William und Joanna - ab 1175 bis 1176

 

"Aber sie ist ein junges Mädchen von niederer Geburt, Edward. Sie hat sich geschmeichelt gefühlt, dass ausgerechnet du ihr Aufmerksamkeit schenkst und zweifelsohne hat sie auf mehr von dir gehofft. Solche Hoffnungen hättest du ihr gar nicht erst machen dürfen." William hob die Hand bevor Edward widersprechen konnte. "Ganz egal, ob du ihr gesagt hast, dass du sie nicht heiraten wirst oder nicht. Sie wird trotzdem auf mehr gehofft haben und du hättest vernünftig genug sein müssen, das Ganze gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Deinetwegen wird sie es in Zukunft nicht unbedingt leicht haben, dessen kannst du dir sicher sein." William atmete leise aus. "Nein, dein Bruder bist du wirklich nicht." bemerkte er trocken.
Dann plötzlich blitzten Williams Augen wütend auf und im nächsten Augenblick verpasste er seinem Sohne eine solch schallende Ohrfeige, dass seine eigene Handfläche hinterher leicht prickelte. "Wage es ja nicht so mit mir zu reden." zischte er wütend. "Und sprich nicht so von Dingen von denen du keine Ahnung hast."

"Und woher soll ich das wissen? Ich habe ihr gesagt, dass das keine Zukunft hat und sie hat das auch eingesehen, auch wenn sie traurig war. Ich verstehe nicht, warum ich ihr Hoffnungen gemacht haben sollte. So unrealistisch kann sie doch icht sein. Und wenn, ist das nicht meine Schuld! Ihre Zukunft wird schon nicht so schlimm sein."
Edward erschrak, als sein Vater ihm eine schallende Ohrfeige verpasste und einen Moment lang füllten sich seine Augen mit Tränen. Sein Vater hatte ihn noch nie so geschlagen!
"Dann behandel mich nicht wie ein kleines Kind! Du willst nur die Wahrheit nicht hören. Es ist doch so...", erwiderte ein beleidigt.

 

William fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Es ist wirklich hoffnungslos mit dir ... kannst du es wirklich nicht begreifen oder willst du es einfach nicht?" fragte er gereizt.
Als er sah, wie sich Edwards Augen kurz mit Tränen füllten, tat es William fast schon wieder Leid, dass er zugeschlagen hatte, doch die nächsten Worte seines Sohnes sorgten dafür, dass sich sein Mitleid augenblicklich wieder in Luft auflöste.
"Wenn ich dich wie ein kleines Kind behandle, dann nur, weil du dich wie eines benimmst! Du kannst nicht erwarten, dass man dich wie einen erwachsenen Mann behandelt, wenn du dich nicht entsprechend verhältst." erwiderte William kalt. Dann legte er Edward schwer die Hand auf die Schulter. "Ich kann sehr gut mit der Wahrheit umgehen und ich weiß, was ich für Fehler gemacht habe und welche nicht. Philippes Mutter war eine Dirne, die für ihre Dienste großzügig belohnt worden ist und kein kleines Bauernmädchen, dass ich mal eben in mein Bett geholt und dann sitzen gelassen habe. Also rede nicht solchen Unfug." erklärte er gefährlich leise.

"Ich verstehe nicht, was daran so schlimm sein soll. Es weiß doch ohnehin keiner, was zwischen ihr und mir war. Warum also sollte es ihr irgendwelche Schwierigkeiten machen, wenn sie nicht gerade schwanger ist? Sie wird schon jemanden finden."
Edward schüttelte den Kopf.
"Ich benehme mich nicht wie ein kleines Kind!" Edward musste nun wirklich damit kämpfen nicht in Tränen auszubrechen. Das war doch alles so ungerecht! Warum bekam er allein die Schuld?
"Nein, vielleicht war sie das nicht. Aber du kannst mir nicht erzählen, dass du immer perfekt gehandelt hast diesbezüglich. Ach, du verstehst das nicht. Ich dachte eben, es wird schon nicht weiter schlimm sein und ich war ein bisschen verliebt. Hätte ich gewusst, dass ich ihretwegen solchen Ärger bekomme, hätte ich mich nicht darauf eingelassen."
Immerhin war das nun schon die fünfte Ohrfeige ihretwegen.

