William und Joanna - ab 1172 bis 1173

 

"Aber ich will es, mein Engel. Ich werde es nicht wegwerfen. Ich bin sicher, ich kriege das auch mit dir als Ehefrau alles hin. und mein Vater wird auch nicht ewig sauer sein. Irgendwann wird er sich wieder einkriegen und dann wirst du sehen, dass sich das Kämpfen lohnt."
Er küsste sie sanft auf die Wange und nickte dann.
"Ja, das sollten wir vielleicht. Vielleicht überlegt mein Vater es sich ja noch anders und lenkt ein. Schön wäre es. Und wenn nicht...wir kriegen das schon hin. Solange wir zusammenhalten, wird das alles gelingen. Ich will dich auf jeden Fall nicht mehr missen..."

Josephine

Josephine wäre beinahe zusammen gezuckt als Robert sie seinen Engel nannte. Sie legte beide Hände an seine Wangen und sah ihn einen Moment lang schweigend an, ehe sie ihm einen langen Kuss gab. "Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals irgendjemanden so lieben könnte wie dich." flüsterte sie und schmiegte sich dann eng an ihn.
Es machte sie wahnsinnig, dass ihre Liebe unter so schlechten Sternen stand, doch manche Dinge konnte man einfach nicht bekämpfen, egal wie sehr man es wollte.
"Und nun genug für heute damit, ja?" bat sie leise. Sie konnte einfach nicht mehr darüber reden. "Halt mich einfach nur fest."

Joanna hatte sich mit William geeinigt, aber beschlossen, dass sie diese Josephine selbst auch einmal kennenlernen wollte. Und so hatte sie das Mädchen nun gesucht und glücklicherweise auch ohne ihren Sohn angetroffen.
"Seid Ihr Josephine? Ich bin Roberts Mutter, ich würde gerne ein paar Worte mit Euch reden. Robert möchte seinen Vater ja nicht sehen. Was haltet Ihr davon, wenn wir ein Stück durch den Garten gehen? Dann sind wir ungestört."
Sie lächelte leicht.
"Ich hoffe, Ihr habt nichts gegen Hunde. Filou braucht dringend ein bisschen frische Luft und Bewegung, ich würde ihn gern mitnehmen.", erklärte sie dann und deutete auf das große Fellknäuel hinter ihr.

Josephine

"Das bin ich, Mylady." erklärte sie und knickste vor Lady Cornwall, die sie aufgesucht hatte. Josephine war zugegebener Maßen alles andere als wohl, aber sich konnte die Bitte der Gräfin schließlich nicht ausschlagen und so nickte sie und bemühte sich um ein entspanntes Lächeln. "Wenn Ihr es wünscht, gerne." erwiderte sie und musterte dann den großen wuscheligen Hund, der ihren Blick aus treuherzigen Augen erwiderte. "Ich denke, das ist kein Problem ... er sieht freundlich aus." bemerkte sie und hielt dem Hund kurz die Hand entgegen, damit er daran schnüffeln konnte, ehe sie ihm kurz über den Kopf strich.
Josephine wusste natürlich genau worum sich dieses Gespräch drehen würde und wartete deshalb geduldig bis Roberts Mutter das Wort ergriff.

 

"Oh, er ist freundlich, keine Sorge. Ich kenne keinen gutmütigeren Hund, dieser hier lässt sich sogar von unserer jüngsten Tochter zu Tode kuscheln ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.", beruhigte sie die Andere und pfiff leise, damit der Hund ihr folgte.
Sie wartete, bis sie den Garten erreichten.
"Ihr wisst, worum es geht, nicht wahr? Ich habe mit meinem Mann geredet. Aber ich wollte mir gern selbst ein Bild von Euch machen. Wie steht Ihr zu Robert?", fragte sie dann. "Seid nur ehrlich zu mir, sonst weiß ich nicht, woran ich bin."

