William und Joanna - ab 1183

Raymond

Raymond nickte langsam. "Und daran halte ich mich." Er musterte den jungen Rotschopf mit unverhohlener Skepsis. Er hatte den jungen Prinzen schon zuvor gesehen, aber nicht wirklich geahnt, dass Michael ihn besser kannte. Für ihn selbst war der Umgang mit Prinzen noch vollkommen neu.
Gui verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ihr steht nur hier herum? Ich bin kein Kleinkind, du solltest mich nicht anlügen, Michael. Ihr wollt in die Stadt und überlegt, wie ihr raus kommt, oder? Das ist zwar nicht erlaubt, aber....sicher wahnsinnig spannend."
Gui trat kurz von einem Fuß auf den Anderen. "Ich hab vielleicht eine Idee...Und wenn ihr mich mitnehmt, verrate ich auch nichs.", schlug er dann mit leuchtenden Augen vor.

Michael

Michael sah Gui ein wenig verblüfft an als dieser die Arme vor der Brust verschränkte. Wie konnte man in dem Alter schon so selbstbewusst sein? Aber vielleicht war das auch nicht allzu verwunderlich, wenn man bedachte, wer Guis Vater und Großvater waren und was der Junge selbst eines Tages sein würde.
"Ähm ..." Michael sah hilfesuchend zu Raymond hinüber. Ihnen blieb im Grunde gar keine andere Wahl als Gui mitzunehmen, denn wenn dieser verriet, dass sie einfach aus der Burg verschwunden waren, würden sie gewaltigen Ärger kriegen.
"Nun ... ich schätze ... wir könnten ihn mitnehmen, oder Ray?" fragte Michael ein wenig unsicher. Er kannte London nicht, für ihn war das eine vollkommen neue Erfahrung und er war sich nicht sicher, ob Gui ihnen nicht zur Last werden würde, wenn sie ständig auf ihn Acht geben mussten, aber was sollten sie sonst schon tun? Und vielleicht würde es ja doch ganz lustig werden mit ihm.

Raymond

Raymond erwiderte Michaels Blick ein bisschen irritiert, überlegte dann aber. Vermutlich würde der Prinz sie verpetzen, wenn sie ihn nicht mitnahmen. Er schien ein pfiffiges Kerlchen zu sein und wenn jemand London sehen wollte, warum nicht...
"Na gut. Es wäre eine Schande, wenn ihr Banausen nichts von London sehen würdet, während wir schon hier sind. Wir müssen nur vorsichtig sein und nicht zu lange weg bleiben, dann fällt es niemandem auf." Gui grinste zufrieden.
"Na dann los. Ich bin der Prinz, ich werde ihnen einfach sagen, dass das Pferd meines Vaters sich festgelegt hat. Meine Tante ist so mal aus Aux geflüchtet mit meiner Cousine Louisa.", berichtete er. "Ihr werdet sehen, das funktioniert ganz bestimmt."
Und so begann er seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Michael

Sprachlos sah Michael dem jungen Prinzen nach als dieser zu den Wachen hinüber lief, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. "Kaum zu glauben ..." murmelte Michael verblüfft als es tatsächlich gelang und die Wachen durch diese Neuigkeit so abgelenkt waren, dass das Tor für einen Moment unbeachtet war.
Er zupfte Ray am Ärmel. "Komm." Schnell, aber möglichst unauffällig huschten sie zum Tor hinüber und waren hindurch, ehe die Wachen sich soweit wieder geordnet hatten, dass zumindest einer von ihnen das Tor wieder im Blick hatte.
Und auch Gui war unbemerkt hindurchgeschlüpft und kam nun breit grinsend zu ihnen. Michael konnte nicht anders als seinem prinzlichen Cousin anerkennend zuzunicken. "Wirklich nicht schlecht." gestand er offen ein.

