William und Joanna - ab 1183

Giulia

Giulia biss sich auf die Unterlippe und nickte dann. "Ich verspreche es. Ich werde es versuchen und mir Mühe geben. Aber wenn es mir dort gar niht gefällt, will ich lieber wieder mit dir nach Italien kommen. Bisher habe ich nicht viel Gutes von England hören können. Aber vielleicht werde ich ja auch überrascht.", gestand sie zu.
"Ich bemühe mich. Aber ich bin nicht sicher, ob es mir gelingt diese Krächzsprache zu lernen. Sie klingt so...unharmonisch."
Giulia zog die Augenbrauen hoch. "Tatsächlich? Das hat Lady Joanna getan? Mir scheint, dann hat sie ausgesprochen gut gelernt eine makellose Maske zu tragen. Vielleicht gibt es doch ein paar spannende Geschichten zu erzählen."
Und sie würde sie hören, wenn sie in Truro war.

Giovanni

Giovannis Blick wurde sanft, er legte eine Hand an Giulias Wange und schenkte ihr ein Lächeln. "Gut so, Bella. Du wirst sicher überrascht sein, glaub mir." stellte er in Aussicht.
Er hatte sich anfangs auch etwas schwer getan mit England, seinen Bewohnern und deren Sprache. Doch dann war er nach Truro gekommen und so einiges hatte sich für ihn verändert.
Giovanni grinste und nickte. "Das hat sie getan. Und das war nur die Spitze des Ganzen, glaub mir." Er kannte eine Vielzahl dieser Geschichten und kannte Joannas Temperament nach all den Jahren, die sie sich nun kannten, auch ausgesprochen gut. Und seine geliebte Giulia war ihr in so vielen Dingen so ähnlich, daher hoffte Giovanni auch, dass Joanna schnell Giulias Vertrauen gewinnen und ihr dann so vieles würde beibringen können.

John seufzte tief, als er sich vom Fenster abwandte. Er hatte die Entscheidung lange vor sich her geschoben, was mit Constantin passieren würde und auch oft mit Constance darüber gesprochen. Er war Constantins Vater, wer auch immer etwas Anderes sagen mochte. Sollte er auch offiziell der Sohn von Arthur und der Erbe von Hereford sein. John wollte das Beste für den Jungen und er tat sich umso schwerer damit ihn loszulassen. Er fürchtete, Constantin würde ihn dann gänzlich vergessen.
Und doch, es blieb ihm keine Wahl.
Er hatte dem Jungen ausrichten lassen, dass er ihn sprechen wollte und dann würde alles seinen Lauf nehmen. Constantin musste Knappe werden, damit er lernte, was er musste, um eines Tages sein Erbe antreten zu können. So sehr er es auch wünschte, es gab keinen anderen Weg. Er musste ihn einfach gehen lassen.

Constantin

Constantin fühlte sich als würden ihm hunderte von Ameisen über den Rücken und die Arme laufen, alles an ihm schien irgendwie zu kribbeln vor Aufregung seit einer der Bediensteten bei ihm aufgetaucht war. Er hatte ihm ausgerichtet, dass sein Vater ihn sehen wollte und das war durchaus ungewöhnlich. Wirklich selten wurde Constantin so vor ihn zitiert und wenn dann eigentlich nur, wenn er etwas angestellt hatte, daher hatte er ein wirklich ungutes Gefühl als er sein Ziel erreichte.
Constantin nahm seinen Mut zusammen, ehe er die Tür öffnete und eintrat. Sein Vater stand mit dem Rücken zum Fenster, kerzengerade, wie immer, so als könnte das Alter seiner Haltung nicht das geringste anhaben und Constantin hatte gleich auf Verdacht ein noch schlechteres Gewissen.
Trotzdem gab er sich Mühe und versuchte sich an einem unbekümmerten Lächeln. "Du wolltest mich sprechen, Vater?" Constantin hatte lange damit gehardert ihn so zu nennen, nachdem Arthur in Truro aufgetaucht und ihm erklärt hatte, dass er nicht sein Onkel sondern sein Vater sei. Das war eine Offenbarung, die Constantin nachhaltig verstört hatte, besonders weil in dieser Zeit so viel schief gegangen war ... alles war so kompliziert gewesen.
Doch Arthur war nun schon Jahre lang tot und Constantin war irgendwann wieder dazu übergegangen auch John wieder Vater zu nennen, so wie er es früher als kleiner Bengel natürlich auch getan hatte. Doch anders als damals, verzichtete er heute ab und an ganz bewusst auf diese Anrede, wenn er wütend auf John war. Das war immer ein bewährtes Mittel ihn noch mehr zur Weißglut zu treiben.

