Warum hast du denn nie etwas gesagt? Dieses Wissen muss doch mir gegenüber furchtbar für dich gewesen sein. Weil du wusstest, dass er mein Bruder war."
Nicht, dass ihn dessen Tod sonderlich berührt hätte, dafür hatten sie einander einfach zu wenig gesehen. Das Einzige, was ihn wirklich aus der Bahn geworfen hatte, war das Erbe des Titels gewesen. Und doch...ohne all das hätte er Constance wohl nie kennengelernt. Und damit das Wundervollste in seinem Leben versäumt.
"Vertraust du mir denn nicht? Du kannst mit mir doch über alles reden."

"Ich hatte Angst." schluchzte sie leise. "Angst, dass du ... dass es dich anwidert was ich getan habe." gestand sie und fuhr sich mit zitternder Hand über die Augen, um ein paar Tränen weg zu wischen. Sie schmiegte sich so eng an John, wie es ihr nur möglich war und lauschte auf seinen gleichmäßigen Herzschlag, der ihr Sicherheit verlieh.
"Ich wollte nicht, dass du deine Meinung über mich änderst, dass ich dich verlieren würde."
Natürlich vertraute sie ihm, aber die Furcht sein Vertrauen in sie mit dieser Offenbarung so zu erschüttern, dass er von ihr abrücken würde, diese Furcht war viel zu groß geworden.
Sie gab ihm einen fahrigen Kuss auf die Wange. "Ich liebe dich doch." flüsterte sie gegen seine warme Haut und schloss für einen Moment die Augen.

"Du Dummerchen...", erwiderte John leise. "Ich liebe dich doch viel zu sehr, als dass ich dich einfach wieder hergeben würde. Ich kann doch ohne dich gar nicht mehr leben. Cathie und du, ihr seid doch mein Leben."
Er seufzte leise und fuhr fort, beruhigend die Hand über ihren Rücken streicheln zu lassen. "Vergiss das nie...ich liebe dich und daran wird sich nie etwas ändern."
Er ahnte, dass ihm eine schwierige Zeit mit seiner Frau bevor stand, denn bis sie sich wieder völlig gefangen hatte und auch wieder bereit sein würde dort fortzufahren, wo sie vor einigen Stunden so plötzlich abgebrochen hatte, würde wohl noch eine ganze Zeit ins Land gehen. Erneut eine Zeit, die ihn auf die Probe stellte, aber nichts, was er nicht schon gewohnt war. Schließlich war er nicht umsonst fünfzehn Jahre lang Priester gewesen.

Langsam beruhigte sich Constances Herzschlag und auch das Zittern ließ allmählich nach. Ihre Augen brannten nach dem vielen Weinen sehr, doch auch das würde bald wieder vorüber sein.
"Und ihr das meine." erwiderte sie und versuchte sich an einem Lächeln. Sie war so erleichtert, dass es doch ohne weitere Probleme abgelaufen war. Joanna hatte Recht behalten und John war ihr in dieser Sache nicht allzu nachtragend. "Ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass du immer für mich da bist und meinem Leben wieder einen Sinn gegeben hast."
Sanft strich sie ihm über die Wange und kaute dann etwas unruhig auf ihrer Unterlippe herum. "John, ich ... ich werde ein bisschen Zeit brauchen." begann sie etwas verlegen. "Bis ich wieder mit dir ... das Bett teilen kann." erklärte sie leise und bat gleichzeitig um Verständnis.

"Glaub mir, Constance, ohne euch wäre mein Leben doch ganz schön leer. Ich war immer glücklich damit, Williams Kinder unterrichten zu können, aber es ist einfach noch einmal etwas gänzlich Anderes, selbst Vater zu werden. Ich hätte all diese wunderbaren Dinge verpasst, wenn ich dich nicht geheiratet hätte. Ich habe neu angefangen. Und dafür bin ich dir mindestens ebenso dankbar. Ich glaube, Gott hat es schon so eingerichtet, dass wir Beide uns finden. Ich hatte keinerlei Erwartungen an dich, weil ich es nicht kannte mit einer Frau zusammen zu sein und du, du wolltest einfach nur jemanden, der dich liebt und nicht nur an deinem Körper interessiert ist. Wir haben uns schon immer gut ergänzt."
John lächelte matt und gab Constance einen Kuss.
"Denkst du, das war mir nicht klar? Du hast alle Zeit, die du brauchst. Und weißt du...es ist ja nicht so, dass ich darin keine Übung hätte, nicht wahr?", meinte John lächelnd. "Ich würde dich nie zu etwas zwingen. Wenn du soweit bist, wirst du es mir schon zeigen."

