William und Joanna - ab 1183

Eleonore grinste flüchtig. "Und dabei wart ihr doch am Anfang alle dagegen. Nach und nach erkennt ihr, welchen Nutzen diese Ehe hat. Unsere Eleonore war schon immer ein kluges Köpfchen und ich halte sie für ausgesprochen geeignet als französische Königin. Sie wird Philippe in Atem halten, dann kümmert er sich weniger um England. Und du hast natürlich völlig Recht, im Grunde ist Philippes Wohlwollen wichtiger für die Zukunft. Allerdings kannst du dein Erbe nur spalten mit Einverständnis deines Vaters."
Sie lächelte, als er sie auf die Wange küsste. "Nicht dafür. Aber ja, du musst klug handeln. Ich verstehe, dass du nicht ans heiraten denkst, aber du wirst irgendwann wieder heiraten müssen, Guillaume. Daran führt kein Weg vorbei."
Sie neigte den Kopf. "Ja. Du brauchst ihr Wohlwollen. Du solltest sie einzeln um den Finger wickeln und ihnen die Sache langsam schmackhaft machen. Du hast noch einige Zeit dafür, der Junge ist ja noch recht klein."

Guillaume

"Ja, das ist sie. In der Hinsicht kommt sie wohl ganz nach ihrer Namenspatin." erwiderte Guillaume lächelnd. "Aber letztlich hat es auch noch einen anderen Vorteil, hätte Philippe eine andere geheiratet, hätte er ein weiteres Bündnis gegen uns schließen können, dem wurde so nun ebenfalls vorgebeugt."
Guillaume schnitt eine kleine Grimasse, nickte dann aber. "Ich weiß. Und auch dieses Mal werde ich tun, was man von mir erwartet, auch wenn mein Herz sich sträubt. Aber allzu viel Zeit wird mir Vater mit dieser Sache wohl nicht lassen wollen und ich muss Guis Nachfolge gesichert haben bevor ich wieder heirate und eine neue Frau Ansprüche stellen könnte." Eine neue Gemahlin würde es nicht gutheißen, wenn er Aquitanien an Gui übergab, denn das ging natürlich zu Kosten seines legitimen Erbens.
Nachdenklich sah Guillaume seine Großmutter an. "Wie ... wie war das bei dir damals als du Großvater geheiratet hast? Du warst vorher mit Philippes Vater verheiratet und nach der Scheidung warst du die begehrteste Partie der Christenheit. Wie hast du das ausgehalten?" fragte er schließlich.

"Offensichtlich tut sie das. Sie hat viel von mir, das gefällt mir. Und wieder ist eine Eleonore Königin von Frankreich. Es hat beinahe nur Vorteile, das wird auch dein Vater eines Tages einsehen, so stolz er sich jetzt auch gibt."
Eleonore nickte ein wenig ernst. "Ja, weil es wichtig ist, dass du heiratest undeinen Erben zeugst, Guillaume. Und das weißt du. Dein Herz sträubt sich wegen Emma. Aber du kannst nicht warten, bis du eine Frau findest, die ihr gleich wohl gesonnen ist. Du musst eine gute Partie machen, das ist das Wichtigste. Allerdings ist es sicherlich klug alles vorher zu regeln, denn mächtige Frauen stellen gern hohe Ansprüche und Emma wird immer eine Konkurrenz für sie sein."
Sie lehnte sich zurück und seufzte tief. "Ich musste auf der Hut sein, denn viele mächtige Männer hatten sich in den Kopf gesetzt mich zu entführen und dann zu einer Ehe zu bringen. Ich hatte gute Beschützer.  Und immer schon meinen eigenen Kopf, Guillaume. Ich habe nicht allzu lange gefackelt, ich habe mir selbst ausgesucht, dass ich deinen Großvater heiraten möchte. Ich habe also niemandem viel Möglichkeit gegeben mich unter Druck zu setzen. Ich wusste immer schon, was ich wollte."