John musterte seinen Sohn nachdenklich und lächelte dann flüchtig. "Du bist nervös. Hast du etwas ausgefressen, mein Junge?" Aber letztlich wusste Constantin ja auch wirklich nicht, worum es hier ging. "Aber ja, ich wollte dich sprechen. Es gibt ein paar Dinge, über die wir uns unterhalten müssen, weißt du. Du bist jetzt alt genug."
John seufzte tief. "Und daher solltest du nun deine Ausbildung als Knappe antreten. Ich lasse dich ungern gehen, aber es wird Zeit, wenn du eines Tages Earl of Hereford sein möchtest. Du musst lernen, was wichtig ist und ich kann es dich nicht lehren."
John trat einen Schritt auf ihn zu. "Ich habe lange darüber nachgedacht. Wenn du willst, könnte ich Stephan bitten, dich unter seine Fittiche zu nehmen. Es ist angenehmer, eine Handbreit neben dem Zentrum der Macht zu stehen und zu lernen."

Constantin

Constantin lächelte schief und schüttelte leicht den Kopf. "Ich glaube nicht, nein. Jedenfalls fällt mir gerade keine Schuld ein derer ich mir bewusst sein sollte. Aber wenn ich so alleine vor dich zitiert werde, bekomme ich leicht auf Verdacht ein schlechtes Gewissen, fürchte ich." räumte Constantin ein.
Er war alt genug ... das klang ausgesprochen verdächtig und Constantin fuhr sich etwas unruhig mit der Hand durch den blonden Schopf, erstarrte allerdings mitten in der Bewegung und sah seinen Vater mit großen Augen an. "Knappe?" wiederholte er beinahe ungläubig. Das war schon lange sein Traum, er wollte Ritter werden und er wollte eines Tages die Grafschaft übernehmen, die Arthur ihm hinterlassen hatte. Doch Constantin hatte immer auch etwas befürchtet, dass seine Eltern das nicht zulassen würden.
Doch das war nicht die letzte Überraschung und nun war Constantin für einen Moment vollkommen sprachlos. Stephan ... das bedeutete ... "Du willst mich zu dem Prinzen schicken?" fragte er ein wenig atemlos. Sicher, Stephan war durch die Ehe mit Jane Constantins Schwager geworden, aber Constantin kannte ihn eigentlich kaum und daher erfüllte ihn die Vorstellung durch mit reichlich Ehrfurcht.
Allerdings gab es da ein winziges Problem, wie ihm im nächsten Moment bewusst wurde. "Aber Isaac ..." Constantin brach ab, biss sich auf die Lippen und senkte den Blick. Wie undankbar war es einen Einwand vorzubringen, wenn sein Vater ihm doch solch eine Chance bereiten wollte.

John lachte leise. "Gut. Aber keine Sorge, du hast nichts ausgefressen. Im Gegenteil. Aber das hier wollte ich allein mit dir besprechen, nicht wenn alle dabei sind."
Er nickte, ein wenig ernster. "Ja, es wird Zeit. Ich schiebe es schon eine ganue Weile vor mir her, aber es hilft ja nichts. Du sollst alle Möglichkeiten haben dich zu entwickeln. Alle Chancen nutzen können....Das ist der einzige Weg. Und ich mache mir nichts vor, du bist weder zum Arzt noch zum Priester geboren, du wirst nicht in meine Fußstapfen treten."
John hob leicht die Schultern. "Aber warum denn auch nicht? Du bist sein Schwager, Jane wird sich freuen dich wieder öfter zu sehen und du kannst viel lernen."
Er seufzte tief. "Ich weiß, er ist dein Freund. Aber Isaac wird sicher auch bald seine Ausbildung beginnen. Manchmal müssen sich Wege trennen, aber ihr werdet trotzdem immer Freunde sein."