Josephine

"Das klingt in der Tat nach einem gutmütigen Hund." erwiderte sie lächelnd und folgte der Älteren dann in den Garten.
Josephine atmete tief durch und nickte. "Natürlich. Was hättet Ihr sonst für einen Grund mit mir zu Reden außer wegen Robert, Mylady?" Josephine war sich durchaus bewusst, um was es hier ging. "Ich habe keineswegs vor Euch nicht die Wahrheit zu sagen. Das liegt mir nicht und einen Vorteil würde es mir auch nicht bringen." versicherte sie und ließ den Blick durch den Garten schweifen. "Anfangs war er für mich einfach nur ein ganz normaler ... Kunde." begann Josephine ernst und sah ihre Begleiterin dann wieder an. "Henry hat mich bezahlt, damit ich mich um Euren Sohn kümmere und das habe ich getan. Aber Robert war ... er war so ganz anders zu mir. Er war der erste Mann in meinem Leben, der mich gebeten hat die Nacht über bei ihm zu schlafen, obwohl er schon bekommen hatte, was er wollte. Er hat mir das Gefühl vermittelt etwas wert zu sein und das er mich tatsächlich meiner Selbst willen um sich haben möchte." Josephine lächelte kurz. "Das war etwas völlig Neues für mich und ich habe es wirklich genossen. Aber mittlerweile ... mittlerweile habe ich festgestellt, dass er mir viel mehr bedeutet als ich geahnt habe. Er ist nicht einfach nur ein Mann, dem ich Silber verdanke und der obendrein noch gut zu mir ist. Er ist ..." Josephine hob die Schultern und suchte nach den passenden Worten. "Mylady, ich liebe ihn." erklärte sie dann schlicht.
"Ich liebe ihn so sehr, dass es weh tut ihn so zu sehen. So sehr, dass ich alles tun würde, um ihn glücklich zu sehen. Und ich weiß, dass er nie völlig glücklich sein wird, wenn er mit seiner Familie bricht. Das könnte ich alleine gar nicht ausgleichen." Ihre Stimme war leiser geworden, waren ihr die Worte doch immer schwerer gefallen.

 

Joanna lauschte nachdenklich und nickte dann. "Was Ihr sagt, bestätigt das, was mein Mann mit berichtet hat. Er sagte mir, dass Ihr ein liebenswürdiges Mädchen seid und dass Ihr Eure Lage sehr viel realistischer einzuschätzen wisst als Robert."
Sie sah Josephine ein wenig traurig an. "Es ehrt Euch, dass Ihr so um sein Glück besorgt seid. Wisst Ihr, wir lehnen Euch nicht um Euretwegen ab. Nicht, weil Ihr einen schlechten Charakter hättet oder dergleichen. Aber es ist für Robert einfach nicht möglich Euch zu heiraten. Er würde dadurch alles einbüßen, wofür er jetzt arbeitet. Und er hat genug Ehrgeiz, das wisst Ihr. Er wird nicht glücklich damit werden nur in Cornwall herum zu sitzen. Ich weiß, wie Ihr Euch fühlt, ich habe vor langer Zeit Ähnliches erlebt, wie Ihr sicher wisst. Aber Ihr seid eine Dirne, das macht das Ganze nur schwieriger, zumal man Euch hier kennt. Ich hoffe, Ihr könnt unseren Standpunkt verstehen, Josephine. Mein Mann und ich wollen Euch nichts Böses, gönnen Euch Eure Liebe wirklich, aber es ist uns unmöglich eine Ehe zu befürworten. Dennoch ist mein Gemahl bereit Robert genügend Silber zukommen zu lassen, damit er für Euch sorgen kann. Wir ermöglichen es Euch als seine Geliebte bei ihm zu bleiben, wenn Ihr das möchtet. Mehr können wir leider nicht tun, so gern ich auch würde. Aber hier muss selbst meine Toleranz Grenzen haben. Es geht um Roberts Zukunft."

Josephine

Josephine hob leicht die Schultern. "Wenn man ein Leben wie das meine lebt, lernt man als erstes realistisch zu bleiben und genau einzuschätzen wo man steht, Mylady." gab sie ruhig zurück und hörte Roberts Mutter aufmerksam zu. Zunächst war es nichts neues, was sie erzählte, dann jedoch stockte Josephine für einen Moment der Atem.
"Das würdet Ihr tun?" fragte sie ein wenig heiser und starrte Joanna überrascht an. Im nächsten Moment musste sie sich fest auf die Unterlippe beißen, um nicht entweder in Tränen auszubrechen oder Joanna um den Hals zu fallen. Stattdessen versuchte sie sich wieder zu beruhigen und lächelte. "Mylady, ich weiß, dass er mich nicht heiraten kann, auch wenn er selbst das zur Zeit noch anders sieht. Das erwarte ich auch nicht von ihm. Wenn Ihr mir jedoch ermöglicht bei ihm zu bleiben, ist das schon mehr als ich je zu träumen gewagt habe. Ich werde Euch ewig dankbar sein für diese Möglichkeit, Mylady. Ihr seid wahrlich sehr großzügig."