 

William gab den Versuch auf seinem Sohn klar zu machen, weshalb sein Handeln schwere Konsequenzen für Julia haben könnte.
Stattdessen atmete er geräuschvoll aus und schüttelte den Kopf. "Nein, das habe ich wahrlich nicht, aber das habe ich auch nie behauptet. Allerdings war ich bisher der Meinung, dass ich meinen Söhnen mehr beigebracht habe, damit sie meine Fehler nicht wiederholen. Aber bei dir scheine ich ganz offensichtlich wohl gescheitert zu sein."
William nahm die Hand von Edwards Schulter und trat einen Schritt zurück. "Du wirst hier in deinem Zimmer bleiben, dann hast du wenigstens Zeit einmal darüber nachzudenken. Ich sorge dafür, dass du Essen bekommst. Du wirst dein Zimmer nicht verlassen, ist das klar? Außer ich komme selbst um dich zu holen oder schicke Geoffrey oder Brian. Darüber hinaus wirst du morgens bei der Stallarbeit helfen, Brian wird dich holen und wieder her bringen. Du bleibst hier, bis ich etwas anderes entscheide, haben wir uns verstanden?" entschied William dann.

Es war schlimm, die Enttäuschung seines Vaters so deutlich vor Augen zu haben. Vor allem für Edward, der doch so um die Anerkennung seines Vaters gekämpft hatte. Trotzdem war er der Meinung, dass er zwar einen Fehler gemacht hatte, aber dass dieser wohl nicht so dramatisch war, wie sie alle taten. Er verstand das Problem einfach nicht. Dennoch hatte er sich ein bisschen mehr Verständnis erhofft.
Im nächsten Augenblick öffnete er empört den Mund. Wofür wurde er denn jetzt bestraft? Das war doch kein Streich, den er angestellt hatte.
"Das ist ungerecht! Ich bin kein kleines Kind mehr, ich kann ja wohl meine eigenen Entscheidungen treffen. Und dafür bestrafst du mich? Warum machst du das? Du sperrst mich ein wie einen Schwerverbrecher!"
Und gerade für ihn, der fast immer an der frischen Luft und bei den Pferden war, kam das einem Todesurteil gleich. Er hasste es still sitzen zu müssen und jetzt würde er den ganzen Tag hier festsitzen! Die Stallarbeit ging ja noch, da konnte er wenigstens nach seinen Pferden sehen.

 

William war mit seiner Geduld wirklich am Ende als Edward erneut den Mund öffnete, um zu widersprechen. "Wenn du kein kleines Kind mehr bist, dann akzeptiere meine Entscheidung gefälligst und trage sie wie ein Mann indem du mich nicht ständig hinterfragst! Ich bin schließlich noch immer dein Vater und egal, was du anstellst, es fällt wohl oder übel alles auf mich zurück. Also gib nun endlich Ruhe und akzeptiere, dass du ein, zwei Tage hier drinnen wirst sitzen müssen, es hätte dich wesentlich schlimmer treffen können." fuhr William ihn zornig an.
Er würde mit Joanna über den Jungen reden müssen und sich dann etwas einfallen lassen, so konnte es jedenfalls nicht weiter gehen.
William wandte sich um und ging zur Tür. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde, dennoch war er überrascht, wie sehr es ihn verletzte, dass sein Sohn solch ein Verhalten an den Tag legte.

Edward öffnete den Mund um zu widersprechen, hielt es dann aber für klüger den Mund zu halten und nickte nur knapp.
Die zwei Tage würden für ihn die Hölle auf Erden werden, aber wenn er weiter aufbegehrte, würde das alles nur noch schlimmer werden.
Also setzte er sich auf das Bett und schwieg. Er konnte nicht damit umgehen, dass sein Vater so kalt zu ihm war. Er wollte seinem Vater doch alles recht machen.
"Ja, Papa...", sagte er leise, bevor die Tür sich schloss.

 

William hatte Kopfschmerzen. Eigentlich hatte er jetzt mit Edward auf dem Trainingsplatz sein wollen, während Joanna sich mit Constance und Sybilla traf, damit die Kinder spielen konnten. Die Ruhe würde er jetzt wohl vorzeitig unterbrechen müssen.
Er atmete geräuschvoll aus und betrat das Gemach. Fast sehnsüchtig warf er einen kurzen Blick auf die spielenden Kinder und nickte den Frauen, die neben ihnen saßen nur kurz zu und ging zunächst zielstrebig zum Tisch hinüber in der Hoffnung etwas Wein vorzufinden. Er wurde nicht enttäuscht und so stürzte er eilig einen Becher hinunter, ehe er ihn noch einmal füllte und einen großen Schluck nahm. Dann erst sah er zu Joanna hinüber. "Wir müssen reden." erklärte er ernst und leerte nun auch den zweiten Becher. "Hast du einen kurzen Moment?" bat er sie dann und deutete mit einem Kopfnicken auf den angrenzenden Raum.

