William und Joanna - ab 1175 bis 1176

 

Edward verzichtete darauf Roberts Frage zu beantworten und nutzte die Gelegenheit, dass er ihn losgelassen hatte. "Ach kümmer du dich doch einfach um deinen Kram und lass mich in Ruhe." zischte er wütend und sah zu, dass er Land gewann. Mit schnellen, wütenden Schritten überquerte er den Hof. Eigentlich hatte er etwas Essen wollen, um dann zum Training mit Geoffrey zu gehen, aber der Hunger war ihm reichlich vergangen also steuerte er direkt den Trainingsplatz an, dort konnte er seiner Wut wenigstens Luft machen. Was bildete Robert sich überhaupt ein? Ob er sich mit dem Mädchen einließ oder nicht, war doch ganz allein seine Sache und nicht Roberts.

Robert war immer noch wütend, als er zu seiner Familie zurückkehrte. Da Josephine aber gerade Joanna auf dem Arm hatte, mäßigte er sich und atmete einmal tief durch.
"Kannst du mir vielleicht sagen, wann mein kleiner Bruder so ein selbstgerechter Bastard geworden ist?", fragte er dann resignierend.
"Ich erkenne ihn nicht wieder..."
Seufzend schenkte er sich einen Becher Wein ein, den er in einem Zug leerte, um sich etwas zu beruhigen. Er war selten so aus der Haut gefahren wie gerade eben. Aber solche Ungerechtigkeit machte ihn unfassbar aggressiv.

Josephine

Josephine wusste bereits, dass etwas nicht in Ordnung war als Robert das Gemach betrat. Im nächsten Moment zog sie jedoch überrascht die Augenbrauen in die Höhe und sah sich kurz nach Rob um, der jedoch so vertieft in sein Spiel war, dass er die Worte seines Vaters vermutlich gar nicht richtig gehört hatte. "Wie bitte?"
Als Robert dann auch noch einen Becher Wein in einem Zug hinunter stürzte, seufzte Josephine leise, stand auf und legte Joanna in ihre Krippe. Die Kleine hatte gerade erst getrunken und würde nun vermutlich eh rasch einschlafen - wenn Robert sich im Griff hatte und nicht zu laut wurde. Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und ging dann zu ihrem Mann hinüber.
"Was ist denn los?" erkundigte sie sich, legte die Arme um Roberts Mitte und nahm ihm den Weinbecher ab, ehe er noch einmal nachgießen konnte. "So hast du ja noch nie über ihn geredet."

Robert rang immer noch mit seiner Beherrschung, wurde aber ein wenig ruhiger, als Josephine die Arme um ihn legte und ihm den Becher abnahm.
"Er hat ein Mädchen kennengelernt. Sie arbeitet im Wirtshaus und er hat schon vor ein paar Tagen ein Auge auf sie geworfen. ich habe ihm da schon gesagt, er soll besser die Finger von ihr lassen, aber er wollte nicht hören. Vorhin habe ich gesehen, wie er sie geküsst hat und ihm klar gemacht, dass er sie in Ruhe lassen soll. Er wird sie ins Unglück stürzen. Er war nicht sehr entgegenkommend. Ich habe ihn gefragt, ob er vorhat sie zu heiraten, da meinte er, dafür sei er ja wohl zu jung. Aber sie in Ruhe lassen will er auch nicht. Er wickelt sie um den Finger nur für sein eigenes Vergnügen. Ich sehe es kommen, er wird sie unglücklich machen. Er wird sie schwängern und dann sitzen lassen."
Robert seufzte. "Aber ich sage dir, wenn er das tut, schleife ich ihn eigenhändig zum Traualtar. Er kann diesem Mädchen nicht antun, was dir damals passiert ist. Sie wird keine Zukunft mehr haben."