"Ja, wahrscheinlich hast du recht. Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben als er mir dich geschickt hat." erwiderte sie lächelnd und legte beide Hände an Johns Wangen, ehe sie ihm einen zunächst etwas zaghaften, dann jedoch sehr liebevollen Kuss gab.
"Ich liebe dich. Ich liebe dich für deine Geduld und deine ganze Art und ... ich liebe alles an dir." Constance war so froh, dass John Verständnis hatte und nicht versuchte sie zu irgendetwas zu drängen.
Ein anderer Mann hätte ihr vielleicht mit etwas Glück den heutigen Tag Ruhe gegönnt, doch spätestens Morgen wieder auf sein Recht bestanden ... aber John war so ganz anders.
Constance legte die Arme wieder um ihn und schmiegte sich an ihn. So war es schon viel, viel besser als noch kurz zuvor.

John lag in dieser Nacht lange wach. Constance schlief in seinen Armen und er betrachtete ihr im Schlaf so entspanntes Gesicht voller Liebe, dachte darüber nach, was sie schon alles in ihrem Leben hatte mitmachen müssen. Er wusste gar nicht so viel über Constance, aber das war ihm egal gewesen. Er hatte gespürt, dass sie die richtige Frau für ihn war. Schon vom ersten Kuss an, denn sonst hätte er nicht darüber nachgedacht alles für sie hinzuwerfen und neu zu beginnen. Er war sich sicher gewesen, dass sie die Eine für ihn war und er hatte recht behalten. Es war zwar nicht immer einfach für sie beide, aber er würde es nie mehr anders haben wollen. Und er war sich auch absolut sicher, dass ihnen irgendwann noch ein zweites Kind gegönnt sein würde.
Constance riss ihn aus ihren Gedanken, als sie sich im Schlaf unruhig zu bewegen begann. John strich sanft eine Strähne aus ihrem Gesicht und murmelte leise beruhigende Worte.

Constance hatte ein wenig gebraucht, doch schließlich hatte die Erschöpfung ihren Sold gefordert und sie war eingeschlafen, eng an John geschmiegt, da sie sich in seinen Armen deutlich sicherer fühlte.
Als sie aufwachte, war von John jedoch weit und breit nichts mehr zu sehen. Und auch ihr Schlafzimmer sah irgendwie anders aus, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, was.
Und dann war er plötzlich da. Grinsend mit geöffnetem Hemd stand er da und sah auf sie hinab. "Na, Constance, was ist, willst du nicht die Beine ein wenig breit machen für mich?" fragte er höhnisch und beugte sich dann vor um mit groben Fingern ihr Kleid zu öffnen.
"Nein, bitte." flehte Constance und versuchte sich seinen Händen zu entziehen, was jedoch unmöglich war. "Bitte nicht." murmelte sie verzweifelt, doch Robin scherte sich nicht um ihre Bitten. Er wollte einfach nur seinen Spaß haben, hier und jetzt und mit ihr.
Im nächsten Moment spürte sie seinen heißen Atem an ihrem Hals und seine Hände auf ihrem Körper ...
"Nein, Robin!" rief sie flehend, erntete jedoch nur ein spöttisches Grinsen. "Ach komm, du willst es doch auch. Du stehst doch darauf, wenn du ganz alleine mir gehörst, nicht wahr?"

John richtete sich halb auf, als Constance immer unruhiger wurde und sich beinahe gequält hin und her warf. Dabei bedurfte es nicht einmal des Wimmerns, dass ihre Lippen verließ. Sie flehte Robin praktisch an, sie doch in Ruhe zu lassen und spätestens da hatte er gewusst, dass sie ein Albtraum gefangen hielt. Ein Traum, der wohl das verarbeitete, was sie am Mittag so aufgewühlt hatte.
John griff nach ihrer Hand und strich mit der Anderen sanft über ihre Wange. "Constance!", rief er sie leise und dann noch einmal lauter. "Komm zu dir...niemand tut dir etwas."
Wie sehr sie das Ganze doch belasten musste...und er hatte all das wieder verursacht, dabei hatte er das doch gar nicht gewollt. Das war nie seine Absicht gewesen, er hatte es nicht gewusst.
"Constance! Wach auf, du bist Zuhause, es ist alles gut." Er ergriff vorsichtig ihre Handgelenke, als sie ihm fast eine weitere Ohrfeige verpasste. "Ich bin's doch, John."

