William und Joanna - ca. 1186 - ?

Aileen

Aileen nickte. "Das tut es. Es ist wunderbar!" Sie begann den Kuss vorsichtig zu erwidern und genoss es in vollen Zügen ihm so nahe zu sein. "Ja, lass uns das tun. Ich hoffe, dein Vater hält mich für gut genug. Deine Mutter mag ich gern, ich kenne sie von klein auf. Aber wenn er mich nicht als Schwiegertochter will?" Davor sorgte sie sich doch ein wenig. Sie schmiegte sich an Elias und seufzte.
"Elias...was machen wir mit John? Wie soll es mit ihm weitergehen? Du wirst ihm doch nicht weiter die Treue halten, oder? Er hat dich genauso sehr benutzt wie mich..."

Elias

Elias war im siebten Himmel als Aileen seinen Kuss zaghaft zu erwidern begann. Er vergrub seine Finger für einen Moment in ihren wunderschönen Locken und war einfach zufrieden mit sich und der Welt. Ein Gefühl, dass er so erst kannte seit er mehr Zeit mit Aileen verbrachte.
"Mit Sicherheit wird er das. Und wenn er dich tatsächlich nicht als Schwiegertochter will, dann ... brennen wir einfach durch. Wir packen unsere Sachen und reisen zu deinem Bruder nach Aquitanien. Glaub mir, nichts und niemand wird mich daran hindern, dich zu heiraten." erwiderte Elias fest entschlossen.
Im nächsten Moment verdunkelte sich seine Miene jedoch. John. Dieser Mistkerl, der sich als sein Freund ausgegeben hatte ... Elias hatte sich so sehr an ihn gehängt, so viel Vertrauen in ihn gesetzt ... nur, um nun bitter enttäuscht zu werden.
"Nein, das kann ich nicht. Er ... er hat mich auf so unfassbar schändliche Weise betrogen, dass ich nicht einmal Worte dafür finde." murmelte Elias. "Aber wie genau es mit ihm weiter gehen soll, weiß ich auch noch nicht. Vielleicht haben da auch meine Eltern einen Rat."

Aileen

Aileen lachte leise. "Das klingt wundervoll. Wie verwegen du sein kannst....Oh, Harry wird sich erst aufregen und dann wird er sich freuen. Da bin ich mir sicher..."
Sie seufzte leise und strich Elias zaghaft über die Wange.
"John zeigt allen seineschjöne Fassade, aber er ist ein Scheusal. Er hasst mich und er hat dich benutzt um mir eins auszuwischen, verstehst du? Doch du hast recht. Frage deine Eltern. Sie werden dir sicher einen Rat geben können."
Wenigstens kannte Elias jetzt Johns wahres Gesicht.
"Er ist ein Feigling. Sagst du es ihm ins Gesicht, wird er dich anlügen."

Elias

Elias grinste breit. "Und ob! Ich bin der verwegenste von allen." scherzte er und hauchte noch einen Kuss auf Aileens Lippen. Er konnte gar nicht genug davon kriegen und am liebsten hätte er sie nun nie wieder alleine gelassen.
Er legte die Hand auf Aileens, die gerade so sanft über seine Wange strich. "Ich habe so viel Vertrauen in ihn gesetzt ... ich hätte wirklich nicht gedacht, dass er so sein würde. Mir scheint, ich muss noch eine ganze Menge lernen." murmelte Elias nachdenklich.
Es war bitter so sehr enttäuscht worden zu sein, doch er konnte nicht die Augen davor verschließen und musste nun die Konsequenz daraus ziehen. Doch er wusste auch, dass er das mit Aileen an seiner Seite völlig problemlos schaffen würde. Sie gab ihm Halt und Sicherheit.

Helene

Nach der Hochzeit hatten sie den Weg nach Oxford angetreten. Helene konnte nicht sagen, ob sie den Ort mochte, der nun ihr Zuhause war, auch wenn Gabriel so davon geschwärmt hatte. Auch war Gabriel das einzige von Edwards Kindern, mit dem sie wirklich eine Bindung entwickeln konnte. Der Kleine war ihr ans Herz gewachsen. Zu Edwards Stiefkindern hingegen war sie ein wenig distanziert geblieben.
Und nicht nur zu ihr. Die Leute in Oxford schienen nicht recht zu wissen, wie sie sie einschätzen sollten, weil sie ständig Diskussionen mit Edward hatte.
Heute hatte sie Streit mit Edwards Haushälterin gehabt, die in der Zeit ohne Lady Oxford alles verwaltet hatte. Sie war sicher, dass Edward sie noch zur Rede stellen würde deswegen.
Seufzend sah sie aus dem Fenster ihres Gemachs, das sie mit Edward teilte. Warum auch immer sie es teilten, denn er hatte sie seit der Hochzeitsnacht kaum angefasst.