Constantin

Constantin sah seinen Vater an und spürte sein Herz schwer werden. Er senkte den Blick und rang mit sich, seinen Gefühlen und Gedanken. "Es ... es tut mir Leid." murmelte er schließlich und sah zwischen den hellen Haarsträhnen hervor, die ihm in die Augen fielen. "Dass ich so eine Enttäuschung für dich bin, meine ich." fügte Constantin hinzu und schluckte, um den Kloß in seinem Hals herunter zu bekommen.
Er wusste genau, dass er nicht der Sohn war, den sein Vater sich wünschte. Lucas war ein brillanter Arzt geworden, Edmund machte an der Seite des Bischofs von Winchester Karriere und Eric war der etwas aus der Art geschlagene Sohn, der Ritter geworden war - einer von der Sorte war zu verkraften, aber zwei? Und obendrein kam Constantin sich immer vor als sei er die wandelnde Erinnerung an den Fehltritt seiner Mutter und an die Ehekrise, die seine Eltern damals hatten durchstehen müssen. Und natürlich die Erinnerung an Arthur, an den Bruder, den sein Vater im Zweikampf getötet hatte.
Nein, Constantin wusste selbst, dass er nicht allzu liebenswert war.
Dennoch oder vielleicht gerade deswegen war eine Knappenausbildung bei einem der Prinzen eine große Chance, das wusste er. "Sicher ist er das, aber ... naja, er ist trotzdem ein Prinz, nicht wahr? Und ich nur ..." Er zuckte mit den Schultern. "Ein Niemand."
Constantin sah seinen Vater an und kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. Isaac war nicht einfach nur ein Freund, er war sein bester Freund, denn sie kannten sich von klein auf und hatten jede freie Minute miteinander verbracht, wenn man sie gelassen hatte. Und wenn er ehrlich war, fürchtete er sich davor diesen Freund zurück zu lassen und ganz allein in die Fremde zu gehen.

John biss sich auf die Lippe und spürte seine Kehle eng werden. Wie hatte er an diesem Jungen nur so versagen können? Er zögerte nicht weiter und schloss den Jungen in seine Arme. "Constantin...du bist keine Enttäuschung für mich. Im Gegenteil, ich bin unglaublich stolz auf dich. Du hast keine Schuld an all dem. Du hattest keine leichte Kindheit und trotzdem bist du ein wirklich guter Junge geworden. Jeder Vater wünscht sich, dass seine Söhne in seine Fußstapfen treten. Aber jeder andere Weg ist doch genauso achtbar. Du warst nie Teil meines Haders."
John lächelte sanft und legte Constantin die Hände auf die Schultern. "Du bist kein Niemand. Du bist der Erbe von Hereford. Das ist doch etwas, was sich sehen lässt. Es ist eine beachtliche Grafschaft, die du erben wirst, wenn du mündig wirst. Und du wirst dort viele weitere Freunde finden, da bin ich sicher. Weißt du, was Robert für Isaac geplant hat?"

Constantin

Constantin sah wie sein Vater sich auf die Lippe biss und fürchtete schon wieder etwas ungehöriges gesagt zu haben, da fand er sich mit einem Mal in dessen Armen wieder. Überrascht blinzelte er, dann schlang er die Arme um seinen Vater, schloss die Augen und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Es war ein merkwürdiges Gefühl, hatte er sich mit der Nähe zu John in den letzten Jahren doch immer irgendwie schwer getan und sich gleichzeitig doch nichts sehnlicher gewünscht.
Mit großer Anstrengung hielt Constantin die Tränen zurück als sein Vater zu sprechen begann. "Ich ..." Er klang heiser und obwohl er noch so viel hätte sagen wollen, gelang es ihm nicht. Also beschränkte er sich auf ein einzelnes weiteres Wort und hoffte, dass es all das ausdrückte, was in ihm vorging. "Danke."
Er sah auf als John ihm die Hände auf die Schultern legte und das warme Lächeln seines Vaters verursachte in ihm ein eigentümlich warmes Gefühl. Constantin erwiderte das Lächeln, erleichtert über diese aufmunternden Worte.
Doch dann schüttelte er leicht den Kopf. "Nein, nicht wirklich." erklärte er langsam. "Rob hatte ihm versprochen ihn als Knappen zu nehmen, aber vielleicht hat ihr Vater noch andere Pläne. Aber das wird sich wohl auch bald entscheiden." Immerhin wurde Isaac dieses Jahr vierzehn Jahre alt, genau das Alter in dem er seine Knappenausbildung beginnen sollte.

