William und Joanna - ab 1183

Jonathan

"Hm, der Allerbeste...ich weiß nicht. Ich bin Mutter am Ähnlichsten von uns, das ist wahr, aber sonst...Nun, ich habe Vater eines Besseren belehrt, sodass er meine Fähigeiten anerkennen musste. Ich bin ihm ja auch nicht böse, aber es ist schwierig. Immerhin hatte ich euch." Und besonders seine älteren Brüder hatten ihnimmer beschützt und vor Grausamkeiten der anderen Kinder bewahrt.
"Nein, das wäre wirklich zu heikel. Sprich mit ihm, aber ich bin sicher, er wird sich ebenso freuen. Zudem hat er damals auch eine Ehe unter seinem Stand vor Vater durch bekommmen..." Vielleicht hatte Stephan ja einfach noch eine gute Idee.
"Irgendwann findet sich alles schon, keine Sorge. Und solange du so zu Emma stehst, kann euch vermutlich niemand etwas an haben."

Isaac

Isaac saß im Schneidersitz auf dem großen Bett von Rob und Giselle und sah seinem großen Bruder dabei zu wie er einige Sachen in die große Holztruhe räumte. "Roooob ..." begann Isaac in flehendem Tonfall. "Können wir nicht ausreiten gehen? Oder etwas trainieren? Oder halt irgendetwas spannendes machen? Ich ... werde hier sonst noch ganz kribbelig!" Prophezeite Isaac, obwohl seine Ankündigung eigentlich hinfällig war, denn er war ja bereits kribbelig. Auch deshalb saß er hier mit untergeschlagenen Beinen damit er nicht herum zappelte oder sogar wieder aufsprang.
"Oder können wir zum Hof reisen?" Fragte er mit leuchtenden Augen. "Es heißt doch die Prinzen werden jeden Tag jetzt dort eintreffen, vielleicht sind sie sogar schon alle dort. Und du kennst sie doch, nicht wahr? Du bist mit ihnen befreundet!" Stellte Isaac mit einer Mischung aus Aufregung und Bewunderung fest. "Vater sagt er kann nicht, er müsse jetzt da Großvater verreist ist, hier noch viel regeln, aber ich glaube er will auch gar nicht." Mutmaßte Isaac. "Roooob ... Bitte ..." bettelte et mit leuchtenden Augen. In dem Augen des fast vierzehnjährigen Isaac gab es nichts spannenderes als ein Leben am Hof, aber er konnte unmöglich allein dorthin reisen und bisher schienen alle anderen ihn irgendwie ... vergessen zu haben. Zumindest was diese Sache anging.

Rob seufzte leise, als er einige Dinge in die Truhe räumte, sich der nervösen Gestalt seines kleinen Bruders nur allzu bewusst. Er hatte versprochen ihn als Knappen zu nehmen und das hatte er auch eingehalten, sodass es ihm zugefallen war, ihn in vielen Dingen zu unterrichten. Das hatte auch ihrer Beziehung wirklich gut getan, sie hatten ein inniges Verhältnis. Aber manchmal war Isaacs unruhiger Geist eine wirkliche Prüfung.
"Ach, Isaac. Du bist schon kribbelig, das bist du oft. Was stellst du dir denn unter etwas Spannendem vor? Meinetwegen können wir gleich noch eine Runde auf dem Übungsplatz einlegen, aber lass mich erst diese Dinge hier fertig machen."
Er hatte ja geahnt, worauf das hinaus laufen würde. "Vater hat wirklich viel zu tun hier. Ja, ich kenne die Prinzen und Stephan ist mein bester Freund. Ich müsste mich tatsächlich bald am Hof blicken lassen, aber gerade zieht es mich nicht allzu sehr. Ich würde Giselle ungern allein lassen und ob sie es sich zutraut, sich den Blicken am Hof auszusetzen, weiß ich nicht...."
Zumal sie erst besprechen müssten, ob Levi der Auffassung war, dass es der Schwangerschaft schaden würde. Levi würde sie wegen Miriam wohl nicht begleiten, aber vielleicht war das auch nicht notwendig. Sie würden ja nicht ewig bleiben und allzu weit fortgeschritten war die Schwangerschaft noch nicht.
"So spannend ist es dort auch nicht, Isaac."

