Joanna & William
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Joanna & William

Anno Domini 1155...Henry II regiert über England. Immer an seiner Seite ist dabei sein Cousin, William of Cornwall. Als er sich in Joanna of Warwick, eine junge Frau unter seinem Stand, verliebt, beginnt sein eigener Kampf gegen das Denken seiner Zeit,
 
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 Archiv - Beiträge bis 08.09.12

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Chrisi
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BeitragThema: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptySo Sep 09, 2012 12:17 am

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Zuletzt von Chrisi am Mi Jan 02, 2013 12:40 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptySo Sep 09, 2012 12:21 am

Joanna

Joanna stand im Thronsaal, in der direkten Nähe der Königin, wo als Hofdame ihr Platz war. Mit sorgsam verborgener Neugier beobachtete sie die Szene, die sich ihr bot. Der König hatte eine Audienz gewährt, denn einer der Earls wollte offensichtlich eine Beschwerde vortragen. Die selbe Gelegenheit nutzten auch diverse Neuankömmlinge, die entweder längere Zeit fort oder zum ersten Mal bei Hofe waren, um dem König ihre Aufwartung zu machen.
Joanna genoss diese Abwechslung im normalen Alltag, denn sie interessierte sich für alle Neuigkeiten, die sich so ergaben. So manche der anderen Damen runzelte darüber missbilligend die Stirn, denn die junge Lady of Warwick trug seit einiger Zeit Trauer. Seit ihr Gemahl, Roger de Beaumont, Earl of Warwick, überraschend verstorben war und sie im Alter von 18 Jahren zur Witwe gemacht hatte.
Die Andere hätten es wohl gerne gesehen, wenn sie ständig eine Trauermiene zur Schau getragen und mit den Tränen gekämpft hätte. Nun, erstens war Roger schon eine ganze Weile tot und zweitens vermisste sie ihn auch nicht sonderlich.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 9:53 pm

William

Mit Mühe unterdrückte William of Cornwall ein genervtes Seufzen. Er hatte gehofft wenigstens am Tage seiner Ankunft von solch einer großen Sache verschont zu bleiben. Aber er war noch nicht einmal aus dem Sattel gestiegen als ihm der Stallbursche, der sich Williams Hengst annahm, schon freudig verkündete, er käme genau "rechtzeitig".
William hätte es hingegen begrüßt, wenn er dem König nach dieser langen Reise nicht unter den neugierigen Augen von dutzenden Höflingen hätte entgegen treten müssen. Es gab nämlich kaum interessante Neuigkeiten, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren.
Der Streit mit seinem Vater, dem Earl of Cornwall, war das einzige, das William gerne mit Henry geteilt hätte - jedoch unter Cousins und nicht von Vasall zu seinem Lehnsherrn. Denn schon bei dem Gedanken an die Auseinandersetzung mit Reginals de Dunstanville ließ den Zorn in William wieder hochkochen und William of Cornwall konnte es sich nicht leisten vor allen Augen die Fassung zu verlieren. Und schon gar nicht, wenn sein Vater die Ursache war.
Stattdessen stand er nun hier und sah seinem Vorredner dabei zu, wie dieser über irgendeine Belanglosigkeit lamentierte.


Joanna

Joanna ließ den Blick schweifen, denn ihre Gedanken drifteten immer weiter von dem Earl fort, der gerade sein Anliegen unterbreitete. Wenngleich sie sonst solche gelegenheiten genoss, manchmal was es einfach nur so langweilig, dass sie am Liebsten geflohen wäre. Aber das hätte natürlich das Protokoll vollends über den Haufen geworden.
Bei dem Gedanken an die Gesichter der anderen Damen bei einem solchen Verstoß gegen alteingesessene Prinzipien huschte ein amüsiertes Lächeln über ihr ebenmäßiges Gesicht. Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie den scharfen Blick der obersten Hofdame, einer engen Vertrauten der Königin, und senkte sittsam den Blick.
Ihre Aufmerksamkeit kehrte zurück zu dem Gespräch - oder der Anhörung? - das gerade geführt wurde. Offenbar hatte der König auch genug, er wirkte nicht sehr interessiert, gab einen kurzen Kommentar ab und beendete die 'Audienz' mit einer unwirschen Handbewegung. Der Earl sah nicht sehr glücklich aus, eher als hätte er gerade einen Guss eisigen Wassers abbekommen, aber was blieb ihm schon übrig? Er konnte sich seinem König schlecht widersetzen.


William

Kurz huschte ein Grinsen über Williams Züge, dann hatte sich der junge Adlige wieder im Griff. Ihm war Henrys Unwille nicht entgangen und so trat er mit einem kurzen Lächeln nach vorne und beugte das Knie vor seinem König, so wie es die Etikette wünschte. "Mein König."
Henry bedeutete ihm mit einer unwirschen Geste, sich wieder zu erheben.
"Es freut mich, Euch wieder zurückzuwissen, Cousin! Was bringt Ihr mir für Neuigkeiten heute mit?" Henrys Miene blieb nahezu unberührt, nur seine Augen blitzen in der Erwartung auf interessantere Neuigkeiten auf.
"Keine mit der ich Euch länger langweilen möchte, Mylord. Im Norden haben wir ein paar aufständische Bauer in die Schranken gewiesen, doch ansonsten hat es sich auch dort beruhigt.
Und mein werter Vater lässt die besten Grüße ausrichten. Er hält schützend seine Hand über Cornwall und erfreut sich seiner starrhalsigen Gesundheit."
Zufrieden registrierte William ein Zucken um Henrys Mundwinkel, das ihm verriet, dass seine unterschwellige Nachricht verstanden worden war.
Schließlich war es auch nicht das erste Mal, dass William of Cornwall mit seinem Ärger über seinen Vater zu Henry kam.


Joanna

Die junge Lady ließ ihren Blick auf dem Neuankömmling ruhen. Ein Cousin des Königs also. Cornwalll...Sie versuchte angestrengt sich an den zugehörigen Namen zu erinnern. Edward? Richard? Nein...wie hieß er denn gleich...? Nachdenklich legte sie den Kopf ein Stück zur Seite und betrachtete ihn unauffällig. Ah, William. So hieß er., schoss es ihr in diesem Moment durch den Kopf.
Wieder dieser tadelnde Blick...war sie so auffällig? Joanna seufzte lautlos und betrachtete ihn stattdessen unter halb geschlossenen Lidern hervor. Gut aussehende und wohl ungebundene junge Männer sah man schließlich nicht immer, viel zu häufig waren arrogante und vor allem alternde und nicht gerade schlanke Männer hier, wenn die Königin an der Seite des Königs verweilte. Sie wollte sich ihm auch keinesfalls an den Hals werfen, das entsprach nicht ihrem Naturell. Aber anschauen durfte man ja wohl...


William

"Nun, ich bin sicher, Ihr werdet heute Abend noch die eine oder andere Geschichte zum Besten geben können. Ich gehe recht in der Annahme, dass Ihr nun wieder länger am Hofe bleibt?" fragte König Henry mit hochgezogener Augenbraue.
William nickte. "Natürlich, mein König."
Er erinnerte sich nur zu gut, dass Henry nicht allzu begeistert gewesen war, als William ihm mittteilte, dass er nach der Reise in den Norden Englands auf Wunsch seines Vaters noch längere Zeit in Cornwall würde bleiben müssen.
Mit einem zufriedenen Nicken entließ der König William, der sich mit einer letzten Ehrerbietung abwandte und sich einen Platz in der Halle suchte an dem er den vollen Überblick behalten konnte und trotzdem seine Ruhe hatte.
Mit einer knappen Geste rief er einen seiner Bediensteten herbei.
"Sobald der König sich zurück zieht, werde ich mich ebenfalls in mein Gemach begeben. Sorg dafür, dass warmes Badewasser bereit steht, sowie Wein und etwas zu Essen." raunte er dem Mann zu, der fleißig nickte.
Im Grunde waren die genauen Anweisungen überflüssig, da seine Bediensteten sehr wohl wussten, was ihr Herr nach solch einem langen Ritt erwartete, aber William ging heute lieber noch einmal auf Nummer sicher.
Dann ließ er neugierig den Blick über die Anwesenden schweifen, um festzustellen, wer sich momentan alles am Hof befand.


Joanna

Zufrieden nahm sie zur Kenntnis, dass der Sohn des Earl of Cornwall wohl noch eine Weile am Hofe bleiben und so öfter Gelegenheit geben würde, sich ihn ein bisschen näher anzuschauen. Jetzt aber musste sie sich ohnehin von seinem Anblick lösen, denn die Königin zog sich zurück.
Joanna lief sittsam wie es sich gehörte hinter ihr her und erledigte die üblichen Aufgaben. Heute war sie an der Reihe, die Haare ihrer Herrin für die Nacht zu lösen und vorzubereiten. Vorsichtig zog sie die Spangen aus den schweren, dunklen Haaren und legte sie ordentlich auf der vorgesehenden Stelle auf Kommode ab, ehe sie zum Kamm griff und die dicken Flechten zu lösen.
Sie wurde schließlich mit einem Wink und einem Lächeln entlassen. "Ich danke Euch, Ihr könnt gehen, Joanna." Angesprochene knickste ehrerbietig und verließ dann das Zimmer. Offenbar hatte die Königin heute ziemlich gute Laune, was sie stark verwunderte, nach einem solch langweiligen Tag.
Gedankenverloren bog Joanna nun in den langen Gang ab, der zu ihren Gemächern führte, die sie seit einigen Monaten bewohnte.


William

William seufzte leise. "Ja, ich denke, Ihr habt recht. Macht es so wie Ihr es für richtig erachtet."
Mit einem vertrauensvollen Schulterklopfen entließ er seinen Untergebenen in seine Pflicht. Während dieser sich nun noch um die korrekte Unterbringung von Williams Männern und deren Pferde kümmern musste, konnte William das Privileg des Adels nutzen und sich ausruhen.
Bevor er jedoch seinen Kopf in die Kissen sinken lassen konnte, würde er Henry noch einen Besuch abstatten.
Wenn der König rief ...
William runzelte die Stirn. Es war irgendwie befremdlich zu wissen, dass er und Henry den gleichen Großvater hatten. Zudem war Henry auch gerade einmal ein Jahr älter als er selbst. Und doch war er Henry II. der König von England, er selbst hingegen nur William of Cornwall, der Sohn des Earls of Cornwall. Nicht dass William auch nur die kleinste Ambition darauf gehabt hätte, König werden zu wollen, im Gegenteil, er war Henry mehr als treu ergeben und war bereits während des Bürgerkrieges für Henrys Sache eingetreten ... und trotzdem spukten ihm diese Gedanken hin und wieder durch den Kopf, wenn er alleine durch die Gänge wanderte.


Joanna

Joanna achtete nicht mehr auf ihren Weg. Warum auch? Sie kannte diesen Weg gut, schließlich ging sie ihn am Tag gleich mehrfach. Ihre Gedanken aber waren an diesem Abend ganz besonders weit fort, mal bei ihrer Zeit in Warwick, mal beim heutigen Tag im Thronsaal und bei der Audienz, der sie als Hofdame der Königin beigewohnt hatte.
So merkte sie auch nicht, dass sich hinter der nächsten Kurve Schritt näherten und als sie es bemerkte, war es schon zu spät. Sie stieß unsanft mit dem jungen Mann zusammen und fand sich gleich darauf auf dem harten Steinboden wieder.
Perplex starrte sie ihn einen Moment an und errötete dann leicht. "Verzeiht, Mylord, ich hätte besser auf den Weg achten sollen.", hauchte sie dann schließlich ziemlich verlegen und rappelte sich möglichst elegant wieder hoch. Natürlich hatte sie ausgerechnet mit ihm zusammenstoßen müssen. Nächstes Mal würde sie sich nicht mehr erlauben, dass ihre Gedanken so abschweiften, das stand fest. Wie peinlich...


William

Einen Moment lang starrte William die junge Dame, die gerade in ihn hinein gerannt war, völlig verblüfft an. Dann besann er sich eines besseren und schüttelte den Kopf.
"Seid Ihr immer so stürmisch, Mylady?" fragte er dann mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen und half ihr dabei wieder auf die Beine zu kommen.
Erst als er sie genauer musterte fiel ihm auf, dass sie Trauerkleider trug. Das war auch der Augenblick in dem William bewusst wurde, dass er seine Hand noch immer an ihrem Arm hatte, und ihn rasch zurückzog.
Gleichzeitig fluchte er innerlich über seine lose Zunge. Sein Kommentar war im Nachhinein betrachtet reichlich unpassend gewesen.
"Verzeiht, ich hätte etwas aufmerksamer sein sollen. Ich habe einen lagen Ritt hinter mir und bin müde, werde aber zuvor noch bei unserem König erwartet. Ich war völlig in Gedanken." erklärte sich William deshalb geschickt, jedoch mit fester Stimme. Im Grunde sah er sich nicht wirklich als Schuldigen, aber der gute Ton ...
Und auch nur der war es, der William daran hinderte die junge Dame vor ihm genauer zu mustern. So war er bemüht ihren Blick zu begegnen und überlegte fieberhaft wen er eigentlich vor sich hatte.


Joanna

Joanna errötete noch ein wenig mehr ob seines Kommentars und lächelte ein bisschen verlegen. "Nicht zwingend, nein.", erwiderte sie trotzdem entschlossen zu verbergen, dass sie gar nicht so recht mit der Situation umzugehen wusste. Immerhin lenkte er ein und erinnerte sich wohl in diesem Moment an seine guten Manieren. Vielleicht hatte er auch bemerkt, dass sie immer noch Trauer trug. Wie sie diese Reaktion doch hasste....Eigentlich war sie verständlich, falls sie denn wirklich getrauert hätte. Aber ein gewisses Bedauern war alles gewesen, was sie verspürt hatte, als man ihr die Todesnachricht überbrachte. Und seitdem musste sie allen die trauernde Witwe vorspielen. Immerhin, inzwischen hatte sie Übung. "Ebenso wie ich.", antwortete sie schließlich freundlich. "Nun, da der König Euch erwartet, will ich Euch nicht länger aufhalten. Verzeiht mir meine Ungeschicktheit."
Einen Augenblick lang erwiderte sie seinen Blick offen, dann schlug sie die Lider nieder und knickste leicht. "Ich wünsche Euch dennoch eine erholsame Nacht, Mylord."


William

William blinzelte fast ein wenig irritiert als sie plötzlich den Blick senkte und knickste. Er hätte den Blickwechsel durch aus noch länger aufrecht erhalten können.
Ihre Worte riefen ihm jedoch wieder ins Gedächnis, weshalb er um diese Zeit noch durch die Gegend lief und langsam nickte er.
"Ich euch ebenfalls, Mylady." William deutete eine Verbeugung an und wandte sich dann zum Gehen.
Er hatte gerade einmal einen Schritt gemacht, da hielt er wieder inne und drehte sich abrupt um.
"Mylady ..." begann er nachdenklich. "verzeiht die Nachfrage, doch dürfte ich Euren Namen erfahren?" fragte William dann doch direkt.
Er wusste, dass es keinen Sinn hatte noch weiter darüber nachzudenken, ihm würde ihr Name sehr warscheinlich sowieso nicht mehr einfallen. Und erst recht nicht mehr, sobald er erst einmal bei Henry angekommen war.


Joanna

Die junge Lady setzte sich ebenfalls gerade in Bewegung, als seine Stimme sie noch einmal anhalten ließ. Sie drehte sich langsam um und betrachtete ihn einen Moment ebenso nachdenklich, ehe sie nickte und ein kleines Lächeln ihre Züge für einen Moment erhellte.
"Warum nicht? Schließlich habe ich keinen Grund ihn geheim zu halten. Ich habe nichts zu verbergen. Mein Name ist Joanna of Warwick, Mylord of Cornwall."
Es wunderte sie ein wenig, dass er ihren Namen erfahren wollte, schließlich hatte sie ihn gerade ziemlich undamenhaft umgerannt. Vielleicht wollte er das bei Gelegenheit fallen lassen, aber eigentlich war er dazu viel zu höflich gewesen. Wahrscheinlich interessierte es ihn gerade im Moment - und später vergaß er ihn ohnehin wieder. So eine bedeutende Persönlichkeit war ihr Gatte nicht gewesen, sie schon gar nicht.
Sie war unwichtig, nur eine der vielen Hofdamen der Königin. Eine Witwe, die am Hof Zuflucht gefunden hatte, nachdem der Sohn ihres Mannes aus erster Ehe den Titel übernommen hatte. Ein Sohn, der ein wenig älter war als sie und nicht unbedingt Respekt vor ihr hatte. Sie waren sich höflich begegnet, aber wirklich verstanden hatten sie sich nie.


William

Langsam zog William eine Augenbraue nach oben. "Ihr seid, verzeiht, wart die Frau von Roger de Beaumont?" Nur mit Mühe behielt er einen neutralen Tonfall bei. Am liebsten hätte er ein verächtliches Schnauben hören lassen, denn allzu viel hatte William of Cornwall nie auf de Beaumont gehalten. Schon gar nicht während des Krieges zwischen Stephen und Mathilda.
Mit einem möglichst unverbindlichen "Interessant." versuchte William sich vor einer Erklärung zu drücken.
Seine Augen funkelten und er ergriff Joannas Hand, um ihr einen kurzen, höflichen Handkuss aufzuhauchen.
"Nun, Mylady Warwick, auch wenn es mir reichlich schmeichelt, wenn Ihr mir zu Füßen liegt, hoffe ich, dass Ihr bei unserem nächsten Treffen auf den Beinen bleibt." erklärte William mit einem spöttischen Unterton. Dann nickte er ihr noch einmal zu und wandte sich erneut zum Gehen.
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 9:58 pm

Joanna

Joanna biss einen Moment lang die Zähne zusammen und sah wieder hoch, eriwderte ruhig seinen Blick. Sie hatte nun wirklich keinen Grund sich zu schämen. "In der Tat."
Es klang nicht wirklich, als hätte er ihren Gatten geschätzt und sein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände. Allerdings hatte Roger sich auch nicht wirklich Freunde damit gemacht, dass er bis zum Ende standhaft für Stephen gekämpft hatte.
"Nun...ich weiß zwar nicht, was für Euch so interessant daran ist, wessen Witwe ich bin, aber wenn es Euch nützlich erscheint.", sagte sie schließlich möglichst diplomatisch, war aber nicht wirklich glücklich mit dieser Situation. Ihr Unmut wurde allerdings schnell wieder besänftigt, da William offensichtlich seinen Charme hervor gekramt hatte. Bevor sie es verhindern konnte, hatte er ihr wieder ein Lächeln entlockt.
"Das hoffe ich auch, es wäre auf Dauer äußerst langweilig immer nur den Boden zu Euren Füßen zu begutachten. Irgendwann verliert das seinen Reiz." Und damit machte sie sich schließlich auch auf den ursprünglichen Weg: zurück in ihre Gemächer. Ihre Gedanken blieben allerdings noch eine ganze Weile bei diesem höchst merkwürdigen Treffen.


William

Ihre schlagfertig Antwort sorgte dafür, dass William trotz seiner Müdigkeit mit einem Grinsen auf den Lippen bei Henry eintraf.
Hatte Joanna of Warwick mit ihrer Reaktion zunächst nur bedingt sein Interesse geweckt, musste William sich nun eingestehen, dass ihm ihre letzte Antwort durchaus imponiert hatte.
Nachdem ihn einer von Henrys Bediensteten herein gelassen hatte, atmete William das erste Mal an diesem Tag entspannt durch und trat seinem Cousin mit einem freudigen Lächeln entgegen.
"William! Sag mir, Cousin, warum können die Leute mich nicht einen Tag lang mal nicht zu Tode langweilen?" mit diesen leicht verzweifelten Worten legte Henry seinem Besucher eine Hand auf die Schulter und führte ihn hinüber zum Feuer.
"Nun, das bringt Euer Amt wohl so mit sich, Mylord." entgegnete William grinsend, während er einen Becher mit Wein entgegen nahm und sich Henry gegenüber niederließ.

Joanna

Joanna hatte inzwischen die Tür zu ihrem eigenen Domizil erreicht und schlüpfte hindurch, ehe sie sie leise hinter sich schloss. Als Erstes zog sie sich das Tuch vom Kopf, das ihre Haare bedeckt hatte und warf es achtlos auf einen Stuhl. Sie war dazu erzogen worden, die Ettiquette zu achten und einzuhalten und sie wäre nie auf die Idee gekommen sie wirklich bewusst zu missachten, so sehr sie sie auch manchmal hasste.
Seufzend zog sie sich die Haarnadeln aus ihren kupferfarbenen Strähnen, während ihre Gedanken wieder zu William wanderten. Sie wusste nicht so recht, was sie von ihm halten sollte, stellte sie schließlich fest.
Joanna hatte längere Zeit nicht mehr erlebt, das jemand solche spöttischen und scharfzüngigen Bemerkungen im Gespräch mit ihr machte und empfand das durchaus als erfrischend, wenngleich Andere in ihrer Situation schon solch harmlose Kommentare als Affront gesehen hätten. Ganz zu schweigen von ihrer Antwort...
Sie lächelte in sich hinein, schüttelte schließlich den Kopf und streifte sich das Oberkleid von den Schultern. Es war ein langer Tag gewesen und morgen früh musste sie der Königin aufwarten.


William

Seine Unterredung mit Henry hatte doch länger gedauert als William geplant hatte und ebenso hatten sie zusammen mehr Becher Wein geleert als geplant.
Somit war William auch dementsprechend erleichtert als er die Tür seines Gemaches hinter sich schloss. Einen Moment lang lehnte er an der Tür, hielt die Augen geschlossen und ließ den Tag Revue passieren.
Dann seufzte er, öffnete die Augen und drückte sich von der Tür ab.
"Willkommen zurück in der bizarren Welt des königlichen Hofes, Mylord Cornwall." brummte er dann, das zweite Wort bewusst mit verächtlichem Unterton versehen. Es hatte eine gewisse Ironie an sich, dass er sämtliche Interessen Cornwalls am Hofe vertrat und doch letzten Endes immer sein Vater derjenige war, der die Lorbeeren einsammelte. Schließlich war Reginald de Dunstanville der Earl of Cornwall - und William nur sein Sohn. Ein Sohn über den sich der Earl of Cornwall nur zu gerne beklagte, nur um ihn im nächsten Moment in der Öffentlichkeit stolz als seinen Erstgeborenen zu präsentieren.
William schnaubte verächtlich und war ein Kleidungsstück nach dem anderen auf einen Stuhl neben seinem Bett bis er sich schließlich unter die wärmende Bettdecke begab.
Seine letzten Gedanken galten allerdings weder seinem Vater, noch Henry oder seinen Aufgaben am Hofe, die er morgen wieder aufnehmen musste.
Nein, viel mehr dachte er an eine gewisse junge Dame, die heute in ihn hinein gerannt war.


Joanna

Schon bei Sonnenaufgang war Joanna wieder auf den Beinen und nachdem sie eines ihrer wie üblich dunklen Kleider angezogen und sich präsentierfähig gemacht hatte, war sie schon auf dem Weg zur Königin. Als sie das mitternachtsblaue Kleid betrachtete, das die Königin zur Messe tragen wollte, und noch einmal ein paar Falten glatt strich, überkam sie eine Art Wehmut. Wie gerne würde sie auch einmal wieder etwas mehr Farbe tragen, etwas lebendiger wirken und nicht wie ein wandelnder Trauerkloß, der sie eigentlich nicht war.
Mit einem Seufzen half sie ihrer Herrin schließlich beim Ankleiden und erledigte auch alle weiteren anfallenden Dinge, bevor sie hinter der Königin her in Richtung Kapelle lief, wo die Frühmesse gehalten werden würde. Insgeheim wünschte sie sich in ihr Bett zurück, denn es war ziemlich kühl und Vater Lionel war auch nicht unbedingt der beste Priester. Man lief gelegentlich Gefahr in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf zu verfallen und aus der Bank zu kippen, auf der man gerade kniete. Joanna glaubte natürlich an Gott und auch an die Kirche, aber sie war keine übermäßig eifrige Gläubige. So fragte sie sich auch, bevor sie die Kapelle betrat, ob der Cousin des Königs der Messe beiwohnen würde und nicht, wann sie das nächste Mal beichten sollte.


William

Und schon hatte die ihn die Routine wieder eingeholt.
Einerseits hielt William es für ausgesprochen erholsam sich wieder einem geregelten Tagesablauf hinzugeben und den Tag nicht hptsächlich im Sattel zu verbringen, um halb England zu bereisen und an jedem Ort nur wenige Tage zu verweilen. Natürlich hatte er in Cornwall längere Zeit verbracht, allerdings mit einer Unmenge an Arbeit und seinem sturen Vater, der gewisse Reformen am liebsten einfach ignorieren würde und die Ausführung somit einfach William überließ, der jedoch nur selten in Cornwall zugegen war.
Andererseits langweilte ihn der Alltag jetzt schon fast wieder ein wenig. Besonders die Kirchengänge waren für ihn nur eine lästige Pflicht.
Und weil es seine Pflicht war anwesend zu sein, bemühte er sich gerade eine rebellische Haarsträhne an ihren vorbestimmten Platz zu bringen während er auf die Kapelle zusteuerte.
Gerade betrat die Königin mit ihrem Gefolge das Gebäude und William ließ unvermittelt den Blick über die Damen gleiten, die Eleonore von Aquitanien umgaben. Und in dem Augenblick in dem er die in schwarz gekleidete Gestalt entdeckte, hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt, da ihm bewusst wurde, dass er gerade nach Joanna of Warwick gesucht hatte.
Allerdings blieb William keine Zeit mehr weiter darüber nachzudenken, da sich nun auch der König der Kapelle näherte und William sich am Eingang Henry anschließen musste.


Joanna

'Pater noster, qui es in caelis:


sanctificetur nomen tuum.
Adveniat regnum tuum.
Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra.
Panem nostrum catidianum da nobis hodie.
Et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in tentationem,
sed libera nos a malo.
Quia tuum est regnum et potestas et gloria
in saecula.

Amen. '


Joanna seufzte lautlos, nachdem die letzte Silbe ihre Lippen verlassen hatte. Jeden Morgen dachte sie einen Augenblick lang an Roger de Beaumont und betete für seine Seele, wenngleich auch mehr aus Pflichtbewusstsein denn aus Zuneigung oder irgendetwas Anderem. Vater Lionel ließ sich heute einmal mehr über sein Lieblingsthema aus: Sünde und Vergebung. Wahrscheinlich wollte er wieder einmal einige besorgte Damen um Spenden für die Kirche erleichtern, was ihm damit auch meistens gelang. Sie hielt sich dabei meistens zurück, was ihr auch schon einen Tadel des Priesters eingebracht hatte, und stiftete lieber gelegentlich eine Kerze. Ihr Blick schweifte einen Moment lang ab und sie entdeckte ihre gestrige Bekanntschaft in direkter Nähe zu König Henry. Er hatte offenbar seinen Platz in der Gesellschaft bei Hofe wieder eingenommen, wenn das auch nicht unbedingt jedem gefallen würde. Jeder rang um die Gunst des Königs.


William

Kaum war das "Amen" über Williams Lippen gekommen, musste er sich ein Augenrollen verkneifen. In seinen Augen war die meisten Kirchenmänner nichts weiter als Heuchler, die sich auf Kosten ihrer Gemeinde selbst bereichern wollten. Und Vater Lionel war für William einer der Anstrengendsten.
Sein Blick glitt für einen Augenblick von Lionel zu Henry und vom König zu seiner Gemahlin. Er ahnte schon, dass die königliche Kasse heute wieder um einiges leichter werden würde. Eleonore von Aquitanien war eine höchst eigenwillige Frau und in den drei Jahren in denen sie nun schon mit Henry vermählt war, war sich William noch immer nicht ganz sicher, was er tatsächlich von der Königin halten sollte.
Aber natürlich sprach er das nie laut aus, sie war schließlich nicht irgendeine Dame am Hofe, sondern die Gemahlin des Königs. Und das verpfichtet natürlich.
Beinahe hätte William erleichert geseufzt als die Messe beendet war.
Allerdings würde der Stress für heute erst anfangen. Auf Grund seiner Abwesenheit musste William einige Dinge nachholen, die liegen geblieben waren und die nun von ihm aufgearbeitet werden wollten. Und dazu musste er besonders jetzt bei so ziemlich jeder wichtigen Besprächung anwesend sein. Nicht, unbedingt um sich bei Henry wieder ins Gedächnis zu rufen, das hatte er gestern Abend bereits erfolgreich erledigt. Nein, es galt viel mehr dem Rest des Hofes wieder vor Augen zu führen, dass er wieder da war. Gerade in dieser noch unsteten Zeit kamen gewisse Lords schnell auf die Idee, sie könnten sich etwas mehr Macht aneignen.
Nachdem Henry sich erhoben hatte, tat William es dem König gleich und nutzte die Gelegenheit des Wartens, um seinen Blick zum Gefolge der Königin wandern zu lassen.


Joanna

Auch Joanna hatte sich erhoben, als die Königin dies tat und zur gleichen Zeit, da Williams Blick zu ihr herüberschwenkte, schaute sie zu ihm hin. Ihre Blicke trafen sich einen Augenblick lang und die junge Lady deutete ein Lächeln an, ehe sie gemessenen Schrittes der Königin aus der Kapelle folgte. Wenn sie sich nicht wieder gegenseitig umrannten, würd es wohl wenig Gelegenheit geben sich wieder zu unterhalten, befand sie, obwohl es durchaus interessant sein könnte, mit ihm zu sprechen.
Ob er immer so war?
Unwirsch schüttelte sie den Kopf. Sie dachte zu viel über ihn nach, urteilte sie und schob den Gedanken erst einmal weit weg, richtete ihre Aufmerksamkeit auf das, was der Tag noch zu bieten hatte.
Eigentlich nicht wirklich viel, stellte sie schließlich fest. Wahrscheinlich würde sie wieder einmal mit den anderen Damen vor dem kamin sitzen und sticken oder sonst irgendwelchen unnötigen Schnickschnack erledigen. Was tat man nicht alles um zu gefallen...
Vielleicht würde sie ein paar Minuten in die Gärten entfliehen können.


William

Während Williams Blick noch nachdenklich auf Joanna verweilte, trat jemand an seine Seite.
"Ah, der junge Lord of Cornwall, wie angenehm euch wieder hier zu sehen."
Betont langsam und mit verwundertem Blick wandte William sich um und sah sich dem Earl of Kent, William of Ypres gegenüber. Um ein Haar hätte er das Gesicht verzogen. Ausgerechnet Ypres musste ihn natürlich jetzt abfangen.
Bevor William jedoch zu einer Antwort kam, plapperte der Earl of Kent bereits munter weiter, ganz so als hätte er Williams Blick zuvor bemerkt "Habt ihr Lady Warwick schon gesehen? Meiner Meinung nach eine Schande, dass das junge Ding Roger de Beaumont noch immer hinterher trauert, meint ihr nicht?"
Das war einer der wenigen Momente in denen es William of Cornwall die Sprache verschlug. Mit einem raschen Blick vergewisserte er sich, dass auch niemand der Umstehenden ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkte.
"Und wie geht es eurer Gemahlin? Erfreut sie sich nach wie vor bester Gesundheit?" erkundigte sich William mit gedämpfter Stimme, die jedoch keinen Zweifel daran hielt, was er unausgesprochen ließ.
Der Earl of Kent lief rot an vor Scham und Wut, dass er so vor den Kopf gestoßen wurde und suchte dann möglichst unauffällig das Weite.
William schüttelte den Kopf. Ihm war unbereiflich wie ein Mann in der Situation von Ypres sich noch so um Kopf und Kragen reden konnte. Es war schließlich nur noch offiziell ein Geheimnis, dass Henry mit dem Gedanken spielte den Earl of Kent seines Amtes zu entheben.
Gleichzeitig ermahnte dieser Zusammenstoß William jedoch auch zur Vorsicht. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass sein Blick so auffällig in eine bestimmte Richtung gegangen war.
Er schloss zu Henry auf und ließ nun seine Gedanken darum kreisen, wann er das nächste Mal auf die Königin und ihr Gefolge treffen würde ... oder besser nur auf eine gewisse Dame aus ihrem Gefolge.


Joanna

Joanna saß inzwischen auf einem Stuhl, eine Handarbeit auf dem Schoß und schaute geistesabwesend in die Flamme im Kamin. Sie war in Gedanken ganz weit weg und das angeregte Geplauder der Anderen bildete nur noch einen monotonen Klangteppich im Hintergrund.
Das ging solange gut bis...ja, bis die Königin bemerkte, dass Joanna zu still war und sich gar nicht am Gespräch beteiligte.
"Joanna?" Die junge Lady reagierte erst, als ihre Nachbarin sie anstupste. "Hm? Oh, Verzeihung, ich war in Gedanken."
Wieder dieser missbilligende Blick, wie sie es doch hasste. "Habt Ihr immer noch Heimweh, meine Liebe?" Heimweh? Wonach? Nach Warwick Castle? Sicherlich nicht.
"Manchmal, aber ich lebe schon so lange hier, eigentlich fühle ich mich hier recht Zuhause.", erwiderte sie diplomatisch und erhob sich. "Verzeiht, ich werde ein wenig an die frische Luft gehen. Dann bin ich bestimmt besser in der Lage der Unterhaltung zu folgen." Sie knickste und verließ den Raum ind Richtung Gärten. Erst, als sie die ebenmäßigen Kieswege betrat, atmete sie befreit auf. Endlich...


William

William hatte gerade seinen Rundgang durch die Stallungen beendet und sich vergewissert, dass sein Hengst, sowie die Tiere seiner Männer ordentlich untergebracht waren. Zu seiner Zufriedenstellung hatten die Pferde die lange Reise alle gut überstanden, so dass William kein Gold für neue ausgeben musste.
Er hatte nun ein wenig Ruhe, denn er wurde erst in ein paar Stunden wieder beim König erwartet. Eigentlich wollte er sich noch ein paar Schriftstücken widmen, die seine Aufmerksamkeit erforderten, aber die würden heute Abend auch noch auf ihn warten. Deshalb lenkte er seine Schritte nun nicht i Richtung seines Gemaches, sondern schlenderte über den Burghof und beobachtete dabei das geschäftige Treiben.
Es war beruhigend, dass zumindest der Krieg, um die Nachfolge Henry I. beendet war und das Land nun endlich wieder auf dem Weg in den Frieden war. Bis der allerdings wirklich erreicht sein würde, war es noch ein langer Weg. Zu viele Unruhen gab es noch und das nicht nur unter der Landbevölkerung.


Joanna

Die junge Lady hatte eine ganze Weile auf einer der niedrigen Mauern gesessen und die spärlichen Sonnenstrahlen genossen. Eigentlich verspürte sie gar kein Bedürfnis danach, den stickigen Raum wieder zu betreten und sich mit den anderen weiblichen Persönlichkeiten am Hof über den neuesten Klatsch zu unterhalten.
Sie hatte sich gerade erhoben, noch unschlüssig, ob sie wirklich wieder hinein gehen sollte, da hörte sie schon verdächtig leichte Schritte auf dem Kies und sah in der Ferne eine wohlbekannte Dame, die sich suchend umsah. Joanna biss sich mit einem Anflug von schlechtem Gewissen auf die Unterlippe, eilte dann aber doch schnellen Schrittes davon in Richtung Burghof. Sie würde sich doch nicht rufen lassen wie ein kleines Kind. Schließlich hatte sie nicht gesagt, wo sie hin wollte.
Als sie den Platz erreicht und ihn gerade überquerte, sah sie noch einmal zurück. Umso besser, noch war von ihrer Verfolgerin nichts zu sehen. Musste sie nur noch einen Ort finden, wo man sie nicht so leicht fand. Sie beschleunigte ihre Schritte noch ein wenig - bis sie plötzlich gegen einen Widerstand anlief, der sie aus dem Gleichgewicht brachte. Nur ein beherzter Griff nach dem Arm ihres Gegenübers, während ein unterdrückter Aufschrei ihre Kehle verließ, bewahrte sie vor einem Sturz. Erst jetzt erkannte sie, wen sie da schon wieder umgerannt hatte, und errötete ein wenig. Warum immer er? "Oh..."


William

Erst in dem Augenblick in dem es schon zu spät war, realisierte William wer gerade dabei war erneut in ihn hinein zu laufen. Dieses Mal reagierte er jedoch schneller und griff zu, um Joanna of Warwick davor zu bewaren erneut vor ihm auf dem Boden zu landen.
Williams Mundwinkel zuckten spöttisch als er in das errötete Gesicht der jungen Dame sah.
"Nun, Mylady, so langsam bekomme ich den Eindruck, dass ihr es auf mich abgesehen habt." amüsiert dachte er daran, dass er Joanna gerade das dritte Mal seit seiner Rückkehr sah und es bereits die zweite Gelegenheit war, bei der sie in ihn hinein gelaufen war.
Ob sie wohl generell so tollpatschig war? Den Gedanken verwarf er jedoch sofort wieder; er hatte Roger de Beaumont gekannt und eine solche Schusselgkeit hätte dieser seiner Frau kaum durch gehen lassen.
Also lag es wohl doch an ihm? ... bei dem Gedanken musste William sich erst recht das Lachen verkneifen.


Joanna

Joanna starrte ihn einen Augenblick lang perplex an. Warum rannte sie jedes Mal ausgerechnet in ihn herein? Das war doch nicht mehr normal zu nennen. Sie brauchte einen Moment, dann hatte sie sich wieder gefangen und die Kontrolle über sich zurück erlangt.
"Vielleicht, Mylord, steht Ihr mir auch einfach immer im Weg?", gab sie mit einem ehrlichen Lächeln zu bedenken und legte einen Moment lang den Kopf schief um ihn zu betrachten.
"Mir scheint, ich muss - wieder einmal - für meine Unachtsamkeit um Verzeihung bitten. Ihr begegnet mir nur offensichtlich immer in den unpassendsten Momenten und immer dann, wenn ich nicht auf den Weg achte."
Sie konnte nur hoffen, dass ihre Verfolgerin sie nicht entdeckte. Am Ende hieß es noch, sie hätte sich davon gemacht um ihren Liebhaber zu treffen. In die alltägliche Gerüchteküche wollte sie nun wirklich nicht geraten, das hatte noch gefehlt. Trotzdem war es eine äußerst willkommene Abwechslung ein paar Sätze mit einem Mann zu wechseln, der sich wohl kaum für Stickereien und neueste Gerüchte über Lady Sussex interessierte.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 10:22 pm

William

Nun bahnte sich doch ein leises Lachen den Weg über Williams Lippen.
"Mylady! Ihr seid reichlich unverschämt, meint ihr nicht?" erlärte William dann mit bemüht ernsthafter Stimme. Das Funkeln in seine Augen verrieten jedoch, dass er seine Worte nicht einmal ansatzweise ernst meinte.
Es war auf sehr angenehme Art erfrischend mal einer Dame gegenüber zustehen, die nicht mit ihrer Meinung zurückstand, sondern frei heraus ohne offensichtliche Scheu antwortete. Und trotzdem gelang es ihr stets eine gewisse Haltung auszustrahlen, die ihrer Stellung entsprach.
"Wie mir scheint, hat Euer Mann nicht sonderlich auf Euer Benehmen geachtet. Oder liegt das viel eher an Eurem Witwendasein?"
Aufmerksam beobachtete William die noch so kleinste Reaktion Joannas auf seine Worte, denn mit diesen Sätzen hätte er so manch andere Dame am Hofe der Ohnmacht nahe gebracht.


Joanna

Wie gut, dass seine Augen ihr vermittelten, dass er es nicht wirklich ernst meinte, sonst hätte er sie nun wirklich in Verlegenheit gebracht. "Ich hoffe, Ihr könnt mir noch einmal vergeben." Sie lächelte leicht, wusste allerdings nicht so recht, was sie von ihm halten sollte. Immerhin bewies er, dass seine Bemerkungen nicht nur spöttisch, sondern auch noch ziemlich treffsicher und scharfzüngig sein können. Sie zuckte leicht und blinzelte einige Male, dann hatte sie ihre Fassung auch schon wieder erlangt und zeigte eine neutrale Miene. 
"Nun, ich denke kaum, dass es Euch zusteht das zu beurteilen. Allerdings dürfte es ihm schwer gefallen sein darauf zu achten, schließlich war er die meiste Zeit in den Wirren des Krieges unterwegs. Mein Witwendasein, wie Ihr es nennt, hat mich schließlich seines in Euren Augen wohl höchst positiven Einflusses auf meine Manieren endgültig beraubt.", erwiderte Joanna schließlich gelassen, aber mit einer gewissen Kühle in der Stimme. "Wenn Ihr erlaubt, Ihr seid auch nicht gerade besonders taktvoll.", fügte sie dann wieder freundlicher hinzu und verspürte innerlich Spannung auf seine Reaktion. Das hier schien eine Art Abtasten, wie weit man bei dem Anderen gehen konnte, wie er einzuschätzen war.


William

William schnaubte verächtlich. "Verzeiht meine harten Worte, Mylady, doch um die Wahrheit zu sagen, wage ich ernsthaft zu bezweifeln, dass Roger de Beaumont fähig war auf irgendjemanden einen guten Einfluss zu nehmen." ohne die Verachtung aus seiner Stimme mehr als nötig zu verbannen, bezog William nun offen Position. Wenn er den Namen de Beaumont nur hörte wurde ihm schon ganz anders. 
Nachdenklich legte er den Kopf schief und atmete leise und kontrolliert aus, um sich nicht noch in Rage zu reden. 
"Ich für meinen Teil habe mein Taktgefühl wohl bei dem Unterfangen verloren Eurem Ehemann die Stirn zu bieten." stellte William schließlich fest und spielte damit auf den zurückliegenden Bürgerkrieg an der England erschüttert hatte. 
Einen Augenblick ließ er noch verstreichen, dann ersetzte jedoch ein leichtes Grinsen den Ernsten Blick von zuvor. 
"Aber da unser König meine Ehrlichkeit zu schätzen weiß, habe ich auch nicht vor mich unnötig auf die Suche nach meinem Taktgefühl zu machen. Immerhin ..." William legte bewusst eine kurze Pause ein. "weiß ich, wann ich meine Zunge im Zaum zu halten habe und wann nicht."


Joanna

Joanna seufzte leise und senkte den Blick. "Ich verstehe durchaus, was Ihr meint. Aber auch, wenn er nicht der tugendhafteste unter den Earls war, er stand bis zum Ende treu dem König, an den er geglaubt hat. Er hat nicht geschwankt und das kann man ihm wohl zugute halten. Das müsst selbst Ihr zugeben, obwohl Ihr ihn, wie ich Euren Worten entnehme, nicht geschätzt habt.", begann sie schließlich bedächtig ihre Antwort zu formulieren. 
Die junge Witwe hatte gerade das Gefühl sich auf äußerst brüchigem Eis zu bewegen. Einerseits gebot es der Anstand, dass sie ihren Gemahl hier verteidigte, wo er hier angegriffen wurde, obwohl er tot war, doch andererseits konnte sie recht gut verstehen, warum William of Cornwall den Earl of Warwick nicht sonderlich gern gehabt hatte. Diesen Konflikt nicht nach außen zu tragen, war mehr als schwer. 
"Allerdings ist meine Unverschämtheit wohl in eben dem Zeitraum so erwachsen, da Ihr Euer Taktgefühl verloren habt. Ich hatte bisher selten Anlass dies wieder einzudämmen, es hat sich noch niemand daran gestört." Sie bedachte seine Worte nun ihrerseits mit einem angedeuteten Grinsen, was ihr sonst wohl nur entsetzte Blicke zugetragen hatte. "Immerhin...", ahmte sie seinen Tonfall schließlich nach. "habe ich auch bisher nicht den Eindruck, als würde es Euch sonderlich stören, oder liege ich da etwa falsch?"


William

Diesmal entlockte Joanna Warwick William ein erneutes Lachen. 
"Touché, Mylady! Ich bin ein Mann, der es zu schätzen weiß, wenn eine Frau ihre Meinung Kund tut - besonders wenn diese dann auch noch klug formuliert ist." noch immer leise Lachen schüttelte William den Kopf. 
"Nun, ich habe noch ein wenig Zeit bis König Henry mich ewartet. Darf ich Euch auf einen kurzen Spaziergang durch den Garten einladen?" er grinste. "Das macht auf mögliche Beobachter auf jeden Fall einen besseren Eindruck als wenn wir hier noch länger auf dem Hof herum stehen und Eure Kleider dreckig werden." mit einem spöttischen Augenzwinkern nickte William in Richtung des staubigen Bodens. 
"Ich wage zu bezweifeln, dass unsere Königin sehr erbaut darüber sein wird, wenn eine ihrer Damen mit einem staubigen Saum zu ihr kommt." 
William überschlug im Kopf bereits welche Dokumente er noch heute abzuarbeiten hatte und kam mit einem inneren Seufzer zu der Erkenntnis, dass es wohl noch eine lange Nacht werden würde. Aber er genoss den Wortwechsel mit Joanna of Warwick zusehend, so dass er bereit war seine Arbeit dafür noch etwas aufzuschieben.


Joanna

Joanna neigte lächelnd den Kopf. Immerhin hatte sie gerade noch einmal die Kurve gekriegt. Seine Einladung kam überraschend, aber absolut nicht ungelegen. Sie schaute ihn einen Moment lang prüfend an, dann nickte sie. "Sehr gern. Da habt Ihr wohl recht, aber die Königin wird wohl ohnehin nicht sehr erbaut sein, wenn ich zurückkomme, da ich ein wenig frische Luft einer ausgesprochen netten Runde unter den Damen vorgezogen habe. Auf ein wenig mehr kommt es da wohl nicht mehr an. Schließlich bietet Ihr mir damit Gelegenheit, noch ein wenig länger der Gerüchteküche zu entfliehen, die zweifelsohne schon wieder am köcheln ist. Man könnte beinahe meinen, die Wände hier hätten Augen und Ohren." 
Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal so viele Worte mit einem der Ritter gewechselt hatte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sie sich nicht erinnern konnte. Es musste lange her sein, sehr lange. Vielleicht noch vor der Zeit ihrer Vermählung. Wenn Roger denn Zuhause gewesen war oder sie mit an den Hof genommen hatte, hatte er eifersüchtig über seine junge, hübsche Frau gewacht und ihre Schritte mit Argusaugen beobachtet. Seit seinem Tod und seit sie hierher gekommen war, hatten die anderen Hofsdamen diese Rolle übernommen, um die Moral und den Anstand zu wahren, wie es hieß. Solche Gelegenheiten wie diese waren selten und sie nutzte sie gerne. Sie genoss es.


William

William lächelte kurz, zufrieden über seinen Erfolg und bedeutete Joanna mit einer Handbewegung, dass er ihr den Vortritt ließ. Er verzichtete ganz bewusst darauf ihr seinen Arm anzubieten, da das definitiv das Maß überschritten hätte. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was er sich dann spätestens heute Abend würde anhören müssen. 
Dann ließ er ob ihrer Worte ein kurzes, belustigtes Schnauben verlauten. 
"Das haben sie in der Tat, Mylady, das haben sie. Allerdings muss man dabei gut unterscheiden. Es gibt Menschen am Hof, die nahezu über alles hier informiert sind. Und es gibt diese, die meinen sie sein über alles informiert, wissen jedoch in Wahrheit nicht das geringste." 
Mit einem schnellen, kurzen Schritt wich William einem Hund aus, der an ihm vorbei schoss und ihn beinahe umgerannt hätte. 
Leicht verärgert runzelte William die Stirn und bemerkte dann jedoch den laut fluchenden Stalljungen, der das Tier offensichtlich aus irgendeinem Grund davon gejagt hatte. Er maß den Jungen mit einem kurzen, strengen Blick woraufhin dieser sich sofort beschämt von Dannen machte.


Joanna

Joanna setzte sich in Bewegung und hörte ihm dabei aufmerksam zu. Seine Worte entlockten ihr zum ersten Mal ein Lachen. "Oh ja, da habt Ihr wohl Recht. Nur leider sind diejenigen, die alles zu wissen glauben, meist die Hartnäckigsten." 
Grinsend folgte ihr Blick schließlich dem langbeinigen Hund, der gerade vorbeigerannt war. 
"Seht Ihr? Es scheint wohl doch nicht nur an mir zu liegen, dass Ihr ständig umgerannt werdet. Ein beruhigender Gedanke, wie mir scheint. Dann komme ich mir nicht ganz so tollpatschig vor.", sagte sie dann sanft, streifte ihn kurz mit einem belustigten Blick und ließ ihn dann wieder in die Ferne schweifen. 
Der Herbst schien einzukehren, die Blütenpracht, die man hier im Frühjahr und im Sommer vorfinden konnte, war fast vollständig verschwunden und die Blätter der wenigen Laubbäume färbten sich bereits leicht rötlich. Es wurde kühler, doch Joanna zog dies den übermäßig heißen Tagen des Hochsommers vor, in denen man kaum einen Schritt außerhalb der schattigen Mauern der Burg tun konnte.


William

William kommentierte ihre Worte lediglich mit einem abfälligen Kopfschütteln, sparte sich jedoch den bissigen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. 
Stattdessen richtete er seinen Blick forschend an den blauen Himmel. Hinten am Horizont begannen sich langsam aber sicher die Wolken aufzutürmen. 
"Vielleicht hätte ich Henry darum bitten sollen, den Herbst in der Normandie verbrinden zu dürfen ... wir werden Regen kriegen." lediglich die letzten Worte hatte er direkt an Joanna gerichtet, die ersten waren mehr vor sich hingemurmelte Gedanken. 
William musste daran denken, dass sein Vater sich stets beklagte, sobald sich Regen ankündigte, dass seine Narbe am Bein schmerzen würde. Und in den letzten Jahren hatten sich auch noch die schmerzenden Gelenke dazugesellt, so dass William aufrichtig dankbar war nicht mehr in Cornwall zu sein. Das Gemecker des Alten hätte er heute wahrlich nicht ertragen. 
Ob er im Alter, sollte es ihm vergönnt sein, auch so griesgrämig werden würde? Er hoffte inständig, dass dem nicht so würde. 
Um sich von diesen Gedanken abzulenken, ließ er kurz seine Schultern kreisen, um die Muskeln zu lockern. 
Er seufzte. "Es hat durchaus Vorteile nicht mehr den halben Tag im Sattel verbringen zu müssen. Ich hoffe, dass dieser Zustand auch noch eine Weile anhält."


Joanna

Sie folgte seinem Blick und nickte langsam. "Ja. Schade, bisher war der Tag für den beginnenden Herbst recht schön." Ihre Gedanken wanderten wieder einmal zurück in die Vergangenheit. Noch kein Jahr war sie hier und doch kam es ihr vor wie eine Ewigkeit. Der stetige Ablauf gab ihr eine Art Sicherheit, in gewisser Weise eine Heimat, wenn sie auch niemals Heimweh danach haben würde, wenn sie irgendwo anders hin ging, vielleicht wieder heiratete. Irgendwann... Gerade jetzt konnte sie sich nicht vorstellen wieder einem Mann in seine Heimat zu folgen, es war ihr schon damals schwer gefallen. Mit einem fast bitteren Lächeln erinnerte sie sich daran zurück, wie sie mit ihrem Vater gestritten hatte, als er ihr gesagt hatte, dass Roger de Beaumont um ihre Hand angehalten hatte. Er hatte natürlich angenommen, sich gefreut. Und sie? Sie hatte sich gesträubt. Aber was war ihr schon übrig geblieben? Irgendwann hatte sie kleinbei gegeben. Es war auch im Herbst gewesen. Ein Herbsttag vor fünf Jahren... 
Dass er wieder das Wort ergriff, riss sie aus ihren Gedanken. "Wenn Ihr nicht in Eure heimat zurückkehren müsst, weil Ihr gebraucht werdet oder der König irgendwelche Pläne für Euch hat, könnt Ihr wohl zurecht hoffen. Das Land ist wohl ruhig dieser Tage. Ein bisschen Frieden, scheint mir. Es hat ja auch lange genug gedauert."


William

William wurde ernst. "Ich fürchte, Mylady, unser geliebtes England ist nicht halb so ruhig wie es hier am Hofe mit unter wirkt. Auf meiner Reise habe ich so einiges ... aber lassen wir das. Solch ein Thema ist nun wirklich nicht das richtige für diesen noch recht schönen Herbsttag." 
Am liebsten hätte er sich auf die Zunge gebissen und laut geflucht. Um ein Haar hätte er deutlich mehr erzählt als ihm lieb gewesen wäre. Schon diese Andeutung war im Grunde zuviel, doch William vertraute darauf, dass Joana nicht weiter nachbohren würde. 
Auf den ersten Blick schien das Land weitestgehend in eine Ruhe verfallen zu sein in der alle Beteiligten ihre Wunden leckten und froh waren einmal nicht um die Zukunft bangen zu müssen. Unterhalb dessen brodelte es jedoch gewaltig und ein falscher Zug Henrys würde neue Konflikte hervorrufen. Viele der Lords hatten unter Stephen einen Status der Autonomie für sich gewinnen können, der keinesfalls gesund für das Königreich war - und nun galt es diese Macht wieder einzuschränken ohne gleich eine neue Rebellion vom Zaun zu brechen. 
Stephen war nun seit einem Jahr Tod und Henry hatte noch immer alle Hände voll zu tun das Reich nach seinen Wünschen zu ordnen. 
Und William würde noch oft genug die Kohlen vor Ort aus dem Feuer holen müssen, damit sich sein Cousin nicht verbrannte.


Joanna

Joanna schaute ihn skeptisch an und öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, genauer nachzufragen, da spürte sie, dass er nicht darüber reden wollte. Also schloss sie den Mund wieder und schwieg. Entgegen der unter den Hofdamen zuweilen kursierenden Meinung war die junge Lady Warwick durchaus feinfühlig veranlagt. Schon der Anstand gebot es, nicht weiter zu fragen und so sagte sie schließlich nur freundlich: "Dann wollen wir hoffen, dass der König es schafft, auch noch die letzten Hindernisse zu überwinden und seine Herrschaft weiter zu stärken." 
Sie fand, Henry war ein guter König. Gut für England, gut für sein Volk. Ihr Gemahl war anderer Meinung gewesen. Er hatte stets für Stephen gekämpft und den Vertrag mit Henry, der in seinen Augen keinerlei Recht auf die Krone hatte, als Schande empfunden. Er hätte sicherlich weiter Unruhe nach England gebracht, so viel stand fest, doch er war ein Jahr vor der Krönung gefallen. Joanna indes sah nicht ein, warum sie die Meinung ihres Gatten teilen musste. Sie hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt. Sie mochte die Königin und sie hatte allen Respekt vor ihrem König. Ihr Stiefsohn war entsetzt gewesen, als sie eine Hofdame von Eleanore von Aquitanien geworden war.


William

Williams Augen funkelten freudig, das war eine Wendung im Gespräch, die ihm deutlich mehr behagte. 
"Das hoffen wir. Und ich werde, wie schon immer, mein möglichstes tun, um Henry dabei zu unterstützen." erklärte er mit einem zufriedenen Ton in der Stimme. 
William of Cornwall hatte sich von Anfang an auf Henrys und somit auf Mathildas Seite gestellt und sich somit während der vergangenen kriegerischen Jahre aktiv gegen Stephen zur Wehr gesetzt. 
Sein Vater hatte dieses Verhalten nicht unbedingt geschätzt. Zwar hatte er sich nie offen gegen seine Halbschwester gestellt, doch er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er England nicht von einer Frau regiert sehen wollte, selbst nicht für die Jahre von Henrys Unmündigkeit. Seine Symphatie galt Stephen und so war Reginald de Dunstanville reichlich wenig begeistert, dass sein Sohn sich so voller Überzeugung seinem Cousin anschloss. 
"Ich bin überzeugt, dass Henry England guttun wird. Besonders wenn er in die Fußstapfen unseres Großvaters tritt."


Joanna

"Ihr befindet Euch in der vorteilhaften Position, Eurem König behilflich sein zu können. Ich kann lediglich dazu beitragen, indem ich seiner Gemahlin gut diene und sie möglichst bei Laune halte. Mein werter Stiefsohn wäre schockiert." Nun war sie es, die einen gewissen Hauch von Verächtlichkeit in ihrer Stimme nicht verbergen konnte. Dieses Thema hatte schon des Öfteren zu Streitigkeiten zwischen ihr und dem neuen Earl of Warwick geführt. Wie sehr sie es doch bedauerte, noch den selben Namen wie er tragen zu müssen. Ihr wäre es lieber gewesen den Gedanken an ihn in den hintersten Winkel ihres Kopfes zu verdrängen.
"Ja, das glaube ich auch. Es kehrt Ruhe ein, wenngleich die Wirren des Krieges wohl noch mehr zu spüren sein dürften, als ich es je mitbekommen werde. Euer Großvater...richtig, mir war für einen Moment entfallen, dass Ihr des Königs Cousin seid. Wohl eine Position, die noch mehr Bedacht verlangt, wenn man sich die anderen Höflinge so betrachtet." 
Ob er sich dessen bewusst war, wie viele der anderen Adligen ihn um diesen Vorteil beneideten? Es durften wohl Unzählige sein. Aber andererseits musste sie sich eingestehen, dass William wirklich nicht den Eindruck machte, als entginge ihm viel, als lasse er sich leicht hintergehen oder ausnutzen.


William

"Das bin ich wohl. Allerdings führt das auch dazu, dass ich nur noch stärker unter den gierigen, neidvollen Beobachtungen gewisser Lords stehe als das wohl ohnehin schon der Fall wäre." William grinste. "Aber seine Familie kann man sich bekanntlich ja nicht aussuchen." 
Wahrlich das konnte man nicht. Ansonsten hätte er wohl so manchen aus seiner Familie gestrichen. 
"Doch zumindest meinen Cousin würde ich nicht eintausche wollen - und das nicht, weil er der König ist." William zwinkerte Joanna verschwörerisch zu und lachte dann. 
"Auch wenn sich das manch ein Höfling nur schwer vorstellen kann. Und doch bin ich ausgesprochen froh, dass unser Großvater nicht mit meiner sondern mit Henrys Großmutter vermählt gewesen war." 
Schon öfter war William der Gedanke gekommen, dass so manches besser verlaufen wäre, hätte Henry I sich nicht in so vielen verschiedenen Betten vergnügt, sondern mit seiner Gemahlin mehr legitime Erben gehabt hätte. Und doch grauste ihn die Vorstellung, dass er möglicherweise ein direkter königlicher Erbe hätte sein können.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 10:37 pm

Joanna

"Wie wahr...", erwiderte sie schließlich seufzend. Ihre Familie war auch nicht gerade das, was man sich wünschte. In jeglicher Hinsicht. "Nun, ich hingegen kann mir das gut vorstellen. Viel Macht mag ja erstrebenswert sein, aber ich könnte mir vorstellen, dass das auch seine Schattenseiten birgt. Viel Verantwortung und viel Einfluss, gleich, was man sagt. Man muss immer so genau darauf achten, was man sagt und was besser unausgesprochen bleibt." 
In diesem Moment entdeckte sie die ältere Dame, sie sich vom anderen Ende des Gartens her näherte. "Oh nein...", murmelte Joanna leise. "Da ist schon wieder mein Wachhund. Vielleicht sollte ich bei passender Gelegenheit einmal meine wenige Autorität als Lady Warwick hervorkramen und sie in die Schranken weisen. Ich bin schließlich kein Kind mehr, auf das man ständig achten muss." 
Sie seufzte tief und verabschiedete sich innerlich schon einmal von diesem Spaziergang, der in der Tat sehr angenehm gewesen war. Man konnte gut mit ihm reden und er tat das, was sie sagte, auch nicht gleich als unreifes, dummes Geschwätz ab. Vielleicht würden sie sich ja einmal wieder begegnen. Oder sie ihn wieder einmal über den Haufen rennen.


William

"Nun, über ein gewisses Maß an Macht zu verfügen ist durchaus reizvoll, doch wenn ich eines Tages den Titel meines Vaters übernehmen kann, ist das wohl auch gleichzeitig das höchste Ziel, das ich mir zu stecken vermag." 
Nicht, dass das nicht schon ein gewaltiges Stück vom Kuchen sein würde. Der Titel des Earl of Cornwall war einer der begehrtesten Adelstitel des Königreiches und somit hatte William die Aussicht darauf einer der mächtigsten Männer unter Henry zu werden. 
Der Unterschied zwischen Willam of Cornwall und manch anderem bestand jedoch darin, dass er sich ganz Henry verpflichtet fühlte, andere hingegen ihr Fähnchen gerne in den Wind hängten und sich für die vielversprechendste Seite entschieden, egal wessen diese war. 
Joannas entsetztes Murmeln drängte die ernsten Gedanken jedoch wieder in den Hintergrund und William lächelte unvermittelt. 
"Mylady, ich gehe doch davon aus, dass Ihr in der Lage sein werdet Euch durchzusetzen. 
Aber macht euch keine Sorgen, dieses Mal bin ich schließlich für eure Verspätung verantwortlich."