Guillaume

Guillaume hörte seiner Großmutter aufmerksam zu und nickte leicht. "Ja, alles für die Krone." So war er von klein auf erzogen wurden und es saß einfach in ihm drin. Nie hätte er sich dagegen aufgelehnt, denn er wusste dass es notwendig war, dass er wieder heiratete. Doch nur nicht sofort ... ein wenig Zeit zu schinden würde ihm ja wohl gestattet sein.
Guillaume lächelte leicht. "Du wusstest schon immer, was du wolltest und vor allem, wie du es bekommst. Das habe ich immer schon bewundert." Als kleiner Bengel hatte er das natürlich nicht verstanden, aber er hatte die Entschlossenheit seiner Großmutter dennoch wahrgenommen und sie hatte ihn immer beeindruckt.
"Nun ich schätze, sobald ich zurück in England bin, wird eine neue Heirat zum Thema werden ... abwarten was für Vorschläge so gemacht werden." Er sah es jetzt schon vor sich, jeder, der irgendwie der Meinung war Macht und Einfluss zu haben und diesen mehren wollte, würde ihm Vorschläge unterbreiten und jeder würde seinen eigenen natürlich für den besten halten. Guillaume seufzte verstohlen.

"Ich bin mit der großen Politik aufgewachsen, Guillaume, das ist ganz normal. Du weißt auch genau, wie du an deine Ziele kommst, aber du verlierst das Wesentliche nicht aus den Augen. Dein Pflichtbewusstsein ist bemerkenswert, ich schätze das sehr."
Eleonore lächelte wissend. "Ja, das wird es. Aber dann liegt es ja an dir, wie lange es dauert, hm? Wenn Vorschläge kommen, hast du sicherlich das Recht dir ein Gemälde anfertigen zu lassen oder die Braut vorher zu sehen. Man kann nicht erwarten, dass du einer Ehe zustimmst, wenn du die Braut nie gesehen hast, hm? Es ist alles eine Frage der Forderungen. Du musst dich fügsam zeigen, aber gleichzeitig Forderungen stellen. Dann kann dir niemand etwas vorwerfen, nicht einmal dein Vater, nachdem du so pflichtbewusst und loyal handelst.", gab sie zu bedenken.
"Denkst du nicht auch?"

Guillaume

Guillaume senkte den Blick. Er war ein ausgesprochen selbstbewusster Mensch, war seit seiner Geburt an dazu erzogen wurden eines Tages König zu werden, der wichtigste Mann im Reich, König von Gottes Gnaden ... weil Gott es so wollte. Dieses Wissen und das Pflichtbewusstsein, das ihm seine Eltern von Anfang an vermittelt hatten, sorgten dafür, dass er sich seiner immer sehr sicher war, Lob und Komplimente brachten ihn eigentlich nicht aus der Fassung. Außer sie kamen von einer Person wie seiner Großmutter. Eleonore war eine der wenigen Personen, die ihn mit solchen Worten noch in Verlegenheit bringen konnte.
"Danke." murmelte er und sah im nächsten Moment überrascht auf. Dann begriff er, was seine Großmutter ihm sagen wollte und ein Lächeln breitete sich auf seinem Zügen aus. "Du hast Recht. Meine Braut wird immerhin die zukünftige Königin von England, sie will also gut ausgewählt sein." Stimmte er lächelnd zu und nickte anerkennend.

Eleonore schenkte ihrem Enkel ein Lächeln. "Du hast es verdient, dass man es dir einmal sagt. Und ich sage in der Regel, was ich denke. Ich bin wirklich stolz auf dich."
Sie lachte leise und neigte zustimmend den Kopf. "So ist es. Man sollte nichts überstürzen und alle Möglichkeiten in Ruhe abwägen. Also sei nur selbstbewusst und führe deinem Vater das ganz vernünftig vor Augen. Wenn er nicht auf dich und auch nicht auf deine Mutter hört, lass es mich wissen. Auf mich hört er in der Regel. Aber deine Mutter hat viel Einfluss auf ihn."
Sie war zuversichtlich, dass Guillaume seinen Willen durchsetzen würde. Er hatte das Zeug dazu. Und er würde ein ausgezeichneter König werden.
"Erzähl mir ein bisschen von Eleonore und Emma und deinen Kindern, hm? Ich sehe euch so selten.", bat sie dann.