Raymond

Raymond verfolgte ebenso fasziniert wie Michael, wie mühelos Gui die Wachen fortlockte und schließlich draußen vor dem Tor wieder zu ihnen stieß.
Auch Ray nickte anerkennend. "Damit hast du dir den Rundgang durch London verdient, kleiner Prinz. Und jetzt los, es gibt so viel zu sehen!"
Er fühlte sich wunderbar frei, als er wieder den typischen Geruch Londons einatmen konnte. Er führte die beiden Jungen durch breite Straßen und enge Gassen und schließlich auch bis zu seinem alten Zuhause. "Das ist es. Hier bin ich geboren und aufgewachsen.", verkündete er dann mit einer Mischung aus Stolz und Verlegenheit.
"Es hat mir wirklich gefehlt, auf eine gewisse Art und Weise."

Michael

Gui lachte leise, hochzufrieden mit sich selbst. "Dann hoffe ich, dass es die Mühe auch wert war." erwiderte er amüsiert und folgte Raymond dann ebenso wie dessen Bruder Michael durch die Straßen und kleinen Gassen der Stadt.
Und auch Michael staunte nicht schlecht. Sicher kannte er Städte, hatte er doch lange in Dover gelebt und nun in Oxford, aber irgendwie kam keine dieser Städte an London heran. Hier war alles noch größer, noch voller, noch lauter, noch bunter und ... noch dreckiger. Trotzdem war Michael fasziniert von all den Ecken, die Raymond ihnen zeigte und schließlich hielten sie sogar vor seinem einstigen zu Hause an.
Michael ließ den Blick ein wenig wandern und sah dann seinen großen Bruder wieder an. "Aber ... ganz so schlecht ist es bei uns doch auch nicht, hm?" wandte er dann ein, denn wenn er hätte wählen müssen, wäre er immer lieber in Oxford als hier. Hier war es ... irgendwie schäbig. Sicher für einen Ausflug und ein Abenteuer genau richtig, aber hier dauerhaft leben? Nein, das konnte er sich nicht so recht vorstellen, aber er wusste, wie Raymond dazu stand und wollte ihn keineswegs in Verlegenheit bringen oder verärgern.

Raymond

"Das war es ganz sicher, ihr werdet schon sehen." Raymond war nicht sicher, was die Beiden von dem großen Haus hielten, in dem er aufgewachsen war und er konnte durchaus verstehen, dass es manche Menschen befremdete.
"Nein, ist es nicht. Und ich weiß, es ist nicht, was ihr gewohnt seid. Aber es war mein Zuhause, immer. Ich habe mich wohl gefühlt und ihr seht ja selber, hier ist immer etwas los. Es ist großartig. Deshalb fand ich es erst einmal so langweilig in Oxford. Inzwischen mag ich es ja ganz gern. Aber ich bin ein Stadtkind, Michael."
Doch das würde vermutlich nicht sein Weg sein, dafür war sein Vater zu einflussreich. "Aber ich wollte, dass du endlich siehst, wovon ich rede. Ich kann euch noch den Markt zeigen und wir können einen schönen Platz an der Themse besuchen!"

Michael

"Ist doch egal." verkündete Gui. "Können wir hinein gehen?" fragte er neugierig und Michael runzelte leicht die Stirn. Er hätte das Haus auch gerne von innen gesehen, hatte Raymond ihm doch die ein oder andere verrückte Geschichte darüber erzählt, aber er wusste auch, dass Raymond nicht unter guten Umständen hier weggegangen war, sondern ihr Vater ihn geholt hatte, weil irgendetwas vorgefallen war. Demnach wäre es für Raymond sicher besser, wenn sie nicht allzu lange blieben und am Ende hier wohl noch entdeckt wurden.
"Besser nicht ... oder? Aber der Markt klingt hervorragend und die Themse auch!" erwiderte Michael lächelnd. Er ahnte, dass es Raymond viel bedeutete ihm die Stadt endlich richtig zeigen zu können, er war immer so stolz auf London gewesen.

Raymond

Raymond seufzte tief, als Gui so unbedarft reagierte. Der Junge hatte sicher keine Ahnung, was das hier eigentlich für ein Haus war. "Michael hat recht, besser nicht. Ich bin nicht sonderlich friedlich von hier fort gegangen und der Wirt ist ein eher unfreundlicher Geselle. Es gibt erfreulichere Ecken zu sehen, keine Sorge. Das wird euch darüber hinweg trösten."
Nach einem letzten Blick wandte er sich ab und führte sie zum Markt. "Seht ihr? Es ist größer, als alles, was ihr gesehen habt."
Es herrschte wie eh und je buntes Treiben, alle möglichen Waren wurden feil geboten und es roch nach allem Möglichem.
"Das ist London, meine Herren.", pries Raymond an und grinste breit. "Ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht. Ich denke, ich habe nicht zu viel versprochen."