Joanna

Joanna lächelte. Es war erstaunlich, wie oft er sie in den letzten beiden Tagen zum Lächeln gebracht hatte, denn sie hatte nicht immer viel Grund dazu gehabt in den letzten Wochen und Monaten. 
In diesem Moment erreichte die Anstandsdame William of Cornwall und Joanna of Warwick. Sie knickste ehrerbietig. "Mylord...wie schön, Euch wieder am Hof zu sehen." Dann wandte sie sich an die junge Lady. "Lady Joanna, die Königin vermisst Euch bereits, schließlich wolltet Ihr nur ein paar Minuten hinaus gehen. Es ist nicht sehr höflich, sie warten zu lassen." 
Joanna unterdrückte den Drang, genervt die Augen zu verdrehen. Stattdessen bedachte sie die Andere mit einem kühlen Blick und wandte sich an ihren Begleiter. 
"Ich fürchte, Mylord, man sollte die Königin wirklich nicht warten lassen. Wenn Ihr mich also entschuldigen würdet...Es war sehr angenehm Euch wiederzusehen und mit Euch zu sprechen. Ich bin sicher, dies war hier nicht unsere letzte Begegnung. Vor allem, wenn ich mich weiterhin so ungeschickt anstelle." Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln, neigte respektvoll den Kopf und lief dann neben der älteren Dame her, die besitzergreifend die Hand auf ihren Arm gelegt hatte. 
Joanna entzog ihr ihren Arm und kaum waren sie einige Schritte entfernt, wurde ihre Stimme merklich schärfer. "Was fällt Euch eigentlich ein so respektlos zu sein und mich in einem Gespräch zu unterbrechen? Ich bin kein Kind mehr, Mylady, ich kann mich hier bewegen so lange ich möchte. Mag sein, dass die Königin nicht sehr erfreut ist, aber das ist dann keine Sache, die Euch betrifft." "Aber...aber es ist unschicklich so allein..mit einem Mann." Joanna schüttelte verächtlich den Kopf. "Es wird mir wohl noch erlaubt sein, einige Worte mit ihm zu wechseln! Mir scheint, Ihr vergesst, dass ich erstens keine unerfahrene Jungfer mehr bin und zweitens noch Trauer trage." Wenigstens dieses eine Mal kam ihr dieser Umstand zugute. Und es hatte die erwünschte Wirkung: die Andere senkte den Kopf. "Verzeiht, Lady Joanna." Joanna nickte nur ungehalten, beschleunigte ihre Schritte und ließ sie immer weiter hinter sich zurück.


William

Auf die Höflichkeitsfloskel der Dame hin nickte William mit einem unverbindlichen Lächeln auf den Lippen. "Ich danke euch, Mylady." 
Dann wandte er sich nocheinmal an Joanna. 
"Nun, ich hoffe wirklich, dass ihr nicht erneut in mich hinein laufen müsst nur um mich wieder zu sehen." ein kurzes Grinsen huschte über seine Lippen bevor er wieder zu der üblichen Höflichkeit zurückkehrte. 
"Richtet unserer Königin doch bitte die besten Grüße von mir aus. Ich wollte eine ihrer Damen wirklich nicht unnötig aufhalten." 
William sah den beiden noch einen Moment lang nach, bevor er sich umdrehte und seinen Weg in die andere Richtung fortsetzte. Die Arbeit wartete schließlich noch immer auf ihn. 
Auf seinem Weg ließ er die kurze Unterhaltung mit Joanna of Warwick noch einmal Revue passieren und musste dabei unweigerlich grinsen. Es kam nicht allzu oft vor, dass eine Frau ihm Kontra gab. 
Dann schweiften seine Gedanken jedoch wieder zu seiner restlichen Tagesplanung und er verzog kurz das Gesicht. Bei der Vorstellung wer heute um eine Besprechung beim König gebeten hatte, sah er sich jetzt schon vor einer Flut nicht enden wollender zu nichts führender Diskussionen.


Joanna

Joanna hatte inzwischen die Tür erreicht, die sie von den langweiligen Plaudereien trennte. Angestrengt versuchte sie den finsteren Ausdruck aus ihrem Gesicht zu verbannen, atmete durch und trat dann ein. 
Sofort lagen die Blicke aller Anwesenden auf ihr, teils missbilligend, teils mitleidig. 
Sie setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und knickste vor der Königin. "Verzeiht meine Verspätung, Majestät, ich wurde aufgehalten." Mehr wollte sie von sich aus eigentlich nicht preisgeben, dass würde die Andere sicher schon tun, sobald sie weg war. 
Allerdings waren da ja noch die Grüße, die sie auszurichten hatte. "Ich soll Euch Grüße von des Königs Cousin übermitteln, William of Cornwall." Die Königin hob leicht eine ihrer schmalen Augenbrauen an, nickte aber nur leicht. "Wie schön. Nun, setzt Euch wieder zu uns, Lady Joanna." 
Und Joanna folgte der Aufforderung nicht wirklich begeistert. 
"Natürlich." 
Erst gegen Abend würde sie wohl hier heraus kommen, wenn sie die Königin in die Halle begleiten würde um das Abendessen einzunehmen. Sie seufzte leise. Leider waren es noch einige Stunden bis dahin.


William

William of Cornwall ließ die Feder sinken, lehnte sich zurück und seufzte leise. Dann gab er seinem Diener ein Zeichen, der umgehend von seiner Arbeit abließ und seinem Herren neuen Wein eingoss. 
William nahm einen Schluck, stellte den Becher wieder ab und griff dann nach dem Schriftstück, das er gerade unterschrieben hatte. Er zog seinen Siegelring vom Finger und versiegelte den Brief mit nachdenklichem Blick. 
Dann drehte er sich zu Geoffrey um, der wohlwissend noch immer an seinem Tisch stand und wartete. 
"Sei so gut und sorge dafür, dass dieser hier möglichst schnell nach Cornwall zu meinem Vater kommt." Dann übergab er seinem Bediensteten noch weitere Dokumente. "Und diese müssen ebenfalls an ihre Empfänger überbracht werden." 
Geoffrey nickte. "Natürlich, Mylord. Ich werde mich sofort darum kümmern." 
William musste lächeln. "Was würde ich nur ohne dich tun, Geoffrey?" 
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ihr würdet eure Arbeit tun, wie immer, Mylord. Ich bin nur ein kleines Rädchen im Gefüge." 
William hob den Becher und nickte Geoffrey zu. "Mag sein. Doch du erleichterst mir meine Arbeit wahrlich." 
William of Cornwall hielt den Blick noch immer schweigend auf die Tür gerichtet nach dem diese bereits geraume Zeit hinter Geoffrey ins Schloss gefallen war. Nachdenklich nippte er an seinem Becher bevor er sich dann doch wieder den vor ihm liegenden Dokumenten widmete.


Joanna

Joanna hatte sich nur wenig am Gespräch beteiligt, aber doch so viel, dass sie nicht mehr so auffiel. Heute musste sie der Königin nicht helfen, sich für den Abend zruecht zu machen, dass übernahm heute Lady Yorkshire. 
Das gab Joanna die Gelegenheit, sich selbst über ihre Gaderobe Gedanken zu machen. 
Unschlüssig stand sie vor ihrem Schrank, streckte die Hand aus und zog sie dann doch wieder zurück. Für diesen Abend hatte sie auch ihrer Zofe freigegeben, sie wollte ohne seltsame Blicke entscheiden. 
Die junge Lady atmete tief durch und griff dann kurzentschlossen nach einem dunkelblauen Kleid, das ihre Augen zum Leuchten und ihre Haarfarbe zum Glänzen bringen würde. Sie hatte das ewige Schwarz und höchstens noch Dunkelgrau satt. Schluss mit der Heuchelei, befand sie. Egal, wie entsetzt die Anderen sein würden, sie würde ihre Trauerzeit jetzt beenden. 
Nach einer Weile betrachtete sie zufrieden ihr Spiegelbild. Ja, das war wieder die Joanna, die sie kannte. Schwarz machte sie immer so bleich. Sie lächelte spitzbübisch, legte sich eine schlichte Kette um den Hals und machte sich auf den Weg, um sich der Königin anzuschließen. Auf die Blicke war sie jetzt schon gespannt.


William

"Ich denke ja, dass man so manchem krichlichen Würdenträger noch mehr auf die Finger schauen müsste." der Earl of Norfolk schüttelte verärgert den Kopf, während er in die Richtung sah in der der Bischof gerade verschwunden war. 
William nickte zustimmend. "Es geht einiges an Gold in die Taschen der Geistlichen, das eigentlich in die Truhe unseres Königs gehört." nachdenklich fuhr William sich über das Kinn. "Henry sollte stärkere Kontrollen veranlassen. 
Aber lasst uns diese Überlegungen auf Morgen verschieben, Mylord, der Tag war lang genug." brachte William das leidige Thema fürs erste zu Ende. 
Nicht ganz ohne Grund, denn hinter ihnen hatte sich Henry erhoben und kam nun gemessenen Schrittes auf die beiden Lords zu. 
"Als hätte ich nicht schon genug zu tun." brummte der König als er an Hugo Bigod und William vorbei kam. Während er Earl of Norfolk sich mit einer Entschuldigung zurück zog, schloss William sich dem König an. 
"Mein König, darf ich euch einen gut gemeinten Rat geben. Lasst die Geschäfte fürs erste Ruhen und bringt euch bei gutem Essen und einem Schluck Wein auf andere Gedanken." 
Henry sah seinen Cousin einen Augenblick lang verwirrt an, dann lächelte er kurz. "Ihr habt recht, sonst kommen wir noch zu spät."


Joanna

Joanna stand gerade vor der Tür der Halle und strich noch einmal den Rock ihres Kleides glatt, ehe sie durch die Tür trat. Die Königin hatte bereits ihren Platz am Kopf er Tafel eingenommen, ihr Gemahl schien noch nicht eingetroffen zu sein. 
Die junge Lady ließ einen Moment lang den Blick schweifen und schritt dann langsam zu ihrem Platz weiter unten an der Tafel. Sie hatte das gefühl, als würde jeder ihrer Schritte durch die ganze hallen zu hören sein, fühlte Blicke auf sich ruhen, die ihr nicht unbedingt gefielen. 
Wahrscheinlich bildest du dir das alles nur ein. 
Sie setzte ein leichtes Lächeln auf und ließ sich dann betont langsam auf ihren Stuhl sinken. Einige Plätze waren noch leer geblieben. Entweder waren sie anderweitig beschäftigt oder einfach spät dran. 
Joanna seufzte leise und dachte an den Nachmittag zurück. Ob William of Cornwall auch kommen würde? Sicherlich, es sei denn, die Arbeit ließ ihm zu wenig Zeit.


William

William musste ein Lächeln unterdrücken als er hinter Henry die große Halle betrat. Kaum hatte der König auch nur einen Fuß hineingesetzt, war es absolut still geworden, jede Unterhaltung war abrupt erstorben und sämtliche Anwesenden zollten dem König ihren Respekt. 
Fast wie eine Herde Schafe, nur dass sich unter einigen Schafspelzen Wölfe versteckten, die nur auf ihre Chance warteten. 
Nachdem Henry seinen Platz eingenommen hatte, ließ auch William sich an der Tafel nieder. Heute war sein Platz an Henrys Seite und neben ihm setzte sich gerade John Marshal, der bis heute anlässlich der Geburt seines fünften Kindes noch in Wiltshire geweilt hatte. 
"Wozu darf man euch den dieses Mal gratulieren, Mylord Marshal?" William hatte sich ein wenig zu ihm hinüber gelehnt und die Stimme gesenkt, um nicht sämtliche Aufmerksamkeit auf die kurze Unterhaltung zu lenken. 
"Es ist ein gesunder Junge. Ich hoffe, dass er sich genauso gut entwickeln wird, wie seine großen Brüder." Der Marshal des Königs konnte ein stolzes Lächeln nicht verbergen als er antwortete. 
William nickte zufrieden. "Dessen bin ich mir sicher, Mylord." 
Dann lehnte er sich wieder etwas zurück und ließ den Blick über die Tafel schweifen. William of Cornwall hatte zwar bereits beim Eintreten sämtliche Anwesenden registriert, doch erst jetzt nahm er sich die Zeit den Blick durch die Runde wandern zu lassen. 
Einen Moment länger als bei den anderen, blieb er bei Joanna of Warwick hängen und William kam nicht umhin zu bemerken, dass sie zwar noch immer ein dunkles Kleid trug, doch dieses Mal war es nicht schwarz, sondern hatte einen dunklen Blauton. 
Beinahe hätte er gegrinst. In seinen Augen war Roger de Beaumont immerhin schon lange genug tot und - auch wenn er diesen Gedanken nicht laut aussprechen würde - bereute William of Cornwall keinen einzigen Tag an dem er sich keine Gedanken mehr über den Earl of Warwick machen musste.


Joanna

Joanna verfolgte unauffällig, wie einige weitere Herren den Saal betraten und ihr Blick blieb wie von selbst auf William of Cornwall ruhen. War er ihr früher wirklich so wenig aufgefallen? Sie konnte sich kaum daran erinnern, ihm zuvor begegnet zu sein. 
Nun, vielleicht lag das einfach daran, dass sie ihn bei früherer Gelegenheit nicht umgerannt hatte. Und dann gleich zweimal innerhalb von zwei Tagen, es war schon merkwürdig. 
Joanna lächelte verstohlen in sich hinein, als sie auch seinen Blick auf sich verweilen spürte, dann wurde sie von ihrer Tischnachbarin angesprochen. 
"Lady Joanna, wie geht es Euch?" Die junge Lady wandte langsam den Kopf zu ihr. "Oh, Lady Katherine...schön Euch zu sehen, ich habe gar nicht bemerkt, dass Ihr neben mir sitzt. Mir geht es gut, danke. Was macht Eure Tochter?" 
"Oh, es geht ihr sehr gut. Sie wird den Sohn des Earl of Cambridge heiraten." "Ach tatsächlich..ich wünsche ihr Glück." "Ich sehe, ihr habt Eure Trauerkleidung abgelegt? Ein wenig befremdlich, den Blicken einiger Ladies nach zu urteilen. Ich finde, es wurde Zeit. Beinahe zwei Jahre sind genug." Ein ehrliches Lächeln breitete sich auf Joannas Lippen aus. "Ich bin froh, dass Ihr das auch so seht. Ich habe genug vom ständigen Schwarz. Aber ich dachte, für den ersten Tag wäre trotzdem etwas Unauffälliges angemessen."


William

"Und wie steht es um Eure Heiratspläne, Mylord?" griff John Marshal in diesem Augenblick die Unterhaltung wieder auf und riss William somit völlig unvermittelt aus seinen Gedanken. 
Dieser brauchte eine Sekunde um den verblüfften Ausdruck aus seinem Gesicht verschwinden zu lassen, doch dann lachte er auf. 
"Wie eh und je, Mylord Marshal. Mein Vater pocht wie verrückt darauf, dass ich mich vermähle, besonders da der Krieg nun schon vor fast zwei Jahren beigelegt wurde. Aber die Arbeit für unseren werten König hat mich gerade bis gestern erst wieder völlig davon abgehalten meine Pläne voran zu treiben." William hatte bemerkt, dass Henry sich bei John Marshals fragte neugierig zu ihnen umgedreht hatte und deshalb hatte er ganz bewusst auf ihn angespielt. 
Dieser griff den Wink auch sofort mit einem Lächeln auf und legte William eine Hand auf den Arm. "Da ich doch möchte, dass mein Cousin unsere Familie mit seiner Heirat bereichert, muss ich schließlich ein Auge auf ihn haben. Besonders da er ausgesprochen gefragt zu schein scheint." 
William schüttelte grinsend den Kopf. "Was wäre ich nur ohne euch, mein König?" entgegnete er ergeben und widmete sich dann seinem Teller.


Joanna

Einige Tage später kam die Sonne noch einmal hervor und zauberte noch einmal einen Anschein von Freundlichkeit auf die herbstlichen, eher tristen Hügel und Täler der umliegenden Landschaft. Joanna nutzte diese Gelegenheit - und ein paar freie Stunden - um dem langweiligen Alltag am Hof zu entkommen. Sie ging in die Stallungen und ließ sich das Pferd satteln, das sie für gewöhnlich ritt, einen braven grauen Wallach namens Herakles. 
Schon kurz darauf saß sie im Sattel und ritt entspannt in den herbstlichen Wald, genoss die Sonne und den Anblick der bunten Blätter, die herrliche Ruhe und das Fehlen jeglicher uninteressanter Plauderei. 
Sie war inzwischen wieder dazu übergegangen, auch wirklich hellere und farbenfrohere Kleidung zu tragen und sie fühlte sich damit ausgesprochen wohl, wenngleich einige Damen der Ansicht waren, es sei unverschämt. Es war natürlich üblich, dennoch gefiel es nicht recht, dass sie so plötzlich offen anzeigte ihre Trauerzeit beendet zu haben, ohne dass sie dafür ihren Vormund um Erlaubnis gefragt hatte. Einige tuschelten, sie habe es getan. Andere wiederrum waren sicher, dass sie sich ihm absichtlich wiedersetzte. Die Gerüchteküche kochte, zum Beispiel auch merkwürdige Spekulationen, ob sie einen Liebhaber habe und deshalb die schwarze Gewandung aufgegeben habe. Joanna kommentierte all das nur mit einem Lächeln. Auch jetzt war sie eher unbeschwert und ließ sich von Herakles tiefer in den Wald tragen.


William

Die donnernden Hufschläge auf dem trockenen Waldboden, das Schnauben der Pferde, die Hunde hatten etwas gewittert und rannten jaffelnd durch das Unterholz, bemüht das Wild aufzustöbern und für die Jäger hervorzutreiben. 
William of Cornwall griff die Lanze fester und spähte aufmerksam in den Wald hinein, bereit seine Lanze einzusetzen, sobald sich ein Stück Wild zeigte. 
An seiner Seite ritt der Earl of Norfolk und ein Stück vor ihnen führte König Henry die Jagdgesellschaft an. Es war eine der Gelegenheiten bei der Henry einige seiner Lords zu Jagd einlud, um einmal etwas Abstand von den förmlichen Abläufen des Hofes zu gewinnen. Deshalb war die Jagdgesellschaft auch nicht allzu groß, was William jedoch sehr entgegen kam. 
Bei großen Jagdgesellschaften war er jedes Mal nervös. In einer großen Gruppe brach im Eifer der Jagd schnell einmal Unruhe aus und William traute dem ein oder anderen durch aus zu, dass es zu einem "Unfall" kommen könnte. Bei solchen Gelegenheiten wich er seinem Cousin in der Regel nicht einen Zentimeter von der Seite. 
Heute war es jedoch anders und er konnte sich völlig auf sein Ziel konzentrieren. 
So zögerte er auch nicht lange als zwei der Hunde mit einem Mal links von ihm einen großen Keiler hoch machten. Er verstärkte seinen Griff, um die Zügel und lenkte seinen dunklen Fuchs nach links in das Unterholz, um dem Tier zu folgen.


Joanna

Joanna hatte inzwischen eine kleine Lichtung erreicht und schloss einen Moment lang die Augen um das Zwitschern der Vögel zu genießen. Plötzlich aber begann ihr Pferd zu scheuen, zu tänzeln und schließlich zu steigen. "Herakles...ruhig", versuchte sie verzweifelt ihr Pferd zu beruhigen und nahm die Zügel ein wenig kürzer. 
Der Graue aber war inzwischen völlig panisch und kämpfte gegen den Zügel an, stieg schließlich kerzengerade in die Höhe und warf seine Reiterin ab. Die ging schmerzhaft zu Boden, tat sich aber nichts weiter und rappelte sich einen Moment später höchst undamenhaft fluchend wieder auf die Beine. Ihr Pferd war natürlich längst im Unterholz verschwunden. "Verflixter Gaul...", murmelte sie wütend in sich hinein - und erkannte im selben Augenblick den Grund für die Panik des Pferdes. 
Vor ihr stand ein großer Keiler mit mächtigen Hauern und die kleinen Augen direkt auf sie gerichtet. Mit weit aufgerissenen Augen und beinahe starr vor Angst wich Joanna zurück an den nächsten Baumstamm und hoffte einfach nur, dass er einfach weglaufen würde. Ihr Herz raste und ihr Atem flog inzwischen, sie zitterte vor Angst und konnte doch den Blick von dem Koloss nicht abwenden. Er war auf eine gewisse Art und Weise faszinierend, aber so furchteinflößend! Er konnte die zierliche junge Frau mühelos zermalmen, wenn er das wollte.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 10:56 pm

William

Der Keiler brach aus den Bäumen hervor und noch bevor ihm die Hunde folgen konnten, stieß William einen gellenden Pfiff aus, um die beiden Tiere zurückzurufen. Er hatte keine Lust, dass der Keiler einen der Rüden mit den Hauern aufriss. Perfekt abgerichtet, stoppten die Tiere mitten in der Bewegung und ließen sich dann auf den Waldboden sinken, um dort vor Anspannung zitternd auf ein weiteres Kommando zu warten. 
William hob die Lanze und in dem Augenblick in dem auch sein Pferd zwischen den Bäumen hervor auf die Lichtung sprang hatte er den Keiler genau vor sich. 
Einen Sekundenbruchteil später hörte er das leise schmatzende Geräusch als die Lanze zwischen den dunklen Borsten hindurch in das Fleisch des Keilers eindrang. 
William stieß einen triumphierenden, kurzen Ruf aus als das Wild zu Boden sackte, brachte sein Pferd erst zum Stehen und wendete es dann, um seine Beute genauer zu betrachten. 
Erst als er leise keuchend auf das tote Schwein hinab sah, klärte sich sein Blick wieder und er sah sich genauer um - nur um im nächsten Moment verwirrt inne zu halten. 
Wenige Meter von ihm entfernt an einem Baum stand Joanna of Warwick und starrte zu ihm und dem Keiler hinüber. 
"Mylady" begann William völlig irritiert über den unerwarteten Anblick, dann runzelte er die Stirn. "Seid ihr in Ordnung? Was um alles in der Welt habt ihr hier draußen verloren?" eine Stimme bebte leicht vor Anstrengung, aber auch von leicht unterdrücktem Zorn, der in ihm anschwoll. Eine Frau sollte nun wirklich nicht hier draußen im Wald alleine herum laufen und schon gar nicht wenn die königliche Jagdgesellschaft unterwegs war. 
Langsam stieg William aus dem Sattel, streifte die Zügel über den Hals seines Hengstes und ging auf Joanna zu.


Joanna

Sie vernahm nur am Rande ihres Bewusstseins einen schrillen Pfiff, während ihr Blick immer noch wie magisch angezogen auf dem Keiler hing. Sie konnte sich nicht rühren, war wie erstarrt. Einen Augenblick später bohrte sich eine Lanze in das Tier und es ging zu Boden. 
Wie in einem Traum gefangen starrte sie ihren Retter an. War das eine Illusion? Ein Albtraum? Sie blinzelte einige Male, unfähig auch nur ein Wort zu sagen, und kreidebleich. 
Dann begann sie am ganzen Körper zu zittern und als die ersten Tränen über ihre Wangen stürzten, schlang sie impulsiv die Arme um seinen Hals. 
"Ich wollte nur eine Weile ausreiten und dann kam ich hierher und dann hat mein Pferd gescheut und mich abgeworfen und dann war da dieser Keiler!", schluchzte sie leise und kaum verständlich. "Wenn Ihr nicht gekommen wäret..." 
Immer noch konnte Joanna keinen klaren Gedanken fassen, sonst hätte sie wohl ein wenig mehr über ihr Verhalten nachgedacht. Sie war so erleichtert ihn zu sehen, dass sie am Liebsten gar nicht mehr aufgehört hätte zu weinen. Ob es an ihm lag oder ob sie jedem Retter um den Hals gefallen wäre, konnte sie gerade auch nicht sagen.


William

Das hatte William of Cornwall nun wahrlich nicht erwartet. Als Joanna ihre Arme um seinen Hals schlang verspannte er sich unwillkürlich und sah entgeistert auf das bebende Häufchen Elend herab, dass sich gerade die Augen an seiner Schulter ausweinte. 
Verwirrt blinzelte er, seuftze dann und legte einen Arm um ihre Taille, da er mittlerweile nicht mehr ganz sicher war, ob sie nicht gleich vor ihm zusammen sinken würde. 
Da er in der anderen Hand noch immer die Zügel seines aufgeregt atmenden Fuchses hielt, legte er ihr nur kurz die Hand auf den Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. 
"Ihr solltet Euch beruhigen, Mylady. Es ist alles in Ordnung." murmelte er und bemühte sich dabei wahrlich, seinen Ärger in Zaum zu halten. 
Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er warscheinlich noch Mitleid mit ihr bekommen würde, wenn sie so weiter machte. 
Er seuftze erneut und fuhr sich dann mit dem Handrücken über die Stirn, um sich ein paar verschwitzte Haare aus der Stirn zu wischen. 
Innerlich verabschiedete er sich bereits von einer erfolgreichen Jagd.


Joanna

Joanna brauchte noch eine ganze Weile, bis sie sich halbwegs beruhigt hatte. Sein Arm um ihre Taille vermittelte ihr Sicherheit und half ihr sich langsam zu beruhigen. Vorsichtig löste sie ihre Arme von seinem Nacken und stand schließlich wieder vor ihm, immer noch unterdrückt schluchzend. 
Erst jetzt, da sie wieder einigermaßen klar denken konnte, kam das Schamgefühl. Was machte sie da eigentlich? Sie konnte sich doch nicht einfach einem eigentlich Wildfremden an den Hals werfen, mit dem sie geade einmal ein paar Worte gewechselt hatte, nur weil er sie gerettet hatte! Na gut, er hatte wohl ihr Leben gerettet und was tat sie? Sie brachte ihn in Verlegenheit. 
Wieder halbwegs gefasst wischte sie sich ein paar Tränen aus dem Gesicht, hielt den Kopf gesenkt und krallte ihre immer noch bebenden Finger in ihren Rock. "Es tut mir so leid.", stammelte sie schließlich unbeholfen. "Ich war nur so erleichtert Euch zu sehen, Mylord. Es hat mich überkommen. Ich wollte nicht..." 
Was genau sie nicht gewollt hatte, würde wohl keiner ferahren, denn in diesem Moment knackte es im Unterholz und Joanna zuckte verschreckt zusammen, rückte instinktiv wieder ein Stückchen näher zu William heran. Dann aber atmete sie langsam aus, als ihr aufging, dass sie die Luft angehalten hatte. "Herakles...", seufzte sie leise. 
Tatsächlich, der graue Wallach kam zurück, Flechten und kleine Ästchen in Mähne und Schweif, verschwitzt und mit einigen Kratzern, aber ansonsten völlig unversehrt.


William

William musste grinsen als der Graue aus dem Wald auftauchte und Joanna dabei den nächsten Schreck versetzte. 
"Keine Sorge, Mylady, jetzt seit ihr ja in Sicherheit. Ich werde euch auch vor dieser wilden Bestie retten." spottete er gutmütig, warf seinem Hengst die Zügel über den Hals und trat auf den grauen Wallach von Joanna of Warwick zu. Beruhigend sprach er auf das verstört wirkende Tier ein und ergriff dann seine Zügel. 
"Seht ihr. Alles in Ordnung." grinsend überreichte er die Zügel des Wallachs seiner Reiterin und wandte sich dann dem am Boden liegenden Keiler zu. 
Mit einem geübten Ruck zog er die Lanze aus dem Tier, wischte die Spitze am Gras ab, um sie dann wieder am Sattel seines Hengstes zu befestigen. 
Mit seinem Messer in der Hand kniete er sich dann neben den Keiler und machte sich daran ihn aufzubrechen. 
"Ihr habt mir meine Frage noch gar nicht beantwortet. Was um alles in der Welt macht ihr hier draußen ganz alleine? Ihr solltet doch wissen, dass die königliche Jagdgesellschaft unterwegs ist. Das war mehr als leichtsinnig von euch." stellte er mit ruhiger Stimme fest, den Blick auf seine Hände gerichtet, die wie im Schlaf das Messer nutzten.


Joanna

Die junge Lady entspannte sich wieder ein wenig und bedachte seinen Spott mit einer Grimasse, die er glücklicherweise nicht sehen konnte. "Danke.", nuschelte sie schließlich nur und nahm die Zügel entgegen, ehe sie ihrem Pferd trotz aller Vorfälle sanft über die Nüstern strich. Er konnte ja nichts dafür. 
Sie richtete ihren Blick schließlich auf seinen Rücken, darum bemüht, nicht zuzuschauen, wie er den Keiler aufbrach. Es war nichts, was sie so ganz einfach wegstecken konnte, schließlich hatte sie noch nie zugesehen. Nun, sie hatte auch noch nie einem Keiler gegenüber gestanden. Allerdings musste sie zugeben, dass sie bewunderte, wie geschickt seine Finger arbeiteten. Sicher und präzise... 
Joanna seufzte leise. "Um ehrlich zu sein, ich hatte vergessen, dass die Jagdgesellschaft unterwegs ist. Es ist so ein schöner Tag, ich wollte ausreiten und die Ruhe im Wald genießen. Endlich mal kein langweiliges Geplauder über die neueste Mode in Frankreich oder den neuesten Klatsch. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich plötzlich einem keiler gegenüber stehe. Das einzige Wild, was ich bisher hier im Wald gesehen habe, waren Rehe." Im nächsten Moment hätte sie sich gerne die Zunge abgebissen. Da hatte sie sich gerade wohl verplappert, dass das nicht ihr erster Ausritt ganz alleine war. Eigentlich tat sie es, so oft sie Gelegenheit dazu bekam.


William

Nachdenklich warf William einen Blick über seine Schulter und maß Joanna mit einem kritischen Blick. 
"Ihr seid reichlich mutig ... oder sollte ich es eher leichtsinnig und dumm nennen?" am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt, doch der Groll den er momentan hegte hatte seinen Ursprung hauptsächlich in der Sorge darum, dass ihr etwas hätte passieren können. 
Nachdem William auch sein Messer grob gesäubert und an seinem Gürtel befestigt hatte, richtete er sich wieder auf und drehte sich zu Joanna um. 
Er runzelte die Stirn. "Und was mache ich jetzt mit Euch?" fragte er dann mehr sich selbst, als die junge Lady. 
William zog einen großen Stofffetzen aus einer Satteltasche, wischte sich damit so gut es ging das Blut von den Händen und warf ihn dann über den Sattel. Erneut bückte er sich über den Keiler und hob ihn mit geübtem Griff hoch, um ihn auf den Rücken seines Pferdes zu wuchten. 
"Wir werden zum Treffpunkt reiten und dann werde ich sehen, dass ich einen der Treiber mit euch zurück zum Hof schicke. Ihr werdet mir nicht noch einmal ganz alleine durch den Wald reiten." 
Dann stieß er erneut einen scharfen Pfiff aus und sah abwartend auf die Waldkante an der gleich die beiden Hunde auftauchen würden.


Joanna

"Das könnt Ihr halten wie Ihr wollt." Die Wendung, die das Gespräch nahm, gefiel ihr gar nicht. Wie kam er auf den Gedanken, dass er über sie bestimmen konnte wie es ihm passte? Ihre Augen verengten sich, als die Panik abflaute und aufkommendem Zorn Platz machte. Was bildete er sich eigentlich ein?! 
"Und was lässt Euch glauben, Mylord, ich ließe mich von Euch bevormunden? Versteht mich nicht falsch, ich bin Euch sehr dankbar für meine Rettung, aber was interessiert es Euch, ob ich allein durch den Wald reite oder nicht? Das habe ich schließlich schon öfter getan. Außerdem würde ich Euch nur aufhalten, Ihr solltet Euch der Jagdgesellschaft wieder anschließen. Ich möchte Euch schließlich nicht darum bringen." 
Abgesehen davon musste ja nicht unbedingt jeder mitkriegen, in welchen Schlamassel sie sich wieder einmal gebracht hatte. Das schien ihr in letzter Zeit ziemlich oft zu passieren. 
Joanna wusste nicht recht, ob sie ihn ansehen sollte oder nicht. Warum blamierte sie sich immer bis auf die Knochen, wenn sie ihm über den Weg lief? Oder warum war immer gerade er da, wenn sie wieder einmal in eine solche Situation geriet?


William

Als die beiden Rüden freudig mit der Rude wedelnd angelaufen kamen, ging William kurz in die Hocke, um die beiden zu begrüßen. 
Dann wandte er Joanna wieder den Kopf zu. "Wisst Ihr, Mylady, Ihr habt mich in eine eher missliche Lage gebracht." Langsam erhob er sich wieder und machte einen Schritt auf sie zu.
"Ich kann nicht zulassen, dass Ihr erneut alleine durch die Gegend reitet, da Euch möglicherweise - bei Eurem Geschick - wieder etwas passiert. Und ab jetzt wäre ich dafür verantwortlich, da ich nun einmal darum weiß, dass Ihr hier seid." erklärte er ihr dann in etwas ruhigerem Ton. 
Der Zorn begann allmählich abzuflauen und an seiner Stelle machte sich nun ein leichtes Gefühl der Abgespanntheit breit. Er wollte Joanna einfach nur sicher auf dem nach Hauseweg wissen und sich dann wieder seinem eigentlichen Vorhaben widmen. 
Er konnte aber keineswegs zulassen, dass sie alleine losritt - von jetzt an wäre er verantwortlich dafür, wenn ihr etwas zustieße. Zudemwar er sich sicher, dass Eleonore von Aquitanien nicht gerade angetan davon wäre, wenn eine ihrer Hofdamen zu Schaden kommen würde.


Joanna

Joanna suchte verzweifelt nach einer Lösung, fand aber keine. Er würde sie nicht alleine gehen lassen, das stand fest, aber sie wollte auch nicht mit zum Treffpunkt reiten und von irgendeinem Fremden zurück begleitet werden. 
Also startete sie einen letzten Versuch. 
"Ich bin erwachsen, Mylord. Ihr seid sicherlich nicht für mich verantwortlich. Selbst, wenn mir wieder so ein Missgeschick passieren würde, wer würde sich schon dafür interessieren? Die Königin würde mich höchstens vermsisen, wenn plötzlich keiner da ist um ihr die Haare zu machen oder einer der Stühle im Kaminzimmer bei den lächerlichen Plaudereien leerbleibt." 
Sie schüttelte leicht den Kopf. "Glaubt mir, Ihr habt wirklich nichts zu verlieren, wenn Ihr einfach wieder dorthin reitet, wo man Euch erwartet und ich mich auf den Heimweg mache. Ich danke Euch, aber Ihr müsst Euch wirklich keine Sorgen machen." 
Sie strich ihrem Wallach über die Nüstern und hangelte sich dann etwas unelegant in den Sattel, biss sich auf die Unterlippe und zögerte einen Moment. Was er wohl sagen oder tun würde, wenn sie jetzt einfach losritt?


William

William seuftzte theatralisch und griff sich an die Brust. "Mylady, wollt Ihr wirklich riskieren, dass meine Seele in die Hölle kommt?" fragte er mit gespieltem Entsetzen. 
"Wenn ich Euch jetzt ziehen lasse und Euch stößt erneut irgendetwas zu, dann werde ich das mit meinem Gewissen nie vereinbaren können." 
William ergriff die Zügel seines Fuchses, bereit loszugehen. 
Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn, musterte Joanna nachdenklich bevor er zu grinsen anfing. 
"Und, folgt Ihr mir nun freiwillig oder muss ich Euer Pferd auch noch am Zügel nehmen und Euch mit nehmen?" 
Langsam hatte er wirklich genug von den Spielerein. Und auch, wenn er seine letzte Frage mit scherzendem Ton gestellt hatte, war es sein tiefster Ernst - er würde sie nicht alleine gehen lassen.


Joanna

Joanna überlegte einen Moment. "Das ist äußerst bedauerlich. Eure Sorge ehrt Euch, ist aber sicherlich nicht angebracht." Sie ließ ihr Pferd einen Schritt auf ihn zu machen."Was würden nur die Leute denken? Ich könnte behaupten, Ihr habet mich entführt." Sie grinste ebenfalls.
Die junge Lady wusste, dass sie sich wirklich nicht sehr schicklich benahm, aber man hatte sie schon allzu lange in eine Form gepresst, in die sie nicht passte. Sie konnte sich perfekt benehmen, wenn sie wollte, aber eigentlich hatte sie einen eigenen Kopf und liebte ihre Freiheit, die sie nun, da Roger de Beaumont nicht mehr ihre Kette an ein langweiliges Leben in Warwick Castle war, endlich ein bisschen genießen konnte. 
"Ich fürchte, Ihr werdet Euch mit Eurer Seelenqual abfinden müssen, Mylord. Ich bin nicht geneigt dem Rest der Gesellschaft zu begegnen. Ihr werdet wohl ein bisschen überzeugender sein müssen." Sie lächelte einen Moment lang völlig unschuldig, dann stieß sie ihrem Pferd die Schenkel in die Seite und ließ den Wallach in die entgegengesetzte Richtung davon galoppieren. Sie lachte leise auf, als der Wind ihr Haar langsam aus dem langen Zopf löste und einzelne rötliche Strähnen um ihren Kopf wehten. Ob er ihr folgen würde, war ihr in diesem Moment eigentlich egal.


William

William seuftzte und warf seinem Hengst die Zügel erneut über den Hals. 
"Frauen. Sei bloß froh, dass du dich nicht um deine kümmern musst." murmelte er seinem Pferd ins Ohr und schwang sich in den Sattel. 
Es folgte ein Pfiff, der die Hunde aufforderte ihm zu folgen, dann trieb er seinen Hengst zu einem schnellen Galopp an und häftete sich an die Fersen von Joannas Grauen. 
Er verfluchte den Eber, den er hinter seinem Sattel auf dem Pferd festgebunden hatte, dafür dass er sich von den Hunden hatte hochmachen lassen und dann ausgerechnet Joanna of Warwick über den Weg gelaufen war. 
Gleichzeitig schwankte er zwischen Zorn und Belustigung und konnte sich wirklich nicht entscheiden, welches Gefühl in ihm überwiegte. 
Bisher hatte er den Abstand zu dem Wallach vor ihm gleich gehalten, jetzt schnalzte er jedoch zweimal auffordernd und trieb seinen Hengst zu einem höheren Tempo an. 
Der Fuchs schnaubte und streckte sich dann, um ehrgeizig weiter zu dem Grauen aufzuschließen. 
Ein Grinsen huschte über Williams Lippen. Er würde die Reiterin vor ihm im Hand umdrehen eingeholt haben. Nicht umsonst war der Fuchs eines seiner bevorzugten Reittiere.


Joanna

Joanna ließ ihr Pferd einfach laufen, musste aber zweimal im letzten Moment einem tiefhängenden Ast ausweichen, bevor dieser sie vom Pferd katapultierte. Erst jetzt vernahm sie hinter sich näher kommenden Hufschlag und wusste schon ohne sich umzudrehen, dass William ihr folgte. Wahrscheinlich hatte er sie bald eingeholt, aber das war ihr gerade egal. Sie liebte es durch die Wälder zu streifen, das hatte sie als Kind schon getan und ihre Mutter regelmäßig zur Verzweiflung getrieben. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum ihre Eltern so erleichtert gewesen waren, sie endlich unter die Haube zu bringen. 
Der Weg war breit, wie geschaffen um einfach vor sich hin zu reiten. Sie konnte den Grauen laufen lassen ohne wirklich auf Unebenheiten achten zu müssen. 
Ihre Gedanken huschte einige Meter zurück. Was der werte Lord nun wohl von ihr dachte? Wahrscheinlich hielt er sie für ein unendlich schwieriges und zickiges Frauenzimmer, dem er besser nicht mehr zu nah kam. Eigentlich schade, fand sie, und verspürte einen Anflug von Reue. Aber das Vergnügen war einfach zu groß! Die Versuchung, vielleicht der Reiz des Verbotenen, denn wohl kaum jemand würde gutheißen, was sie gerade tat.


William

"Na komm, genug gespielt." brummte William, gab die Zügel vor und sein Hengst zog mit großen, raumgreifenden Sprüngen neben den grauen Wallach. Zwei Galoppsprünge später, war er sogar eine Kopflänge voraus und William griff nach den Zügeln des Grauen. 
"Hooh." bremste er die beiden Pferde mit der Stimme ab und nahm das Tempo zurück. 
William musste sich wirklich bemühen nicht zu grinsen als die Pferde immer langsamer wurden und er sie schließlich zum Schritt brachte. 
"Ihr habt nicht wirklich gedacht, dass Ihr mir davon reiten könnt, oder?" fragte er mit mühsam beherrschter Stimme. 
Am liebsten hätte er laut gelacht, aber da war immer noch dieser Funken Zorn, der sich in seinem Magen festgesetzt hatte. 
Er war ausgesprochen froh, dass niemand das Schauspiel miterlebt hatte, denn dann hätte er nun um einiges schäfer reagieren müssen - schließlich hatte sich ihm gerade eine Frau aufs heftigste widersetzt, für die feinen Herren am Hof wäre das ein Eclat sondergleichen.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:07 pm

Joanna

Joanna hatte geahnt, dass es so kommen würde. Sie hatte den Blick auf die Mähne ihres Pferdes gerichtet und hob ihn erst jetzt langsam zu seinen Augen. Eine ihrer schmalen Augenbrauen hob sich. 
"Nein, ich denke nicht. Aber ich dachte mir, Ihr müsstet Euch schon was Besseres einfallen lassen um mich davon zu überzeugen, dass ich mit Euch reite und mich all den schiefen Blicken aussetze. Außerdem..." Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht."..liebe ich es, mein Pferd einfach einmal laufen zu lassen. Ein bisschen Freiheit, das ich sonst nie auskosten kann. Manchmal beneide ich Euch darum. Von mir erwartet man immer, dass ich brav und gehorsam in einem Kämmerlein sitze und sticke oder lese. Nun, ich denke, Ihr habt mich überzeugt, Mylord." 
Sie brachte Herakles zum Stehen und sah ihn abwartend an. Erstaunlich, wie ruhig er blieb. Er ließ sich wahrlich nicht leicht aus der Reserve locken, das stand fest. Jeder Andere hätte sie bestenfalls noch angeschrieen oder sie gleich mit sich gezerrt. 
"Also, werde ich Euch wohl begleiten." So sehr es ihr auch widerstrebte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, wer möglicherweise so alles an besagtem Treffpunkt anzutreffen war.


William

"Falscher Neid, Mylady. Wahrlich falscher Neid." kommentierte er ihre Worte und wendete sein Pferd, um wieder in die andere Richtung zu reiten. 
William konnte ihre Worte durchaus verstehen, doch sie hatte nicht wirklich Grund ihn zu beneiden. Natürlich, er genoss Freiheiten, die sie nicht hatte. Aber gleichzeitig hatte er andere Mauern, die ihn einschlossen, andere Ketten, die ihn nur in eine bestimmte Richtung gehen ließen und alles darüber hinaus verhinderten. 
Adel verpflichtet. 
Er warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Joanna ihm tatsächlich folgte. 
"Ihr tätet in der Tat gut daran, mich zu begleiten. Außerdem" ein Grinsen huschte über seine Lippen. "ist es gar nicht so schlimm, wie ihr Euch vorstellt. Zumal Ihr es ja nicht lange bei uns aushalten müsst, ich werde Euch umgehend zurück lassen, sobald ich einen Begleiter für Euch gefunden haben." er zwinkerte ihr zu, drehte sich dann im Sattel um und ritt ohne einen weiteren Blick auf sie in Richtung des verabredeten Treffpunktes.


Joanna

"Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Ich würde gerne für eine Weile mit Euch tauschen." Was natürlich immer ein Wunschtraum bleiben würde, das wusste sie selbst. Sie trieb ihr Pferd an und schloss zu ihm auf. 
"Das hoffe ich. Allerdings hoffe ich auch, dass ihr meinen...Begleiter gut auswählt." Sie hatte nämlich wirklich nicht vor viel Rücksicht zu nehmen und jemanden, der sie nicht gut behandelte, konnte sie auch nicht brauchen. 
Joanna seufzte leise. So viel zum Thema freie Zeit und Ruhe im Wald. 
"Vielleicht erbarmt Ihr Euch ja irgendwann einmal und begleitet mich. Ich fürchte nämlich, wenn die Königin von meinem Alleingang erfährt, war es das mit meiner Freizeitgestaltung und ich werde sterben vor Langeweile. Wenn dies sich mit Eurem Gewissen vereinbaren lässt...", meinte sie dann theatralisch, doch schnell bahnte sich wieder ein Lächeln den Weg auf ihr Gesicht. 
Sie waren gar nicht so weit geritten, wie es ihr vorgekommen war. Eigentlich näherte sich die Lichtung schon bald wieder und von da aus schien es nicht mehr weit zum Treffpunkt zu sein. Ihr Blick blieb einen Augenblick an dem Keiler auf seinem Pferd hängen. Dieses Tier hatte ganz eindeutig für genug Unannehmlichkeiten gesorgt. Vielleicht schmeckte es wenigstens.


William

"Bevor ich mit Euch ausreite, müsstet Ihr erst einmal lernen nicht beim ersten Unwillen Eures Pferdes herunter zu fallen." stichelte William mit einem süffisanten Grinsen. 
Langsam wurde das Schnauben seines Fuchses leiser, das Tier schien sich endlich zu beruhigen. Es war nicht mehr sonderlich weit zu der Lichtung auf der sich die Jagdgesellschaft treffen wollte. Dort würde er als erstes für Wasser für seinen Hengst sorgen und sich dann der Frage widmen mit wem er die junge Lady neben ihm wieder zurück zum Schloss schicken konnte. 
Er musterte seine Begleiterin aus dem Augenwinkel und dachte darüber nach wie lange ihr Eheman nun bereits tot war. 
In seinen Augen war es fast schon verwunderlich, dass der Sohn Rogers de Beaumont nicht bereits auf eine erneute Vermählung seiner Stiefmutter gepocht hatte. Er schätze den jungen Sturkopf als nicht sonders besonnen ein und konnte sich nur schwer vorstellen, dass er nicht darauf brannte die Verantwortung für die Frau seines Vaters loszuwerden. 
"Wie kommt es eigentlich, dass Ihr nach dem Tod Eures Mannes an den Hofe gekommen und in Königin Eleonores Dienste getreten seid und nicht in Warwick Castle geblieben seid? Oder möglicherweise zurück zu Euren Eltern gekehrt seid?" fragte William dann nach einigen Momenten des Schweigens.


Joanna

Joanna tat beleidigt. "Dann solltet Ihr mir vielleicht Euer Pferd leihen, Mylord, schließlich ist Herakles wirklich kein Schlachtross mit Nerven aus Stahl. " 
Auf seine Frage hin wurde sie allerdings ernst und schwieg einen Augenblick lang, ihre Worte sorgfältig abwägend. "Ich denke, das liegt daran, dass ich weder an dem einen noch an dem anderen Ort erwünscht bin. Ich habe mich mit meinem Stiefsohn, der zudem älter ist als ich, nie gut verstanden. Er glaubt sich viele Dinge herausnehmen zu können, die ich nicht einfach akzeptiere. Und er weiß genau, dass ich mich von ihm nicht in eine Ehe zwingen lassen. Nein, man könnte sagen, dass der gegenseitige Respekt zu wünschen übrig lässt. Deshalb habe ich es vorgezogen an den Hof zu kommen, wenngleich ihm das so gar nicht gefallen hat. Er ist nicht ganz so königstreu wie er vielleicht sein sollte. Meine Eltern waren damals froh, als sie mich endlich verheiratet hatten. Mir schien, sie hatten befürchtet nie einen Ehemann für mich zu finden, weil ich gelegentlich etwas...schwierig sein kann. Über Roger de Beaumont waren sie höchst erfreut, schließlich war er ein angesehener und erfahrener Mann, der seine junge, temperamentvolle Frau sicherlich im Griff haben sollte." Was er ja auch hatte. Möglichst wenig Freiraum..."Nun, ich habe es vorgezogen nicht dorthin zurückzukehren, wo man mich bei nächster Gelegenheit wieder an den aussichtsreichsten Kandidaten verschachert. Solange die Königin ihre schützende Hand über mich hält, kann ich einen gewissen Rang wahren, so wenig mir das Leben hier auch zusagt." Warum war sie so offen? Sie hatte das Gefühl zu viel gesagt zu haben, aber Joanna war noch nie eine Frau gewesen, die ihre Meinung immer für sich behielt.


William

Ein wenig verblüfft über ihre allzu große Offenheit, zog William eine Augenbraue nach oben und sah seine Begleiterin nachdenklich an. 
"Mir scheint, dass Ihr ziemlich genau wisst, was Ihr wollt ... und dieses auch durchzusetzen. Das erlebt man nicht allzu oft bei einer Frau Eures Standes" er deutete ein Lächeln an. "Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb ich Euch so leicht mit Eurer Dummheit davon kommen lassen." 
Nun musste er doch grinsen. "Ihr seid eine starke Persönlichkeit, Mylady. Wenn auch zu Weilen etwas ungeschickt." 
Dann richtete er seinen Blick und damit seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Er brauchte nicht auf die beiden Hunde hinab zu sehen, die aufgeregt zu hecheln begannen, um zu wissen, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten. 
Er konnte vereinzelte Stimmen, sowie das Schnauben und Hufescharren der Pferde bereits höhren noch bevor die ersten Schemen zwischen dem Blattwerk erkennbar wurden. 
William freute sich jetzt schon darauf endlich das stinkende Tier hinter sich loszuwerden. Zumal sein Pferd dann auch eine beträchtliche Last weniger zu tragen hatte - ein entscheidender Vorteil, sobald die Jagd fortgesetzt werden würde. 
Geplant war nach einer Pause auf der vor ihnen liegenden Lichtung noch den östlichen Teil des Waldes zu durchqueren, so dass die Jagd gegen späten Nachmittag ein Ende finden würde.


Joanna

"Ja, zum Leidwesen aller Anderen. Aber davon lasse ich mich nicht abschrecken. Aber ich denke, ich deute Eure Bemerkung als Kompliment und danke Euch dafür. Was die Ungeschicklichkeit angeht...warum müsst auch immer Ihr gerade dann in der Nähe sein? Das ist schon sehr merkwürdig. Ich renne eigentlich nicht ständig irgendwelche Leute um. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Ihr der Einzige seid, der irgendwie ansatzweise Verständnis für meine Art aufbringen kann. Insofern ist es wohl gut, wenn Ihr meinen Missgeschicken beiwohnt und nicht irgendeiner der anderen Lords." 
Sie lächelte leicht und richtete den Blick nach vorne, wo die Bäume wesentlich dichter beieinander standen und sich offensichtlich Tiere und Menschen als schattenhafte Gestalten in Bewegung waren. Kurz bevor sie den Sichtkreis erreichten, atmete Joanna einmal durch um sich zu wappnen. Auch, wenn sie zumeist recht selbstbewusst war, mochte sie es nicht, wenn ihr zu viel Aufmerksamkeit zuteil wurde. Und ganz gleich, wer dort vor ihr war, sie würde Aufmerksamkeit ernten. Ihre Lippen wurden eine Spur schmaler, dann ritt sie neben William auf die große Lichtung.


William

"Das liegt wohl daran, dass ich selbst ein ziemlicher - wie Henry sagen würde - Querkopf bin." entgegnete William leise lachend und ließ seinen Hengst dann auf die große Lichtung treten auf der rege Betriebsamkeit herrschte. 
Mit geübtem Blick machte William sich einen ersten Eindruck von der Situation und stellte fest, dass er nicht der letzte war, der eintraf. Im Gegenteil es fehlten noch ein ganzer Teil der Gesellschaft. Einen jedoch entdeckte William sofort - der König war bereits vor Ort und ließ sich gerade einen Becher Wein bringen. 
Als er von seinem Pferd stieg, bedeutete er Joanna es ihm gleich zu tun und winkte dann einen der Männer herbei, der sich um Williams Fuchs kümmern sollte. 
"Seht zu, dass ihr den Keiler auf die Strecke legt und mein Pferd dann zum Tränken bringt. Ich will, dass er sich bis zum Aufbruch wieder erholen konnte." 
Als der Mann mit dem Hengst am Zügel von dannen zog, stöhnte William innerlich auf. Ein breit grinsender Hugo Bigod kam direkt auf ihn zu und begann schon von weitem von seinem Jagderfolg zu prahlen. William konnte den alternden Earl of Norfolk zwar gut leiden, wusste aber genau, dass dieser bereits den passenden Kommentar auf den Lippen hatte. 
Und tatsächlich mussten sie nicht lange warten. Als Hugo Bigod vor William stehen blieb, warf er einen kurzen Blick zu Joanna hinüber und sein Grinsen wurde noch breiter, obwohl William nicht gedacht hatte, dass das noch möglich sei. 
"Wie ich sehe, wart auch Ihr recht erfolgreich bei eurer Jagd, mein junger Freund." lachend klopfte er William auf die Schulter, der nur leicht das Gesicht verzog.


Joanna

Joanna fiel es schwerer einen Überblick in dem herrschenden Gewusel zu gewinnen, vor allem, als sie aus dem Sattel geglitten war. Alles wirkte durcheinander, Jagdbeute wurde kreuz und quer über die Lichtung geschleppt, Pferd zum tränken gebracht und Wein an die durstigen Jäger ausgeschenkt. Trotzdem ließ sich die junge Lady einen Moment lang fasziniert ablenken. So etwas wie das hier bekam sie für gewöhnlich nicht zu sehen. Das Treiben bei einer Jagd gehörte nicht zu den Dingen, die eine Frau oft miterlebte. 
Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Begleiter richtete, ihren grauen Wallach immer noch am Zügel. Schließlich sollte sie doch bald weiter, oder nicht? Nein, sie sollte nicht nur, sie wollte dringend hier weg, korrigierte sie sich innerlich, als der Earl of Norfolk zu ihnen trat. Man sah ihm die Bemerkung, die folgen würde, schon in den Augen an. Trotzdem blieb Joanna einen Augenblick die Luft weg, unschlüssig, wie sie darauf nun reagieren sollte. Schließlich war ihre Zunge einmal mehr schneller als ihr Verstand. "Vielleicht solltet Ihr lieber fragen, wem das Jagdglück wirklich hold war, Mylord. Der Keiler hat mich zuerst entdeckt. Aber seht Ihr mich wirklich als so leichte Beute?"


William

William konnte sich das Grinsen nun nicht länger verkneifen und warf Joanna einen belustigten Blick zu. 
"Mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Keiler durch meine Lanze ein Ende gefunden hat, ich jedoch noch quicklebendig vor Euch stehe." 
Dann wandte er sich jedoch mit einem Seufzer wieder dem Earl of Norfolk zu. 
"Wie Ihr seht, Mylord, ist meine Beute nicht ganz so fügsam wie der Keiler auf meinem Pferd. Deshalb ist mein Glück wohl doch von eher zweifelhafter Natur." nun war es an ihm dem Lord auf die Schulter zu klopfen. 
Damit ließ er Hugo Bigod jedoch auch einfach stehen und steuerte einen ganzen Haufen Pferde an, die gerade getränkt wurden. 
"Kommt, Euer Tier sollte etwas trinken bevor ihr uns wieder velasst." mit einer auffordernden Geste bedeutete er Joanna ihm zu folgen. 
"Danach werde ich Euch von Geoffrey begleiten lassen." er sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an als er fortfuhr. "Und macht mir ja keine Schande, Geoffrey ist ein guter Mann. Verdrießt ihn nicht und er wird euch eine gute Gesellschaft auf dem Rückweg sein."


Joanna

Die junge Lady lächelte und folgte ihm schließlich mit Herakles am Zügel. Der Graue strebte schon ganz von selbst das Wasser an und senkte gierig seine Nase in das kühle Nass. Joanna streichelte abwesend seinen muskulösen Hals. 
"Wenn Ihr das sagt. Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich bin durchaus in der Lage mich zu benehmen." Sie warf ihm einen beinah vorwurfsvollen Blick zu. "Bin ich so schlimm, dass Ihr mich wirklich vorher ermahnen müsst? So ungern ich auch hier bin, ich weiß eine gute Gesellschaft zu schätzen, die sich zu benehmen weiß und mich sicher zur Burg zurück begleitet." 
Mach mir ja keine Schande... Diesen Satz hatte sie das letzte Mal gehört, als sie das Haus ihrer Eltern verlassen hatte um mit Roger de Beaumont in ihre neue Heimat zu reiten. Ihr Vater hatte es gesagt, voller Angst um seinen ehrenvollen Ruf, weil er ja den Sturkopf seiner Tochter kannte. Auch damals war es unnötig gewesen, hatte ihr nur auf der Reise nach Warwick Bauchschmerzen bereitet, weil sie ihn ja doch nicht enttäuschen wollte, blutjung wie sie gewesen war. Joanna schüttelte unwirsch den Kopf und in diesem Moment schien der Graue seinen Trunk beendet zu haben, er sah sie erwartungsvoll an. "Nun, fehlt wohl nur noch mein wohl nicht sehr erfreuter Begleitschutz."


William

Williams Mundwinkel zuckten belustigt. 
"Schaut nicht so beleidigt drein. Ich bin ein Mann, ich muss hin und wieder überflüssige Anordnungen und Ermahnungen aussprechen." er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und sah sich dann nach seinem treuen Diener um. 
"Außerdem wird Geoffrey sicher sehr erfreut sein, eine Dame wie Euch nach Hause begleiten zu dürfen." 
Mit einem zufriedenen Nicken sah er, dass Geoffrey genau auf ihn zusteuerte. 
"Geoffrey, ich habe eine nette Aufgabe für dich, mein Freund." er deutete auf Joanna und ihren Wallach. "Bring die beiden bitte wohlbehalten zurück zur Burg. Und sieh zu, dass Eure Ankunft möglichst unbemerkt bleibt." 
Der braune Haarschopf, des kleinen Mannes hüpfte hektisch auf und ab, als Geoffrey ergeben nickte. "Sehr wohl, Mylord. Ich werde nur mein Pferd holen." 
Diesmal war es an William zu nicken, dann drehte er sich wieder zu Joanna um. 
"Ich hoffe, ich habe Euch euren Ausritt nicht allzu sehr vermiest." erklärte er dann mit einem gewinnenden Lächeln.


Joanna

Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht, dann drehte sie sich um und schwang sich in den Sattel ihres Grauen. Sie schaute William wieder an und schüttelte dann leicht den Kopf. 
"Man könnte beinahe sagen, Eure Anwesenheit hat den Verlust der freien Zeit im Wald aufgewogen. Und das nicht nur, weil Ihr mein Leben gerettet habt.", erwiderte sie ruhig und schenkte ihm dann ein ehrliches, breiteres Lächeln, ehe sie ihr Pferd wendete und sich dem gerade ankommenden Geoffrey anschloss. 
"Bei meinem Geschick renne ich Euch morgen wieder um, also bereitet Euch darauf vor.", sagte sie dann noch, als sie ein letztes Mal zurück sah, lachte leise und verließ die Lichtung in Richtung Burg. 
Eine ganze Weile später stand Herakles wieder im Stall. Joanna hatte sich bei Geoffrey bedankt und war dann unauffällig durch einen Hintereingang in ihre Gemächer gehuscht, wo sie erst einmal ein anderes Kleid angezogen und ihre Haare gewaschen hatte, damit sie nicht so sehr nach Pferd roch. Das wäre doch etwas auffällig und der Königin fiel so etwas meist sofort auf. Die junge Lady hatte zwar heute einige freie Stunden für sich, aber das Abendessen würde sie mit allen Anderen wieder in der Halle einnehmen. 
Nachdenklich ließ sie sich auf ihr Bett fallen und den Ausritt Revue passieren. William of Cornwall entlockte ihr eindeutig nicht immer die besten Seiten ihres Wesens.


William

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sah William den beiden Reitern hinterher als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. 
"Ich habe Hugo Bigod nahegelegt seine Zunge im Zaum zu halten. Aber mich wirst du doch wohl aufklären, Cousin?" Henry sah nachdenklich in die gleiche Richtung in die auch William gerade noch gestarrt hatte. Dann sah der König seinen Cousin mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen an. 
"Komm, ich möchte, dass du beim zweiten Teil der Jagd mit mir reitest. Aber vorher erzählst du mir noch bei einem Becher Wein deine Heldentat." 
William lachte kurz auf. 
"Wenn kann man es höchstens eine zufällige Heldentat nennen. Eigentlich wollte ich nur meinen Keiler zur Strecke bringen." dann erzählte er mit knappen Worten, dass er den Keiler gerade noch im rechten Moment erwischt hatte. 
Er verschwieg jedoch die Auseinandersetzung, die er mit Joanna of Warwick gehabt hatte und ging auch nicht darauf ein, dass sie sich allein im Wald hätte aufhalten sollen. 
Mit einem dankbaren Nicken nahm er einen Becher Wein entgegen. 
"So und nun möchte ich Euer Jagdglück begutachten, mein König." lenkte er dann mit einem flüchtigen Grinsen auf ein anderes Thema und kurze Zeit später drehten sich die Diskussionen wieder um das verschiedene Wild, das bereits auf der Strecke Platz gefunden hatte. 
In Gedanken war William of Cornwall jedoch noch immer bei seiner sehr eigenwilligen Begegnung im Wald.