John fühlte sich seinem Sohn verbunden und nahe wie lange nicht mehr. Es stand immer ein wenig zwischen ihnen, dass Constantins Herkunft nicht ganz klar war. Aber manchmal gab es diese Momente, die ihn zweifeln ließen, ob diese Verbindung nur von emotionaler Ebene her rührte oder ob Constantin nicht doch sein Erbe trug. Auch wenn es keine Rolle spielte.
"Von Herzen, mein Junge."
John nickte nachdenklich. "Nun, Rob hat ihn jetzt auch mit an den Hof genommen. Ich denke, dort wird seine Zukunft sich entscheiden. Rob gibt solche Versprechen nicht leichtfertig, er wird seinen Bruder sicher selbst als Knappe ausbilden. Aber da Stephan Robs bester Freund ist, werdet ihr euch dann doch recht häufig sehen, denke ich."

Constantin

Constantin lächelte. Das hier war ein wirklich kostbarer Moment, ganz anders als das, was er erwartet hatte als er den Raum betreten hatte.
"Ja, vermutlich hast du Recht." räumte er ein und legte den Kopf ein wenig schief. "Es wäre schön, wenn wir uns viel sehen würden. Aber wenn Stephan zurück ins Anjou geht und Rob die meiste Zeit wieder hier ist ..." Constantin zuckte leicht mit den Schultern.
"Aber ... ich möchte trotzdem gehen, wenn Stephan mich haben will. Es ist eine wirklich große Chance und ich weiß wirklich zu schätzen, was du für mich tust." erklärte er leise und schloss seinen Vater nun von sich aus noch einmal in die Arme.
An sich war er für solch ein Übermaß an Zärtlichkeiten ja schon viel zu alt, aber sie beide waren hier schließlich alleine und Constantin hatte das Gefühl im Moment viel freier atmen zu können. Und wie erstaunlich einfach und schnell es doch so weit gekommen war ...

John nickte. "Ja, dann werdet ihr euch vielleicht eine Weile nicht sehen, aber ich bin ziemlich sicher, dass das eurer Freundschaft nicht schadet, Constantin."
Er lchelte zufrieden. "Ich habe ihm bereits einen Brief geschickt. Wir werden sehen, was er antwortet. Aber ich denke nicht, dass er ablehnen wird." Er erwiderte die Umarmung. "Es ist eine große Chance, die du auf jeden Fall nutzen solltest."
Und es war an der Zeit zu tun, was er schon eine ganze Weile plante. "Komm, begleite mich. Ich möchte dir etwas zeigen." Ein Knappe brauchte schließlich ein Pferd und er erinnerrte sich noch gut daran, welches Pferd nach Philippes Auskunft Constantins Liebling war. Als er also den Entschluss gefasst hatte, hatte er auch mit Philippe Verhandlungen geführt.

Constantin

Constantin nickte nachdenklich. "Ja, da hast du wohl Recht." Räumte er ein. Isaac und er waren schon so lange so gute Freunde, Constantin zweifelte nicht daran, dass sich auch mit der Zeit daran nichts ändern würde. Trotzdem betrübte ihn der Gedanke etwas seinen Freund so lange nicht zu sehen.
Constantin hob überrascht den Kopf und trat einen Schritt zurück, um seinem Vater wieder besser ins Gesicht sehen zu können. "Wohin?" Fragte er verwundert, zögerte aber keinen Moment sich seinem Vater anzuschließen. "Was möchtest du mir zeigen?" Fragte er verwirrt als sie das Gemach verließen. Er hatte nicht die geringste Idee wohin sein Vater ihn wohl bringen würde.