 

Joanna sah ihrem Mann sofort an, dass etwas nicht stimmte. Deshalb ruhte ihre Aufmerksamkeit auch auf ihm, sobald er den Raum betrat. Es überraschte sie nicht, als er sie um ein Gespräch bat und deshalb legte sie Constance nur mit einem vielsagenden Blick die Hand auf die Schulter, ehe sie sich erhob.
Joanna nickte William zu. "Natürlich habe ich das."
Sie folgte ihm in den Raum und schloss die Tür. "Was ist passiert? Du wirkst beunruhigt."
Das machte ihr durchaus Sorgen, denn William bat sie nicht umsonst so dringend um ein Gespräch. Wenn es so war, war es wichtig.

 

William wartete bis Joanna ihm gefolgt war und die Tür schloss, dann drehte er sich zu ihr herum und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. "Du hattest Recht mit deiner Vermutung, was unseren Sohn betrifft." erklärte er trocken. "Ich habe ihn vermutlich gerade vor der Tracht Prügel seines Lebens gerettet ... erinnerst du dich an Roland? Einer der Bauern aus Truro, seine Tochter arbeitet im Wirtshaus." William atmete geräuschvoll aus. "Und nun rate einmal, was unser Sohn mit eben dieser Tochter angestellt hat." forderte William Joanna auf und lehnte sich dann gegen die Tischkante, auch wenn er eigentlich viel zu unruhig war, um still zu stehen.

 

Joanna hob eine Augenbraue. "Ach, hatte ich das? Mit welcher? Dass er sich mit einem Mädchen trifft oder dass er verliebt ist?" Letzteres wäre ihr deutlich lieber.
"Hast du? Ach herrje, was hat er jetzt wieder für einen Unsinn gemacht?" Sie dachte kurz nach. "Ja, ich erinnere mich...heißt seine Tochter nicht Julia?"
Joanna schaute ihn ein bisschen schockiert an und seufzte schwer.
"Sag mir jetzt bitte nicht, dass er sie geschwängert hat."
Das wäre nun wirklich eine Katastrophe.

 

"Ersteres." erwiderte William und nickte dann. "Genau." bestätigte er Joannas Frage nach dem Namen des Mädchens und legte dann die Stirn in Falten. "Nun ... das werden wir wohl erst noch heraus finden müssen." William atmete tief durch. "Auf jeden Fall hat er dem Mädchen völlig den Kopf verdreht und es irgendwie bewerkstelligt, sie in sein Bett zu kriegen."
William schüttelte den Kopf. "Joanna, ich weiß wirklich nicht wie es mit dem Jungen weiter gehen soll. Er hockt jetzt in seinem Zimmer und wartet darauf, dass ich ihm erlaube wieder raus zu kommen, aber ich bezweifle, dass er die Zeit nutzt, um über das nachzudenken, was er getan hat. Nicht nachdem er sich so gleichgültig zu der ganzen Sache geäußert hat."

 

Joanna schüttelte den Kopf. "Oh nein...und ihr Vater hat es herausgefunden? Will Edward an ihr festhalten oder hat er sie sitzen lassen und ihr Vater ist deshalb so wütend?"
Sie fuhr sich durch das Gesicht. "Warum muss er immer solchen Unsinn machen? Ich kann es nicht verstehen."
Da war nun wirklich guter Rat teuer. "Inwiefern hat er sich gleichgültig geäußert?" Das war ja noch besser...
"Weißt du, wenn wir nicht mehr Herr über seine Launen werden, müssen wir ihn eben wie Robert damals ein Jahr wegschicken, damit er Manieren lernt. Auch, wenn es mir so schwer fällt meine Kinder gehen zu lassen."