Seit einigen Tagen waren sie nun wieder in Oxford und Edward hatte Helene immer ein wenig beobachtete, besonders wenn sie mit den Kindern zusammen war. Aliz und Jonah gegenüber war sie höflich und schenkte ihnen auch ein wenig Beachtung, wenn sie es einforderten, doch sie blieb immer doch distanziert zu den beiden. Lediglich Gabriel hatte die Mauern, die Helene um sich herum errichtet hatte, einfach erstürmt. Der kleine Junge hatte Helene völlig vorbehaltlos angenommen und sie schien ihm wirklich zugetan, kümmerte sich freiwillig um ihn und schenkte ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
Was seine eigene Beziehung zu Helene anging, so würde Edward sie eher als düster beschreiben. Seit ihrer Hochzeitsnacht hatten sie das Bett nicht mehr miteinander geteilt. Er hatte zwar ab und an versucht ein wenig an sie heran zu kommen, doch schon ein Kuss war herausragend, denn meist begegnete sie ihm mit dieser ihr eigenen eisigen Zurückweisung, so dass er gar nicht erst an sie heran kam.
Und das begann mittlerweile tatsächlich an ihm zu nagen, denn ob er wollte oder nicht, er fand Helene in gewisser Weise hinreißend. Sie war wirklich eine Schönheit und es stellte Edward jede Nacht auf eine neue Probe einfach so neben ihr im Bett zu liegen.
Aber nicht nur nachts, auch - oder besonders - tagsüber war Helene eine Herausforderung. Gerade eben hatte Edward eine lange Unterhaltung mit seiner Haushälterin hinter sich gebracht, die fast nicht mehr damit fertig geworden war über Helenes Verhalten zu wettern. Und er durfte das nun ausbaden.
Er betrat das Gemach und sah Helene am Fenster sitzen. Wenigstens war Gabriel gerade nicht bei ihr, sonst hätte er dieses Gespräch so sicher nicht führen können.
Er trat zu ihr ans Fenster und sah einen Moment lang hinaus, ehe er sich Helene zu wandte. "Ich hörte, es gab heute ein paar Probleme mit Hanna. Möchtet Ihr mir sagen, was vorgefallen ist?" versuchte Edward den Weg vorsichtig einzuschlagen, um Helene die Möglichkeit zu geben, sich zu erklären.

Helene

Helene hatte geahnt, dass er dieses Thema ansprechen würde, als er herein kam und eigentlich hielt sich ihre Lust darüber zu sprechen sehr in Grenzen. Langsam drehte sie den Kopf um Edward in die blauen Augen zu sehen und hob eine schmale Braue etwas an.
"Ich möchte gar nichts. Aber es sieht dieser alten Hexe ähnlich sich über mich zu beklagen. Ihr lasst ihr zu viele Freiheiten, sie ist nur eine Untergebene! Sie weigert sich mit mir zusammen zu arbeiten und belehrt mich fortwährend darüber, dass ich unfähig wäre einen Haushalt zu führen. Sie gibt mir nicht die Schlüssel, die mir zustehen. Das einzige Problem ist sie. Also habe ich ihr mitgeteilt, wo sie steht und wo ich stehe. Sie war nicht sehr angetan. Was also wollt Ihr von mir hören?", erwiderte sie beinahe ein wenig gelangweilt. "Ihr seid doch ohnehin nur hier um mir zu sagen, was ich falsch gemacht habe."