Isaac

Isaac seufzte theatralisch. "Ich weiß." bekannte er. "Und ich bemühe mich ja auch es nicht zu sein, aber ... es ist einfach so schwer!" Isaacs Miene hellte sich auf als Rob sich zu einem Training bereit erklärte, das würde ihn wenigstens ein wenig ablenken und draußen an der frischen Luft war er ohnehin meist viel lieber.
Isaac sah seinen Bruder nach wie vor mit hoffnungsvollem Blick an. "Aber wir müssen ja auch nicht lange hin! Wenn wir nur mit ganz kleinem Gefolge reisen oder sogar nur du und ich, dann sind wir doch schnell dort und könnten ein paar Tage bleiben. Und ehe du dich versiehst, sind wir schon wieder zurück." schlug er vor. "Oder ... du fragst Giselle einfach. Vielleicht möchte sie ja auch? Prinz Stephan ist doch mit Jane verheiratet, sie würden sich doch bestimmt gut verstehen." versuchte Isaac seinem Bruder die Sache schmackhaft zu machen.
Dann stöhnte er leise auf. "Aber wie kann es dort denn nicht spannend sein, Rob? All die Menschen, die ganzen Lords und Ritter und ..." Isaac seufzte verträumt bei der Vorstellung.

"Vielleicht sollte ich dir einfach mehr zu tun geben, dann wärst du nicht so unausgelastet. Es finden sich sicher noch ein paar Rüstungen für dich, die auf eine Reinigung warten.", erwiderte Rob trocken. "Ich weiß, aber ich befürchte, ich werde ein wenig in Anspruch genommen werden, wenn wir erst einmal dort sind, daher ist es mit ein paar Tagen wahrscheinlich nicht getan. Ich muss mit Giselle sprechen." Inzwischen schaffte sie an seinem Arm tatsächlich schon ein paar Schritte, aber es war anstrengend und ob sie das vor aller Augen tun wollte, wusste er nicht. Auch wenn er sie trug, würde das natürlich Blicke auf sich ziehen. "Sicher würde sie sich mit Jane gut verstehen, aber ich will sie nicht überfordern. Du weißt wie die Leute sind, sie werden reden."
Er schüttelte den Kopf. "Es ist etwas mehr Trubel, aber letztlich fallen wohl die selben Aufgaben an wie hier und du glaubst doch nicht, dass du dort nur Müsiggang haben kannst? Ich werde meinen Knappen dort brauchen. Und wenn es nur Botendienste sind....das muss nicht spannend sein."

Isaac

Isaac grinste schelmisch. "Ich glaube nicht, dass Rüstungen putzen mich wirklich auslastet." bemerkte er amüsiert.
Dann wurde er jedoch eine Spur ernster und nickte. "Viele Menschen sind ziemlich dumm in dieser Hinsicht." Er mochte Giselle gerne, sie war von Anfang an freundlich zu ihm gewesen und in ihrer Gegenwart brachte selbst Isaac es fertig einmal still zu sitzen. "Aber wirst du sie fragen? Auch ob sie dich eventuell alleine gehen lassen würde? Bitte Rob ..."
Isaac seufzte laut und ließ sich auf dem Bett zurück sinken, streckte die Arme aus und grinste. "Müßiggang? Ich will doch nicht an den Hof um herum zu sitzen! Ich will etwas erleben, Rob!" klärte Isaac ihn auf. "Botendienste sind garantiert spannend! Ich werde dabei alle möglichen Leute kennenlernen!" erwiderte Isaac aufgeregt.

"Das kommt darauf an wie viel Mühe du dir gibst. Ich kann dich schon auf Trab bringen, wenn es Arbeit ist, die du suchst." Rob nickte. "Das sind sie und ihr Vater wollte sie genau davor schützen. Ich will nicht, dass sie sich ausgelacht fühlt, wo sie doch gerade so großartige Fortschritte macht. Ich frage sie, aber ich brauche schließlich nicht ihre Erlaubnis. Wenn ich gehen will, gehe ich, sie wird das auch verstehen. Aber ich will sie eigentlich gern bei mir haben..."
Er lächelte leicht. "Wenn du wüsstest....So optimistisch wäre ich auch gern einmal.  Aber ja, viele Leute treffen würdest du."
Er schloss die Truhe. "Wir werden sehen. Das rennt uns schließlich auch nicht davon, wir wissen gar nicht, ob sie schon angekommen sind."

