William und Joanna - ab 1174 bis 1175

Mathilda

Mathilda warf Owen einen finsteren Blick zu. "Und das könnt Ihr beurteilen, als Priester? Geduld...Geduld...das ändert auch nichts. ihr habt keine Ahnung davon, wie es in der Welt zugeht. Jeder Mann, der irgendeinen adeligen Vorfahren hat, wird sich hüten mich zu heiraten. Man wird am Hof schon über mich tratschen. Dann bin ich nicht mehr Mathilda of Devon. Nein, dann bin ich nur noch das Mädchen, dass Robert of Cornwall für eine Hure vor dem Altar hat stehen lassen. Dann muss sie ja wirklich furchtbar sein, diese Lady Devon. So heißt es, das kann ich Euch versichern. Ihr habt überhaupt keine Ahnung, was das für mich bedeutet. Und dann kann ich nicht mal für mich selber sorgen, weil mir das keiner zutraut. Nein, ich muss mir hier Roberts Liebesglück ansehen! Ich bin das Gespött der Leute! Da hilft mir Eure Geduld auch nicht weiter. Es kommt mir nicht nur vor, wie ein schlechter Scherz, es ist ein schlechter Scherz! Es ist grausam, mir das anzutun. Schön für Euch, wenn Ihr wisst, warum Gott Euch diesen Proben unterzogen hat, ich weiß es nicht. Und er scheint mir auch nicht der Gott zu sein, für den ich ihn gehalten habe, sonst würde ich nicht so leiden müssen. Warum lässt er das zu? Wenn Gott so mit mir umspringt, kann er mir gestohlen bleiben!", brauste Mathilda ungehalten auf. Schon die letzten Wochen über hatte sich diese Wut in ihr gesammelt und nur darauf gewartet zum Ausbruch zu kommen. Auch, wenn das sonst nicht ihrem Wesen entsprach. Heute war es genug.

 

Owen zuckte ganz leicht zusammen als Mathildas Worte ihn wie ein Schlag ins Gesicht trafen. Mit solch einem Ausbruch hatte er wahrlich nicht gerechnet und zugegebener Maßen verletzte es ihn etwas, was sie ihm an den Kopf warf.
Dann zog er die Hand von ihrer zurück und ballte sie in seinem Schoß leicht zur Faust. "Ich weiß mehr darüber, wie es in der Welt zugeht als Ihr Euch vorstellen könnt." erwiderte Owen gepresst. "Ihr solltet lieber einmal ganz genau über Eure Situation nachdenken und wenn Ihr die Augen öffnen würdet, würdet Ihr feststellen, dass Ihr keineswegs allein seid, noch von allen gemieden werdet. Ihr könnt Euch sogar noch glücklich schätzen, dass Ihr hier aufgenommen wurdet und nicht wie ein geprügelter Hund auf die Straße gejagt wurdet!" brauste Owen auf und starrte sie wütend an. "Aber Ihr versinkt ja lieber in Eurem Selbstmitleid, aber eins kann ich Euch sagen, Mathilda, damit werdet Ihr auch nicht weiter kommen. Wenn Ihr wollt, dass sie Euer Leben ändert, dann müsst Ihr auch etwas dafür tun und nicht darauf warten, dass Euch etwas in den Schoß fällt."