Josephine

Josephine hörte Robert aufmerksam zu und atmete leise aus. Sie legte den Kopf an Roberts Schulter und dankte Gott dafür, dass er ihr diesen Mann geschickt hatte. Kaum ein anderer hätte sich über eine solche Situation so aufgeregt wie Robert, im Gegenteil.
"Ist sie nur ein einfaches Schankmädchen oder ist sie ... bereits eine Dirne?" fragte Josephine langsam. Wenn das Mädchen in diesen Teufelskreis bereits hinein geraten war, war sie sich nicht einmal so sicher, ob es wirklich Edward war, der das Mädchen um den Finger wickelte oder nicht doch eher anders herum.
Bei seinen nächsten Worten zuckte Josephine ganz leicht zusammen. Sie liebte Robert dafür, dass er so dachte und dass er sich so stark dafür machen wollte, doch gleichzeitig erinnerten seine Worte sie auch schmerzhaft an ihre Vergangenheit ... und besonders an den Teil, den sie am allerliebsten ganz und gar vergessen würde.
Sie strich Robert über die Wange und gab ihm einen Kuss. "Aber mir hast du immerhin auch wieder eine Zukunft gegeben." flüsterte sie leise gegen seine Lippen.

Robert strich seiner Frau sanft durch das Haar und drückte sie haltsuchend an sich. "Sie ist noch sehr jung, glaube ich.", erwiderte er leise. "Sie wirkt unbefangen, fast unschuldig. Ich glaube nicht, dass sie eine Dirne ist. Sie macht einfach ihre Arbeit und fällt auf Edwards Charme herein. Dass er davon eine Menge besitzt, dürfte dir ja auch nicht entgangen sein."
Er seufzte schwer und gab ihr einen sanften Kuss. "Ja, ich habe dir eine Zukunft gegeben. Und die hattest du auch verdient. Aber ich habe dir deine Zukunft auch nicht genommen. Ich...kann ihn nicht verstehen. Er weiß doch, wie schlimm es für dich war. Ist es ihm nicht klar, dass das die Konsequenz sein wird? Ich verstehe nicht, wie mein Bruder so rücksichtslos sein kann. Dabei...ist er doch mein kleiner Bruder, den ich beschützen sollte..."

Josephine

Josephine seufzte leise. Als junges Mädchen hatte man in diesem Beruf im Grunde von Anfang an verloren. Wenn es nicht Edward war, der sie sich ins Bett holte, würde es jemand anderes sein und vermutlich jemand, der noch weniger umsichtig war als Roberts kleiner Bruder. Dennoch behagte ihr der Gedanke ganz und gar nicht, dass ausgerechnet Edward dafür sorgen sollte, dass das Schicksal des Mädchens diesen Lauf nahm.
"Vielleicht ... sollte ich einmal mit ihm sprechen." schlug Josephine dann vor. "Vor dir wird er sich behaupten wollen, er fühlt sich vermutlich in seiner Männlichkeit angegriffen, jetzt wo er endlich die Aufmerksamkeit einer Frau hat und ausgerechnet du willst ihm das nun wieder weg nehmen." überlegte sie leise.
Sie legte eine Hand an Roberts Wange und lächelte sanft. "Du hast wirklich ein großes Herz, weißt du das?" flüsterte sie und schmiegte sich an ihn. "Lass mich mit Edward reden, vielleicht fruchtet das ein wenig mehr." Sie konnte sich außerdem genau vorstellen wie Robert mit seinem Bruder gesprochen hatte. Bei solchen Dingen verstand er wirklich keinen Spaß mehr.

"Ja, vielleicht hast du Recht. Vielleicht fruchtet es, wenn du mit ihm sprichst. Du hast das alles schließlich am eigenen Leib erfahren. Vielleicht öffnet ihm das die Augen."
Robert zog Josephine eng an sich und schloss für einen Moment die Augen. Die Ruhe kehrte langsam in ihn zurück.
"Ja, ich weiß. Und irgendwann wird das mein Verhängnis werden, ich weiß es genau." Er schwieg einen Moment. "Weißt du, ich habe noch nie meine Geschwister geschlagen. Noch nie...aber Edward hat mich so wütend gemacht, dass ich ihm eine verpasst habe. Ich verstehe es nicht...wie kann er in seinem Alter schon so sein?"