Edward zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich verbitte mir solche Beschimpfungen, Madame." erwiderte Edward ernst und lehnte sich mit dem Rücken dann an den kühlen Stein der Mauer. "Ihr irrt Euch, Helene." klärte er sie auf. "Ich bin hier, weil ich Hannas Version gehört habe, aber zu einem Streit immer zwei Personen gehören, also wollte ich Eure Version ebenfalls hören. Wenn sie Euch tatsächlich die Schlüssel nicht gibt, ist das nicht zu verzeihen, ich werde ihr umgehend sagen, dass sie die Schlüssel an Euch auszuhändigen hat. Dennoch, wie viele Freiheiten ich meinen Untergebenen lasse, ist noch immer meine Entscheidung. Hanna hat hier viel zu Stande gebracht und ich bin ihr zu Dank verpflichtet. Ich würde es daher begrüßen, wenn ihr miteinander auskommen würdet." machte Edward seinen Standpunkt klar.

Helene

"Ihr habt Euch Hannas Version angehört ohne vorher meine anzuhören. Diese Schlüssel stehen mir zu. Es ist nur recht, wenn sie sie mir übergeben muss. Aber es ist nicht allein Eure Entscheidung, welche Freiheiten sie hat, Edward. Ich bin Eure Gemahlin und als solche gehört es zu meinen Aufgaben den Haushalt zu führen. Sie lässt das nicht zu, also weise ich sie in die Schranken. Ihr seht also, diese Freiheit wiederrum steht mir zu. Einen gewissen Einfluss solltet Ihr mir also zugestehen, wenn Ihr wollt, dass ich meinen Pflichten nachkomme."
Ob er dieser Hanna nur deshalb so nach dem Mund redete, weil er sie in sein Bett geholt hatte?
"Ich werde erst dann mit ihr auskommen, wenn sie mich respektiert. Und das tut sie nicht."

Edward hatte dieses Gespräch vernünftig führen wollen, doch Helene schaffte es wieder einmal im Handumdrehen ihn zur Weißglut zu treiben. "Ja, das habe ich und wisst Ihr wieso ich mir Hannas Version zuerst angehört habe? Weil sie im Gegensatz zu Euch mit mir spricht! Ihr zieht es die meiste Zeit vor mich mit stiller Verachtung zu strafen, also wundert Euch nicht, wenn ich gewisse Dinge von anderen zuerst erfahre!" knurrte Edward verärgert. "Und kommt mir nicht damit, dass es unsere gemeinsame Entscheidung ist. Wenn das funktionieren soll, müsst Ihr endlich aufhören so zu tun als würde ich Euch immer alles schlechte dieser Welt wünschen und antun. Und wenn Ihr nicht ständig mit mir streiten würdet, würde Euch wohl auch das Gesinde besser aufnehmen." Edward verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich weiß wirklich nicht, was in Eurem Kopf vorgeht, Helene. Ihr beschwert Euch, dass niemand Euch Respekt erweist, aber Ihr selbst straft jeden hier nur mit Verachtung. Eure Meinung über mich stand schon fest, bevor Ihr mich überhaupt kanntet, nur weil ich Engländer war und Ihr nicht heiraten wolltet. Wenn Ihr die Menschen nicht respektiert, was bringt Euch dann auf die Idee, dass sie es mit Euch tun würden?"

Helene

"Ihr habt mich ja auch nicht gefragt. Für mich war die Sache geklärt, ich sah keine Notwendigkeit Euch damit zu behelligen. Wenn sie es doch tut, ist das nicht meine Schuld."
Helenes Lippen wurden schmal. "Ich tue doch gar nicht so, als würdet Ihr mir nur alles schlechte wollen. Aber ich mag Euch eben nicht. Soll ich mir alles gefallen lassen? Das Gesinde hat es gar nicht erst mit mir versuchen wollen, das ist viel eher die Wahrheit."
Das war so ungerecht. Sie hatte doch nie wirklich eine Chance gehabt. "Das tue ich nicht. Ich habe versucht mit ihnen gut auszukommen und sie zu respektieren. Aber ich bekomme nichts zurück. Stattdessen bekomme ich oft genug zu hören, dass alles bei Lady Julia viel einfacher war. Ich bin aber nicht Julia. Und Französisch spricht auch kaum jemand. Ich habe mir Mühe gegeben. Ihr wollt aber auch immer nur Schlechtes in mir sehen. Hanna will mich doch nur schlecht machen. Sie will Euch für sich haben."