Isaac

Isaac schnitt eine kleine Grimasse. "Spannende Arbeit bei der ich auch etwas lerne." widersprach Isaac. "Ich weiß wie man Rüstungen poliert, dabei kann ich nichts mehr lernen." Nachdenklich sah er seinen großen Bruder an. "Irgendwie klingt das nicht als wärst du übermäßig erpicht darauf an den Hof zu reisen." stellte er seufzend fest und hob dann leicht die Schultern. "Aber ich kann es ja nicht wissen, denn der Hof ist mir so fremd wie Jerusalem! Und ich bin schon fast vierzehn!" beharrte Isaac und verdrehte leicht die Augen. "Ja, wir wissen es nicht, weil wir am Ende der Welt leben! Hier erfahren wir doch alles erst, wenn es schon passiert ist. Aber der letzte Bote sagte, sie würden jeden Tag eintreffen ... bis wir am Hof wären, sind sie also auf jeden Fall dort." verkündete Isaac und setzte sich wieder auf.
"Wenn aus mir irgendwas werden soll, muss ich doch endlich auch Verbindungen zum Hof haben." warf Isaac dann noch ein.

Rob grinste flüchtig. "Auch noch anspruchsvoll, der Herr, ich dachte dir wäre langweilig? Da dürfte dir doch alles recht kommen, was dich beschäftigt." Er schüttelte leicht den Kopf. "Das ist es nicht. Ich würde Stephan gern wiedersehen, weißt du. Aber ich habe hier Verpflichtungen und meine Familie, was ich entscheide, trifft auch sie. Und ich möchte einfach über diese Dinge in Ruhe mit meiner Frau reden und auch mit Vater, solange wirst du warten müssen."
Er lachte auf. "Du tust so, als wärst du ein Greis. Wir haben Zeit genug für alles und du wirst deine Verbindungen schon bekommen. Außerdem, was willst du denn werden, dass du diese Verbindungen zum Hof haben willst?"
Ihr Vater hatte sicherlich schon ganz eigene Pläne für seinen jüngeren Sohn. "Nun komm, du unruhiger Geist, lass uns dich ein bisschen auslasten."

Isaac

Isaac verdrehte leicht die Augen. "Also ehrlich, Rob ... es gibt genügend Dinge mit denen ich mich alleine irgendwie beschäftigen kann, aber ... ach ... du verstehst das einfach nicht. Ich ..." Isaac gab ein verzweifeltes Stöhnen von sich, weil ihm einfach die Worte fehlten, um seinem großen Bruder zu erklären wie er sich fühlte. Rob hätte das vermutlich so oder so nicht verstanden, er hätte seinem Bruder nie erklären können wie es war, wenn es einfach so furchtbar kribbelte in einem.
Er sah Rob an und nickte dann. "Einverstanden. Wenn du versprichst, diese Dinge wirklich zu klären und es nicht 'vergisst'."
Isaac kräuselte die Nase als Rob zu lachen begann. "Das bin ich! Zumindest gemessen an dem, was ich bisher erlebt habe. Du hast in meinem Alter schon viel mehr von der Welt gesehen, warst am Hof und in Aquitanien! Ich weiß gerade mal, wie man das buchstabiert ..." klagte Isaac, dann zuckte er mit einem unbekümmerten Lächeln die Schultern. "Einfach irgendwas. Ich kann doch nicht auf ewig dein Knappe bleiben, wie sehe das denn aus?" Isaacs Augen begannen zu strahlen und im Nu war er auf den Beinen. "Gute Idee."