Michael

Zu Michaels Erleichterung hakte Gui nicht noch einmal nach, sondern nickte langsam. "Oh, verstehe. Dann wirklich besser nicht." erklärte der kleine Kerl und nickte nun eifrig als Raymond sie weiter führen wollte.
Auch Michael machte große Augen als sie den großen Marktplatz von London erreichten. "Unglaublich ..." murmelte er leise und ließ den Blick schweifen.
"Das hast du wirklich nicht." pflichtete er Ray bei und erwiderte das Grinsen seines großen Bruders als ihre Blicke sich trafen. "Es ist fantastisch." fügte er hinzu. "Kommt, lasst uns ein wenig über den Markt schlendern!" schlug Michael dann eifrig vor. Nur hier am Rand alles zu bestaunen war ja viel zu langweilig, wenn sie schon hier waren, konnten sie es sich auch gleich richtig ansehen.

Raymond

Raymond grinste ausgesprochen zufrieden, als die Reaktion wie erhofft ausfiel. Er wollte, dass seine Begleiter London ausreichend würdigten.
"Du wolltest mir ja nicht glauben. Aber ich schätze, du verstehst jetzt, warum mir Oxford ein bisschen langweilig vorkam. Hier ist es einfach großartig. Es gibt alles, was man sich vorstellen kann. So viel, was ihr noch nie gesehen habt."
Er nickte bereitwillig und setzte sich in Bewegung. "Bleibt in meiner Nähe, damit wir uns nicht aus den Augen verlieren. Ich kenne London wie meine Westentasche."
Und darauf war er auch wirklich stolz. "Genießen wir unseren Ausflug in die Freiheit." Er würde bald genug enden müssen. Blieb zu hoffen, dass man sie nicht suchte.

Guillaume

Guillaume wusste noch nicht genau warum, aber er hatte ein ungutes Gefühl als er die Tür zu ihren gemeinsamen Gemächern öffnete. Emma saß am Fenster, hatte den Kopf an die Wand gelehnt, das Gesicht der Sonne zugewandt und die Augen geschlossen. Es hätte so ein friedfertiges Bild sein können, wenn Guillaume nicht selbst so von innerer Unruhe erfüllt gewesen wäre.
"Liebes ..." Er gab sich die größte Mühe gelassen zu klingen als er zu Emma trat. "Hast du Gui gesehen? Ich war auf der Suche nach ihm und hatte gehofft, du könntest mir sagen, wo er sich gerade herum treibt." Das er schon die halbe Burg nach seinem Sohn abgesucht hatte, verschwieg er lieber noch. Vielleicht gab es ja eine ganz einfache Erklärung.

Emma genoss ein paar Momente der Ruhe. Sie saß in der Sonne und hing ihren Gedanken nach, als Guillaume ihre Gemächer betrat. Wie viel einfacher die Dinge geworden waren, seit sie geheiratet hatten....Endlich musste sie sich nicht mehr verstecken.
Sie öffnete die Augen und wandte sich ihrem Mann zu. Auch wenn er sich Mühe gab, sie konnte seine Unruhe sofort spüren. Und im nächsten Moment ahnte sie, was wirklich dahinter steckte. Sorge erfasste ihr Herz.
Sie richtete sich auf. "Nicht mehr seit ein paar Stunden. Ich dachte, er würde den Rittern zusehen oder dir Gesellschaft leisten. Wo hast du nachgesehen? Oben im Turm? Da sitzt er gern und schaut nach draußen." Emma biss sich besorgt auf die Unterlippe.
"Guillaume...ihm wird doch nichts passiert sein?"