"Na los, komm schon. Du weißt doch, was passiert, wenn du bockig wirst." drohte Robin ihr lächelnd und klang dabei als erhoffte er sich sogar mehr Widerstand von ihr. Constance versuchte irgendwie von ihm wegzukommen, was natürlich schon auf Grund von Robins Körpermasse unmöglich war, er war ihr schlichtweg überlegen und das zeigte er ihr nur zu deutlich.
Als er schließlich ihre Handgelenke packte fuhr Constance hoch - und mit einem Mal war der Raum um sie herum wieder dunkel und es war nicht mehr Robin, der sich über sie beugte.
Sie riss die Augen weit auf und machte sich von Johns Griff los, damit ihre Hände im nächsten Augenblick panisch über ihren Körper huschten - doch sie trug noch ihr Nachthemd ... sie war nicht völlig entblößt und Robin war auch nicht da.
Ihr Herz raste als sie eine Hand auf den Mund presste und mit der anderen nach Johns Hand suchte, um sie zu ergreifen. John war da. John. Nicht Robin. Alles war gut und es war nur ein Albtraum gewesen.

Für einen kurzen Moment hatte John sogar Schwierigkeiten seine sich im Schlaf wehrende Frau zu bändigen, dann aber zuckte er leicht zusammen, als sie so plötzlich aus dem Schlaf hochfuhr. Gerade noch rechtzeitig hatte er seinen Kopf vor einer schmerzhaften Kollision mit ihrem bewahrt. John ließ Constance sofort los und wartete, bis ihr Blick sich klärte, sie endlich erkannte, dass er es war und nicht Robin. E war schwer zu ertragen, dass sie schon zum zweiten Mal an diesem Tage dachte, dass er Robin sei, aber irgendwann würde diese Phase schon wieder vorübergehen. Vielleicht genauso schnell, wie sie gekommen war.
"Constance, ganz ruhig. Es ist alles gut, du brauchst keine Angst zu haben und nicht um dich zu schlagen, niemand fasst dich an, niemand tut dir etwas.", redete er beruhigend auf sie ein und drückte er leicht ihre Hand, ehe er sie vorsichtig an seine Brust zog. "Es war nur ein böser Traum. Ein Traum, der jetzt vorbei ist. Robin ist tot und wird dich nie mehr berühren. Niemand wird es wagen Hand an dich zu legen. Beruhige dich einfach. Ich bin bei dir....Du hast nur schlecht geträumt."

Constance ließ sich müde zurück sinken als ihr die Situation bewusst wurde und ließ sich dann bereitwillig von John an sich ziehen. Sie bebte leicht als sie die Arme um ihren Mann schlang, doch dieses Mal vergoss sie keine Träne als sie den Kopf an Johns Brust legte.
"Er hat ... mich genommen." keuchte sie leise und drückte sich noch enger an John, während sie versuchte die Reste ihres Albtraums abzuschütteln. Das Robin sie bis in ihre Träume verfolgte, war lange nicht mehr geschehen ... Jahre lang nicht mehr. Und dafür war der Traum dieses Mal umso lebendiger gewesen.
Constance strich mit der Hand über Johns Wange, um die warme Haut ihres Mannes zu spüren und legte den Kopf an seine Schulter. "Halt mich fest." bat sie ihn mit eigenartiger Stimme. Langsam, ganz langsam passte sich ihr Herzschlag wieder dem seinen an und ihr wurde mehr und mehr bewusst, dass es nur ein Traum gewesen war.

John schluckte, riss sich dann aber zusammen. "Nein. Er ist tot. Diese Zeiten sind vorbei und werden nie wieder zurückkehren." John legte seine Hand auf ihre, die gerade über seine Wange strich. "Ich bin bei dir, ich halte dich ganz fest. Ich lasse dich auch nicht mehr los."
Liebevoll hauchte er ihr einen Kuss auf die Schläfe und wiegte sie in seinen Armen sanft hin und her. Vielleicht würde sie ja nach einer Weile wieder einschlafen und diesmal auch bis zum Morgen ruhen können.
Er hoffte so sehr, dass diese Albträume sie irgendwann wieder in Ruhe lassen würden und nur eine Nachwirkung des Gesprächs heut gewesen waren. Er wünschte sich so sehr, dass sie ihren Frieden wieder fand.
"Ich liebe dich...du bist hier sicher. Wir sind in Cornwall, in Truro, nahe am Meer, in unserem eigenen kleinen Reich und Surrey ist viele Meilen weit weg."