 

William nickte. "Das hat er. Und Edward hatte keine Lust sich mit ihm anzulegen, weshalb er das Mädchen hat sitzen lassen - was letztlich alles nur noch schlimmer gemacht hat." Dadurch war es nun ja erst soweit gekommen.
"Oh, das willst du gar nicht wissen." erwiderte William und schnitt eine Grimasse. "Er hat kein Verständnis dafür, weshalb alle solch ein Aufhebens um die Sache machen und weshalb er sich anders hätte verhalten sollen. Und mir gegenüber hat er es sogar so weit getrieben, dass ich ihn geohrfeigt habe." brummte William und lehnte sich ein wenig zurück, während er Joanna leicht überrascht ansah.
Dann musste er trotz allem schmunzelnd und zog sie an sich. "Du bist und bleibst meine Frau." stellte er leise fest und küsste sie sanft, ehe er wieder ernst wurde. "Diese Möglichkeit habe ich auch schon in Betracht gezogen. Ich habe schon daran gedacht, ihn vielleicht zu Henry zu schicken. Mein Cousin mag vielleicht kein schillerndes Vorbild an Keuschheit sein, aber er würde an Edward genau die richtigen Ansprüche stellen. Und nicht zuletzt ist er der König, vielleicht hat der Junge davor wenigstens Respekt, wenn er ihn schon nicht vor mir hat."

 

"Na wunderbar...diese Werte haben wir ihm aber definitiv nicht vermittelt. Ich erkenne ihn manchmal nicht wieder. Es tut mir wirklich weh,, wie rücksichtslos er mit Anderen umgeht. Das ist nicht mein Sohn. Wenn er sogar dich dazu bringt ihn zu ohrfeigen. Robert scheint in letzter Zeit auch nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein."
Joanna musste kurz lächeln und ließ sich gern von ihm küssen. "Deshalb hast du mich ja auch geheiratet, mein Lieber. Ich denke, das solltest du tun. Henrys Ansprüche werden ihn fordern und von dummen Gedanken abhalten. Im Moment ist Henry ja wenigstens Jane treu. Das ist besser als vorher. Es wird Edward Respekt lehren. Schade, dass es soweit kommen musste."

 

William seufzte leise. "Wer weiß, was zwischen den beiden schon wieder vorgefallen ist. Vielleicht hat Robert auch irgendetwas von diesem Unsinn mitbekommen, den sein Bruder da angestellt hat. Ich werde ihn bei Gelegenheit danach fragen." William strich Joanna über den Rücken, um sich selbst ein wenig zu beruhigen. "Ich verstehe einfach nicht, was in seinem Kopf manchmal vorgeht." murmelte er nachdenklich und sah Joanna in die Augen, ehe er freudlos lächelte. "Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich wohl kaum in der Position bin ihm Vorhaltungen zu machen, da ich schließlich auch nicht besser gewesen sei, immerhin gäbe es Philippe sonst nicht." William sah über Joannas Schulter hinweg und schüttelte den Kopf. "So etwas hätte ich mir in seinem Alter nie erlauben dürfen." Sein Vater hätte ihm weiß Gott nicht einfach nur eine Ohrfeige verpasst, sondern ihn kurzer Hand grün und blau geschlagen.
Dann nickte William gedankenverloren. "Ich werde nachher noch einen Brief an Henry schreiben, ich gehe davon aus, dass er wohl kaum ablehnen wird. Und ich denke, bis wir Antwort erhalten haben, sollten wir Edward vorerst an der kurzen Leine halten. Ich habe keine Lust, dass er noch ganz Truro gegen sich aufbringt." William legte seine Stirn gegen Joannas und seufzte erneut. "Falls du noch einmal mit ihm sprechen willst, er ist in seinem Zimmer. Allerdings denke ich, dass das vergebliche Mühe sein wird."

 

"Das könnte ich mir vorstellen. Robert reagiert etwas empfindlich darauf, wenn Männer jungen Frauen die Zukunft verderben und sie zur Dirne machen. Möglich, dass Edward dahingehend etwas Falsches gesagt hat." Joanna seufzte. "Ja, ich kann es auch nicht verstehen. Vielleicht ist er einfach nur noch nicht so vernünftig wie wir dachten. Aber dass er dir gegenüber so ausfallend wird, hätte ich nicht gedacht. Normalerweise hat er den größten Respekt vor dir. das Ganze war bedeutend einfacher, als er noch kleiner war."
Sie nickte und gab William einen flüchtigen Kuss. "Tu das. Das wird wohl das Beste sein. Es wird nicht besser werden mit Edward und ich hoffe, die Dorfbewohner erfahren davon nichts. Wenn ich morgen Lust dazu habe, werde ich mit ihm reden. Aber so wie er offenbar denkt, bin ich mir noch nicht sicher."

 

William nickte langsam. "Ja, das begreife ich auch nicht. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass bei ihm anzukommen scheint, was ich sage, aber im nächsten Moment hat er wieder Dinge gesagt, die meine Geduld wirklich strapaziert haben." William legte beide Arme um Joannas Taille und zog sie etwas dichter an sich. "Damals konnte ich ihn mir einfach unter den Arm klemmen, wenn er Unsinn gemacht hat." murmelte er und seufzte.
"Ja, überleg es dir. Ich habe ihn zur Stallarbeit Morgen früh verdonnert, vielleicht ist er ein wenig umgänglicher, wenn du danach mit ihm sprichst."