John lächelte geheimnisvoll. "Das wirst du schon sehen. Sei nicht so ungeduldig, lass dich überraschen.", mahnte er, selbst ein bisschen aufgeregt. Er führte seinen Sohn einen kleinen Umweg, damit er nicht sofort ahnte, wohin es ging und führte ihn dann in die Stallungen.
Vor der Box des braunen Hengstes blieb er stehen.
"Weißt du, ich bin öfter auf einen Becher Ale bei Philippe und Amélie. Und Philippe hat mir erzählt, dass du dieses Kerlchen hier besonders magst. Ein Knappe braucht ein Pferd, für das er sich nicht schämen muss. Und damit du  auch nicht immer zweifelst, ob du mir wichtig bist oder nicht und damit du gut ausgestattet bist, gehört er nun dir."
Und er hoffte, Constantin würde sich freuen. Er war sich mit Philippe schnell handelseinig geworden.

Constantin

Constantin seufzte leise, übte sich dann aber in Geduld und statt noch einmal zu fragen, folgte er seinem Vater zügig. Vollständig verwirrt war er allerdings als er feststellte, dass die Stallungen ihr Ziel waren, denn er hatte so keinerlei Idee, was sein Vater ihm ausgerechnet hier zeigen wollte.
Dann hielten sie an einer Constantin sehr vertrauten Box an und sofort spürte er die weiche Pferdenase, die ihn am Arm anstupste. Ehe Constantin seiner Verwirrung doch Ausdruck verleihen konnte, strich er dem jungen Hengst sanft über die Nüstern. Er liebte dieses Tier und war jedes Mal selig, wenn der Stallmeister ihm gestattet hatte ihn zu reiten.
Als sein Vater zu sprechen begann, fuhr Constantins Kopf herum und er starrte ihn ungläubig an. "Was?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Er ... er gehört mir?" Das hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt und er konnte kaum glauben, dass es wirklich so gekommen war.
Constantin schluckte schwer. "Oh Vater ..." Er löste sich von seinem Vierbeinigen Gefährten, überbrückte die Distanz zu seinem Vater mit zwei schnellen Schritten und schlang die Arme um seinen Hals.
Wie merkwürdig, dass sie sich innerhalb von so kurzer Zeit schon wieder so nahe waren und es vorher doch immer wie eine Hürde gewesen war.
"Danke ..." wisperte Constantin, völlig überwältigt von diesem Geschenk.

John wurde nicht enttäuscht, denn die Reaktion von Constantin fiel genauso aus, wie er es sich erhofft hatte. "Ja, er gehört dir und obliegt nunmehr deiner alleinigen Verantwortung. Ich hoffe, du wirst zufrieden mit ihm."
John lachte und erwiderte die Umarmung innig. Sie waren sich nahe wie lange nicht mehr, das war ein so gutes Gefühl.
"Keine Ursache, mein Junge. Ich plane das schon eine ganze Weile, weil ich weiß, was dir an ihm liegt. Aber der passende Moment war noch nicht da. Dies war er jetzt. Und ich bin froh, dass es dir gefällt." Er klopfte ihm auf die Schulter.
"Auch wenn ich nur schwer begreife, dass du langsam erwachsen wirst."

Constantin

Constantin strahlte über das ganze Gesicht und nickte eifrig. "Das werde ich ganz sicher. Er ist ein fantastisches Pferd!" Und er hatte nie zu hoffen gewagt, dieses wundervolle Tier einmal sein Eigen nennen zu können. Aber es war nicht nur das Geschenk selbst, das ihn so tief bewegte, sondern die Tatsache, dass sein Vater sich Gedanken gemacht und extra mit Philippe gesprochen hatte, um auch wirklich Constantins Lieblingspferd zu kaufen und nicht irgend ein anderes.
"Ich werde immer gut auf ihn Acht geben, versprochen." erklärte Constantin und grinste dann leicht. "Nimm's nicht allzu tragisch, ja? Bisher ist es nur meine Knappenausbildung, die ich beginne. Außerdem hast du doch auch schon genügend Enkel, die dich in Atem halten, wenn ich weg bin." erinnerte er seinen Vater lächelnd.