Guillaume

Guillaume hatte gewusst, dass Emma ihn sofort durchschauen würde, sie kannte ihn einfach viel zu gut als dass er ihr irgendetwas hätte vormachen können. Er nickte langsam und zuckte sogleich mit den Schultern. "Oben im Turm habe ich nachgesehen, dort war er nicht und bei den Pferden oder am Trainingsplatz auch nicht." Guillaume griff sanft nach Emmas Händen und drückte sie leicht. "Mach ... dir keine Sorgen. Ihm wird nichts passiert sein. Wie auch? Er kann aus der Burg nicht heraus und er ist wahrlich alt genug, um nicht irgendwo eine Treppe herunter zu purzeln. Vermutlich hat er mit seinen Freunden irgendwo eine dunkle Ecke ausfindig gemacht, wo sie in aller Ruhe spielen können." erwiderte er und gab Emma einen Kuss. "Ich finde ihn, sei versichert." Er wollte um keinen Preis der Welt, dass sie sich Sorgen machte, nicht in ihrem Zustand und schon gar nicht, solange nicht wirklich Grund dazu bestand. Noch gab es genug Ecken in der Burg in denen der Junge sich verkrochen haben konnte, aber er würde sich vorsorglich ein wenig Hilfe bei der weiteren Suche besorgen.

Emma erwiderte den Händedruck, dann lehnte sie einen Moment den Kopf an seine Brust. "Ich sorge mich aber, Guillaume. Was ist, wenn er sich verletzt hat? Wenn er doch aus der Burg heraus gekommen ist und irgendwo herum streunt? Du musst ihn finden...."
Sie machte sich wirklich große Sorgen um ihren Sohn, bemühte sich aber, sich von Guillaume ein bisschen beruhigen zu lassen.
"Deine Brüder helfen bestimmt suchen. Stell noch ein paar Wachen für die Suche ab, bitte. Wir müssen möglichst schnell wissen, wo er ist und ob es ihm gut geht."
Emma senkte den Kopf. "Mein Junge..." Es gab so viele Möglichkeiten und ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.  Sie ließ sich wieder auf die Fensterbank sinken. "Ihm darf nichts passieren...."

Guillaume

Dann lasse ich die Wachen aufhängen, die zugelassen haben, dass mein Sohn die Burg verlässt. schoss es Guillaume durch den Kopf, aber natürlich sprach er es nicht aus. Er legte eine Hand an Emmas Wange und sah ihr in die Augen. "Ich werde ihn finden." versicherte er entschieden. "Ich werde mich gleich wieder auf die Suche machen und mir Unterstützung holen, sei versichert."
Für einen Moment schloss Guillaume seine Frau in die Arme und küsste ihren Scheitel. "Ich bringe ihn dir wieder. Unversehrt, das verspreche ich dir." erklärte Guillaume, dann hob er sanft Emmas Kinn an, damit er ihr noch einmal in die Augen sehen konnte. "Und bis dahin versuch dich nicht zu sehr zu sorgen, hörst du? Das ist weder gut für dich, noch für unser Kind. Ich bin so schnell wie möglich zurück. Mit dem Lausebengel, der sich vermutlich einfach irgendwo in einer Ecke verkrochen hat und spielt."

Raymond

Raymond hatte einen völlig unbeschwerten Nachmittag mit seinen beiden Freunden verbracht. Gui war ein netter Kerl und weit für sein Alter, hatte er festgestellt. Sie hatten sich wirklich gut verstanden, den Markt erkundet und sogar die ein oder andere Leckerei erstanden.
Nun schlenderten sie gemütlich zurück zur Burg, sich unterhaltend und die letzten Süßigkeiten vertilgend. "Wir sollten uns überlegen, wie wir wieder rein kommen, ohne jemandem über die Füße zu laufen. Entweder wir lenken sie ab oder wir suchen einen Schleichweg hinein."
Er überlegte kurz.
"Kennt einer von euch einen Geheimgang oder so etwas?" Wenn sie es schafften hinein zu kommen und seinem Vater nicht zu begegnen, würde der Tag perfekt enden.