Joanna

Joanna hatte sich in Gedanken verloren und sich immer wieder die Auseinandersetzung mit William ins Gedächtnis gerufen. Er musste sie für vollkommen unmöglich halten, aber zu oft gewann ihre Zunge den Ringkampf mit ihrem Verstand für das, was sich gehörte. 
Sie hatte allerdings nicht den Eindruck gehabt, dass er sich so sehr daran störte - warum dachte sie eigentlich überhaupt so viel darüber nach? Es konnte ihr völlig egal sein, was er von ihr hielt. Sie fand ihn nett, ja, aber das war kein Grund seine Gedankengänge zu analysieren! 
Über diesen Gedanken war sie schließlich eingeschlafen und erwachte gerade noch rechtzeitig, um sich noch ein bisschen zurecht machen zu können. 
"Oh nein...",stöhnte sie leise, als sie sich im Spiegel betrachtete. Ihre Haare waren inzwischen getrocknet, standen aber wirr um ihren Kopf, völlig zerzaust. Eine gute halbe Stunde später war sie zwar umgezogen, mühte sich aber immer noch mit ihren Haaren ab. Schließlich gab sie auf und flocht sich die Haare einfach zu einem Zopf zusammen, wie sie ihn am Mittag auch getragen hatte. Etwas Anderes konnte sie damit wohl nicht mehr anfangen ohne fürchterlich auszusehen.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:14 pm

William

Die Jagd war ein voller Erfolg gewesen und so stieg William of Cornwall mit einem zufriedenen Lächeln vom Pferd als sie die Burg erreicht hatten. 
Sie waren dann doch noch ein wenig länger geritten als geplant und somit blieb der Gesellschaft jetzt nur noch Zeit sich zu waschen und umzuziehen, dann wurden sie bereits an der königlichen Tafel erwartet. 
Er strich seinem Hengst über das kuperfarbene Fell, das in der Abendsonne noch eindringlicher leuchtete als ohnehin schon. 
"Hast du gut gemacht, mein Junge." lobte William bevor er die Zügel an einen der Stallburschen übergab. 
Mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete William das Treiben auf dem Burghof und wie sich die Jagdgesellschaft langsam auflöste. Bevor er sich zu seinem Gemach aufmachte, blieb er noch einmal bei dem Hundführer stehe, der unter anderem die beiden Rüden in seiner Meute hatte, die William heute so fleißig geholfen hatten. 
"Gib den beiden heute eine extra Portion, die haben sie sich wahrlich verdient." er deutete auf die beiden Hunde und ihr Führer nickt ergeben. 
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ William sich mit einem leisen Stöhnen auf einem Stuhl nieder und schloss für einen Moment die Augen. 
Er würde nicht viel Zeit haben sich auszuruhen, die Pflicht rief schon wieder nach seiner Anwesenheit bei Tisch.


Joanna

Schließlich war Joanna einigermaßen zufrieden mit der Bändigung ihrer störischen Locken und machte sich auf den Weg zur Halle. Es war immer noch recht hektisch im Burghof, aber auch auf den Gängen. Offensichtlich war sie rechtzeitig aufgewacht und nicht als Einzige spät dran, die Jagdgesellschaft schien eben erst eingetroffen zu sein. 
Unauffällig schlüpfte sie schließlich durch die große Tür und begab sich zu ihrem Platz. Glücklicherweise war schon einiges Los und man fragte nicht, wo sie so lange gewesen war. Nur die Königin, die schon Platz genommen hatte, warf ihr einen leicht tadelnden Blick zu. 
Joanna senkte den Kopf um ein Lächeln zu verbergen. Wenn Eleonore von Aquitanien gewusst hätte, was ihre Hofdame am Mittag erlebt hatte, wäre sie wohl nicht ganz so begeistert gewesen. 
Verstohlen ließ sie ihren Blick über die Tafel gleiten um festzustellen, wer schon anwesend war. Der König und auch sein Cousin waren es noch nicht. Allerdings schien ihr Blick doch nicht ganz so unbemerkt geblieben zu sein. Ihre Tischnachbarin lächelte verständnisvoll. "Sucht Ihr jemand Bestimmten, Kind?" Joanna zuckte leicht zusammen und schüttelte errötend den Kopf. "Oh, nein, Mylady, ich wollte nur sehen, wer schon da ist."


William

Nachdem William seine verstaubten Kleider gegen saubere eingetauscht hatte, warf er noch einmal einen prüfenden Blick in den Spiegel bevor er sein Gemach verließ. 
Heute Abend würde es an der Tafel König Henrys recht übermütig zugehen. Die Jagd war für alle Beteiligten gut gelaufen und so würden sich eine ganze Menge der Lords mit ihren Jagderfolgen brüsten. 
William grinste bei der Vorstellung, war aber gleichzeitig froh darüber, dass eine Reihe der momentan noch Anwesenden in ein paar Tagen den Hof wieder verlassen würden und erst wieder zurück kamen, sobald der König sein Winterquatier bezogen hatte. 
Gäbe es Williams Vater nicht mehr, so hätte auch er zum Herbst hin wohl seine eigenen Güter aufsuchen müssen, um den Winter vorzubereiten. Da sich der Earl of Cornwall jedoch noch guter Gesundheit erfreute, war Williams Platz an der Seite Henrys, um diesen nach Kräften zu unterstützen. 
Seine Gedanken kreisten und so war er fast ein wenig überrascht als er die Halle bereits erreicht hatte. 
Er grinste als er erkannte, wer dort gerade ebenfalls auf die Tür zusteuerte. 
"William, ich wusste gar nicht, dass du heute angekommen bist." freudig begrüßte er seinen Cousin William of Gloucester, der seine Begrüßung nur mit einem müden Lächeln erwiderte. 
William runzelte kurz die Stirn während er an der Seite des Earl of Gloucester die Halle berat. Irgendwas schien nicht zu der Zufriedenheit seines Cousins zu laufen, so viel stand fest. Leicht beunruhigt beschloss William deshalb dem später noch auf den Grund zu gehen. 
Jetzt wanderte sein Blick jedoch erst einmal die Tafel entlang und blieb kurz auf Joanna of Warwick hängen. Unweigerlich stahl sich ein spöttisches Grinsen auf Williams Lippen.


Joanna

Joanna entdeckte in diesem Moment wirklich ihren Retter, der mit einem anderen, ihr unbekannten Lord gerade seinen Platz ansteuerte. 
Sie wandte den Blick ab, spürte aber kurz darauf, dass er sie ansah. War das etwa ein spöttischen Grinsen auf seinem Gesicht? 
Die junge Frau sah auf und schaute ihn unberührt an, wölbte leicht eine Augenbraue und ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben. Immerhin war er amüsiert statt verärgert, das war doch schonmal was. 
"Ah, er ist es also...", erklang es neben ihr. Joanna erschrak ein wenig, hatte sich diesmal aber besser im Griff und wandte langsam den Kopf. "Ich weiß nicht, was Ihr meint, Mylady. Wir hatten lediglich einen unschönen Zusammenstoß im Burghof. Ich fürchte, William of Cornwall hält mich für äußerst ungeschickt und spottet heimlich über mich." 
Das entsprach zwar nur zum Teil der Wahrheit, aber es war besser, wenn sie ein bisschen ablenkte. Die Dame zu ihrer Rechten, Lady Beatrice, war nämlich unglücklicherweise eine der größten Klatschtanten des versammelten Hofes. Keine heimliche Liebesbeziehung war vor ihr sicher und blieb damit auch meist nicht heimlich.


William

William hob kurz eine Augenbraue als Joannas Sitznachbarin zu ihm hinüber sah und sich dann an Joanna wandte. Innerlich stöhnte er auf und hoffte inständig, dass jetzt nicht sofort ein Gerücht die Runde machen würde. Das könnte er nun wirklich nicht gebrauchen. 
Nachdem er sich an der Tafel niedergelassen hatte, richtete er seine Gedanken jedoch wieder auf den Earl of Gloucester, der reichlich berübt in seinem Essen stocherte. 
"Nun? Erzählst du es mir so oder muss ich erst einen Gesuch einreichen?" versuchte er seinem Namensvetter dann ein Lächeln zu entlocken. 
Dieser verzog jedoch nur das Gesicht. "Ein Nachbarschaftsstreit." 
William zog überrascht die Augenbrauen nach oben. "Hereford?" 
Gloucester nickte. "Er hat einige meiner Männer angegriffen. Auf meinem Land." nun mischte sich aufkeimender Ärger in seine Stimme. "Was fällt diesem Bastard überhaupt ein? Er macht mir schon den gesamten Sommer über Schererein." fluchte er dann mit mühsam gesenkter Stimme. 
William nickte nachdenklich. Er erinnerte sich noch sehr lebhaft an den letzten Besuch Roger Fitzmiles am Hofe. William hatte ihn schließlich heraus werfen lassen, nachdem Fitzmiles dem König gegenüber die Beherrschung verloren hatte.


Joanna

Joanna seufzte leise und ließ die Spekulationen ihrer Tischnachbarin über sich ergehen, bemüht, keine leidende Miene aufzusetzen. Sie war gelangweilt und genervt war sie obendrein. Das war der einzige Vorteil ihrer Trauerkleidung gewesen: sie war vor Gerüchten über irgendwelche Beziehungen und Liebeleien sicher. 
Das hatte sich nun geändert und sie wusste genau, dass sie längst wieder ins Gespräch geraten war. Womit auch immer, denn das Getuschel verstummte oft genug abrupt, sobald sie dazu trat. Aber es war ihr egal, sollten die doch denken, was sie wollten. 
Joanna war überaus erleichtert, als sie endlich die Tafel - und Lady Beatrice - verlassen konnte. Wenig später befand sie sich auf dem Weg durch die langen Gänge zurück zu ihrem Gemach, diesmal allerdings nicht ganz so weit weg in Gedanken. Solche Plaudereien fand sie immer sehr ermüdend, zumal sie nicht einfach schweigen konnte ohne unhöflich zu sein. Joanna seufzte leise und schüttelte den Kopf. Ein weiterer Vorteil eines ansonsten ungeliebten Teils ihres Lebens: in Warwick Castle hatte es das natürlich nicht gegeben.


William

Es war einer dieser angenehm warmen Herbsttage, die einen daran zweifeln ließen, dass der Winter sich tatsächlich mit großen Schritten ankündigte. 
Über Nacht hatte es zwar ein wenig geregnet, doch die Sonne hatte den Boden wieder getrocknet und hatte lediglich den frischen Geruch in der Luft zurück gelassen der noch an den Regen erinnerte. 
William hatte seine täglichen Aufgaben so gut wie erledigt und sich deshalb entschieden einen kleinen Ritt durch den angrenzenden Wald zu unternehmen, um den Kopf frei zu bekommen. 
Einer der Stalljungen hatte seinen Fuchs bereits auf Hochglanz geputzt, so dass William nun nur noch das Satteln selbst übernahm. 
Er zog den Gurt fest und strich dem Tier dann über den muskulösen Hals. 
"Wollen wir mal ein bisschen die Sonne genießen, mein Großer was?" murmelte er und ließ den Hengst gewähren als er seinen Kopf an Williams Schulter drückte und zufrieden schnaufte.


Joanna

Auch Joanna hatte es an diesem schönen Tag zum Pferdestall gezogen. Insgeheim hatte sie beschlossen einen kleinen Ausritt zu unternehmen, Zeit hatte sie gerade dazu und bevor sie vor Langweile umkam, zog sie lieber den Zorn irgendeiner älteren Dame auf sich. 
Sie hatte gerade das Tor passiert, da entdeckte sie - ihn. Joanna seufzte leise. "Wie macht Ihr das eigentlich? Warum begegne ich immer Euch, wenn ich ausreiten will? Das ist wirklich nicht fair.", sagte sie, allerdings weniger verärgert als belustigt. 
Sie schüttelte den Kopf und trat zu Herakles' Box, streichelte die sich ihr neugierig entgegen streckenden Nüstern. "Hallo, Dicker." Sie lächelte und kraulte ihn hinter dem Ohr. Da sie nicht davon ausging, dass er sie mitnehmen würde, würde sie wohl abwarten, bis William den Stall verlassen hatte, dann ihr Pferd satteln und ebenfalls losreiten, immer hoffend, dass sie ihm nicht begegnete. 
Joanna hatte nämlich keinesfalls vor, den Tag einfach im Garten zu verbringen. Einen letzten schönen Herbsttag musste man unbedingt ausnutzen.


William

William seuftzte theatralisch. 
"Mir scheint es als würden wohl doch nichts aus unserem ruhigen Ausritt." murmelte er seinem Hengst ins Ohr. 
"Mylady, es sieht mir eher so aus als hättet Ihr mich verfolgt." antwortete William belustigt. 
In dem Augenblick in dem Joanna of Warwick den Stall betreten hatte, war William klar gewesen, dass er sie würde mitnehmen müssen, wenn er nicht darauf aus war ihr wieder zufällig in irgendeiner misslichen Lage zu begegnen. 
Im Prinzip hatte er auch gar nichts dagegen, immerhin war sie eine sehr eigene Persönlichkeit, die mit ihrer Meinung nicht zurück hielt. Somit konnte er sich sicher sein, dass es auf jeden Fall ein interessantes Gespräch werden würde - nicht wie es mit anderen Damen der Fall gewesen wäre. 
William gab dem Stallburschen ein Zeichen, dass er den Wallach für einen Ausritt fertig machen sollte. 
"Ich gehe doch stark davon aus, dass Ihr mir Gesellschaft leisten werdet, Mylady?" fragte er dann mit einem scheinheiligen Lächeln.


Joanna

"Das erscheint Euch nur so. Welchen Grund hätte ich denn, Euch zu verfolgen? Mich hat nur das gute Wetter her geführt." 
Sie unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Wenn sie Begleitung hatte, würde niemand etwas sagen können, wenn sie ausritt. 
"Das würde ich gerne.", gab sie schließlich zu. "Wenn ich Euch nicht zu sehr störe..." 
Wenig später war Herakles fertig gesattelt und aufgetrenst. Joanna nahm ihn entgegen und steckte dem Wallach ein Stück Karotte zu, das sie aus der Küche stibitzt hatte. Der Graue war vollauf begeistert und nickte eifrig mit dem Kopf, was ihr ein leises Lachen entlockte. "Ist ja gut..." 
Sie legte die Hand auf den muskulösen Hals des Pferdes und schaute zu William hinüber. "Können wir?" 
Sie freute sich sehr, aber sie war auch ein wenig nervös. Es war das erste Mal, dass sie länger als ein paar Minuten mit ihm allein sein würde. Rasch drängte sie den Gedanken zur Seite. Sie hatte keinen Grund aufgeregt zu sein. Wirklich nicht.


William

William lächelte. "Gerne." 
Dann führte er seinen Fuchs nach draußen und schwang sich in den Sattel. 
Vielleicht würde es gar nicht so schlecht sein, dass er nicht alleine ausritt. Das würde zumindest garantieren, dass Williams Gedanken sich nicht pausenlos um die Wirren am Hofe drehen würden. 
Nachdem Joanna zu ihm aufgeschlossen hatte, ließ William seinen Hengst in einen gemütlichen aber doch zügigen Schritt fallen und lenkte ihn in Richtung Wald. 
"Versprecht Ihr mir, dass ich Euch heute nicht aus irgendeiner misslichen Lage retten muss?" wandte er sich dann mit einem spitzbübschen Lächeln an Joanna. 
"Ich würde es ausgesprochen begrüßen, wenn wir heute einen ganz entspannten Ausritt machen könnten."


Joanna

Joanna folgte ihm und hatte bald wieder seine Seite erreicht. Ihr Wallach freute sich über die Bewegung und hielt mit Williams Hengst ohne Probleme Schritt. Die junge Frau wandte den Kopf. 
"Ich würde es Euch gerne versprechen, aber ich fürchte, ich bin nicht sicher, ob ich dieses Versprechen halten kann. Ich scheine missliche Lagen geradezu anzuziehen. Keine sehr ansprechende Gabe, wie ich finde. Allerdings kann ich mich nur anschließen: ein entspannter Ausritt wäre mir auch lieber. Ihr habt nicht zufällig bei der Jagd alle Keiler ausgerottet, damit sie mich nicht finden?" 
Sie lächelte und ließ den Blick wieder nach vorne schweifen. "Allerdings seid Ihr ja diesmal an meiner Seite um mich gleich vor Missgeschicken der einen oder anderen Art zu bewahren.", fügte sie schließlich hinzu. 
Irgendwie schien sich ihr Verstand regelmäßig abzuschalten, wenn sie in seiner Nähe war.Was habe ich denn da schon wieder gesagt?


William

William lachte bei ihren Worten auf. 
"Offensichtlich werde ich noch zu Eurem persönlichen Beschützer, wenn das so weiter geht." feixte er. 
"Und um Eure Frage zu beantworten: Mitnichten. Es gibt noch immer genug Keiler und Bachen, um den Wald zu bevölkern. Schließlich brauchen wir ja auch noch welche für spätere Zeiten." 
William ließ den Blick durch den Wald streifen und beobachtete das Schattenspiel, das sich auf dem Boden abzeichnete. 
"Ihr sagtet, Ihr haltet nichts von dem Geschwätz der Hofdamen. Womit würdet ihr denn am liebsten Euren Tag verbringen, wenn Ihr Schalten und Walten könntet wie Ihr wollt?" 
Er machte sich schon auf die unterschiedlichsten Antworten gefasst. So wie er Joanna einschätzte passte sie eigentlich so gar nicht an den königlichen Hof. 
Aber wer tut das eigentlich wirklich?


Joanna

"Vielleicht würde Euch das ja gefallen.", gab sie unbeeindruckt zurück und dachte eine Weile schweigend über seine Frage nach. 
"Nein, ich halte nichts von langweiligen Plaudereien ohne tieferen Sinn. Allerdings gibt es hier nicht viele andere Möglichkeiten, vor allem für mich nicht. Ich habe weder ein Kind zu erziehen, noch irgendwo eine Heimat, wo ich dem Haushalt vorstehen müsste. Oder wollte, wenn man Warwick Castle mit dazu nimmt. Was würde ich tun? Eine gute Frage...Viel reiten, denke ich, die Natur durchstreifen, vielleicht ein paar mehr Bücher studieren als ich es bisher konnte." Sie lächelte ein bisschen verlegen. "Vielleicht würde ich auch irgendwann so weit gehen in den Küchen zu helfen, wenn mir nichts mehr einfiele und mich die Langeweile wieder überkommt. Aber das ständige Stillsitzen behagt mir nicht. Den ganzen Tag nichts Anderes tun...Ich habe noch nicht einmal wirkliche Freunde, mit denen ich mich zu einem Gespräch verabreden könnte, und meine Schwester ist fern. Aber irgendetwas fällt mir immer ein, so bin ich nun mal." 
Joanna hatte es längst aufgegeben sich wirklich dem Trübsinn hinzugeben. Sie sah das Ganze recht gelassen, sie würde ohnehin nie Gelegenheit bekommen den ganzen Tag zu tun, wonach ihr der Sinn stand. "Was ist mit Euch? Was tut Ihr gerne, wenn Eure Aufgaben ein paar Stunden Muße zulassen? Außer reiten, meine ich."


William

William musste sich auf die Zunge beißen, um nicht unüberlegt zu reagieren. Er zählte innerlich bis fünf, dann sah er Joanna mit leicht erhobener Augenbraue an. "Ihr könnt lesen?" auch wenn er sich bemühte, ganz hatte er die Überraschung nicht aus seiner Stimme verbannen können. 
Es war nämlich auch für den Adel absolut nicht selbstversändlich des Lesens und Schreibens mächtig zu sein - und für eine Frau schon gar nicht. 
"Hm" brummte er dann nachdenklich. "ich schätze da sind die Grenzen fließend. Ein Großteil der mir zugeteilten Aufgaben ist für mich auch eine passable Freizeitbeschäftigung. Immerhin habe ich mein Leben am Hofe und im Dienste des Königs aus freien Stücken gewählt." gab er dann eine mehr oder weniger diplomatische Antwort. 
"Das liegt mir wohl auch einfach im Blut ... und in der Erziehung." bei seinen letzten Worten zog William eine Grimasse und musste dann lachen. Ja, er war als der Erstgeborene - und nun im Nachhinein auch noch einzige männliche Erbe - genau auf das vorbereitet wurden was er jetzt tat. Nur mit dem Unterschied, dass sein Vater darauf gesetzt hatte, dass er unter Stephen dienen würde.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:28 pm

Joanna

Joanna musste lächeln. "Ich war als Kind eine Weile im Kloster, dort habe ich es gelernt. Meine Mutter war der Meinung, dass es mir gut tun würde. Sie hat wohl gehofft, die Nonnen hätten einen...beruhigenden Einfluss auf mich. Ich glaube, sie waren eher froh, als sie mich wieder nach Hause schicken konnten. Ich bin wohl ein bisschen aus der Übung, aber ich denke, ich kann lesen, ja. Meine Erziehung ist im Gegensatz zu Eurer wohl gründlich fehl gegangen." 
Sie schüttelte leicht den Kopf und schaute ihn einen Augenblick lang prüfend an. In der Erziehung...Ob sein Vater sehr streng mit ihm gewesen war, es vielleicht immer noch war? Geschadet hatte es ihm nicht, ihr war noch nie irgendetwas Schlechtes über ihn zu Ohren gekommen. Eigentlich war er fast zu perfekt. Immer sehr beherrscht, großmütig, gut aussehend, vernünftig, scharfsinnig....Jetzt reicht es aber., unterbrach sie sich rüde selbst in Gedanken. 
"Habt Ihr Geschwister?" 
Warum sollte sie nicht die Gelegenheit nutzen etwas über ihn zu erfahren, er wusste ja auch einiges über sie!


William

William musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Ihm gefiel es durchaus, wenn eine Frau gebildet war. Für manch einen Lord wäre das ein großer Kratzer im eigenen Ego, da sie selbst weder Lesen noch Schreiben konnten. William hingegen ging das anders. 
Dann musste er lachen. "Ihr solltet Euch einmal mit meinem werten Vater über meine Erziehung unterhalten. Ich glaube nicht, dass der Earl of Cornwall seinen Sohn für allzu gelungen hält. Zumindest in gewissen Belangen nicht." 
William könnte eine Liste führen, angefangen damit, dass er sich schon früh seinem Vater wiedersetzt hatte und in den Krieg zog - und dann auch noch für die falsche Seite. Dadurch kam dramatischer Weise hinzu, dass er noch immer nicht verheiratet war, geschweige denn einen Erben in die Welt gesetzt hatte. Alles Dinge, die ihm sein Vater übel nahm. Und egal wie sehr er sich sonst anstrengte, diese Fehler konnte er offensichtlich in den Augen des alten Mannes nicht wieder gut machen. 
Durch Joannas Frage aus den Gedanken gerissen, nickte er. "Drei kleine Schwestern. Und eine hübscher und cleverer als die andere." unwillkürlich schlich sich ein stolzes Funkeln in Williams Augen. Zwar hatte er besonders seine älteste Schwester, die nur 2 Jahre jünger war als er selbst, stets geärgert als sie noch jünger gewesen waren, doch alle drei waren für ihn mit das wichtigste der Welt.


Joanna

"Vielleicht sollte ich das tun und ihn vom Gegenteil überzeugen?", erwiderte sie lachend. "Was hat er denn an Euch auszusetzen? Ich glaube, wenn er mich kennen würde, würde er Gott auf Knien danken, dass ich nicht seine Tochter bin." 
Die Art, wie er von seinen Schwestern sprach, machte ihn gleich noch sympathischer. Er verstand sich zwar offensichtlich nicht sehr gut mit seinem Vater, aber er liebte seine Familie. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, was der Earl of Cornwall zu beanstanden hatte. Sein Sohn machte ihm doch nun wirklich alle Ehre am Hof, er gehörte zu den engsten Vertrauten des Königs! Was wollte er mehr? Da erst fiel ihr auf, dass sie ein Weilchen geschwiegen und ihren Gedanken nachgehangen hatte. 
"Irgendwann müsst Ihr sie mir vorstellen. Ich kann mich nicht erinnern, eine von ihnen schon getroffen zu haben." 
Wenn die Drei auch nur ein bisschen wie ihr Bruder waren, würde sie sich sicher gut mit ihnen verstehen. Ob sie schon verheiratet waren und deshalb nie am Hof waren? Oder war ihr Vater dagegen? 
Vater...ihr Vater war auch dagegen gewesen, als sie hierher gekommen war. Aber sie hatte sich schließlich durchgesetzt, da die Königin sie unterstützte.


William

William zog eine Grimasse und dieses Mal blieb das Lachen danach aus. 
"Fangen wir doch einfach damit an, dass sein Hitzkopf von Sohn, kaum das er Reiten und ein Schwert führen konnte, sich gegen seinen Willen auf Kaiserin Mathildas Seite schlug, um den Krieg für Henry zu unterstützen. Und das er sich lieber auf dem Schlachtfeld herum trieb als zu heiraten und eine Familie zu gründen." William legte eine Pause ein und runzelte die Stirn. "Von da an lässt sich die Liste mit so mancher Bagatelle fortführen." 
Nun musste er doch kurz grinsen. Auch wenn es ihm sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater nicht gerade behagte, waren sie beide zu große Sturköpfe, um auch nur einen Schritt auf den anderen zuzumachen. Und trotzdem wurde William mindestens zweimal im Jahr von seinem Vater nach Cornwall gerufen, um in Truro und den umliegenden Länderein für Ordnung zu sorgen und gewisse Dinge für ihn zu erledigen. 
"Bei passender Gelegenheit werde ich das tun. Ich schätze zumindest Margaret wird ihren Mann noch vor dem Winter zum Hof begleiten. Dann könnt Ihr sie sicherlich kennenlernen." William grinste wie ein kleiner Junge, der eine besondere Süßigkeit bekommen hatte "vorausgesetzt mein kleiner Neffe erblickt pünktlich das Licht der Welt."


Joanna

"Ah dieses Problem kenne ich. Roger und sein Sohn hielten es seit jeher immer mit Stephen. Mit ein Grund, warum mein Stiefsohn so wenig begeistert war. Aber Ihr habt doch noch genügend Zeit um zu heiraten. Bei euch Männern sieht man das doch normalerweise nicht so eng wie bei uns. Aber manchmal sind Väter einfach ziemlich kompliziert. Jedenfalls würde ich mich freuen Eure Schwester kennenzulernen." Sie lächelte. Es konnte genauso gut sein, dass er eine Nichte bekam, aber dazu gab sie einfach mal keinen Kommentar ab. "Ihr scheint Euch ziemlich darüber zu freuen.", stellte sie fest. "Mögt Ihr Kinder?" 
Sie selbst war von ihrer Ehe zwar nicht sehr begeistert gewesen, aber über ein Kind hätte sie sich gefreut. Sie hatte den Verdacht gehabt, dass auch ihr Ehemann enttäuscht gewesen war, aber es hatte nicht sein sollen und so nahm sie es, wie es gekommen war. Sie war noch jung, vielleicht würde sie irgendwann wieder heiraten. Irgendwann... 
"Irgendwann...",murmelte sie leise zu sich selbst und bemerkte gar nicht, dass sie es laut gesagt hatte.


William

William verengte kurz die Augen und wollte etwas sagen, besann sich dann jedoch eines besseren und entschied, dass er nicht nachbohren würde. 
Dann zuckte er mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen die Schultern. 
"Sagen wir es so- aus irgendeinem Grund mögen sie mich ... und das färbt ab. Meine kleine Nichte hat darüber hinaus auch bereits beschlossen, dass sie mich später heiraten wird." er lachte. "Ich schätze nur, dass ich ihr früher oder später deswegen das kleine Herz brechen muss." 
Er erinnerte sich nur zu gut an den Besuch bei seiner Schwester und ihrem Mann. Sie hatten abends zusammen am Feuer gesessen und die beiden Kinder hatten zu ihren Füßen gespielt. Sein Schwager hatte William nach seinen Heiratsplänen gefragt und in dem Moment war die kleine Sybilla mit hochrotem Kopf aufgesprungen, hatte sich um William Beine geklammert und ihrem Vater mit bösem Blick erklärt, dass sie William heiraten würde, sobald sie groß genug war. Das Ereignis war nun rund 3 Jahre her und die Kleine hatte damals 4 Jahre gezählt - und noch heute war sie diejenige die William als erstes in Beschlag nahm, sobald er einmal zu Besuch kam. 
"Und wie steht es um Euch? Habt ihr Geschwister?" fragte William nachdem er sich von der Erinnerung losgerissen hatte.


Joanna

Joanna lachte. "Wie niedlich....Schade, dass manche Träume eben Träume bleiben. Irgendwann wird sie Euch vergeben, da bin ich sicher." 
Ihr Lächeln wurde eine Spur weicher. "Ihr würdet bestimmt einen guten Vater abgeben.", urteilte sie dann, ehe sie dazu überging, seine Frage zu beantworten. 
"Ich habe eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Aber ich habe sie lange nicht gesehen. Elizabeth hat geheiratet und inzwischen eine muntere Schar Kinder und mein Bruder Lionel war der Nachzügler, er ist erst zwölf." 
Man konnte fast sagen, dass sie das schwarze Schaf der Familie war. Verwitwet, keine Kinder, nur ein Dasein als Hofdame der Königin. Ihr Vater hatte sich Besseres gewünscht. 
"Aber vielleicht wird Elizabeth ihren Mann ja einmal herbegleiten. Das hat sie lange nicht getan, die Reise ist weit." 
Joanna richtete ihren Blick auf den Weg. "Wo wollt Ihr eigentlich hin reiten?"


William

"Manchmal hätte ich auch gerne noch einen Bruder gehabt. Ich glaube ich hatte auf Margaret zuweilen einen ziemlich schlechten Einfluss." William schmunzelte bei dem Gedanken an seine Schwester. "Unsere Mutter ist jedes Mal fast in Ohnmacht gefallen, wenn ich ihr gezeigt habe, wie man mit einem Schwert umgeht, damit ich jemanden zum trainieren hatte." 
Dann ließ auch William den Blick den Weg entlang gleiten. 
"Wie wäre es, wenn wir uns dort vorne an der Weggabelung nach links halten, dann kommen wir an einem kleinen Bach vorbei an dem wir kurz Pause machen und die Pferde trinken lassen können." 
Auch wenn sie noch nicht allzu lange unterwegs waren und das auch nur im ruhigen Tempo nutzte William besagte Stelle gerne einmal zum Rasten und auch sein Fuchs schien sich jedes Mal zu freuen, wenn er etwas im kühlen Nass planschen konnte. 
Man musste die ruhige Zeit nutzen solange man sie hatte. Wenn William an die Nachrichten dachte mit denen Gloucester an den Hof gekommen war, machte sich erneut ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit. 
Er hatte erst eine längere Reise durch den Norden bis nach Yorkshire unternommen und war auf dem Rückweg nach Cornwall auch über Gloucester geritten. Er wusste also um das angespannte Verhältnis von William of Gloucester zu seinem Nachbarn. Das es jedoch so schnell zu weiteren Anspannungen kommen würde hätte er nicht erwartet. 
Seine jetztige Sorge galt dem König - sollte Hereford versuchen sich gegen Henry zu stellen, würde diese Sache auch William betreffen.


Joanna

"In Ordnung. Ein schöner Platz." 
Sie ließ ihr Pferd antraben und folgte dem geplanten Weg. Er würde ihr schon folgen. Eine Weile später hatte sie den Bach erreicht. Joanna ließ sich aus dem Sattel gleiten und ihr Pferd trinken. Sie stand ein wenig gedankenverloren neben Herakles, eine Hand flach auf seine Schulter gelegt und beobachtete das glitzernde Spiel der Wellen. 
Es war etwas ganz Normales, aber zugleich so fesselnd, man konnte in Gedanken darin versinken. 
Schließlich riss Joanna sich davon los und setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm. "Warum habt Ihr eigentlich zugestimmt mit mir zu reiten? Nur, weil Ihr gefürchtet habt, ich würde mich wieder allein auf den Weg machen? Das wäre den Meisten wohl ziemlich egal gewesen, sie wären nur pikiert gewesen." 
Eigentlich hatte sie sich das schon gefragt, bevor sie losgeritten waren. Es war...merkwürdig. Sie hätte vermutet, dass sie ihm lästig wäre.


William

William lenkte seinen Hengst in den Bach hinein und sofort begann der große Fuchs übermütig wie ein kleines Fohlen im Wasser zu planschen. Er ließ ihn eine Zeit lang gewähren, dann brachte er das Pferd zur Raison, stieg ab und kam ans Ufer. 
"Das war wohl weniger der Grund. Ich hatte, um ehrlich zu sein, gehofft, dass ihr mich auf ein paar andere Gedanken bringen würdet. Auch wenn Ihr mir reichliche Umstände bereitet habt, fand ich unsere letzte Begegnung auf gewisse Weise sehr erfrischend." William grinste und drehte sich dann wieder seinem Hengst zu, um diesem die Zügel um den Hals zu knoten.
Als er fertig war, watete er durch das munter gluckernde Wasser zurück ans Ufer und ließ sich dann neben Joanna auf den Baumstamm fallen. 
Er warf noch einen letzten Blick auf den Fuchs, doch dieser war völlig mit dem Wasser zu seinen Füßen beschäftigt. 
"Und Ihr? Habt Ihr Euch mir nur angeschlossen, weil ihr befürchtet habt ich würde Euch sonst nicht ausreiten lassen?" fragte er Joanna dann mit forschendem Blick.

Joanna

Irgendwie war sie froh, das zu hören. "Dann hoffe ich, dass mir das gelungen ist." Einen Augenblick lang erforschte sie ihre Gefühlswelt. War das der Grund gewesen, warum sie mit ihm geritten war? Nach einer Weile war sie sicher: nein, er war es nicht. Aber wie viel sollte sie darüber sagen? Sie beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. 
"Nein, das war nicht der Grund." Sie senkte den Blick und fixierte die bunten Blätter zu ihren Füßen, die der Herbst den Bäumen schon abverlangt hatte. "Um ehrlich zu sein bin ich gern in Eurer Nähe. Ihr versucht nie mich zu ändern, egal, wie unverschämt ich manchmal bin oder wie ungeschickt ich mich anstelle. Ihr akzeptiert mich, wie ich bin. Und Ihr haltet mich nicht für dumm, weil ich eine Frau bin. Man kann vernünftige Gespräche mit Euch führen, aber Ihr seid nicht immer so ganz ernst." Sie seufzte leise und hob den Blick. 
"Ich denke, ich mag Euch recht gern und ich reite gerne mit Euch aus." Sie lächelte zaghaft. Wenn er sie jetzt auslachen würde, hatte sie sich mal wieder bis auf die Knochen blamiert. Würde ja zu ihrem Glück passen.


William

William beobachtete einen Moment lang völlig gebannt seine Stiefelspitzen, dann rang er sich dazu durch Joanna anzusehen. Ungewollt musste er lächeln. 
"So ist das also." stellte er fest, die Stimme ernst, aber weich. Dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf. "Ihr liegt mir also doch zu Füßen." lachte er dann leise. 
Während er sich bemühte möglichst unverfangen zu reagieren, dachte er über ihre Worte nach. Und über das was in seinem Kopf vorging. 
William of Cornwall war kein Mann, der für unzählige Liebschaften - und diese am besten noch gleichzeitig - bekannt war. Trotzdem verdrehte er den meisten Damen innerhalb kürzester Zeit den Kopf, weshalb er als unverbesserlicher Chameur galt. 
Aber für mehr als eben dieses hatte seine Zeit bisher einfach nicht gereicht. Weder um sich eine feste Geliebte zuzulegen, noch um gar zu heiraten und eine Familie zu gründen. Hinzu kam, dass William nicht wollte, dass seine Kinder in einer unsicheren, unbeständigen Zeit geboren wurden, so wie er. Kinder brauchten auch einen Vater, der für sie da war und nicht die Furcht im Herzen diesen auf irgendeinem Schlachtfeld verlieren zu können. 
Was er jedoch tatsächlich für Joanna of Warwick empfand konnte er noch gar nicht beurteilen. Er fühlte sich ganz offensichtlich zu ihr hingezogen, aber der genaue Grund dafür blieb ihm noch verschlossen.


Joanna

Joanna sah ihm an, dass er es nicht ernst meinte, aber irgendwie war es ihr trotzdem unangenehm. Sie schlug ihm leicht auf den Arm, lächelte aber. "Ihr solltet nicht über mich spotten, das ist nicht sehr nett. Auch, wenn Ihr vielleicht recht habt." 
Sie hatte es gewusst. Jetzt hatte sie sich wieder einmal blamiert und er hatte das Thema galant umschifft. Wenn auch sehr charmant, wie sie zugeben musste. 
"Allerdings kenne ich doch den Platz zu Euren Füßen schon. Das klnnte auf Dauer langweilig werden, schließlich kann ich Euren Füßen nichts ansehen." Joanna hätte am Liebsten ihren Kopf gegen den nächsten Baum gerammt. Jetzt fing sie auch noch an vollkommenen Blödsinn zu reden, damit rettete sie die Situation auch nicht mehr. 
Er lachte über sie. Allerdings war sie nicht sicher, wie er es gemeint hatte. Wie er wirklich dachte. In diesem Moment war er schwer zu durchschauen und schließlich gab sie es auf, ließ lieber ihren Blick noch eine Weile auf ihm ruhen, ehe sie den Kopf in Richtung der Pferde wandte, die inzwischen ein paar spärliche Grashalme zupften.


William

Seine Gedanken überschlugen sich, während er Joanna neben ihm beobachtete. Für den Bruchteil einer Sekunde hätte er sie am liebsten zu sich herüber gezogen, was allerdings so ziemlich jedem Ehrgefühl in seinem Körper widerstrebte. 
Als William als Knappe bei seinem Onkel gewesen war, hatte dieser ihm einmal lachend erklärt, dass es für einen Adligen zwei Arten von Frauen gab - die, die man heiratete, um Kinder in die Welt zu setzen und die, die man sich allerhöchstens zur Geliebten machte und mit denen besser keine Kinder in die Welt setzte. 
Damals hatte William nicht verstanden, was sein Onkel genau damit meinte - heute sah das jedoch anders aus. 
Auch wenn er über die Worte seines Onkel auch jetzt noch am liebsten laut gelacht hätte, hatten sie ihren wahren Kern. 
Und das war auch der Grund weshalb William sich am liebsten selbst geohrfeigt hätte als er die Hand nach einer von Joannas Haarsträhnen ausstreckte, um sie ihr hinter das Ohr zu schieben. 
Um seine innere Zerstreutheit zu überspielen, grinste William und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. 
"Mein Kompliment, obwohl Ihr ganz offensichtlich nicht allzu viel Zeit in Eure Haare investiert habt, seht Ihr trotzdem recht passabel aus."


Joanna

Joanna hielt fast die Luft an, als er plötzlich die Hand nach ihr ausstreckte und schloss die Augen, als seine Fingerkuppen ihre Haut streiften. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag sich gerade verdoppelt hatte. Es war das erste Mal, dass er sie wirklich von sich aus berührt hatte, nicht, weil er sie auffing oder sie sich ihm an den Hals warf vor Panik. Und sie war seit dem Tod ihres Gatten keinem Mann mehr so nahe gekommen. 
Einen Augenblick später öffnete sie die Augen wieder und atmete wieder tiefer. Sie wusste im ersten Moment gar nicht, wie sie mit seiner Bemerkung umgehen sollte und rang darum, ihre Fassung wieder zu erlangen, die er gerade in der Dauer eines Lidschlages hatte zusammenbrechen lassen, denn damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Schließlich hatte Joanna sich wieder weit genug gefangen um zu denken und eine halbwegs akzeptable Antwort geben zu können. Warum er das wohl sagte? War er auch überrascht von sich selbst? 
"Ich danke für dieses zweifelhafte Kompliment. Aber meine Haare passen in jeglicher Hinsicht zu meinem Wesen: gelegentlich sind sie etwas widerspenstig und dann ist ein Zopf die beste Variante. Wenngleich nicht immer sehr haltbar. Aber wenn es Euch trotzdem gefällt..." Ein angedeutetes Grinsen huschte über ihre Lippen.
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:34 pm

William

William ließ die Arme sinken und musterte Joanna aufmerksam. Hatte er sich diese Reaktion gerade eingebildet oder war sie unter seiner Berührung gerade tatsächlich erstarrt. Es kam ihm fast vor als hätte sie die Luft angehalten. 
"Das tut es." gestand er dann noch immer grinsend und lehnte sich ein winziges Stück weiter zu ihr hinüber. Dann ergriff er mit einer Hand ihr Kinn und zwang sie dadurch ihn anzusehen. 
"Das tut es sogar sehr." murmelte er dann mit leiser Stimme und im nächsten Augenblick berührten seine Lippen die ihren. 
Gleichzeitig verfluchte er sich dafür. Was fiel ihm denn überhaupt ein? Er hatte sich doch sonst wesentlich besser unter Kontrolle, selbst wenn ihm eine hübsche Frau gegenüber stand. 
Aber in diesem Moment hatte einfach alles in seinem Kopf ausgesetzt und er hatte nur noch daran denken können sie zu küssen.


Joanna

Joanna starrte ihn einen Augenblick lang an wie ein hypnotisiertes Kanninchen. War das sein Ernst? Seine Augen waren ehrlich, also konnte sie das wohl wirklich so nehmen wie er es gesagt hatte. 
Das Nächste, dass sie wahr nahm, war seine Hand an ihrem Kinn und die Tatsache, dass er immer näher kam. Instinktiv lehnte sie sich mehr in die Berührung und beugte ihm ihren Oberkörper entgegen. 
Dann spürte sie seine Lippen und schloss die Augen, zögerte einen Moment lang, ehe sie zaghaft begann den Kuss zu erwidern. 
Hätte man ihr am Morgen gesagt, wie dieser Tag verlaufen würde, sie hätte es nicht geglaubt. Natürlich hatte sie sich gut mit ihm verstanden, aber nun saß sie hier, mitten im Wald, auf einem Baumstamm und küsste ihn. 
Ihr Denken rückte merklich in den Hintergrund, es war einer dieser Momente mit einem besonderen Zauber und Joanna fühlte sich gut. 
Sie hatte nur nicht erwartet, dass er das tun würde, dass er so plötzlich seine Meinung änderte und den ersten Schritt tat.


William

William hatte durchaus damit gerechnet, dass sie sich versteifen würde oder ihn sogar zurückstoßen würde. Dadurch überraschte es ihn fast ein wenig als Joanna seinen Kuss nach anfänglichem Zögern erwiderte. 
Ihre Reaktion ermutigte ihn dann zumindest soweit an, dass er auch seine linke Hand an ihre Wange legte und langsam mit den Fingern durch ihr Haar bis hin zu ihrem Nacken fuhr. 
Und gleichzeitig lieferten sich seine Gedanken in seinem Kopf eine verbitterte Schlacht darüber was er jetzt tun sollte. 
Seine Vernunft gebot ihm aufzuhören, Schluss zu machen mit diesem Unsinn und am besten Abstand zu ihr zu suchen. Nicht nur jetzt, sondern auch am Hofe. 
Alles andere in ihm war hingegen gänzlich anderer Meinung und solange sich seine Vernunft nicht durchsetzen konnte, fuhr er einfach damit fort sie zu küssen. 
Wenigstens musste er sich solange nicht überlegen, wie er ihr das nun erklären sollte.


Joanna

Ihre anfängliche Unsicherheit verflüchtigte sich rasch und sie begann, den innigen Moment zu genießen. Ihre Hand legte sich wie von selbst auf seine Schulter. Sie dachte gar nicht daran, wie es weitergehen würde, was das zu bedeuten hatte, sie war gefangen im Zauber des Augenblicks. 
Eine Weile später löste sie sich schließlich von ihm und rang um Atem, als sie die Augen wieder öffnete. 
Sie schwieg erst einmal, sah ihn einfach nur an, ein gewisses Erstaunen im Blick. Schließlich breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. 
"Ich...bin überrascht." 
Was hatte sich geändert? Wann war das Gefühl entstanden, das nun für diesen Kuss gesorgt hatte? Joanna war ein bisschen aufgekratzt, aber gleichzeitig bemächtigte sich eine gewisse Nervosität ihrer. Was würde er nun sagen? Was dachte er? Was fühlte er?


William

William sah sie verwundert an, dann begannen seine Mundwinkel leicht zu zucken. 
"Das ist alles was euch dazu einfällt?" fragte er mit gespielter Empörung in der Stimme. 
Noch immer gelang es William erfolgreich seine Vernunft zurückzudrängen, aber es würde nur eine Frage der Zeit sein bis ihm voll bewusst wurde, was er gerade getan hatte und was für Konsequenzen er eigentlich zu ziehen hatte. 
Für den Augenblick wollte er das aber noch nicht zulassen, sich darüber noch keine Gedanken machen. 
Ein herausforderndes Funkeln trat in seine Augen. 
"Dann muss ich wohl noch etwas mehr Eindruck bei Euch hinterlassen, wie mir scheint?" murmelte er und suchte im nächsten Augenblick erneut ihre Lippen. 
Dieses Mal nicht ganz so lange, jedoch nicht weniger intensiv, dann löste William sich von ihr und sah sie mit einem verschmitzten Lächeln an. 
"Konnte ich diesmal mehr überzeugen?" lachte er dann.


Joanna

Joanna war zu perplex, um überhaupt irgendwie zu reagieren und schaute ihn einfach nur an, überrascht zwar, aber sie war weit davon entfernt sich unwohl zu fühlen. 
Wieder ein Kuss und die junge Frau gab sich dem widerstandslos hin. Sie lächelte leicht, als er sich wieder von ihr gelöst hatte und lachte. Unbeschwert, das war wohl der richtige Ausdruck. Schließlich fand sie auch ihre Sprache wieder, wenngleich ihre Wangen ein wenig errötet waren. 
"Oh, Ihr konntet mich schon beim ersten Mal überzeugen, Mylord, aber vielleicht wollte ich mich mit meiner Beurteilung ein bisschen zurückhalten, bis ich davon überzeugt war, dass Ihr Euch immer so viel Mühe gebt." 
Auch Joanna lachte leise und war zum ersten Mal seit langer Zeit vollkommen glücklich Sie hatte nie zuvor einen Mann geküsst und sich dabei so wohl gefühlt, Roger hatte immer eher der groberen Sorte angehört. 
"Aber mein Urteil ist durchweg positiv. Ich war nur anfangs etwas perplex." 
Sie strich sich eine ihrer rötlichen Strähnen hinter das Ohr und legte den Kopf leicht schief. Wo würde das nur hinführen?


William

William grinste. "Es hätte mich auch sehr enttäuscht, wenn dem nicht so gewesen wäre." 
Mit einem Mal war ein lautes Platschen zu hören und im nächsten Moment der empörte Aufschrei eines Vogels. Als William sich umdrehte, sah er gerade noch wie eine Krähe reichlich pikiert in die Höhe flog und sein Hengst dem Vogel mit neugierige Schnauben hinterher sah. 
William schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zu Joanna um. Die kurze Ablenkung hatte jedoch gereicht, um seine Gedanken langsam wieder zu ordnen - und allmählich gewann die Vernunft die Oberhand. 
Er seuftzte. "Ich fürchte, Mylady, wir werden nicht mehr allzu lange hier verweilen dürfen. Es ist noch ein Stück bis zur Burg zurück und der Alltag ruft." stellte er dann mit ernster Miene fest. 
Wieder dieser Zwiespalt - einerseits hätte er gerne noch stundenlang hier mit ihr gesessen, andererseits wusste er, dass er gerade gegen alle Regeln spielte.


Joanna

Auch Joanna sah dem Vogel nach und in diesem Moment verflüchtigte sich der Zauber des Augenblicks und dieses Gefühl, als ob sie beide allein auf der Welt wären, verschwand. 
Sie war ein bisschen traurig, dass sie schon gehen mussten, aber sie sah die Notwendigkeit ein. Allerdings fürchtete sie sich vor dem Alltag, irrsinnigerweise, wenn all das hier verblasste und vielleicht alles wieder wie vorher wurde und doch nie wieder so sein würde. 
Sie schluckte und nickte dann. 
"Ja. Leider...ich wäre gerne noch hier geblieben. Hier ist alles so einfach und so leicht. Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergeht. Es ist schwer auszudrücken, was ich meine. Ich fürchte den Trott des Alltags, denn wie sollte alles so weitergehen wie bisher, nach dieser Stunde?" 
Joanna seufzte leise. Sie war unsicher, was das für sie bedeutete. Sie wusste nur, dass sie ihn sehr gern hatte, dass er ihr Herz schneller schlagen ließ und sie sich über seine Anwesenheit jedes Mal freute, sie seine Küsse genoss.


William

"Ich würde sagen, wir müssen nun die wenigen freien Stunden für weitere Ausritte nutzen." er zwinkerte ihr zu, doch eigentlich war ihm nicht nach großen Scherzen zu Mute. 
Er hatte hier etwas angefangen, was er gerne weiter führen würde. Er hatte den Ritt und die gemeinsame Zeit sehr genossen, nicht zu vergessen die Küsse. Doch wie das ganze nun weiter gehen sollte, eröffnete sich ihm noch nicht. Denn selbst wenn er diese erste kleine Liebelei ganz weiter sponn - eine gemeinsame Zukunft stand unter keinem guten Stern. 
Er konnte die Stimme seines Vaters bereits hören, wie er loswetterte, um seinem Sohn - wieder einmal - Vernunft beizubringen. 
Aber das spielte im Moment keine Rolle, im Moment konnte er das noch zurück drängen. 
William erhob sich und mit einer galanten Verbeugung bot er Joanna die Hand dar, um ihr hochzuhelfen. 
"Wenn ich bitten darf, Mylady?" mit einem charmanten Lächeln sah er sie abwartend an.


Joanna

Joanna musste unwillkürlich lächeln. "Natürlich." Sie reichte ihm schließlich mit einem nachsichtigen Kopfschütteln die Hand und erhob sich von ihrer Sitzgelegenheit - nur um dabei festzustellen, dass sie ganz weiche Knie hatte. Sie hätte über sich selbst lachen mögen. Was für ein naives Ding sie doch war...Eigentlich hatten die Geschehnisse hier recht wenig Bedeutung für ihre Zukunft. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder, er verlor das Interesse und ließ das Ganze auf sich beruhen, oder aber er beschloss ihre Beziehung zu vertiefen und sie heiraten zu wollen. 
Eine dritte Möglichkeit kam für sie nicht Frage, denn einer unehrenhaften, heimlichen Liebschaft würde sie sich nicht hergeben, das Risiko war ihr zu groß. Insgeheim bevorzugte sie die zweite Variante, aber es war sicherlich noch viel zu früh um solche Gedanken zu hegen. Und sie eigentlich noch viel zu unsicher darüber, wie sie Beide wirklich zueinander standen. 
Joanna riss sich aus ihren Gedanken und schenkte William ein letztes Lächeln, dann wandte sie sich um, um ihr Pferd einzufangen. Herakles hatte sich ein Stückchen vom Fluss entfernt, wahrscheinlich hatte er dort feinere Kräuter und Gräser vermutet.


William

William sah ihr hinterher und musste schmunzeln als Joanna ihr Pferd wieder einsammelte. Er selbst konnte seinen Fuchs an ziemlich genau der Stelle abholen an der er ihn gelassen hatte. Der stämmige Hengst war lediglich an das Ufer heran gekommen, um etwas Gras zu rupfen. 
Als William sein Pferd aus dem Bach geholt hatte, schwang er sich mit einer geübten Bewegung in den Sattel. Nachdenklich strich William über das glänzende Fell. 
Wieso würde das alles so kompliziert werden? So wie er Joanna einschätzte gab es für sie nur ganz oder gar nicht und auch er selbst war nicht daran interessiert eine 'feste' Geliebte zu unterhalten, wie das der eine oder andere Lord für angebracht hielt. 
"Mylady, darf ich Euch an meine Seite bitten?" rief er Joanna dann zu und nahm die Zügel seines Hengstes auf. Dieser reagierte auch sogleich mit einem ungeduldigen Schnauben, so als hätte ihm die Pause bereits viel zu lange gedauert. William musste unwillkürlich über das Verhalten des Fuchses lachen. "Ja ja, ich weiß. Es geht doch schon weiter." murmelte er dann mit beruhigend, tiefer Stimme.


Joanna

Joanna hatte inzwischen ihren Grauen erreicht und den sich bei seiner Mahlzeit gestört fühlenden Wallach am Zügel genommen, ehe sie sich ebenfalls in den Sattel schwang. "Zuhause bekommst du doch etwas zu fressen, Herakles, stell dich nicht so an, du armes, verhungertes Pferd.", sagte sie leise und schüttelte den Kopf. 
In diesem Moment erreichte sie der Ruf ihres Begleiters und Joanna hob eine Augenbraue. Diese formvollendete Höflichkeit hatte er bisher aber nicht an den Tag gelegt. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? 
Trotzdem nickte sie und brachte Herakles an die Seite seines Fuchses. "Sicherlich, nur ist mein Pferd wohl nicht so wohlerzogen wie Eures und bevorzugt sein Futter weiter weg von mir einzunehmen. Vielleicht hat er sich gestört gefühlt. Jedenfalls musste ich ihn erst überzeugen." 
Sie lachte leise und ließ den Grauen sich in Bewegung setzen und einen Schritt zulegen. 
"Geduld scheint die Stärke Eures Pferdes allerdings nicht zu sein. Hat es auch einen Namen?"


William

"Das liegt nur daran, dass er in der Anwesenheit von bildhübschen Frauen verunsichert ist." William grinste und gab die Zügel ein wenig vor. "Spätestens wenn es darauf ankommt, kann er Stundenlang wie eine Statue ausharren. Er wäre auf dem Schlachtfeld auch nicht sonderlich gut zu gebrauchen, wenn er stets so unruhig wäre." 
Als hätte der Hengst den leichten Tadel verstanden, schnaubte er noch einmal laut und entspannte sich dann. 
"Eigentlich heißt er Aedán, was an sich schon sehr passend ist. Aber unter meinen Männern ist er mittlerweile nur noch als Cuivre bekannt." beantwortete William dann Joannas Frage. 
Ja, Kupfer war ein wahrlich passender Name für den Fuchs. Solange die Sonne nicht direkt auf sein Fell schien, schimmerte es in einem eher dunklen rotbraun. Sobald das Licht sich jedoch an seinem Fell bracht, schien er regelrecht zu strahlen. 
Und das war nur einer der Gründe, weshalb William bereits bei der Geburt des Hengstes angetan von ihm gewesen war.


Joanna

"Oh, er ist also schüchtern, hätte ich gar nicht vermutet." Sie betrachtete nachdenklich das rötliche Fell des Pferdes und nickte dann. "Ja, ein treffender Name. Kupfer..." 
Einträchtig ritten sie nebeneinander her, zurück in Richtung Burg. Joanna bedauerte es, dass die schönen, unbeschwerten Stunden schon vorbei waren, denn was wartete in der Burg schon. Langeweile, einschläferndes Geplauder und Getratsche. Aber nun hatte sie eine Erinnerung mehr, als der sie sich festhalten konnte, wenn sie ein wenig mehr Licht in ihrem Leben brauchte. 
Schließlich standen sie wieder vor dem Stall und Joanna tätschelte ihrem Wallach noch einmal liebevoll den Hals, ehe sie ihn einem der Stallburschen übergab. Sie sah ihm ein Stück weit unschl+ssig nach, damit sie ihre Gedanken sammeln konnte, denn wie sollte sie sich von William verabschieden? Unsicherheit machte sich in ihr breit, die Angst einen Fehler zu begehen. Und das bei der normalerweise recht selbstbewussten Joanna of Warwick. Sie seufzte leise, ehe sie sich nun wirklich zu ihm umdrehte.


William

"Oh, das Äußere täuscht oftmals über den Charakter hinweg." entgegnete William kraulte den Hengst beinahe liebevoll am Hals. 
Auf dem Rückweg jedoch hing William seinen Gedanken nach, überlegte wie es weitergehen sollte und vor allem könnte. 
Irgendwann entschied er jedoch, dass es keinen Sinn hatte sich jetzt noch weiter den Kopf zu zerbrechen und schob sämtliche Gedanken dieser Art nach hinten. 
Nachdem sie die Burg und somit die Stallungen erreicht hatten, ließ William sich aus dem Sattel gleiten und gab dem Stallburschen, der den Fuchs entgegen nahm noch ein paar verschiedene Anweisungen, die ihn noch den Rest des Tages auf Trab halten würden. 
Nachdem der Stallbursche mit dem Tier verschwunden war, stand William nun Joanna gegenüber und musste lächeln. 
"Da sind wir also wieder in der Wirklichkeit angekommen." stellte er fest und sah sich prüfend im Stall um. Zu seiner Verärgerung war am anderen Ende des Stalls gerade ein Stallbursche damit beschäftigt verschiedene Lederteile zu säubern und sah kurz zu ihnen hinüber. Als der Junge jedoch Williams Blick bemerkte, errötete er und senkte schnell den Blick auf seine Arbeit. 
Mit gerunzelter Stirn sah er wiede zu Joanna hinüber. 
"Ich werde mich nun leider verabschieden müssen, Mylady, die Pflicht ruft." mit einer höflichen Verbeugung, aber einem vielsagenden Lächeln, verabschiedete William sich. 
Er konnte es sich nicht leisten, dass der Stallbursche irgendetwas sah, was nicht der höfischen Etikette entsprach, denn solche Dinge würden sich wie ein Lauffeuer verbreiten und Joanna und ihm nur Ärger bereiten. 
"Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wieder sehen."
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:41 pm

Joanna

Joanna nickte langsam. "Leider ja." Sie hatte sich auch schon gefragt, ob sie das gerade eben geträumt hatte. Ihr Blick folgte seinem und die Reaktion des Stallburschen sprach Bände. Keine Frage, hier war wieder das höfische Leben, das Leben, in dem man stets darauf achten musste, was man sagte oder tat, wenn man nicht ins Gerede kommen wollte. 
"Lasst Euch nicht aufhalten. Ich allerdings hoffe auch auf ein baldiges Wiedersehen. Es war ein sehr angenehmer Ausritt, Mylord." Sie erwiderte verstohlen sein Lächeln und drehte sich dann weg, um den Weg in Richtung Burg einzuschlagen. Im Vorbeigehen streifte sie unauffällig seine Hand, sah aber nicht mehr zurück. 
Joanna hatte sich längst wieder im Griff, so gern sie auch noch mehr Zeit mit ihm verbracht hatte. Sie wusste, woraus es ankam und so begab sie sich unverzüglich in ihre Gemächer. 
Schließlich saß sie umgezogen und mit gelöstem Haar auf ihrem Bett und strich gedankenverloren mit den Fingerkuppen über ihre Lippen. Nein, sie hatte es nicht geträumt. Es war wirklich passiert.


William

Nachdem Joanna verschwunden war, starrte William noch einen Moment lang gedankenverloren auf seine Hand. 
Wenn er es nicht besser wüsste, hätte das alles auch nur ein Traum sein können. Aber da es keiner gewesen war, wusste William, das sich die Realität mit ihren Konsequenzen bald bemerkbar machen würde. 
"Es hilft nichts." murmelte er leise zu sich selbst, gab sich einen Ruck und verließ den Stall. 
Zunächst würde er unbedingt den Earl of Gloucester aufsuchen müssen, um genaueres über dessen Probleme mit Hereford zu erfahren. 
Dann erwartete ihn Henry, danach war es Zeit sich zu Tisch zu begeben und dann schließlich wartete noch ein Stapel Dokumente auf ihn. 
William schüttelte den Kopf und machte sich dann auf den Weg, um Gloucester zu finden.


Joanna

Joanna seufzte leise und ließ sich nach hinten sinken. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Nicht, dass sie es bereute, keinesfalls, es machte die Dinge nur unendlich kompliziert. 
Würde nicht ein Blinder sehen, dass etwas anders war, wenn sie sich wieder vor Zeugen gegenüber standen? 
Nein, es war scheinbar schon bisher offensichtlich gewesen, dass sie immer wieder den Blick zueinander schweifen ließen. Was sollte sich daran geändert haben? 
Joanna schloss die Augen und dachte darüber nach, was sie jetzt bis zum Abend tun sollte. Sie hatte eigentlich nichts zu erledigen. Schließlich fiel ihr etwas ein. 
Sie kniete sich vor ihre schwere Truhe, in der sie ihre wenigen persönlichen Habseligkeiten, abgesehen von ihrer Garderobe, aufbewahrte und kramte darin herum. Schließlich hatte sie den Inhalt gleichmäßig auf dem Boden verteilt, ehe sie fand, was sie gesucht hatte: ein einzelnes Stück Pergament. Es stammte aus dem Kloster und stellte ihren ersten und einzigen Versuch dar, Zeilen aus der Heiligen Schrift ordentlich zu schreiben. Die Nonnen hatten in ihrer Verzweiflung mit ihr feststellen wollen, ob sie wenigstens dafür Talent hatte. Sie wurden enttäuscht...Joanna hatte ständig Fehler gemacht und die Hälfte des Textes hatte man streichen können. Nein, Talent hatte sie wirklich nicht gehabt. Da das kleine Stück des teuren Pergaments ohnehin ziemlich unbrauchbar geworden war, zu oft schon korrigiert worden war und niemand mehr Interesse gezeigt hatte, hatte sie es schließlich eingesteckt.


William

Hatte der Tag eigentlich sehr gut begonnen und seinen kleinen Höhepunkt im Ausritt mit Joanna gehabt, so hatte sie Williams Stimmung nun drastisch verdunkelt. 
Die Neuigkeiten, die er von William of Gloucester gehört hatte, waren in seinen Augen durchaus beunruhigend. Während Henry das Ganze noch als ein "harmloses Geplänkel" abtat, hatte William die böse Ahnung, dass sich noch viel mehr hinter Herefords Aufbegehren versteckte. Er war der Meinung, dass man die Fehde zwischen den beiden Lords nicht vorschnell auf die leichte Schulter nehmen sollte. 
Andererseits ... es sah nicht nur an der Grenze zwischen Gloucestershire und Herefordshire angespannt aus. Das gesamte Reich war immer noch durch immer wieder ausbrechende Konflikte geschüttelt und doch ebbten diese immer wieder ab. 
Vielleicht sollte er einfach nicht den Teufel an die Wand malen und es würde sich alles von selbst wieder entspannen. 
Trotzdem betrat William die große Halle mit einem reichlich mulmigen Gefühl. Und von Hunger konnte an diesem Abend auch kaum die Rede sein.