John nickte. "Das glaube ich auch, wirklich. Er macht einen freundlichen Eindruck und wird dir gute Dienste leisten." Er neigte den Kopf.
"Wundervoll, nicht weniger erwarte ich von dir, Constantin." John seufzte leise und grinste dann. "Da hast du wohl Recht. Es ist wahr. Lucas' und Elenas Kinder trollen sowieso die meiste Zeit im Hospital herum, sie halten mich also ohne Zweifel auf Trab. Immerhin wird es noch etwas dauern, bis du mich auch zum Großvater machst."
Auch offiziell würde er das niemals sein. Aber er liebte Constantin trotzdem als seinen eigenen Sohn. Das würde er immer tun.

Gabriel

Gabriel hatte sich in seinen dünnen Mantel gehüllt und eine ruhige Ecke im Garten gesucht, um seinen Gedanken und vor allem seinen Zweifeln nachzuhängen.
Seit die Einladung zur Hochzeitsfeier von Guillaume und seiner Gemahlin Oxford erreicht hatte, hatte Gabriel darauf gebaut, dass Königin Eleonore aus Paris kommen würde und mit ihr Giulia. Nun waren sie aus Oxford aufgebrochen und gestern hier am Hof angekommen und Gabriel hatte seine Vermutung bestätigt gesehen: Königin Eleonore war bereits eingetroffen. Doch seine größte Hoffnung war zur Nichte gemacht wurden, Giulia war nicht in ihrem Gefolge. Er hatte alle Hofdamen Eleonores gesehen, aber nicht diejenige, die er sich doch so sehr herbei gesehnt hatte.
Gabriel starrte verdrossen auf die Rosenbüsche ihm gegenüber und atmete geräuschvoll durch. Die ausbleibende Antwort hatte er sich damit schön geredet, dass er Giulia hier wieder sehen würde, doch nun war sie nicht mit nach England gekommen. Vermutlich war sie schon wieder zurück in ihrem geliebten Italien und hatte ihn vollkommen vergessen oder dachte höchstens noch zu ihrer Belustigung an seinen stümperhaften Versuch sie für sich zu gewinnen zurück.

Aliz


Aliz hatte ihren Mann und auch ihren Vater überzeugt, sie mit zum Hof zur Hochzeitsfeier zu nehmen. Sie genoss das bunte Treiben hier und sie freute sich auf die Gelegenheit, ihre schönen Kleider wieder einmal zu tragen.
Da allerdings Eric und Edward beschäftigt waren, unternahm sie allein einen Spaziergang. Sie war aber ein bisschen überrascht, als sie in einer entlegenen Ecke auf Gabriel stieß. Ihr war schon aufgefallen, dass er ziemlich niedergeschlagen wirkte, hatte sich aber erst einmal keine großen Gedanken darüber gemacht.
"Gabriel...." Sie hob erstaunt die Augenbrauen und setzte sich zu ihm. "Was ist los, dass du hier so allein Trübsal bläst? Du bist die letzten Tage schon so komisch.", sprach sie ihn an.
Und sein Glück lag ihr doch so sehr am Herzen. Sie wäre so froh, er würde endlich seinen Platz im Leben. "Hast du schon mit Guillaume gesprochen?"

Gabriel

Gabriel wandte den Kopf etwas als er Schritte näher kommen hörte und war gar nicht so sehr überrascht als er Aliz erkannte. Wenigstens war es seine Schwester, die ihn hier ausfindig machte und nicht irgendjemand vor dem er seine trübsinnigen Gedanken verstecken musste.
Geräuschvoll atmete Gabriel durch als sie sich zu ihm setzte und auch sogleich begann, ihm seine Gefühle zu entlocken. "Ich ... ich hatte gehofft, dass sie hier sein würde ..." räumte er ein. Aliz wusste schließlich um das Chaos in seinem Herzen, ihr brauchte er nicht erklären, was es damit auf sich hatte. "Ich dachte, sie würde die Königin hier her begleiten, aber sie hat es nicht getan und ... und ich schätze, sie ist nun wieder zurück in Italien." Und das ohne ein Wort, ohne die kleinste Zeile als Antwort auf seinen Brief. Gabriel war überzeugt, er hätte es besser verkraftet, wenn sie ihn in einem Brief höflich abgewiesen hätte als jetzt dieses Schweigen und die Unwissenheit ertragen zu müssen.
Er nickte langsam. "Habe ich, allerdings bisher nur kurz. Er hat sich gefreut, dass ich hergekommen bin."