Josephine

Josephine nickte langsam. "Musst du heute noch viel arbeiten? Dann spreche ich gleich heute noch mit ihm. Ansonsten hat es sicher auch noch Zeit bis Morgen ..." erwiderte Josephine und legte die Arme um Roberts Nacken als er sie so fest an sich zog. "Wie könnte dir ein so wundervoller Charakterzug zum Verhängnis werden?" fragte sie leise und gab ihm einen sanften Kuss. "Mach dir keine Gedanken, Robert. Ich spreche mit ihm und dann wird sich sicher alles irgendwie klären. Ich glaube manchmal er hat es nicht ganz leicht ... du bist der älteste, derjenige, der Cornwall erbt und dem alle ihre Aufmerksamkeit schenken. James läuft außer Konkurrenz für ihn, da er nach York gegangen ist, um eine Geistliche Laufbahn einzuschlagen, aber Elias als der Jüngste bekommt natürlich noch viel Aufmerksamkeit von euren Eltern. Ich glaube, Edward fühlt sich manchmal zurück gesetzt und versucht nun zu beweisen, wie erwachsen er doch schon ist. Nur leider scheint er das ein wenig falsch zu verstehen ..."

"Ich müsste heute Mittag noch ein paar Dinge erledigen, aber bis dahin habe ich Zeit für euch.", murmelte Robert und vergrub das Gesicht einen Moment in ihrer Halsbeuge. Was würde er nur ohne seine Frau tun? "Ich bin so froh, dass ich dich habe..."
Seufzend stützte er sein Kinn auf ihrem Scheitel ab. "Weil ich in allen das Gute sehen will. Für jeden das Beste erreichen. Alle Ungerechtigkeiten beseitigen. Doch das ist eine Aufgabe, bei der man zum Scheitern verurteilt ist. Ich weiß es, aber ich kann es trotzdem nicht lassen."
Nachdenklich ruhte sein Blick auf seinem Sohn, der eifrig mit seinen Holzpferdchen spielte. "Vielleicht. Aber er wird Oxford erben und unsere Eltern lieben uns alle gleichermaßen. Trotzdem hat er in Mutters Herz einen ganz besonderen Platz, weil sie so viel mit erlebt hat, als sie schwanger war und weil er ihr erstes, leibliches Kind ist. Sie liebt uns genauso sehr, aber Ed ist etwas Besonderes. Und Elias ist eben noch recht klein, natürlich muss Mutter ihm mehr Zeit widmen. Edward will erwachsen sein, also soll er sich auch so benehmen."

Josephine

"Sehr schön." murmelte Josephine zufrieden. Sie genoss stets jeden Moment, den sie mit ihrem Mann und den Kindern verbringen konnte. "Wenn du willst kann ich dann heute noch mit ihm reden." bot Josephine sich dann an und lächelte. "Und ich erst ... für nichts in der Welt bin ich so dankbar wie für dich und das Glück, das du mir gebracht hast." flüsterte sie leise.
Dann legte sie eine Hand an Roberts Wange und sah zu ihm auf. "Und bitte höre nie auf damit. Solch ein Vorhaben für alle Menschen umzusetzen mag unmöglich sein, aber solange du immer noch diesen Anspruch hast, wirst du möglichst viel tun, um wenigstens so vielen Menschen wie möglich Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Und das ist wundervoll, Robert." erklärte Josephine und gab ihm einen Kuss. "Das ist einer der vielen Gründe, weshalb ich so verliebt in dich bin."
Josephine lehnte sich an ihren Mann und nickte leicht. "Das mag so sein, aber er sieht das vermutlich noch nicht so." erwiderte sie und tippte Robert auf die Nase. "Du hast in seinem Alter auch so manche Dummheit gemacht. Ich weiß, dass du ihn davor beschützen willst, aber er muss seinen Weg selbst gehen. Wir können ihn nur bis zu einem gewissen Punkt geleiten, alle anderen Entscheidungen muss er selbst treffen, ob du willst oder nicht."

"Das wäre vielleicht nicht schlecht, bevor er wirklich solche Dummheiten macht.", erklärte Robert mit einem tiefen Seufzen. "Ich bin auch sehr dankbar, dass ich dich habe. Ohne dich wäre mein Leben leer. Ohne dich und die Kinder...ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie es ohne euch war."
Robert lächelte ein wenig schief. "Du bist verliebt in einen Träumer. Aber wenn es dir gefällt....vielleicht hast du ja wirklich recht."
Er gab seiner Frau einen sanften Kuss und lehnte dann die Stirn an ihre.
"Natürlich muss er eigene Entscheidungen treffen. Aber nicht auf Kosten Anderer. Ich kann doch nicht zulassen, dass er das Mädchen zur Dirne macht, nur weil er die Konsequenzen seines Handelns nicht ernst nimmt und zu stolz ist einen Rat von mir anzunehmen."