Rob grinste. "Nein, da ich eher ein Faulpelz bin, verstehe ich das wohl tatsächlich nicht." Im Gegensatz zu Isaac hatte er gern einmal seine Ruhe. "Aber vielleicht ändert sich das ja. Vielleicht verstehst du mich eines Tages besser."
Er nickte leicht. "Ich vergesse es nicht, keine Sorge." Er musste sich einfach wirklich wieder am Hof blicken lassen, Beziehungen pflegen und Stephan wiedersehen. Außerdem hatte er auch zum König immer einen recht guten Draht gehabt.
"Nein, das nicht, aber weißt du, auch ein Earl of Cornwall braucht fähige Ritter. Vielleicht brauche ich dich eines Tages als meinen Steward?" Das war für Isaac immerhin ein Ziel, auf das er hin arbeiten konnte. Rob zog das Wams aus, sodass er gleich im Hemd für den Übungskampf etwas beweglicher war und folgte Isaac dann nach draußen.

Guillaume

Nachdem Guillaume von Jonathan erfahren hatte, dass auch Stephan hier war, hielt ihn nichts mehr und kaum hatte er den einen Bruder verlassen, machte er sich auf zum nächsten.
Er klopfte an die Tür zu den Gemächern, die Stephan und Jane zugewiesen worden waren und kaum hatte er Antwort von drinnen erhalten, trat er eilig ein. "Stephan ... wie gut, dass du hier bist!" begrüßte er seinen nur ein Jahr jüngeren Bruder, trat zu ihm und umarmte ihn herzlich.
"Ich komme gerade von Jonathan, er sagte mir, dass ihr auch bereits hier seid." erklärte Guillaume und atmete tief durch. "Du hast ja keine Vorstellung wie gut es tut, dich zu sehen." murmelte er und grinste schief angesichts seiner Sentimentalität.
"Wie ist es euch im Anjou ergangen, hm? Seid ihr zufrieden dort? Und was machen deine Frau und deine zuckersüße Tochter?"

Stephan war ganz froh, dass sie einmal wieder hier waren und er seine Geschwister zu Gesicht bekam, ebenso wie seine Mutter. Jane und Élaine hatten ihn begleitet und schauten sich gerade etwas in der Burg um. Er hatte geahnt, dass Guillaume ihn aufsuchen würde, sobald er sich Zeit dafür machen konnte und so war er nicht überrascht, als er schließlich vor seinem Bruder stand.
Er erwiderte die Umarmung und lächelte, klopfte ihm auf den Rücken. "Mich freut es auch so sehr dich wiederzusehen, Brüderchen. Jonathan hast du schon gesehen? Er ist ein Mordskerl geworden, was? Richtig erwachsen...Komm, setz dich."
Er ließ sich ihm gegenüber nieder. "Uns geht es gut. Ich denke, ich habe das Anjou im Griff und es ist wirklich eine schöne Gegend. Wir fühlen uns wohl. Jane und die Kleine erforschen gerade die Burg, aber sie sind wohlauf. Sie wird dich um den Finger wickeln, unsere Kleine. Und wie ist es euch ergangen, hm? Erzähl mir etwas, auch von Paris."

Guillaume

Guillaume nickte lachend. "Ja, ich komme gerade von ihm. Es ist wirklich erstaunlich wie unser kleiner Bruder sich gemacht hat. Und ich freue mich wirklich für ihn, dass er mit Philippa so glücklich ist." Jonathan hatte einen Platz im Leben gefunden, der ihn glücklich machte und das war es doch, was wirklich zählte.
Guillaume folgte der Aufforderung seines Bruders und setzte sich. "Das klingt hervorragend. Und ich kann es kaum erwarten die zwei zu sehen, zumal ich so kleinen hinreißenden Damen noch nie widerstehen konnte." bemerkte er lachend. Seine eigenen Töchter vergötterte er immerhin und konnte gar nicht genug Zeit mit den beiden verbringen.
"Paris war ausgesprochen erträglich. Es war schön noch mehr Zeit mit Eleonore verbringen zu können und sie dort so glücklich zu sehen. Auch der Abstand hat mir gut getan, es hat gedauert, aber mein Aufenthalt in Paris hat mich mit dem versöhnt, was Gott offenbar für mich geplant hatte." Er hatte mit Berengarias Tod sehr gehadert, aber mittlerweile kam er deutlich besser damit zurecht. Seit seiner Hochzeit ohnehin ...
"Gui und Louis sind die besten Freunde geworden, ein Herz und eine Seele, sage ich dir. Daher ist der Junge auch dort geblieben. Er soll seine Ausbildung und Erziehung an Philippes Hof erhalten, warten wir ab, wie es sich entwickelt, aber vorerst ist es ein wirklich gutes Arrangement." berichtete Guillaume und lächelte dann leicht. "Und ich ... habe geheiratet." eröffnete er dann.