Guillaume

Guillaume hatte die paar Tage mit Gui in Fontevrault sehr genossen. Es war schön gewesen, dem Jungen so viel Aufmerksamkeit widmen zu können und er hatte mit seiner Großmutter über alle möglichen Dinge gesprochen und mehr als nur einen guten Ratschlag von ihr bekommen. Insgeheim hatte er sich vorgenommen, sie nun wieder regelmäßig zu sehen, denn sie war nach wie vor eine mehr als beeindruckende Frau und er wollte noch so viel wie möglich von ihr haben solange sie auf dieser Erde weilte.
Doch nun waren Gui und er wieder zurück in Paris und nachdem er Emma und die Mädchen begrüßt hatte, war er auch mehr als froh darüber zurück zu sein. Zwar waren ihre Tage hier nun gezählt und bald würden sie mit seiner Mutter zusammen Paris verlassen, doch er fühlte sich einfach wohl, wenn er seine Familie um sich hatte.
Er hatte es sich nicht nehmen lassen, den Kindern heute Abend eine lange Geschichte zu erzählen und gemeinsam mit Emma brachte er die Kleinen schließlich ins Bett. Sie waren sichtlich müde und kaum lagen sie in ihren Bettchen, da überkam sie alle die Müdigkeit auch schon, die kleine Beatrice war sogar schon auf dem Weg in die Schlafkammer eingeschlummert.
Guillaume hauchte Aliénor noch einen sanften Kuss auf die Stirn, dann trat er einen Schritt zurück zu Emma und legte den Arm um ihre Taille. "Sind sie nicht wundervoll?" murmelte er leise und lächelte sanft. Was für ein friedvolles Bild es doch war.

Emma war ausgesprochen froh, dass Guillaume und Gui wieder zurück in Paris waren. Es war keine allzu lange Reise gewesen, aber sie hatte sie vermisst. Besonders, da sie jetzt endlich mit der Sprache heraus rücken musste, denn langsam wurde die Schwangerschaft offensichtlicher.
Es fiel ihr schwer, diese Dinge auszusprechen, denn Berengarias Tod war noch nicht lange her und sie hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, dass sie wieder ein Kind bekam, während der ersehnte Erbe ausgeblieben war.
Als sie nun mit Guillaume beiden Kindern stand, fasste sie sich ein Herz. "Oh ja, das sind sie.", stimmte sie zu, nahm seine Hand und zog ihn wieder nach nebenan, sodass die Kinder in Ruhe schlafen konnten. "Ich muss dir etwas sagen, Guillaume. Ich hätte es längst tun sollen, aber...es ergab sich nicht und ich wusste nicht recht, wie ich es dir jetzt sagen soll."
Sie seufzte leise und senkte den Blick. "Ich bin schwanger, Guillaume."

Guillaume

Guillaume war so versunken in den Anblick seiner Kinder, dass er überrascht aufsah als Emma seine Hand nahm und ihn so zielsicher wieder nach nebenan führte. Die Art und Weise, wie sie dann zu sprechen begann, sorgte dafür, dass Guillaume sich fühlte als greife eine eiskalte Hand nach seinem Herzen. Sie war so ernst, so angespannt ... was war geschehen, was sie ihm sagen musste?
Die wildesten Szenarien waren dabei in seinem Kopf zu entstehen als Emma das Rätsel auflöste - und zwar mit der wohl einfachsten und schönsten Erklärung, die es geben konnte.
Guillaume stand wie vom Donner gerührt vor ihr. "Schwanger?" wiederholte er schließlich langsam und blinzelte überrascht. Schwanger. Sie würden noch ein Kind bekommen. Er musste kurz schlucken als sich ihm der Gedanke aufdrängte, dass er sich diese Worte von Berengaria erhofft hatte, doch entschlossen schob er diesen Gedanken beiseite. Das war müßig und obendrein töricht! Er sollte sich erfreuen an dem was er hatte und nicht dem nachtrauern, was unwiederbringlich dahin war.
Guillaume atmete tief durch, seufzte beinahe, dann zog er Emma in seine Arme und vergrub das Gesicht an ihrem Hals. "Schwanger ..." wisperte er und diesmal hörte man das Lächeln in seiner Stimme, wenngleich ihm ebenso die Tränen kamen.