Aliz

Aliz nickte verständnisvoll. "Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber sie ist es nicht, du wirst dich also gedulden müssen." Aber sie musste wissend lächeln. "Sie ist nicht in Italien, mein Lieber. Sie ist noch in Paris, weil ihr Vater einen Besuch dort angekündigt hatte. Sie konnte Eleonore deswegen nicht begleiten."
Sie musste zu ihrer Schande gestehen, dass die Neugierde sie geplagt hatte. Darum hatte sie sich eine von Eleonores Hofdamen ausgesucht und sie ausgehorcht, um etwas mehr über Giulia zu erfahren.
"Vielleicht weiß sie nicht Recht, was sie dir antworten soll? Du gibst doch sonst nicht so leicht auf, Gabi. Hab ein bisschen Vertrauen."
Aliz neigte den Kopf. "Das ist gut. Heißt das, du wirst dann wieder in seine Dienste wechseln, hm? Wäre sicher gut für deine Ausbildung."

Gabriel

Gabriel gab einen kleinen Laut von sich, irgendeine Mischung zwischen Lachen und Schnauben. "Gedulden? Und worauf genau soll ich noch warten? Hätte sie vorgehabt mir zu antworten, hätte sie das mittlerweile getan. Hier hätte ich sie ansprechen können, aber sie ist nicht hier ... das hier war meine letzte Hoffnung." erwiderte Gabriel unglücklich.
Dann jedoch weiteten sich seine Augen überrascht. "Was? Was soll das heißen, sie ist noch in Paris? Woher weißt du das?" Aliz kannte Giulia doch überhaupt nicht, wie sollte sie so etwas in Erfahrung gebracht haben? Doch bei der Vorstellung, Giulia könne womöglich noch in Paris sein und nicht zurück in Italien, pochte sein Herz unweigerlich ein wenig schneller.
Gabriel legte den Kopf ein wenig schief. "Aber wenn sie es jetzt noch nicht weiß, ist das doch schon Antwort genug, oder? Wenn sie etwas von mir wissen wollen würde, würde sie sich wohl kaum so schwer tun, nachdem ich ihr mein Herz ausgeschüttet habe." gab er zu bedenken.
"Ja, ich denke schon. Ich muss noch einmal mit Vater darüber sprechen, aber ich glaube kaum, dass er Einwände haben wird." Und ihm selbst hatte die Zeit als Guillaumes Knappe ja auch sehr gefallen, er hätte also wahrlich nichts dagegen seine Ausbildung entsprechend fortzusetzen.

Aliz

Aliz hob die Schultern. "Auf eine Reaktion? Vertrau mir, sie wird reagieren. Ich denke wirklich, sie weiß nicht wirklich, wie sie reagieren soll."
Sie grinste breit, als Gabriel so überrascht reagierte. "Es heißt, was es heißt. Sie ist am französischen Hof geblieben, weil ihr Vater sie besucht. Und ich war....ehrlich gesagt neugierig auf die Frau, die dir den Kopf verdreht hat und deshalb habe ich nach ihr gefragt. Ich habe eine von Eleonores Hofdamen nach ihr gefragt und anschließend ein bisschen ausgehorcht. Verzeih mir, Brüderchen."
Aliz lachte auf. "Ah, Gabriel...die Gefühlswelt von uns Frauen ist nicht so leicht, hast du das nicht vor meiner Ehe mit Eric sehen können? Ich habe mich auch geziert."
Sie neige den Kopf. "Ah, das ist sicher keine schlechte Idee. Und vielleicht besucht er seine Schwester wieder einmal in Paris."