Mathilda

"Vielleicht werde ich nicht gemieden, nein. Aber Ihr sagt es doch gerade selbst: Sie alle haben nur Mitleid mit mir. Das arme Mädchen, das niemanden mehr hat. Denkt Ihr, das fühlt sich gut an? Ja, dankbar soll ich sein. Dankbar für ihr Mitleid? Sicher nicht. Ich wäre auch allein Zuhause zurecht gekommen. Aber der König hat mich ja gedrängt herzukommen! Man hätte es nicht zugelassen, dass ich Zuhause bleibe. Und dafür soll ich dankbar sein? Ihr habt doch selber nur Mitleid mit mir!"
Mathilda erhob sich zornig.
"Was soll ich denn tun, damit sich etwas ändert? Was? Ich kann hier nichts tun, außer herumsitzen. Ich bin zu nichts zu gebrauchen und das wisst Ihr selber. Ich bin hier, aber wenn ich nicht hier wäre, würde mich auch keiner vermissen. Ein Klotz am Bein bin ich, mehr auch nicht. Ihr wisst ganz genau, dass ich hier nichts ändern kann. Ist es zu viel verlangt, dass sich irgendetwas von selbst ändert? Dass ich jetzt hier bin, hat sich ja auch ohne mein Zutun ergeben! Ihr habt gut reden! Ihr sitzt hier, habt eine Aufgabe, ein Zuhause, Freunde. Es ist also ein bisschen unpassend, wenn Ihr mir jetzt sagt, welche Proben Euch Gott auferlegt hat. Ich halte das alles hier nicht mehr aus, ich will zurück nach Hause!", erklärte sie wütend und mit geröteten Wangen, ehe sie sich abwandte.
"Lasst mich doch in Ruhe..." Und so flüchtete sie, wieder den Tränen nahe. Sie wollte im Moment einfach niemanden sehen. Obwohl...eigentlich würde sie dem Earl gern sagen, dass sie gehen würde. Zurück nach Hause...

 

"Ich habe kein Mitleid mit Euch! Und ich tue das hier nicht, weil ich denke, dass Ihr nicht zurecht kommt. Ich halte viel von Euch, aber das wollt Ihr nicht begreifen, oder?" erwiderte Owen heftig und hatte damit fast mehr ausgesprochen als er eigentlich gewollt hatte. Er hoffte nun nur inständig, dass Mathilda nicht weiter darauf eingehen würde.
"Ich habe aber nicht immer hier gesessen, wie ich es heute tue!" fuhr Owen sie an und stand auf. "Denkt Ihr, mir ist das auch alles einfach zugefallen?"
Er zuckte leicht zusammen als sie sich abwandte. "Mathilda, wartete doch." bat er sie, aber sie war schon zur Tür hinaus und Owen wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihr jetzt nachzulaufen. Er seufzte leise als sein Blick auf ihr ruhte als sie um die Ecke verschwand. So hatte er sich das nicht vorgestellt ... dabei lag ihm so viel daran, dass Mathilda hier blieb ... und das sie glücklich war.

 

John war nur zufällig in der Nähe gewesen, als auf einmal eine recht aufgelöst wirkende Mathilda wortlos an ihm vorbei hastete. Verwundert sah er ihr nach, setzte dann aber kopfschüttelnd seinen Weg fort - um dann Owen zu entdecken, der Mathilda ein wenig betrübt nachsah.
Diese Wehmut in seinem Blick...das erinnerte ihn an etwas.
Er stellte sich neben Owen und sah ihn fragend an.
"Was ist denn passiert, dass sie so aufgeregt ist?", fragte er nach.

 

Als mit einem Mal John um die Ecke bog, war Owen sich nicht ganz sicher, ob er sich darüber freuen sollte ... zwar konnte er mittlerweile gut mit John reden, aber diese Sache hier war so unendlich kompliziert. "Ach ... sie ist zu mir gekommen, weil sie von Josephines Schwangerschaft erfahren hat und sie das reichlich mitnimmt." erwiderte Owen und atmete leise aus. "Aber mir scheint, dass ich ihr dieses Mal nicht weiter helfen konnte, im Gegenteil ... wir haben uns sogar gestritten und sie ist nun der festen Überzeugung, dass sie keinen Grund hat hier zu bleiben, ihr ginge es vermutlich überall sonst besser als hier wo sie Robert und Josephine ständig vor der Nase hat."