 

"Das glaube ich Euch sofort." Ein Leben wie Josephines war mit Sicherheit nicht einfach. Joanna war mehr als froh drum, nie in eine solche Lage geraten zu sein.
Sie lächelte freundlich und legte der jungen Frau kurz die Hand auf den Arm. "William und ich wissen Beide nur zu genau, wie es sich anfühlt, wenn man denjenigen, den man aufrichtig liebt, nicht an seiner Seite haben kann. Ich war damals zu stolz um seine Geliebte zu werden und habe lieber einsam gelitten. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Darum möchten wir euch Beiden nicht mehr Steine in den Weg legen als absolut notwendig. Uns ist es möglich Euch so zu ermöglichen an seiner Seite zu bleiben. Aber er kann und darf Euch nicht heiraten, das würde zu viel zerstören. Wie ich merke, könnt Ihr das verstehen und seid uns deswegen nicht gram, nicht wahr? Die Lage ist eben wie sie ist. Ihr braucht Euch nicht zu bedanken. Uns geht es darum, dass Robert glücklich ist und das ist er offenbar durch Euch. Aber -auch, wenn es klingt wie eine Erpressung- mein Mann wird Euch nur so lange unterstützen, wie Robert nicht auf den Gedanken kommt Euch hinter unserem Rücken zu heiraten. Wir wollen nur sein Bestes, versteht Ihr. Bringt ihm das bei. Von Euch wird er es eher annehmen als von uns. Auch, wenn er wütend ist. Anders geht es nicht. Könnt Ihr das verstehen?"

Josephine

Josephine lächelte gelassen. "Keine Sorge, ich werde ihn nicht heiraten, Mylady. Ich weiß, was ich damit zerstören würde und das könnte ich nie übers Herz bringen." erklärte sie Joanna dann. "Auch wenn Ihr von mir keinen Dank möchtet und es Eurem Sohn zu liebe und nicht meinetwegen tut, so bin ich Euch trotzdem dankbar. Allein als seine Geliebte habe ich mehr erreicht als ich mir erhofft hatte. Ich habe die Möglichkeit alles andere hinter mir zu lassen und auch wenn ich in den Augen der meisten Menschen trotz allem noch immer keine ehrbare Frau bin, so bin ich lieber eine Mätresse an der Seite des Mannes, den ich liebe als eine Dirne, die sich mit jedem abgeben muss, der nur genug Silber in der Tasche hat." Josephine strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und schmunzelte. "Ich kann verstehen, wieso Ihr Euch damals dagegen entschieden habt, die geliebte Eures Mannes zu werden. Für Euch hätte es einen Abstieg bedeutet, hätte Euren Stolz und Euer Dasein geschmählert. Für mich ist es das nicht. Im Gegenteil, für mich öffnet sich damit eine völlig neue Tür in eine andere Welt in der ich einmal einfach nur glücklich und zufrieden sein darf."

 

"Gut. Wenigstens Ihr seid vernünftig. Ihr seid eine kluge Frau, wenn Ihr die Männer richtig zu lenken verstündet, würdet Ihr es sehr weit bringen. Aber das braucht Ihr ja auch nicht, wenn Ihr bei meinem Sohn bleibt."
Joanna lächelte leicht. "Ich kann Euch verstehen. Und ich hoffe einfach, dass Ihr glücklich miteinander werdet, auch wenn er eine andere Frau als Alibi heiratet. Für Euch ist es so natürlich viel angenehmer. Und auch weil mein Mann Euch für ein nettes Mädchen hält, hilft er Euch. Wärt Ihr ihm völlig zuwider, würde er nicht so einlenken. Was meint Ihr, woher Robert seinen Sturkopf hat?"
Joanna pfiff erneut nach Filou, der sich etwas weiter vor gewagt hatte und nun schwanzwedelnd zurück gerannt kam.
"Ich wünsche Euch, dass dieses neue Leben Euch glücklich machen kann. Immerhin wird Euer Schicksal deutlich angenehmer. Ihr könnt nichts für Eure Vergangenheit. Aber wir helfen Euch, sie wenigstens ein bisschen zu vergessen."

Josephine

Josephine hatte sich von Roberts Mutter verabschiedet und war nun deutlich erleichtert. Sie fühlte sich als hätte man eine Last von ihren Schultern genommen und so war sie deutlich besser gelaunt als gestern als sie in Roberts Gemach schlüpfte. "Ich bin gerade deiner Mutter in die Arme gelaufen." berichtete sie und ließ sich kurzer Hand auf seinem Schoß nieder.
"Und ich habe gute Neuigkeiten mitgebracht." murmelte sie und gab Robert zur Begrüßung einen Kuss. "Dein Vater wird dir genügend Silber zukommen lassen, damit es ausreicht, um uns beide gut zu versorgen." erklärte Josephine zufrieden und legte den Kopf an seine Schulter. "Sind das nicht gute Nachrichten? Wir brauchen uns darüber also nicht mehr den Kopf zerbrechen."