Joanna

Als Joanna am Abend die Halle betrat, huschte ihr Blick als Erstes zu William hinüber. Er wirkte ein wenig beunruhigt, fand sie, dachte sich aber nichts weiter dabei. Wer wusste schon, mit welchen Dingen er sich wieder herumschlagen musste. 
Ob irgendetwas passiert war? Schließlich gab es ständig Gerüchte um neuen Aufruhr im Land. Es war, wie er gesagt hatte: es würde lange dauern, bis Ruhe einkehrte. 
Sie seufzte leise und bemerkte erst jetzt, dass sie wohl einige Sekunden lang reglos in der Tür gestanden und ihren Gedanken nachgehangen hatte. Der Nachmittag mit William hatte eindeutig nicht dazu beigetragen ihre Träumereien einzuschränken. Im Gegenteil. 
Hastig setzte sie sich in Bewegung und lief möglichst unauffällig durch die Halle auf ihren gewohnten Platz zu.


William

William bemerkte Joanna, die in der Tür stand und sich für einige Augenblicke nicht bewegte. Er warf ihr ein kurzes Lächeln zu, war sich jedoch sicher, dass es nicht allzu überzeugend gewesen war. 
Er musste sich wirklich langsam zusammen reißen. 
"William?" Henrys Stimme riss William völlig unvermittelt aus seinen Gedanken. Auf Grund der Tonlage mit der ihn der König angesprochen hatte, war William sich sicher, dass er bereits das zweite oder dritte Mal angesprochen wurde. 
"Verzeiht, mein König, ich war in Gedanken." entschuldigte er sich hastig und bemühte sich dann sich auf Henry zu konzentrieren. 
Dieser lachte kurz auf. "Das habe ich wohl gemerkt. Nun, ich sagte, dass ich morgen ein neues Pferd aus der Normandie bekomme und ich möchte, dass Ihr es euch anseht." 
William nickte. "Gerne. Lasst mich raten, ein Geschenk der Kaiserin?" 
Henrys Grinsen war Antwort genug und automatisch erhellte sich Williams Stimmung ein wenig.


Joanna

Joanna hatte sein Lächeln bemerkt und fühlte sich gleich viel besser, wenn es auch nicht so offen wie sonst gewesen war. Eher bedrückt. Trotzdem hatte sie weiterhin verstohlen ihren Blick auf ihm ruhen lassen und verbiss sich ein Lachen, als der König William mehrfach ansprach, bis er reagierte. 
Er war eindeutig ganz weit weg mit seinen Gedanken gewesen, wo auch immer. 
Glücklicherweise war ihre geschwätzige Tischnachbarin dem Essen heute fern geblieben und sie musste sich keine lächerlichen Kommentare mehr anhören und auch keine Spekulationen. 
Sie hoffte insgeheim, dass irgendwann einmal ihre Schwester herkommen würde, denn sie vermisste es, irgendeine weibliche Gesellschaft zu haben mit der sie sich wirklich austauschen konnte. Die anderen Hofdamen waren alle so oberflächlich. 
Sie seufzte leise und wandte sich lustlos ihrem Essen zu.


William

Es hatte bis zum frühen Morgen durchgeregnet und erst jetzt verzogen sich die Wolken langsam und ab und an war ein wenig Sonne zu sehen. 
Die Pfützen auf dem Burghof glitzerten im Licht, so als wären sie nicht das Resultat eines anhaltenden Dauerregens, sondern etwas reichlich verlockendes und schön anzusehendes. 
William hatte gerade mit einer Wache auf der Burgmauer gesprochen als man von Weitem bereits einen Reiter in schnellem Tempo auf die Burg zureiten sah. 
Um den Boten unten in Empfang zu nehmen, war William also von der Mauer herunter gestiegen und empfing nun den Reiter, der sein Tier mit einer harten Parade vor ihm zum Stehen brachte und dabei einiges an Matsch hochspitzen ließ. 
"Mylord, eine wichtige Nachricht für den König." erklärte der Bote als er keuchend vom Pferd stieg und William war sich für einen Moment nicht sicher, wer mehr außer Atem war, das Pferd oder sein Reiter. 
"Von wo?" fragte William kurz angebunden und nahm das Pergament entgegen. 
"Hereford, Mylord." 
William biss wütend die Zähne aufeinander bevor er das Pergament entrollte, um es zu lesen.


Joanna

Joanna saß wieder einmal bei den Anderen um der Königin Gesellschaft zu leisten. Heute hatte sie sich auf eine der Fensterbänke geflüchtet, vielmehr lehnte sie daran und blickte hinaus auf den Burghof. Ein Reiter war angekommen, er schien es ziemlich eilig zu haben. 
Und wie sollte es auch anders sein, ausgerechnet William nahm die Botschaft in Empfang. 
Joanna lächelte abwesend in sich hinein und nahm die günstige Gelegenheit wahr, ihn aus der Ferne ein bisschen zu beobachten ohne selbst bemerkt zu werden. 
Die sie umgebenden Damen redeten immer noch ungeniert durcheinander, aber inzwischen hatten sie es aufgegeben sie einbeziehen zu wollen. Joanna war heute besonders abwesend, hatten sie getuschelt, und irgendwie hatten sie damit ja auch recht. 
Sie vertrauten einfach darauf, dass es wieder vergehen würde, wenn sie auch nicht wussten, was sie so beschäftigte.


William

William of Cornwall war reichlich blass im Gesicht als er seine Lektüre beendete. 
"Ich wusste es. Dieser Bastard!" fluchte er dann leise. 
Erst als er das Pergament wieder zusammenrollte wurde ihm bewusst, dass der Bote ihn noch immer abwartend ansah. 
Mit einer harschen Bewegung und einem knappen Dank entließ er den Mann, der sich erschöpft zurück zog und wandte sich zur Burg, um den Hof mit schnellen Schritten zu überqueren. 
Schon als Gloucester von seinen Schwierigkeiten mit dem Earl of Hereford berichtet hatte, war William nicht davon überzeugt gewesen, dass es sich nur um kleine Scharmützel handeln würde. 
Und hier hielt er nun den Beweis in der Hand. 
Hereford hatte sich nun nicht nur gegen seinen Nachbarn gewandt, sondern sich offen gegen den König ausgesprochen. 
Henry hatte jetzt nur noch eine Möglichkeit - Herefords Aufstand im Keim ersticken, bevor dieser möglicherweise noch weitere Teile des Landes mit seinem Gift infizieren und gegen Herny aufbringen konnte.


Joanna

Joanna beobachtete die Szene mit wachsendem Interesse. Selbst aus der Entfernung konnte sie an seinen hektischen Bewegungen sehen, dass es keine gute Kunde war, die der Bote brachte. 
Aber sie konnte ihn nicht fragen und musste wohl abwarten, bis sie irgendetwas erfuhr. Von irgendjemandem... 
Trotzdem machte sich eine Unruhe in ihr breit, die sie sich ganz verstehen konnte. Eine düstere Vorahnung vielleicht? 
Es hatte sicherlich nichts Gutes zu bedeuten, was dort unten geschah, aber war das ein Grund sich gleich zu sorgen? 
Die junge lady schüttelte wegwerfend den Kopf. Nein, sie steigerte sich einmal mehr in etwas hinein. Es war sicherlich alles ganz harmlos. 
Ihre Gedanken huschten zurück zum Ausritt im Wald und schon kehrte das verträumte Lächeln zurück. 
Es war wirklich hoffnungslos sich nicht daran zu erinnern.


William

Nachdem William Henry kurz und knapp informiert hatte, ließ dieser seine Diener sofort nach den Lords schicken, die er unbedingt bei dieser Besprechung dabei haben wollte. Allzu viele waren es nicht, denn die Nachricht sollte sich nicht gleich in der ganzen Burg wie ein Lauffeuer verbreiten. 
William bekam in der Zeit einen anderen Auftrag - er sollte die Königin verständigen. 
Auch wenn Eleonore von Aquitannien nicht ständig den Geschäften ihres Mannes beiwohnte, sie war eine ausgesprochen kluge Frau und Henry schätzte ihre Meinung derweilen sehr. 
Und so stand William nur wenig später vor der Tür ihres Gemaches und wartete darauf, dass ihm der Einlass gewährt wurde. 
Zwar wirkte er noch immer angespannt, doch mittlerweile hatte sein Kopf die Nachricht verarbeitet und nun machte sich William Erziehung und Erfahrung bemerkbar. Während andere in solchen Situationen dazu neigten den Kopf zu verlieren und vorschnell zu handel, schien er selbst in solchen Momenten zu Höchstform aufzulaufen. 
Das war mit ein Grund, weshalb der König so große Stücke auf seinen Cousin hielt. Willam of Cornwall war unbestritten einer von Henrys fähigsten Heerführern.


Joanna

Es klopfte leise und das riss Joanna aus ihren Gedanken. Sie drehte sich zu den Anderen um und schaute ebenso fragend wie die Anderen zur Königin. Eleonore von Aquitanien nickte und machte eine auffordernde Handbewegung. 
Joanna löste sich vom Fenster und ging zur Tür, öffnete sie. Sie war überrascht, William vor sich zu sehen, doch bis auf ein kurzes Lächeln verriet nichts ihre Empfindungen. 
Sie trat zurück um ihn einzulassen. "Mylord." 
Gleich darauf wandte sie sich der Königin zu. "Majestät, William of Cornwall ist hier." 
Die Königin erhob sich und sah ihm entgegen. Was hatte dies wohl zu bedeuten? Auch Joanna war neugierig, was ihn wohl hierher führte. Ob es etwas mit der Botschaft im Hof vorhin zu tun hatte? Vielleicht. Sie würden es vielleicht erfahren. Oder auch nicht, falls er sie einfach bat mitzukommen.


William

William warf Joanna lediglich einen kurzen Blick zu und hoffte, dass seine Augen das Lächeln auf seinen Lippen ersetzten, so dass sie nicht den Eindruck bekam, er würde sie ignorieren. 
Dann trat er an ihr vorbei vor die Königin und kniete kurz vor ihr nieder. 
"Wir haben Nachricht aus Hereford erhalten, meine Königin. Euer Gemahl erbittet Eure umgehende Anwesenheit. Ich soll Euch zu ihm geleiten." 
William bemühte sich seine Stimme ruhig klingen zu lassen und ihr totzdem einen leicht drängenden Ton zu verleihen, der Eleonore von Aquitannien die Dringlichkeit der Sache verdeutlichen sollte. 
Die Königin sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Umgehend? An Eurer Reaktion sehe ich, dass es keine erfreulichen Nachrichten sind, die wir aus Hereford erhalten haben." stellte die Königin fest und maß William mit festem Blick. 
"Ich fürchte Ihr habt Recht." besätigte William knapp. 
Er wollte keine genauen Details verraten, denn sobald die Hofdamen der Königin wussten,was genau Roger FitzMiles verkündet hatte, würde es keine Stunde dauern und die gesamte Burg wusste Bescheid.


Joanna

Joanna begriff. Als die Königin William folgte, sah sieh ihnen beunruhigt nach. Wenn die Anwesenheit der Königin gefordert war, mussten es sehr schlechte Nachrichten sein. Hereford...damit konnte sie nicht viel anfangen. Hatte jemand es in letzter Zeit erwähnt? Nein, sie glaubte nicht. 
Kaum hatte sich die Tür geschlossen, brach das kurzzeitig verstummte Stimmengewirr mit neuer Intensität los. 
Jede spekulierte, jede wollte irgendetwas beizutragen haben oder etwas wissen. Joanna widerstand dem Drang sich die Ohren zuzuhalten und verließ unauffällig den Raum. 
Doch sie ging nicht weit, in einer der Nischen in der Wand stand eine kleine Bank und dort ließ sie sich nieder, die Beine angezogen. Dort war es wenigstens ruhig und niemand störte sie. 
Bis die Königin wiederkam, konnte es dauern und die Unruhe ließ sie nicht los. Sie war besorgt, wenn sie auch selbst nicht wusste, weshalb.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:50 pm

William

William konnte nur mit Mühe verhindert, dass er wie ein Tier im Käfig unruhig auf und ab lief. 
Die Gemüter waren erhitzt und die Diskussion mit unter etwas lauter, doch trotzdem herrschte die einvernehmliche Meinung, dass man FitzMiles umgehend entgegen treten müsse. Nur die Art und Weise war Ursprung der Diskussion. 
Am liebsten wäre Henry selbst sofort aufs Pferd gestiegen und hätte mit seinen Männern dem aufmüpfigen Lord die Stirn geboten. Das stieß jedoch auf allgemeinen Widerspruch. Henrys Leben für so eine 'Kleinigkeit' aufs Spiel zu setzen, war für sämtliche Anwesenden außer dem König selbst, völlig inakzeptabel. 
"Aber wenn ich es nicht selbst tue, wer von Euch wird dem verfluchten Hund dann die Stirn bieten." brauste Henry in diesem Moment auf und William wusste instinktiv worauf das hinauslaufen würde. 
Eine bedrückende Stille trat ein in der William den Blick über die Anwesenden schweifen ließ. Feine Herren waren das. Ideen hatten sie genügend, doch keiner war bereit sie auch umzusetzen. 
Natürlich, es gab keinen Zweifel an ihrer Loyalität und sobald Henry jemanden von ihnen benannt hätte, wäre dieser sofort losgezogen. Aber freiwillig wollte sich keiner der Lords in eine erneute Auseinandersetzung hineinziehen lassen, wenn sie es eben vermeiden konnten. 
William of Gloucester saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Platz und wünschte sich offenbar gerade ganz wo anders hin. Ja, William of Gloucester war wirklich nicht sein Vater. 
Sein Onkel war es damals gewesen, der William dabei unterstützt hatte als dieser sich Mathilda und Henry anschließen wollte. 
William atmete geräuschvoll aus. 
"Ich habe nicht genügend Männer hier." warf er dann in die Runde und allen Anwesenden war klar, dass dies keine Rechtfertigung war, warum er nicht gegen Hereford zog, sondern dass er Truppen einforderte, um das Nötige zu tun.


Joanna

Joanna hatte sich schließlich in den Stall davon gestohlen und hoffte, dass die Pferde eine beruhigende Wirkung auf sie haben würden. Es lag eine unnatürliche Spannung auf der Burg, jeder spürte es und doch wusste niemand, was wirklich los war. Natürlich gab es überall Gerüchte, selbst hier in den Stallungen. Die Stallburschen unterhielten sich alutstark über einen neuen Krieg und Joanna hoffte inständig, dass sie Unrecht hatten. 
Sie hatte Herakles begrüßt wie immer und ihm einen übrig gebliebenen aofel zugesteckt, doch heute zog es sie zu dem großen Fuchs schräg gegenüber. 
Nachdenklich lehnte sie an der Boxenwand und streichte die Nüstern, die sich ihr neugierig entgegenstreckten. 
"Ach Cuivre...wenn ich nur wüsste, was passiert ist.. Es ist beunruhigend, alles scheint stillzustehen, die Luft anzuhalten. Es ist unheimlich. Wenn du doch nur sprechen könntest..."
Wunderbar, Joanna, wenn dir jemand zuhört, hält er dich für völlig verrückt geworden. Jetzt rede ich schon mit einem Pferd über meine Sorgen. 
Sie seufzte leise und streichelte das kupferfarbene Fell des Hengstes. Plötzlich störte sie einer der Stallburschen. "Mylady..", begann er unsicher. "Das ist das Pferd von Lord Cornwall, er wünscht nicht, dass irgendjemand Fremdes sein Pferd anfasst." Joanna hob eine Augenbraue und setzte ihre beste herablassende Miene auf. "So? Ich bin sicher, er wird eine Ausnahme machen. Ich werde seinem Pferd schon nichts tun." "Trotzdem, Mylady, er hat es verboten. Ich werde es ihm sagen müssen." "Dann tu das, wenn du glaubst du musst."


William

William saß schweigend am Tisch und starrte auf die dunkle Holzmaserung vor sich. Da legte sich ihm eine Hand auf die Schulter. 
"Ich sollte dir bei nächster Gelegenheit wirklich einen Titel und Länderein verleihen." murmelte Henry und lehnte sich dann gegen die Tischkante, um seinem Cousin ins Gesicht sehen zu können. 
Mit einem freudlosen Lachen sah William auf. 
"Tu das. Zeit wird es ja langsam. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ich die Kohlen aus dem Feuer holen muss." erwiderte William spöttisch. 
Henry schnaubte. "Du willst mich ja nicht reiten lassen." 
Nun musste William lächeln. "Natürlich nicht. Du bist mein König und ich habe für dein Wohl und das des Reiches zu sorgen." er machte eine kurze Pause und sah Henry nachdenklich an. "Dafür bin ich schließlich da." fügte er dann mit leicht gesengter Stimme hinzu. 
Der König nickte und trat von dem Tisch zurück. 
"Ich würde gerne noch länger hier mit dir verweilen, aber ich muss Männer herbeordern und Vorbereitungen treffen ..." 
"... meine Männer und Vorbereitungen, damit ich so schnell wie möglich aufbrechen kann." William erhob sich und nickte. 
"Ich schätze auch ich muss ein paar Anweisungen verteilen." 
Henry nickte und verließ dann den Raum. William wartete noch einen Moment und genoss die Stille, die ihn umgab. Sobald er durch die Tür gehen würde, würde der Sturm losbrechen und er keine ruhige Minute mehr finden. 
Schließlich riss er sich jedoch zusammen und ging nach draußen. Sein Ziel waren zunächst die Ställe, um zu sehen, wie viele Pferde seiner eigenen Männer einsatzbereit waren.


Joanna  

Irgendwann hatte der Stallbursche sich doch noch verzoegen und sie nicht gerade glücklich zufrieden gelassen. Joanna war bei Cuivre geblieben, obwohl sie deutlich vernahm, wie draußen plötzlich eine ungewohnte Hektik losbrach. Sie strich ein letztes Mal über die samtigen Nüstern und drehte sich dann um - um sich gleich darauf William gegenüber zu sehen, der den Stall betrat. 
Sonderlich glücklich wirkte er nicht, musste sie feststellen. Nach einem kurzen Blick über die Schulter mit dem sie sich vergewisserte, dass sie allein waren, kam sie ein paar Schritte auf ihn zu. 
"Was ist passiert? Etwas..Schlimmes? Es ist plötzlich so viel Unruhe in der Burg." 
Joanna sah ihn fragend an, doch man konnte die Sorge in ihren Augen wohl deutlich erkennen. Es war fast wie im Krieg. Fast wie damals, als Roger zu seiner letzten Schlacht aufgebrochen und nicht mehr zurückgekehrt war. Die Männer in Warwick waren genauso in Unruhe gewesen, dieselbe Hektik hatte geherrscht.


William

William zwang sich zu einem Lächeln als er Joanna gegenüber stand, dann hob er kurz die Hand. 
"Einen Moment, ja." bat er sie und drehte sich dann noch einmal nach einem vorbeihastenden Stallburschen um. 
"He, kontrollier Uriels und Cuivres Ausrüstung. Und sieh zu, dass Uriel bereit ist, es kann sein, dass wir bereits morgen früh aufbrechen und ich will kein Staubkorn auf dem Rappen sehen." herrschte er den Jungen an. 
Er wusste, dass ein einfacher Befehl gereicht hätte, doch so würde der Junge seine Aufgabe noch ernster nehmen. 
Nicht, dass William die Ausrüstug seiner Pferde nicht selbst noch einmal kontrollieren würde - schließlich hing sein Leben davon ab, dass alles in Ordnung war - doch der Junge sollte sich Mühe geben. 
Dann wandte er sich wieder Joanna zu und trat noch etwas näher an sie heran. 
"Das sind nur die ersten stärkeren Winde, bevor morgen früh die Ruhe vor dem Sturm einsetzt." erklärte William und lächelte müde. 
"Ich werde - wenn alles gut geht schon morgen - nach Herefordshire aufbrechen, um Hereford zu belagern und Roger FitzMiles wieder daran zu erinnern, wo seine Treue zu liegen hat."


Joanna  

Joanna schaute ihn an und fühlte sich, als würde sich alles wiederholen. Die Situation war so ähnlich und doch so anders. Sie würde sich Sorgen machen, das wusste sie, sie würde hoffen, dass er unversehrt wieder kam. Aber sie wusste, dass er keine Wahl hatte. Dass er gehen musste. Dass es jemand tun musste, der zufälligerweise er war. Weil er dem König nahe stand, vermutete sie. 
Sie nickte langsam. "Ihr hattet also Recht. Der Krieg ist noch nicht vorbei. Die Unruhen gehen weiter." 
Joanna zögerte einen Moment. Sie wollte ihn nicht von seinen zahlreichen Aufgaben abhalten, aber sie wollte sich verabschieden. Einen Moment lang kaute sie nervös auf ihrer Unterlippe, dann zog sie ihn mit sich in eine der abgelegeneren Ecken des Stalls, was auch nur gelang, da er offenbar keinen Grund sah sich zu sträuben. Dann hätte sie keinerlei Chance gehabt. 
Die junge Frau stand vor ihm, schaute in seine Augen und fasste einen Entschluss. Sie reckte sich und drückte einen raschen, aber sanften Kuss auf seine Lippen. Einen Augenblick lang hielt sie seine Hand fest. "Sei vorsichtig, William." 
Und damit ließ sie ihn stehen um gemessenen Schrittes den Stall zu verlassen.


William   

William schluckte und war für einen Moment wie paralysiert. Er wollte sie festhalten, sie am Gehen hindern, ihr folgen ... irgendetwas tun, damit sie sich jetzt nicht von einander trennten, aber er konnte nicht. 
Das einzige was er konnte, war dastehen und ihren Geschmack auf seinen Lippen nachzukosten. 
Als Joanna aus dem Stall verschwunden war, löste sich seine Starre plötzlich und wie in einer Kurzschlussreaktion eilte er nach draußen und ihr nach. Mit wenigen Schritten hatte er sie bereits eingeholt und lief kurz neben ihr her. 
"Ich möchte Euch morgen früh noch einmal sehen bevor ich losreite, Joanna." murmelte William bevor er wie zufällig ihre Hand berührte und dann weiter eilte. 
Für einen Beobachter hatte es ausgesehen als wäre er lediglich an ihr vorbei gelaufen und hätte kurz zum höflichen Gruß die Schritte verlangsamt. 
Die ganze Zeit seit Eintreffen der Nachricht war William zwar beunruhigt, doch diese Szene hatte sein Herz zum rasen gebracht. 
Gleichzeitig war er wütend auf sich selbst, dass er sich so aus dem Konzept bringen ließ. Das konnte er sich momentan gar nicht leisten.


Joanna  

Joanna hatte den Stall verlassen um nicht doch noch irgendetwas Unbedachtes von sich zu geben. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass er ihr folgen würde. Sie erschrak leicht, als plötzlich eilige Schritte hinter ihr erklangen und einen Moment lang glaubte sie, jemand habe sie beobachtet. Dann aber erkannte sie William und sie nickte ohne zu zögern. "Ich werde zu Cuivre kommen. Kurz vor Sonnenaufgang werde ich da sein.", erwiderte sie noch leise. 
Alles andere würde wohl noch auffälliger sein. Ihre Schritte verlangsamten sich merklich, als sie ihm hinterher sah und der Abstand immer größer wurde. Sie spürte immer noch, wo er ihre Hand berührt hatte und seufzte leise. Worauf ließ sie sich nur immer ein? Es bestand durchaus die Gefahr, dass er nicht zurückkommen würde. 
Und auch den Rest des Tages und auch in einer schlaflosen Nacht weilten ihre Gedanken bei William und bei dem, was ihm bevorstand. Und bevor der Tag anbrach, würde sie bei seinem Hengst auf ihn warten.


William   

Williams Nacht war kurz gewesen und doch fühlte er sich genügend ausgeruht für die Reise die vor ihm lag. Seltsamerweise schlief er vor solch dramatischen Ereignissen immer ausgesprochen erholsam. 
Es war alles 'gut' gegangen und William würde noch am Morgen zusammen mit Gloucester aufbrechen. 
Sie hatten in der kurzen Zeit eine erstaunliche Anzahl von Truppen bereitstellen können und William hoffte nun darauf, dass sich ihnen unterwegs der Earl of Oxford noch mit Verstärkung anschließen würde. Er hatte noch gestern Abend einen Boten voraus geschickt, der Aubrey de Vere informieren sollte. 
William ließ die Schultern kreisen und kontrollierte noch einmal, ob er alles hatte bevor er sein Gemach verließ. 
Das es das letzte Mal sein könnte, dass er dieses Zimmer verließ, fand in seinen Gedanken keinen Platz. Fing man erst einmal an über so etwas nachzudenken wurde man verrückt. 
Und so begab William of Cornwall mit ruhigen Schritten hinunter in die Stallungen, wo er sich vor seiner Abreise noch einmal mit Joanna treffen wollte.


Joanna  

Es war noch nicht wirklich hell gewesen, als Joanna sich auf den Weg zu den Stallungen gemacht hatte. Sie hatte ein schlichtes Kleid angezogen und das Haar zu einem einfachen Zopf zusammen geflochten und stand nun wieder bei Cuivre. Diesmal hatte sie sich allerdings direkt zu dem Hengst hin gewagt. Sie streichelte das rötliche Fell und strich sanft über die weichen Nüstern, während sie flüsterte: "Gib auf ihn acht, Cuivre, ja? Sei wachsam und schnell." 
Gerade als sie wieder auf die Stallgasse heraustrat, hörte sie Schritte kommen und sah einen Augenblick später William durch die Tür treten. Sie empfing ihn mit dem wärmsten Lächeln, zu dem sie in dieser Situation imstande war. 
Was sollte sie noch sagen? Er solle vorsichtig sein und auf sich aufpassen, aber das würde er wohl ohnehin tun. 
"Ich werde an Euch denken, jede Stunde, bis Ihr wiederkehrt." Und für dich und deine Männer beten.


William   

William trat auf Joanna zu und versuchte sich ebenfalls zu einem Lächeln durchzuringen. 
Bis zu diesem Moment hatte er seine Gedanken noch gut ordnen können, doch Joannas Worte brachten ihn nun völlig aus dem Konzept. 
Er atmete geräuschvoll aus und trat dann noch einen Schritt auf sie zu, so dass er direkt vor ihr stand. 
"Und ich an Euch." erwiderte William leise und konnte dann dem Drang nicht wiederstehen Joanna für einen kurzen Kuss an sich zu ziehen. 
"Ich freue mich jetzt bereits auf unseren nächsten Ausritt, Mylady." murmelte er mit scherzendem Unterton in der Stimme. 
Damit versuchte er jedoch nur darüber hinweg zu täuschen, dass ihm der Abschied doch näher ging als er das erwartet hätte. 
Er musste sich unbedingt darüber im Klaren werden, was das hier zu sagen hatte und wohin es vor allem führen sollte. 
Doch jetzt musste er erst einmal einen aufrührerischen Lord in die Knie zwingen. Mal wieder eine Schlacht. Als hätte das Land nicht schon genug Krieg und Auseinandersetzung erleiden müssen.


Joanna  

Joanna schloss einen Moment lang die Augen, als sie wieder seine Lippen auf den ihren spürte. Als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick ernst, obwohl sich auf ihren Lippen ein Lächeln andeutete. "Das tue ich auch, also lasst mich nicht zu lange warten." 
Sie legte die Hand auf seinen Arm. "Ich habe Cuivre gebeten gut auf Euch acht zu geben. Ich denke, er wird sein Bestes geben." 
Joanna brach den Blickkonakt nicht ab und der Moment zog sich in die Länge. Sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr von seinen Augen lösen zu können und ihn in die Fremde gehen zu lassen. In Krieg, Gefahr oder den möglichen Tod. Aber sie musste. Und er musste gehen. 
Ohne weiter nachzudenken legte sie ihre Hand an seine Wange. "Seid vorsichtig und zeigt dem Unruhestifter, wem er die Treue zu halten hat. Ich bin sicher, Ihr werdet es meistern." 
Und damit ließ die junge Frau ihn los und gab ihn frei für seine Mission. Sie konnte nur hoffen, beten und bangen. Doch es würde wohl seine Zeit dauern, bis sie ihn wiedersah.Hoffentlich bald.


William   

"Das werde ich. Für den König, für England ... für den Frieden." William lächelte kurz. 
Dann hauchte er ihr eine kurzen allerletzten Kuss auf die Wange und löste sich dann von ihr.
"Mylady, ich fürchte gleich wird hier der Teufel los sein. Ihr solltet also lieber draußen warten." erklärte er dann und trat einen Schritt zurück. 
Draußen auf dem Hof waren die ersten leisen Geräusche zu hören, die von dem anbrechenden Tag erzählten. 
William sah prüfend von seinem Fuchs zu dem schlanken Rappen in der Nachbarbox. Die Rücken dieser beiden würden in nächster Zeit für ihn wie ein zu Hause sein. 
Während Cuivre noch ruhig an seinen letzten Heuhalmen kaute, spitzte Uriel die Ohren und schnaubte dann kurz. Ganz so als wollte er William dazu drängen endlich aufzubrechen. 
Mit einem Grinsen trat er an den Rappen heran und strich ihm über die dunkle Stirn. 
"Er weiß, dass es gleich los geht." William war sich gar nicht sicher, ob er die Worte tatsächlich an Joanna gerichtet hatte oder ob sie viel mehr für ihn selbst gedacht waren.


Joanna  

Joanna nickte. "Frieden...eine schöne Vorstellung." Sie wusste selbst, dass sie gehen musste, sonst würde man ihr dumme Fragen stellen. "Lebt wohl. Viel Glück." Sie lächelte noch einmal, obwohl ihr danach eigentlich gar nicht zumte war. Vielleicht einfach, damit er sie nicht vergaß. Es war eine Trennung auf unbestimmte Zeit und das würde dieses zarte Band, das sich zwischen ihnen entwickelt hatte, auf eine harte Probe stellen.. 
Sie riss ihren Blick von ihm los und verließ mit raschen Schritten die Stallungen. 
Draußen rannten die ersten Gestalten hektisch über den Burghof hin und her um letzte Vorbereitungen zu treffen. Manch irritierter, neugieriger oder fragender Blick ruhte für Sekunden auf der jungen Lady, die zu so früher Stunde, noch vor Sonnenaufgang, in den Stallungen gewesen war. 
Aber Lady Warwick war schon öfter durch merkwürdiges Verhalten aufgefallen, eigentlich fragte man gar nicht mehr nach, tuschelte höchstens skeptisch oder mitleidig. 
Joanna ließ den Hof schnell hinter sich und als die in ihren Gemächern in ihren Spiegel schaute, blickte ihr ein bleiches Gesicht entgegen, dessen große Augen mit Tränen gefüllt waren. Stell dich nicht so an, Joanna... Und doch wusste sie noch genau, dass an eben so einem Tag ihr Gemahl aufgebrochen und nicht mehr heimgekehrt war, so wenig sie das auch letztendlich wirklich bedauert hatte.


William

Nachdenklich sah William ihr hinterher, bevor er den Kopf schüttelte und seinem Rappen noch einmal über die Nüstern strich. 
Die Betiebsamkeit auf dem Hof schien nun rasch zu steigen und auch die ersten Stallburschen tauchten wieder auf, um die Pferde fertig zu machen. 
William gab einem von ihnen noch einige Anweisungen, dann ließ er den Stall hinter sich. Er wurde nun andernorts erwartet und so bahnte er sich seinen Weg durch das Gedräng, das langsam aber sicher entstand und unterzog dabei alles einem kritischen Blick. 
Es gab zu seiner Zufriedenheit nichts was er zu beanstanden hatte, aber das hatte er auch nicht erwartet. Seine Männer kannten ihre Aufgaben und jeder Handgriff schien zu sitzen. 
Und so war man fast bereits zum Aufbruch als William sich noch einmal zu Henry begab, um von seinem König letzte Anweisungen zu empfangen. 
Seine Linke ruhte auf dem Schwertknauf und William konnte nicht umher festzustellen, dass er das Gewicht der Waffe an seiner Seite beinahe vermisst hatte.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:57 pm

Joanna

Joanna seufzte tief. Unruhig hatte sie ihr Gemach wieder verlassen und sich eines der Fenster gesucht, die zum Burghof hinaus zeigten. Dort stand sie nun und beobachtete das Treiben, ungestört ob der frühen Stunde. 
Pferde wurden herumgeführt, Waffen ein letztes Mal geprüft, Proviant verteilt. Das rote Fell, das unter der aufgehenden Sonne leuchten würde, konnte sie allerdings noch nicht ausmachen. Wahrscheinlich machte William seinem königlichen Cousin noch ein letztes Mal die Aufwartung. 
Die junge Witwe dachte zurück, ungewollt drängten sich Erinnerungen auf. 
Roger hatte seine Rüstung angelegt und das Schwert an seinen Gürtel gehängt, dann war er ein letztes Mal zu seiner jungen Frau gekommen. Ein siegessicheres Lächeln hatte auf seinem scharf geschnittenen Gesicht gelegen. "Nun, meine schöne Joanna, halte einen Becher Wein bereit, ich werde rasch wieder hier sein, es wird ein leichtes sein diese Schwächlinge zu schlagen." Joanna hatte sich ein Lächeln abgerungen. "Da bin ich sicher." Er hatte sie geküsst und sie hatte es über sich ergehen lassen ohne irgendeine Gefühlsregungen zu zeigen. Sie hatte sich in ihr Schicksal gefügt.
Und einige Wochen später kam die Todesbotschaft. Noch heute hatte Joanna manchmal ein schlechtes Gewissen, weil es sie so wenig berührt hatte. Sie hatte es bedauert, weil Roger de Beaumont durchaus anständig zu ihr gewesen war. Nicht mehr. Diesmal allerdings konnte alles anders werden. Sie war nicht die Frau von William of Cornwall, sie wusste nicht einmal genau, was es war, dass sie verband, wie tiefgehend es war und doch war er ihr sehr wichtig geworden. Sie fürchtete um ihn.


William   

Es war ein kurzes Gespräch unter vier Augen gewesen. Was gab es auch noch groß zu sagen? William wusste um seine Aufgabe und Henry, dass er sich auf ihn verlassen konnte wie auf keinen anderen. 
Mit langsamen, aber festem Schritt trat William auf den Hof hinaus und um ihn herum schien es ihm fast so als würde die Welt für einen Sekundenbruchteil inne halten. Nicht lange genug um wirklich aufzufallen, doch ihm jagte es einen leichten Schauer über den Rücken. 
Mit geübtem Blick schätzte er die Lage ein und nickte zufrieden. Die letzten Packpferde wurden fertig beladen und ein Großteil der Männer wartete nur darauf, dass das Zeichen zum Aufbruch kam. 
Der Earl of Gloucester stand neben seinem Pferd und welchelste ein paar Worte mit seinem Knappen, hielt jedoch inne als er William kommen sah. 
Dieser seufzte innerlich, Gloucester sah nicht gerade aus als würde er sich in seiner Haut wohl fühlen. 
"Wir sollten aufbrechen, Mylord." begrüßte William seinen Cousin und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Besser jetzt als später." 
Gloucester nickte und gab seinen Männern ein Zeichen. 
William selbst wandte sich dem Stalljungen zu, der sein Pferd herbei brachte. 
Automatisch strich er Uriel über die Nüstern und nickte dem Stallburschen dankend zu. 
"Geoffrey hat Euren Fuchs als Handpferd, Mylord. Ganz so wie ihr es befahlt." erkärte der Junge überflüssiger Weise, denn Geoffrey war mit seinem Braunen und Williams Fuchs an der Hand nur wenige Meter von ihm entfernt. Er hatte sich für den ersten Teil der Reise bewusst für den schlanken Uriel entschieden. Cuivre sollte seine Kräfte für den direkten Kampf aufbewahren. 
William stieg in den Sattel seines Rappen und gab nun seinen Männern ebenfalls das Zeichen zum Aufsitzen.


Joanna  

Joanna beobachtete weiterhin, was im Burghof vor sich ging. Sie machte Cuivre aus, suchte mit den Augen aber eigentlich den zugehörigen Ritter. Sie entdeckte ihn, als er gerade seinen Rappen bestieg. 
Ein tiefes Seufzen entfloh ihren Lippen, dann hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Doch Joanna rührte sich nicht, blickte weiter aus dem Fenster. "Was betrachtet Ihr da, Mylady?" 
Sie warf nur einen kurzen Blick über die Schulter und erkannte eine der Zofen der Königin, ein eher unscheinbares Mädchen mit glattem, nussbraunem Haar und grauen Augen. Kate, glaubte sie sich zu erinnern. Trotzdem blieben ihre Gedanken nicht lange hier bei Kate. "Einen Ritter...seine Männer...", murmelte sie geistesabwesend und begriff erst mit Verspätung, was sie gerade gesagt hatte. Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen, aber es war ohnehin zu spät. Trotzdem bemühte sie sich um Korrektur. Vielleicht hatte Kate ja nicht genau verstanden, dass sie gerade zugegeben hatte, dass sie jemand Bestimmten beobachtete. "Ich betrachte den Aufbruch der Männer nach Hereford und frage mich, wie viele wiederkommen.", sagte sie dann nüchtern. Sie hörte die Andere ebenfalls leise seufzen. "Das verstehe ich." Offensichtlich war die junge Zofe gar nicht so übel, dachte Joanna bei sich.


William   

William lenkte seinen Hengst an die Seite Gloucesters. Ein letztes Mal ließ er den Blick über die Burg hinter ihnen schweifen. Damit die Menschen hier in Frieden leben konnten, würde ein Teil der Bevölkerung weiter nördlich auf Grund von Herefords Widerstand einiges erleiden müssen. 
Für den König, für England und den Frieden schoss es William erneut durch den Kopf und er konnte vor seinem inneren Augen sehen wie Henry unruhig in der Halle auf und ab lief. Der König war nicht besonders gut darin die Hände in den Schoß zu legen. Und doch hatte er sich Williams Argument geschlagen gegeben, dass ein toter König niemandem nutzen würde. 
Und doch konnte er seinen Cousin verstehen. So ungern er kriegerische Auseinandersetzungen hatte, er wäre auch kaum in der Lage nur tatenlos dazusitzen und auf sein Schicksal zu warten. 
William of Cornwall war beständig von einer inneren Unruhe getrieben, die ihm nicht gestattete sich zurückzulehnen und müßig zu werden, wie andere es taten. 
William sah zu den Fenster etwas weiter oben hinauf und fragte sich, ob er an einem von ihnen tatsächlich eine ihm vertraute Gestalt wahrnehmen konnte oder ob er sich nur etwas einredete. 
Schließlich streifte sein Blick die Männer hinter Gloucester und ihm und im selben Moment wünschte er sich seinen Onkel und nicht seinen Cousin an seine Seite. Sobald es ernst wurde, würden dessen Nerven versagen und die Verantwortung somit allein bei William liegen. 
Die Verantwortung über jeden Schachzug gegen den Earl of Hereford und seine Armee, die Verantwortung Hereford Castle einzunehmen, die Verantwortung über hunderte von Männern und ihr Leben. 
Mit einem Kopfnicken trieb William seinen Hengst nach vorn und gab somit das Zeichen zum Aufbruch.


Joanna  

Joanna schaute zu, wie sich der Zug der bewaffneten Männer und Packpferde in Bewegung setzte, wie sie alle sich von der Burg entfernten und einer gewissermaßen ungewissen Zukunft entgegen ritten. Als sie die ersten Ritter nicht mehr zu erkennen vermochte, wandte sie sich vom Fenster ab - um zu erkennen, dass Kate immer noch da war. 
Wenn diese sich über Joannas Verhalten wunderte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. "Hoffen wir, dass sie alle wiederkommen.", sagte sie schlicht und schaute die junge Frau ihr gegenüber fragend an. "Kommt Ihr mit mir? Ich bin auf dem Weg zur Königin, nachdem sie frisiert ist, gehen wir zur Messe in die Kapelle. Wir sollten Gott um Beistand bitten für unsere Männer." 
Joanna überlegte nicht lange. Jede Ablenkung war gut und so schloss sie sich Kate an. 
Eine Stunde später fand sie sich tatsächlich kniend auf dem kalten Steinboden der Kapelle wieder, in ein stummes Gebet versunken, während der Priester vor den Anwesenden eine Predigt hielt über den Lohn Gottes für Männer, die ihren Mut bewiesen und treu zu ihrem König standen. Doch Joanna hörte gar nicht zu. Sie hatte ihre ganz eigene Bitte.


William   

William setzte sich im Sattel zu recht und beobachtete die Männer um ihn herum. Seit kaum einer Woche belagerten sie Hereford Castle und der Plan war gewesen, dass sie die Burg heute einnehmen würden, da der Wiederstand rapide gesunken war. 
Nun war vor einer halben Stunde jedoch eine Nachricht eingetroffen, laut der Earl of Worcester mit einen Männern auf dem Weg hier her war - und das um die Belagerten zu unterstützen. 
Die Entscheidung war schnell gefallen, sie würden zuerst Worcester entgegen treten bevor sie Hereford Castle einnahmen. Andernsfalls würden sie sich selbst auf eine Belagerung einstellen müssen und das konnten sie sich nicht leisten. 
William nahm die Zügel seines Hengstes auf und trieb Cuivre an, um zu Aubrey de Vere aufzuschliessen. Der Earl of Oxford war seiner Bitte gefolgt und hatte sich ihnen angeschlossen. 
"Es wird nicht mehr lange dauern." begrüßte de Vere William mit ernstem Blick als er neben ihm anhielt. 
"Die Männer sind bereit. Soll dieser Hund doch ruhig kommen." brummte William.


Joanna  

Knapp eine Woche waren die Männer nun fort und es gab nicht mehr als die Nachricht, dass sie Hereford Castle belagerten. Joanna hatte inzwischen Freundschaft mit Kate geschlossen, die ihr so ab und an Gesellschaft leistete. Wenigstens ganz allein war sie nicht mehr und die Ablenkung tat ihr gut, so dachte sie wenigstens nicht die ganze Zeit über das nach, was sich in Hereford abspielte. Sie machte sich Sorgen und dachte oft an William, eigentlich öfter, als ihr lieb war. Wo sollte das nur hinführen? 
"Joanna..." 
"Hm? Oh entschuldige, Kate." Die Andere seufzte leise. "Wo warst du nur schon wieder mit deinen Gedanken?" Joanna lächelte entschuldigend. "Wo wohl..." Kate gab es auf. Sie hatte schon von Anfang an akzeptiert, dass ihre neue Freundin manchmal in Gedanken versank und höfischer Unterhaltung nicht viel abgewinnen konnte. 
Joanna ihrerseits war dafür dankbar. Sie hatte Kate gern und endlich jemanden zum Reden, der nicht alles weitertratschte. Das tat ihr gut und sie fühlte sich besser damit. Sie war nicht mehr ganz so einsam, jetzt, wo William auch noch fort war.


William   

Es war reichlich dumm von Roger FitzMiles sich mit einigen seiner Männer aus der Burg zu wagen als Worcester eingetroffen war. Und dennoch musste William dem Earl of Hereford einen gewissen Respekt zollen, denn in Eintreffen hatte für eine Ablenkung gesorgt. 
Die Kämpfe waren im vollen Gange, doch William war zuversichtlich, seine Männer gewannen nach und nach die Oberhand. 
Er selbst hatte den Earl of Hereford in der Menge erspäht und lenkte Cuivre nun durch die Menge direkt auf ihn zu. 
"FitzMiles!" brüllte er gegen den Sturm der Kampfgeräusche an und sein Gegner wandte sich zu ihm um, obwohl William sich nicht ganz sicher war, ob er ihn wirklich gehört hatte. 
William fasste sein Schwert fester als FitzMiles sein Pferd auf ihn zutrieb. 
Er hob die Klinge bereit seinen Gegner würdig zu empfangen und im nächsten Augenblick traf der Stahl geräuschvoll aufeinander.


Joanna  

Zwei weitere Wochen waren vergangen und man erwartete die ausgezogenen Soldaten bald zurück. Sie hatten gesiegt, aber wie bei nahezu jedem Kampf gab es auch Tote und Verletzte. Wer dazu gehörte, konnte man noch nicht sagen. 
Joanna wurde von neuer Unruhe umgetrieben. Angst hatte sich mehr denn je in ihr breit gemacht. Angst, unter den Toten jemand Bestimmten zu finden. Das war vielleicht lächerlich, aber sie vermisste ihn. Wenn sie sich das auch nicht erklären konnte, übermäßig oft hatten sie sich nicht gesehen. 
Endlich brachte ein Bote die ersehnte Nachricht, dass die Ritter in einigen Stunden ankommen würden. 
Alles wurde vorbereitet und gleich war wieder hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Auch Joanna blieb davon nicht verschont. Sie wurde immer nervöser, warf immer wieder Blicke aus dem Fenster. 
Wie sie allerdings reagieren würde, wenn ihre Befürchtungen sich bestätigten, wusste sie nicht. Offiziell verband sie schließlich nichts mit William of Cornwall. Allerdings musste sie nun erst einmal abwarten. Abwarten und hoffen.


William   

William fror erbärmlich und das obwohl er schon zwei Decken zusätzlich um seinen Oberkörper geschlungen hatte. 
Geoffrey war ein Stück nach vorne geritten, um irgendetwas zu erledigen und William hatte die Gelegenheit genutzt und sich nach vorne zu setzen. Sofern es nach seinem Wachhund ging, dürfte William sich nicht von seinem Lager erheben. Ginge es nach William, würde er bereits wieder auf dem Pferd sitzen. 
Wobei er genau wusste, dass er dazu nicht in der Lage war. Allein sich hinzusetzen war eine Anstrengung gewesen mit der William nicht gerechnet hatte. 
Er sah auf seine Hand hinunter und registrierte unwillig das Zittern, dass seine Finger erfasst hatte. William versuchte sich zu konzentrieren, war aber nicht in er Lage das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. 
Er atmete geräuschvoll aus und musste anfangen zu husten. Der Mann neben ihm sah beunruhigt zu ihm hinüber. 
"Mylord, solltet ihr euch nicht besser wieder hinlegen? Euer Fieber ist seit gestern deutlich gestiegen, ihr solltet Euch ausruhen." murmelte der Mann besorgt. 
William schnaubte. "Ich sollte dort vorne auf meinem Pferd sitzen und meine Männer nach Hause bringen. Das ist es, was ich machen sollte." brummte William, wusste jedoch, dass der Mann recht hatte. Besonders da sich neben den Schmerzen an die er sich fast schon gewöhnt hatte nun auch wieder pochende Kopfschmerzen hinter seiner Schläfe breit machten.


Joanna

Joanna hielt diese Ungewissheit langsam nicht mehr aus. Gerade hatte sie noch wieder einmal in der Kapelle gekniet um ein wenig Ruhe in einem Gebet zu finden, es einfach versucht, wenngleich auch erfolglos. 
Nun allerdings machte sie sich auf den Weg zu den Stallungen. Vielleicht konnten die Pferde sie beruhigen. In den letzten Tagen war sie nicht so aufgekratzt gewesen, die Nervosität hatte sich erst verstärkt, als die Nachricht von der baldigen Ankunft der Sieger eingetroffen war. 
Sie war bei der Königin gewesen und hatte Mühe gehabt ihre Erleichterung, aber auch ihre Sorge angemessen zu verbergen. 
Joanna hatte den Burghof überquert und war nun im Stall angekommen. Sie betrat Herakles' Box und streichelte sanft den grauen Hals des Pferdes, lauschte dem Schnauben und Kauen der anderen Tiere, dem ruhigen Atmen. Unwillkürlich glitt ihr Blick hinüber zu der leeren Box schräg gegenüber. Cuivres Box...Sie seufzte schwer. Hoffentlich brachte er seinen Reiter unversehrt zurück. Die junge Frau streichelte die weichen Nüstern. Manchmal müsste man Pferd sein können...


William   

William hatte gerade noch lange genug durchgehalten, um ihr Ziel am Horizont auftauchen zu sehen. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen als er die Burg in der Ferne ausmachen konnte. 
"Nun ist es wohl Zeit." murmelte er und schleppte sich mit Mühe wieder nach hinten, wo ein provisorisches Lager für ihn errichtet war. 
Kaum hatte er sich wieder hingelegt wurde er erneut von einem Hustenanfall geschüttelt, der seine Brust nun auch von innen peinigte. 
Nachdem der Anfall nachgelassen hatte, zog er noch eine Decke über sich und schloss erschöpft die Augen. 
Er wünschte, dass der Schmerz wenigstens mit dem Schlaf nachlassen würde, doch das Fieber sorgte dafür, dass er selbst im Schlaf keine Ruhe fand. 
Es wurde Zeit, dass sie ihr Ziel erreichen. William fuhr sich mit der zitternden Hand über den Verband an seinem Oberkörper. Als er die Augen noch einmal öffnete und sich seine Finger besaß, musste er feststellen, dass sie etwas rötlich verfärbt hatten - der Verband musste also dringend wieder gewechselt werden. 
Mit einem letzten Seufzen schloss er wieder die Augen und versuchte auf dem letzten Stück Weg noch etwas Schlaf zu bekommen.


Joanna  

Eine ganze Weile später, als Joanna gerade die Stallungen verließ, konnte sie endlich die ersten Ankämmlinge am Horizont sehen. Wie erstarrt blieb sie stehen, beobachtete einfach nur, in banger Erwartung. Sie stand auch noch da, als sich der Burghof immer mehr mit Menschen füllte. Einige Soldaten hatte Verbände um Arme oder Beine gewickelt, aber niemand schien ernstlich verletzt. 
Dann aber entdeckte sie Cuivre und Uriel. Geoffrey hatte Cuivre am Zügel bei sich, Uriel lief hinter einem der Trosswagen her. Joannas Augen weiteten sich erschrocken und sie fühlte sich, als greife eine Hand aus Eis nach ihrem Herzen. Immer hektischer suchte sie mit den Augen die ankommenden Reiter ab. Wo war William, wenn er keines seiner Pferde ritt? 
War er verletzt? Damit er sich davon abhalten ließ zu reiten, musste er sehr verletzt sein. Oder war er gefallen? Hatte er wirklich auf dieser Mission für König und Heimatland den Tod gefunden? Das durfte einfach nicht sein. 
"William..." Ihre Lippen formten tonlos seinen Namen. Wieder ließ sie ihren Blick schweifen. Er war nicht da...


William   

William lächelte müde als er bemerkte, dass sich die Geräusche, die die Pferde verursachten verändert hatten. Er öffnete die Augen und wurde bestätigt. Sie waren da. 
Sie waren wieder zu Hause. 
Er stützte sich auf die Ellenbogen und wollte sich hochdrücken, musste das Unterfangen jedoch mit einem Stöhnen wieder aufgeben. 
"Verflucht. Wo zum Teufel ist Geoffrey, wenn ich ihn brauche?" murrte er leise und ergab sie seinem Schicksal zu warten. 
Es dauerte dann aber nicht lange, da tauchte sein Wachhund wieder auf. 
"Da bist du ja endlich." brummte William verdrossen und ließ sich von Geoffrey aufhelfen. 
"Verzeiht, Mylord, ich ..." 
William unterbrach ihn mit einem unwilligen Brummen. Er wollte keine Entschuldigungen hören. Zumindest nicht von Geoffrey. 
"Weißt du, mein Freund, ich komme mir vor wie ein alter Mann. Ich kann kaum einen Schritt alleine machen." murmelte William mit einem schiefen Lächeln als er mit Geoffreys Hilfe von dem Wagen stieg und sich Richtung Burg wandte. 
Sein Blick huschte über seine Männer, die nach und nach von ihren Pferden stiegen und begannen die Wagen und Packpferde abzuladen. Überall herrschte rege Betriebsamkeit. Doch plötzlich war es als hielten alle kurz inne und noch bevor William ihn sah, wusste er, dass Henry gerade den Hof betreten hatte.


Joanna

Joanna biss sich auf die Unterlippe und machte einen unschlüssigen Schritt weiter in Richtung freie Fläche, wo nun viele Pferde und Soldaten standen und liefen, alle erleichtert, heil zuhause angekommen zu sein. 
Und dann sah sie ihn. Eine Welle von Erleichterung überflutete sie, als sie ihn erkannte. Er lebte! 
Doch ihre Euphorie erhielt jäh einen Dämpfer, als sie erkannte, dass er sich schwer auf Geoffrey stützte und nur langsam vorankam. Er wirkte blass, so wie sie das aus der Ferne beurteilen konnte. 
Eigentlich konnte sie nicht einfach zu ihm gehen, das verstieß gegen alle Regeln. Aber war das jetzt nicht völlig egal? 
Eine Weile hatte sie noch gezögert und sich dann zaghaft in Bewegung gesetzt. Einige Schritte nur trugen sie in Richtung der Männer. "William..." Diesmal sprach sie es laut aus, aber doch mehr zu sich selbst. Niemand würde es wohl gehört haben. 
Schließlich aber blieb Joanna abrupt stehen. Es trennten sie noch einige Meter von William und seinem Begleiter, da entdeckte sie den König. Er schritt aufrecht wie immer durch das Gewühl seiner Männer, jeder machte ihm Platz. Aber er wirkte erleichtert. Noch...
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Jan 01, 2013 11:59 pm

William

William hatte Mühe sich halbwegs aufrecht an Geoffreys Seite zu halten und somit gab er es auf sich umzusehen und konzentrierte sich nur auf sein Ziel - Henry. 
Der König bahnte sich seinen Weg durch die Männer und gerade als William aufsah, entdeckte ihn sein Cousin. Bisher hatte Henry noch eine zuversichtliche Miene zur Schau getragen. Die Verluste die sie erlitten hatten waren äußerst gering. Verletzungen gab es viele, doch wenige schwere. 
Doch als Henrys Blick auf William fiel wurde er blaß. William wäre jeder Wette eingegangen, dass der König gerade nicht sehr viel besser aussah als er selbst und der Gedanke ließ ihn lächeln. 
Er riss sich zusammen als Henry seine Schritte beschleunigte und auf ihn zu kam. 
"Mein Gott, William, was ist passiert?" raunte Henry als er vor William zum Stehen kam. 
William gelang ein kurzes Grinsen. "Mit Verlaub, eine herzlich dumme Frage, mein König. Aber sei beruhigt, meinem Gegner geht es schlechter." 
Kaum hatte er seine Worte beendet, da ergriff ihn erneut ein Hustenanfall und William griff sich mit der Hand an die schmerzende Brust. 
Henry maß ihn mit besorgtem Blick und trat dann kurz entschlossen neben ihn und löste Geoffrey in seiner Aufgabe ab. 
"Das ist aber nicht besonders königlich, Henry." murmelte William.


Joanna  

Die junge Lady wusste nicht mehr, wie sie sich verhalten sollte. So gerne hätte sie die Distanz geschlossen und mit ihm gesprochen. Aber jetzt war der König an seiner Seite und die Hemmungen alle Regeln über den Haufen zu werfen wurden größer. Denn hatte sie ihn auch sehr gern, sie war nicht seine Frau. Was für ein Recht hatte sie schon, sich Sorgen zu machen? 
Unentschlossen stand sie da und ließ ihn nicht aus den Augen. 
Als er schließlich begann zu husten und sich darunter leicht krümmte, die Schmerzen offensichtlich wurde, die er litt, gab das den Ausschlag. Ihr Verstand schaltete regelrecht aus und ihr Naturell übernahm die Oberhand. Ohne weiter zu zögern setzte sich Joanna in Bewegung und blieb vor den Männern stehen, nachdem sie - nicht ganz alles vergessend - dem König ihren Repekt erwiesen hatte. Ihre Augen leuchteten auf. 
"Ich bin so froh, dass Ihr am Leben seid.", sagte sie nur. Gerne hätte sie die Hand an seine fiebrige Wange gelegt, doch das wagte sie dann doch nicht. Nicht jetzt. Eines konnte sie sich aber nicht verkneifen und ihre Augen verdunkelten sich vor Sorge eine Nuance. "Sehr schlimm?"


William   

William musste lächeln als Joanna vor ihm auftauchte. Er hatte sie vorher noch nicht entdeckt und war umso erfreuter, dass sie hier war. 
"Ich habe mich nie besser gefühlt, meine Liebe." erwiderte er schwer atmend, jedoch mit einem Grinsen auf den Lippen. 
Dann ergriff er ihre Hand, um ihr einen höflichen Handkuss zu geben. 
"Mylady, Ihr müsst mich für den Moment entschuldigen. Ich fürchte, dass ich nicht mehr allzu lange stehen kann." ergänzte er dann höflich. 
Er sprach die Wahrheit. Seine Beine fühlten sich nicht gerade danach an als würden sie ihn noch lange tragen wollen und automatisch verstärkte er seinen Griff, um Henrys Schulter. 
Dieser maß ihn erneut mit einem Blick, der nicht nur besorgt, sondern mittlerweile auch tadelnd wirkte. 
"Du musst ins Bett." brummte er, sah mit suchendem Blick nach vorne und rief einen seiner Diener herbei. 
"Sie zu, dass das Feuer warm und das Bett bereit ist. Außerdem stell etwas zu Essen und Trinken bereit. Und schick verflucht nochmal endlich nach dem Arzt." befahl Henry mit herrischer Stimme und der Diener beeilte sich, die Befehle zu befolgen. 
Als Henry William mit einem Blick bedeutete, dass er hier nicht noch länger mit ihm stehen bleiben würde, nickte William und gab sich die Größe Mühe seine Kräfte noch einmal zu mobilisieren. 
"Besucht mich doch, ja?" wandte er sich noch einmal leise an Joanna, bevor er auf seinen Cousin gestützt auf die Burg zusteuerte.


Joanna  

Joanna war verwundert, dass er immer noch in der Lage war zu grinsen und trockene Kommentare abzugeben. "Dann möchte ich aber nicht wissen, wie Ihr Euch fühlt, wenn es Euch wirklich schlecht geht, Mylord.", erwiderte sie leise. Sie registrierte schließlich, dass sie ihn davon abhielt sich auszuruhen und schenkte ihm ein letztes Lächeln. "Das werde ich tun.", sagte sie dann und schaute ihm einen Moment lang nach. 
Dann wandte sie sich ab und schlenderte gedankenverloren davon, in Richtung Gärten. Sie fühlte nur Dankbarkeit und Erleichterung, dass er nicht gefallen war, dass er lebte, dass er zurückgekommen war. 
Sie wusste allerdings nicht, wie schwer er wirklich verwundet war und ob diese Verletzung ihm nicht doch noch gefährlich werden konnte. 
Sie machte sich trotzdem Sorgen, schließlich hatte er wirklich nicht gut ausgesehen, aber sie wenigstens von der Angst erlöst, er könnte in dieser Schlacht fallen und sie ihn nie wieder sehen. 
Seufzend ließ sie sich auf einer der niedrigen Mauern nieder und blickte in den von Wolken verhangenen Himmel. Ja, sie würde ihn besuchen...bald.


William   

William biss die Zähne aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten, um nicht laut aufzustöhnen. 
Er lag auf dem Bett in seinem Gemach und hielt die Augen geschlossen, während der Arzt sich der Wunde auf seinem Oberkörper widmete. 
Der Schnitt an seinem Bein war schnell versorgt gewesen und schien nach Aussage des Arztes bereits zu heilen. Doch der große Riss, der sich quer über Williams Oberkörper zog, war eine ganz andere Sache. 
Als der Arzt eine kurze Pause machte, um ein neues Tuch zu nehmen, öffnete William die Augen und sah zu Henry, der neben seinem Bett saß und mit ernster Miene und düsterem Blick auf ihn hinab sah. 
"Sag mir, wie schlimm ist es?" fragte er seinen Cousin und wusste dabei genau, dass er sowieso keine ehrliche Antwort erhalten würde. 
"William, du solltest dich ausruhen. Du ..." 
"Ich habe nicht wissen wollen, was ich tun soll, sondern wie schlimm es aussieht?" unterbrach er Henry. 
Dieser wechselte einen kurzen Blick mit dem Arzt, der sich gerade wieder über William beugte. 
"Du wirst schon wieder gesund." murmelte Henry und legte William die Hand auf den Arm. Der König klang dabei jedoch eher so als müsse er sich selbst diese Antwort einreden. 
"Ich ..." begann William, brach jedoch ab als ein erneuter Schmerz durch seinen Körper jagte als der Arzt seine Tätgkeit wieder aufnahm.


Joanna  

Inzwischen saß Joanna wieder auf ihrem Bett, den Kopf an das obere Ende gelehnt, den Blick ins Leere gerichtet. Sie dachte an nichts Bestimmtes, ließ ihre Gedanken einfach schweifen. 
Erst ein Klopfen riss sie aus diesem Dämmerzustand heraus und kurz danach ließ sich Kate am Fußende ihres Bettes nieder. Die junge Zofe hatte von Anfang an durchschaut, dass Joanna jemanden aus dem Trupp der Soldaten, die nach Hereford gezogen waren, besonders gern hatte. Sie hatte nicht weiter nachgefragt. Jetzt aber hatte sie den nachdenklichen Ausdruck bemerkt, der sich auf dem Gesicht ihrer Freundin ausgebreitet hatte. 
"Und, ist er zurückgekommen?" Joanna sah auf und strich sich eine Strähne ihres kupferfarbenen Haares zurück. 
"Ja, er lebt. Aber er ist verletzt, es geht ihm nicht gut. Und ich weiß nicht, wie schlimm die Verletzung ist. Wenn er doch noch stirbt..." 
Kate schüttelte den Kopf. "Sieh nicht alles so schwarz, hab Hoffnung." Joanna seufzte leise. "Du hast ja Recht. Ich werde morgen nachsehen, wie es ihm geht."