Edward runzelte die Stirn. "Und wie genau stellt Ihr Euch vor, dass ich Euch frage, wenn ich nicht einmal von Eurem Streit wusste bis Hanna zu mir gekommen ist?" Er zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ach nein? Und wie darf ich Eure abweisenden Blicke und kühlen Bemerkungen dann verstehen? Als Zeichen Eurer Liebe?"
Edward löste sich von der Wand und trat auf Helene zu. "Und ich kann Euch auch verraten, wieso das so ist, Mylady. Weil die Menschen hier zu mir stehen. Und sie sehen, wie Ihr Euch mir gegenüber verhaltet. Das sorgt nicht gerade dafür, dass sie Euch in ihre Herzen schließen." Edward verengte leicht die Augen. "Nur Schlechtes in Euch sehen? Helene, ich wäre bereit Euch meine Welt zu Füßen zu legen, wenn Ihr mich nur lassen würdet." knurrte er leise. "Aber jedes Kompliment das ich Euch mache, tut Ihr mit einem Achselzucken ab - wenn ich Glück habe - und jede noch so kleine Annäherung sorgt dafür, dass Ihr mir Blicke zuwerft, die mich tot umfallen lassen würden, könnten Blicke tatsächlich töten. Glaubt Ihr, mir macht das Spaß?"
Im nächsten Moment kräuselten sich Edwards Lippen und er zog spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. "Sie will mich für sich? Was ist das denn für eine alberne Annahme?"

Helene

Helene hob die Augenbraue. "Ihr hättet das Gespräch mit uns Beiden suchen können, anstatt ewig ihren Beschwerden über mich zu lauschen. Aber was wundert es mich überhaupt noch? Ich bin immer die Schuldige."
Sie biss sich auf die Unterlippe. Sicher, sie war manchmal etwas zu unleidlich, aber das war doch nicht alles nur ihre Schuld. Trotzdem hatte sie immer das Gefühl, dass alles ihre Schuld war. Sie wollte morgens am liebsten nicht mehr aufstehen und sich nur noch verkriechen.
"Was erwartet Ihr denn von mir? Glaubt Ihr, mir macht dieses Leben Spaß? Ich bin gegen meinen Willen verheiratet worden mit einem Mann, den ich kaum kannte, mit einem arroganten, aufgeblasenen Engländer. Ich bin hierher gekommen in ein fremdes Land mit fürchterlicher Sprache und nur fremden Menschen, ich habe keine Freunde, keinen, der mich versteht. Alle hassen mich, als Hausherrin akzeptiert mich auch niemand, stattdessen begegne ich hinter jeder Ecke dem Schatten Eurer ersten Gemahlin und verliere den Vergleich jedes verdammte Mal.", brach es schließlich aufgebracht aus ihr heraus. Sie wurde normalerweise nie wirklich laut und sie schrie ihn nicht ab. Aber diesmal...
"Seht Ihr....Ihr nehmt mich schon wieder nicht ernst. Sie sieht Euch an, als wolle sie Euch auf der Stelle die Kleider vom Leib reißen."

Mit einem arroganten, aufgeblasenen Engländer
Edward biss zornig die Zähne aufeinander und als Helenes Stimme zusehend lauter wurde, packte er sie schließlich am Handgelenk und zog sie von der Fensterbank herunter und zu sich heran. "Was fällt Euch eigentlich ein?" knurrte er leise. "Ich habe mir das hier auch nicht ausgesucht, aber ich war bereit Euch eine erträgliche Ehe zu bieten, Euch ein annehmbarer Gemahl zu sein. War bereit, dass wir uns vielleicht nie lieben würden, aber wenigstens gut miteinander auskommen würden. Und was tut Ihr? Von der ersten Sekunde an, erklärt Ihr mir, wie sehr Ihr all das hasst, was mir am Herzen liegt. Mein Land, meine Sprache, die Leute, die mir schutzbefohlen sind, mich selbst ... sogar meine Stiefkinder lasst Ihr spüren, dass Ihr eigentlich nicht viel für sie übrig habt."
Edward schluckte leicht. "Und das aller schlimmste ist, dass ich Euch dennoch hinreißend finde, besonders, wenn Ihr Euch so fürchterlich aufregt. Jedes Mal, wenn Ihr Euch aufführt, wie eine Furie, weiß ich nicht, ob ich Euch lieber den Hals umdrehen oder Euch an mich ziehen will. Aber vermutlich würdet Ihr mir dann ohnehin nur die Augen auskratzen. Und weil Gabriel so fürchterlich an Euch hängt, muss in Euch ja etwas Gutes stecken, sonst würde der kleine Kerl Euch nicht so nachlaufen und Euch vergöttern."
Edward schnaubte leise. "Tja, da Ihr es ja nicht tut, müssen für diesen Part nun einmal andere Frauen da sein." fügte er dann noch bissig hinzu.