 

Robert sah Josephine erwartungsvoll entgegen und war froh, als sie endlich einmal gute Neuigkeiten brachte. "Meine Mutter?", fragte er aufgeregt. "Und was hat sie gesagt?"
Er ließ sich alles erzählen und nickte dann.
"Das ist in der Tat gut. Dann haben wir eine Sorge weniger. Ich denke zwar nicht, dass mein Vater ganz eingelenkt hat, aber für den Rest können wir dann im Laufe der Zeit eine Lösung finden. Und dann bist du für immer bei mir, meine Schöne."
Er lächelte. "Wenigstens müssen wir uns ums Geld keine Sorgen mehr machen und du kannst Henry klar machen, dass du nur noch mir gehörst, egal wie sehr er dich haben will."

Josephine

Josephine überlegte kurz, ob sie dieses Thema genauer anschneiden wollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Natürlich hatte sein Vater nicht ganz eingelenkt und das würde er auch nie. Und Josephine würde auch nicht zulassen, dass Robert deswegen mit seiner Familie brach. Aber fürs erste konnte dieses Thema ruhen und sie beide froh sein, dass sie weiter zusammen bleiben durften.
"Ich bin so schon für immer bei dir." murmelte sie und legte ihre Hand auf seine Brust, direkt über sein Herz. "Und du bei mir." flüsterte sie und gab ihm einen langen Kuss. "Ich liebe dich und ich bin überglücklich bei dir sein zu dürfen."
Josephine strich ihm zärtlich über die Wange. "Und dass ich nun nur dir gehöre."

 

Robert lächelte leicht. "Ja, ich weiß. In meinem Herzen bist du immer bei mir. Und ich liebe dich auch. Sehr. Aber es wäre eben noch schöner, wenn ich dich auch offiziell an meiner Seite haben könnte. Wir werden sehen. Das hier ist erst einmal der erste Schritt."
Er zog sie in seine Arme und seufzte leise.
"Damit haben wir zumindest ein Problem weniger."

Josephine

"Und für Jetzt reicht mir das auch völlig." murmelte Josephine. Es würde noch arge Probleme wegen dieses Themas geben, aber jetzt wollte sie das nicht anschneiden.
Sie kuschelte sich an Robert und dachte einen Moment nach. "Robert ... Henry wird davon möglicherweise nicht sonderlich begeistert sein, aber bitte, bitte tu und sag nichts weiter dazu. Ich bitte dich, immerhin ist er der König und ich will nicht, dass dir irgendetwas passiert. Ich kläre das schon mit ihm."

"Ja, ich weiß. Du gibst dich auch schon mit kleinen Dingen zufrieden.", erwiderte Robert seufzend und verzog dann das Gesicht.
"Aber er wird denken, ich hätte Angst vor ihm, wenn du dich selber rechtfertigst. Meinst du wirklich, du kommst gegen ihn an, wenn er es darauf anlegt und handgreiflich wird? Es wird ihm nicht gefallen, dass du seinem Bett jetzt fern bleiben wirst.", bemerkte er unzufrieden, lenkte dann aber ein.
"Aber wenn es dir so wichtig ist...Nur versprich mir, wenn irgendetwas ist, dass du mir Bescheid sagst. Egal. was Henry tut. Bitte..."

Josephine

"Ich werde schon mit ihm fertig, keine Sorge." beruhigte sie Robert. "Ich verspreche es dir. Sollte etwas vorfallen, wirst du es direkt erfahren." Sie gab Robert einen Kuss und strich ihm zärtlich über die Wange. "Er wird dich möglicherweise ein wenig provozieren, aber tu mir den Gefallen und geh nicht darauf ein, ja? Ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren, nur weil du dich von Henry hast herausfordern lassen."

 

Edward betrachtete neugierig den zierlichen Schimmel vor sich, der ihn beinahe ein wenig hochmütig aus klaren, dunklen Augen musterte. Er war unfassbar stolz, dass sein Vater ihn tatsächlich mit nach Norfolk genommen hatte und er auch den ganzen Weg mit Chouchou hatte zurücklegen dürfen.
Mittlerweile waren der Rappe und er ein eingespieltes Team und es gab keinerlei Probleme.
"Papa...", setzte er dann an. "Wozu schaust du dir einen Wallach an? Ich dachte, du wolltest nur ein paar junge Hengste und ein, zwei Stuten ansehen, damit du die Zucht wieder auffrischen kannst.", fragte er schließlich ein wenig verständnislos.