William   

Wann immer William aufgewacht war, hatte Henry an seinem Bett gesessen. Und irgendwann hatte er begonnen sich zu fragen, ob er einfach nur so kurze Zeit einschlief oder ob sein Cousin tatsächlich so lange bei ihm wachte. William hatte jedoch nicht die Kraft ihn danach zu fragen und so verschob er es auf später. 
Irgendwann verabschiedete sich Henry jedoch und Geoffrey setzte sich in den Sessel am Feuer und übernahm wieder die Wächterrolle. 
Als William nun erneut erwachte, kratzte sein Hals so stark als hätte er seit Tagen nichts getrunken. Er drehte den Kopf und stellte fest, dass es draußen stockfinster war und Geoffrey nun mit einer Decke in dem Sessel saß und schlief. 
Eine treuere Seele habe ich auch noch nicht getroffen. schoss es William durch den Kopf. 
Im nächsten Augenblick musste er husten. Entweder war es tatsächlich so laut oder Geoffrey hatte einen ziemlich leichten Schlaf, denn er schlug unvermittelt die Augen auf und sah zu William hinüber. 
"Geoffrey, hast du etwas Wasser?" brachte William mit katzender Stimme hervor und versuchte den Kopf etwas zu heben, scheiterte jedoch kläglich. 
Geoffrey nickte und beeilte sich aufzustehen und seinem Herren Wasser zu reichen. Auch wechselte er das nasse Tuch, das auf Williams Stirn lag und den hoffnungslosen Kampf gegen das Fieber kämpfte.


Joanna  

Am nächsten Morgen hatte Joanna es nach einer nicht gerade erholsamen Nacht nicht mehr ausgehalten. Sobald sie einigermaßen präsentierfähig war, indem sie ihr Haar gebändigt hatte, hatte sie sich auf den Weg gemacht um nach William of Cornwall zu sehen. Sie hatte rasch die richtigen Gemächer gefunden, nachdem sie eine der Dienerinnen gefragt hatte, doch nun stand sie seit einigen Minuten unschlüssig vor der Tür. Wer auch immer bei ihm war, würde sicher fragen, was sie hier zu suchen hatte. Doch was sollte sie antworten? 
Schließlich gab sie sich einen Ruck, klopfte leise und schlüpfte durch die Tür. Geoffrey, jener Mann, der sie beim Ausritt damals zurück zur Burg begleitet hatte, saß in einem Sessel neben dem Bett, in dem William lag, und schaute sie fragend an. Sie hatte ihn wohl geweckt. Joannas Blick glitt über die liegende Gestalt und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er sah wirklich nicht gut aus. Ziemlich krank, um genau zu sein. Offensichtlich war die Verletzung schwerwiegender, als es gestern den Anschein gehabt hatte. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Sprache wiederfand und ihren Blick auf Geoffrey richtete. "Ich wollte nur nach ihm sehen...", sagte sie leise. Er schien nicht genau zu wissen, wie er reagieren sollte. Joanna nutzte dieses Zögern, wandte sich ab und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante, legte eine Hand auf den fieberheißen gegenpart Williams und betrachtete besorgt sein Gesicht. Sie konnte wohl nicht viel tun, über Heilkunst wusste sie kaum etwas, aber sie konnte hier sein. Wenigstens ein paar Minuten, und das war besser als in ihren Gemächern zu sitzen und sich ungewissen Gedankengängen hinzugeben.


William   

William musste ein paar mal blinzeln, bevor er Joanna an seinem Bett erkannte. Dann jedoch breitete sich ein müdes, aber erfreutes Lächeln auf seinen Lippen aus. 
"Mylady, es freut mich, dass Ihr den Weg an das Bett eines Kranken gefunden habt." murmelte er, klang dabei jedoch nicht annähernd so belustigt, wie es die Absicht gewesen war. Aber seine raue Stimme verhinderte solche Bemühungen gänzlich. 
"Möchtet Ihr etwas Wein? Geoffrey will mir zwar keinen geben, aber Ihr bekommt sicher welchen ..." er hätte am liebsten weiter gesprochen, fühlte sich dann jedoch zu müde, um noch mehr zu sagen und begnügte sich damit Joanna anzusehen. 
Seit er sich gestern ins Bett gelegt hatte, fühlte er sich noch schlechter als vorher. Es kam ihm so vor als würden seine Verletzungen erst jetzt richtig anfangen ihm zuzusetzen. 
Als man ihn schlafend wähnte, hatte der Arzt zu Henry gesagt, dass es nicht ungewöhnlich war. Die Reise über hatte William sich durch die Aufregung der zurückliegenden Tage und seine Willenskraft aufrecht halten können, dadurch aber jegliche Kraftreserven aufgebraucht. 
Wichtig ist, dass er das Fieber möglichst schnell übersteht. Wenn nicht, weiß ich nicht, wie viel ich für ihn tun kann, Mylord 
Die Worte des Arztes hallten mit bedrohlichem Unterton in Williams Kopf nach.


Joanna  

Joanna lächelte leicht. Selbst jetzt noch war er bemüht, die Fassade aufrecht zu erhalten und zu sein wie immer. Aber es war eben nicht wie immer. Sie schüttelte leicht den Kopf. 
"Ich sagte doch, ich käme Euch besuchen. Aber nein, ich möchte keinen Wein. Ich bin hier um nach Euch zu sehen, nicht um zu trinken. Ihr aber solltet Eure Kräfte schonen. Ihr müsst mir nichts vorspielen." 
Sie zögerte einen Moment, dann legte sie einen Lidschlag lang ihre andere kühle Hand an seine Wange. Es war ohnehin nur Geoffrey hier und der stand treu zu seinem Herrn. 
Joanna ließ sich nichts anmerken, aber sie erschrak darüber, wie sehr er doch im Fieber glühte. Ihr besorgter Blick huschte zu dem zweiten Anwesenden hinüber, der ihren Blick einen Moment lang erwiderte, ihn dann aber senkte. Das genügte ihr. Es stand wohl wirklich nicht gut. 
Sie seufzte lautlos, als sie spürte, dass ihr Herzschlag sich über dieser Erkenntnis beschleunigt hatte. Keine Frage, sie hatte Angst um ihn. 
"Ihr solltet schlafen, William. Es zumindest versuchen. Wenn Ihr möchtet, bleibe ich hier.", sagte sie dann sanft.


William   

William verzog das Gesicht. "Wie kommt es, dass mir jeder zum Schlafen rät?" murmelte er, schloss dann jedoch kurz die Augen. 
Obwohl er die ganze Zeit über geschlafen hatte, fühlte er sich immer noch unendlich müde. 
Dann öffnete er die Augen erneut und sah Joanna einen Augenblick lang an. Frustiert bemerkte er, dass er sich ziemlich konzentrieren musste, um ihr Gesicht fokusieren zu können. Das Fieber und die Müdigkeit trübten seinen Blick erheblich. 
"Wenn es Euch nicht langweilt mir beim Schlafen zuzusehen, gerne." anwortete William dann müde und drehte sich zu Geoffrey. 
"Wann wollte der Arzt wieder kommen?" nicht, dass William grade so etwas wie Zeitgefühl besaß. Geoffrey hätte ihm sonst etwas erzählen können und William würde nicht in der Lage sein zu beurteilen wie lange es tatsächlich dauerte. 
"Heute Mittag. Er will wieder den Verband wechseln ..." erklärte Geoffrey und ließ an seiner Stimme erkennen, dass er dieses Unterfangen scheinbar überflüssig fand. 
Aber bevor er noch etwas sagte, stand er auf, nahm das Tuch von Williams Stirn und tauchte es erneut ins Wasser - so wie er es in den vergangenen Stunden bereits dutzende Male gemacht haben musste.


Joanna  

Joanna lachte leise. "Wenn es Euch jeder rät, wird wohl etwas Wahres daran sein, meint Ihr nicht? Es wird Euch helfen." Nachdenklich betrachtete sie sein Gesicht und wieder brach sich ein Lächeln die Bahn. "Nein, ich glaube nicht. Und falls doch ist ja immer noch Euer treuer Ritter hier um sich mit mir zu unterhalten." Nicht, dass sie das vorhatte. Sie sagte das nur so dahin. Aufmerksam hörte sie auf den Tonfall in Geoffreys Stimme und fand, dass er nicht sehr hoffnungsvoll klang. Sie selbst würde wohl verschwinden müssen, bevor der Arzt kam, denn dieser würde ihre Anwesenheit bei der Versorgung seines Patienten kaum gestatten. Was aber nicht hieß, dass sie nicht danach wieder kommen konnte. Mittag...bis dahin waren es noch ein paar Stunden und die sollte William wohl dazu nutzen sich auszuruhen und Kräfte zu sammeln für seinen Kampf gegen das Fieber. 
Sanft streichelten ihre Fingerspitzen über seinen Handrücken, ohne dass sie es überhaupt wirklich bemerkte. Ihre Stimme aber war erstaunlich ruhig. "Ruht, William. Ihr braucht alle Kraft, die Ihr sammeln könnt. Schließlich..." Sie lächelte ein wenig breiter. "...brauche ich doch vielleicht wieder einen Beschützer bei der nächsten Jagd oder beim nächsten Ausritt."


William

William musste lachen, was jedoch sehr schnell in einen Hustenanfall überging. Während des Hustens war sich William nie sicher, was tatsächlich mehr weh tat, seine strapazierten Lungen oder die Wunde auf seiner Brust, die sich bei jedem Husten schmerzhaft spannte. 
Als der Anfall schließlich vorüber war, ließ William den Kopf erschöpft in die Kissen sinken. 
Prompt fing er den tadelnden Blick Geoffreys auf. 
"Oh, Geoffrey, ich bitte dich. Sieh mich nicht so an." brummte er darauf und sah dann mit einem entschuldigenden Lächeln zu Joanna. 
Auf mehr verzichtete er jedoch und begnügte sich damit Joanna noch etwas anzusehen bevor er einschlief. 
Eigentlich war er es jetzt schon leid. Das ewige im Bett liegen und sich nicht rühren dürfen. Er wollte aufstehen und durch die Gegend laufen. 
Aber er wusste genau, dass er das nicht konnte. Nicht solange er ständig müde war und seine Brust bei jeder noch so kleinen Bewegung brannte wie Feuer. 
Und so blieb ihm nichts weiter als der unruhige Schlaf in den er jedes Mal fiel, kaum das er die Augen geschlossen hatte.


Joanna  

Joanna seufzte leise. Sie verspürte den Anflug eines schlechten Gewissens. Sicherlich, sie hatte ihn zum Lachen gebracht und ein bisschen Aufmunterung tat ihm sicher gut, aber trotzdem hatte sie ihm damit nur noch mehr Schmerzen bereitet und das war das Letzte, das sie wollte. Aber tun konnte sie nichts, also wartete sie einfach, bis seine Atmung sich wieder normalisierte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie Geoffreys missbilligende Miene sah, richtete dann aber ihren Blick wieder auf William. Sie sahen sich einfach nur an, schweigend. Aber es war kein unangenehmes Schweigen, einfach ein einvernehmliches Schweigen. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie hielt einfach seine Hand und ließ den Augenkontakt nicht abreißen. 
Irgendwann fiel William in einen unruhigen Schlaf und Joanna hoffte, dass er wenigstens ein bisschen Erholung darin fand. Er musste einfach wieder gesund werden, er war doch so stark. Nach einer Weile hatte sie sich von der Bettkante auf den Boden gleiten lassen und die Arme auf den Rand des Bettes gestützt, schließlich den Kopf darauf gebettet. Aber sie hatte gesagt sie würde bleiben, also tat sie das auch.


William   

Es waren immer wieder die gleichen Bilder, die über seine Netzhaut flackerten, wenn William auch nur die Augen schloss. 
Und dadurch fand er auch im Schlaf nur wenig Ruhe. Das Fieber ließ im Traum alles noch unwirklicher und gleichzeitig seltsam real erscheinen. 
Mit einem leisen Keuchen wachte William auf und brauchte einen Augenblick bevor er wusste wo er war. 
Das erste Mal seit einiger Zeit war ihm nicht kalt und er nahm die Schweißperlen wahr, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. 
Er atmete tief durch und sein Blick fiel auf Joanna, die noch immer neben seinem Bett weilte. William musste lächeln als er sie dort an seiner Bettkante sitzen sah, den Kopf auf dem Bett abgelegt. 
Bevor er etwas sagen konnte, wurden seine Gedanken jedoch von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. William runzelte die Stirn, er war sich ziemlich sicher, dass er nicht so lange geschlafe hatte, dass es bereits Mittag war. Der Arzt könnte es eigentlich nicht sein - blieben nicht mehr viele Möglichkeiten, denn Geoffrey hatte ihm erzählt, dass Henry bis auf wenigen Ausnahmen Besuche bei ihm verboten hatte, damit William Ruhe bekam.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyMi Jan 02, 2013 12:03 am

Joanna

Joanna musste zwischendurch auch kurz eingenickt sein nachdem sie in der Nacht wenig Schlaf gefunden hatte. Es war allerdings kein tiefer Schlaf und sein Keuchen weckte sie sofort. Einen Moment lang war sie orientierungslos. Wo war sie hier? Doch die Erinnerung kehrte schnell zurück, als sie den Kopf hob und William vor sich sah. Ihr wurde bewusst, was sie geweckt hatte. "Alles in Ordnung?" Eigentlich war das eine dumme Frage, denn natürlich war nichts in Ordnung. Sie hatte eigentlich das gemeint, was ihn geweckt hatte. Vielleicht ein seltsamer Traum im Fieber. 
"Ich meinte...", begann sie schließlich, brach aber ab, als es klopfte. Abrupt drehte ihr Kopf sich Richtung Tür. Sie war beunruhigt, wie sollte sie ihre Anwesenheit erklären? Musste sie das überhaupt? Das kam wohl stark darauf an, wer sich da vor der Tür befand. 
Ihr Herzschlag beschleunigte sich ein wenig und erst im Nachhinein fiel ihr wieder ein, dass es vielleicht klüger wäre, aufzustehen, schließlich saß sie hier gerade auf dem Boden neben seinem Bett. 
Sie brauchte einen Moment lang, um zu reagieren und rappelte sich gerade mühsam auf die Füße, da ihre Beine eingeschlafen waren, als sich die Tür öffnete.


William   

William beobachtete die Tür, die sich nach einer kurzen Stille öffnete. Während Joanna vom Boden aufgestanden war, stand Geoffrey gerade an dem kleinen Tisch und schien etwas Brot zu schneiden und hielt nun mitten in der Bewegung inne. 
William zog überrascht eine Augenbraue nach oben als er seinen Besuch erkannte und bemühte sich dann um ein Lächeln. 
"Welch Ehre Euch hier zu sehen, meine Königin." begrüßte er Eleonore von Aquitannien mit müder, aber freundlicher Stimme. 
Die Königin ließ ihren Blick kurz von Geoffrey zu Joanna gleiten, ließ sich jedoch nicht anmerken, was sie von der Anwesenheit letzterer hielt. 
Dann trat sie dichter an das Bett und lächelte ihr entwaffnendes Lächeln. William konnte nur zu gut verstehen, weshalb Henry einen solchen Narren an seiner Gemahlin gefressen hatte. Eleonore war eine beeindruckende Frau. 
"Wenn mein Gatte nicht eine Minute lang mehr still sitzen kann, weil er so in Sorge um Euch ist, muss ich mich doch selbst einmal vergewissern, dass Ihr Euch erholt, William." antwortete sie und nahm den Becher mit Wein entgegen, den Geoffrey ihr wie selbstvertsändig anbot. 


Joanna  

Joannas Augen weiteten sich erschrocken, als sie sich plötzlich der Königin gegenüber sah. Ihre Gedanken rasten und sie versuchte irgendwie eine Ausrede zu finden, bevor ihr aufging, dass das überhaupt keinen Sinn hatte. Allerdings schien die Königin kein Bedürfnis danach zu haben, sie zu fragen, was sie hier tat. Nur ein kurzer Blick, das war alles. 
Die junge Frau entspannte sich ein wenig und zog sich ein Stückchen zurück. Sie war nicht sicher, ob sie bleiben oder lieber gehen sollte. Also, beschloss sie, würde sie abwarten, wie sich die Situation entwickelte. Immerhin war es wirklich freundlich von Eleonore von Aquitanien, nach dem Cousin ihres gemahls zu sehen, der immerhin in Erfüllung seiner Pflicht gegenüber dem König verwundet worden war. 
Joanna seufzte lautlos und wandte den Blick ab, richtete ihn lieber auf die Einrichtung des Zimmers, die sie bisher kaum eines Blickes gewürdigt hatte. Irgendwie ahnte sie, dass sie um Fragen nicht herumkommen würde. Irgendjemand sah einem in dieser Burg immer, egal, wo man hinging und wie vorsichtig man war. Aber das würde sie in Kauf nehmen, wenn sie hier sein konnte.


William   

Williams Blick folgte kurz Joanna, die sich ein wenig zurück zog, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Königin richtete. 
"Nun, dank der guten Pflege, die ich erhalte, setze ich meine Hoffnung darauf, dass ich bald nicht mehr an das Bett gefesselt sein werden." entgegnete William mit scherzendem Unterton. Der Seitenblick, den Geoffrey ihm zuwarf, entging ihm keinesfalls. 
Eleonore lächelte und nickte. "Ich hege keinen Zweifel daran, dass Ihr euch wieder erholen werdet." 
Dann reichte sie den Becher an Geoffrey zurück und strich eine Falte in ihrem Gewand glatt. 
"Nun, William, ich fürchte ich muss mich fürs Erste schon wieder von Euch verabschieden. Doch so viel ich weiß, ist Euer Arzt sowieso bereits auf dem Weg zu Euch. Ich bin sicher, dass Henry heute auch noch einmal nach Euch sehen wird." sie lachte kurz, wenn auch ein wenig angespannt. "Der Arme hat kaum ein Auge zugemacht heute Nacht wegen Euch." 
William antwortete ihr lediglich mit einem entschuldigenden Lächeln, dann verabschiedete sich Eleonore von Aquitannien mit einem letzten Genesungswunsch wieder. 
William meinte, dass sie beim Hinausgehen Joanna noch einen Blick zuwarf, konnte jedoch nicht erkennen welcher Stimmung dieser entsprang.


Joanna  

Die Königin schloss die Tür hinter sich und Joanna atmete auf. Erst jetzt merkte sie, wie angespannt sie gewesen war. Der letzte Blick ihrer Herrscherin aber ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Eindeutig, da würde noch etwas folgen. Eventuell ein Gespräch der unangenehmeren Sorte, worauf sie eigentlich gut verzichten konnte, wohl aber nicht drum herum kam. 
Sie ließ sich einen Augenblick lang wieder auf der Bettkante nieder, wusste aber, dass sie gleich für eine Weile verschwinden würde. Eine Auseinandersetzung mit dem Arzt war zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht ratsam. "Hm, ich bin gespannt, was ich mir noch werde anhören dürfen.", sagte sie leise. "Aber nun werde ich mich für eine Weile zurückziehen, bevor der Arzt kommt. Ich komme später wieder. In der Hoffnung, dass ich nicht gerade den Zeitpunkt erwische, da der König Euch besucht." Sie lächelte leicht und zögerte einen Moment, warf dann einen kurzen Seitenblick auf Geoffrey, ehe sie sich nach vorne beugte und ihn fast ein bisschen scheu auf die Wange küsste, bevor sie sich rasch erhob und das Zimmer verließ. Auf dem Gang spürte sie, dass ihr Herz hämmerte. Den Kopf über sich selbst schüttelnd machte sie sich schließlich auf den Weg zu ihren eigenen Räumlichkeiten.


William   

William starrte noch auf die Tür nachdem diese bereits hinter Joanna ins Schloss gefallen war. Mit Mühe unterdrückte er ein leises Seufzen, dann wandte er den Blick zu Geoffrey um. 
Dieser stand mit einem Becher in der einen und etwas Brot in der anderen an dem Fußende seines Bettes und grinste breit. 
"Was ist?" fragte William irritiert, bekam als Antwort jedoch nur ein amüsiertes Kopfschütteln, während Geoffrey sich nun an sein Bett setzte und ihm den Becher entgegen hielt. 
Mühsam versuchte William sich ein wenig aufzurichten, was ihm mit zusammen gebissenen Zähnen zumindest soweit gelang, dass er in Ruhe trinken konnte. 
William musste sich bemühen nicht mit der rechten Hand zuzugreifen, da er dann seine Schulter hätte bewegen müssen. Und das hätte unweigerlich einen stechenden Schmerz hervor gerufen. 
Nachdem er den Becher zurück gab, nahm er das Brot entgegen und spürte beim ersten Bissen erst, wie hungrig er eigentlich war. 
"Offenbar haben wir heute morgen eine gute Medizin für Euch gefunden." erklärte Geoffrey noch immer grinsend.


Joanna  

Ihre Schritte hallten von den steinernen Gängen wieder, als sie schnellen Schrittes den Weg zu ihren Gemächern zurücklegte. Wie immer, wenn sie William begegnete, war sie ein wenig durch den Wind, diesmal allerdings war sie mehr überrascht von ihrer eigenen Courage. Vor Geoffreys Augen... 
Joanna schüttelte den Kopf und kollidierte vor ihrer Tür beinahe mit Kate, die gerade auf dem Weg zu ihr gewesen war. Diese schaute ihre Freundin fragend an, folgte ihr dann aber schweigend in die Vertrautheit des Zimmers. "Warst du bei ihm?" 
Sofort erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das sich aber rasch wieder verflüchtigte, als sie an das dachte, was geschehen war. "Ja, war ich. Es geht ihm nicht sehr gut. Aber ich war eine ganze Weile da, bis die Königin hereinkam." 
"Oh..Was hat sie gesagt?" Joanna schüttelte den Kopf. "Nichts, das ist es ja gerade. Aber sie hat mich so seltsam angeschaut. Ich weiß nicht...Man konnte ihr gar nicht ansehen, was sie dachte." Kate aber wusste mal wieder, wie sie ihre aufgedrehte Freundin beruhigen konnte. "Warte ab, Joanna. Es nutzt niemandem, dir am wenigsten, wenn du dir unnötig deinen hübschen Kopf zerbrichst. Und jetzt lass uns ein bisschen raus gehen. Es ist zwar nicht besonders schön, aber auch nicht kalt."


William   

William saß aufrecht im Bett und betastete nachdenklich den Verband, der seinen Oberkörper und die rechte Schulter bedeckte. 
Der Arzt hatte gerade die Wunde erneut gereinigt und die Schweißperlen standen William noch immer auf der Stirn. 
"Nun" begann der hagere Mann, der sich gerade die Hände gewaschen hatte, "das Fieber ist immer noch hoch, aber es scheint mir als wäre es schon ein bisschen gesunken. Wichtig ist, dass die Wunde sauber bleibt und sich nicht infiziert, aber" er machte eine kurze Pause und sah William an "das wisst Ihr ja selbst, Mylord." 
William nickte. "Ich danke Euch." 
Der Arzt machte eine wegwerfende Handbewegung und wandte sich dann zur Tür. 
"Sollte Euer Zustand sich nicht wieder verschlimmen, reicht es, wenn ich morgen wieder komme und die Wunde versorge." erklärte der Mann, bevor er den Raum verließ. 
William seufzte und sah zu Geoffrey. "Also weiter schlafen ..." murmelte er grinsend und ließ sich zurück in die Kissen sinken.


Joanna  

Joanna seufzte leise. Sie schlenderte neben Kate her, einen der Wege entlang und hörte mit halbem Ohr deren Ausführungen zu. In Gedanken war sie - wieder einmal - ganz weit weg. Sie dachte an den gemeinsamen Ausritt zurück, wie sie so nebeneinander her geritten waren und geredet hatten, immer mehr aus dem Leben des Anderen erfahren hatten. 
Wie die Pferde im Fluss geplantscht hatten und sie sich auf dem Baumstamm niedergelassen hatten, geredet hatten und dann war da dieser Moment gekommen, in dem sie gedacht hatte, die Welt würde anhalten. Als er sie zum ersten Mal geküsst hatte... 
Auch Kate merkte nun, dass Joanna eigentlich gar nicht zuhörte. "Joanna?? Ich habe dich etwas gefragt." Diese zuckte schuldbewusst zusammen. "Oh, tut mir leid, Kate. Was hast du gesagt?" 
"Ich wollte nur wissen, wann du der Königin wieder Gesellschaft leisten sollst." "Morgen. Wenigstens können die anderen Damen nicht in meiner Gegenwart über mich tratschen. Soweit würden sie wirklich nicht gehen. Aber gleich werde ich wieder zu William gehen. Ich hoffe nur, der König kommt nicht gerade vorbei. Obwohl....jetzt ist es ohnehin egal."


William   

William hatte noch etwas gegessen und war dann reichlich erschöpft wieder eingeschlafen. 
Er hatte wirr durcheinander geträumt. Hatte nicht einen Traum fassen können, da es alles nur seltsame Fetzen gewesen waren. 
Doch als er plötzlich eine kalte Stahlklinge auf sich zu rasen sah, fuhr er keuchend und mit Herzrasen im Bett hoch, unsanft aus dem Schlaf gerissen. 
William sog schmerzhaft die Luft zwischen den Zähnen hindurch als der Schmerz sich durch seinen Oberkörper fraß, verursacht durch die ruckartige Bewegung. 
Er musste einen Moment lang mit sich kämpfen, da ihm drohte schwarz vor Augen zu werden. 
"Mylord?" es war Geoffreys vertraute Stimme, die seine Aufmerksamkeit auf sich zog und ihm somit half sich zu konzentrieren. 
"Ich ... es war ..." William konnte noch gar keinen klaren Gedanken fassen, deshalb schüttelte er schließlich nur den Kopf. 
Geoffrey sah ihn besorgt an und reichte ihm dann etwas zu trinken. 
"Der König war vorhin hier, wollte Euch aber nicht wecken. Er hat sich für später noch einmal angekündigt." 
William nickte gedanken verloren. Ihm drängte sich eine ganze andere Frage auf. 
"War..." weiter kam er nicht, da wurde er bereits von Geoffreys Kopfschütteln unterbrochen.
"Noch nicht."


Joanna  

Etwa eine Stunde später hatte Joanna sich auf den Weg zurück an das Krankenlager Williams gemacht. Kate hatte nur verständnislos den Kopf geschüttelt und sie gehen lassen, aber das war ihr egal. Sie wollte einfach wissen, wie es ihm ging, ob sein Zustand sich nicht verschlechtert hatte. 
Wieder zögerte sie vor der Tür. Was, wenn der König dort war? 
Sie hörte nichts, aber was bedeutete das schon? Es konnte immerhin auch sein, dass er schlief und Henry an seinem Bett saß. 
Joanna biss sich auf die Unterlippe und beschloss, einfach hineinzugehen. Da die Königin sie ohnehin schon gesehen hatte und es sicherlich ihrem Gemahl erzählen würde, konnte sie ihm auch selber begegnen. Außerdem fühlte sie sich an Williams Seite wohler, wo sie sofort mitbekam, wenn es ihm schlechter ging. 
Sie holte Luft und klopfte schließlich leise an die Tür, ehe sie wie am Morgen wieder eintrat. Ihr Blick huschte sofort zum Bett, doch nur Geoffrey und ein zu ihrer Freude wacher William waren im Raum, kein König. Ihre Anspannung ließ nach und ein Lächeln breitete sich über ihre Züge, während sie die Tür schloss und wieder ihren Platz an seinem Bett einnahm. "Da bin ich wieder. Was hat der Arzt gesagt?" Sie sah ihm prüfend in die Augen.


William   

William lächelte als Joanna eintrat und aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Geoffrey mit zuckenden Mundwinkeln kurz den Kopf schüttelte. 
"Nun, er war völlig begeistert und sagte, dass ich morgen wieder aufs Pferd steigen könnte." erklärte William fröhlich. 
Er stützte sich auf dem linken Ellenbogen ab und drückte sich ein wenig hoch, so dass er etwas aufrechter sitzen konnte ohne sich komplet aufzurichten. Ganz leicht viel ihm die Bewegung nicht, doch er biss die Zähne zusammen, um zu verhindert, dass der Schmerz ihm erneut die Sicht nahm. 
Geoffrey hatte sich in einen der Sessel weiter am Feuer gesetzt und schmunzelte in sich hinein bevor er die Augen schloss, um auch ein wenig Ruhe zu finden. 
William ließ den Blick von ihm zu Joanna gleiten und schüttelte den Kopf. 
"Ich habe dem Dummkopf gesagt, er soll sich in sein Bett scheren, aber er will einfach nicht hören." William seuftzte. "Ich werde meinen Wachhund offenbar nicht los." 
Tatsächlich war er jedoch ausgesprochen dankbar, dass er nie alleine war, wenn er wach wurde. Oft genug brauchte er jemanden, der ihn von den Schmerzen ablenkte.


Joanna  

Joanna lachte leise. "Tatsächlich?" Kein Zweifel, dass war William wie sie ihn kannte. Nie um einen Kommentar verlegen, der einen zum Lachen brachte. Er schien wirklich langsam auf dem Wege der Besserung. Sie beobachtete, wie er sich ein Stück in eine aufrechtete Position kämpfte und schüttelte den Kopf. Unvernünftig, war das Einzige, was ihr dazu einfiel, aber er war eben ein Mann. Sie waren alle so. Nur keine Schwäche zeigen. 
Ihr Blick blieb einen Moment lang auf Geoffrey ruhen. 
"Nun, ich kann ihn verstehen. Jemand muss ja darauf achten, dass Ihr nicht übermütig werdet, wenn Ihr Euch ein bisschen besser fühlt und Euch die Ruhe gebt, die Ihr braucht. Bisher hat er diese Aufgabe ja gut gemeistert. Seid froh, dass Ihr einen treuen Freund wie ihn habt. Aber jetzt kann er ja in seinem Sessel ruhen, jetzt kann ich ja darauf achten." 
Sie lächelte ihn an und das nahm dem leichten Spott seine Spitze. "Sagt mir einfach, wie Ihr Euch fühlt. Und zwar die Wahrheit, wenn ich bitten darf. In Eurem jetzigen Zustand kann man eine Lüge recht leicht durchschauen, meint Ihr nicht auch?" Sie legte ihre Rechte leicht auf seinen Arm.


William   

"Lobt ihn nicht zu viel, Mylady, sonst wird er noch eingebildet und nachlässig." scherzte William mit einem kurzen Blick auf Geoffrey. 
Dann lenkte Joanna jedoch seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. William begegnete ihrem Blick und dachte einen Moment lang darüber nach, was er ihr sagen sollte. 
Zunächst huschte jedoch ein weiteres Lächeln über seine Lippen und er hob langsam seine rechte Hand um sie auf Joannas zu legen. Allerdings war das mehr als umständlich, da er auf Grund seiner Schulter sehr vorsichtig sein musste. 
"Die meiste Zeit über einfach nur müde." beantwortete William dann ihre Frage und versuchte die komplette Wahrheit zu umschiffen. "Und solange ich mich nicht bewege, sind auch die Schmerzen erträglich." er verzog kurz das Gesicht. 
"Der Bastard hat versucht mich aufzuschlitzen." brummte er dann, hielt aber noch rechtzeitig inne bevor er noch mehr erzählte. Zum einen wollte er darüber nicht sprechen - und schon gar nicht mit Joanna - und zum anderen konnte er sich auch gar nicht mehr genau an alles erinnern. Geoffrey hatte ihm einiges erzählt und William musste dabei feststellen, dass er einiges davon gar nicht mehr wusste. Allerdings hatte er das noch niemandem erzählt. Lediglich Geoffrey schien auf Grund seiner Reaktionen etwas zu ahnen und das war schon mehr als genug.


Joanna

"Das glaube ich nicht." Ihr Lächeln wurde eine Spur weicher, als er seine Hand auf ihre legte und sie war einfach nur froh, hier an seiner Seite sitzen zu können und nicht in ihren Gemächern, bei der Königin oder im Garten ihren Sorgen um ihn nachzuhängen. Das machte sie rastlos, weil sie nicht wusste, was vor sich ging. Hier konnte sie das mit eigenen Augen sehen. 
Ihre freie Hand strich wie von selbst über seine Wange, während sie ihm zuhörte und ihre eigenen Schlüsse zog. 
"Das kommt vom Fieber, denke ich. Aber ich bin in der Heilkunst nicht wirklich bewandert. Ich glaube, es ist gut, dass Ihr so viel schlaft. Das hilft, hat meine Mutter immer gesagt, wenn mein Vater verwundet aus der Schlacht heimgekehrt ist. Außerdem, hat sie immer hinzugefügt, jammern schlafende Männer nicht." 
Joanna wurde ernster. "Nun, offenbar ist ihm das auch zum Teil gelungen. Allerdings scheint Ihr schnell genug gewesen zu sein, sonst wäret Ihr kaum hier. Sagtet Ihr nicht zum König, er wäre viel schlimmer dran als Ihr? Er hat für seine Sache gekämpft, Ihr für Eure. Also musste er das wohl versuchen. Leider." Ihre Miene verfinsterte sich leicht. "Wisst Ihr, wer Euer Gegner war?"
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Chrisi
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyFr Jan 11, 2013 10:46 pm

William

William schnaubte und wollte schon etwas spöttisches erwidern, hielt sich auf Grund ihrer folgenen ernsten Worte jedoch zurück.
"Er hätte nicht so dumm sein sollen, sich gegen den König zu stellen."knurrte William mit düsterem Blick. Für ihn war die Sache ganz eindeutig.
Dann nickte er. "Sagen wir es mal so, der Earl of Hereford hat in der Schlacht den Kopf verloren."antwortete er dann.
Es war erstaunlich. Gloucester hatte William hinter her erzählt, dass er nach dem Kampf gegen FitzMiles noch eine ganze Weile weiter gekämpft hatte. Zwar sichtlich angeschlagen, doch Gloucester meinte, niemand hätte solch eine Verletzung erwartet.
William allerdings erinnerte sich gar nicht mehr genau daran, was er nach seinem Kampf gegen FitzMiles getan hatte. Das einzige was er dann noch genau wusste, dass er zu Gloucester und Oxford geritten war - und kurz vor ihnen fast vom Pferd gestürzt wäre, hätte einer der Soldaten ihn nicht in letzter Sekunde aufgefangen.
William schloss kurz die Augen und versuchte die verschleierten Erinnerungen klarer hervor zu rufen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen.


Joanna

Joanna nickte langsam. "Dann...", sagte sie bedächtig. "hat er für seinen Verrat mit dem Leben bezahlt. Ihr habt ihn seiner Strafe zugeführt, den Rest muss er mit Gott ausmachen. Der Widerstand ist gebrochen und in Hereford wird Ruhe einkehren, da bin ich sicher. Allerdings sollte der König wohl nicht zu lange zögern um den Titel neu zu vergeben, sonst beginnt das Ganze wieder von vorne. Und wer weiß schon, ob Ihr diese Schlacht auch überleben würdet?"
Sie beobachtete, wie er die Augen schloss, und fand, dass er aussah, als ob er sich auf etwas konzentriere. Sie schwieg eine Weile und ließ ihn seinen Gedanken nachgehen, ehe sie ihn danach fragte.
"Worüber denkt Ihr nach?"
Sie hatte den Kopf schief gelegt und ihr Haar fiel ihr nun über die Schulter. Joanna ließ ihn nicht aus den Augen und fragte sich plötzlich, wie die Schlacht wirklich für ihn verlaufen war. Sicherlich, er hatte einen Gegner besiegt und war dabei verletzt worden, aber wie fühlte es sich für ihn an? Sie war keine Kriegerin, sie hatte nie in einer Schlacht gekämpft. Wie also konnte sie je nachempfinden, was es bedeutete? Sie konnte nur raten.


William

William verengte die Augen, entspannte sich dann jedoch wieder als er Joanna musterte. Selbst jetzt mit diesem ersten Gesichtsausdruck und mit diesem ernsten Thema auf den Lippen, war sie in Williams Augen bildschön.
Er deutete ein Lächeln an.
"Ich versuche nur mich an ein paar Dinge zu erinnern."er runzelte kurz die Stirn bevor er weiter sprach. "Ich schätze, das Fieber lässt mitunter auch meinen Kopf nicht mehr ganz so schnell arbeiten."er grinste, auch wenn ihm dieser Zustand eigentlich nicht gerade amüsant vorkam.
"Ich weiß zum Beispiel nicht einmal wie viele Männer ich verloren habe."murmelte er dann nachdenklich und fand, dass seine Stimme einen seltsamen Klang hatte. So als würde er sich wundern, wo er ein Kleidungsstück abgelegt hatte.
Ein Rascheln aus Richtung des Feuers verriet ihm, dass Geoffrey seine Worte gehört hatte und warscheinlich gerade etwas unbehaglich in seinem Sessel hin und her rutschte. Geoffrey wusste die Antwort auf seine Frage, doch er hatte bereits klar gemacht, dass er es William erst sagen würde, wenn er wieder auf den Beinen war.
Das einzige worum Ihr Euch momentan zu kümmern habt, ist, dass Ihr wieder gesund werdet! hörte er die Worte seiner rechten Hand in seinem Kopf.


Joanna

"Ich frage mich immer, wo Ihr diesen Frohsinn hernehmt. Selbst jetzt könnt Ihr noch spotten. Manchmal scheint es, als könnte nichts Euch die Laune verderben. Oder war die Diagnose des Arztes tatsächlich so positiv, dass Eure Stimmung sich schlagartig gehoben hat?"
Joanna verstand. Das war es also, was ihm zu schaffen machte. Ihm fehlten einige Details der Schlacht, die er bestritten hatte.
"Das ändert sich wieder. Vielleicht kommt die Erinnerung zurück, wenn Eure Wunden verheilt sind. Und was die Männer angeht...in der Schlacht konntet Ihr es ohnehin nicht zählen, da wart Ihr sehr damit beschäftigt Euer eigenes Leben zu behalten. Ich bin sicher, irgendjemand wird es wissen. Und wenn Ihr soweit seid, wird derjenige es Euch sicher mitteilen. Bis dahin solltet Ihr die Erinnerungen Erinnerungen sein lassen, sonst rauben sie Euch irgendwann endgültig die Ruhe."
Sie hatte Geoffreys Reaktion auch bemerkt und unterdrückte ein Lächeln. Es war geradezu rührend, wie er zu seinem Herrn stand und sich sorgte. Aber es war gut, dass William solch treue Freunde hatten. Und auch, dass er solche Treue zu wecken wusste, sagte sehr viel über seinen Charakter aus.


William

William schürzte verächtlich die Lippen.
"Ihr versteht das nicht."
Kaum waren die Worte über seine Lippen, hätte William sich am liebsten dafür geohrfeigt. Weshalb konnte er seine Zunge nicht wenigstens Joanna gegenüber einmal im Zaum halten.
Aber er hatte die Wahrheit gesprochen. Sie konnte kaum erahnen, wie es ihm ging, was in seinem Kopf vorging.
"Es bringt mich schier um den Verstand, Joanna. Hier zu liegen und nichts tun zu können. Und nicht zu wissen, was auf mich wartet, sobald ich wieder aufstehen kann."seine Stimme hatte einen scharfen Unterton, allerdings galt dieser nicht Joanna, sondern viel mehr sich selbst. Er hasste sich regelrecht dafür, dass er so lange im Bett ausharren musste.
Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern als er mit leicht verengten Augen weitersprach.
"Es waren meine Männer, Joanna. Ich bin für sie verantwortlich gewesen."


Joanna

Joanna zuckte leicht unter seinen Worten zusammen, ließ sich aber sonst nicht anmerken, dass er sie damit verletzte. Du bist ja auch viel zu empfindlich, Joanna. "Nein, vielleicht verstehe ich das nicht. Aber wie sollte ich das auch? Ich habe nie in einer Schlacht gekämpft, ich bin nur eine Frau. Ich kann nur versuchen zu begreifen, was es für Euch bedeutet. Wenn das nicht genügt, kann ich es leider nicht ändern."
Sie schloss einen Moment lang die Augen und dachte darüber nach, was sie antworten sollte. Sie fürchtete sich dafür, sich zu weit auf unbekanntes Gebiet zu begeben und dann einen Fehler zu begehen.
"Leider kann ich Euch das nicht ersparen, William. Aber ich würde es tun, wenn ich könnte. Ihr allerdings nutzt niemandem, wenn Ihr Euch keine Zeit gebt Euch zu erholen. Ihr nutzt niemandem etwas, wenn Ihr tot seid."Sie ließ sich nicht auf seinen scharfen Ton ein, ihre Stimme blieb sanft, egal, was sie sagte.
"Ich weiß auch, dass Ihr die Verantwortung getragen habt und es liegt mir fern etwas Anderes zu behaupten. Aber Euer Leben ist doch genauso wichtig. Versteht Ihr, ich mache mir einfach Sorgen um Euch."


William

Ein leises Stöhnen kam über Williams Lippen und er schloss für einen Augenblick die Augen.
Zum einen durfte er sich nicht so aufregen und zum anderen - und vor allem viel wichtiger - hatte er sich gerade reichlich dumm benommen.
Er öffnete wieder die Augen und versuchte sich an einem Kopfschütteln.
"Verzeiht, ich wollte meine Laune nicht an Euch auslassen."murmelte er dann.
Immerhin war er mehr als froh darüber, dass sie ihm überhaupt Gesellschaft leistete.
Er nahm seine Hand von der ihren und wollte sich aufsetzen. Kaum belastete er jedoch die rechte Hand zuckte ein stechender Schmerz durch seine Schulter und William zog scharf die Luft ein. Einen Sekundenbruchteil hatte er das Gefühl gleich Ohnmächtig zu werden, doch dann klärte sich sein Blick wieder und er ließ sich mit einem resignierten Seufzen zurück in die Kissen sinken.
Nachdem ein paar keuchenden Atemzügen, begann er zu lachen.
"Was bin ich doch für ein Mann. Ich kann mich nicht einmal zu Euch hinüber lehnen und Euch küssen."
Er grinste resignierend über seine eigene Unfähigkeit sich zu bewegen.


Joanna

"Schon gut. Ihr seid normalerweise genauso ungeduldig wie ich, es würde mir auch schwer fallen den ganzen Tag im Bett liegen zu müssen."Joanna hob eine Augenbraue und beobachtete ihn, wie er sich versuchte aufzusetzen.
"Ihr seid manchmal so unvernünftig. Ihr wisst doch genau, dass Euch das Schmerzen bereitet, also lasst es doch sein. Was ist daran so schwer?", tadelte sie leicht, aber sie lächelte dabei. "Ich denke, das könnt Ihr bald nachholen. Ich werde darauf warten, da könnt Ihr sicher sein. Bis dahin..."Ihr Blick huschte zu Geoffrey, der aber demonstrativ ins Feuer blickte und sich offenbar ein wenig fehl am Platz fühlte.
"Bis dahin könnte ich Euch entgegen kommen.", sagte sie leise und lehnte sich nach vorne, um ihre Lippen auf seine legen zu können.
Aber sie ließ den Kuss nicht lange währen, bald löste sie sich wieder von ihm und befand, das musste fürs Erste genügen.
Eigentlich sollte er sich ja ausruhen.
"Und, werdet Ihr Euch jetzt ausruhen?"Sie lachte leise.


William

Um ein Haar hätte William protestiert, beließ es dann jedoch bei einem bei einem resignierenden Seufzen als Joanna sich wieder zurück lehnte.
"Ich fürchte mir bleibt ja nichts weiter übrig, wenn Ihr mir gewisse Sachen vorenthaltet."William lachte leise und sah Joanna mit funkelnden Augen an.
In Wahrheit war er jedoch schon wieder am Ende seiner kräfte angekommen und sehnte sich danach wieder die Augen zu schließen.
Außerdem hatte er das Gefühl schon wieder zu frieren.
Da ihm vorhin zu warm gewesen war, hatte er Geoffrey gebeten die eine Decke zur Seite zu legen, jetzt bereute er das jedoch schon wieder.
William hab die Augenbrauen und suchte den Raum nach der Decke ab.
"Könntet Ihr mir einen Gefallen tun und mir die Decke dort drüber reichen? Ich würde ja aufstehen und sie mir holen nur ..."die letzten Worte ersparte er sich und ersetzte sie durch ein entschuldigendes Grinsen.
Im gleichen Moment bemerkte er wieder das Zittern in seiner Hand und ballte sie stirnrunzelnd zur Faust, um das Zittern zu unterbinden. Anfangs hatte er es auf die Kälte geschoben, die in seinen Gliedern steckte, jetzt jedoch war er sich sicher, dass das nicht der Grund dafür war. Er konnte nur hoffen, dass es von der Anstrengung kam und eine simple Erschöpfungserscheinung war.


Joanna

Joanna grinste. "Man weiß ja nie, wofür man gewisse Sachen als Druckmittel noch gebrauchen könnte."Ohne zu zögern stand sie auf. "Natürlich."Rasch suchte sie mit den Augen nach der Decke, entdeckte sie schließlich ordentlich zusammengefaltet auf einem Stuhl und holte sie herbei, um sie über ihn zu breiten.
Als sie das erledigt hatte, ließ sie sich wieder auf der Kante des Bettes nieder. "Und jetzt schlaft. Ich laufe Euch schon nicht weg."
Nein, sie würde bleiben, das hatte sie schon längst beschlossen. Sie konnte wieder die Position neben dem Bett einnehmen und einfach hoffen, dass niemand kam und die Ruhe störte. Sie vermutete und hoffte, dass der König schon längst hier gewesen und wieder gegangen war.
Also stand dem wohl nichts entgegen, dass er ein bisschen Schlaf bekam, der ihm sicherlich gut tun würde. Joanna wurde aus sich selbst zwar auch nicht wirklich schlau, weil sie sich hier so wenig fehl am Platze fühlte und es sie immer wieder hierher zog, wenn sie ging, aber sie nahm es für den Moment einfach hin. "Je eher Ihr gesund werdet, desto eher dürft Ihr dieses Bett verlassen und wieder mit mir in den Wald reiten. Vielleicht ist das ja Anreiz genug.", fügte sie dann flüsternd hinzu und lächelte.


William

Zwar half die zweite Decke auch nur wenig gegen die Kälte, die sich seiner bemächtigt hatte, doch immerhin war es besser als gar nicht.
William gelang lediglich noch ein kurzes Lächeln bevor er müde die Augen schloss. Und nur wenig später driftete er in die eigentümliche Traumwelt, die nur darauf wartete ihn wieder in Empfang nehmen zu können.
Auch wenn ihm Joannas Besuch gut getan hatte, so hatte er ihn doch gleichzeitig ziemlich angestrengt.
Aber vielleicht war das auch bloß gut so. Würde er nur grübelnd daliegen, würde er wohl kaum wieder gut in den Schlaf zurück finden. Zusehr konnte er sich dann in seine Gedanken vertiefen und sich auch zu sehr auf den Schmerz in seiner Brust konzentrieren.
Auch wenn sich sein Arzt bisher über den Heilungsprozess ausgeschwiegen hatte, wusste William sehr gut wie langwierig das ganze werden würde. Und das raubte ihm noch mehr von seiner Ruhe. Er konnte und wollte sich einfach nicht vorstellen mehrere Wochen ans Bett gefesselt zu sein.


Joanna

In den folgenden zwei Wochen war Joanna jeden Tag gekommen, sobald ihre Zeit das zuließ. Sie hatte eigentlich die meiste Zeit nur seinen Schlaf bewacht und gelegentlich ein bisschen mit ihm geredet, manchmal war sie auch selbst an seinem Bett eingenickt. Aber das genügte ihr vollkommen, Hauptsache, sie konnte in seiner Nähe sein.
Die Königin hatte glücklicherweise keinen Kommentar dazu abgegeben und das hatte Joanna doch eine nicht geringe Last von den Schultern genommen, wenngleich auch das sie kaum von ihren Besuchen abgehalten hätte.
Auch heute war sie wieder auf dem Weg zu William und nachzusehen, wie es ihm ging. Er hatte sich weiter erholt, das war offensichtlich und sie freute sich darüber. Inzwischen kannte sie den kürzesten Weg zu seinen Gemächern im Schlaf und so war sie auch heute nach wenigen Minuten vor seiner Tür, an die sie wie immer kurz anklopfte und dann eintrat.


William

William saß auf der Bettkante und sah abschätzend zu Geoffrey hinüber, der ihn mehr als skeptisch ansah.
"Ich schaffe das, Geoffrey. Wirklich."brummte William ungehalten. Natürlich war Geoffrey von seinem Plan alleine aufzustehen und durch das Zimmer zu gehen absolut nicht begeistert. Aber William hatte seinen Sturkopf durchgesetzt und wollte es nun unbedingt alleine schaffen.
Er kaute kurz auf seiner Unterlippe und fragte sich in Gedanken, ob er sich nicht doch ein wenig übernahm, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Nun war es sowieso zu spät. Er hatte so steif und fest behauptet, dass er alleine gehen konnte, nun würde er keinen Rückzieher machen.
William bemühte sich, sich möglichst nur mit der linken Hand abzustützen und drückte sich langsam nach oben.
Er hatte wieder das Gefühl, ein glühendes Eisen würde von seiner Schulter bis hinab zu sein Bein über seine Haut gezogen werden, doch er schluckte zweimal und grinste Geoffrey dann triumphierend an.
"Nur weil Ihr steht, heißt das noch lange nicht, dass Ihr schon wieder wie ein junger Welpe durch die Gegend rennen könnt."belehrte Geoffrey ihn genau in dem Moment in dem es an der Tür klopfte.


Joanna

Joanna schloss die Tür und lehnte sich daran, als sie eingetreten war und die Szene eingeschätzt hatte. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, als sie ihn endlich wieder aus eigener Kraft stehen sah. Es hatte auch lange genug gedauert, bis er es wieder so weit geschafft hatte.
Geoffrey wirkte nicht besonders angetan, also, da war sich Joanna sicher, hatte William wieder einmal seinen Sturkopf durchgesetzt. Der treue Ritter hätte ihn sicherlich lieber noch ein paar Tage länger im Bett gesehen. Sie hoffte selbst, dass William sich nicht überschätzt hatte, sagte darüber aber nichts. Was würde das auch bringen, außer, dass sie ihn vielleicht verärgerte? In einem Punkt waren sie sich sehr ähnlich: sie konnten beide ziemlich stur sein.
"Es ist ein wirklich gutes Gefühl, Euch endlich wieder auf den Beinen zu sehen.", sagte sie schlicht. Und das war auch so. Sie hatte sich jeden Tag um ihn gesorgt, vor allem, als das Fieber noch so hoch gewesen war. Das hier war das eindeutige Zeichen, dass er auf dem Weg der Besserung war und das war wirklich ihr persönlicher Höhepunkt des Tages. Sie war sicher, dass es nun wirklich wieder bergauf gehen würde.


William

William grinste als Joanna eintrat. Nun musste er sich wenigstens nicht mehr nur mit Geoffreys tadelnden Blicken auseinander setzen.
"Es freut mich, Euch endlich wieder auf Augenhöhe begegnen zu können."entgegnete William und machte einen Schritt nach vorne.
Als der erwartete Schmerz einsetzte, biss William die Zähne aufeinander und atmete dann geräuschvoll aus. Dann machte er noch einen Schritt und war diesmal soweit darauf vorbereitet, dass er trotzdem gleich den nächsten Schritt machen konnte.
Als er vor Joanna stehen blieb, warf er einen triumphierenden Blick zu Geoffrey hinüber, der nur mit den Schultern zuckte und sich einen Kommentar sparte.
"Seht Ihr, das wollte ich schon die ganze Zeit lang machen."
Damit legte William seine Linke an Joannas Wange und suchte ihre Lippen dann für einen kurzen Kuss.
"Danke, dass Ihr jeden Tag hier seid."murmelte er leise als er sich wieder von ihr löste.


Joanna

Joanna schaute gespannt zu, wie er seine ersten Schritte seit gut zwei Wochen auf eigenen Beinen tat. Er schien noch Schmerzen zu haben, aber entweder waren sie erträglich oder er war einfach so ein Dickschädel, dass seine Willenskraft ausreichte um darüber zu triumphieren. Sie freute sich auch, dass er auf sie zu kam und sah ihm erwartungsvoll entgegen.
"Und ich habe Euch gesagt, dass ich darauf warten werde."
Sie erwiderte überaus gern den kurzen Kuss und öffnete schließlich wieder die Augen, um ihn mit einem warmen Blick zu bedenken.
"Ich komme gern. Und wenn es noch Monate dauert...Ich bin gern in Eurer Nähe."Er war ihr wichtig geworden, sehr wichtig. Sie wusste inzwischen auch nicht mehr, wie sie normal weiter leben sollte, wenn diese Zeit irgendwann enden sollte, hatte sich aber einen Gedanken an eine mögliche Zukunft verboten, solange er nicht wieder vollkommen gesund war. Für den Moment war es gut, wie es war. Sie genoss die gemeinsame Zeit und mehr konnte sie nicht tun.
"Und, wie viel Experimente habt Ihr für heute noch geplant?"Sie lächelte spöttisch. "Ich glaube, wenn Ihr es noch sehr weit treibt, verliert Euer treuer Freund die Nerven. Wobei ich ihn wirklich verstehen könnte..."

William

William lachte kurz. "Ich hoffe nicht, dass es noch Monate dauert."erklärte er mit einer Stimme, die seine Ungeduld sehr treffend widerspiegelte.
Ihm behagte die Vorstellung schon nicht, dass das ganze Wochen dauerte. Bei dem Gedanken, dass es möglicherweise Monate dauern würde, wurde William ganz anders.
Joannas Worte verleiteten William zu einem kurzen Blick zu Geoffrey, der immer noch mit wachsamen Blick in seiner Nähe stand. Ganz offensichtlich um im Notfall möglichst schnell bei ihm zu sein.
Er grinste und sah dann Joanna mit herausforderndem Blick an.
"Ich hatte überlegt, ob ich heute Nachmittag nicht eine Runde mit Uriel in den Wald reite."
Im Grunde war er jedoch froh, wenn er heute überhaupt noch einmal aus dem Bett kam. William wusste, dass Geoffrey nicht begeistert sein würde. Besonders nachdem der Arzt William gewarnt hatte sich ja nicht zu übernehmen. Und er selbst musste sich eingestehen, dass ihn die paar Schritte doch schwerer gefallen waren als er gehofft hatte.
Aber was erwartete er eigentlich? Er war dem Tod im Grunde im letzten Moment von der Schippe gesprungen. Da war es kaum verwunderlich, dass es länger dauerte bis er wieder auf den Beinen war.


Joanna

Joanna schüttelte den Kopf. "Das glaube ich nicht. Aber ein paar Wochen Zeit werdet Ihr sicher noch investieren müssen, damit Ihr wieder ganz genesen könnt. Und damit meine ich ein paar Wochen ohne Ausritte in den Wald."
Sie grinste zurück und hob eine Augenbraue. "Dazu müsstet Ihr allerdings auch erst mal aufs Pferd kommen und das bezweifle ich doch stark."
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie legte die Hand auf seinen Arm.
"Ein bisschen Geduld werdet Ihr wohl noch haben müssen. Wenn Ihr wieder einigermaßen sicher auf den Beinen seid, erlaubt Geoffrey Euch sicher auch, Cuivre und Uriel zu besuchen. Den Beiden geht es übrigens gut, ich habe ihnen heute morgen einen Apfel gebracht, den ich aus der Küche entwendet habe."
Joanna verschränkte die Arme, immer noch mit dem Rücken an die Tür gelehnt, und schaute ihn an. "Und jetzt? Genug angestrengt für den heutigen Tag oder müsst ihr erst selber herausfinden, wann Ihr Euch überanstrengt habt und dann noch länger brauchen um Euch zu erholen?"


William

William schüttelte lächelnd den Kopf. Joanna beherrschte es recht gut ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.
"Ah, ich wollte mir zumindest heute mal wieder mein Essen selbst holen."verkündete er dann und wandte sich Richtung Tisch.
Es war erstaunlich was so einige Meter für eine Herausforderung darstellen konnten. Während William zu dem Tisch hinüber ging, dachte er darüber nach, dass er sein Gemach normalerweise mit wenigen, schnellen Schritten durchquerte. Momentan dauerte es jedoch ein wenig länger.
Als er mit der Rechten vorsichtig nach der Karaffe griff, stützte er sich mit der Linken auf dem dunklen Holz ab.
William nahm ganz bewusst den Wein und nicht das daneben stehende Wasser. Er hatte das dringende Bedürfnis endlich mal wieder etwas anderes als Wasser zu trinken.
Er drehte sich zu Joanna um und hob den Becher an.
"Möchtet Ihr auch etwas?"fragte er dann und bot ihr den Becher mit einem schiefen Grinsen an und hoffte inständig, dass sein schwerer Atem nur ihm auffiel.


Joanna

Joanna musste zugeben, dass sie in diesem Punkt durchaus Verständnis hatte. Man musste sich auf Dauer wirklich hilflos vorkommen, wenn man sich nicht einmal einen becher Wasser selbst holen konnte. Also enthielt sie sich eines Kommentars und löste sich langsam von der Tür um ihm zu folgen.
Sie seufzte leise, als sie bemerkte, dass die paar Schritte durch das Zimmer ihn mehr anstrengten, als er zugeben wollte. Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu, enthielt sich aber einer Bemerkung. Er musste schon wissen, was er sich zumuten konnte und was nicht.
Joanna überlegte nur einen Moment und nahm ihm dann den Becher ab. "Warum nicht..."
Sie tauschte einen Blick mit Geoffrey. Sie waren in den letzten Tagen und Wochen beinahe zu etwas wie Komplizen geworden, wenn es darum ging, William von Dummheiten abzuhalten und ihn davon zu überzeugen, dass er sich lieber noch etwas ausruhen sollte und dass er sich diese Zeit einfach geben musste. Und einer von ihnen war eigentlich immer hier. "Manchmal seid ihr Männer so unvernünftig.", war das Einzige, was sie schließlich noch sagte, ehe sie sich auf einem der Stühle niederließ.


William

"Tja, so ist das wohl."entgegnete William grinsend und ging dann wieder zu seinem Bett zurück.
Auf Geoffreys Höhe blieb er stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Kannst du Henry bitte ausrichten, dass ich mich über seinen Besuch nachher sehr freuen würde?"
Geoffrey nickte. "Natürlich."
"Und dann gönn dir ruhig mal ein bisschen frische Luft. Es reicht wenn ich hier drinnen wahnsinnig werden."
Geoffrey sah ihn einen Augenblick lang zögernd an, dann nickte er erneut und wandte sich zum Gehen.
An der Tür hielt er jedoch noch einmal inne und maß William mit einem kritischen Blick. "Ich will die Karaffe Wein nachher nicht leer vorfinden ... Mylord."
William verdrehte die Augen, lachte dann jedoch.
"Mach dir keine Sorgen. Ich bezweifle, dass es mir helfen würde mich zu betrinken."
Als die Tür wieder ins Schloss fiel, ließ William sich wieder auf seinem Bett nieder und schloss die Augen, während der Schmerz in seiner Brust aufflammte. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, dann öffnete er die Augen und sah wieder zu Joanna hinüber.
"Er sollte wirklich nicht die ganze Zeit hier sein."murmelte er, dann funkelten seine Augen belustigt. "Und, habt Ihr unterhaltsame Neuigkeiten zu erzählen?"


Joanna

"Außerdem ließe ich das auch nicht zu, Geoffrey, keine Sorge.", mischte Joanna sich schließlich ein, bevor dieser den Raum verließ. Sie stellte den Becher auf dem Tisch ab und ließ die Augen auf William ruhen.
"Seid froh, dass er es ist. Er macht sich Sorgen, ebenso wie ich. Wenn ich nichts über Euch wüsste außer der Tatsache, dass Ihr solche Loyalität zu wecken vermögt, würde das schon genügen."Sie wusste nur eines: Roger de Beaumont hatte niemals einen so treuen Mann in seinem Gefolge gehabt. Freundschaft zu jemandem zu schließen, der nicht seinem Rang entsprach, kam für ihn eigentlich nicht in Frage.
"Das kommt darauf an, was Ihr unter unterhaltsamen Neuigkeiten versteht. Ich glaube kaum, dass es Euch interessiert, dass eine der Dienerinnen entlassen wurde, weil sie gestohlen hat. Unser verehrter Vater Lionel war nicht sehr begeistert, dass die Königin sie einfach so hat gehen lassen. Aber Ihr wisst ja, wie sie ist. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat...Was könnte ich noch erzählen? Herakles hat sich leicht verletzt, er geht lahm. Aber bald wird er wieder fit sein. Das war es auch schon. Ich bin an den ganzen Tratschgeschichten nicht wirklich interessiert, also höre ich auch oft nicht zu."Sie hob entschuldigend die Schultern.


William

William schnaubte leise. "Ja, treu bis in den Tod."murmelte er, mehr zu sich selbst als an Joanna gewandt.
Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher und beobachtete dann den dunkelroten Saft, der träge in dem Becher hin und her schwappte. Nach einem weiteren Schluck lächelte er wieder.
"Ich schätze, dass sind wirklich keine allzu interessanten Neuigkeiten."
William legte sich langsam wieder hin und versuchte dabei eine möglichst bequeme Position zu finden von der aus er Joanna noch gut ansehen konnte.
Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher und nahm ihn dann in die rechte Hand, um sich mit der linken vorsichtig an der Schulter zu kratzen. Die Wunde begann sehr langsam, aber doch beständig zu heilen und neben den Schmerz kam nun nach und nach auch ein leichter Juckreiz hinzu.
"Oh, Ihr werdet vermutlich bald meine Schwester kennen lernen können. Ich habe heute einen Brief von ihr bekommen."erzählte William dann heiter.