Josephine

"In Ordnung, dann rede ich gleich nachher mit ihm. Mach dir keine Sorgen, Robert." murmelte sie mit einem aufmunternden Lächeln und lachte dann leise. "Ich finde, ein Träumer klingt in meinen Ohren gar nicht so schlecht. Es gibt so viele schlechte Menschen auf der Welt, da tut es gut, jemanden wie dich an der Seite zu haben." Sie genoss den Kuss, den er ihr gab und seufzte leise. "Letztlich kannst du nur leider nicht mehr tun als ihm ins Gewissen reden. Wenn du versuchst es ihm zu verbieten, wird er es höchstens noch mehr tun wollen. Aber warten wir erst einmal ab, vielleicht kann ich ja zu ihm durchdringen." erwiderte sie und strich Robert durch die dunklen Haare. "Und nun genug davon, lass uns lieber einmal nachsehen, was dein Sohn da feines spielt, meinst du nicht?"

Edward striegelte ein wenig verbissen Chouchou, den er draußen in der Wintersonne angebunden hatte. Es machte ihn immer noch wütend, wie Robert mit ihm umgegangen war. Wie er versucht hatte ihm den Umgang mit Julia zu verbieten, das war doch die Höhe!
Dabei war Julia so ein wundervolles Mädchen. Und dass sie sich so rasch auf ihn eingelassen hatte...er mochte sie wirklich gern. Er wollte sie nun wirklich nicht gleich heiraten, aber ein paar Erfahrungen sammeln durfte er ja wohl.
Was bildete sein Bruder sich eigentlich ein?

Josephine

Josephine hatte Wort gehalten und sich auf die Suche nach Edward gemacht. Da er seinen Hengst im Hof angebunden hatte, war die Suche von kurzer Dauer und so trat sie mit einem sanften Lächeln wenig später neben Roberts Bruder.
"Man sollte die Sonne wirklich ausnutzen, nicht wahr?" fragte sie lächelnd und strich Chouchou über die Nase, der sie sofort neugierig begrüßte. "Vielleicht hält sich das Wetter so ja ein wenig, damit ich auch bald mal wieder einen kleinen Ausritt machen kann ... willst du mit ihm in den Wald?" erkundigte Josephine sich und versuchte Edward so erst einmal in ein Gespräch zu verwickeln ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.

:Edward;

Edward sah überrascht auf, als Josephine zu ihm trat, im nächsten Moment aber verfinsterte sich seine Miene. Er konnte sich denken, warum sie hier war. Er mochte seine Schwägerin wirklich gerne, aber Robert brauchte sich nicht einzubilden, dass Josie mehr Erfolg hatte.
"Ja, das sollte man. Aber ich will nicht in den Wald, ich werde ein bisschen trainieren. Es ist kalt und die Pferde unruhig, es wäre keine gute Idee allein in den Wald zu gehen, wenn es nicht sein muss."
Edward zupfte einen Strohhalm aus Chouchous Mähne.
"Schickt mein Bruder dich? Das kann er sich aus dem Kopf schlagen."

Josephine

Josephine beobachtete Edward aufmerksam und war kein bisschen überrascht, dass er sie sofort durchschaute. Also sparte auch sie sich die Mühe auf das belanglose Geplänkel weiter einzugehen. "Mich schickt niemand." erwiderte sie ernst. "Die Zeiten sind zum Glück vorbei."
Sie musterte Edward aufmerksam und legte die Stirn leicht in Falten. Er erinnerte sie ein wenig an ein junges Tier, das nur so vor Energie strotzte und sich ausprobieren wollte ... fast wie ein junger Löwe, besonders jetzt, da er sie so finster ansah.
"Aber du hast insofern Recht als das Robert mir von eurer Auseinandersetzung erzählt hat. Und ja, das ist auch der Grund, weshalb ich hier bin." Sie betrachtete Edward einen Moment, dann wurde ihr Blick wieder sanfter. "Wie stellst du dir vor, soll es mit dem Mädchen weiter gehen, Ed?"