 

John hob eine Augenbraue. "Nun, das erklärt in der Tat so Einiges. Leicht hat sie es nicht hier, das ist wahr. Aber allein würde sie gnadenlos untergehen. Manchmal müssen aufgestaute Gefühle sich einfach entladen, macht Euch nichts daraus. Ich bin sicher, spätestens in ein paar Tagen wird sie sich entschuldigen."
John begann zu grinsen. "Aber so wie Ihr ihr gerade nachgeschaut habt, wäre es Euch am Liebsten, sie bliebe hier, nicht wahr? In Eurer Nähe."
Dieser Blick...sollte Owen tatsächlich anfangen Mathilda mehr zu mögen als angemessen wäre?

 

Owen hob leicht die Schultern. "Vielleicht ... ich hoffe Ihr behaltet Recht." erwiderte er. Dann jedoch fuhr sein Kopf mit einem Mal herum und während er gerade noch auf die Ecke gestarrt hatte hinter der Mathilda verschwunden war, sah er John nun angespannt an. Dieses Grinsen ... war es etwa so offensichtlich? Aber das konnte gar nicht sein! Owen selbst war sich ja nicht einmal sicher, was er da fühlte, er wusste nur, dass er Mathilda in Sicherheit wissen wollte.
Owen schluckte leicht und hob dann erneut die Schultern. "Sie ist viel zu mir gekommen in letzter Zeit und ich habe Ihr gerne geholfen. Es wäre schade, wenn sie einfach so aufgeben und abreisen würde." versuchte er die Frage, die John eigentlich gestellt hatte etwas zu umschiffen.

"Natürlich wird sie das. Sie hat doch das Herz am rechten Fleck. Sie wird bald bereuen, was sie Euch an den Kopf geworfen hat und sich entschuldigen. Ich bin mir sicher."
John warf Owen einen spöttischen Blick zu.
"Ja, das wäre in der Tat schade. Ihr würdet sie vermissen, nicht wahr?" Er klopfte Owen leicht auf die Schulter.
"Ihr mögt sie, nicht wahr? Das ist nun wirklich nichts, wofür Ihr Euch schämen müsstet." Es war für ihn nur höchst amüsant es zu sehen, weil Owen sich am Anfang so über ihn und Constance aufgeregt hatte.

 

Owen wäre am liebsten im Boden versunken. Wieso hatte ihn ausgerechnet John in dieser Situation erwischen müssen? Es war doch nur ein kurzer Blick gewesen, nicht mehr ... und eigentlich war das doch schon zu viel!
Langsam und zögerlich nickte Owen dann. "Sie war eine sehr angenehme Gesellschaft, ich denke schon, dass sie mir fehlen würde." erwiderte er etwas unbehaglich und starrte John dann schweigend an. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Nein. Ihr irrt Euch, wenn Ihr darin mehr sehen wollt. Ich tue meine Arbeit und das gerne, ja. Aber nicht mehr." Mehr durfte er einfach nicht zulassen, denn dann würde das sein Amt als Priester und die Gelübde die er abgelegt hatte ad absurdum führen.

John lächelte verständnisvoll. So hatte er am Anfang auch versucht sich die Dinge schön zu reden. Bis es zum ersten Kuss gekommen war...
"Ja, das denke ich auch. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich mich irre. So wie Ihr sie anseht...Aber sei es drum. Ihr werdet schon irgendwann selbst merken und Euch eingestehen, wie es um Euer Herz bestellt. Und wenn es soweit ist und Ihr jemanden zum Reden benötigt, scheut Euch nicht zu mir zu kommen. Immerhin habe ich diese Situation schon einmal durchlebt."
Er grinste flüchtig, klopfte Owen noch einmal auf den Rücken und wandte sich zum gehen.
Das waren in der Tat interessante Neuigkeiten. Constance würde das sicher sehr interessieren.