Helene

Helene zuckte zusammen, als er sie so heftig an sich zog und sie sich plötzlich so nahe waren. Sie schluckte. "Es ist doch so. England ist kalt und es regnet fortwährend, die Sprache verursacht mir Halsschmerzen und die Leute haben mir doch nie eine Chance gegeben. Ich vermisse mein Zuhause, ich vermisse Frankreich. Aber ich war immer gut zu Euren Kindern. Zu ihnen allen, auch wenn ich nur zu Gabriel wirklich eine Bindung aufbauen konnte. Er ist doch das Einzige, was mir hier ein bisschen Freude bereitet."
Die Gesichtszüge entglitten ihr etwas, als er ihr gestand, dass er sie anziehend fand. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. "An Euch ziehen? Das...kann ich kaum glauben.", murmelte sie verunsichert. Er mochte sie doch gar nicht.
Ihre Miene verschloss sich wieder. "Wenn Ihr es so nötig habt, dass Ihr Euch das Gesinde ins Bett holen müsst. Wie soll ich es denn tun können? Ich konnte dem nichts abgewinnen und ich habe absolut keine Ahnung davon." Sie hatte ihre Unschuld in der Hochzeitsnacht verloren und eine angenehme Erfahrung war das auch nicht gewesen.

"Seht Ihr? Ihr tut es schon wieder! Erzählt mir, wie fürchterlich Ihr England und seine Sprache doch findet ... habt Ihr überhaupt einmal versucht all dem hier eine Chance zu geben? Oder gefällt Ihr Euch in der Opferrolle so gut? Die arme, hübsche Französin, die nun in das dunkle, kalte England mit seinen grausigen Bewohnern verheiratet wurde. Gefällt Euch das?" erwiderte Edward aufgebracht.
Ihre plötzliche Unsicherheit ließ ihn jedoch ins Stocken geraten und Edward spürte, wie ein Teil seiner Wut verrauchte. "Ja, an mich ziehen, Herrgott nochmal! Ihr habt gar keinen Ahnung, wie gern ich das tun würde, wenn Ihr so vor mir steht, mit Euren geröteten Wangen und diesen kleinen Haarlocken, die einfach nicht unter Eurer Haube bleiben wollen ... wenn Eure Augen so leuchten ..." Edward biss die Zähne aufeinander. "Ihr könntet mir aber immerhin noch eine Chance geben. Vielleicht würdet Ihr dann eines Morgens aufwachen und feststellen, dass es hier doch nicht so grässlich ist und das Gabriel nicht der Einzige ist, der für Euch etwas übrig hat."

Helene

"Es gefällt mir nicht, aber es ist nun einmal so. Ich komme aus wärmeren Gefilden. Es ist viel milder dort. Hier regnet es immerzu, da kann man ja nur traurig werden."
Edwards plötzlicher Ausbruch brachte ihre Entschlossenheit doch zum wanken. Sie hätte nie geglaubt, dass er etwas für sie übrig hatte. Und was ihm alles auffiel an ihr. Wann hatte er sie so genau angesehen?
"Ich..." Sie zögerte leicht. "Ich werde es versuchen und mich bemühen, Euch nicht ganz so abweisend entgegen zu treten.", gab sie schließlich etwas nach.
"Aber es ist schwer für mich hier Anschluss zu finden."

"Es regnet hier nicht immer zu. Die schöne Jahreszeit steht uns erst noch bevor und im nächsten Winter könnten wir den König eventuell in die Normandie begleiten." erwiderte Edward und versuchte damit einen kleinen Kompromiss zu schaffen. Vielleicht heiterte die Aussicht auf das Festland Helene ja ein wenig auf.
Edward spürte, dass er Helene zum Nachdenken gebracht hatte und ließ ihr Handgelenk los. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und er neigte leicht den Kopf. "Es würde mich freuen, wenn Ihr mir eine solche Chance gebt. Ich weiß, dass es für Euch schwierig ist, aber wir müssen uns beide zusammen nehmen und dann bin ich sicher, dass wir einen gemeinsamen Weg finden mit dem wir beide zufrieden sein können."