"Es war ein Traum." murmelte Constance, eine Mischung aus Frage und Feststellung. "Ein Traum." sie seufzte erleichtert und drückte sich dann eng an John, um ihm so nahe wie irgend möglich zu sein.
Constance atmete ein paar Mal tief durch und nickte dann. "Können wir morgen ans Meer?" fragte sie dann unvermittelt. Sie hatte gerade das tiefe Bedürfnis sich davon zu überzeugen, dass die Küste noch immer da war. "Nur du und ich?" bat sie John und sah zu ihm auf.
Innerlich machte sich eine gewisse Furcht darüber breit, wieder einzuschlafen. Wer sagte ihr, dass Robin sie im Traum nicht erneut heimsuchte?
So lange wie möglich wollte sie wach bleiben und einfach von John fest in den Armen gehalten werden. So stark wie sie sonst immer gewesen war, nun brauchte sie seine Hilfe umso mehr. Und dann drängte sich noch ein Bedürfnis in ihr auf. Sie sollte vielleicht mit Owen sprechen. Nicht über alles, aber ein paar Dinge gab es, die sie ihm wohl anvertrauen konnte und die Beichte hatte ihr bisher immer geholfen ihre Seele zu befreien.

"Ja, ein Traum.", wiederholte John leise. Er konnte ihren Herzschlag an seiner Brust spüren und fühlte, dass sie langsam wieder ruhiger wurde. Etwas, das ihn selbst auch sehr beruhigte.
Ihre Bitte überraschte ihn dann doch, aber er lächelte sie an und nickte. "Sicher, wenn du das möchtest. Nur du und ich. Wir gehen ans Meer solange du möchtest."
Cathie war bei Joanna ja glücklicherweise gut untergebracht, auch für diese Nacht. Und für die Kleine war das alle ein großes Abenteuer. Im Moment brauchten sie einfach ein paar Stunden Zeit für sich um wieder ins Reine zu kommen und ins normale Leben zurückkehren zu können.
"Und nun schlaf....ich bin bei dir und halte dich fest. Ich bin sicher, dass du jetzt besser schlafen kannst. Und wenn er trotzdem zurückkehrt, sagst du ihm einfach, dass er nur ein Trugbild ist. Verabscheuungswürdig und vor allem eines: tot."

Constance lächelte und nickte. "Das wäre schön." erwiderte sie ein Stück weit zufrieden. Ein Ausflug zum Meer würde ihr gut tun und hoffentlich konnte sie hinterher auch wieder ihre kleine Cathie von Joanna abholen ohne das die Kleine merkte, dass etwas mit ihrer Mutter nicht stimmte.
Dann wurde sie wieder ernst und nickte knapp. "Ich werde es versuchen." erwiderte sie und schloss die Augen als sie den Kopf wieder an Johns Schulter lehnte. Sie hoffte nur, dass es auch so einfach sein würde, wie John sagte, sollte Robin in ihrem Traum erneut auftauchen.
Sie wollte das nicht alles nochmal durchleben. Einmal in ihrem Leben war schlimm genug gewesen und auch, wenn es nur ein Traum war, war das Gefühl dabei jedoch nach wie vor das gleiche. Gedankenverloren strich Constance mit den Fingern über Johns Oberkörper und fuhr dabei die Konturen der Muskeln nach. Nein, an John war wirklich nichts, was seinem Bruder tatsächlich ähnlich war. Und das war nur gut so.

John war ein wenig erleichtert, dass sie sich doch so gut von ihm hatte beruhigen lassen. Er wollte einfach nur, dass sie ruhig schlafen konnte und wenn er dafür die ganze Nacht wach bleiben musste, war das auch in Ordnung. Das alles beschäftigte seine Gedanken ohnehin so sehr, dass er lange wach gelegen hatte.
Es war die nächste harte Probe für sie, aber er war zuversichtlich, dass sie es gemeinsam schaffen konnten. Wie alles zuvor...
John gab ihr einen sanften Kuss und zog sie eng an sich.
"Das schaffst du. Denk einfach daran, dass ich bei dir bin. Immer..." Er lächelte leicht. "Soll ich dir vielleicht etwas vorlesen, bis du eingeschlafen bist?" Das hatte bei ihnen schon eine besondere Bedeutung gewonnen. So waren sie sich schließlich näher gekommen damals in Surrey. Als sie ihm zugehört hatte...