 

Owen biss die Zähne aufeinander. Er musste sie wahrlich bemühen sich unter Kontrolle zu behalten, sonst hätte er vermutlich angefangen zu zittern vor Anspannung. "Ganz egal, was mein Herz mir sagt, es ist und bleibt meine Arbeit. Und nicht mehr. Mehr ... mehr kann ich einfach nicht zulassen." erwiderte Owen schließlich gepresst. Er wusste was passieren würde, wenn er es doch tat und das wollte er um jeden Preis verhindern. Er wusste, welches Leid solche Dinge für ihn brachten und er war zweifelsohne besser beraten, wenn er es gar nicht erst so weit kommen ließ.

Mathilda

Mathilda klopfte vorsichtig an die Tür, die sie vom Arbeitszimmer des Earls trennte. Sie musste mit ihm sprechen. Zum einen hatte er ihr ja angeboten ihn aufzusuchen, zum anderen wollte sie unbedingt zurück nach Hause.
Hier fühlte sie sich nicht wohl. Jetzt, nachdem sie sich mit Owen gestritten hatte, schon gar nicht. Dieser Ort brachte ihr nur Unglück. Freunde hatte sie auch keine. Es war einfach furchtbar.
Auf seine Aufforderung hin trat sie ein und knickste leicht.
"Mylord...habt Ihr einen Moment für mich?"

 

William sah auf als sich die Tür öffnete und war zugegebener Maßen überrascht, dass ausgerechnet Mathilda eintrat. Damit hatte er nun nicht unbedingt gerechnet. Er hatte ihr zwar angeboten zu ihm zu kommen, doch dass sie dieses Angebot wirklich annehmen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
"Aber natürlich, kommt nur herein und setzt Euch." erwiderte William und deutete auf den gegenüberliegenden Stuhl. "Was kann ich für Euch tun, Mathilda?"

Mathilda

Mathilda setzte sich vorsichtig auf den Stuhl vor Williams Schreibtisch und verschränkte die Finger nervös auf ihrem Schoß.
"Nun...zum Einen habt Ihr mir angeboten zu kommen. Auch, damit ich Robert besser verstehe. Und zum Anderen.."
Mathilda atmete einmal durch. "Ich möchte gern zurück nach Hause, Mylord. Es ist nicht so, dass ich nicht dankbar wäre für die Aufnahme hier, aber ich vermisse Zuhause und ich möchte gern dorthin zurückkehren."
Dort musste sie sich wenigstens nicht die ganze Zeit ansehen, wie Josephine immer runder wurde.

 

William nickte. "Das habe ich. Und ich will Euch gern jede Frage beantworten, die Ihr habt und versuchen Euch zu helfen die Dinge so gut es geht zu verstehen." versicherte William ihr. Dann jedoch legte er die Stirn in Falten. So gern er dem Mädchen helfen wollte, diesen Wunsch konnte er ihr nicht erfüllen. "Ich fürchte das ist nicht möglich, Mathilda. Der König hat Euch meiner Obhut übergeben und ich kann nur für Eure Sicherheit und Euer Wohlergehen sorgen, wenn Ihr hier seid. Ich verstehe, dass Ihr Euer zu Hause vermisst, nur leider kann ich Euch diesen Wunsch nicht gewähren." Das würde Ihr sicher nicht gefallen, aber es gab keine andere Möglichkeit.

Mathilda

"Dann erklärt mir, warum er mir eine Dirne vorgezogen hat. Ich kann es einfach nicht verstehen. und jedes Mal, wenn ich sehe, wie sich um sie sorgt, ihr jeden Wunsch von den Augen abliest, könnte ich laut schreien, weil es so ungerecht ist. Warum hat er Gefühle für mich und heiratet mich trotzdem nicht? Ich kann es einfach nicht begreifen."
Mathildas Hoffnung schwand, als William ablehnte. Sie sah ihn flehend an. "Ich kann Zuhause auch selbst auf mich aufpassen, Mylord. Ich kann für mich sorgen, das ist kein Problem. Ihr könnt dort auch für meine Sicherheit sorgen. Schickt mir meinetwegen eine Wache mit. Aber bitte lasst mich nach Hause gehen! Ich halte das alles hier nicht mehr aus. Ich will nach Hause..."