Emma wartete ein wenig angespannt Guillaumes Reaktion ab, doch die fiel ganz anders aus, als sie befürchtet hatte. Er war nicht befangen oder zurückhaltend, ganz im Gegenteil. Guillaume freute sich, war ein wenig gerührt, aber positiv gestimmt.
Erleichterung machte sich in ihr breit, als er sie in die Arme zog und sie vergrub die Finger in seinen roten Locken. Auch sie musste ein paar Tränen zurückhalten. Sie hatte sich so viele Sorgen darum gemacht, wie er das aufnehmen würde und letztlich war es gar kein Problem. Er freute sich.
"Ja, schwanger.", bestätigte sie leise. "Gott, ich hatte solche Furcht, wie du reagieren würdest. Es ist einfach...ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich wollte dich nicht verletzen, aber ich kann es nicht mehr lange verbergen, also...musstest du es jetzt wissen. Deine Mutter war auch der Ansicht, ich solle es dir endlich sagen. Ich habe...ihren Rat gesucht. Von Frau zu Frau.", gestand sie dann ein und atmete tief durch. All die schlaflosen Stunden umsonst.
Wie sehr sie diesen Mann doch liebte...

Guillaume

Guillaume schloss die Augen als Emmas Finger sich in seinen Haaren vergruben. Er genoss diesen innigen Moment, die Nähe zu ihr nach den Tagen der Trennung und nun auch noch mit dieser Neuigkeit.
"Furcht?" wiederholte er leise, halb lachend. Er löste sich so weit von ihr, dass er sie ansehen konnte, aber keinen Zentimeter mehr als nötig. Mit der linken fuhr er sich kurz über das Gesicht, um die Tränen wegzuwischen, dann lächelte er wieder und schüttelte leicht den Kopf. "Ach Emma ... wie könnte ich mich über ein weiteres solches Geschenk von dir nicht freuen? Ja, die Umstände könnten schöner sein, aber das trübt doch nicht meine Freude über unsere Kinder." murmelte er und lehnte die Stirn an ihre.
"Eine kluge Frau, meine Mutter." bemerkte er schmunzelnd, dann legte er eine Hand an Emmas Wange und küsste sie zärtlich. "Aber das nächste Mal, darfst du es gerne mir wieder zu erst sagen." wisperte er gegen ihre Lippen.

Emma schloss die Augen und genoss den Moment inniger Nähe. Alles würde gut werden und Guillaume freute sich.
"Das ist sie. Und sie ist so nett zu mir, das hätte ich nicht erwartet. Schließlich mache ich die Dinge nicht gerade einfacher für sie. Doch sie ist so freundlich. Ich war nicht sicher, ob sie mich nicht abweist." Sie erwiderte seinen Kuss und lächelte dann.
"Das werde ich. Dann werden die Umstände auch ein bisschen günstiger sein, denke ich. Aber lass erst einmal dieses Kind hier auf die Welt kommen."
Wer wusste schon, wo es auf die Welt kommen würde....Aber solange sie an Guillaumes Seite bleiben konnte, war alles gut.
"Hast du bei deiner Großmutter erreicht, was du dir erhofft hast?"

Guillaume

"Das ist wahr, aber sie weiß ja selber, wie es ist verliebt zu sein. Ich glaube manchmal, dass sie Mitleid mit uns hat. Sie konnte ihren Liebsten einfach heiraten, weil sie beide von hohem Stand waren. Und bei all ihrem politischen Kalkül hat sie ja doch ein weiches Herz, deshalb legt sie uns keine zusätzlichen Steine in den Weg." erwiderte Guillaume und genoss den Kuss, den sie teilten.
"Zu gern. Und wer weiß, wie viele Kinder Gott uns danach noch vergönnt. Gegen das ein oder andere mehr hätte ich nichts einzuwenden." gestand er grinsend.
Dann funkelten seine Augen zufrieden und er nickte. "Oh ja, mehr als ich zu hoffen gewagt hatte sogar. Sie wird uns unterstützen, sie hat großen Gefallen an Gui gefunden. Und sie hat mir einige kluge Ratschläge für mein weiteres Vorgehen und vor allem für den Umgang mit Vater gegeben." erklärte Guillaume lächelnd.