Helene

Helene hatte sich bemüht etwas netter zu Edward und auch zu allen Anderen in Oxford zu sein. Es war ihr nicht immer leicht gefallen, aber immerhin konnte man ihr nicht vorwerfen, sie habe es nicht versucht und kein Entgegenkommen gezeigt.
Sie hatte Edward vorschlagen wollen einen Ausflug mit den Kindern zu machen, um ihren guten Willen zu zeigen, doch ihr Ehemann war nicht auffindbar gewesen, egal, wo sie ihn gesucht hatte. Als sie nun die Küche betrat um die Mägde nach ihm zu fragen, war es erst einmal ungewöhnlich still.
Also ging sie vorsichtig weiter, spähte um die Ecke und erstarrte.
"Mon dieu!", entfuhr ihr schockiert. Da stand ihr Gemahl und bei ihm stand Hanna. Kein Blatt Pergament hätte mehr zwischen sie gepasst, Edward küsste sie und hatte die Hand auf Hannahs Gesäß liegen. Aber ihr erzählte er, das wäre alles Unsinn?
Sofort kehrte ihre Abneigung gegen ihn mit aller Macht zurück. "Ich wusste es..." Wütend fuhr sie herum und wollte sich zum gehen wenden.

Edward rechnete Helene hoch an, dass sie sich tatsächlich an ihre Worte hielt und sich sogar ihm gegenüber bemühte. Doch wenngleich sie nun ab und an vernünftige Gespräche führten und auch etwas Zeit miteinander verbrachten - das Bett hatten sie noch nicht wieder geteilt. Und Edward war noch nie ein Mann gewesen, der freiwillig enthaltsam gelebt hatte. Während seiner Ehe mit Julia hatte er generell davon abgesehen in Oxford zu einer Dirne zu gehen oder sich mit einer Magd einzulassen und er war Julia nur untreu geworden, wenn er längere Zeit von ihr getrennt gewesen war. Bei Helene verhielt sich die ganze Sache jedoch gänzlich anders und er hatte keine Skrupel gehabt sich auf jetzt wieder auf Hanna einzulassen als sie beide allein in der Küche waren und sie ihm mit einem Blick zu verstehen gab, dass sie nicht abgeneigt wäre.
Er hatte Hanna an sich gezogen, die Hände über ihre üppigen Rundungen wandern lassen und hatte sich in dem Kuss verloren, den sie beide teilten - als plötzlich eine ihm vertraute Stimme hinter ihm erklang.
Edward ließ von Hanna ab und drehte sich herum, blickte in die verärgert blitzenden Augen seiner Gemahlin und seufzte leise.
"Helene ..." begann er, doch da wandte sie sich bereits ab. Edward warf Hanna einen entschuldigenden Blick zu. "Ich fürchte, das muss ich klären. Aber später könnten wir ruhig an dieser Stelle weiter machen ..." murmelte er leise, dann eilte er Helene nach und holte sie noch vor der Tür ein.
"Helene, ich bitte Euch, macht daraus nicht mehr als es ist."

Helene

Helene kam sich reichlich dumm vor. Sie hatte ihm geglaubt, als er gesagt hatte, er habe etwas für sie übrig. Offenbar hatte sie diese Aussage ziemlich falsch gedeutet. Überraschenderweise war sie wirklich enttäuscht, so als ob sie gerade angefangen hätte sich auf ihn einzulassen.
Sie drehte sich abrupt zu ihm herum, als er sie aufhielt und funkelte ihn wütend an. "Ich soll nicht mehr daraus machen als es ist? Ihr habt mich schon wieder angelogen! Ihr habt so getan, als wäre ich eine dumme Gans, als ich Euch genau das vorgeworfen habe! Als würde ich es mir einbilden. Ihr verlangt von mir mir Mühe zu geben und das habe ich getan. Aber je mehr ich mich bemühe, desto weiter scheint Ihr Euch von mir zu entfernen. Ihr habt Euer Eheversprechen gebrochen! Wie also soll ich noch mehr daraus machen?"