 

"Mathilda, das ist nicht ganz so einfach." erwiderte William. "Ich habe mich damals in einer ganz ähnlichen Situation befunden, nur hatte ich nicht den Mut gegen meinen Vater aufzubegehren und das zu tun von dem ich wusste, dass es das richtige war. Ich habe eine andere geheiratet und zugelassen, dass die Liebe meines Lebens abreiste." William fuhr sich nachdenklich über das Kinn. "Nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas so bereut, wie diese Tat." erklärte er dann. "Ich habe zwei wundervolle Kinder aus meiner ersten Ehe, keine Frage, aber Isabel hätte einen weitaus besseren Ehemann als mich verdient."
William lehnte sich etwas zurück und seufzte leise. "Ich glaube Euch, dass Ihr auf Euch selbst aufpassen könnt. Ihr seid klug und sehr geschickt, aber ... ich habe mein Wort gegeben Euch hier zu behalten. Das kann ich nicht einfach so brechen. Und ich würde es mir nie verzeihen, wenn Euch etwas zustößt, nur weil ich mein Wort nicht hielt."

Mathilda

Mathilda schüttelte den Kopf. "Ihr habt eine Andere geheiratet, die Ihr nicht geliebt habt. Aber Robert hat gesagt, dass er etwas für mich empfindet. Er hat Gefühle für mich. Und trotzdem tut er mir das an? Ich versteh es nicht! Was hat sie denn, was ich nicht habe?" Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, auch, wenn sie versuchte sie wegzublinzeln.
"Ich hätte ihm auch einen Erben schenken können."
Diese Ungerechtigkeit lähmte sie jedes Mal, wenn sie darüber nachdachte. Den Verlust ihres Vaters allein hätte sie verkraften können. Aber dass Robert ihr vorher so das Herz gebrochen hatte, machte es umso schwerer. Und immer wenn sie glaubte, sie hätte wieder Boden unter den Füßen gefasst, wurde ihr klar, dass sie doch noch nicht darüber hinweg war, auch, wenn es inzwischen Wochen und Monate her war.
"Und was werdet Ihr tun, wenn ich einfach zurück nach Hause gehe? Mich einsperren? Mich von Euren Männern zurückholen lassen? Ich will nach Hause, Mylord...Ich ertrage es einfach nicht sie zu sehen...nicht jetzt."

 

"Und glaubt Ihr, das macht es besser? Das ich sie nicht geliebt habe?" fragte William und schüttelte den Kopf. "Er mag Gefühle für Euch haben, dass hatte ich für Isabel schließlich auch. Aber mein Herz hing trotzdem an Joanna. Und Roberts an Josephine. Ihr solltet nicht darüber nachdenken, was sie hat, was Ihr nicht habt. Ihr seid nicht schlechter oder weniger wert als sie. Aber sie war es nun einmal die Robert zuerst begegnet ist und in die er sich unsterblich verliebt hat ... nennt es einen dummen Zufall, aber so war es nun einmal. Unsere Leben wären alle vermutlich ganz anders verlaufen, wenn wir bestimmte Leute zu anderen Zeitpunkten getroffen hätten. Ich weiß, dass ist kein Trost, aber es geht mir auch nicht darum, Euch zu trösten, denn solche Wunden kann nur die Zeit heilen. Es geht mir darum, dass Ihr ein wenig mehr verstehen könnt." erklärte William und legte dann den Kopf ein wenig zur Seite. "Es wäre mir lieber, wenn ich gar nicht in die Situation kommen würde, darüber nachzudenken, was ich mit Euch mache, wenn Ihr einfach abreist." erwiderte er dann. Denn im Ernstfall war es genau so, wie Mathilda gesagt hatte, er würde sie zurück holen müssen. Auch wenn er das persönlich tun und keineswegs seinen Männern überlassen würde.