"Das ist wahr. Und sie hat auch eine Weile warten müssen und schließlich heimlich geheiratet, nicht wahr? Wenn wir das nur könnten......Doch sie hat Verständnis und will es daher vielleicht wirklich leichter machen. Zudem liebt sie die Kinder sehr, sie ist zauberhaft zu Aliénor und Gui." Und das war bei ihrer Position nicht gerade selbstverständlich.
Emma nickte und grinste zurück. "Oh, ich auch nicht. Aber da bin ich doch recht zuversichtlich." Und sie war erfreut zu hören, dass Guillaumes Pläne so gut funktionierten. "Das ist gut. Sie wird eine große Unterstützung sein, sie hat sehr viel Einfluss. Und sie weiß natürlich neben deiner Mutter am Besten, wie man deinen Vater händelt. Sie kennt ihn schließlich am Längsten, nicht wahr?"
Sie schlang die Arme um ihn und atmete durch.
"Ich denke, du solltest auf sie hören und außerdem deine Mutter einweihen, bevor du es deinem Vater sagst. Sie wird ihn beeinflussen."

Guillaume

Guillaume lächelte schief. "Wir könnten schon, aber du willst mich ja nicht heiraten." neckte er sanft und gab Emma einen Kuss, um sie rasch wieder mit seinen Worten zu versöhnen. "Das ist wahr. Sie liebt die Kinder von ganzem Herzen." Und auch das war für die Kleinen von großem Nutzen, nicht nur weil sie eine liebende Großmutter hatten, sondern vor allem auch, weil sie in ihr immer eine wichtige Beschützerin und Förderin haben würden.
"Ja, das tut sie. Und wenn die Zeit gekommen ist, wird sie diesen Einfluss für Gui nutzen." Erklärte er lächelnd, seufzte dann aber leise. "In gewisser Weise weiß sie es ja schon. Aber ich bin mir ihr darüber eingekommen, dass wir vorerst nicht über diese Sache sprechen. So muss sie meinem Vater gegenüber kein schlechtes Gewissen haben, weil sie in meine konkreten Pläne nicht eingeweiht ist. Aber wenn es soweit kommt, wird sie vorbereitet sein." Erwiderte er und strich Emma sanft über den Rücken. "Und sobald wir wieder in Bordeaux sind, werde ich damit beginnen den aquitanischen Grafen Gui als Herzog schmackhaft zu machen. Wenn wir sie auf unserer Seite haben, kann einfach nichts mehr schief gehen."

Emma seufzte tief. "Ich würde nichts lieber tun als das, Guillaume. Ich wäre so gern deine Frau. Aber es geht nicht..." Sie ließ sich von seinem Kuss versöhnen. Es war wirklich schlimm für sie, immer ablehnen zu müssen, wenn ihr Herz doch so danach schrie, einfach ja zu sagen.
"Was würdest du tun, wenn ich einfach ja sage?", fragte sie dann leise. Sie war immer die Vernünftige in dieser Hinsicht. Was passierte, wenn sie einmal unvernünftig war?
"Das ist auch sicher klüger so, so kommt sie nicht in Konflikt. Wenn du dann noch die Grafen auf deine Seite ziehen kannst, glaube sogar ich, dass es gelingen kann. Versprich mir nur, dass du Gui richtig darauf vorbereitest. Ich will, dass er dafür geeignet ist und nicht untergeht als Herzog, wenn er das eines Tages ist."
Sie wollte nur das Beste für ihren Sohn.

Guillaume

Guillaumes Augen funkelten leicht. "War das gerade ein 'Ja'?" fragte er amüsiert und legte dann den Kopf etwas zur Seite und betrachtete Emma sanft. "Ich würde dich an der Hand nehmen und umgehend in die Kapelle führen und einen Priester finden, der uns traut. Und dann würde ich in Schimpf und Schande von meinem Vater fortgejagt werden. Aber ich hätte dich und die Kinder an meiner Seite." Und das wäre so vieles wert.
Guillaume lachte leise. "Ah, wie gut, dass du doch noch Vertrauen in meine Pläne bekommst." neckte er sanft, dann legte er eine Hand an Emmas Wange. "Ich schwöre es. Ich schwöre dir, dass ich ihn gut darauf vorbereiten werde und dass ich ihn mit meinem Leben beschützen werde. Ich sorge dafür, dass er fähig genug sein wird, wenn die Zeit reif ist und dass er ein großartiger Herzog werden wird."