Stephan lächelte. "So geht es mir auch. Ich freue mich jedes Mal ihn so zu sehen und wenn sie jetzt Nachwuchs bekommen, wird hoffentlich alles perfekt werden. Ich denke, er sorgt sich zu viel. Mein Schwiegervater war dahingehend recht zuversichtlich."
Er neigte den Kopf. "Schön. Ich würde sie gern auch bald wieder sehen, unser Schwesterchen. Aber ich bin froh, dass sie so glücklich ist. Und wenn Gui sich so gut mit Louis versteht, ist es für seine Zukunft schließlich nicht schlecht. Er kann als Bastard nicht genug Beziehungen dieser Art knüpfen."
Im nächsten Moment beugte er sich ruckartig vor.
"Was hast du getan? Geheiratet? Aber....wen...ich meine....du hast dich doch so dagegen gesträubt! Und jetzt heiratest du eine französische Gräfin oder wie darf ich das verstehen? Du siehst aber so glücklich aus..."

Guillaume

"Ja, das ist wahr. Er hat mir erzählt, dass Philippa schwanger ist. Ich glaube auch, es wäre ein wirklicher Segen, wenn sie dieses Kind erst bekommen haben." Und ganz gleich, ob es vollkommen gesund war oder nicht, es würde mit Jonathan und Philippa die besten Eltern bekommen, die es sich wünschen konnte.
Guillaume musste schmunzeln. "Mir scheint, unser kleiner Bruder war ein klein wenig schneller von Begriff als du." bemerkte er und schüttelte dann leicht den Kopf. "Nein, keine französische Gräfin. Du hast ganz recht, ich bin glücklich, denn ich habe endlich die Frau geheiratet, die ich doch als einzige an meiner Seite haben will." erwiderte Guillaume. "Und ich habe damit dafür gesorgt, dass meine Kinder keine Bastarde mehr sind." Endlich war dieser Makel getilgt, Gui war nicht als Bastard des Prinzen in Paris geblieben, um möglichst einflussreiche Verbindungen für sich zu knüpfen, sondern war nun wie Louis auch der künftige Thronfolger.

"Das glaube ich auch. Es wird ihr Glück perfekt machen. Und das, wo er doch immer so sehr gehadert hat. Ich gönne es ihm wirklich."
Stephan hob die Augenbrauen und stand im nächsten Moment auf, um sich einen Becher Wein einzuschenken und hinunter zu stürzen, ehe er ein Wort heraus brachte. "Du...hast Emma geheiratet?", wiederholte er dann ungläubig. "Ach du meine Güte, Guillaume....was hat dich denn dabei geritten? Vater wird dich umbringen! Da du noch lebendig hier sitzt, weiß er es wohl noch nicht. Das muss ich erst einmal verdauen..."
Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Guillaume seine Prinzipien plötzlich so über den Haufen warf.
"Ich bin wirklich froh, wenn du glücklich bist, Brüderchen, aber ich bin etwas unsicher, ob das eine kluge Entscheidung war, wirklich..." Er legte den Kopf schief. "Was hat deine Meinung denn so plötzlich geändert?"

Guillaume

"Oh ja, vollkommen. Er hat es wirklich mehr als verdient glücklich zu werden." pflichtete Guillaume seinem Bruder bei.
Dann beobachtete er wie Stephan aufstand und sich Wein eingoss, diesen hinunterstürzte sich dann erst wieder ihm zuwandt. "Du könntest mir auch ruhig einen Becher anbieten." entgegnete Guillaume, dann nickte er. "Richtig, er weiß es noch nicht und ich hoffe es auch noch ein klein wenig hinauszögern zu können, damit alle entsprechenden Vorbereitungen getroffen sind, um seinen Zorn zu bändigen."
Guillaume fuhr sich durch den roten Schopf und grinste leicht. "Tja, über klug lässt sich wohl streiten, aber es war in jedem Fall die richtige Entscheidung. Davon bin ich mehr denn je überzeugt."
Er hob leicht die Schultern. "Tja, sie ... hat Ja gesagt. Ich habe sie immer wieder gefragt, wir haben oft genug darüber gesprochen, aber immer hat sie abgelehnt, immer hat sie gesagt, wir könnten nicht heiraten und in Paris ..." Guillaume lächelte schief. "Ich konnte nicht wieder irgendeine andere heiraten, Stephan, es ging einfach nicht."