Mathilda

"Dann soll er mir nicht sagen, dass er etwas für mich empfindet. Wenn er sich in sie unsterblich verliebt hat, hat er mich nie geliebt. Es ist eine Lüge von ihm mir so etwas zu sagen. Ihr wisst nicht, was er mir damals alles gesagt hat. Aber was rede ich eigentlich noch? Eure Erklärung hilft mir auch nicht weiter. Verzeiht, dass ich Eure Zeit verschwendet habe. Offensichtlich bin ich nicht klug genug um zu verstehen, was in Euch Männern vorgeht."
Mathilda verschränkte die Arme und erhob sich.
"Ihr seid nicht mein Vater. Und deshalb bin ich auch nicht der Meinung, dass Ihr über mein Schicksal bestimmen dürft. Ich wollte im Guten gehen. Aber wenn Ihr mich nicht lasst..."

 

William seufzte leise und schüttelte den Kopf. Er wollte gerade etwas erwidern als Mathilda aufstand. "Mathilda, ich bitte Euch, macht keinen Fehler." erwiderte er und erhob sich ebenfalls. "Wenn Ihr abreist, habe ich keine Möglichkeit mehr für Euer Wohl zu sorgen. Und wie ich schon sagte, ich habe mein Wort gegeben Euch hier zu behalten, ich kann Euch also nicht einfach so in Devon sitzen lassen."
Das würde noch eine ganze Menge Ärger geben, das ahnte William bereits. Und gleichzeitig verfluchte er Henry dafür, dass er Mathilda ausgerechnet hier her geschickt hatte.

Mathilda

Mathilda schüttelte leicht den Kopf. "Bleibt abzuwarten, ob es wirklich ein Fehler ist", bemerkte sie ernst. "Ich will nach Hause, weil ich mich dort wohler fühle. Da könnt Ihr tun, was Ihr wollt. Ich werde mich Zuhause immer wohler fühlen als hier. Und es ist mir auch völlig egal, wem Ihr Euer Wort gegeben habt. Meines bindet mich nicht. Für mein Wohl sorgen könnt Ihr nicht."
Mathilda warf William einen fast trotzigen Blick zu und wandte sich dann zum Gehen. Sollte er sich um sein eigenes Wohl kümmern. Sie kam hervorragend allein zurecht. Auf keinen Fall würde sie sich von ihm verbieten lassen Devon wiederzusehen.
Der Gedanke einfach zu reiten gefiel ihr immer besser.
"Nun denn, Mylord. Verzeiht die Störung.", erklärte sie und schloss dann die Tür hinter sich-

 

William schnalzte leise mit der Zunge. "Ihr unterschätzt Eure Situation gewaltig, Mylady." erwiderte William und schüttelte leicht den Kopf, ließ sie dann jedoch gehen. Sollte sie sich ert einmal etwas abreagieren. Und wenn sie dann immer noch nach Devon wollte ... nun, dann würde er weiter sehen.
Vielleicht war es auch gar nicht verkehrt an Henry zu schreiben, unter Umständen konnte Mathilda ja tatsächlich in Devon bleiben. Und wenn nicht, dann konnte William sie immer noch zurück holen lassen. Auch wenn es danach für alle Beteiligten nur unbequem werden würde.

 

Es war Joanna der Mathilda diesmal auf dem Gang begegnete. Sie erkannte wohl, dass die Andere ziemlich geknickt war, doch sie kam gar nicht dazu etwas anzubringen, so schnell war sie bereits wieder fort.
Stirnrunzelnd klopfte sie an die Tür ihres Mannes und schob sich dann hinein um einige Dinge mit ihm zu besprechen.
"Was war denn mit ihr los? Mathilda wirkte nicht sonderlich glücklich. Sie kam doch von dir, nicht wahr? Ist etwas vorgefallen? Habt Ihr Euch gestritten? Ich hatte gehofft, sie würde langsam anfangen sich hier einzuleben..."
Doch offensichtlich hatte sie sich da getäuscht. Manchmal war Mathilda wirklich ein Rätsel für sie, auch nach längerer Zeit noch.