Emma schluckte und mit einem Mal schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie wollte so gern, sie sehnte sich so sehr danach sich nicht mehr verstecken zu müssen. All die Jahre war sie vernünftig gewesen, aber jetzt, wo mit einer neuen Frau alles nur noch schwieriger werden und das dritte Kind unterwegs war.... Sie konnte einfach nicht mehr für ihn mit standhaft sein, wo sie doch eigentlich nichts mehr wünschte als das, was er so bereitwillig viele Male angeboten hatte. Wer konnte das von ihr verlangen, wo er doch endlich frei war?
"Ja...", sagte sie zitternd. "Man wird....Gott, Guillaume, das wird so große Konsequenzen haben. Ich...dein Vater wird mich eigenhändig erwürgen, wenn er mich sieht. Aber....ich liebe dich und mein Herz hängt so sehr daran. Ich...ich will nicht mehr nur ein Schattendasein leben, ständig von dir getrennt sein müssen, meine Kinder verleugnen müssen. Aber wirst du es nicht bereuen, dieses Risiko und alle diese Folgen auf dich genommen zu haben?"
Sie sah ihn ernst an.
"Das gilt umso mehr, sollte er dein Erbe werden, Guillaume. Wirf ihn nicht den Aasgeiern vor." Es war letztlich ja auch das Recht ihres Sohnes, das sie damit sicherte.

Guillaume

Guillaume starrte Emma sprachlos an. Mit einem Mal fühlte er sich als wäre er gegen eine Mauer gelaufen - mit Anlauf. Hatte sie gerade tatsächlich ja gesagt? Er blinzelte irritiert. "Ja?" wiederholte er leise, beinahe heiser.
"Ja ..." Er konnte es kaum glauben. Wieder und wieder hatte er es gesagt, hatte sie gefragt, mal scherzhaft, mal vollkommen ernst und jedes Mal hatte sie abgelehnt, weil sie ja beide doch eigentlich wussten, was für Hürden es gab. Wieso es unmöglich war ... oder? Berengarias Tod hatte Guillaume vor Augen geführt, wie schnell das Leben zu Ende sein konnte und wenn er Emma nun ansah, wollte er jede Sekunde, die sie zusammen hatten, genießen. Ungehemmt, ohne Hindernisse, ohne eine weitere Frau zwischen ihnen.
Guillaume lachte auf, schlang die Arme um Emmas Hüften, hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. "Ja." Er stellte Emma wieder auf ihren Füßen ab und küsste sie innig. "Nein. Nicht, wenn ich dich dafür endlich richtig bei mir haben kann. Mit dir an meiner Seite wäre ich auch als Bauer zufrieden." erklärte er entschlossen und griff nach ihrer Hand.
"Das werde ich nicht. Ich werde alles für ihn tun. Für euch." erklärte er und drückte ihre Hand. Seine Augen funkelten übermütig. "Ich hoffe, du siehst mir nach, dass es kein großes Fest gibt, aber ... wir sollten gehen." Wie merkwürdig es sich anfühlte, sein Kopf so leicht, sein Herz warm und doch war er sicher, dass er diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hatte. Er war absolut überzeugt davon das richtige zu tun.

"Ja...", wiederholte Emma, diesmal etwas fester, aber immer noch überrascht von ihrer eigenen Courage. "Ich kann dich nicht schon wieder teilen, Guillaume. Ich halte das einfach nicht mehr aus. Ich will dich für mich. Ich habe Jahre gewartet, auch Berengaria zuliebe. Aber jetzt ist meine Chance gekommen...meine Zeit."
Sie erwiderte den Kuss und fühlte sich bestärkt. Was für ein Abenteuer das Leben an seiner Seite doch immer war....alles hatte sich geändert. Und dieses Kind unter ihrem Herzen würde endlich von Anfang an den Schutz einer Ehe genießen.
"Ich brauche kein Fest.", erwiderte sie mit einem Lächeln. "Ich brauche nur dich." Sie ließ sich bereitwillig führen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie war aufgeregt wie ein junges Mädchen, das zum ersten Mal ihren Liebsten sah.
Aber es tat ihrer Seele so gut, dass diese Entscheidung gefallen war, die sie all die Jahre schweren Herzens verhindert hatte.