Gui

Gui war überglücklich als sie zurück zur Burg gingen. Er beglückwünschte sich selbst dazu, dass er Raymond und Michael entdeckt hatte und dass es ihm gelungen war, die Wachen abzulenken, denn diese letzten Stunden in London waren wirklich aufregend gewesen.
Doch dann sprach Raymond ihr letztes Problem an: wie kamen sie zurück in die Burg?
Gui schüttelte den Kopf. "Ich nicht, ich bin ja zum ersten Mal hier." erklärte er dann. Es war ihm noch nicht einmal gelungen, die ganze Burg zu erkunden, von Geheimgängen konnte da wirklich noch keine Rede sein.
"Aber vielleicht ..." Er runzelte nachdenklich die Stirn. "Vielleicht können wir eine Gruppe von Menschen abpassen, die hinein wollen. Wir sind klein und könnten uns in der Menge verstecken ..." schlug er vor.

Raymond

Ray dachte über den Vorschlag von Gui nach, kam aber zu dem Schluss, dass das wohl die beste Lösung war. "Das klingt gut. Das könnte funktionieren. Wir müssen nur warten, bis eine Gruppe kommt, die groß genug ist."
In der Nähe der Burg hielt er kurz an. "Aber schwört, dass wir nicht verraten, wo wir waren. Sonst werden sie es bestimmt verbieten und uns bestrafen." Und dann würde er so schnell nicht wieder Gelegenheit haben nach London selbst zu kommen. Dabei liebte er doch diese Stadt so sehr. Heute hatte er sich wieder so unbeschwert gefühlt.
Er vermutete auch beinahe, dass ihr Vater Michael und ihm nicht allzu viele Vorwürfe machen würde, er war ja selbst ein Draufgänger. Bei Gui mochte das allerdings doch sehr anders aussehen.

Gui

Unweit der Burg hielten die drei Jungen an, um zu beobachten, wann ausreichend Besucher durch das Tor strömten, um sich anzuschließen. Mit ernsten Mienen sahen Michael und Gui zu Raymond und nickten feierlich.
"Ehrenwort!" Gui grinste übermütig. "Das wird unser Geheimnis bleiben." fügte er entschlossen hinzu. Er wusste, dass sie Schwierigkeiten bekommen würden, wenn sie etwas verrieten, also würden sie diesen Ausflug als ihr gemeinsames Geheimnis den anderen verschweigen.
Michael machte eine kleine unauffällige Geste die breite Straße entlang. "Schaut mal, da kommt eine ganze Gruppe. Sieht aus wie Händler mit diesen Karren. Da sollte es gelingen."

Raymond

Raymond grinste unkompliziert zurück und folgte Michaels Blick. "Hm, du hast Recht, das könnte wirklich funktionieren. Die Gruppe ist groß genug und Händler sind unauffällig, man beachtet sie nicht ganz so viel." Er musterte die Gruppe noch einmal und nickte dann.
"Na dann los, Männer. Lasst uns zurück in die Burg schlendern, als würden wir dazu gehören.", spornte er seine Begleiter dann an und setzte sich in Bewegung.
Schon bald hatten sie die Gruppe erreicht und mischten sich wie selbstverständlich darunter. Sie grinsten sich an und versuchten sich in die Mitte der Gruppe zu mogeln, damit sie unauffällig blieben. Ray wähnte sich schon in Sicherheit, denn sie hatten das Tor fast erreicht und beinahe die Wachen passiert, die recht uninteressiert wirkten.