Stephan schwieg und schenkte einen Becher ein, den er seinem Bruder übergab. "Vorbereitungen? Wie willst du seinen Zorn denn bändigen, hm? Ich glaube nicht, dass es da allzu große Möglichkeiten geben wird. Du kannst froh sein, wenn er dich nicht enterbt. Ich glaube, er wird völlig ausrasten."
Er setzte sich seinem Bruder wieder gegenüber.
"Also war sie immer die Vernünftige von euch Beiden.", stellte er amüsiert fest. "Kein Wunder, dass sie irgendwann die Nerven verloren und Ja gesagt hat. Ich kann durchaus verstehen, warum du es getan hast. Du liebst sie wirklich und Berengaria stand schon immer zwischen euch. Eine andere Frau wäre sicher nicht so wohlgesonnen...."
Es war sehr überraschend, aber wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt naheliegend. Guillaume war Witwer und der Druck einer erneuten Ehe immer dringlicher geworden.
"Ich freue mich für euch. Aber du solltest es Mutter sagen, ich kenne niemanden, der Vater besser bändigen kann."

Guillaume

Guillaume wiegte den Kopf leicht hin und her. "Viele nicht, zugegeben. Aber es gibt ein paar Dinge, die ich gerne vorbereitet hätte bevor Vater es erfährt. Es wird seinen Zorn an sich nicht mildern, aber die Auswirkungen dessen. Das war auch ein Grund weshalb ich schon bei Jonathan war. Wenn jemand in der Lage ist meine Ehe rechtlich abzusichern, dann er." erklärte Guillaume seinem Bruder. "Aber du hast natürlich Recht, ich kann froh sein, wenn er nicht soweit geht. Sollte er es doch tun, weiß ich aber wenigstens, dass England bei dir in den besten Händen ist." versuchte Guillaume zu scherzen.
Guillaume nahm einen Schluck Wein, den Stephan ihm gegeben hatte und grinste leicht. "Ja, sie hat immer an die Vernunft in mir appelliert. Als sie nun schwach wurde, hat mich nichts mehr gehalten."
Er lächelte leicht und nickte. "Ja, ich liebe sie wirklich. Und deshalb war das auch der einzige gangbare Weg. Alles andere wäre ihr und den Kindern gegenüber nicht richtig gewesen."
Er nippte noch einmal an seinem Wein und grinste dann. "Oh, sie weiß es schon. Sie hat es noch in Paris herausgefunden und mir dafür die Ohrfeige meines Lebens verpasst. Ich glaube, nicht mal unser Waffenmeister hat mich je so geschlagen." bekannte Guillaume ein wenig amüsiert. "Aber mittlerweile ist sie recht versöhnt damit, glaube ich. In jedem Fall wird sie dafür sorgen, dass das Gespräch zwischen Vater und mir nicht vollkommen aus den Fugen gerät, wenn es erst soweit ist."

Stephan hob abwehrend die Hände. "Mal den Teufel nicht an die Wand, Bruder, ich will beim besten Willen nicht König werden. Wir sollten Vater diese Gedanken also tunlichst austreiben. Du tust auf jeden Fall gut daran Jonathan um Rat zu fragen, denn sonst wird Vater einen Weg finden, diese Ehe annullieren zu lassen. Und wenn er es über gefälschte Dokumente tut..."
Er zuckte mit den Schultern. "Jedenfalls hast du das dringlichste Problem dadurch gelöst, du hast einen Erben. Das macht die Dinge wohl leichter, insbesondere weil er dir so ähnlich ist."
Er lachte auf. "Sie hat dich geschlagen? Wie untypisch für sie, sie ist immer so beherrscht. Da war sie wohl wirklich böse auf dich. Ich hätte ihr das gar nicht zugetraut. Aber du hast es ohne Zweifel verdient. Wenn sie dir ja trotzdem hilft, umso besser..."
Das machte die Sache erfolgreicher, da war er sicher.