Constance öffnete die Augen wieder und ein leichtes Strahlen lag darin als sie John ansah. "Das wäre wundervoll." erwiderte sie und ihre Stimme klang fast ein wenig aufgeregt. Das hatten sie lange nicht mehr gemacht ... und dabei liebte sie es so, ihm zuzuhören, wenn er eine Geschichte vorlas. Constance setzte sich auf, damit John sein Buch holen konnte und wartete gespannt auf seine Rückkehr. Eine Gesichte war genau das richtige, etwas, das sie ablenkte und dafür sorgte, dass ihre Gedanken in andere Bahnen gelenkt wurden.
"Such eine schöne aus, ja?" bat sie ihn und kuschelte sich an ihn als John wieder zurück kam und sie neben sie auf das Bett setzte.
Gott im Himmel, wieso hast du mir diesen Mann nicht schon eher geschickt? Musstest du mich erst auf die Probe stellen, um zu sehen, ob ich ihn verdiene?
Constance gab John einen Kuss auf die Wange. "Du bist der wundervollste Mann, der Welt." erklärte sie leise lächelnd.

John machte sich rasch auf die Suche nach einer geeigneten Geschichte, möglichst eine, die ein gutes Ende hatte und die Constance sanft in den Schlaf wiegte und sie nicht noch mehr aufregte. Obwohl Ablenkung auf jede Art und Weise gut war...
Er entzündete eine Kerze neben dem Bett und ließ sich wieder bei ihr nieder, wartete, bis sie sich an ihn gekuschelt hatte.
Er lachte leise und gab ihr einen Kuss. "Das hoffe ich doch. Aber für mich bist du auch die beste Frau, die ich mir wünschen kann."
John setzte sich bequemer hin und nahm Constance so in den Arm, dass sie sich an ihn lehnen konnte, er aber zugleich das Buch gut sehen konnte. Leise begann er zu lesen und bald war er selbst so darauf konzentriert, dass er kaum noch etwas Anderes als Constance in seinem Arm und die Buchstaben vor ihm wahrnahm.
Doch er merkte auch, dass Constance ihm zwar aufmerksam lauschte, ihre Lider aber dennoch langsam schwerer wurden. Und das war genau das, was er erreichen wollte.

Constance lachte leise und schüttelte den Kopf. "Das brauchst du nicht hoffe, das ist wirklich so." neckte sie ihn und gab ihm noch einen Kuss, ehe John zu lesen begann. Wie immer hatte er ein gutes Gespür dafür, was Constance gerne hörte und hatte eine spannende, aber sehr schöne Gesichte ausgewählt. Zufrieden lauschte sie seiner weichen Stimme und auch wenn Constance unbedingt die ganze Gesichte hören wollte, so forderte die Müdigkeit doch schließlich ihren Tribut und es dauerte nicht mehr lange bis Constance in einen deutlich ruhigeren Schlaf als zuvor fiel.
Dieses Mal war es auch kein Albtraum, der sie Heim suchte, sondern eine Reihe belangloser Bilder, die sich vor ihrem inneren Auge abspielten und keinen größeren Sinn ergaben.

Johns Blick glitt über die Weite des Meeres und ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Er war gerne an der Küste und das Rauschen des Meeres hatte immer eine fast meditative Wirkung auf ihn, wenn er allein her kam. Heute hatte er Constance bei sich und hatte den Arm um ihre Schultern gelegt.
"Siehst du, das Meer ist tatsächlich noch da. Und es ist genauso schön wie immer...Ich bin gerne hier. Cornwall ist einfach so schön. Ich bin wirklich froh, dass Cathie hier aufwachsen kann. So unbeschwert und frei von Sorgen. Sie soll eine schöne Kindheit haben und sich immer mit Liebe an uns zurück erinnern."
Nicht so, wie er an seinen Vater zurückdachte. "Wie geht es dir heute, Constance? Besser?" In der Nacht hatte sie nun deutlich ruhiger geschlafen als vor ihrem Albtraum. Und offensichtlich auch sehr erholsam.