Joanna

"Nein, nicht wirklich. Ich habe allerdings leider keine Besseren anzubieten, es scheint sonst alles friedlich zu sein. Genaueres werdet Ihr wohl von Eurem Cousin erfahren, wenn er kommt und geneigt ist, Euch irgendwelche Auskünfte zu erteilen."
Seine Ankündigung entlockte ihr ein Lächeln. "Das freut mich. Sehr. Das bedeutet, sie kommt bald her? Was schreibt sie denn? Hat sie die Geburt ihres Kindes gut überstanden?"
Wenn sie ehrlich war, war sie ziemlich neugierig auf seine Schwester. Es interessierte sie, ob diese ihm ähnelte, wie sie aussah und ob sie sich mit ihr verstand. Vielleicht gehörte sie ja zu denen, mit denen man ein vernünftiges Gespräch führen konnte ohne gleich vor Langeweile einzugehen. Allerdings hatte Joanna da wenig Bedenken, wenn sie auch nur ein bisschen wie ihr Bruder war.
Nachdenklich drehte sie ihren Becher auf der Tischplatte hin und her. Was Williams Schwester wohl von ihr halten würde? Sie wusste nicht so recht, wohin sich die Dinge entwickeln würden, aber an einem guten Eindruck war ihr durchaus gelegen.


William

William nickte. "Sie wird ihren Mann begleiten und hat mir versprochen ihren Kleinen mitzubringen."er grinste. "Ich wusste, dass es ein Junge wird."
Dieses Thema steigerte Williams Laune enorm. Er freute sich jedes Mal, wenn er seine Schwester und ihren Mann sah und die Kinder waren aus unerfindlichen Grund sein persönlicher Höhepunkt.
Margaret war der festen Überzeugung gewesen, es würde wieder ein Mädchen werden, doch William hatte ihr gesagt, dass sie falsch lag. Als sie nachfragte, wie er darauf käme, zog er sie nurdamit auf, dass sie bei den beiden Mädchen nicht immer so schlecht gelaunt gewesen wäre.
"Margaret hat sich beschwerd, dass man mich offensichtlich nicht alleine lassen kann. Deshalb will sie mich unbedingt besuchen. Möglicherweise werden sie schon in einer Woche eintreffen."
William nahm einen weiteren Schluck Wein, zögerte einen Moment und leerte den Becher dann ganz.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyFr Jan 11, 2013 11:07 pm

Joanna

Joanna legte den Kopf schief und in ihren Augen funkelte leichter Spott. "Tatsächlich? Hellseherische Fähigkeiten habt Ihr also auch noch. Ihr überrascht mich immer wieder. Ich bin sicher, Ihr würdet großen Erfolg bei den Damen des Hofes haben, wenn Eure Voraussagen immer so zutreffend wären."Sie konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. "Unser Priester wäre zwar nicht angetan, dafür alle Anderen umso mehr. Es ist erstaunlich, es wird nie langweilig, wenn man in Eurer Nähe ist. Euch fällt immer irgendetwas Neues ein."
Schließlich würden viele Damen gerne im Voraus wissen, ob sie wirklich den heißersehnten Erben gebären würden und die Voraussagen der Hebammen waren ziemlich ungenau.
"Aber dieser Kommenater von ihr macht sie mir gleich sympathisch. Ob sie wohl Grund zu der Behauptung hat, dass man Euch nicht allein lassen könne? Was habt Ihr denn vorher so angestelllt? Allerdings solltet Ihr es positiv sehen. Wenn Ihr so weiter macht, werdet Ihr sie auf Euren eigenen Beinen begrüßen können und nicht im Bett. Das ist Euch doch sicher lieber so."


William

William hob abwehrend die freie Hand und schüttelte den Kopf.
"Nein, nein. Das funktioniert maximal bei der direkten Verwandtschaft."verkündete er. "Das Ihr mir ja keine falschen Gerüchte in die Welt setzt."
Seine Augen blitzten schelmisch auf. "Das brauche ich wirklich nicht, um Erfolg bei den Damen zu haben."
Erst als die Worte schon heraus waren, fiel ihm auf, dass Joanna es möglicherweise falsch aufnehmen würde. William setzte jedoch darauf, dass sie seinen Kommentar als Scherz abtat.
Er hob den leeren Becher und deutete in Richtung der Karaffe.
"Ich fürchte ich muss Euch bitten mir noch etwas einzuschenken."gestand er dann mit einem charmanten Lächeln.
Auch wenn William sehr erpicht darauf war aus dem Bett zu kommen, merkte er doch, dass er seine ohnehin schon strapazierten Kräfte zu sehr ausreizend würde, wenn er jetzt noch einmal aufstand.
Außerdem schien der Wein zusätzlich Wirkung zu zeigen, langsam aber sicher wurde er schon wieder müde.


Joanna

"Ich setze keine Gerüchte in die Welt, wenn ich es irgendwie verhindern kann. Das wisst Ihr doch."Sie senkte halb die Lider und betrachtete ihn eine Weile schweigend, nachdenklich. Sollte er ruhig glauben, dass sie seine Worte missverstanden hatte. Es war sicherlich nicht sehr taktvoll, solche Kommentare in ihrer Gegenwart auszusprechen, wo sie selbst doch gar nicht wusste, woran sie bei ihm wirklich war.
Sie war zwar weder verletzt noch beleidigt, aber es wäre ja langweilig, wenn sie immer gleich einlenkte. Sollte er ruhig einmal darüber nachdenken.
Immer noch schweigend stand sie auf, nahm seinen Becher entgegen und schenkte Wasser ein. Geoffrey würde nicht nur seinen Herrn, sondern auch sie massakrieren, wenn er zu viel Wein trank.
Sie stand vor ihm und reichte ihm den Becher zurück, bevor sie wieder etwas sagte. "Nein, das braucht Ihr wirklich nicht um Erfolg bei den Damen zu haben. Ich bin wohl das beste Beispiel, meint Ihr nicht? Und das ganz ohne Vorraussage bezüglich eines nicht existierenden Kindes. Ihr könnt schon so charmant genug sein, wenn Ihr wollt. Und das wisst Ihr nur leider zu genau."


William

William brummte unzufrieden. Mal wieder hatte er sich selbst ein Bein gestellt mit seinem Kommentar.
"Ihr seid etwas ganz anderes."erklärte er dann. Er bereute seine Worte bereits, sah jedoch nicht die Notwendigkeit für eine Entschuldigung.
Er war weiß Gott kein Heiliger und den Eindruck wollte er auch gar nicht vermitteln. Aber Joanna war tatsächlich etwas anderes. Wo genau ihn das hinführen würde, wusste er auch noch nicht, aber er wollte nicht, dass sie ihn missverstand.
Dann warf er einen Blick in seinen Becher und verzog das Gesicht.
"Das ist nicht Euer Ernst? Geoffrey sagte, die Karaffe solle nicht leer sein, aber einen zweiten Becher werdet Ihr mir doch wohl gönnen?"er klang ein wenig beleidigt, doch seine Augen funkelten herausfordernd.
Der Brief seiner Schwester hatte ihn heute zwar sehr erfreut, ihn aber gleichzeitig an etwas sehr viel unangenehmeres erinnert - seinen Vater.
Der Earl of Cornwall war natürlich über Williams Zustand unterrichtet, doch war bisher noch keine Nachricht von ihm eingetroffen. William wusste jedoch, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm sein würde.


Joanna

"So, bin ich das? Wie beruhigend.", erwiderte sie spöttisch, nahm ihren Worten aber mit einem sanften Lächeln die Schärfe. Sie hatte in etwa die Reaktion erreicht, die sie hatte bezwecken wollen und das genügte vollkommen fürs Erste.
Joanna verschränkte die Arme und schüttelte über seinen Protest nur den Kopf. "Das ist mein voller Ernst."Ihr Lächeln nahm seinen süßlichen Ausdruck an. "Morgen lässt sich Geoffrey bestimmt wieder überreden Euch einen Becher zu überlassen. Es sei denn, Ihr beschwert Euch später bei ihm, wie gemein und herzlos ich doch bin Euch nur Wasser vorzusetzen und erregt damit sein Mitleid. Dann könntet Ihr vielleicht Erfolg haben. Aber ich glaube, für Erste reicht das."
Die junge Frau hatte mittlerweile überhaupt kein Problem mehr damit, solche Wortwechsel mit ihm auszufechten. Hätte ihnen jemand zugehört, hätte er es wohl als ziemlich respektlos empfunden, aber sie beide amüsierte es eigentlich mehr, als das es sie gegenseitig verärgerte. Es waren diese kleinen Kabbeleien, die immer wieder die Besuche bei ihm auflockerten. Sie genoss es jedes Mal.


William

William lachte auf und ließ dann ein belustigtes Schnauben hören.
"Ihr seid unerbitterlich, was?"William fuhr sich mit der Hand über das Kinn und musterte Joanna nachdenklich. "Aber das ist wohl eine der Sachen, die ich an Euch schätze."
Dann stahl sich ein Grinsen auf die Lippen. "Aber wisst Ihr was?"
William setzte den Becher an und leerte ihn mit wenigen, großen Schlucken.
"Ich werde mir einfach selbst welchen holen."erklärte er dann und rappelte sich langsam wieder auf.
Allerdings gestaltete sich das Aufstehen nicht ganz so einfach und William brauchte einen Moment bis er sicher auf den Beinen war. Er musste sich sichtlich zusammenreißen, um sich die Anstrengung nicht allzu sehr anmerken zu lassen - was jedoch in dem Moment sinnlos wurde in dem er merkte, dass er nicht einfach zum Tisch hinüber spazieren konnte.
Zunächst musste er sich mit der Linken am Bett abstützen und wieder Luft bekommen. Zudem bemerkte er wieder dieses lästige Zittern in seiner rechten Hand.
"Und nun haltet mir keinen Vortrag. Schließlich seid Ihr Schuld daran, dass ich aufstehen muss."versuchte William mit leicht keuchender Stimme zu scherzen.


Joanna

Joanna beobachtete sein Tun mit einer sehr skeptischen Miene und konnte einmal mehr nur darüber den Kopf schütteln, wie unvernünftig er war. "Ihr wisst selbst, dass Ihr Euch damit wirklich nichts Gutes tut, oder?"Sie war versucht ihn einfach machen zu lassen, damit er endlich begriff, dass er sich damit selbst nur noch mehr Zeit einbrachte, die er für die Rückgewinnung seiner Kräfte aufbringen musste. Schließlich bekam sie doch ein schlechtes Gewissen - ob er genau das vielleicht hatte bezwecken wollen? Langsam kehrte sie zum Bett zurück und nahm ihm den Becher aus der Hand. "Nein, ich bin nun wirklich nicht daran Schuld. Das seid ihr ganz allein, weil Ihr einfach nicht vernünftig sein könnt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich das in den letzten beiden Wochen gesagt habe."
Mit sanfter Gewalt drückte sie ihn auf das Bett zurück und seufzte resignierend. "Meinetwegen. Aber nur, wenn Ihr mir versprecht, dass Ihr dann Ruhe gebt und Euch endlich wieder hinlegt. Einverstanden? Und verratet mich ja nicht bei Geoffrey, lieber behauptet Ihr, ich hätte den Wein getrunken. Er wird es wohl ohnehin nicht glauben, aber was macht das schon."Sie machte sich wieder auf den Weg zum Tisch, drehte sich aber noch einmal um und lehnte sich an die Tischkante. "Also, haben wir eine Vereinbarung?"


William

"Offenbar nicht oft genug."scherzte William und fügte sich dann Joannas Willen und ließ sich wieder auf dem Bett nieder.
Er beobachtete Joannas Tun ein Weilchen bevor er dann schließlich nickte.
"Die haben wir."bestätigte er Joannas Worte und begnügte sich dann damit auf seinen Wein zu warten.
Er zog schließlich die Decke zu sich hinüber und deckte sich ein wenig umständlich zu. Der Verband begann nun auch langsam unangenehm zu jucken und das erste Mal seit zwei Wochen war er froh, dass der Arzt sich heute für einen erneuten Verbandswechsel angekündigt hatte.
Als Joanna mit dem Becher zurückkehrte, streckte er automatisch die rechte Hand nach dem Wein aus. Kurz sog er scharf die Luft ein als seine Schulter sich bemerkbar machte, ignorierte das Pochen dann jedoch und nahm den Becher entgegen.
William zog eine Augenbraue nach oben und beobachtete kritisch den Wein, der in dem Becher unruhig hin und her schwappte - verursacht durch das Zittern seiner Hand.
"Ihr seid zu gut zu mir."lächelnd sah er Joanna an, um sich selbst von dem Zittern abzulenken.


Joanna

"Das befürchte ich auch. Und ich hoffe, Ihr wisst das zu schätzen.", sagte sie, nachdem sie ihm den Becher überlassen hatte und nicht sehr glücklich über das Zittern war, das immer deutlich zu Tage trat, wenn er sich vorher angestrengt hatte. Aber er lernte einfach nicht dazu. Wenigstens hatte sie ihn dazu gebracht in sein Bett zurückzukehren. Manchmal musste man sich eben über kleine Erfolge freuen. Bei einem so sturen Patienten erst recht. Manchmal fragte sie sich, wie der Arzt es mit ihm aushielt, wenn er kam um nach ihm zu sehen.
Joanna setzte sich neben ihn und lehnte den Kopf gegen einen der Pfosten, ihr Blick blieb auf ihm ruhen. Es beunruhigte sie fast ein wenig, wie selbstverständlich sich die Besuche bei ihm in ihren Tagesablauf eingefügt hatten. Sie fragte sich inzwischen, wie sie die Zeit vorher totgeschlagen hatte, allein und ziemlich gelangweilt. Ihr fiel dazu nicht wirklich viel ein, außer der Tatsache, dass sie ihren Gedanken nachgehangen hatte. Allerdings wusste sie, dass es damit auch vorbei sein würde, wenn er wieder vollkommen gesund war. Und dann würden sie weitersehen. Aber bis dahin war ja noch eine Weile Zeit.


William

Seit über drei Wochen lehnte William das erste Mal wieder vernünftig und vollständig bekleidet und frisch rasiert an der Wand und sah aus dem Fenster hinunter in den Burghof.
Er freute sich unwarscheinlich über den gerade eintreffenden Besuch und wäre am liebsten hinunter gegangen, um seine Schwester und ihren Gemahl zu begrüßen, aber das war ihm strikt verboten wurden. Und da das Verbot nicht einfach von Geoffrey oder seinem Arzt kam, sondern von Henry - Herr Gott, William, ich bin dein König und verbiete dir als solcher einfach alleine runter in den Hof zu gehen - hatte William sich mit einem unwilligen Knurren daran gehalten. Den natürlich hatte Henry die Lücke in seinem Satz erkannt und Geoffrey verboten William zu begleiten.
"Das ist doch wirklich nicht auszuhalten. Ich komme mir hier vor wie ein eingesperrtes Tier."brummte William, den Blick noch immer aus dem Fenster gerichtet.
Er wusste, dass er besser nicht mehr allzu lange hier stehen blieb, da das nur unnötig an seiner Kraft zerrte und davon hatte er immer noch bei weitem nicht so viel zur Verfügung wie es ihm lieb wäre.


Joanna

Joanna leistete William wieder einmal Gesellschaft und hörte sich seine unwirschen Schimpftiraden geduldig an. Wie so oft in den letzten drei Wochen. heute saß sie auf seinem Bett und schaute zu ihm hinüber. Er stand am Fenster und beobachtete offenbar die Ankunft seiner Schwester. Sie konnte ja verstehen, dass er darauf brannte sie zu begrüßen. Aber der Befehl des Königs war eindeutig gewesen und wenigstens auf Henry musste William zähneknirschend hören.
"Es ist doch nicht mehr für lange. Jeden Tag geht es ein Stück bergauf. Außerdem wird Eure Schwester bestimmt sobald sie kann hierher kommen um Euch zu sehen. Schließlich will sie sich sicher selbst davon überzeugen, dass Ihr nicht mehr am Rande des Todes schwebt.", versuchte sie ihn zu trösten.
"Und jetzt kommt her und setzt Euch lieber, bevor Ihr Eure Kraft auf sinnloses Herumstehen am Fenster verschwendet. Ihr werdet Magaret schon noch früh genug sehen. Sie ist hier, sie wird Euch nicht davonlaufen. Das wisst Ihr doch."Sie lächelte in sich hinein. Sie selbst war allerdings genauso gespannt seine Schwester kennenzulernen. Nur konnte sie es besser verbergen.


William

"Hach!"unwillig löste er seinen Blick vom Burghof und trat dann vom Fenster zurück. Langsam ging er auf sein Bett zu, die Augen funkelten schon wieder schelmisch.
"Aber wenigstens, habt Ihr mich gebeten zu Euch zu kommen."stellte William zufrieden grinsend fest und ließ sich dann auf seinem Bett nieder. "Daran könnte ich mich glatt gewöhnen."fügte er noch hinzu und beugte sich dann zu Joanna hinüber, um ihr einen kurzen Kuss zu stehlen.
Dann ließ er sich mit einem leisen Seufzen zurück in die Kissen sinken und streckte sich auf seinem Bett aus.
Lächelnd sah er zu Joanna hoch. "Ich habe das Gefühl sie ewig nicht gesehen zu haben. Tatsächlich war es nicht mal ein halbes Jahr, aber da mir die letzten drei Wochen schon wie drei Jahre vorkamen ..."William lachte kurz auf. "Wie herrlich lächerlich es ist, wie ich mich über ihren Besuch freue. Ich komme mir vor wie ein Kind, das endlich eine lang ersehnte Süßigkeit bekommt und davon der ganzen Welt berichtet."
Er schüttelte über sich selbst den Kopf.


Joanna

Joanna lächelte. "Wenn Ihr Euch daran gewöhnt, wisst Ihr es ja nicht mehr zu schätzen. Deshalb glaube ich, sollte ich lieber sparsam mit meiner Gunst sein."Gerne ließ sie sich von ihm küssen und betrachtete ihn dann aus halb geschlossenen Augen wie eine zufriedene Katze. Sie fühlte sich ganz eindeutig wohl hier.
"Ich beneide Euch, dass Ihr Euch so gut mit Eurer Schwester versteht. Ich habe Elizabeth schon Jahre nicht mehr gesehen. Ich glaube, unsere Ansichten gehen auch ziemlich weit auseinander. Aber sie freut sich sicher ebenso darauf Euch wiederzusehen, William. Ich kann Euch verstehen. Ich finde das nicht lächerlich."
Sie beugte sich ein Stückchen zu ihm herunter. "Nur habe ich keine Ahnung, wie Ihr meine Anwesenheit erklären wolltet, käme sie jetzt gerade in diesem Moment zur Tür herein."
Eigentlich konnte sie sich das ja nicht einmal selbst erklären, auf seine Antwort allerdings war sie durchaus gespannt. Joanna überlegte dann aber doch lieber, ob sie nicht vielleicht doch verschwinden sollte, bevor es zu dieser Situation kam.


William

William beließ es bei einem protestierenden Schnauben. Er könnte schwören, dass er es stets zu schätzen wüsste, aber den Kommentar ersparte er sich dann doch.
"Meine beiden anderen Schwestern sehe ich hingegen viel zu selten. Nicht weil wir uns nicht verstehen, aber die Entfernung, die Zeit, ... wie das halt so ist. Aber Margaret ist doch noch einmal etwas anderes."
Auf Joannas letzte Worte hob er ein wenig überrascht die Augenbrauen, bevor er in Gelächter ausbrach.
Sein Lachen mischte sich jedoch schnell mit Husten als sein Brustkorb sich schmerzend zusammen zog und so lag er nach einem Moment keuchend und nach Luft schnappend auf dem Bett, jedoch mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
"Nun, Mylady, das ist reichlich einfach. Ich würde Euch wahlweise als meine Krankenschwester oder meine Dirne vorstellen."seine Stimme ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass er sich über Joanna lustig machte und doch bewegte er sich gerade auf mehr als dünnem Eis.


Joanna

Sie ließ seine Mischung aus Lachen, Husten, Keuchen und Grinsen vorübergehen und wartete. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich allerdings mit seiner Antwort ziemlich rasch von einem freundlichen Lächeln zu einer leicht verletzten Miene. Sicher, er hatte einen Scherz gemacht und sie war wirklich nicht überempfindlich, aber diesmal war er zu weit gegangen. Ihre Stimme verlor ihren sanften Unterton und wurde deutlich kühler: "Da Ihr allerdings derzeit weder das Eine noch das Andere benötigt, kann ich ja auch gehen. Wenn Ihr wieder der Pflege bedürft, könnt Ihr mich ja rufen lassen. Für andere Dienste stehe ich nicht zur Verfügung."
Joanna erhob sich und machte sich auf den Weg Richtung Tür. Ja, sie verhielt sich nicht immer standesgemäß, das wusste sie selbst, aber sie war seit drei Wochen jeden Tag an seinem Bett und versuchte ihn möglichst aufzumuntern, damit er nicht vollkommen verrückt wurde vor Langeweile. Und dafür durfte sie sich nun solche Scherze anhören, die eindeutig auf ihre Kosten gingen. So gern sie ihn auch mochte, auch William hatte Grenzen, die er besser nicht überschreiten sollte. Dafür musste sie sich wirklich nicht zu ihm setzen. Wenn er die Tatsache, dass sie sich von ihm küssen ließ so beurteilte, konnte sie auch gleich gehen.


William

Einen Sekundenbruchteil lang schloss William die Augen. Ich Idiot!
Dann flammte eine regelrechte Panik in ihm auf, dass Joanna tatsächlich gehen würde.
Ruckartig fuhr er hoch und wäre beinahe regelrecht aus dem Bett gesprungen, konnte sich jedoch in letzter Sekunde noch davon abhalten. So kam er aber trotzdem viel zu schnell auf die Beine und musste fluchend inne halten als ihm schwarz vor Augen wurde. Er blinzelte ein paar Mal bis sich seine Sicht wieder klärte und beschränkte sich darauf einen Arm vor die schmerzende Brust zu pressen und Joanna zu folgen.
"Joanna, bitte, warte." verdammte Atemnot "Ich habe das nicht so gemeint."William keuchte die letzten Worte mehr als das er sie sagte, hoffte aber, dass sie ihn trotzdem verstand - oder sich wenigstens seiner erbarmte und ihm zuhörte, sobald er wieder Luft bekam.
William hustete, was ihm jedoch nicht unbedingt zu mehr Luft in seinen Lungen verhalf.
"Bitte. Es tut mir Leid. Ich weiß, ich kann ein ganz schöner Idiot sein. Aber du musst mir verzeihen, ich ..."ja was eigentlich? William wusste selbst nicht wie er den Satz beenden sollte und bevor er wieder irgendetwas vollkommen dummes sagte, ersparte er es sich lieber.


Joanna

Joanna hörte, dass er ihr folgte und blieb schließlich stehen, drehte sich zu ihm um. Sie verschränkte die Arme und hatte diesmal nicht vor es ihm so leicht zu machen, Verletzung hin oder her. Sie hatte zwar Mühe ihn zu verstehen, aber sie wusste ungefähr, was er sagen wollte. Allerdings fiel ihr die Tatsache auf, dass er plötzlich die förmliche Anrede sein ließ.
"Wie hast du es dann gemeint und warum muss ich dir verzeihen? Ich muss gar nichts. Ich bin seit drei Wochen jeden Tag hier um dir Gesellschaft zu leisten, William, und höre mir deshalb schon genug Getuschel über mich an, dann brauche ich mir wirklich nicht auch noch solchen Kommentare von dir anzuhören. Wenn du meine Gesellschaft nicht zu schätzen weißt, brauche ich auch nicht zu kommen, so gern ich auch in deiner Nähe bin. Ich weiß, dass ich nicht immer das perfekte Verhalten an den Tag lege, aber denkst du, ich lasse mich von jedem küssen?"
Nachdem diese Worte geradezu aus ihr herausgesprudelt waren, zwang Joanna sich zur Ruhe. Ja, er ist ein Idiot, aber du reagierst gerade ein wenig über. Sie seufzte leise und gab ihre ablehnende Haltung schließlich auf. Immerhin hatte er sich entschuldigt. "Ja, manchmal bist du wirklich ein ziemlich großer Idiot, William. Da kann ich dir nur zustimmen."


William

William nutzte die Gelegenheit, dass Joanna sich zu ihm umdrehte und versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.
Sein Brustkorb brannte wie Teufel, aber er konnte sich jetzt keinen Aussetzer leisten. Er atmete geräuschvoll aus und versuchte Joannas Blick zu begegnen.
"Nun, Ihr müsst mir verzeihen, damit ich Euch irgendwann heiraten kann."erklärte William schwer atmend, aber mit einem Ton, der klang als wäre diese Sache selbstverständlich.
William hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Was erzählte er denn da? Aber nun war es sowieso zu spät und William konnte seine Worte nicht zurück nehmen.
"Bitte, Joanna, es tut mir wirklich Leid. Ich bin mehr als froh darüber, dass du die ganze Zeit über hergekommen bist."William grinste wieder. "Verzeih einem dummen, kranken Mann noch ein letztes Mal, ja?"
Er hoffte wirklich innständig, dass sie ihm das ganze nachsehen würde. Mittlerweile auch, weil William wusste, dass er nicht mehr lange hier würde stehen können, nachdem er so überstürzt aus seinem Bett gekommen war.


Joanna

Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Joanna starrte ihn an, als wäre er ein Geist. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Ob er das ernst meinte? Sie öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder ohne etwas zu sagen, vollkommen aus dem Konzept gebracht. Aber wenn es einen Grund gab ihm zu verzeihen, war das wohl wirklich einer der Schönsten, die er ihr hatte sagen können. Und irgendwie war ihr Zorn gerade verraucht.
"Na gut. Ich verzeihe dir. Unter der Voraussetzung, dass du keine solchen Scherze mehr machst. Das ist nämlich ziemlich verletzend. Und, wenn du jetzt wieder in dein Bett zurückkehrst, nachdem du mich so heldenhaft am Gehen gehindert hast."
Das Lächeln kehrte auf ihre Züge zurück. Joanna nahm seine Hand und zog ihn mit sich Richtung Bett. Insgeheim war sie ziemlich froh, dass er sie aufgehalten hatte. Sie wusste nicht, wie sie beide wieder hätten zu der alten Vertrautheit zurückfinden können, wenn sie nun gegangen wäre und die Erinnerung an diese Lappalie alles überschattet hätte. Eigentlich hatte sie ja auch nicht ganz korrekt reagiert. Was sollte es...sie verzieh ihm gern.

William

Ein schiefes Grinsen huschte bei ihren spöttischen Worten über seine Lippen und William atmete erleichtert aus.
Für einen Moment war er sich nicht sicher, ob allein ihre Worte ihm schon mehr Luft zum Atmen gegeben hatten oder ob es einfach daran lag, dass er sich wieder beruhigte.
Nur allzu bereitwillig folgte er ihr zurück zum Bett und ließ sich auch ohne weiteren Protest darauf nieder. Er musste sich unbedingt noch ein wenig erholen, immerhin war Margaret eingetroffen und es konnte nur eine Frage der Zeit sein bis sie hier auftauchen würde. Und dann wollte er um keinen Preis auf der Welt am Schlafen sein.
Während er auf seine Beine auf das Bett legte und sich somit in eine halb sitzend-halb liegende Postition brachte, zog er Joanna zu sich hinunter, damit sie sich neben ihn auf das Bett setzte.
"Ich danke dir. Ich kann mich nur wiederholen, du bist zu gut zu mir."William lächelte und beugte sich dann zu ihr hinüber, um ihre Lippen für einen langen, zärtlichen Kuss zu berühren.
Auch wenn seine Worte eine Kurzschlussreaktion gewesen waren, kamen sie doch nicht von ungefähr. Allerdings würde sich die Realität deutlich schwieriger gestalten als diese schnell dahin gesagten Worte.


Joanna

Joanna ließ sich von ihm mitziehen und schaute schweigend in seine Augen, war einfach froh, dass sie sich wieder vertragen hatten. "Ich weiß.", murmelte sie leise. "Aber bedauerlicherweise kann ich nicht anders, dazu habe ich dich zu gern."
Sie legte die Hand in seinen Nacken, als er sie küsste und schloss die Augen. Ja, sie küsste nicht jeden, William war der Einzige und wenn es nach ihr ging, sollte es dabei auch bleiben. Seine Worten hatten einen Funken Hoffnung wieder auflodern lassen, dass es vielleicht doch eine gemeinsame Zukunft gab, wenn sie auch noch nie wirklich über dieses Thema gesprochen hatten.
Erst nach einer ganzen Weile konnte sich sich dazu überwinden sich von ihm zu lösen, aber ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sagte: "Eigentlich verstand ich das nicht unter ausruhen. Du etwa? Allerdings kann ich nicht bestreiten, dass ich wirklich nichts dagegen einzuwenden habe."
Ihre Finger glitten beiläufig durch seine dunklen Strähnen. Wenn jetzt jemand hereinkommen würde, könnte das äußerst peinlich werden. Sie hoffte einfach, dass derjenige ankopfte und einen Moment wartete, bevor er die Tür öffnete. Falls...


William

Ihre Finger in seinen Haaren jagten William einen leichten Schauer über den Rücken. Ja doch, das konnte er sich durchaus noch länger gefallen lassen.
"Also ich für meinen Teil finde das sehr erholsam."murmelte William, legte seine Hand auf ihren Oberarm und küsste sie erneut.
"Ich denke, dass es sich sogar um eine ausgesprochen gute Medizin handelt."erklärte er nachdem er sich wieder von ihr gelöst hatte.
Allerdings musste er dem Spielchen nun unbedingt ein Ende setzen - er brauchte tatsächlich Ruhe und darüber hinaus wäre es wohl etwas unvorteilhaft, wenn jetzt jemand herein kam.
Um sich selbst von weiterem abzuhalten, ließ William seinen Kopf nun wieder zurück in die Kissen sinken und schob den linken Arm unter seinen Kopf. Für den rechten war diese Bewegung jedoch noch unmöglich und somit musste er sich mit einem Arm unter dem Kopf begnügen.
Als William zum Fenster hinüber sah, fiel ihm etwas auf, was er bisher völlig vernachlässigt hatte.
"Joanna, erinnere mich daran, dass ich Henry frage, wann er nach Frankreich reisen will, ja? Ich habe völlig vergessen, dass es bald Zeit für das Winterquartier wird ..."William sah bittend zu ihr hinauf und fragte sich gleichzeitig wie viel er wohl noch vergessen hatte und vor allem was alles liegen blieb, während er hier faul und krank in seinem Bett lag.


Joanna

Joanna lachte leise. "Wenn du das so siehst, kann immerhin niemand mir einen Strick daraus drehen, dass ich dich um deine Ruhe bringe. Wenn jemand reingekommen wäre, hätten wir das Ganze allerdings immer noch als revolutionäre Heilbehandlung tarnen können. Solange es nicht der Arzt gewesen wäre."
Joannas Hand lag leicht auf seinem Arm, als sie seinem Blick zum Fenster folgte. Sie nickte langsam. "In Ordnung. Lass mich einfach wissen, wann er seinen nächsten Besuch ankündigt, dann rufe ich es dir vorher nochmal in Erinnerung. Aber ich glaube, lange wird es nicht mehr dauern. Es wird schon sehr kalt nachts. Der Winter kommt immer näher."
Sie würde dann wohl der Königin nach Frankreich folgen, ob William aber auch mitkommen würde, wusste sie nicht. Es konnte immerhin sein, dass sein Vater ihn lieber hierbehalten wollte. Warum, wusste sie zwar nicht genau, aber es war möglich. Sie selbst mochte sich allerdings nicht vorstellen den ganzen Winter über durch den Kanal von ihm getrennt zu sein und war sicher, sie müsse in diesem Fall noch vor Weihnachten vor Langeweile gestorben sein. Aber man würde sehen, noch wurden keine Vorbereitungen für die Reise nach Frankreich getroffen, das hätte man bemerkt.


William

William nickte dankbar. "Ich wünschte es wäre noch mehr Zeit."murmelte er nachdenklich. Im Grunde hatte er eher laut gedacht, als dass die Worte wirklich für Joanna bestimmt waren.
Bei dem Gedanken an die Reise nach Frankreich wurde William von einer inneren Unruhe erfasst. Er plante keineswegs den Winter über tatenlos im kalten England zu verbringen, doch er konnte sich schon lebhaft vorstellen wie Henry reagieren würde, wenn er ihm genau das eröffnete.
Normalerweise stand es außer Frage, dass er mit dem Hof nach Frankreich kam, doch in seinem jetztigen Zustand stand so ziemlich jede Aktivität grundsätzlich erst einmal zur Debatte.
Und er wusste ja selbst nicht einmal, wie gut er die Reise überstehen würde. Fest stand, dass er bis dahin noch längst nicht wieder so weit genesen war, dass er den größten Teil der Strecke im Sattel verbringen konnte.
"Du wirst die Königin nach Frankreich begleiten, nicht wahr?"fragte er dann mehr aus Prinzip als wirklich aus Neugierde heraus, denn die Antwort war offensichtlich.


Joanna

Joanna konnte durchaus nachvollziehen, warum er sich mehr Zeit wünschte. Henry würde nicht sehr begeistert sein, das konnte sie sich gut vorstellen. Aber wie sie William und seinen Dickschädel kannte, würde er sich letztendlich doch durchsetzen. Tatsache war, Henry hatte eigentlich schon verloren, wenn er ihm nicht befehlen würde hier zu bleiben und damit eine ernsthafte Störung in seinem Verhältnis zu seinem Cousin riskieren wollte.
"Ja. Ich bin eigentlich seit Rogers Tod immer dort, wo die Königin ist. Wenn es nach Frankreich geht, werde ich ihr auch dorthin folgen. Was sollte ich denn hier? Nach Warwick zurückkehren? Zu meinem überaus zuvorkommenden Stiefsohn? Sicherlich nicht. Nach Warwick Castle setze ich keinen Fuß mehr, solange ich nicht muss."
Wenn es je einen Menschen gegeben hatte, den sie verabscheute, dann war es William de Beaumont. Und deshalb tat sie meistens alles dafür ihm nicht über den Weg zu laufen. Glücklicherweise aber war er nur äußerst selten am Hof, nur dann, wenn er keine andere Wahl hatte. Eigentlich hing er immer noch der unerschütterlichen Ansicht seines Vaters an, dass Henry zu Unrecht König war. Und auch damit konnte Joanna sich keinesfalls anfreunden. Es war besser, wie es war. Und in Frankreich würde sie herrlich weit weg von ihm sein. Allerdings hoffte sie, dass William of Cornwall es tatsächlich schaffte den König davon zu überzeugen ihn zu begleiten. Einen ganzen Winter ohne seine Anwesenheit konnte sie sich nur schwerlich vorstellen.


William

William verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. "Dann hoffe ich einmal mehr, dass ich mit Henry reiten werde. Würde ich hier bleiben, würde ich warscheinlich nur noch kränker werden. Das Wetter in England ist mir im Winter so schon zu wider ... und dann auch noch in meinem Zustand."
Diese Überlegung hatte ihn zu tiefst beunruhigt und er brannte nun regelrecht darauf, Henry zu sehen, damit er die Lage mit ihm besprechen konnte. Egal was sich sein Cousin einfallen lassen würde, William hatte nicht vor hier zu bleiben.
Bevor er sich jedoch wieder in seinen Gedanken verlor, klopfte es an der Tür und lenkte Williams Aufmerksamkeit somit von dem leidigen Thema ab.
Ein freudiges Funkeln breitete sich in seinen Augen aus und William setzte sich auf - etwas zu ruckartig, um nicht kurz zusammenzuzucken.
Er fluchte kurz und sah Joanna bittend an. "Würdest du die Tür für mich öffnen?"
Allerdings wurde seine Bitte hinfällig als die Tür gerade einen Spalt weit aufgeschoben wurde. Gerade weit genug, damit sich ein kleiner blonder Schopf hindurchzwengen konnte, um einen Blick in das Zimmer zu werfen. Die braunen Augen irrten suchend durch das Zimmer und begannen zu strahlen als sie Williams Blick begegneten.
"William!"schrie die kleine Sybilla vor lauter Begeisterung und quetschte dann den restlichen Teil ihres Körpers durch den Türspalt.


Joanna

Joanna verdrehte die Augen. "Wann lernst du endlich, dass du nicht ganz so ungestüm sein solltest? Dass es wehtut, solltest du mittlerweile begriffen haben."
Sie wollte sich gerade erheben um die Tür zu öffnen, als sie dies von selbst tat. So sah es zumindest aus, bis ein kleines Mädchen erst hereinschaute und sich dann ganz ins Zimmer begab. Joanna war versucht zu lachen, als sie die Begeisterung der kleinen Sybilla bemerkte. Die Kleine war wirklich zu niedlich. Und aufgrund genau dieser Begeisterung schloss sie, dass es Williams Nichte Sybilla war, die ihn zu heiraten gedachte, wenn sie groß war. Sie konnte das Mädchen ja so gut verstehen.
Lächelnd beobachtete sie, wie das Mädchen näher kam und erhob sich gleichzeitig, um die Tür wieder zu schließen. Das hatte außerdem den Vorteil, dass sie das Wiedersehen nicht so direkt störte, als wenn sie neben ihm sitzen geblieben wäre.
Joanna seufzte leise, als sie sah, wie Sybilla freudestrahlend immer schneller und mit leuchtenden Augen auf William zukam. Manchmal wünschte sie sich auch eine kleine Tochter.


William

William schnitt auf Grund von Joannas Worten eine Grimasse, widmete seine Aufmerksamkeit dann jedoch dem kleinen Mädchen, dass erst ein paar zögerliche Schritte in den Raum machte, dann schneller wurde und schließlich die letzten Meter zu seinem Bett im Laufen zurück legte.
William schoss gerade noch durch den Kopf, dass er sie vielleicht davon abhalten sollte auf ihn zuzustürmen, aber da war es schon zu spät. Sybilla warf sich mit einem beherzten Sprung auf sein Bett und schlang die Arme um seinen Hals.
William keuchte und musste einen Moment lang um Luft ringen, dann legte er seine Arme um die Kleine - mit dem Vorhaben sie im gleichen Zug in eine für ihn bequemere Position zu bringen.
"Hallo Sybilla."brachte er schließlich lachend hervor nachdem er den kleinen Blondschopf ein wenig von sich gelöst hatte.
"Wie ich sehe bist du schon wieder ein ganzes Stück gewachsen, hm?"fragte er dann und nutzte die Gelegenheit in der Sybilla sich im Raum umsah, um sie auf seinen Schoß zu setzten.
So gerne er die Kleine auch hatte, ihre ungestüme Begrüßung hatte ihn schmerzhaft daran erinnern, dass er unter seinem Hemd noch immer einen dicken Verband trug.
Sybilla sah ihn aus glänzenden Augen an und nickte eifrig. "Papa sagt, wenn ich so weiter wachse, komme ich bald mit den Füßen auf den Boden, wenn ich mein Pony reite."berichtete sie nicht ohne Stolz.
William lachte und sah dann lächelnd zu Joanna hinüber, die gerade die Tür schoss.
Er stupste Sybilla mit dem Zeigefinger auf die Nase, was diese mit einer herausgestreckten Zunge quittierte. "Wo hast du denn deine Mutter gelassen, Sybilla?"
"Oh, die kommt bestimmt auch gleich."begann sie aufgeregt, wurde dann jedoch ein wenig rot und sprach etwas leiser weiter. "Ich wollte nicht mehr warten ..."beichtete sie dann.


Joanna

Joanna hatte die Tür geschlossen und sich an die Wand daneben gelehnt um die Beiden zu beobachten. Autsch, das war bestimmt schmerzhaft., schoss es ihr durch den Kopf, als Sybilla sich ihrem Onkel mit einem Sprung an den Hals warf. Dann musste sie lächeln. Diese Art von Ungestüm schien wohl in der Familie zu liegen, er erinnerte sie lebhaft an William.
Und sie entdeckte gerade eine völlig neue, aber für sie ziemlich faszinierende Seite an ihm. Er hatte ihr zwar erzählt, dass er Kinder mochte, aber ihm beim Umgang mit seiner Nichte zuzusehen, ließ ihr irgendwie warm ums Herz werden. Er schien genau zu wissen, was er tat und Berührungsängste gab es ohnehin nicht. Es war nicht schwer zu sehen, dass die Kleine ihn geradezu vergötterte.
Ich wollte nicht mehr warten... Das erinnerte sie dann doch lebhaft an sich selbst. Sie war genauso gewesen und hatte ihre Mutter an den Rand der Verzweiflung getrieben mit ihrer Ungeduld und ihrer freiheitsliebenden Natur. Alles Höfische, was man ihr beigebracht hatte, hatte sie zwar widerwillig gelernt, aber sich immer davor gedrückt, wenn sie konnte.
Joanna überlegte, ob sie hierbleiben oder gehen sollte, ob sie etwas sagen oder schweigen sollte. Schließlich entschloss sie sich in beiden Fällen für die erste Alternative, wenn sie auch nicht wusste, wie Sybilla reagieren würde. "Ich bin sicher, deine Mutter wird verstehen, dass du deinen Onkel besuchen wolltest."


William

Sybillas kleiner Kopf fuhr herum und sie musterte Joanna mit einem kritischen Blick, ganz so als würde sie überlegen, wie sie zu Joannas Einmischung stand. William musste sich mit Mühe ein Lachen verkneifen, denn der ernste Gesichtsausdruck, der sich auf den Zügen des Mädchens breit machte, waren für ihn einfach zu komisch.
Dann zuckte sie mit den Schultern. "Mama lässt mich immer zuerst zu William gehen, wenn wir ihn besuchen."ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen und sie hob einen Finger, so als wolle sie die beiden Erwachsenen belehren. "Mama sagt, William verträgt es nicht, wenn ihm zwei hübsche Frauen auf einmal ihre Aufmerksamkeit schenken."Sybilla schien sich ausgesprochen über ihr Wissen zu freuen und sah erwartungsvoll zwischen Joanna und William hin und her.
Dieser konnte sie jedoch nur völlig verblüfft anstarren. Das war typisch seine Schwester. Und er wusste, dass Margaret das nicht zufällig zu ihrer Tochter gesagt hatte, denn Sybilla hatte ein großes Talent darin solche Dinge herauszuposaunen.


Joanna

Joanna war ein paar Schritte näher gekommen und stand nun abwartend da, als sich der Gesichtsausdruck der Kleinen veränderte und sie sich plötzlich einem prüfenden Blick ausgesetzt sah. Vielleicht wollte Sybilla abwägen, ob sie eine ernsthafte Gefahr für ihre Heiratspläne war. Und dann konnte Joanna sich nicht mehr halten. Sie begann zu lachen und es dauerte eine ganze Weile bis sie damit wieder aufhören konnte.
Der Anblick des kleinen Mädchens, das mit erhobenem Zeigefinger dasaß und verkündete, was offensichtlich ihre Mutter gesagt hatte, war zu erheiternd.
Joanna hatte inzwischen die Distanz überbrückt und sich wieder auf dem Bett niedergelassen, allerdings immer noch ein bisschen nach Atem ringend und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
"Sagt sie das? Dann scheint deine Mutter eine sehr kluge Frau zu sein."Sie drehte den Kopf und schaute William mit einem amüsierten Funkeln in den Augen an. "Fühlst du dich noch gut? Wenn dir die Aufmerksamkeit zu viel wird, sag es nur."


William

Sybilla nickte wieder eifrig und sah Joanna dann freudig an, ganz offensichtlich begeistert darüber, dass ihre Worte eine positive Resonanz erhalten hatten.
"Sie ist die klügste Frau der Welt!"erklärte Sybilla dann stolz und breitete ihre Arme aus, so als wollte sie damit zeigen wie klug ihre Mutter war.
William schüttelte den Kopf und ließ dann ein verzweifeltes Lachen hören. "Mir könnte es kaum besser gehen."erklärte er dann grinsend und strich Sybilla über die goldglänzenden Haare.
"Du bist ganz schön frech, meine Liebe."tadelte er sie dann lächelnd. "Außerdem hast du dich noch gar nicht vorgestellt."
Seine letzten Worte ließen das Rot in einem Sekundenbruchteil zurück in Sybillas Wangen schießen und sie riss beinahe entsetzt die Augen auf über ihr Versäumnis.
"Oh!"sie senkte kurz den Blick und biss sich auf die Lippe. Dann sah sie zu Joanna hinüber und streckte ihr die kleine Hand entgegen.
"Ich bin Sybilla. Mein Vater ist der Earl of Huntingdon! Es freut mich Euch kennen zu lernen, Mylady."erklärte sie dann bemüht und ließ den Blick kurz zu William huschen, der ihr grinsend zunickte.


Joanna

"Dann besteht ja kein Grund zur Sorge. Ich fürchte allerdings, wenn deine Schwester auftaucht, sind wir gleich zu dritt. Welche Übermacht...", gab sie neckend zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das kleine Mädchen zurück, das nach Williams Tadel errötete und sich beeilte ihr Versäumnis nachzuholen. Kein Zweifel, an guter Erziehung mangelte es Sybilla wirklich nicht.
Mit einem warmen Lächeln nahm sie Sybillas Hand und neigte den Kopf. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Sybilla. Mein Name ist Joanna, ich war die Frau des Earl of Warwick."
Oh ja, die kleine Tochter des Earl of Huntingdon hatte ein sehr einnehmendes Wesen. Joannas Herz hatte sie jetzt schon erobert, sie mochte die Kleine und ihre so zwanglose Art. Das machte sie nur noch neugieriger, Williams Schwester, Sybillas Mutter und Lady Huntigdon kennenzulernen. Sie schätzte sie als interessante Frau ein, faszinierend auf ihre Art und Weise.
"Und, Sybilla, freust du dich hier zu sein? Am Hof des Königs?"
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptySo Apr 14, 2013 3:49 pm

William

William lehnte sich ein wenig zurück und beobachtete die beiden neugierig bei ihrem Gespräch. Er war heil froh, dass Sybilla Joanna gegenüber so offen war. Das Mädchen war eine absolute Frohnatur und zog Menschen um sich herum schnell in ihren Bann. Er war sich aber nicht ganz sicher gewesen, ob die Kleine nicht vielleicht ein wenig eingeschnappt reagieren würde, wenn sie Joanna bei William antraf.
Sybilla runzelte gerade die Stirn, nickte dann jedoch erneut. "Doch. Mama hat gesagt, wenn ich lieb bin, darf ich nachher die Königin besuchen!" Sie machte eine kurze Pause, sah zu William hinüber und zog dann seine Hand besitzergreifend seine Hand zu sich hinüber.
"Aber eigentlich bin ich nur wegen William mitgekommen." fuhr sie dann fort und maß Joanna nun mit einem freundlichen Blick, der aber keinen Zweifel an ihren nächsten Worten lassen sollte. "Ich werde ihn nämlich heiraten wenn ich mal groß bin!"
William schnappte nach Luft und hätte sich beinahe verschluckt, da er nicht wusste was er zuerst tun sollte - lachen oder etwas sagen - und so brachte er schließlich nichts weiter als ein erstauntes Keuchen hervor und warf Joanna einen fast schon hektischen Blick zu.
Das war nämlich genau der Moment vor dem er sich bereits vorhin gefürchtet hatte, denn je nach dem wie Joanna nun reagierte würde er sich möglicherweise auf dünnes Eis begeben müssen.


Joanna

"Die Königin wird sich sicher ebenfalls sehr freuen, deine Bekanntschaft zu machen." Sie sah belustigt zu, wie das Mädchen Williams Hand zu sich hinüber zog um ihren Besitzanspruch deutlich zu machen und unterdrückte ein Grinsen. Sie hatte allerdings keine Ahnung, wie sie nun reagieren sollte, da Sybilla ihre Heiratspläne so offen vor ihr verkündete.
Williams Reaktion und sein beinah panisch zu nennender Blick reizten sie allerdings wieder einmal zum Lachen. Sie beschloss, dem Kind seine Illusionen vorerst nicht zu rauben und erwiderte lächelnd: "Tatsächlich? Da hast du aber Glück jemanden wie ihn gefunden zu haben. Ich könnte glatt neidisch werden."
Wenn sie gemein hätte sein wollen, hätte sie ihn in dieser Situation leicht zwingen können Stellung zu beziehen. Da sie das aber wirklich nicht im Sinn hatte, und schon gar nicht auf Kosten eines kleinen Mädchens, das noch noch Träume hatte, blieb sie einfach gelassen.
Sybilla würde schon noch früh genug ihr Traumbild aufgeben. Joanna allerdings hoffte, dass sie nicht zu traurig sein würde, sollte sie durch Zufall mitkommen, dass William und sie nicht zwangsläufig immer gebührenden Abstand hielten.


William

William schenkte Joanna ein dankbares Lächeln. Am liebsten hätte er ihr noch etwas gesagt oder sie einfach nur geküsst, allerdings musste er sich in Sybillas Anwesenheit mit einem Lächeln begnügen.
Er gab Sybilla einen kurzen Kuss auf die Stirn und grinste dann. "Tja, mein kleiner Engel hier, weiß halt zu schätzen was sie an mir hat, nicht wahr?"
Die Kleine streckte ihm erneut die Zunge heraus und schlang dann aber wieder ihre Arme um seinen Hals.
"Vorsicht, vorsicht." brummte William und versuchte sie wenigstens von seinem Oberkörper fern zu halten.
Sybilla sah von seinem Hemd hoch zu seinem Gesicht und wieder zurück und wurde ernst.
"Papa hat gesagt, dass du krank bist, William. Er sagt, du hättest dich ziemlich schwer verletzt." sie kaute unruhig auf ihrer Unterlippe hin und her - unentschlossen, ob die Sorge oder ihre Neugier überwogen.
"Darf ich mal sehen?" fragte sie schließlich leise - ihre Neugier hatte also gesiegt, was William auch wenig überraschte. Sybilla hatte absolut keine Berührungsängste und dass sie vor einer möglicherweise schweren Verletzung nicht zurück schreckte, war kaum verwunderlich.


Joanna

Joanna lächelte. Die Kleine hatte William ganz offensichtlich längst um den Finger gewickelt. Sie hatte keinerlei Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass er ein sehr guter Vater sein würde, wenn es irgendwann dazu kam.
Sie beobachete, den Kopf ein wenig zur Seite gelegt, das Gespräch zwischen den Beiden und war nicht wirklich erstaunt, dass sie sich um ihren William sorgte.
Allerdings fand sie nicht, dass es klug war, der Kleinen das Ausmaß von Williams Verletzung zu zeigen. Da sie allerdings nicht wusste, wie dieser reagieren würde, ergriff sie das Wort.
"Ich glaube, das ist keine gute Idee, Sybilla. Weißt du, der Arzt hat einen Verband darum gemacht, damit die Verletzung besser heilt. Am Besten lässt man die Wunde in Ruhe und du willst doch auch, dass William ganz schnell wieder gesund wird, oder?"
Joanna wechselte einen unsicheren Blick mit William. Sie hatte nicht viel Erfahrung mit kleinen Kindern und hoffte einfach nur, dass Sybilla das einsehen würde und sich einem anderen Thema zuwandte. Oder dass ihre Mutter sie ablenkte.


William

Sybilla schob beleidigt die Unterlippe nach vorne und starrte Joanna nachdenklich an. William hob eine Augenbraue und wollte gerade etwas sagen, da atmete Sybilla geräuschvoll aus.
"Stimmt." sie sah zu William hinüber, der an ihren Augen erkannte, dass sie trotzdem enttäuscht war.
"Hier" William machte sich von Sybilla los und griff nach seinem Hemd. "Du kannst dir aber den Verband mal ansehen." fand er dann einen Kompromiss und zog sich das Hemd vorsichtig über den Kopf.
"Woh!" machte die Kleine nur und starrte den Verband an, der Williams gesamten Brustkorb und auch die rechte Schulter bedeckte. "Kein Wunder, dass du im Bett bleiben musst, bei so viel Verband." stellte Sybilla dann sichtlich beeindruckt fest. William grinste. Das war sehr diplomatisch gelöst, denn so, war das Mädchen nicht ganz enttäuscht wurden, hatte aber bei weitem keine Vorstellung von der Wunde, die sich unter dem Verband verbarg.
Während Sybilla noch auf Williams Verband starrte, sah dieser zu Joanna hinüber und formte mit den Lippen das Wort 'Danke'. Durch ihr eingreifen hatte sie ihm einige Erklärungen erspart.


Joanna

Joanna ließ die Kleine nicht aus den Augen und beobachtete, wie sie mit sich rang, schließlich aber zustimmte. Sie musste zugeben, sie war erleichtert. In weiteren Diskussionen mit Sybilla hätte sie wohl irgendwann keine Argumente mehr gefunden um sie davon zu überzeugen, dass es besser so war.
Dass er sich dann einfach das Hemd auszog, hatte sie allerdings nicht erwartet. Während seine Nichte absolut keine Scheu hatte und neugierig den dicken Verband betrachtete, hatte Joanna das Gefühl zu erröten. Sie hoffte, dass sie sich das nur einbildete. Allerdings besaß sie wohl nicht Anstand und Schamgefühl genug um einfach wegzuschauen. Sie kam nicht umhin festzustellen, dass er einfach unverschämt gut aussah, trotz Verband.
Beinahe zu spät begriff sie, dass er ihr gerade stumm etwas sagte, weil sie zu sehr damit beschäftigt war sich ihre Gedankengänge nicht anmerken zu lassen. Joanna...es reicht jetzt aber., ermahnte sie sich selbst und schenkte ihm rasch ein warmes Lächeln als Antwort.
Irgendwie war sie froh, dass es in diesem Moment an die Tür klopfte und ihre Aufmerksamkeit abgelenkt wurde.


William

William grinste selbstgefällig als er Joannas Blick bemerkte, bevor er jedoch irgendetwas dazu sagen konnte, kloppfte es an der Tür.
Sybilla riss ihren Blick von dem Verband los und sah aufgeregt zur Tür.
"Willst du nicht aufmachen?" William stupste seine Nichte mit dem Finger an, woraufhin diese aufsprang und zur Tür rannte.
Kaum hatte sie die Tür aufgezogen, stieß sie einen kleinen Freudenschrei aus. "Mama!" Sybilla ergriff die Hand ihrer Mutter, zog sie in das Zimmer und schloss die Tür wieder hinter sich.
Bevor Margaret überhaupt etwas sagen konnte, lief Sybilla schon wieder zu ihrem Platz auf Williams Bett zurück. Doch diesmal gab William ihr nicht die Chance sich auf seinem Schoß niederzulassen, denn er war bereits dabei aufzustehen, um seine Schwester zu begrüßen.
"Margaret, wie schön dich wieder zu sehen." William ging langsam auf seine Schwester zu und schloss sie vorsichtig in die Arme - sehr darauf bedacht, dass kleine schlafende Bündel in ihren Armen nicht aufzuwecken.
"Und ich freue mich vor allem, dich lebend zu sehen." stachelte Margaret lächelnd und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange.


Joanna

Joanna sah auf und begegnete zum ersten Mal Williams Schwester Magaret, die ihren jüngsten Nachwuchs im Arm hielt. Sie wusste sogleich, dass die Art von Kommentaren und stichelnden Scherzen in der Familie lag. Seine Schwester war genauso. Ob das jetzt gut war oder nicht, darüber ließ sich sicher streiten.
Sie selbst erhob sich nun ebenfalls von Williams Bett, blieb aber unschlüssig davor stehen und fühlte sich ziemlich fehl am Platze. Sie wollte eigentlich das Wiedersehen der Geschwister nicht stören, aber jetzt war sie schon einmal hier und konnte nicht einfach verschwinden. Also musste sie wohl abwarten, wie sich die Situation entwickelte.
Sybilla hatte sich wieder auf das Bett gesetzt und schaute ebenfalls zu. Joanna seufzte lautlos und fragte sich, wie es ihrer Schwester wohl ging, die ebenfalls verheiratet war und eine ziemlich muntere Bande von Kindern hatte. Sie nahm sich vor, ihr bei Gelegenheit einen Brief zu schreiben. Auch, wenn sie dafür wohl erst einmal ihre Schreibkünste wieder ein wenig üben musste, sie hatte diese längere Zeit nicht gebraucht und so langsam vergaß man Dinge. Joanna riss sich wieder aus ihren Gedanken. Das brauchte sie jetzt wirklich nicht.


William

William beugte sich über das kleine Bündel aus dem ein rosiges Gesicht hervorlugte. "Das ist er also, hm? Der kleine Erbe."
Auffordernd hielt er Margaret die Hände entgegen. "Darf ich?"
Diese sah ihn jedoch nur zweifelnd an. "Bist du sicher, dass du das kannst?"
Er hatte es geahnt. Genervt stöhnte William auf und schüttelte unwirsch den Kopf. "Margaret, ich bin verletzt. Ich bin aber weder zum Krüppel geworden, wie du siehst, noch fehlt mir sämtliche Kraft - ich werde also wohl in der Lage sein meinen Neffen im Arm zu halten."
Margaret erwiderte seinen Blick einen Moment lang stumm, dann lächelte sie. "Er heißt übrigens Edward, nach seinem Großvater." Damit überließ sie den Kleinen in Williams Obhut. Dieser grinste über das ganze Gesicht und widmete sich seinem kleinen Neffen.
Margaret wandte sich währenddessen lächelnd an Joanna, die noch immer am Bett stand. "Darf ich mich vorstellen, ich bin Margaret. Aber das wisst Ihr ja sicherlich. Mein Bruder und meine kleine Tochter" sie maß Sybilla mit einem bedeutsamen Blick "haben Euch bestimmt schon aufgeklärt. Und ich hoffe für beide, dass sie nur Gutes über mich berichtet haben." Der letzte Satz hatte William und Sybilla gegolten, wobei ersterer völlig von dem kleinen Wesen auf seinem Arm abgelenkt war.


Joanna

Joanna verkniff sich ein Grinsen und wandte sich lieber Margaret zu, die sie nun zur Kenntnis nahm und ansprach. "Mein Name ist Joanna. Und ja, ich habe schon so einiges von Euch gehört, aber ich kann Euch versichern, es war nur Gutes. Eure Tochter hat mich darauf vorbereitet, dass ich die klügste Frau der Welt kennenlerne, Ihr könnt Euch also wirklich geschmeichelt fühlen. Allerdings hatte ich auch nichts Negatives erwartet, William hat sich sehr gefreut zu hören, dass Ihr herkommt. Es freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen."
Ihr Blick huschte kurz hinüber zu William, der gerade einmal mehr sein großes Herz für Kinder unter Beweis stellte. Er schien völlig hin und weg und das war ein Zustand, den sie bisher noch nicht an ihm gesehen hatte.
Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Gesprächspartnerin widmete.
"Ich hoffe, Eure Reise war angenehm?"
Joanna musste feststellen, dass Margaret ihren Vorstellungen durchaus gerecht wurde. Sie verstand, warum William ihre Gegenwart so schätzte. "Ich wusste ja gar nicht, dass er zu so einem Gesichtsausdruck fähig ist."


William

Margaret nickte. "Ich habe keinen Grund zur Klage."
Dann sah sie zu William hinüber und musste lachen. "Oh, Sybilla ist sein ein und alles und Edward hat er schon vergöttert bevor der Kleine überhaupt auf der Welt war. Er liebt die Kinder als wären es seine eigenen."
William sah hoch und grinste. "Das ist nur so weil ich sie abends immer wieder an dich zurück geben kann." scherzte er dann und kam zu den beiden hinüber.
Der kleine Junge in seinen Armen hatte die Augen geöffnet und sah ihn nun aus noch etwas verschlafenen, aber munteren Augen an. William trat neben Joanna, um ihr seinen Neffen zu zeigen.
"Was meinst du, er hat definitiv meine Augen, nicht wahr?" William grinste und stupste dann auf die kleine Nase seines Neffens, was diesem ein fröhliches Quietschen entlockte und plötzlich angelten die kleinen Finger nach Williams Hand.
Sybilla schien es hingegen überhaupt nicht zu gefallen, dass ihr niemand mehr Aufmerksamkeit widmete und so kletterte sie über das Bett bis zu Joanna hinüber und zog dieser am Kleid.
"Möchtest du nachher mal mein Pony sehen?"


Joanna

"Oh ja, er hat mir von seinen hellseherischen Fähigkeiten bezüglich Eures Sohnes erzählt. Die Begründung fand ich etwas fragwürdig, aber er hat ja offensichtlich recht behalten." Sie stimmte in das Lachen der Anderen ein, schaute sich dann aber äußerst gern Williams kleinen Neffen Edward an. Ein wirklich süßer Junge, das musste sie sagen. Wieder einmal überkam sie dieses seltsame Empfinden dahinzuschmelzen, wenngleich sie Williams Aussage nur bedingt zustimmen konnte.
"Findest du? Mit viel Fantasie vielleicht. Aber in einem Punkt hast du Recht, er hat offenbar jetzt schon Dreh raus wie man jemanden um den Finger wickelt. Wenn du dir Mühe gibst, kannst du das genauso gut." Sie grinste ihn an und wollte gerade noch etwas hinzufügen, da spürte sie, wie etwas an ihrem Kleid zog und drehte sich um. Sie sah sich einer auf dem Bett hockenden Sybilla gegenüber, die sich scheinbar ziemlich vernachlässigt fühlte. Sie lächelte.
"Wenn du mir dein Pony zeigst, wäre ich sehr geehrt. Aber vorher solltest du deine Mutter fragen, ob sie gestattet, dass ich mit dir zum Pferdestall gehe, nicht wahr? Wie heißt dein Pony denn überhaupt?"