Edward hob eine Augenbraue. "Natürlich hat er das. Um dir zu erzählen, wie dumm ich in seinen Augen bin. Er gönnt mir nichts. Ich weiß nicht, warum er sich so einmischt und sich so aufregt. Das ist doch nicht seine Sache und es geht ihn nichts an."
Edward legte die Bürste zur Seite, verschränkte die Arme und sah Josie finster an.
"Wie soll es schon weitergehen? Ich mag sie und sie mag mich, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich glaube nicht, dass ich sie heiraten will, außerdem bin ich dafür ohnehin noch etwas zu jung. Ich werde das Ganze einfach auf mich zukommen lassen."
Was mischten sie sich denn alle in sein Liebesleben ein?

Josephine

Josephine schüttelte leicht den Kopf. "Er hat es mir nicht erzählt, weil er dich für dumm hält, sondern weil er sich Sorgen um dich und das Mädchen macht." erwiderte sie und zog im nächsten Moment spöttisch die Augenbrauen nach oben. "Er gönnt dir nichts? Ed, er hat mich, wieso sollte er dir da ein Schankmädchen neiden?" erwiderte sie spöttisch.
Dann wurde sie wieder ernst und sah Edward nachdenklich an. "Es ist aber nicht nur deine Sache." stellte sie dann fest. "Sondern auch die des Mädchens, das du dir da ausgesucht hast. Hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, wie es für sie weiter gehen soll? Für dich ist es eine kleine Schwärmerei und bei Gott, das sei dir auch gegönnt, aber du solltest darüber nachdenken, wie weit du damit gehst. Ein paar Küsse zu teilen, mag euch gerade noch vergönnt sein, wenn euch niemand beobachtet, aber weißt du, was auf sie zukommt, wenn du sie erst einmal in dein Bett geholt hast und sie dann wieder fort schickst?"

"Er ist nicht neidisch, weil er sie selber will. Einfach nur, weil ich sie habe und er nicht. Das ist alles." Edward verlagerte das Gewicht, legte den Kopf schief und blieb stehen.
Er wollte schon aufbrausen, entschloss sich aber dann, Josie wenigstens zuzuhören. "Was soll schon passieren? So schlimm wird es schon nicht sein. Außerdem...was fragst du mich denn danach? Muss ich dir jetzt Rechenschaft ablegen?"
Er schnaubte genervt.
"Es wird nichts ändern. Für uns Beide nicht. Sie wird ihre Arbeit machen und ich werde meine Arbeit machen. Ganz einfach. Reicht das? Kann ich jetzt üben gehen?"

Josephine

Josephine legte den Kopf zur Seite. "Stimmt, was soll schon passieren, außer dass du sie zu einer Dirne machst und möglicherweise schwängerst? Ist ja nicht weiter dramatisch, was?" erwiderte Josephine gelassen.
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Rechenschaft musst du nur vor Gott und dir selbst ablegen, aber ich würde mir wünschen, dass du wenigstens einmal darüber nachdenkst. Ich will dir doch gar nicht verbieten, dich mit ihr zu treffen, ich möchte nur, dass du darüber nachdenkst, wo du besser eine Grenze ziehen solltest."
Josephine trat auf Edward zu legte eine Hand auf seine Brust. "Ed ... ich weiß, was diesem Mädchen bevor steht und du auch. Nur habe ich es am eigenen Leib widerfahren und kann dir sagen, dass es nichts ist, was man einem anderen Menschen wünschen würde. Möchtest du wirklich dafür verantwortlich sein, dass sie ins Unglück gestürzt wird?" fragte sie sanft.

Edward verdrehte die Augen. "Sie muss ja nicht gleich schwanger werden. Und nur weil sie sich auf mich einlässt, wird sie auch nicht gleich zur Dirne und das weißt du. Warum sei ihr alle so erpicht darauf sie mir auszureden? Das ist nicht fair. Robert hat ja auch genommen, was er wollte. Er hat bei dir sicherlich auch nicht gewartet bis zur Hochzeit."
Ed knirschte leise mit den Zähnen. "Deshalb also hat er dich geschickt..." Damit Josephine ihm genau erzählte, was man als Dirne erlebte und dass Julia angeblich so enden würde. Irritiert sah er auf ihre Hand auf seiner Brust hinab.
"Von ins Unglück stürzen kann ja wohl keine Rede sein. So schrecklich bin ich jetzt auch wieder nicht. Es wird schon gut gehen. Sie hat doch ihre Arbeit. Kein Grund zur Dirne zu werden. Und was genau zwischen ihr und mir war, wird sowieso niemand erfahren."