 

William musterte das Tier vor sich aufmerksam, wurde aber von seinem Sohn kurz aus seinen Gedanken gerissen. Er lächelte als er Edward ansah und nickte. "In der Tat. Aber ich dachte mir, wenn wir schon einmal hier sind, könnten wir auch nach einem Pferd für deine Mutter suchen. Wenn Esperance tragend ist, hat sie schließlich kein Pferd zum Reiten und ein Wallach wäre ideal. Außerdem würde ich ihr gerne eine Freude damit machen." William legte dem Schimmel die Hand auf den Widerrist. "Was meinst du? Würde er ihr gefallen?"

 

"Oh." Edward verstand und nickte schließlich. Das machte Sinn. Allerdings war er sich nicht so sicher, ob es klug war, einfach ein Pferd für seine Mutter auszusuchen.
"Meinst du das ist eine gute Idee? Sie setzt sich doch nach ihrem Unfall mit Chouchou allerhöchstens noch auf Cuivre. Ich bin nicht sicher, ob sie sich so einfach mit einem neuen Pferd anfreundet. Oder?"
Edward trat einen Schritt näher und strich dem Wallach über die Nüstern.
Dieser hob den Kopf ein wenig an und entzog sich dem Jungen mit einem leicht pikierten Blick. Der Rotschopf lachte.
"Nun, einen eigenen Charakter hat er. Er lässt sich nicht auf jeden ein. Das könnte ihr gefallen, oder? Solange er brav ist..."

 

William grinste. "Da hast du nicht ganz Unrecht. Aber sie wird sich nur mit einem neuen Pferd beschäftigen, wenn man es ihr direkt vor die Nase stellt. Manchmal muss man sie zu ihrem Glück zwingen."
William musterte noch einmal den Schimmel und nickte dann. "Ich denke, wir versuchen es. Wenn er nichts für deine Mutter ist, werden wir sicher schon eine andere Verwendung für ihn finden." entschied William. Ein gutes Reitpferd konnte man immer gebrauchen und er würde schon eine passende Aufgabe für den Schimmel finden, wenn Joanna sich partout nicht auf ihn einlassen wollte.

 

Edward nickte. "Da könntest du in der Tat Recht haben. Du kennst sie in solchen Dingen einfach am Besten. Aber ob sie sich zwingen lässt, werden wir dann sehen, wenn es soweit ist."
Er freute sich, dass sie den Schimmel mitnahmen, denn der Wallach war ihm irgendwie sympathisch und er hoffte darauf, dass seine Mutter sich mit ihm anfreunden würde.
"Was sehen wir uns als Nächstes an?"
Er war völlig in seinem Element. All die fremden Pferde, die es zu begutachten galt...das war einfach wundervoll für ihn. Endlich durfte er einmal etwas miterleben.
Und er war stolz, dass sein Vater ihn um Rat fragte.

 

"Warten wir es ab." pflichtete William seinem Sohn bei und nickte dem Knecht zu, damit er das Pferd weg brachte. "Als nächstes sehen wir uns ein paar Stuten an, die in Frage kämen. Sie stehen vorne auf der Wiese und mich würde interessieren, was du von ihnen hältst." erklärte William seinem Sohn.
Und vielleicht war ja auch eine Stute dabei, die Edward besonders gut gefiel und er konnte seinem Sohn eine Freude machen. Immerhin hatte der Junge ein Händchen für Pferde und wieso nicht jetzt bereits einen ersten Grundstein legen, so dass er später, wenn er alt genug war eine kleine Herde sein Eigen nennen konnte.

 

Edward wurde ein wenig rot vor Stolz, dass sein Vater wissen wollte, was er von den Stuten hielt, die man ihnen nun zeigte.
Der Stallmeister des Grafen erzählte ihnen ein wenig von den einzelnen Tieren und pries ihnen besonders eine Scheckstute an, die trotz ihrer außergewöhnlichen Farbe so wundervolle Fohlen bringen sollte und völlig gesund war.
Edward legte den Kopf zur Seite und hielt sich zurück, während sein Vater sich die Stute ansah und die Beine abtastete.
Erst dann trat er näher. "Papa...ich glaube, sie sieht auf einer Seite nicht viel.", sagte er leise. "Sie dreht den Kopf so übertrieben nach dir, wenn sie dich ansieht.", erklärte er dann ein bisschen schüchtern, schließlich wollte er den Stallmeister nicht verärgern.