Guillaume

Guillaumes Nerven lagen blank. Sie hatten die ganze Burg abgesucht, aber von seinem Sohn war weit und breit keine Spur und niemand hatte ihn in den letzten Stunden gesehen. Das bedeutete, er hatte die Burg irgendwie verlassen und bei dem Gedanken daran, schnürte Guillaume die Angst fast die Luft ab.
Doch es half nichts, wenn er den Kopf verlor, er musste weiter suchen und wenn Gui nicht auf der Burg war, mussten sie es auf die Stadt ausweiten.
Er wartete im Innenhof auf Stephan, der ein paar Männer mitbringen wollte, damit sie zunächst im Umkreis der Burg suchen konnten, als eine Gruppe Kaufleute vergnüglich plaudernd durch das Tor kam. Guillaume streifte sie nur mit einem flüchtigen Blick, er hatte jetzt keinen Sinn für solche Sachen. Doch gerade hatte er den Blick wieder abgewandt, da setzte sein Herz aus und sein Kopf fuhr wieder herum als ihm bewusst wurde, was er da gerade zwischen all den Männern gesehen hatte ... diese verräterische rote Haarfarbe ...
Mit schnellen Schritten eilte er auf die Gruppe zu, die sich nun im Hof zu zerstreuen begann und da sah er seine innigste Hoffnung bestätigt. Es war Gui und bei ihm waren Edwards zwei Söhne.
"Gott sei Dank ..." wisperte Guillaume ehe er die Jungen erreichte. Er war hin und her gerissen zwischen dem Drang Gui an seine Brust zu ziehen vor Freude und dem Impuls ihn zu ohrfeigen für seine Dummheit.
Um weder das eine noch das andere hier draußen im Hof zu tun, verschränkte Guillaume die Arme vor der Brust als er die drei Jungen erreichte.
"Und wo genau kommt ihr drei Halunken gerade her?" grollte er zornig und zugleich beinahe heiser vor Erleichterung.

Raymond

Raymond war überaus froh, als sie den Innenhof erreichten und wähnte sich in Sicherheit. Jetzt würden sie sich zerstreuen können und niemand würde es herausfinden. Doch gerade, als er sich mit den Anderen verdrücken wollte, grollte eine zornige Stimme hinter ihnen los.
Er fuhr herum und sah sich mit Entsetzen Prinz Guillaume gegenüber, Guis Vater. Warum nur hatten sie ihn mitnehmen müssen? Dann wäre der Plan aufgegangen! Aber andererseits hatten sie zusammen eine Menge Spaß gehabt....
"Wir....haben uns nur die Burgmauern angesehen, mein Prinz.", sagte er dann in dem Versuch, zu retten, was zu retten war und das Donnerwetter noch abzuwenden.
Gui lächelte seinen Vater unschuldig an. "Gibt es ein Problem, Vater? Es ist wie er sagt....naja, von außen zwar, aber...."

Guillaume

Guillaume lachte trocken auf bei diesem kläglichen Versuch der Jungen sich heraus zu reden. "Die Burgmauern von Außen ... sicher. Und das stundenlang und ohne gesehen zu werden." Guillaume schüttelte den Kopf und sah Raymond und Michael mit ernster Miene an. "Verschwindet schon. Euer Vater will euch sicher sehen und ich schätze, ihr tut gut daran ihn nicht warten zu lassen." erklärte Guillaume und legte seinem Sohn dann eine Hand auf die Schulter. "Und du kommst mit mir, wir haben ein ernstes Wort miteinander zu reden." stellte er fest und schob Gui vor sich her, damit sie den Hof und all die aufmerksamen Augen hinter sich lassen konnten.
Im Gehen wies er noch einen der Männer an auf Raymond und Michael Acht zu geben, damit diese auch wirklich hinein gingen und nicht wieder verschwanden.
Guillaumes Herz raste noch immer als sie das Hauptgebäude betraten und er konnte den Blick einfach nicht von seinem Sohn nehmen. Die Angst, die er in den letzten Stunden verspürt hatte, hatte ihn fast wahnsinnig gemacht und was hatte der Bengel getan? Sich irgendwo herum getrieben ...

Gui

Gui zog unbehaglich die Schultern hoch, als sein Vater so ungehalten reagierte und eine Strafpredigt ankündigte. Aber letztendlich konnte es nicht allzu schlimm werden. Es würde den Tag schon nicht entwerten, denn London war eine wunderbare Erfahrung gewesen.
Er ging beinahe etwas missmutig vor seinem Vater her, fühlte sich dennoch blamiert vor seinen neuen Freunden.
"Was ist denn so schlimm, Vater? Ich bin doch wieder zurück und ich habe auch keie Verpflichtungen geschwänzt." Er hatte einfach ein bisschen Spaß haben wollen und das hatte er selten genug, denn er vermisste Louis ganz fürchterlich. Er langweilte sich hier ein wenig und hatte Louis Recht geben müssen: Das Leben als Prinz war nicht sonderlich spannend.