Guillaume

Guillaume grinste breit. "Ich weiß, ich weiß. Und ich werde mein möglichstes tun, um zu verhindern dass es soweit kommt. Ich werde Vater im Dokumente fälschen einfach etwas zuvor kommen, keine Sorge." Er zwinkerte Stephan verschwörerisch zu.
"Das ist wahr. Und er wird es eines Tages gut machen, dessen bin ich sicher. Auch vor diesem Hintergrund ist es gut, dass er in Paris ist. Eine Freundschaft zwischen Gui und dem Dauphin wird für beide Länder eine gute Zukunft bedeuten." zeigte Guillaume sich zuversichtlich.
"Hat sie. Mich hat es auch überrascht, aber du hast ganz Recht, ich hatte es wohl verdient. Umso glücklicher bin ich, dass sie dennoch zu mir steht und mich unterstützen wird. Denn es ist genau so, wie du gesagt hast, wenn jemand Vater bändigen kann, dann sie. Aber nicht nur deshalb, ich ... ihr Segen ist mir in dieser Sache wirklich wichtig. Es hätte mir zu schaffen gemacht, wäre sie nach wie vor dagegen."

Stephan grinste zurück. "Gute Einstellung. Ich schätze, wenn du dabei Hilfe brauchst, solltest du dich an Onkel Harry wenden, er hat die besten Beziehungen zur Londoner Unterwelt, die man sich nur vorstellen kann.", bemerkte er.
"Ich kann dich verstehen, Guillaume...Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn sie mir keinen Segen zu meiner Hochzeit mit Jane hätte geben können. Ich liebe sie über alles, aber Mutter war für uns immer da und so wichtig. Sie hat uns in allem bestätigt. Ich wäre mir....schäbig vorgekommen, hätte ich sie so sehr enttäuscht, dass sie mir gram geblieben wäre."
Stephan neigte leicht den Kopf.
"Es wird schon alles gut werden, keine Sorge."

Guillaume

"Ah, eine gute Idee. Wie nützlich, wenn man für alle Notwendigkeiten einen Experten in der Familie hat." bemerkte er amüsiert. "Ist er in London?" Guillaume wusste, dass sein Onkel London über alles liebte, aber er war mit seiner Familie auch häufig in Bordeaux.
Guillaume nickte zustimmend. "So ist es. Ich hätte sie wirklich ungern so enttäuscht." Irgendwie fühlte es sich schlimmer an seine Mutter zu enttäuschen als den Zorn seines Vaters zu wecken, auch wenn Guillaume nicht genau wusste wieso.
Guillaume hob den Becher und prostete Stephan zu. "Dein Wort in Gottes Ohr. Lass uns darauf trinken. Auf dass alles gut wird." Und Guillaume hoffte, dass es tatsächlich so sein würde und sein Vater sich irgendwie beruhigen ließ. Aber bevor es soweit war, musste er ja erst einmal davon erfahren.

Giselle schaute ihren Mann ein wenig skeptisch an, nachdem er sein Anliegen vorgebracht hatte. "Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, aber ich könnte mir beinahe einen besseren Zeitpunkt vorstellen." Allerdings war die Schwangerschaft noch nicht weit fortgeschritten, wahrscheinlich war es besser, eine Reise jetzt zu unternehmen als in ein paar Monaten. Besonders, weil sie Levi jetzt noch nicht so akut brauchte. Die Übungen konnte sie auch allein machen.
"Denkst du....sie werden mich auslachen?" Hier in Truro hatte man sie selbstverständlichst aufgenommen, vielleicht ein bisschen skeptisch beäugt, aber niemand war unfreundlich gewesen. Am Hof konnte das anders aussehen, wenn sie so unsicher an Robs Arm durch die Halle gehen oder sich tragen lassen musste. "Aber ich weiß, du solltest deine Beziehungen zum Hof auffrischen, Stephan wiedersehen. Und naja...ich muss mich wohl irgendwann ohnehin der Öffentlichkeit präsentieren, auch dem König. Es ist wohl überfällig." Vielleicht war Stephans Frau ja ganz nett.