Guillaume

"Oh großer Gott, endlich." wisperte er und küsste Emma noch einmal. Er hatte das Gefühl es gar nicht oft genug tun zu können. Diese Entscheidung hatten sie beide so sehr gescheut und nun war sie doch endlich gefallen.
Er grinste sanft. "Das ist gut, denn mich wirst du haben. Mit Haut und Haar, Leib und Seele. Bis ans Ende unserer Tage." erklärte er zärtlich und auch sein Herz schlug ein wenig schneller als sie das Gemach verließen. Sie mussten es einfach jetzt sofort tun, sie hatten die Entscheidung gefällt und mussten sie umsetzen. Er hoffte nur inständig, dass sie auch einen Priester fanden, der das tun würde, aber Guillaume vertraute auf Gott, er hatte ihnen diese Eingebung geschickt, er würde ihnen auch einen seiner Hirten schicken, der sie traute.
"Komm, wir sehen erst einmal nach, ob wir in der Kapelle jemanden finden." schlug er vor und führte Emma nach draußen. Hier war immer irgendwer in der Kapelle und nun blieb nur zu hoffen, dass es jemand war, der ihnen helfen konnte.

Père Pierre


"Das klingt hervorragend, Guillaume. Ich will nicht weniger haben als das. Für den Rest meiner Tage..." Emma lächelte und folgte ihm bereitwillig in die Kapelle. Sicherlich würden sie jemanden dort finden, an einem so großen Hof war eigentlich immer jemand dort.

Und so war es auch. Vor dem Altar kniete ein beleibter, alter Mönch und schien zu beten. Das Haar um seine Tonsur war schon weiß geworden, aber er wirkte dennoch rüstig.
Pierre hatte den Abend genutzt, um noch etwas zu beten, denn es war ein langer Tag gewesen. Er hörte, dass er nicht mehr allein war, als er seine Gebete beendete und sich aufrichtete. Ein junges Paar hatte sich in der Kapelle eingefunden und ihm waren ihre Gesichter bekannt. Der junge Thronfolger von England und seine Geliebte. Ein brisantes Paar, das hier unter dem Schutz der neuen Königin eine Weile Obhut gefunden hatte. Er hoffte sehr, dass sie nur zum Beten gekommen waren...
"Einen angenehmen Abend wünsche ich Euch."

Guillaume

Als sie die Kapelle betraten entdeckte Guillaume einen alten, beleibten Mönch vor dem Altar und war erleichtert, dass sonst niemand hier war. Je weniger Menschen etwas davon mitbekamen bevor er geschafft war, desto besser.
Der Mann beendete seine Gebete und erhob sich. Guillaume fand, dass er ein vertrauenserweckendes Gesicht hatte, gutmütig und in sich ruhend. Er trat einen kleinen Schritt vor und deutete eine kleine Verbeugung an. "Vergebt uns, dass wir Eure Gebete stören, Pater." entschuldigte er sich kurz und lächelte dann leicht. "Ob wir ... Euch wohl um einen Gefallen bitten könnten, Pater? Es ist eine etwas schwierige Sache und wir brauchen einen vertrauensvollen Priester, der uns hilft." begann Guillaume kurzer Hand und hoffte, dass er Gehör finden würde bei dem alten Priester.

Pére Pierre


"Ihr stört nicht, keine Sorge, mein junger Freund. Ich habe meine Gebete gerade beendet.", beruhigte Pierre den jungen Mann.
"Sicher könnt Ihr darum bitten, ob Eure Bitte gewährt wird, entscheide ich dann.", antwortete er mit einem Zwinkern. "Ich weiß, wer Ihr seid und ich ahne, warum Ihr kommt, Guillaume Plantâgenet. Und ich bin nicht sicher, ob ich das gut heißen kann." Er kächelte leicht. "Erklärt mir Eure Sicht der Dinge und dann werden wir sehen. Vertrauensvoll bin ich, das steht außer Frage, aber ob ich helfen kann..." Er musterte das junge Paar und konnte durchaus sehen, dass beide aufgeregt waren. Es war sicher keine leichte Entscheidung, die Beide da trafen. War es nicht an Gott zu richten?
"Wusstet Ihr, dass ich Eure Großeltern in dieser Kapelle getraut habe, vor langer Zeit, ein Sohn?"