 

"Irgendwann wird er der Frau begegnen, die für ihn bestimmt ist. Und dann wird er lernen, was Liebe wirklich bedeutet. Ich hoffe, sie lässt ihn lange zappeln."
Edward musste lernen, dass man mit Gefühlen nicht spielt und sie hoffte, dass er irgendwann diese Lektion lernte.
Joanna seufzte leise und schmiegte sich an William. "Ja, leider geht das heute nicht mehr. Ich werde nach ihm sehen hoffen, dass er mit etwas Arbeit ein bisschen ausgelasteter ist."
Joanna schloss einen Moment die Augen.
"Wir kriegen das schon hin."

 

William musste grinsen. "Ja, das würde ihm wirklich gut tun. Warten wir ab, wie es sich entwickelt."
Als Joanna die Augen schloss, schmiegte William sich etwas enger an sie und küsste sanft ihre Wange. "Ja, das werden wir. Und Henry wird da sicher genau die richtige Hilfe sein." erwiderte er leise und lehnte seine Stirn an Joannas, um einen Moment die Ruhe und Vertrautheit ihrer Anwesenheit zu genießen.
"Und jetzt sollte ich dich nicht länger aufhalten." erklärte er schmunzelnd. "Ihr habt doch noch sicher irgendwelchen Klatsch, den ihr unter euch Frauen austauschen wollt, oder?"

 

Am nächsten Morgen, nachdem die Stallarbeit erledigt war, machte Joanna sich auf den Weg zu ihrem Sohn. Sie klopfte an und trat dann ein, um sich neben ihm auf das Bett zu setzen.
"Edward...erzähl mir, was los ist.", forderte sie ihn sanft auf. Sie konnte gar nicht glauben, dass all ihre Erziehung so völlig umsonst gewesen war.
Sie wollte in ihrem Sohn nicht so etwas sehen. Nicht das, was sie bei anderen Männern verachtete. Sie wollte, dass er ein so guter Mann wurde wie ihr Vater.
"Was hast du dir dabei gedacht?"

 

Edward lag auf seinem Bett und starrte missmutig zur Decke. Er hatte heute Morgen im Stall geholfen und die Gelegenheit genutzt nach seinen Pferden zu sehen, aber nun war er wieder hier eingesperrt und fühlte sich miserabel. Er wollte raus und nicht untätig hier herum sitzen.
Als es klopfte, setzte er sich auf und war wenig überrascht, dass seine Mutter eintrat. Dennoch hätte er am liebsten laut aufgestöhnt als sie nun auch noch mit dieser Sache kam ... aber was hatte er schon anderes erwartet.
"Ich weiß nicht, was du meinst." erwiderte er abweisend und starrte auf den leeren Teller, der auf dem Tisch gegenüber seines Bettes stand. Er wollte darüber nicht reden, es verstand ihn ja ohnehin niemand und seine Mutter würde sich auch nur aufregen.

 

Joanna schüttelte leicht den Kopf. "Natürlich weißt du das, Edward. Ich wollte mir die ganze Geschichte mit Julia aus deiner Sicht anhören. Du bist mein Sohn. Ich will wissen, was in dir vorgeht. Schließlich kenne ich nur die Version, die dein Vater mir erzählt hat."
Sie legte ihm die Hand auf den Oberschenkel.
"Edward...ich bitte dich....rede mit mir. Du weißt doch, dass du mit allem zu mir kommen kannst. Warum bist du nicht zu mir gekommen, als du verliebt warst?"
Sie hatte wirklich gedacht, dass ihr Sohn ihr vertraute.

 

Edward schob nur trotzig das Kinn vor und schwieg bis seine Mutter ihre Hand auf seinen Oberschenkel legte. Zögerlich sah er auf ihre Hand hinunter und dann zu ihr, ohne jedoch seine trotzige Haltung völlig aufzugeben. "Ihr hättet es mir doch eh nur verboten, wenn ich Vater und dir davon erzählt hätte." erwiderte er unwillig. "Ich wollte meine eigenen Entscheidungen treffen ... mir nicht mehr wie ein kleines Kind vorschreiben lassen, was ich zu tun und zu lassen habe." erklärte er dann. Und es war spannender gewesen, das ganze heimlich zu tun, wenn er ehrlich war.