William

William lächelte und verspürte den Drang Joanna zu küssen, hielt sich jedoch auf Grund seines Besuches zurück. Während Sybilla Joannas Aufmerksamkeit auf sich lenkte, tauschte William einen vielsagenden Blick mit Margaret auf deren Lippen sich ein erneutes Lächeln abzeichnete.
"Mein Pony heißt Löwe! Weil es eine genauso wuschelige Mähne hat und außerdem genauso stark ist!" erklärte Sybilla feierlich.
William schnaubte belustigt und konnte nur mit Mühe ein Lachen zurück halten. "Den Löwen möchte ich aber auch einmal kennenlernen." Vielleicht könnte er auf die Art und Weise einmal wieder nach draußen gelangen.
Der kleine Edward gluckste munter in seinen Armen und schien von den vielen Menschen um ihn herum ausgesprochen fasziniert zu sein. Mindestens genauso wie William von ihm.
Wann immer er bei seiner Schwester und ihrem Mann zu Besuch war, verbrachte er möglichst viel Zeit mit Sybilla und als Margaret ihm erzählte, dass sie erneut schwanger war, wurde ihm das erste Mal bewusst, dass er seine Schwester in gewisser Weise beneidete. Auf ihn wartete abends allerhöchstens noch mehr Arbeit, wenn er seine üblichen täglichen Pflichten erledigt hatte.


Joanna

Auch Joanna hatte ziemlich Mühe ernst zu bleiben. "Löwe also, ein sehr außergewöhnlicher Name. Du musst ihn mir unbedingt vorstellen. Du allerdings, William, musst wohl erst die Erlaubnis des Königs einholen.", sagte sie grinsend. "Schließlich sollst du dich ausruhen. ich kann mir nicht vorstellen, dass er Ausflüge in den Pferdestall für angemessen hält. Aber vielleicht kannst du ja wieder einmal deinen Sturkopf durchsetzen. Gelingt dir ja oft genug."
Sie wusste genau, dass er gerne einmal wieder nach draußen gegangen wäre, aber gesund war er eben noch längst nicht. Sie alle hatten nur eines im Sinn: sein Wohl. Und wenn er so unvernünftig war und sich wieder einmal überanstrengte, würde es noch länger dauern. Wobei er einen langsamen Spaziergang mittlerweile vielleicht überstehen würde. Sie wusste nicht recht, inwiefern William schon belastbar war, das konnte eigentlich nur er selbst beurteilen. Vielleicht noch sein Arzt.
"Nun, Sybilla, deine Mutter musst du aber vorher trotzdem fragen, ja? Schließlich kennen wir uns noch nicht lange." Die Kleine war wirklich so süß. Sie verstand so gut, warum William ebenso einen Narren an ihr gefressen hatte, wie umgekehrt.


William

William verdrehte die Augen und warf Joanna einen leicht generven Blick zu. Natürlich, sie meinte es gut und das wusste er auch sehr zu schätze. Aber trotzdem strengte es ihn von Zeit zu Zeit an, dass er nicht Schalten und Walten konnte, wie er es wünschte.
"Maaaaamaaaaaa?" das bettelnde Stimmchen war herzzerreißend und entlockte Margaret ein heiteres Lachen.
"In Ordnung. Aber nur, wenn du Lady Joanna nicht von ihren Aufgaben abhälst." Margaret sah dabei fragend zu Joanna hinüber.
William schmunzelte. "Am besten, du nimmst mich mit, Joanna. Dann kannst du weiter ein Auge auf mich werfen." Er spielte damit darauf an, dass Joanna, sofern sie nicht von der Königin gebraucht wurde, sehr viel Zeit des Tages bei ihm verbrachte und darauf achtete, dass er sich erholte - was wohl auch nur gut war, denn William würde sich ohne ihre und Geoffreys Anwesenheit vermutlich maßlos übernehmen.
William nahm den kleinen Edward von einem Arm in den anderen, um sich mit der freien Hand an der Schulter kratzen zu können. Warum bloß juckte eine heilende Wunde so teuflisch?


Joanna

Auch Joanna lachte und lächelte Magaret nur zu. "Keine Sorge, das tut sie nicht." Williams Einwurf kam natürlich nicht unerwartet. Sie würde ja gerne...."Das Argument kann ich nicht so einfach von der Hand weisen. Man kann dich ja nicht aus den Augen lassen." Sie grinste, legte dann aber den Kopf zur Seite und musterte ihn skeptisch. "Ich würde dich wirklich gerne mitnehmen, aber bist du sicher, dass du das schaffst? Ich bin es nicht."
Immerhin schienen seine Arme wieder beide recht schmerzfrei belastbar zu sein, sonst würde er das Kind nicht so ohne weiteres tragen. Es hatte sich in den letzten drei Wochen viel getan und es ging bergauf. Sie hätte ihm gerne einige Minuten an der frischen Luft gegönnt, aber sie fürchtete, dass das am Ende einen Rückschlag verursachen könnte.
Allerdings war es seine Gesundheit und so musste er selbst wissen, was er tat. Sie passte zwar auf, aber hier war sie überfragt. Sie war eben nicht der Heilkunst mächtig.
"Wenn du dich wohl genug fühlst, in Ordnung. Das kannst allerdings nur du entscheiden. Ich will nicht, dass du unterwegs zusammenbrichst." Ich könnte dich ja nicht einmal zurücktragen.


William

Margaret hob auf Grund von Joannas Worten eine Augenbraue und musterte William kritisch.
"Denkst du nicht, du solltest es besser noch etwas langsamer angehen?" kam dann die Frage über ihre Lippen, die William bereits in ihren Augen gelesen hatte.
Er seuftzte und gab dann seinen Neffen wieder zurück an Margaret. Dann setzte er sich neben Sybilla auf das Bett. Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand übers Kinn und ließ den Blick von Margaret zu Joanna schweifen.
"Wisst Ihr was? Ich werde es drauf ankommen lassen." dann grinste er plötzlich. "Und sollte ich es doch nicht schaffen, komme ich dadurch vielleicht zur Vernunft."
Sybilla strahlte ihn an - das einzige was für sie zählte, war, dass ihr William sich ihr Pony ansehen wollte.
"Besuchen wir deine Pferde auch? Und darf ich dann auf Uriel reiten?" die Kleine genoss die Aufmerksamkeit sichtlich und plapperte gleich munter weiter.
William sah zu Joanna hinüber und zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. "Tut mir Leid, meine Süße. Aber dabei kann ich dir nicht helfen. Aber vielleicht finden wir ja Geoffrey und dann kann er dir mit Uriel helfen, ja?"
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Dez 31, 2013 11:23 pm

Joanna 

Joanna verdrehte die Augen. "Aber du wirst dich hinterher nicht beklagen, ja?" 
Warum hatte sie überhaupt noch gefragt? Die Antwort war vorhersehbar gewesen. Es hätte sie schwer gewundert, wenn er hier geblieben wäre. Sie nickte noch einmal langsam. "Also gut, dann lasst uns gehen. Ich bin sicher, Sybilla brennt darauf uns Löwe vorzustellen." 
Sie bedachte William zur Sicherheit noch einmal mit einem strengen Blick und quittierte zufrieden, dass er wenigstens so vernünftig war die Kleine nicht aufs Pferd heben zu wollen.Aber wehe du begehst irgendwelche anderen Dummheiten. 
Sie ging zur Tür und öffnete diese, blickte dann noch einmal zurück und lächelte mit einer einladenden Handbewegung. "Nun denn." 
Sie richtete ihren Blick noch einmal auf Margaret. "Wenn es Grund zur Klage gibt, wende ich mich später vertrauensvoll an Euch, Mylady. Vielleicht ist Euer Tadel gegenüber Eurem Bruder wirkungsvoller als meiner." Ihre Augen funkelten belustigt auf, dann streckte sie die Hand aus um sie Sybilla zu reichen und auf William zu warten.

 William 

William war froh, dass Sybilla im Stall gekonnt die Aufmerksamkeit auf sich und ihr Pony zog, so dass er sich gegen die Stallwand lehnen und wieder zu Atem kommen konnte. 
Sybilla stand vor ihrem Pony, strahlte über das ganz Gesicht und erzählte Joanna aufgeregt seit wann sie das Pony schon hatte, wie gut sie reiten konnte und alles was ihr sonst noch dazu einfiel. 
William musste lächeln als er die beiden beobachtete. Sybilla war ein wirklicher Sonnenschein und Joanna verhielt sich der Kleinen gegenüber nahezu perfekt. Er war wirklich froh, dass er so nicht ein ständig schmollendes, kleines Kind um sich hatte. Denn genauso wie Sybilla die Welt um sie herum mit ihrem Lächeln entzückte, konnte sie einen wahren Sturm heraufbeschwören, wenn sie schlechte Laune hatte. 
Sybilla drehte sich gerade zu Löwe um, um irgendeine Haarsträhne an dem Pony zu sortieren und William nutze die Gelegenheit, löste sich wieder von der Wand und trat hinter Joanna. 
"Sie kann ja wirklich hinreißend sein, aber du solltest sie besser nicht mit schlecher Laune erleben." murmelte William und gab Joanna dann einen kurzen Kuss auf die Wange. 
Immerhin würde er in nächster Zeit sehr wenige Gelegenheiten für soetwas finden, denn Sybilla bewachte ihn wahrlich mit Adleraugen.

 Joanna 

Joanna lauschte geduldig den Ausführungen des kleinen Mädchens, dass sämtliche Informationen zu ihrem Pony stolz herunter ratterte, die es behalten hatte und munter immer weiter erzählte. Sie warf allerdings immer wieder einen Blick zu William hin, besorgt, ob er wirklich durchhielt. 
Aber es schien so, denn schließlich verließ er seinen Platz an der Stallwand wieder um sich zu ihr zu gesellen. 
Sie schloss einen Moment die Augen, lächelte in sich hinein und legte unauffällig die Hand auf seinen Arm. Sie genoss jeden Moment, in dem sie ihm so nahe sein konnte. 
"Das kann ich mir lebhaft vorstellen, also sollten wir ihr besser keinen Grund zu schlechter Laune geben.", hauchte sie zurück. Ein beleidigtes Kind konnten sie nun wirklich gebrauchen. Leider war es nur eine Frage der Zeit bis Sybilla sich wieder voll und ganz 'ihrem' William widmete, denn das würde der Fall sein, sobald sie sich von ihrem Pony löste. Also musste sie wohl ein bisschen nachhelfen, damit ihr Löwe noch nicht langweilig wurde. "Du hattest wirklich recht, Sybilla, Löwe ist ein sehr hübsches Pony und er wirkt auch sehr stark. Bist du etwa den ganzen Weg von Zuhause hierher geritten? Das kann ich gar nicht glauben."

 William 

"Dooooch, das bin ich!" erklärte Sybilla stolz und schlang dann ihre kurzen Arme um den Hals des Ponys. "Löwe ist das beste Pferd auf der Welt." stellte sie fest und vergrub ihr Gesicht in der wuscheligen Mähne des Tieres. 
"Zum Glück gibt es dieses Pony." murmelte William, ergriff Joannas Kinn und drehte ihren Kopf sanft zur Seite, so dass er ihr einen kurzen Kuss geben konnte. 
Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Sybilla. 
"Süße, was hälst du davon, wenn wir jetzt Geoffrey suchen und ihn bitten dir Uriel fertig zu machen, damit du reiten kannst? Ich bin ein wenig müde und so kannst du die Zeit gleich nutzen." 
Sybilla machte sich gar nicht die Mühe, die Umarmung zu lösen. "Einen Moment noch!" nuschelte sie in die Mähne des Ponys. 
William lachte. "Na gut, aber mach nicht mehr so lang." Ich muss unbedingt wieder ins Bett 
Er sprach es ganz bewusst nicht aus, da er Joanna damit nur Recht gegeben hätte, aber der kurze Weg in den Stall hatte doch reichlich an seinen Kräften gezerrt.

 Joanna 

Joanna gab nur einen leisen Laut der Zustimmung von sich. Als er sich wieder von ihr gelöst hatte, murmelte sie grinsend: "Ihre Mutter lässt sie nie wieder mit uns irgendwo hin gehen, wenn sie das erfährt." 
Glücklicherweise war die viel zu abgelenkt von Löwe, um irgendetwas von dem mitzubekommen, was die Beiden redeten. 
Wie gerufen sah Joanna gerade Geoffrey über den Hof laufen. "Ich sage ihm Bescheid und du bleibst solange hier bei Sybilla, in Ordnung?" 
Sie lächelte und machte sich auf den Weg um Geoffrey von seinem Glück zu berichten, schließlich durfte der jetzt die nächste Stunde opfern um Uriel zu satteln und ein Auge auf Williams Nichte zu haben. 
Joanna hielt es indes für besser, wenn sie William zurück zur Burg begleitete. Das war, befand sie, für einen Tag genug Anstrengung und irgendwie hatte sie den Verdacht, dass er auch gar nicht groß protestieren würde. Geoffrey hatte zum Glück gerade nichts Dringendes zu erledigen und folgte ihr, um noch ein paar Worte mit William wechseln zu können. Falls er dessen Aufenthalt hier missbilligte - wovon sie stark ausging - ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken und verbarg das meisterhaft.

 William 

"Ich danke dir." William legte Geoffrey eine Hand auf die Schulter und war wirklich erleichtert, dass er ihm Sybilla für ein, zwei Stunden vom Hals halten würde. 
"Na, dem kleinen Sonnenschein kann man ja ohnehin nichts abschlagen." lachte Geoffrey und maß William dann noch mit einem abschließenden Blick. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, hob William abwehrend die Hände. "Mach dir keine Sorgen. Ich werde mich nun ins Bett begeben und mein Gemach den Rest des Tages nicht mehr verlassen." 
Dann hatte er mit einem Mal Sybilla an seinem Bein hängen. "Musst du wirklich schon gehen?" 
William lächelte, nickte dann jedoch. "Du kannst ja nachher wieder vorbei kommen, ja?" 
Sybilla nickte eifrig und bevor sie noch etwas sagen oder tun konnte, nahm Geoffrey sie bei Seite. 
William seufzte leise und wandte sich Joanna zu. Müde fuhr er sich mit der Hand über die Augen. 
"Dann wollen wir mal wieder."

 Joanna 

Joanna lächelte zufrieden. "Das würde ich aber auch sagen, William." Sybilla war erst einmal beschäftigt und hellauf begeistert von dem Gedanken, gleich Williams großes Schlachtross reiten zu dürfen. Geoffrey hatte sie auch schon gleich um den Finger gewickelt. 
"Ich glaube, deine Schwester und ihr Mann werden sich später vor Verehrern nicht retten können, wenn sie so weiter macht. Naja, falls sie dich freigibt." Sie grinste und machte eine auffordernde Handbewegung. 
"Und jetzt komm, genug Anstrengung für diesen Tag. Ich bringe dich zurück ins Bett. Sonst reißt mir wahlweise der König oder dein Arzt den Kopf ab." 
Joanna schaute noch einmal Sybilla, die gerade neben Geoffey her hinüber zu Uriel hüpfte, und fand es recht angenehm, wieder ein paar Minuten allein mit ihm zu haben. Die Kleine war wirklich sehr niedlich, aber auch ziemlich anstrengend, wenn man sie auf Dauer um sich hatte. 
Ihr Blick blieb an William hängen. Sie war froh, dass er bis hierhin durchgehalten hatte und hoffte, dass sich das nicht rächen würde. Allerdings schien es ihm recht gut zu gehen, den Umständen entsprechend. Hoffentlich blieb das auch so.

 William 

"Ich denke, das wüsste ich noch zu verhindern." erklärte William und machte sich dann auf den Weg heraus aus dem Stall und zurück in sein Gemach. 
William runzelte die Stirn und musterte kurz seine rechte Hand. Die Fingerspitzen kribbelten leicht, so als wären sie eingeschlafen. Während er ohne weiter darüber nachzudenken, began die Finge zu massieren, warf er noch einmal einen kurzen Blick über die Schulter. 
"So lieb wie sie ist ... auf Dauer ist die kleine ein wenig anstrengend." William grinste und war froh nun etwas Ruhe zu haben. "Ich hoffe, Sybilla hat dich nicht gleich völlig abgeschreckt." 
William ließ den Blick über den Hof schweifen und atmete tief durch - zum einen, um den frischen Geruch in sich aufzunehmen, zum anderen, weil er das Gefühl hatte, dass er jetzt schon wieder mehr Luft benötigte. 
Er hoffte bloß, dass er die Treppenstufen hochkommen würde. Wenn er bedachte, dass dieser einfache Weg sich bereits bemerkbar machte, schwand sein Optimismus deutlich.

 Joanna 

Joanna lächelte. "Das Selbe habe ich auch gerade gedacht. Sie ist wirklich entzückend, aber über längere Zeit. Ich verstehe schon, dass du froh bist, wenn du sie abends wieder an ihre Mutter abgeben kannst. Aber abgeschreckt hat sie mich nicht, wirklich nicht. Dazu ist sie viel zu niedlich. Neue Erfahrungen sind nie verkehrt." Meistens hatte sie nicht viel mit Kindern zu tun gehabt. Bisher. Mit kritischem Blick hatte sie allerdings durchaus bemerkt, dass offensichtlich etwas mit seiner Hand nicht stimmte. Das bereitete ihr Sorge und sie hatte nicht vor, darüber hinweg zu sehen. 
"Was ist mit deiner Hand, William?", fragte sie leise und schaute ihn prüfend an. "Und sag jetzt nicht 'nichts'. Ich bin nicht blind." 
Sofort schlichen sich wieder Zweifel ein, ob sie nicht viel zu unvorsichtig gewesen war. Seufzend schüttelte sie den Kopf. "Wenn du eine Pause brauchst, sag es bitte. Ich kann dir wirklich nicht viel helfen, wenn du zusammenbrichst." Sie war sich sicher, dass sich selbst beweisen wollte, dass er es schaffen konnte und alles daran setzen würde durchzuhalten. Allerdings konnte sie nur hoffen, dass genau das nicht der falsche Weg war.

 William 

William sah sie kurz verwirrt an und sah dann zu seiner Hand. Erst dann wurde ihm bewusst was Joanna meinte. 
"Ach, das ist ..." er brach ab, denn er hatte gerade das sagen wollen, was Joanna nicht hören wollte. William atmete geräuschvoll aus und schüttelte dann den Kopf. "Das ist nichts weiter. Die Finger kribbeln ein bisschen. Das tun sie ab und an ..." seit ich von der Schulter an abwärts fast komplett aufgeschlitzt wurde. Und immer dann, wenn ich die Hand ein wenig belastet habe. 
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Mach dir darüber mal keine Gedanken. Und auch zusammenbrechen werde ich nicht." 
Sie hatten nun den Burghof überquert und damit rückte die Treppe immer näher. William seuftzte innerlich auf und blieb dann stehen. 
Ein reumütiges Lächelen tauchte auf seinen Lippen auf als er Joanna ansah. "Ich habe nur eine Bitte - lass uns die Treppe langsam hoch gehen, ja?"

 Joanna 

Skepsis schlich sich in ihren Blick. Sie hoffte inständig, dass das nur eine normale Nachwirkung der Verletzung war oder mit der Heilung zusammenhing. Allerdings war sie nicht davon überzeugt, dass es wirklich so harmlos war, wie William es darstellte. Joanna hatte die Hoffnung, dass er recht behielt. 
"Wie du meinst...Ich mache mir nur Sorgen um dich.", sagte sie nur und ließ das Thema fallen. Sie passte sich seinem Tempo an und blieb ebenfalls stehen. Ein aufmunterndes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. 
"Natürlich. Wir haben Zeit." 
Joanna hoffte nur, dass ihnen jetzt nicht gerade Henry über den Weg lief. Das konnte dann nämlich ziemlichen Ärger geben, so wie sie ihn einschätzte in seiner Sorge um seinen Cousin, und darauf konnten sowohl William als auch sie verzichten. 
Sie setzte den Fuß schließlich auf die erste Stufe der Treppe und schaute abwartend zurück, strich sich dann eine gelöste Strähne zurück hinters Ohr.

 William 

William konnte ein Grinsen nicht unterdrücken als er zu Joanna aufschloss. "Habe ich mich in letzter Zeit eigentlich mal bei dir bedankt?" 
Danach musste er sich seinen Atem jedoch erst einmal aufheben, um die Treppe hochzukommen. 
Unfassbar, dass ich nicht einmal diese verfluchte Treppe ohne Schmerzen hinauf kommeschoss es William durch den Kopf als sich sowohl sein Bein als auch der Rest seines Körpers bemerkbar machten und er schließlich anfing schwerer zu atmen. 
Oben angekommen lehnte er sich erst einmal gegen die kühle Mauer, um leise keuchend wieder zu Atem zu kommen. 
Kaum hatte er wieder mehr Luft, bahnte sich ein verzweifeltes Lachen den Weg über seine Lippen. "Ich komme mir vor wie ein alter Mann, der gerade versucht hat einen Wettlauf zu bestreiten." 
Er fuhr sich fahrig über die Augen und sah dann zu Joanna hinüber. 
"Na los, belehre mich schon, dass ich das nicht hätte tun sollen."

 Joanna 

Joanna lächelte nur zurück. "Nein, aber das ist nicht so tragisch. Schließlich komme ich freiwillig zu dir." 
Langsam ging sie neben ihm her die Treppe hinauf und blieb stehen, als er eine Pause einlegte. Diesmal war sie es, die grinsen musste ob seiner Aufforderung. 
"Oh, das muss ich gar nicht. Du hast es ja wohl inzwischen selbst festgestellt. Es wäre also zwecklos dich noch zu belehren, abgesehen davon, dass das ohnehin keine Wirkung auf dich hat. Außerdem nutzt das jetzt auch nichts mehr, jetzt hast du es ja fast zurück geschafft. Es ist ja nicht mehr weit. Warum also sollte ich dich noch belehren, mein Lieber?" 
Sie schüttelte immer noch grinsend den Kopf und wartete darauf, dass er wieder weit genug zu Atem kam um das letzte Wegstück zu schaffen. 
Joanna befand, sie hatte für heute genug Tadel ausgesprochen. Irgendwann würde er ja hoffentlich daraus lernen. 
Sie bevorzugte jetzt einfach ein paar ruhige Minuten - wo Sybilla wenigstens noch beschäftigt war.

 William 

Mit einem resignierten Seufzen schüttelte William den Kopf und ließ den Blick dann den Gang hinunter gleiten, um sich zu vergewissern, dass sie alleine ware. 
Dann löste er sich umständlich wieder von der Wand und blieb vor Joanna stehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er eine Hand an ihre Wange legte. "Ihr seid unglaublich, wisst Ihr das, Mylady?" murmelte er bevor seine Lippen die ihren trafen. 
So könnte er den restlichen Tag verbringen, nur Joanna und er. Am besten noch vor dem warmen Feuer in seinem Gemach, das hoffentlich die Kälte wieder vertrieb, die sich seiner langsam bemächtigte. Und dazu noch ein Glas Wein und der Tag wäre für ihn schon ausreichend. 
Allerdings war ihnen nur allzu wenig Ruhe heute vergönnt, denn William wusste, dass er seine kleine Nichte in der Minute wieder an seinem Bett stehen hatte in der sie nichts mehr zu tun hatte. 
Er konnte nur hoffen, dass Geoffrey sie so ausreichend beschäftigte, dass sie nach dem Reiten erst einmal müde wäre. 
Er zumindest brauchte nicht einmal mehr aufs Pferd zu steigen, um müde zu sein. Dafür reichten momentan auch die Treppen schon aus.

 Joanna 

Auch Joannas Blick huschte kurz den Gang entlang, als William vor ihr stand, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte. Sie lachte nur leise. "Das freut mich zu hören, Mylord."
Wie von selbst legte ihre Hand sich leicht auf seine Schulter. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf pochte darauf, wie leichtsinnig und unvorsichtig sie gerade waren. Doch in Williams Gegenwart war es so einfach sie zu ignorieren, zu ersticken. 
Nach einer Weile beendete Joanna den Kuss und nahm seine Hand. "Jetzt komm. Wir sollten besser nicht zu lange hier herumstehen." 
Einen Augenblick lang streckte sie sich und flüsterte in sein Ohr: "Küssen lasse ich mich derzeit lieber irgendwo, wo die Gefahr, dass jemand um die Ecke kommt, nicht so groß ist." Bei der Gelegenheit küsste sie ihn rasch auf die Wange. 
Dann ließ Joanna ihn los und setzte sich schon einmal ein paar Schritte in Bewegung, sah aber wieder zurück, ob er ihr folgte. Wenn William Glück hatte, verschaffte Geoffrey ihm noch eine oder zwei Stunden Ruhe. Falls er dann allerdings schlafen sollte, konnte sie Sybilla bestimmt davon überzeugen leise zu sein oder auch zu schlafen. Abwarten...
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Dez 31, 2013 11:35 pm

William 

William brummte zustimmend und folgte Joanna dann so schnell es ihm möglich war. 
"Ruhe." murmelte William erleichtert als er die Tür hinter sich und Joanna schloß und sich dagegen lehnte. Er schloss einen Augenblick lang die Augen und horchte in sich hinein. Ob das sanfte Pochen hinter seiner Schläfe wohl zu starken Kopfschmerzen anwachsen würde oder war er dafür noch rechtzeitig wieder zurück in sein Zimmer und damit in sein Bett gekommen? 
Als er die Augen wieder öffnete, sah er Joanna einen Augenblick lang schweigend an bevor er sich von der Tür löste und zu einem Stuhl in der Ecke des Raumes ging. 
"Könntest du mir etwas Wein einschenken?" bat er Joanna während er sich das leicht verschwitzte Hemd über den Kopf zog. Da er vor hatte sich direkt ins Bett zu legen und die Decke mehr als warm genug war, verzichtete er darauf sich ein neues über zu ziehen. 
Er warf der Karaffe Wein einen nachdenklichen Blick zu und fragte sich, ob er sich überhaupt selbst etwas eingießen konnte. Seine Finger kribbelten immer noch fürchterlich und er wusste, dass das erst besser werden würde, wenn er wieder zur Ruhe kam. 
Also steuerte er zielstrebig sein Bett an und ließ sich mit einem leisen Stöhnen darauf nieder.

 Joanna 

Joanna erwiderte seinen Blick ebenfalls schweigend. Sie hob zwar eine Augenbraue an, folgte aber der Bitte kommentarlos. Sie schenkte einen der Becher voll mit der roten Flüssigkeit und brachte ihn hinüber zum Bett, auf dem William sich niedergelassen hatte. 
Wie bereits einige Stunden zuvor musste sie an sich halten, um sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen von seinem Anblick. Hoffentlich errötete sie jetzt nicht wieder! 
"Hier. Wie fühlst du dich?", fragte sie dann, mehr um sich selbst von allzu unpassenden Gedankengängen abzuhalten. 
Jetzt stell dich nicht so an, Joanna. Du tust gerade so, als hättest du noch nie einen halbnackten Mann gesehen. 
Sie richtete ihre Konzentration lieber auf die Begutachtung des Verbandes. Er saß noch fest und war nicht verrutscht, wies auch auf den ersten Blick keine nennenswerten Spuren von Blut mehr auf. Es schien wirklich, als würde die Verletzung sich langsam schließen. Je eher er wieder zu Kräften kam, desto besser für sie alle. Dann musste er wenigstens nicht mehr ständig darauf achten sich nicht zu überanstrengend.

 William 

William nahm den Becher dankend entgegen und leerte ihn prompt zur Hälfte. Er wischte sich mit dem Handrücken einen Tropfen von den Lippen und atmete tief durch. 
"Jetzt schon viel besser." erwiderte er grinsend. Langsam lehnte er sich gegen die Wand und sah zu Joanna hinauf. Einen Moment lang rang er mit sich, ob er etwas sagen sollte oder sich beherrschen doch beherrschen würde, schließlich siegte jedoch ein loses Mundwerk. 
"Nun sieh mich nicht so an. Schließlich warst du doch schon einmal verheiratete. Da wirst du doch sicherlich noch mehr gesehen haben." zog er sie dann auf Grund ihres Gesichtsausdruckes auf. 
Dann setzte er den Becher erneut an, nahm dieses Mal jedoch nur einen einzelnen Schluck - da er nicht allzu viel Wein trinken durfte, teilte er sich seinen Becher lieber sorgsam ein. 
Er ließ die Hand sinken und stellte den Becher auf seinem Bein ab, so dass er nicht mehr Gefahr lief etwas durch das Zittern seiner Hand zu verschütten. 
Mit der anderen Hand fuhr er sich dann durch die dunklen Haare und gähnte abgespannt.

 Joanna 

Joanna hatte sich neben ihn gesetzt und die Schulter an ihr Ende des Bettes gelehnt. Gerade hatte sie etwas erwidern wollen, da brachte er sie mit seiner spöttischen Bemerkung aus dem Konzept. Prompt lief sie rot an, was sie diesmal deutlich spüren konnte. Sie wusste nicht recht, wo sie hinschauen sollte und entschied sich dann für den direkten Weg - in seine Augen. 
"Oh, du weißt genau, dass das ein ziemlich großer Unterschied ist. Roger war mehr als doppelt so alt wie du und bei weitem nicht so unverschämt gut aussehend.", erwiderte sie schließlich möglichst ruhig. Sie wusste ja selbst nicht, warum sie sich so anstellte. Sie wusste auch nicht, warum sie das gerade eben gesagt hatte. 
"Außerdem war ich bei Weitem nicht so gern in seiner Nähe wie in deiner." 
Sie errötete noch ein bisschen mehr und wäre am Liebsten in der nächsten Ecke verschwunden. Was redete sie da nur? Aber da sie jetzt sowieso schon mehr gesagt hatte, als sie eigentlich wollte, kam es auch nicht mehr darauf an. Joanna schüttelte den Kopf. 
"Du bist wirklich schrecklich, weißt du. Du bringst mich immer dazu Dinge zu sagen, die mich eigentlich völlig respektlos oder vollkommen dämlich in deinen Augen erscheinen lassen müssten." Seit drei Wochen war sie jeden Tag bei ihm. Was war nur heute mit ihr los? Sie konnte es nicht einmal auf übermäßigen Weingenuss schieben - sie hatte heute noch keinen Schluck getrunken.

 William 

Während Joanna sich fast in Rage redete, zog William reichlich verblüfft die Augenbrauen nach oben. 
Er hatte ja mit so einigem gerechnet, aber nicht mit einem solchen, wenn auch verärgertem, Zugeständnis. 
Und somit dauerte es auch eine Weile, bis er sich entscheiden konnte, was er nun tat. Erst einmal konnte er nur da sitzen und sie erstaunt anstarren - hin und her gerissen, ob er anfangen sollte zu lachen oder etwas sagen sollte. Schließlich entschied er sich dann für etwas ganz anderes. 
William schüttelte den Kopf und zog Joanna dann zu sich hinüber. 
"Mylady, auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, aber Ihr seht tatsächlich noch hinreißender aus, wenn Ihr Euch über mich aufregt als Ihr es sonst schon tut." 
Dann konnte er dem Drang nicht wiederstehen sie zu küssen. Er hatte schon den ganzen Tag über immer wieder das Bedürfnis nach ihren Lippen gehabt, doch Sybillas Anwesenheit hatte kaum mehr als einen flüchtig gehauchten Kuss zu gelassen. 
Als er sich nun kurz von ihren Lippen löste, musste er lächeln. 
"Wisst Ihr, ich glaube, ich bin gerade dabei mich in Euch zu verlieben, Mylady."

 Joanna 

Joanna hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ehe sie sich noch vollkommen für ihre Worte schämen konnte, war sie plötzlich ganz dicht bei ihm. Sie schaute in seine Augen und erwiderte - nichts. Stattdessen legte sie vorsichtig die Arme um seinen Hals und schloss die Augen. 
Inzwischen war sie über das Stadium hinweg, sich allzu scheu und schüchtern zu benehmen, wenn er sie küsste. Das hier war etwas ganz Anderes, als das, was sie durch ihre Ehe gewohnt war und es gefiel ihr ausgesprochen, wenngleich sie nicht wusste, wohin es sie noch führen würde. 
Seine Worte entlockten ihr ein glückliches Lächeln. 
"Ich glaube, angesichts der Tatsache wie ich mich in Eurer Gegenwart verhalte ohne es eigentlich zu wollen, kann ich das zurückgeben, Mylord. Zu Füßen liege ich Euch ja schon lange.", flüsterte sie, während sie den Blick nicht von ihm löste. 
Selbst wenn sie gewollt hätte, irgendwie war es ihr unmöglich wegzusehen. Sie ließ ihn auch nicht los, achtete aber darauf, dass sie ihm nicht versehentlich wehtat. Sie zögerte nur einen kurzen Moment, ehe sie diesmal die Initiative ergriff und die Distanz schloss.

 William 

William ließ ein zufriedenes, zustimmendes Brummen verlauten und genoss ihre Küsse sichtlich. 
Dann löste er sich jedoch für einen Moment von Joanna und grinste. "Ich will keine Flecken auf dem Bett." Dann lehnte er sich über die Bettkante und stellte den Weinbecher auf dem Boden ab. 
Das hatte gleich zwei positive Seiten, zum einen musste er sich keine Sorgen mehr machen etwas zu verschütten und zum anderen hatte er nun beide Hände frei, so dass er eine davon bei ihrem nächsten Kuss in ihren Haaren vergraben konnte. 
"Warum bist du mir nicht eigentlich schon vorher begegnet, hm?" fragte er nachdem seine Lippen sich wieder von den ihren getrennt hatten. 
Während er sie ansah, musste er an seine Worte von heute morgen denken. Nun, Ihr müsst mir verzeihen, damit ich Euch irgendwann heiraten kann. 
Genau wie seine Worte vorhin waren auch die heute morgen völlig impulsiv über seine Lippen gekommen, ohne dass er weiter darüber nachdachte. Und doch spürte er, dass sie im Kern der Wahrheit entsprachen. 
Auch wenn er noch nicht genau wusste, wie sich solche Pläne verwirklichen lassen sollten. Aber auch da würde ihm irgendetwas einfallen.

 Joanna 

Joannas Atem hatte sich beschleunigt und ihr Herzschlag pochte in ihren Ohren so laut, dass sie eigentlich glaubte, er müsse es hören. Sie hatte ihrerseits ihre Hand in seinem dunklen Haarschopf versenkt und schaute ihn nun zufrieden an. "Ich schätze, damit du mich im Wald vor einem Keiler retten und dich von mir umrennen lassen kannst, William. Was sonst..." Sie lachte leise und hoffte inständig, dass sie noch ein Weilchen für sich hatten, bevor sie gestört wurden. 
Wenn seine Worte wahr waren, mussten sie sich über kurz oder lang darüber klar werden, wo das, was sie verband, enden oder hinführen sollte. Es war ganz anders, als das, was sie mit Roger de Beaumont erlebt hatte. Sie hatte ihn nicht heiraten wollen und sich gesträubt. Bis auf gelegentliche Zuneigung im freunschaftlichen Sinne war da nichts gewesen. William aber löste etwas ganz Anderes in ihr aus. Sie genoss jede Sekunde in seiner Nähe. 
"Vielleicht aber auch, damit ich auf dich aufpassen konnte in den letzten Wochen. Wer weiß das schon..." 
Sie seufzte zufrieden und lehnte einen Moment lang ihre Stirn an seine. Was würde daraus nur werden...?

 William 

William lachte leise und gab ihr dann noch einen Kuss. 
Am liebsten hätte er das Spielchen endlos so weiter geführt, aber von dem Moment an in dem William sich auf dem Bett niedergelassen hatte, war die Müdigkeit rasend schnell in ihm aufgestiegen. 
"Joanna, so gern ich das hier auch habe ... ich fürchte, ich muss mich nun wirklich der Müdigkeit geschlagen geben und etwas schlafen." murmelte er dann. 
Hinter seiner Schläfe machte sich ein dumpfes Pochen breit und er hatte das Gefühl, dass jedes einzelne Gelenk völlig steif wurde. Es war eindeutig ein Zeichen dafür, dass der Schlaf mehr als überfällig war. 
William seuftzte. "Ich hoffe, dass Sybilla ein wenig länger beschäftigt ist." obwohl er von der Kleinen völlig geschafft war, musste er bei dem Gedanken an sie grinsen. "Wenn sie so weiter macht bringt sie mich noch um." 
William wollte eigentlich noch etwas sagen, musste dann jedoch gähnen und beließ es dann dabei. Müde blinzelnd ließ er sich zurück in die Kissen sinken und streckte sich mit einem weiteren Gähnen auf dem Bett aus. 
"Tut mir ja wirklich Leid ..." murmelte er noch, musste jedoch nun hart gegen die Müdigkeit ankämpfen, um die Augen noch offen zu halten.

 Joanna 

Joanna lächelte und löste sich mit leisem Bedauern von ihm, rückte dann ein Stück zur Seite. "Natürlich, schlaf nur. Wenn Sybilla wieder kommt, versuche ich sie davon abzuhalten dich zu wecken. Ich befürchte, sonst hat sich deine Ruhe sehr schnell erledigt." 
Mit einem fast nachdenklichen Blick zog sie die Decke ein Stück weiter hinauf und schüttelte dann den Kopf. 
"Das muss es nicht. Schlaf..." 
Joanna drückte noch einmal leicht seine Hand, dann erhob sie sich von der Bettkante und setzte sich in einen der Sessel nahe dem Kamin, der glücklicherweise noch brannte. Sie wusste immer noch nicht recht, was sie von all dem halten sollte, was sich in den letzten Wochen entwickelt hatte, vor allem, was die Beziehung zwischen William und ihr anging. Doch sie wusste hingegen sehr genau, dass sie sich damit ziemlich wohl fühlte, ob das nun angebracht war oder nicht. 
Sie seufzte leise und richtete ihren Blick ins Feuer, ließ ihre Gedanken einfach auf Wanderschaft gehen und hoffte, dass Geoffrey Sybilla noch eine Weile zu beschäftigen wusste.

 William 

Es war fast so als hätte sein Körper nur auf Joannas Worte gewartet. Kaum war sie vom Bett aufgestanden, drifteten seine Gedanken ab auf eine Ebene, die er nicht mehr bewusst kontrollieren konnte und es dauerte nicht lange bis William eingeschlafen war. 
So müde wie heute hatte er sich sonst höchstens nach einer langen Reise und einem anstrengenden Ritt gefühlt. Oder nach einer langen Schlacht. 
Trotz seines Alters hatte der Krieg um die Nachfolge König Heinrichs bereits dafür gesorgt, dass er in so mancher Schlacht gekämpft hatte. Und natürlich hatte er oft genug mal eine Verletzung davon getragen. 
Aber noch nie war er so schwer verletzt wurden wie in dem Kampf gegen Roger FitzMiles. Und Williams Ärger darüber war umso größer, da FitzMiles lediglich ein passabler Schwertkämpfer war. Wann immer er jedoch versuchte sich an Details zu erinnern, scheiterte er kläglich. 
Was zusätzlich zu seinem Unmut beitrug.

 Joanna 

Joanna war - wie so oft - auf dem Weg zu William, nachdem sie von der Königin nicht mehr gebraucht wurde. Obwohl er in den vergangenen zwei Wochen deutliche Fortschritte gemacht hatte, war es zu einer angenehmen Gewohnheit geworden, dass sie viel Zeit in seiner Nähe verbrachte und jeden Tag wenigstens kurz vorbei schaute. 
Heute allerdings hatte sie Anderes vor. Sie hatte sein Gemach erreicht, klopfte und schlüpfte hinein. 
"Hallo, William. Wie fühlst du dich? Ich dachte, wir könnten einen Spaziergang im Garten machen, wo ausnahmsweise einmal die Sonne scheint statt dem ewigen Regen. Was denkst du?" 
Joanna lächelte. Sie gingen nun, da er wieder recht sicher auf den Beinen war, öfter ein paar Schritte an der frischen Luft und sei es nur zum Stall. Bisher hatte sie allerdings glücklicherweise noch niemand wirklich bei einem Kuss überrascht und so blieb die Tatsache, dass sie sich möglicherweise näher standen als gedacht, allerhöchstens ein Produkt der allzeit brodelnden Gerüchteküche bei Hofe. Joanna war froh darüber, denn so gab es keinerlei Druck und sie konnte weiter abwarten, in welche Richtung sich die Situation entwickeln würde.

 William 

William hatte gerade nachdenklich in die beinahe runtergebrannte Feuerstelle des Kamins gestarrt als es an der Tür klopfte und kurz danach Joanna herein kam. 
William schmunzelte und leerte dann mit einem Zug den Becher, den er erst vor wenigen Augenblicken mit Wasser gefüllt hatte. Langsam stand er auf - auch wenn er mittlerweile schon wieder fitter auf den Beinen war, war das Aufstehen immer noch etwas umständlich, da es unweigerlich irgendwo an seinem Oberkörper zu leichten Schmerzen führte - und stellte den Becher zur Seite. 
"Warum du mich überhaupt noch fragst. Ich gehe jede Wette ein, dass du mittlereile besser weißt wie es mir geht als ich selbst." er lachte und ging dann auf Joanna zu, um sie dann für einen Kuss an sich zu ziehen. 
"Du solltest öfter gehen. Denn dann habe ich wenigstens jedes Mal, wenn du wieder kommst einen Grund dich zu küssen." witzelte er und fuhr sich dann durch die etwas wirr abstehenden Haare. 
"Aber ein Spaziergang hört sich gut an. Noch einmal die letzten Sonnenstrahlen in England genießen."

 Joanna 

Joanna fühlte, wie ein Grinsen sich auf ihre Lippen schlich. "Das würde mir dann aber an deiner Stelle zu denken geben, mein Lieber. Außerdem frage ich mich zuweilen immer noch, was in deinem Dickschädel vorgeht. Ich wollte heute mal nett sein und dich fragen ohne mir die Frage selbst zu beantworten." 
Sie lachte und legte im selben Atemzug die Hände in seinen Nacken. "Ich könnte auch nochmal zur Tür herein kommen, wenn dir das genehm ist.", schlug sie dann spöttisch vor und setzte eine beleidigte Miene auf. "Andererseits...brauchst du wirklich einen Grund um mich zu küssen?" In ihren Augen funkelte der Schalk auf. "Dann sollte ich meine Vorgehensweise doch überdenken, irgendetwas scheint da falsch gelaufen zu sein." 
Ein sanftes Lächeln brach sich die Bahn und sie löste ihre Hände von ihm. "Ja, das waren auch meine Gedanken. Und wir sollten gehen, bevor die Sonne wieder verschwindet. Bedeutet das, dass du deinen königlichen Cousin davon überzeugt hast dich mit nach Frankreich zu nehmen und nicht hier zurückzulassen?" 
Das war ein recht unsicheres Diskussionsthema in den letzten Tagen gewesen und Joanna hoffte, dass der König zugestimmt hatte. Es war wohl etwas egoistisch, aber sie hatte keine Ahnung mehr, wie sie monatelang ohne ihn auskommen sollte, durch den Kanal getrennt und so weit weg.

 William 

William lachte erneut, legte seine Arme um ihre Taille und küsste sie noch einmal. "Ich schätze es geht auch ohne aktuellen Grund." 
Dann verzog er das Gesicht. Frankreich. Das war in letzter Zeit ein leidiges Thema gewesen. Und auch so ziemlich das einzige, um dass sich seine Diskussionen mit Henry drehten. Doch trotzdem war er noch immer nicht allzu viel weiter gekommen. Henry konnte ein ebenso großer Sturkopf sein wie er selbst - nur mit dem entscheidenden Vorteil, dass Henry der König war und William ihm die Treue geschworen hatte. Letztlich standen und fielen alle seine Pläne mit Henrys Urteil. 
William brummte unzufrieden. "Ich wünschte es wäre so. Aber bisher hat der Sturkopf noch nicht zustimmen wollen. Er hat es zwar auch nicht ausdrücklich verboten, aber wohin das Spielchen führen soll ist eindeutig. Ich werde Henry wohl noch ein wenig überzeugen müssen. Er ist der Meinung, solange ich noch nicht wieder aufs Pferd steigen und ein Schwert halten kann, habe ich auf der Reise nach Frankreich nichts verloren." 
Aber so leicht würde William sich nicht geschlagen geben. Er hatte unter keinen Umständen vor in England zu bleiben. Er konnte sich nicht einmal dran erinnern, wann er den letzten Winter über in England gewesen war ...
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyDi Dez 31, 2013 11:44 pm

Joanna 

"Das will ich auch hoffen.", erwiderte sie mit einem äußerst zufriedenen Gesichtsausdruck. Dann allerdings verzog auch sie das Gesicht bei dem Gedanken, dass Henry immer noch nicht zugestimmt hatte. Langsam wurde die Zeit knapp, in wenigen Wochen würden sie sich ins Winterquartier nach Frankreich begeben und England vorübergehend verlassen. William sollte sich besser beeilen. 
"Und dieses Argument konntest du noch nicht entkräften? Ich weiß nicht. Ohne jetzt lästerlich oder unloyal klingen zu wollen, seine Königin trägt auch kein Schwert, ebenso wenig wie ich. Sie wird reiten, aber sie vermag kein Schwert zu führen. Außerdem musst du ja vorerst nur die Strecke bis Dover irgendwie zurücklegen, über den Kanal können wir schließlich nicht reiten. Er tut so, als würdet ihr in den Krieg ziehen." 
So rührend die Sorge um seinen Cousin auch war, manchmal konnte selbst der König übertreiben. Sie fand, dass es William nicht mehr so schlecht ging, als dass er zwingend hätte hier verweilen müssen. Aber sie hatte hier nichts zu sagen, sie war nur eine mehr oder weniger unbedeutende Frau. Joanna seufzte. "Du wirst ihn schon noch irgendwie überzeugen. Meistens hast du ja doch den größeren Dickschädel. Was sollte ich denn so lange in Frankreich ohne dich anfangen?"

 William 

William schüttelte kurz den Kopf. "Das ist etwas anderes." stellte er dann fest. "Es geht dabei um das Prinzip, Joanna. Eleonore und du, nun ja, von euch erwartet niemand, dass ihr mit dem Schwert umgeht. Ich hingegen" er machte eine kurze Pause, um seine nächsten Worte sorgsam abzuwegen. "Wenn ich mit Henry reite, dann nicht zum Vergnügen, sondern in meinem Amt als einer seiner Heerführer." Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. William selbst fand Henrys Überlegungen für übertrieben, gleichzeitig wusste er, dass seine Schwäche deutlich an seinem Ego kratzen würde, wenn sie sich nach Frankreich begaben. 
"Außerdem ist Henrys Voraussetzung doppeldeutig. Es geht ihm nicht vorrangig um das Schwert, sondern um meine Kräfte." 
Frustriert knirschte William mit den Zähnen. Bei ihrer letzten Unterhaltung hatte Henry ihn sofort durchschaut und ihm sein Schwert angeboten. Wohl wissend, dass William es kaum länger als einige Sekunden in der rechten Hand halten konnte. 
"Das ist nicht ganz so einfach, Joanna." brummte er dann und löste sich von ihr, um sich etwas Wein einzugießen. 
Im gleichen Moment musste er sich selbst ermahnen, das nicht zur Angewohnheit werden zu lassen.

 Joanna 

Joanna seufzte. 
"Ja, ich sehe es ein. Ich habe die Dinge mal wieder für viel zu einfach gehalten. Allerdings bin ich bisher auch noch nie in die Situation gekommen, darüber nachdenken zu müssen beziehungsweise zu wollen. Warum muss das eigentlich alles so kompliziert sein?" 
Sie wurde sich immer wieder bewusst, dass sie eben nur eine Frau war und ihr Wissen über die Dinge, die Henry von seinen Männern erwartete, erschreckend gering war. 
"Aber mir war durchaus bewusst, dass es nicht um das Schwert ging, das wäre ja auch recht lächerlich. Ich weiß, dass er sich Sorgen macht, das tue ich ja auch, aber letztendlich würde auch er dich irgendwann in Frankreich vermissen." 
Sie bedachte ihn mit einem kritischen Blick, als er sich Wein einschenkte, sagte aber nichts dazu. Manche Dinge ließ man lieber unausgesprochen und sie kritisierte ihn schon genug, wenn er sich überanstrengte. Sie nahm sich damit ohnehin viel heraus, schließlich war sie nicht seine Frau. 
"Aber noch sind ein paar Wochen Zeit. Vielleicht bist du bis dahin weit genug wiederhergestellt, dass du Henry begleiten kannst. Wenn er sich nicht überzeugen lässt, müssen wir abwarten." Joanna hoffte es.

 William 

William lachte trocken und nahm dann einen tiefen Schluck aus seinem Becher. 
"Ja, vielleicht hast du recht." entgegnete er dann und trat an das Fenster, um hinaus zu sehen. 
Er war sich ziemlich sicher, dass er Henry schon noch überzeugen konnte mit nach Frankreich zu kommen. Worüber er sich aber nicht ganz so sicher war, war sein Gesundheiszustand. Er hatte zwar mit dem Arzt noch nicht darüber gesprochen, aber William hatte das Gefühl, dass alles irgendwie viel zu langsam voran ging. 
Er atmete geräuschvoll aus und leerte dann mit einem Zug seinen Becher. 
"Nun ja, wir werden sehen." er stellte seinen Becher auf dem Tisch ab und ging dann zu Joanna zurück. 
"Lass uns gehen, ja? Ich kann die Sonne gut gebrauchen und ein bisschen Ablenkung erst recht." er lächelte und gab Joanna einen kurzen Kuss.

 Joanna 

Joanna betrachtete ihn einen Moment lang nachdenklich, dann nickte sie und deutete ein Lächeln an. Sie wandte sich zur Tür und öffnete sie, sobald sie sich von William gelöst hatte. 
Es würde wohl einer der letzten schönen Tage dieses Jahres werden und den konnte man besser nutzen als in einem Gemach über Dinge zu diskutieren, deren Erfüllung in der Zukunft lagen. 
Als die Beiden den Hof erreichten, entdeckte Joanna plötzlich ein bekanntes Gesicht. Es gehörte allerdings zu jemandem, den sie hier nicht erwartet hatte. "Sir John?", fragte sie ungläubig und ahnte nichts Gutes. 
John Miles war ein Ritter von William de Beaumont, ihrem Stiefsohn. Was führte ihn hierher? Joanna war mit ihm immer recht gut ausgekommen, aber sehr freundlich schaute er gerade nicht drein, als er sie entdeckte und auf sie zukam. 
Er bedachte William mit einer knappen Verbeugung. "Mylord." Dann wandte er sich seiner früheren Herrin zu. "Mylady, wie schön Euch wohlauf zu sehen." Sie schenkte ihm ein angespanntes Lächeln. "Was führt Euch her, Sir John?" Wenn ihr Stiefsohn jemanden an den Hof schickte, freiwillig, hatte das nichts Gutes zu bedeuten. John wirkte auch nicht sehr glücklich, als er ihr einen Brief überreichte. "Ich überbringe Euch einen Brief von Eurem Stiefsohn und überbringe dem König Grüße und die besten Empfehlungen des Earl of Warwick." Joanna nickte nur beiläufig. "Ich danke Euch.", murmelte sie, den Blick auf das Schriftstück gerichtet. Ohne weiter zu zögern erbrach sie das Siegel und überflog die Zeilen. Ihr Gesicht verfinsterte sich zusehends.

 William 

William runzelte die Stirn als er den ihm fremden Ritter entdeckte und nickte diesem knapp zu. 
Er wurde unruhig als er hörte von wem der Ritter an den Hof geschickt worden war und seine Unruhe besserte sich absolut nicht als Joanna den Brief entgegen nahm und zu lesen begann. 
Am liebsten hätte William ihr das Schriftstück abgenommen und selbst gelesen, was ihre Miene so verfinsterte. Aber natürlich riss er sich zusammen und wartete ungedulig. 
"Was ist los?" murmelte er beunruhig. 
Da der Brief von Joannas Stiefsohn stammte, ahnte William, dass die Nachrichten nicht gerade gut waren. Unwillkürlich zog sich in seiner Magengegend etwas zusammen als William darüber nachdachte, was wohl in dem Brief stand.

 Joanna 

Joanna seufzte leise und sah auf. John war glücklicherweise bereits verschwunden, um den König zu sehen und sie war mit William allein zurückgeblieben. Das war wohl auch besser so, denn sie war nicht nur besorgt, sie war auch wütend und höfliche Worte würden ihr gerade ziemlich viel abverlangen. 
Sie faltete den Brief zusammen, ehe sie William ansah. "Es scheint mehr Gerüchte über uns zu geben, als wir dachten. Und irgendjemand scheint ein solches Gerücht nach Warwick getragen zu haben. Mein werter Stiefsohn meint mich erinnern zu müssen, was ich dem Andenken seines Vaters schuldig wäre. Ich glaube, den Wortlaut erspare ich dir lieber. Er ist so ein Dummkopf, es ist erstaunlich, dass er in der Lage ist seine Grafschaft zu verwalten!" 
Der Zorn legte eine leichte Röte auf ihre Wangen. "Er findet es in höchstem Maße respektlos und unschicklich, wie ich mich verhalte. Worauf auch immer er anspielt. Aber das ist nicht einmal das Problem. Das Problem ist, dass er die Absicht hat an den Hof zu kommen und wohl ein paar Tage zu bleiben, bevor der König nach Frankreich geht. Ich denke, er will mich im Auge behalten. Vielleicht hat er auch andere Pläne, aber es bedeutet nichts Gutes. Er schreibt mir nie, wir meiden den Kontakt." Joanna legte nachdenklich die Stirn in Falten. Was bedeutete das nur? Was hatte er vor?

 William 

"Hm" William nickte nachdenklich. Er hatte William de Beaumont schon wahnsinnig lange nicht mehr gesehen und wann immer er sich an ihn zurück erinnerte, sah er immer nur den charakterschwachen Jungen vor sich, der versuchte sich über die Position seines Vaters ein Stück von dem Kuchen zu sichern. 
Mit einem Mal musste William grinsen. "Weißt du, lass ihn ruhig kommen." William legte seine Hand auf Joannas Arm. "Ich bin wirklich gespannt, wie sich der kleine Dummkopf verändert hat seit dem er Earl ist. Ich habe ihn - zum Glück wohl bemerkt - eine Ewigkeit nicht mehr gesehen." 
Wider erwartet beunruhigte William die Ankündigung von Beaumont nickt so weit, wie er es vermutet hatte. Vielleicht hatte das auch etwas mit seinem Zustand zu tun - es schien sich ab und an auf sein Gemüt zu legen. Und in diesem Augenblick reagierte er erneut völlig unpassend. Denn zumindest sich selbst gegenüber musste William sich eingestehen, dass er sich fast ein wenig auf den Besuch des Earls of Warwick freute - sollte dieser kleine miese Hund doch kommen. William würde schon die passenden Worte für ihn parat haben.

 Joanna 

"Glaub mir, er hat sich nicht zu seinem Vorteil verändert. Er ist furchtbar arrogant geworden, so von sich überzeugt. Und dabei hat er von vielen Dingen einfach keine Ahnung. Sei froh, dass du ihn lange nicht gesehen hast. Ich bin für jeden Tag ohne ihn dankbar." 
Joanna seufzte leise. "Ich hoffe nur, er kommt nicht auf dumme Gedanken. Aber nun komm, lass uns gehen und uns davon nicht die letzten Sonnenstrahlen vermiesen lassen. Vielleicht besinnt er sich ja und bleibt in seiner Burg in Warwick. Einen Drang den König zu sehen und ihm seine Aufwartung zu machen hatte er nie. In diesem Punkt ist er wie sein Vater." 
Joanna setzte sich in Bewegung. Sie würde abwarten müssen und sich in acht nehmen, denn mit William de Beaumont war zumeist nicht gut lachen. Zumindest ihr gegenüber zeigte er selten seine wenigen guten Manieren. Aber nun wollte sie sich anderen Gedanken zuwenden. Sie war in England, es war ein sehr schöner Tag und sie war in Williams Nähe. Alles war gut.

 William 

Ein verächtliches Schnauben war Williams einzige Antwort auf Joannas Worte. Er hatte ihr gegenüber von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass er von ihrem verstorbenen Gemahl nicht das Geringste hielt. Und das gleiche galt für dessen Sohn. Ein widerwärtiger Charakter, wenn nicht sogar schlimmer als sein Vater, denn dieser hatte in seinem irren Handeln, wenigstens noch Rückrad gezeigt. William de Beaumont war in seinen Augen jedoch nichts weiter als eine kleine Made. 
"Sobald ich wieder richtig gesund bin, werde ich mich um alles kümmern." Ein Lächeln huschte über seine Lippen. "Dann brauchst du dir auch über eine Made wie Beaumont keine Gedanken mehr machen." 
William wusste, dass er da gerade etwas ganz bestimmtes gesagt hatte - wenn auch nicht direkt beim Namen genannt - und er wusste auch, dass das nicht ganz so leicht werden würde, wie die Worte auszusprechen. 
Aber er würde das schon irgendwie regeln. Es musste ja schließlich noch mehr Vorteile haben mit dem König verwandt zu sein.

 Joanna 

Joanna brauchte einen Moment, bis sie begriff, was er da gerade gesagt hatte. Was es bedeutete. Sie drehte den Kopf zur Seite und schaute ihn fragend, prüfend, an. 
"Ist das dein Ernst?" 
Sie lächelte schüchterner, als es sonst ihre Art war. Sie hatten in den letzten Wochen eigentlich nie wirklich über dieses Thema gesprochen und auch Joanna wusste, dass es nicht einfach werden würde, denn eigentlich erwartete man für William of Cornwall, Cousin des Königs von Englands, Besseres als die Witwe eines recht unbedeutenden Earls, der noch dazu durch seine anhaltende Haltung gegen Henry von sich reden gemacht hatte. Sie hatte zwar die Hoffnung gehegt, dass nicht irgendwann alles einfach vorbei sein würde, dazu hatte sie ihn viel zu gern, aber sicher hatte sie sich nie sein können. Aber sie hatte auch bewusst nichts dazu gesagt. Joanna seufzte innerlich. Es wäre fast zu schön um wahr zu sein endlich William de Beaumont als Vormund los zu sein und gleichzeitig einen Mann zu heiraten, zu dem sie sich mehr als hingezogen fühlte...

 William 

William stockte in der Bewegung und sein Gesicht nahm kurz einen verblüfften Ausdruck an. Dann grinste er. 
"Ja, ich schätze das ist es." gestand er dann und blieb entgültig stehen. Um ein Haar hätte er sie hier und jetzt gefragt, ob sie damit einverstanden war. Dann besann er sich jedoch eines besseren. Nein, damit würde er warten, bis er wirklich sicher sein konnte, dass alles in die Wege geleitet war. 
Und vor allem musste er vorher wieder richtig gesund werden. 
So als müsse sein Körper ihn an seine derzeitige Unzulänglichkeit erinnern, verspürte er ein leicht schmerzendes Ziehen im Oberkörper und griff sich automatisch an die Brust. Zwei Atemzüge später ebbte der Schmerz schon wieder ab, doch es dauerte noch einen Moment bis William auch die Hand wieder sinken ließ. 
Es versetzte ihm einen Stich in die Magengrube als er darüber nachdachte, wie weit ihn die Verletzung möglicherweise sein Leben lang beeinträchtigen würde. 
William schüttelte den Kopf als würde er somit die dunklen Wolken seiner Gedanken vertreiben können.

 Joanna 

Joannas Lächeln wurde eine Spur breiter. Er hatte es also nicht nur dahin gesagt, er meinte es durchaus ernst damit. Sie würde an diesen Tag denken und hoffen, wenn der Earl of Warwick tatsächlich herkam. Es würde ihr helfen ruhig zu bleiben. 
Sie standen voreinander und schauten sich an. Sie glaubte, seine Gedanken in seinen Augen lesen zu können. Es war offensichtlich, woran er dachte, das verrieten sein Gesichtsausdruck und sein Verhalten. 
Joanna legte nun ihrerseits die Hand auf seinen Arm. 
"Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut werden, du musst nur Geduld haben und dir Zeit geben." 
Sie gab ihrem Lächeln einen aufmunternden Ausdruck und hätten sie sich nicht auf dem Burghof befunden, wo jeder sie sehen konnte, hätte sie ihre Hand an seine Wange gelegt und ihn geküsst. So blieb ihr nur ein Bruchteil dessen zu zeigen, was sie eigentlich ausdrücken wollte. Aber er würde sie schon verstehen. Sie glaubte daran, dass er wieder gesund werden würde. Und mit diesen Gedanken setzte sie sich wieder in Bewegung, sie konnten schließlich nicht ewig hier herumstehen und schiefe Blicke auf sich ziehen.

 William 

William antwortete mit einem gequälten Lächeln. Es hatte keinen Sinn darüber zu sprechen. Zum einen weil er kein Bedürfnis hatte seine Beschwerden und Sorgen vor Joanna auszubreiten und zum anderen änderte es sowieso nichts an der Tatsache. Entweder es heilte vollständig oder nicht. 
Das einzige was er tun konnte war warten. Warten und versuchen sich nicht zu überanstrengen. 
Als sie den Garten erreichten, steuerte William auf eine kleine Bank zu, die unter einer Weide stand. Doch da das Blattwerk schon deutlich lichter wurde, stand die Bank direkt in der Sonne. Ein angenehmer Platz. 
"Der Brief von Beaumont hat mich an etwas erinnert." William ließ sich auf der Bank nieder und starrte auf den Kies zu seinen Füßen, der ein wenig in der Sonne zu glitzern schien. 
"Ich bin gespannt, wann sich mein Vater dazu herab lässt mit mir in Kontakt zu treten."