Josephine

"Sie muss nicht gleich schwanger werden, richtig, aber es könnte passieren. Und was willst du dann machen, wenn sie dein Kind trägt?" fragte Josephine nach, musste sich im nächsten Moment jedoch beherrschen, die Ruhe zu bewahren. "Nein, er hat sicherlich nicht solange gewartet. Aber wenn ich dich daran erinnern darf, war es damals mein Beruf mit Männern zu schlafen, die mich dafür bezahlt haben. Ihrer ist das aber nicht." entgegnete Josephine.
"Er hat mich nicht geschickt." zischte sie dann leise und konnte immer besser verstehen, weshalb Robert die Hand ausgerutscht war. Dieser Junge strapazierte wirklich ihre Geduld!
Josephine atmete geräuschvoll aus und mahnte sich zur Ruhe. "Ach Ed ..." murmelte sie ein wenig traurig. "Natürlich bist du nicht schrecklich und vermutlich wärst du sogar einer der besten Männer, die ihr in ihrem Leben begegnen. Aber du verstehst nicht, was es bedeutet, wenn du sie in dein Bett holst. Danach wird sie in den Augen der Welt keine ehrbare Frau mehr sein und hast keine Vorstellung davon, wie leicht sich solche Dinge verbreiten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass gerade Männer in einem Wirtshaus solche Dinge förmlich riechen können." Josephine strich Edward mit traurigem Lächeln über die Wange. "Ed, du bist ein guter Junge und ich weiß, dass du sie nicht zur Dirne machen willst, aber wenn du sie hattest, machst du sie zum Freiwild. Und egal ob sie das will oder nicht, nach dir werden andere kommen, die der Meinung sind, sie könnten sich nun nehmen was sie wollen."

"Das sehe ich dann, wenn es soweit ist. Was soll ich mir vorher schon den Kopf zerbrechen über Dinge, die vielleicht nie passieren?", erwiderte Edward leichthin. Und selbst wenn sie schwanger wurde...wer sagte, dass das sein Problem war? Sie würde schon zurecht kommen, wenn er ihr ein bisschen unter die Arme griff. Aber etwas sagte ihm, dass Josephine ihm bei einer solchen Aussage den Kopf abreißen würde.
"Nein, ist es nicht. Aber ich weiß trotzdem nicht, ob ich überhaupt der Erste wäre."
Er lehnte sich leicht an Chouchou.
"Ich weiß es nicht. Und von daher...bisher hat sie auch niemand so angefasst gegen ihren Willen, warum sollte sich das ändern? Lass es gut sein, Josie. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und sie auch. Ich werde sie nicht zwingen. Es ist ihre Wahl."

Josephine

"Weil du dann vorbereitet bist, falls sie passieren. Und vor allem, weil du dann besser abwegen kannst, ob es das Risiko wert ist oder vielleicht doch nicht." erwiderte Josephine und verschränkte locker die Arme vor der Brust. "Für dich mag es eine Kleinigkeit sein, aber für sie wird sich in dem Fall die ganze Welt verändern."
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte den Kopf. "Dann finde es heraus, bevor du irgendetwas anderes tust." erwiderte sie knapp. "Ed, es wird sich ändern, weil damit eine Grenze überschritten wurde. Die Kerle im Wirtshaus werden davon ausgehen, dass sie sich ihnen ebenfalls hingibt und wenn sie sich weigert, obwohl sie mit dir schon das Bett geteilt hat, werden sie sich einfach nehmen, was sie wollen. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche." erwiderte Josephine trocken und verengte dann ein wenig die Augen. "Dann leg ihr gegenüber aber auch alle Karten offen auf den Tisch, Edward! Das Mädchen wird sich zweifelsohne Hoffnungen machen von denen du jetzt schon genau weißt, dass du sie nie erfüllen willst. Also mach ihr das auch klar, damit sie weiß, was sie da für eine Entscheidung treffen muss!" forderte Josephine ihn auf.