Edward hob abwehrend die Hände. "Genau genommen, habe ich das nicht. Ich habe nie behauptet, dass nichts zwischen Hanna und mir gewesen wäre, ich habe habe lediglich Eure Darstellung der Dinge für übertrieben gehalten." Edward fuhr sich durch den roten Schopf und schüttelte dann den Kopf. "Helene, das ist doch vollkommen bedeutungslos für uns ... Habt Ihr etwa gedacht, ich würde enthaltsam leben bis Ihr vielleicht irgendwann entscheidet doch das Bett mit mir zu teilen? Ich bitte Euch! Welcher Mann würde das schon tun?" erwiderte er und war erleichtert, dass Helene weder seinen Vater noch seinen Bruder so gut kannte, um diese als Argument gegen ihn ins Feld zu führen.
"Helene, ich bitte Euch, beruhigt Euch wieder." bat er mit samtweicher Stimme. "Es tut mir Leid, dass Ihr das sehen musstet, ich wollte Euch damit wirklich nicht kränken."

Helene

"Nein, das habt Ihr nicht. Ihr habt gesagt, meine Vermutung, dass da etwas zwischen Euch wäre, sei nichts als Unsinn. Also habt Ihr mich sehr wohl angelogen, Edward.", erwiderte Helene scharf.
"Für mich ist das nichtg bedeutungslos, wenn Ihr Euch wahllos durch das Gesinde schlaft. Und ja, eigentlich solltet Ihr enthaltsam leben. Woher soll ich wissen, was andere Männer tun? Ich war noch nie verheiratet."
Helene verschränkte die Arme. "Ich will mich aber nicht beruhigen.", zischte sie wütend. "Und Eure Entschuldigungen sind nicht einmal die Zeit wert, die Ihr dazu verwendet sie auszusprechen. Sobald ich fort bin, werdet Ihr ja doch wieder zu ihr gehen. Aber bitte, tut, was immer Ihr wollt. Ich werde Euch nie wieder etwas glauben geschweige denn dass ich auf die Idee käme Eurer Bett zu teilen. Nicht, wenn Ihr vorher sämtliche Mädge entehrt habt."

Edward trat auf Helene zu und verengte die Augen. "Und eigentlich solltet Ihr mit mir das Bett teilen, denn immerhin gehört das zu Euren ehelichen Pflichten. Also sollten wir vielleicht besser nicht davon anfangen, was wir sollten und was nicht." knurrte Edward verärgert.
"Oh, Ihr macht mich wahnsinnig, Helene! Was denkt Ihr eigentlich wer Ihr seid? Dass Ihr so mit mir zu sprechen wagt ..." Edward hätte nicht wenig Lust sie zur Räson zu bringen, aber tatsächlich war er nun einmal niemand, der Hand an eine Frau legte. Auch wenn es ihm bei Helene durchaus in den Fingern juckte.
"Und wenn Ihr meine Entschuldigungen ohnehin nicht hören wollt, dann geht mir tatsächlich besser aus den Augen. Ehe ich mich doch noch vergesse!" brachte er zornig hervor und hoffte, dass Helene nicht wusste, dass es nur eine leere Drohung war, die er dort aussprach.

Helene

"Nun, Ihr habt es nicht mehr versucht. Wenn Ihr so gern wollt, hättet Ihr Euch nehmen sollen, was Euch zusteht. Wenn es Euch nicht stört, dass Eure Frau es hasst bei Euch zu liegen. Wenn Ihr es tun wollt, tut es. Ich weiß, dass es meine Pflicht wäre. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Euch genauso wenig Vergnügen bereitet wie mir."
Helene lächelte spöttisch. "Wer ich bin? Eure Gemahlin. Seht Ihr, ich bin schon wieder an allem Schuld. Ihr macht den Fehler und ich bin die Schuldige. Ein nettes Prinzip, so schön einfach für Euch. Ehe Ihr Euch vergesst also...ich habe keine Angst vor Euch. Aber da ich keinen Sinn hierin sehe, werde ich nun also gehen."
Sie wandte sich ab. Auch sie hatte gelogen. Sie hatte manchmal durchaus Angst vor Edward, wenn er wütend wurde.