 Joanna 

Joanna folgte ihm und ließ sich neben ihm auf der Bank nieder. Die Sonnenstrahlen schienen warm auf ihre recht blasse Haut und sie genoss dieses Gefühl, schloss darüber eine Weile die Augen. Es war zwar kühl, aber die Sonne glich das aus. Es waren solche Tage, wie Joanna sie liebte. 
Als William wieder sprach, öffnete sie die Augen wieder und schaute ihn überrascht an. 
"Hat er noch nicht? Ich dachte, er hätte längst Nachricht geschickt um zu erfahren, wie es dir geht." Sie beobachete einen Moment lang sein Mienenspiel. "Ihr versteht Euch nicht so gut, oder? Du hast einmal gesagt, er habe ständig etwas an dir auszusetzen. Ist es das?" 
Sein Tonfall sprach Bände. Trotzdem hatte William seinem Vater Respekt entgegenzubringen, so schwer es auch fiel. 
Wenn er allerdings seine Pläne bezüglich ihr wirklich voran treiben wollte, konnte das noch zu Schwierigkeiten führen, das wusste sie jetzt schon. Aber noch hatte er sich ja nicht gemeldet, das konnte noch dauern. Bis dahin hatten sie erst einmal Ruhe.
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyMi Jan 01, 2014 1:01 am

William 

Seine Mundwinkel zuckten, fast so als wären sie sich nicht sicher, ob ein Grinsen oder doch eher eine Grimasse angebracht waren. 
"Henry hat noch am Tag unserer Rückkehr einen Boten zu ihm geschickt. Als er die Nachricht erhielt, sagte mein Vater" William atmete tief durch und erinnerte sich nur zu gut an den Boten, der kreidebleich neben Henry gestanden hatte, um zu berichten, was der Earl of Cornwall gesagt hatte. 
Offenbar ist mein Sohn weder in der Lage als aufrechter Sieger hervor zu gehen, noch wie ein Mann auf dem Schlachtfeld zu sterben. Das sieht ihm ähnlich. 
William schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. 
"er drückte einmal mehr seine maßlose Enttäschung über mich aus." beschönigte er die Worte seines Vaters. 
Es war als würde sein Vater vor ihm stehen und die tiefe, ernste Stimme würde die Worte sprechen, die der Bote ihm überbracht hatte. Reginald de Dunstanville war William zwar ein Dorn im Auge, doch trotzdem hatte der Earl of Cornwall seinen Sohn fest in der Hand. William konnte noch so sehr versuchen seinen Dickkopf durchzusetzen, letztlich war es aber doch immer sein Vater, der in den Auseinandersetzungen die Oberhand behielt, wenn mitunter auch nur indirekt. Doch der alte Mann ließ sich nicht so einfach den Rang ablaufen. Und schon gar nicht von seinem Sohn, der eigentlich sein Vorzeigekind sein sollte.

 Joanna 

Joanna schaute ihn entsetzt an. "Er hat was? Hat er den Verstand verloren?" Im nächsten Moment wurde ihr klar, was sie gerade gesagt hatte. "Verzeih. Aber ich kann das nicht verstehen. Du bist doch sein Sohn, wie kann ihm so egal sein, wie es dir geht und was eigentlich passiert ist? Welchen Grund hat er denn, enttäuscht von dir zu sein? Ist er für seinen König in die Schlacht geritten? Er sollte stolz sein." 
Sie schüttelte ungläubig den Kopf. 
Selbst ihr Vater, der froh war, als er sie endlich verheiratet hatte, hätte sich Sorgen um sie gemacht, wenn sie verletzt worden wäre. 
Doch Joanna war eine Frau und hatte noch keinen Sohn großgezogen, vielleicht hatte sie einfach falsche Vorstellungen. Sie seufzte leise. 
"Und du denkst, er wird herkommen? Meinst du, es gibt Schwierigkeiten?" 
Wenn der Earl of Cornwall kam, würde es bei solcher Einstellung sicherlich zu Streit kommen. Und das konnte William derzeit wahrlich nicht gebrauchen. Er hatte genug Sorgen.

 William 

Über Joannas Entsetzen zuckte William nur mit den Schultern. "So ist mein Vater." sagte er, als würde das alles erklären. Für ihn war das im Grund ja auch so. William hatte schon lange aufgegeben, das Verhalten seines Vaters logisch nachzuvollziehen. 
Und erneut zuckte er mit den Schultern. "Möglich wäre es. Ich kann mir gut vorstellen, dass er die wahnwitzige Idee hat, ich könnte den Winter ja in Cornwall verbringen. Dann kann er ein Auge auf mich haben und gleichzeitig einige seiner Aufgaben auf mit abwälzen." 
Es würde ihn wirklich nicht überraschen, wenn Reginald versuchen würde ihn von der Reise nach Frankreich abzuhalten. Und wenn William es nicht schaffen sollte Henry vorher davon zu überzeugen, dass er mit nach Frankreich kommen könnte, standen die Chancen dafür, dass Reginald seinen Willen durchsetzten würde, recht groß. 
"Aber darüber werde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit ist." tat William die Sache dann mit einer wegwerfenden Handbewegung ab - was nicht ganz so sorglos aussah, wie es sein sollte. 
Er lächelte leicht. "Erst einmal bekommst du ja schließlich Besuch."

 Joanna 

Und leider sollte William recht behalten. Der Earl of Warwick war offenbar bestrebt, das Andenken seines Vaters zu bereinigen, das er aus irgendeinem Grund beschmutzt sah und traf einige Tage nach seinem Brief bei Hofe ein. 
Joanna stand hinter der Königin, als William de Beaumont vor den König trat und ihm seine Aufwartung machte. Am Liebsten hätte sie den Saal verlassen, denn sein Anblick löste nicht wirklich freundliche Gefühle in ihr aus. Er hatte sich nicht wirklich verändert, stellte sie fest. Seine grauen Augen schauten immer noch genauso unfreundlich drein, wenn seine Miene auch gegenwärtig erzwungenen Respekt zeigte. 
"Mein König...", hörte sie ihn sagen. "Es erfreut mich sehr, Euch noch hier in England verweilend anzutreffen." Sicher. Und insgeheim hetzt du gegen ihn, weil du wie dein Vater Stephen hinterhertrauerst. 
Als der Earl seine Verbeugung beendet hatte, traf sein Blick Joannas. Ihre Miene wurde noch eine Spur verschlossener und ließ keine Gefühlsregung erkennen. Das schien ihn zu verärgern, stellte sie fest, in seinen Augen funkelte es wütend auf. Joanna seufzte innerlich. Sie würde sich auf Auseinandersetzungen einstellen müssen und konnte wohl noch froh sein, wenn er sie dann in Ruhe ließ.

 William 

Williams Blick glitt von Beaumont zu Henry hinüber. Der maß den Neuankömmling mit einem unverbindlichen Blick und deutete ein Lächeln an. "Und mich freut es, dass Ihr einmal den Weg hier her gefunden habt, Mylord." antwortete Henry - und William fragte sich, ob Beaumont die Spitze in Henrys Worten wohl verstanden hatte. 
William hatte sich bewusst abseits gehalten. Henry gegenüber mit der Entschuligung er wäre reichlich müde und würde sich vermutlich bald noch einmal zurück ziehen. 
In Wahrheit hatte er eine Position bevorzugt von der aus er besonders Beaumont genau beobachten konnte ohne selbst dabei jedoch allzu sehr aufzufallen. 
William war aus zweifachem Grund an Beaumonts Anliegen interessiert. Zum einen natürlich, was er Henry gegenüber vorzubringen hatte, zum anderen machte er sich Sorgen um Joanna. Ihm war der kurze Blickwechsel zwischen ihr und Beaumont keinesfalls entgangen. 
Gleichzeitig fragte er sich, wie weit die Gerüchte wohl bis zu Beaumont vorgedrungen waren und ob dieser wusste, dass es um William ging.

 Joanna 

Der Earl hatte sehr wohl verstanden, wie der König das meinte und man konnte förmlich zusehen, wie sein Gehirn arbeitete. Joanna unterdrückte ein spöttisches Lächeln. Besonders klug war er nie gewesen. 
"Nun, die Ereignisse in Warwick haben mich ferngehalten, mein König. Nach dem Tod meines Vaters - Gott hab ihn selig - war vieles zu regeln. Nun war ich dort endlich abkömmlich und habe die Gelegenheit genutzt Euch meine Aufwartung zu machen." 
Joanna kämpfte inzwischen gegen aufkommenden Brechreiz an. Gib acht, dass du auf deiner Schleimspur nicht ausgleitest. Du hättest kommen können, wenn du nur gewollt hättest. Um Warwick stand es sicherlich besser, als Roger noch Earl war. 
Unter den üblichen Floskeln zog William de Beaumont sich schließlich zurück und auch Joanna folgte der Königin, als diese den Saal verließ. Nicht allerdings, ohne William einen beunruhigten Blick zuzuwerfen, nachdem sie entdeckt hatte, wo er stand. 
Sie wusste allerdings schon, als sie in den Gang hinaustrat, dass ihr Stiefsohn sie sehr bald aufsuchen würde. Wie bald, ahnte sie erst, als sie schließlich auf dem Weg in ihr Gemach schwere Schritte hinter sich hörte.

 William 

William erwiderte Joannas Blick, ließ sich jedoch weiter nichts anmerken. Nachdem sich der Raum weitestgehend geleert hatte, fing er Henrys Blick auf, der ihn unwillig heran winkte. 
"Ich glaube, ich will gar nicht wissen, weshalb er tatsächlich hier ist." murmelte Henry, kaum dass William bei ihm angekommen war. Er musste nicht einmal sagen über wen er sprach, die beiden verstanden sich sofort. 
William nickte langsam. "Ich habe da so meine Befürchtungen." entgegnete er mit gedämpfter Stimme. 
Henry sah ihn forschend an. "Es hat mit der Witwe von Roger de Beaumont zu tun, nicht wahr?" 
Williams Blick huschte kurz durch den Raum, jedoch lediglich mit der Funktion Henrys Blick einen Moment entkommen zu können. Dann deutete er in Kopfnicken an. "Lass uns da bitte drüber sprechen, wenn die Wände weniger Augen und Ohren haben, ja?" Auch wenn niemand in ihrer unmittelbaren Nähe stand, William wollte kein Risiko eingehen. 
Henry schwieg einen Moment und entließ William dann mit einem Kopfnicken. 
Dieser nutzte die Gelegenheit, um den ewig gleichen Gesprächen zu entgehen, die sich nun unweigerlich einstellen würden, und verschwand nach draußen.

 Joanna 

Joanna hatte inzwischen ihre Tür erreicht. Nun war der Punkt gekommen, an dem sie nicht mehr ignorieren konnte, dass jemand ihr folgte. Sie blieb stehen und drehte sich langsam um.
Zwei Schritte hinter ihr stand William de Beaumont, die Arme verschränkt und ein durch und durch falsches Lächeln auf den Lippen. Er verneigte sich knapp, doch Joanna wusste, dass er ihrer nur spottete. 
"Werte Stiefmutter, wie schön Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr seid wohl?" Sie neigte leicht den Kopf. "Danke, ich kann nicht klagen." Sie hatte inzwischen eingesehen, dass es wohl besser war, dieses höchstwahrscheinlich nicht undelikate Gespräch nicht auf dem Gang zu führen und öffnete ihre Tür. William folgte ihr ungebeten und schließlich standen sie sich erneut gegenüber. Joannas Haltung drückte nun offen Ablehnung aus. 
"Was wollt Ihr hier, Mylord?" Er ging nicht auf diese Frage ein, sondern betrachtete sie von oben bis unten. Joanna fühlte sich unwohl unter seinen Blicken, blieb aber regungslos stehen. 
"Wie ich sehe, habt Ihr Eure Trauerkleidung abgelegt..?" Sie seufzte. Das hatte kommen müssen. "In der Tat. Ich fand, zwei Jahre waren genug." William lächelte verächtlich. "Nun, eigentlich hättet Ihr wohl meine Erlaubnis einholen müssen, werte Stiefmutter. Aber ich will darüber hinwegsehen." 
"Wie großmütig von Euch.", spottete sie unbeeindruckt, was ihn nur noch mehr zu ärgern. "Nicht darüber hinwegsehen kann ich allerdings, dass es gewisse...Gerüchte über Euch gibt." "So, gibt es die? Ihr solltet doch wissen, was Ihr von Gerüchten zu halten habt." "Zumeist schon, Lady Joanna, aber nicht in diesem Falle. Ich habe recht sichere Quellen." Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und wurde zornig. "Ich werde nicht zulassen, dass Ihr das Andenken meines Vaters lächerlich macht, indem Ihr hier am Hof Liebschaften eingeht. Das ist absolut inakzeptabel." Joanna wahrte eine ausdruckslose Miene. "Dann, Mylord, wüsste ich gern, wer dies behauptet. Es ist nicht wahr." William schnaubte und packte grob ihr Handgelenk. "Lügt mich nicht an!" "Lasst mich los..."

 William 

Hätte er es eine innere Eingebung genannt, wäre es wohl übertrieben gewesen, doch aus irgendeinem Grund zog es William automatisch in die Richtung von Joannas Gemach. 
Er hatte sowieso vor gehabt sie kurzfristig aufzusuchen, um mit ihr über den heute eingetroffenen Gast zu sprechen, hatte das aber eigentlich für später geplant. Nun befand er sich aber doch auf dem Weg zu ihr. 
Bevor er das Gemach jedoch erreichte, lief ihm Geoffrey über den Weg. 
"Mylord, ich habe ein paar Unterlagen auf die Ihr nachher vielleicht schon einmal einen Blick werfen könntet?" Geoffrey schien sich nach wie vor für Williams Gesundheitszustand verantwortlich zu fühlen und koordinierte seine Arbeit deshalb noch genauer als sonst. Er wusste, dass es keinen Zweck mehr hatte William sämtliche seiner Aufgaben vorzuenthalten und somit hatte er ein waches Auge darauf, was sein Herr schon wieder erledigen konnte und was nicht. 
"Ich danke dir. Bring sie mir nachher in mein Gemach, sei so gut, ja?" 
Geoffrey nickte und setzte seinen Weg dann fort, so dass William auch den seinen fortsetzen konnte. 
Wenig später stand er vor der Tür, die ihn von Joanna trennte und klopfte, der Höflichkeit gebietend, erst einmal an.

 Joanna 

"Dann sagt mir die Wahrheit!" "Das habe ich bereits getan." Sein Griff wurde fester und langsam hatte Joanna Schwierigkeiten damit ihn nicht wissen zu lassen, dass er ihr doch ein wenig Angst einjagte. Er war nun einmal wesentlich größer und stärker als sie. 
In diesem Moment klopfte es und eine Welle der Erleichterung durchflutete sie, obwohl es dazu eigentlich viel zu früh war. Vielleicht war es jemand, der ihr half. Vielleicht war es William? 
Ruhiger als zuvor richtete sie ihren Blick in die Augen des Earls und rief den Besucher herein, obwohl ihr das nur noch mehr Druck auf ihr Handgelenk eintrug. "Ja?" 
Im selben Moment erhob auch ihr Gegenüber seine Stimme und sagte zornig: "Nicht jetzt!" 
Joanna hoffte nur, dass ihr Besucher sich nicht abschrecken ließ. Derweil suchte sie dem eisernen Griff zu entkommen. "Lasst mich los! Ihr tut mir weh, Mylord, Ihr vergesst Euch!" 
"Dann sagt endlich, was Sache ist, Lady Joanna. Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen! Wer ist es, dem Ihr des Nachts das Bett wärmt?" Diese biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien vor Schmerz. "Niemand!", zischte sie.

 William 

War ihm das "Ja" von Joanna schon genug gewesen, um die Tür zu öffnen, so musste William sich beherrschen die Tür nicht aufzureißen als er ebenfalls die Stimme von Beaumont hörte, die ihm allerdings eine Abfuhr erteilen wollte. 
William öffnete die Tür gerade schnell genug, um die letzten Worte von Beaumont noch zu hören, die eine Welle heißen Zornes in ihm aufsteigen ließ. Am liebsten hätte er den Bastard direkt Bekanntschaft mit seiner Faust machen lassen, doch William biss nur wütend die Zähne aufeinander als er die Szenerie vor sich sah. 
Er schloss bewusst die Tür hinter sich, bevor er sich mit scharfer Stimme an den Lord wandte, der gerade kurz davor schien gänzlich die Beherrschung zu verlieren. 
"Mylord, Ihr solltet besser an Euch halten!" fuhr er ihn mit schneidend scharfer Stimme an, die keinen Widerspruch zu dulden schien. Dafür brauchte er nicht einmal die Stimme zu heben, er wusste wie man eine bestimmte Wirkung auch ohne Lautstärke erzielte. 
"Was immer es ist, dass Euch so aufbringt, ein solches Verhalten kann ich hier nicht dulden." um seine Worte zu unterstreichen legte William seine Hand auf die Schulter Beaumont - jedoch auf keine freundschaftliche Art und Weise.

 Joanna 

Joanna seufzte unhörbar auf, als es wirklich William of Cornwall war, der durch ihre Tür trat. Er würde ihr helfen und der Earl vor ihr würde sie endlich loslassen. 
Beaumont war nicht gerade bester Stimmung. Er schüttelte Williams Hand ab und ruckte damit einmal mehr an Joannas Arm, ehe er sie wirklich losließ und sich zu dem Störenfried umwandte. 
"Das, Mylord, ist eine Sache zwischen meiner werten Stiefmutter und mir, eine Familienangelegenheit, wenn Ihr so wollt. Also muss ich Euch bitten zu gehen." Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an. 
Joanna war zwei Schritte zurückgewichen und beobachtete die Szene ein bisschen verängstigt. Sie wusste nicht, wozu der Earl fähig war und wie weit er gehen würde. Sein Tonfall jedenfalls ließ nichts Gutes erahnen. 
"Oder...", fuhr dieser nun fort, als ihm die Frage dämmerte, warum es ausgerechnet ihn hierher verschlagen hatte. "...seid Ihr es etwa, dem sie die Nächte versüßt?" 
Joanna hielt die Luft an. Nicht einmal deshalb, weil er einen Kern Wahrheit getroffen hatte, sondern wegen des Tons, den er sich herausnahm. Wusste er, wen er vor sich hatte? War er sich bewusst, dass er gerade mit des Königs Cousin sprach?

 William 

Williams Augen verängten sich zu kaum mehr als dünnen Schlitzen als er seinen Gegenüber mit einem herablassenden Blick maß. "Wagt es ja nicht in einem solchen Ton mit mir zu sprechen, Mylord." 
Für eine Sekunde war sein Herzschlag ins Stocken geraten, dann hatte William sich jedoch längst wieder unter Kontrolle. 
Wie sehr wünschte er sich mit Beaumont tun zu können was er wollte - ihn geradewegs zur Hölle schicken - doch er musste seine Beherrschung behalten und so handeln, wie es in dieser Situation einzig und allein angebracht war. Alles andere hätte das Ganze nur verschärft. 
"Auch wenn es sich um eine Familienangelegenheit, wie ihr es nennt, handelt, so befindet Ihr Euch dennoch in der Residenz des Königs. Und dazu kommt, dass Ihr gerade im Begriff wart Hand an eine Hofdame der Königin zu legen." William legte eine drohende Pause ein. "Ihr solltet Euch besser angemessen verhalten, Mylord. Sonst bin ich es, der Euch bitten muss zu gehen." Und William meinte damit keineswegs das Zimmer. Wenn es nötig war und sich die Gelegenheit ergab, würde William nicht zögern und dafür sorgen, dass Beaumont seine Sachen packen und abreisen durfte.

 Joanna 

Beaumonts Hände ballten sich zu Fäusten, er hatte sich längst nicht so gut im Griff wie sein Gegenüber und stand kurz davor einen schweren Fehler zu begehen. 
"Mag sein, dass sie eine der Hofdamen der Königin ist, aber in jedem Fall bin ich ihr Vormund, nachdem mein Vater nun tot ist und darum liegt es bei mir zu beurteilen, wie ich mit ihr verfahre. Und eine Lüge ist schändlich, das wisst auch Ihr, ich habe sehr wohl das Recht sie zu züchtigen, wenn sie mich anlügt." Seine Hände zitterten vor unterdrücktem Zorn, doch seine Stimme war wieder eigentümlich ruhig und geradezu süßlich. 
"Ich verhalte mich also sehr wohl angemessen und darum sage ich, mischt Euch nicht ein. Diese Sache geht Euch nichts an. Allerdings komme ich nicht umhin festzustellen, dass Ihr meine Frage nicht beantwortet habt. Was führt Euch her? Ist sie es..? Außerdem, was gibt Euch das Recht mir befehlen zu wollen? Ich unterstehe dem König und nur ihm." 
Joanna hatte keine Ahnung, wo dieses Gespräch noch hinführen sollte. Sie wusste, wenn es nicht bald zu einem Ende kam, würde Beaumont handgreiflich werden. Sie kannte ihn zu gut.

 William 

Für einen Augenblick hatte William damit gerechnet, dass Beaumont zuschlagen würde. Und fast war er ein wenig enttäuscht als sein Gegenüber doch davon abließ. Es wäre ihm recht gelegen gekommen, dann hätte er wenigstens selbst einen Grund von seiner Faust gebrauch zu machen. 
William ließ einige Sekunden verstreichen in denen eine eigentümliche Stille herrschte, dann begann er zu lachen, wenn auch ein trockenes, freudloses Lachen. 
"Oh, ich habe Euch keineswegs etwas befohlen, Mylord. Ich rate Euch lediglich zu etwas." nun erstarb das Lachen entgültig und seine Stimme wurde tödlich ruhig. "Und ich kann Euch nur empfehlen den Rat anzunehmen, andernfalls werdet Ihr es bereuen. 
Zumal ich durchaus in diesen Mauer die Pflicht habe in des Königs Namen für Ruhe und Ordnung zu sorgen." 
William entschied sich den erneut enstandenen Moment der Stille zu nutzen, um seine Position zu wechseln. Während er gerade noch die Tür im Rücken gehabt hatte, ging er nun einige Schritte um Beaumont herum, in Richtung Joannas. 
"Aber Ihr habt recht, ich bin tatsächlich ihretwegen hier." fuhr William dann ruhig fort und bedachte Joanna mit einem kurzen Blick. "Die Königin verlangte nach ihr und bat mich die Lady zu holen." Was natürlich die blanke Lüge war, er hatte Eleonore nur vorhin gesehen, aber kein weiteres Wort mit ihr gewechselt. Aber zum einen wusste das Beaumont nicht und zum anderen wusste William, dass er einen sicheren Weg eingeschlagen hatte. Auf Eleonores Unterstützung konnte er sich im Notfall immer verlassen.
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GreyStorm




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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyMi Jan 01, 2014 1:27 am

Joanna 

Joanna hatte inzwischen die Wand im Rücken und starrte die Beiden an, fühlte sich aber gleich ein wenig wohler, als William sich ihr näherte. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als sie seine Begründung hörte, glaubte aber nicht daran, dass sie der Wahrheit entsprach. Dennoch, es war eine geradezu perfekte Begründung, warum er hier war und sie war überaus dankbar für seine Geistesgegenwart. 
Beaumont war zwar nicht der Klügste, aber er wusste doch, wann er verloren hatte. Er wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen den Zorn des Königs zu erregen, solange er dem nichts entgegenzusetzen hatte. 
Mit einem Ruck gab er seine starre Position auf und trat zwei Schritte auf Joanna zu. Drohend hob der die Hand. "Wir sprechen uns noch.", zischte er. "Und das nächste Mal wird dich niemand vor einer ehrlichen Antwort retten." 
Und damit verschwand er, die Tür fiel krachend ins Schloss und sie hörte wie er sich entfernte. 
Einen Augenblick lang starrte Joanna fassungslos auf die Tür, ehe sich diese Starre in ihr löste und sie leicht zu zittern begann. Ihre Augen suchten Williams Blick. "Danke...ich weiß nicht, was er getan hätte."

 William 

Ein Impuls drängte William dazu Beaumont zu folgen, doch er widerstand dem Drang und blieb wo er war. 
William sah Joanna schweigend an, dann legte er auch den letzten Rest zwischen sich und Joanna zurück und schloss sie in seine Arme. Ihr Zittern war ihm nicht entgangen und er wusste recht genau wie es in ihr aussah. 
"Oh, ich kann mir da so einiges vorstellen." entgegnete William bitter und war innerlich nur heilfroh, dass er die Situation auf solch schnelle Art hatte lösen können. 
Er gab Joanna einen Kuss und seuftzte dann. "Es tut mir Leid, dass du meinetwegen solchen Ärger hast." murmelte er, seine Stirn an ihre gelegt. 
William wusste, dass er der Auslöser des Ganzen war. Und er wusste auch, dass Beaumont sich so einfach nicht geschlagen geben würde. Was er allerdings nicht wusste, war wie er Joanna vor diesem Bastard schützen sollte. Er konnte schlecht die gesamte Zeit über bei ihr sein und was für eine andere Möglichkeit gäbe es denn noch? 
Er atmete geräuschvoll aus und schloss die Augen. Sein Herz pochte nun doch recht ungleichmäßig über diese Aufregung in seiner Brust.

 Joanna 

In seinen Armen fühlte sie sich gleich viel wohler und entspannte sich langsam wieder. Nachdenklich betrachtete sie ihr gerötetes Handgelenk und seufzte. 
"Das muss es nicht. Ich bin freiwillig bei dir und es ist meine Entscheidung. Glaub mir, er hat nur auf solche Gerüchte gewartet, auf die passende Gelegenheit. Das war eben mein Risiko. Ich bereue trotzdem gar nichts. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Wenn es nach ihm ginge, sollte ich wohl ins Kloster gehen." 
Joanna schmiegte sich in die Umarmung. Was sollte sie denn tun? Wie Beaumont aus dem Weg gehen, bis er abreiste? Sie würde dafür sorgen müssen, dass er einfach keine Gelegenheit mehr bekam mit ihr zu sprechen. Sie musste dafür sorgen, dass sie nirgendwo mehr allein war. In Gesellschaft der Königin Zeit verbringen oder in Williams. Das würde sich wohl schwer gestalten, aber irgendwie würde sie das schon hinbekommen. Und wenn sie schlafen ging, würde sie ihre Tür versperren. Ihr Stiefsohn sollte sie in Ruhe lassen. Der Gedanke an das, was er womöglich getan hätte, wäre William nicht aufgetaucht, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

 William 

William musste trotz der angespannten Lage lachen. "Du im Kloster?" er schüttelte vehement den Kopf. "Das wäre wirklich eine Schande." 
Er strich ihr sanft über die Haare und gab ihr einen Kuss. 
"Am liebsten würde ich den ganzen Tag bei dir bleiben. Aber wir wissen wohl beide, dass das nicht geht." murmelte William gegen ihre Stirn. 
Auch wenn seine Gedanken gerade auf Hochtouren nach einer Lösung suchten, wollte ihm einfach keine passende Möglichkeit einfallen, wie er Beaumont von Joanna fern halten konnte. 
Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie dieser arrogante, selbstverliebte Kerl das nächste Mal reagieren würde, wenn er Joanna alleine antraf. Zwar hatte William gerade noch einmal das Schlimmste verhindern können, doch hatte er damit auch dafür gesorgt, dass Beaumonts Hass nur noch mehr anschwoll. 
Sollte er gerne seine Wut an William auslassen, der würde ihm schon die passende Antwort geben, solange er nicht auf Joanna traf.

 Joanna 

Joanna lächelte. "Außerdem würde ich vor Langeweile sterben. Kannst du dir vorstellen, dass ich den ganzen Tag bete und irgendwelche Wandbehänge sticke oder Schriften lese? Ich nicht." 
Sie war überaus froh, dass er hier war und legte mit einem Seufzer die Arme um ihn. Nur einen Moment... 
"Ich weiß...Leider ist das nicht möglich, so sehr ich es mir auch wünschte. Ich werde dafür sorgen müssen, dass ich nirgendwo allein hingehe und viel Zeit bei der Königin verbringen, wenn ich nicht gerade bei dir bin. Ich werde meine Tür versperren, wenn ich allein bin. Ich denke, anders geht es nicht." 
Sie spürte Wut in sich aufsteigen. "Jetzt kann ich mich nicht einmal hier sorglos bewegen. Das ist doch wirklich ungerecht, dabei ist der Hof derzeit der einzige Ort, den ich Zuhause nennen kann. Ich hoffe, er verschwindet bald wieder. Ich werde verrückt, wenn ich ständig das Gefühl habe, dass man mich verfolgt. Und wenn er mich allein irgendwo antrifft..." 
Sie dachte diesen Gedanken lieber gar nicht erst zu Ende. Die Folgen würden nicht sehr schön sein, so gut kannte sie ihn, zumal er jetzt nich wütender war als zuvor, da William ihm Einhalt geboten hatte.

 William 

William seuftzte und nickte langsam. "Aber du schaffst das. Wir schaffen das." erklärte er dann zuversichtlich. 
"Danach sind wir erst einmal den Winter über in Frankreich. Und wenn wir nach dem Winter wieder nach England kommen, werde ich wieder ganz gesund sein und dann ... dann wird sowieso alles anders." 
Ja, das war eine Vorstellung, die William behagte. Gleichzeitig musste er sich aber ermahnen sich da nicht zu sehr drauf zu versteifen, denn das Ganze würde nicht ganz einfach werden. So viel stand fest. 
"Liebes, du solltest wirklich zur Königin. Ich will nicht drauf wetten, kann mir aber gut vorstellen, dass Beaumont dich mit Argusaugen bewacht. Und wenn du jetzt nicht zu Eleonore gehst, wird er noch mehr Verdacht schöpfen." 
Auch wenn es ihm widerstrebte, löste William sich von ihr und trat einen Schritt zurück. 
"Ich bringe dich zu ihr, danach muss ich jedoch zu Henry. Ich schätze, ich muss ihm etwas erklären ..." 
William wollte erst die Hand nach Joanna ausstrecken, hielt jedoch inne als ihm das Kribbeln in den Fingerspitzen wieder auffiel. Er öffnete und schloss die Hand ein paar Mal und versuchte das Kribbeln zu vertreiben. 
Der Arzt hatte ihm gesagt, dass das möglicherweise noch öfter einmal auftreten würde, sobald die Wunde jedoch auch an der Schulter komplett verheilt war, würde es wohl weg gehen. 
William konnte nur hoffen, dass er recht hatte.

 Joanna 

Es war so einfach optimistisch zu sein, wenn sie in seiner Nähe war. Joanna lächelte und atmete ein letztes Mal seinen vertrauten Geruch ein, ehe er sich von ihr löste. "Ja. Wir werden sehen. Anders wäre schön.", murmelte sie und richtete sich dann wieder vollends zu voller Größe auf. 
"Das sollte ich, du hast Recht. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es ist, wie du glaubst. Er wird mich wenig aus den Augen lassen, denke ich. Also muss ich wohl." 
Sie nickte leicht. Ja, sie konnte sich vorstellen, dass William und Henry etwas zu besprechen hatten. Dann aber fiel Joanna auf, wie er sich verhielt und sie zog die richtigen Schlüsse. 
"Deine Hand wieder, nicht wahr?", fragte sie leise. "Mach dir nicht so viele Sorgen, es wird schon werden." 
Sie schenkte ihm ain aufmunterndes Lächeln, warf noch einen letzten prüfenden Blick in ihren Spiegel und wandte sich in Richtung Tür. 
Sie fühlte sich beobachtet, als sie auf den Gang hinaus trat, bildete sich dies allerdings wohl nur ein. Weit und breit war niemand zu sehen. Und sie würde nun zur Königin gehen, ihr Gesellschaft leisten und damit eine Weile Sicherheit genießen.

 William 

William lächelte gequält. "Das hoffe ich." andernfalls hätte ich ein großes Problem. Wäre es die linke Hand, könnte William eine leichte Einschränkung ja im Notfall verschmerzen, aber rechts ... er hatte sich schon an verschiedenen Dingen mit der linken Hand versucht. Das Ergebnis war jedoch nicht gerade zufrieden stellend. 
Aber noch konnte man nach Aussage des Arztes ja hoffen. 
William schloss kurz die Augen und atmete durch, dann folgte er Joanna hinaus auf den Gang. 
Er begleitete sie ein ganzes Stück durch die Gänge in Richtung von Eleonores Gemächern, dann wurde er langsamer und blieb stehen. 
"Ich muss ..." mehr brauchte er gar nicht sagen. Er kaute sich unruhig auf der Unterlippe herum. Ihm behagte das ganze gar nicht, aber was sollte er schon tun. 
"Grüß Eleonore von mir." dann beugte er sich etwas vor, um ihr ins Ohr zu flüstern. "Und sei um Himmelswillen vorsichtig!" raunte er, dann trat er zurück und schickte sich an, Henry aufzusuchen.

 Joanna 

Joanna war ziemlich froh über seine begleitung, andernfalls wäre sie wohl durch die Gänge gehastet wie ein panisches Reh, ständig über die Schulter blickend, und hätte damit ziemlich schiefe Blicke geerntet, wenn ihr jemand begegnet wäre. 
Nun stand sie vor den Gemächern der Königin und atmete noch einmal durch. "Bin ich, keine Sorge. Ich lege wenig Wert auf eine Begegnung mit ihm." Sie lächelte ihm ein letztes Mal zu, klopfte dann und verschwand durch die Tür. 
Die Königin begrüßte sie mit einem Lächeln. "Lady Joanna, wie schön Euch zu sehen. Leistet mir Gesellschaft." 
Joanna nickte. "Gern, Majestät, deshalb bin ich hergekommen. Ich traf William of Cornwall übrigens auf dem Gang auf dem Weg hierher, ich soll Euch Grüße ausrichten." 
Das entlockte Eleonore ein Lächeln. Sie hatte William gern, das hatte Joanna schon öfter festgestellt. "Das freut mich sehr. Und nun kommt, setzt Euch zu mir." 
Joanna folgte der Bitte und entspannte sich. Hier war sie wirklich sicher.

 William 

William war unendlich erleichtert, dass er Henry ausnahmsweise alleine in seinem Gemach antraf. Somit mussten sie nicht erst darauf warten, dass sie zu privaten Gesprächen übergehen konnten. 
Bevor William jedoch etwas sagen konnte, hob Henry die Hand, um ihn zu stoppen. "Bevor du anfängst - ich habe bereits gehört, was du gemacht hast." 
William zog überrascht eine Augenbraue nach oben und sah Henry fragend an. "Wie das? Ich -" 
"Ich hatte das Glück oder viel mehr das Pech Beaumont über den Weg zu laufen als ich auf dem Weg hier her war. Und natürlich hat er sich sofort lauthals über dich beschwert. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit dir reden werde -" 
"Das ist ja wohl die Höhe!" brauste William auf und beinahe wäre er aufgesprungen, so sehr kochte der Zorn schon wieder unter der Oberfläche. "Hat er dir denn auch erzählt, was er vor hatte?" 
Henry hob beschwichtigend die Hände. "Nur mit der Ruhe. Ich sagte, ich würe mit dir sprechen, stünde aber voll und ganz hinter deinem Urteilsvermögen." 
Die Worte brachten William mit einem Schlag wieder zur Raison. Er ließ sich im Sessel zurück sinken und entspannte sich merklich. 
"Ich danke dir." murmelte er fast ein wenig verlegen über seine zu unrecht heftige Reaktion. 
Henry machte eine wegwerfende Bewegung, fixierte William dann jedoch neugierig. 
"Aber ich denke, du solltest mir nun besser einmal erzählen, wie es sein kann, dass du ganz rein zufällig bei der jungen Lady vorbei gesehen hast?" 
William seufzte, musste dann jedoch lächeln und begann langsam zur erzählen.

 Joanna 

Joanna wusste natürlich nicht, welchen Weg Beaumont in seinem Zorn diesmal bestritten hatte. Hätte sie es gewusst, hätte sie sich wohl nicht entscheiden können, ob sie lachen oder weinen sollte. 
Stattdessen saß sie neben Eleonore und zwei anderen Damen und hatte zur Abwechslung einmal überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Sie hatte kein Bedürfnis danach den sicheren Wänden dieses Gemaches zu entfliehen und nahm dafür gerne langweilige Plauderstündchen in Kauf. 
An diesem Tag lernte sie einmal mehr, dass es wesentlich Schlimmeres gab. Viel Schlimmeres. 
Joanna ließ sich sogar dazu motivieren am Gespräch teilzunehmen und nicht nur abwesend zu sein. 
Trotzdem drängten sich in diesen Tagen mehr als sonst Erinnerungen auf. Meist Dinge, an die sie sich nicht unbedingt gerne erinnerte. Sie dachte an Szenen, die sich während ihrer Anwesenheit in Warwick zugetragen hatten, an Alltägliches. William de Beaumonts Anwesenheit hatte diese Dinge wieder wach gerufen. Auch den Tag, an dem sie Roger das letzte Mal gesehen hatte. Sie fragte sich oft, ob sie sich hätte anders verhalten sollen, denn sie hatten gestritten. Sie hatte ihn nie vermisst, aber es gab Tage, da wünschte sie sich, sie wären anders auseinander gegangen.

 William 

William hatte geendet und sah seinen Cousin, der nachdenklich vor sich hin starrte, nur nachdenklich an und wartete auf seine Reaktion. 
Schließlich seuftzte Henry leise. "Ich habe es gewusst." er schüttelte über sich selbst den Kopf. "Das heißt, nicht gewusst, sondern geahnt. Sie war jeden Tag bei dir. Und so wie du dich benommen hast, nachdem das Fieber verschwunden war." 
Henry machte eine Pause und William beließ es dabei. Er hätte etwas sagen können, doch wusste er, dass Henry noch nicht am Ende seiner Überlegungen angelangt war. 
"Du weißt, um das Problem?" 
William lachte zynisch. "Natürlich. Zwar ist sie keine Bäuerin, aber natürlich erwartet man trotzdem wesentlich mehr als die Witwe von Roger de Beaumont." 
Henry nickte langsam. "Bist du dir wirklich sicher? Ich meine, es gibt doch noch -" 
"Henry, bitte!" unterbrach William ihn ein wenig forscher als beabsichtigt. "Nimm mich einfach mit nach Frankreich. Gib mir Zeit. Und wenn wir zurück nach England kommen ... dann sehen wir weiter. Und ob ich meinem Vater nun noch ein weiteres Mal auf die Füße trete ... für ihn bin ich doch sowieso schon gestorben." 
"Sag das nicht! Ich schätze, mein Onkel hält noch wesentlich größere Stücke auf dich als du ahnst. Was in diesem Fall jedoch ein Hindernis darstellt."

 Joanna 

Als es schließlich Zeit wurde sich zurückzuziehen, stand Joanna vor einem Problem. Sie wollte den Weg zu ihrem Gemach nicht allein zurücklegen, die Furcht Beaumont zu begegnen war zu groß. Also stand sie unschlüssig vor der Tür und bis sich nervös auf die Unterlippe. 
Doch ihre Rettung sollte in Gestalt von Kate kommen. Die Zofe lief gerade an ihr vorbei und bemerkte ihren Gesichtsausdruck. 
"Joanna, was ist los? Du schaust so..." Die Angesprochene atmete durch. "Das erkläre ich dir später. Würdest du mich zu meinem Gemach begleiten, Kate? Mein Stiefsohn ist hier. Ich möchte ungern allein gehen. Bitte, Kate." 
Ihre Freundin war sofort einverstanden und sie musste zugeben, dass sie ziemlich erleichtert war. 
Als sie schließlich ihr Ziel erreicht hatten, erzählte Joanna Kate von den Geschehnissen, die sich am Nachmittag ereignet hatten. Wie erwartet war Kate empört und regte sich fürchterlich auf, aber das änderte natürlich auch nichts, entlockte Joanna allerdings ein leichtes Lächeln. 
Sie war plötzlich unglaublich froh, dass es bald nach Frankreich gehen würde, denn dorthin würde William de Beaumont, Earl of Warwick, nicht gehen. Er würde in England verbleiben und sie würde endlich wieder Ruhe haben.

 William 

Henry und er hatten noch eine ganze Weile lang hin und her diskutiert und waren schließlich in Ermangelung einer Lösung zu anderen Themen übergegangen. 
Als William seinen Cousin verließ war er fruchtbar müde, aber guter Dinge, dass Henry ihn möglicherweise doch mit nach Frankreich nehmen würde ohne es ihm allzu übel zu nehmen, dass William einmal mehr seinen Dickkopf durchsetzte. 
Obwohl die Müdigkeit sich bereits schon in seinen Gliedern bemerkbar machte, wollte William zuerst noch bei Joanna vorbei sehen. Er hoffte, dass sie den Rest des Tages unbehelligt von ihrem Stiefsohn hatte verbringen können. 
William würde sich den Mistkerl am liebsten einmal vorknüpfen, aber das stand außer Frage. Besonders ... ja, da gab es ein entscheidendes Problem, dass William erst im Laufe der Diskussion mit Henry wirklich bewusst geworden war. 
Wollte er Joanna tatsächlich heiraten, wenn sie aus Frankreich zurück kamen, würde er sich deshalb mit Beaumont außeinander setzen müssen. Und dieser war alles andere als gut auf ihn zu sprechen. 
William blieb vor Joannas Gemach stehen und klopfte an.

 Joanna 

Joanna hatte schließlich die Tür abgesperrt, nachdem Kate gegangen war und den Rest des Abends ihr Zimmer nicht mehr verlassen. Sie fühlte sich nicht wirklich wohl dabei, aber wenigstens sicher. 
Als es klopfte, schluckte sie erst einmal und bemühte sich, ihre Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen. "Wer ist da?" 
Sie erhob sich von ihrem Bett, auf dem sie gesessen hatte, den Schlüssel in der Hand, und ging leise zur Tür hinüber. Sie hoffte, dass es William oder Kate war, aber sie traute der ganzen Sache nicht, so lächerlich das wohl auch war. 
Sie versperrte normalerweise nie ihre Tür und hatte sich nie bedroht gefühlt, doch jetzt lagen die Dinge anders. Was, wenn Beaumont vor ihrer Tür stand und sein Glück nochmals versuchen wollte? 
Nun, er hätte wohl kaum angeklopft, aber sicher konnte man schließlich nie sein. 
Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt und klang in ihren eigenen Ohren so laut, als müsse derjenige, der vor der Tür stand, ihn auch wahrnehmen.
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BeitragThema: Re: Archiv - Beiträge bis 08.09.12   Archiv - Beiträge bis 08.09.12 EmptyMi Jan 01, 2014 11:56 am

William 

Wiliam runzelte die Stirn, schüttelte dann jedoch über sich selbst den Kopf. Was hatte er denn erwartet? Das Joanna die Tür verschlossen hatte, war in seinen Augen das vernünftigste was sie tun konnte. 
"Ich bin es, William." antwortete er dann und musste lächeln. "Ob Mylady Mitleid mit einem armen, müden Mann hat und Ihn hinein lässt?" 
Innerlich kämpfte er jedoch noch immer gegen den Zorn an - zum einen die Nachwirkungen der Diskussion mit Henry über Beaumont, zum anderen verärgerte es ihn unglaublich, dass Joanna offenbar solch eine Angst vor ihrem Stiefsohn hatte, dass sie sich nicht frei bewegen konnte. 
Umso erleichterter war William als Joanna ihm die Tür öffnete und er von dem kühlen Gang hinein in das warme Gemach treten konnte. 
Nachdem die Tür hinter ihm wieder ins Schloss gefallen war, sah William Joanna mit einer seltsamen Mischung aus Freude, Erleichterung und Betrübtheit an. 
"Ich dachte, ich komme noch einmal vorbei und vergewissere mich, dass es dir gut geht."

 Joanna 

Joanna spürte, wie sich ihre Anspannung verflüchtigte, als sie Williams Stimme hörte. Er entlockte ihr sogar ein Lächeln und sie ließ ihn sofort herein. "Ich denke, so viel Mitleid kann ich gerade noch aufbringen." 
Sie betrachtete ihn nachdenklich und nickte schließlich, ihr Lächeln wurde eine Spur matter. 
"Das ist lieb von dir. Es ist alles in Ordnung. Naja, soweit es eben in Ordnung sein kann. Ich habe Kate gebeten mich her zu begleiten und so sind mir unliebsame Begegnungen erspart geblieben. Ich bin froh, es reicht mir für heute. Um ehrlich zu sein bin ich froh, wenn wir nach Frankreich aufbrechen, denn ich weiß, dass er in England bleiben wird." 
Sie seufzte leise und betrachtete ihn genauer. Vollkommen glücklich sah er auch nicht aus. Sie kehrte zu ihrem Bett zurück und ließ sich darauf nieder. 
"Was hat Henry gesagt? Hast du ihm von heute Nachmittag erzählt?" 
Sie wusste nicht recht, ob es gut war, wenn der König allzu viel wusste. Andererseits war er Williams Cousin und die Beiden vertrauten sich. Letztlich konnte es ihr egal sein. Das nächste Gerücht über sie würde sich ohnehin um ihren Stiefsohn drehen und spätestens dann hätte Henry ohnehin davon erfahren.

 William 

Er lächelte und nickte. "Das war eine gute Idee. Du solltest möglichst viel Zeit mit ihr verbringen, wenn du nicht gerade bei der Königin bist. Oder natürlich bei mir." 
William ging zu ihrem Bett hinüber, blieb jedoch stehen, da er sich sicher war, nicht ruhig sitzen bleiben zu können, wenn er Joanna von seinem Gespräch mit Henry berichtete. 
Dann lachte William trocken auf. "Das brauchte ich gar nicht. Das hatte Beaumont schon getan gehabt." 
Er verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf. 
"Aber Henry hat ihm wohl klar gemacht, dass ich in seinen Augen das richtige getan habe. Das wird Beaumon natürlich nur noch mehr gegen mich aufbringen, aber wenigstens habe ich die Trümphe in der Hand." 
William strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und fuhr sich dann über das Kinn. 
"Henry weiß auch über alles andere Bescheid." entschied William sich dann Joanna alles zu erzählen, was er mit Henry besprochen hatte.

 Joanna 

Joanna schaute ihn ungläubig an. 
"Er hat was? Sich bei Henry beschwert? Ich muss zugeben, ich habe ihn unterschätzt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so dreist sein kann. Das...überrascht mich." 
Sie musste eindeutig vorsichtiger sein. Sie kannte ihn offenbar doch nicht so gut, wie sie gedacht hatte. Mit einem Seufzen stützte sie die Arme auf die Bettkante und beobachtete jede kleinste Geste ihres Besuchers. 
"Das wäre ja auch noch schöner, wenn du nun Ärger dafür bekommen würdest, dass du mich vor seiner Wut geschützt hast. Vielleicht hat es auch sein Gutes, dass der König Bescheid weiß." Irgendwie wusste Joanna nicht, was sie davon halten sollte, dass Henry nun wirklich alles wusste. Darüber, wie sie wirklich zu William stand und was zwischen ihnen war. Was sie hingegen interessierte, war dessen Reaktion. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sonderlich begeistert gewesen war. 
"Und...was hat er dazu gesagt? Zu...uns? Er war sicherlich nicht sehr begeistert, oder? Ich weiß selber, dass ich eigentlich nicht gut genug für dich bin, aber ich kann es leider nicht ändern." Was dachte Henry nun bloß von ihr?

 William 

William nickte. "Er muss Henry wohl über den Weg gelaufen sein und hat seinen Frust gleich bei ihm abgeladen. Henry war alles andere als begeistert davon." unweigerlich musste William grinsen. Henry konnte so etwas auf den Tod nicht ausstehen. Und schon gar nicht wenn man ihn auf dem Weg in sein Gemach abfing und ihm irgendwelche absurden Beschwerden auftischte. 
Dann hörte er nachdenklich Joannas Worten zu und schnaubte dann herablassend. 
"Ich bitte dich." William setzte sich nun doch auf die Bettkante und nahm Joannas Hände in die seinen. Er lächelte als er ihren Blick auffing. "Du bist eigentlich viel zu gut für mich." er zwinkerte ihr zu und gab ihr dann einen flüchtigen Kuss. 
"Henry ist nicht in Jubel ausgebrochen. Aber wie du siehst hat er mir auch nicht den Kopf abgerissen. Er sieht das ganze recht nüchtern. Er weiß genau, dass es mir egal ist, aber auch, dass mein Vater das ganz anders sieht. Und wohl nicht nur er." William verzog das Gesicht. "Aber ich habe Henry gebeten die Sache ruhen zu lassen bis wir aus Frankreich zurück sind."

 Joanna 

Joanna hatte nahezu sofort wieder das Gefühl dahinzuschmelzen. William konnte so charmant sein, wenn er wollte, eigentlich hatte sie das gar nicht verdient. Sie lächelte glücklich und schaute ihn unverwandt an. Es zeigte ihr einmal mehr, wie anders er war. Er ließ sich nicht bloß von den Regeln der Höflichkeit lenken, sondern hörte auf sein eigenes Herz und er wusste genau, wie er sie zum Lächeln bringen konnte. Seine Worte wischten die Zweifel, die sie insgeheim immer wieder überkamen, einfach fort. 
"Solange es deine Freundschaft zu deinem Cousin nicht beeinträchtigt, dass du dich darüber hinwegsetzen willst, was man von dir erwartet...Aber du hast Recht. Es ist viel Zeit, in der sich vielleicht die Dinge anders ergeben, als sie jetzt liegen. Wenn wir wieder in England sind, ist es Frühling. Das sind noch einige Monate. Sehr viel Zeit." 
Bis dahin würde sie einfach das genießen, was ihr vergönnt war und jede Minute, die sie in seiner Nähe sein konnte, verlieh dem Tag einen neuen Höhepunkt. Sie hatte in diesem Punkt sehr viel Geduld und bis dahin würden sie Beide die Dinge vielleicht ebenfalls klarer sehen als jetzt, wo so viel Aufregung herrschte durch seine Verletzung und Willam de Beaumonts Auftauchen.

 William 

William unterdrückte mit Mühe ein Gähnen. Jetzt da er sich hingesetzt hatte, schien die Müdigkeit noch lauter in seinem Körper aufzuschreien. 
"Ach was. Henry und ich werden schon irgendwie einen Weg finden." erklärte er dann grinsend. 
William fuhr sich durch die Haare, um die Strähnen zuverbannen, die ihm in die Stirn fielen. Er war heute fast den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und das schien sich nun doch zu rächen. Neben der Müdigkeit, wurde das Pochen hinter seiner Stirn klarer und besonders seine Schulter strahlte einen dumpfen Schmerz aus. Morgen wollte der Arzt sich die Wunde noch einmal ansehen und erneut den Verband wechseln. William hatte ihn kürzlich gefragt, ob er den Verband nicht bald weglassen konnte, hatte jedoch nur ein abfälliges Schnauben geerntet. Mylord, ohne Euch zu nahe treten zu wollen, aber gerade bei Euch möchte ich den Verband lieber länger dran lassen als ihn zu früh abzulassen. 
William hatte den Wink verstanden und auf weitere Fragen verzichtet. 
Um sich auf andere Gedanken zu bringen, konzentrierte er sich wieder auf Joanna und strich ihr mit der linken Hand sanft durchs Haar. 
"Wie wäre es, wenn wir noch einen Becher Wein am Feuer genießen? Danach muss ich wohl dringend ins Bett ..."

 Joanna 

Joanna lächelte. "Wenn du das sagst." 
Sie saßen noch eine Weile zusammen und als William sich verabschiedete, verspürte Joanna leises Bedauern. Wie schön es doch wäre, wenn er hätte bleiben können, neben ihr einschlafen...Sie seufzte leise und schüttelte den Kopf über sich selbst. Schluss jetzt. 
Hinter ihm hatte sie die Tür wieder versperrt und sich dann ins Bett begeben. 

Am nächsten Morgen hatte sie sich mit Kate verabredet. Ihre Freundin hatte sie abgeholt und zur Königin begleitet, mit der sie zur Messe in die Kapelle gehen würde. Sonderlich gut hatte Joanna nicht geschlafen, aber sie hoffte, dass sie im Gebet ein wenig Ruhe finden würde, damit sie nicht den ganzen Tag vollkommen überdreht war. Diese Hoffnung wurde jäh zerschlagen, als sie während der Messe einen durchdringenden Blick spürte. Sie wusste genau, dass irgendwo hinter ihr William de Beaumont saß und sie praktisch mit seinen Blicken erdolchte. Irgendwie hatte sie das unangenehme Gefühl, dass er sie nach der Messer abfangen würde. Gleich, ob sie bei der Königin war oder nicht. Er würde einfach höflich bitten, während Andere zuhörten und sie würde daraufhin furchtbar unhöflich wirken, wenn sie ihm diese Bitte nicht gewährte.

 William 

William stand vor dem großen Fuchs und strich ihm langsam über die Nüstern. Er wusste gar nicht genau wie lange es jetzt schon her war, dass er auf Cuivre gesessen hatte. Das letzte Mal hatte er gegen Hereford gekämpft. 
Der Hengst schnaubte unruhig, als hätte er geahnt was William durch den Kopf geschossen war, und William ließ die Hand sinken. 
"Wer weiß, wann wir das nächste Mal zusammen reiten." murmelte William und wandte sich dann ab. Er wollte noch bei Uriel vorbei sehen und dann Richtung Kapelle. 
Er war der Messe heute Morgen mit der Begründung fortgeblieben, er müsse sich noch etwas ausruhen. Und das stimmte sogar zum Teil. Nach dem gestrigen Tag war er recht erschöpft und hatte beschlossen heute wieder etwas kürzer zu treten. 
Die Sonne kämpfte sich gerade durch die Wolkendecke als William auf den Hof hinaus trat. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, er war wirklich froh, dass es nicht geregnet hatte. Die Feuchtigkeit in der Luft schlug sich jedes Mal sofort in seinen Gliedern nieder und ließ die Wunde mehr schmerzen als sonst.

 Joanna 

Joanna beschloss, das Ganze zu umgehen und entschuldigte sich bei der Königin. Nach der Messe machte sie sich eiligen Schrittes auf den Weg zu den Stallungen, wo sie sich hoffentlich eine Weile verbergen konnte. Er würde sicherlich nicht in jeder Pferdebox nach ihr sehen. Herakles würde er vielleicht finden, wenn er fragte, welches Pferd sie ritt, aber auf Cuivre würde er sicher nicht kommen. 
Als sie den Hof überquerte, hörte sie, dass Schritte ihr in einiger Entfernung folgten. Sie drehte sich nicht um und sah nicht zurück. Möglicherweise beging sie gerade eine Dummheit, aber eine Wahl hatte sie letztlich nicht. 
Sie betrat den Stall und entspannte sich in der vertrauten Atmosphäre nahezu sofort ein wenig. 
Noch hatte sie einen Vorsprung. Sie schaute nun doch über die Schulter und setzte sich in Bewegung - um fast wieder einmal mit William zu kollidieren. Überrascht sah sie ihn an, besann sich dann aber, obwohl sie erleichtert war, dass er hier war. Er sollte nicht schon wieder Ärger ihretwegen bekommen. "Er folgt mir.", flüsterte sie hektisch. "Sag ihm einfach, du hättest mich nicht gesehen, ich gehe zu Cuivre." Und damit huschte sie weiter. Joanna hoffte einfach nur, dass er bald ging. Lange hielt sie diese Hetzjagd nicht mehr aus. 
Als sie sich in eine Ecke der Box verkrochen hatte, hörte sie, wie Schritte die Stalltür erreichten. "Lady Joanna? - Ah, Ihr schon wieder...Mylord."

 William 

William hatte so einiges sagen wollen, doch bis sein Gehirn tatsächlich reagierte, war Joanna schon an ihm vorbei geschlüpft und ihn allein stehen lassen. 
Allerdings hielt dieser Zustand nicht lange an, denn kaum war Joanna verschwunden, tauchte Beaumont vor ihm auf. William stöhnte innerlich auf, warf dann seinem Gegenüber ein süffisantes Lächeln zu. 
"Guten Morgen, Mylord." entgegnete er. "Offensichtlich scheinen wir uns wohl gegenseitig anzuziehen. Entweder laufe ich Euch über den Weg oder - so wie jetzt - Ihr mir." 
Beaumont maß ihn mit einem abfälligen Blick und sah dann mit suchendem Blick über Williams Schulter hinweg in den Stall. 
"Sucht Ihr jemanden? Vielleicht kann ich Euch ja weiterhelfen?" bot William sich betont freundlich an. 
William war froh, dass Blicke nicht töten konnten, denn der Blick den er nun von Beaumont erntete war mehr als tödlich. 
"Das tue ich in der Tat, Mylord. Aber Ihr habt meine Stiefmutter warscheinlich nicht gesehen ... oder viel mehr würdet Ihr es mir wohl nicht sagen, selbst wenn es so wäre."

 Joanna 

Joanna konnte jedes Wort verfolgen, hielt aber unwillkürlich die Luft an, als könne ihr Atem ihre Anwesenheit verraten. Das war natürlich lächerlich, dazu waren die Pferde um sie herum viel zu laut. 
Cuivre beäugte sie ein wenig skeptisch, als wolle er sagen: 'was tust du denn hier?', stupste sie dann aber mit einem freundlichen Schnauben an. Unwillkürlich musste Joanna lächeln und streichelte die weichen Nüstern. 
Hoffentlich verschwand Beaumont bald, sie konnte sich Besseres vorstellen, als den ganzen Tag hier im Stroh zu sitzen und Williams Hengst Gesellschaft zu leisten. 
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch zurück. Wie dankbar sie doch war, dass er stets einen so kühlen Kopf behielt und mit bemerkenswerter Geistesgegenwart auf ihr Erscheinen reagierte, 
"Nun, dann entschuldigt mich nun, da Ihr ja nicht willens seid mir behilflich zu sein; ich habe sie den Stall betreten sehen, folglich muss sie sich ja hier irgendwo befinden." Etwas leiser hörte sie ihn murmeln:"Ich wusste doch, dass ich recht habe. Hat bestimmt ein schlechtes Gewissen und weicht mir deshalb aus. Irgendwann..." Der Rest ging in undeutliches Genuschel über und zumindest Joanna konnte ihn nicht mehr verstehen. Stattdessen spürte sie Wut in sich hochsteigen. Er war so ignorant. Jetzt legte er es schon als schlechtes Gewissen aus, dass sie ihm auswich und das nach der gestrigen Situation!

 William 

William wollte sich schon abwenden als er die letzten Worte Beaumonts hörte. Er stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen hervor und im nächsten Augenblick verstellte er Beaumont den Weg nach draußen. 
"Ihr solltet wirklich lernen Eure Zunge zu hüten, Beaumont." zischte er drohend. Der Zorn brodelte heiß unter der Oberfläche und William konnte nur mit Mühe verhindern, dass er überkochte. 
"Und ich warne Euch, solltet Ihr Euch einen Fehltritt leisten, solange Ihr hier in diesen Mauern verweilt, werde ich Euch die Hölle heiß machen." 
Oh, wie er diesen Kerl hasste. William war jetzt schon froh darüber, wenn Beaumont endlich wieder abgereist war und sie auf dem Weg nach Frankreich waren. 
Jetzt musste er sich jedoch erst einmal mit Beaumont beschäftigen, der gerade aussah als würde er noch überlegen, ob er William einfach nur mit der Faust ins Gesicht schlug oder ob er gleich versuchen sollte ihn zu töten. 
"Ihr ..." Beaumonts Stimme hatte mehr als einen drohenden Unterton und er schien seinen gesamten Hass in seine Worte zu legen.

 Joanna 

Joanna schloss die Augen. Genau diese Situation hatte sie vermeiden wollen. Sie hörte an Williams Stimme, dass es ihm schwer fiel sich zu beherrschen und sie wusste, dass die Lage eskalieren würde, wenn sich nicht bald etwas tat. Nur was? Verzweifelt hoffte sie, wenigstens Geoffrey würde vorbei kommen und die Anspannung unterbrechen, aber dazu würde es wohl nicht kommen. Wenn sie Handgreiflichkeiten verhindern wollte, musste sie sich wohl doch zeigen. Sie konnte nicht riskieren wegen ihrer Dummheit William zu gefährdern. Unter normalen Umständen wäre er Beaumont sicher gewachsen gewesen, aber seine Verwundung war noch nicht vollständig ausgeheilt und schränkte ihn noch immer nicht unwesentlich ein. 
"Ihr...was mischt Ihr Euch überhaupt ein? Ständig kommt Ihr mir in die Quere und langsam frage ich mich, ob es wirklich Zufall ist, dass ausgerechnet Ihr Euch zum Beschützer der schönen Lady Joanna ernannt habt. Mag sein, dass Ihr des Königs Cousin seid, aber das interessiert mich eigentlich recht wenig. Ich hasse es, wenn man mir in die Quere kommt." 
In diesem Moment hob er seine Hand drohend an, bereit zuzuschlagen. Joanna atmete tief ein und entschloss sich, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, egal, was das für sie bedeuten würde. Sie fürchtete um William.

 William  

William verengte die Augen zu Schlitzen und atmete geräuschvoll aus. 
"Ihr überschätzt Eure Stellung, Mylord." warf William ein, während seine innere Stimme ihn laut verhöhnte. Ich wohl ebenso. Sollte das hier schief gehen, habe ich mir deutlich zu viel heraus genommen. 
Williams Blick fiel auf Beaumonts geballte Faust und er musste unpassender Weise grinsen. Er sah direkt in Beaumonts Augen und schüttelte den Kopf. 
"Nur zu. Versucht es doch, wenn Ihr meint, dass Ihr damit weiter kommt." 
Doch noch bevor sein Gegenüber reagieren konnte, hörte William ein Stück neben ihnen eine Boxentür auf und zu gehen. 
Innerlich stöhnte er auf, äußerlich zeugte jedoch nur ein kurzes Stirnrunzeln seine Verärgerung darüber, dass Joanna nicht in der Box geblieben war bis Beaumont verschwunden war. 
Was zum Henker versprach sie sich denn davon? Er hatte sich zwar bereits von dem Gedanken verabschiedet, dass Beaumont ihn nicht direkt mit Joanna in Verbindung bringen würde, doch diese Situation ließ nun im Grunde auch keine Fragen mehr offen.
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