William und Joanna - ab 1190 bis 1191

Elena

Elena nickte fröhlich. "Ich auch nicht. Es wird mein Leben vollkommen verändern." Sie wusste, er würde sie mit ganz neuen Augen sehen, wenn sie erst einmal als Ärztin agierte. Dann war sie nicht mehr nur die einfühlsame Pflegerin, dann war sie eine fähige Ärztin, die ihm ebenbürtig war. Sie würden sich auf Augenhöhe begegnen.
Elena lachte leise. "Deine Schwester ist unglaublich, ich mag sie wirklich gern. Ich werde mit ihr die Vorbereitungen durchsprechen, sie hat das alles ja schon mitgemacht. Deine Mutter wird sicherlich auch Feuer und Flamme sein. Aber meinst du, sie mag mich?"
John kannte sie gut und sie mochte ihn sehr, aber Constance kannte sie eher flüchtig und vom sehen, dabei war ihr die Meinung von Lucas' Mutter sehr wichtig.
"Wir müssen ja gar nicht zu viele Leute einladen."

Lucas

Lucas grinste schief. "Ja, unglaublich ist sie in der Tat. Und so wie ich Cathie kenne, hat sie auch schon allerhand Pläne für unsere Hochzeit, so dass du dir nur noch aussuchen musst, was dir am besten gefällt." Er hatte es seiner Schwester schon angesehen, als diese ihre Hilfe angeboten hatte. Das Funkeln in ihren Augen hatte Bände gesprochen.
Lucas griff nun auch nach Elenas zweiter Hand und lächelte. "Natürlich mag sie dich. Sie mag grundsätzlich erst einmal jeden, der ihr nicht Anlass zum Gegenteil gibt und dich wird sie lieben, weil sie der Meinung ist, dass es mehr als Zeit ist, dass ich einmal mehr tue als von früh bis spät im Hospital zu sitzen." erklärte er augenzwinkernd. Nein, seine Mutter würde wirklich kein Problem darstellen, sie war eine herzensgute Frau.

Elena

"Vermutlich hast du Recht. Das wäre allerdings durchaus angenehm, so bleibt mehr Zeit für die wesentlichen Dinge. Ich muss mir noch ein Kleid für die Hochzeit nähen, das wird wohl ein bisschen Zeit kosten.", erklärte Elena eifrig.
"Ich freue mich so sehr darauf dich zu heiraten, ich kann es kaum erwarten." Elena lächelte erleichtert. "Danke. Das ist wirklich gut zu hören, ich habe mir ein bisschen Sorgen gemacht. Und sie hat recht, du arbeitest zu viel. Das ist eine Berufskrankheit, aber wir sollten es wohl ein wenig reduzieren, wenn wir verheiratet sind."
Sie würde plötzlich eine angesehene Frau werden, das war gewöhnungsbedürftig. "Du stellst mein Leben völlig auf den Kopf. Aber das ist gut so."

Mary sah aus dem Fenster und lies den Blick schweifen. Sie liebte diesen Anblick, wenn die Welt unter einer feinen, glitzernden Schneedecke begraben lag und den Anschein erweckte als wäre sie unter dieser eigentümlichen Decke tatsächlich zur Ruhe gekommen. Aber genauso sehr freute sie sich auf den Frühling, darauf, dass die ersten Blüten hervorkamen, die ersten kleinen Tiere auf die Welt kamen und ihre Umgebung in eine wundersame Geschäftigkeit trieben ... und darauf, dass ihr Bauch zu dieser Zeit immer runder werden würde.
Sie hatte sich ihrer Mutter bereits anvertraut als sie noch nicht sicher gewesen war, mittlerweile wusste sie aber ohne Zweifel, dass sie wieder schwanger war und hatte entschieden es Charles heute zu sagen, sobald er von seinem morgendlichen Rundgang zurück war. Sie litt zu ihrer großen Erleichterung nicht unter Morgenübelkeit, fragte sich aber dennoch, ob Charles vielleicht schon verdacht geschöpft hatte. Manchmal hatte er ein Auge für die noch so kleinsten Veränderungen.
Aber sie freute sich darauf, es offiziell machen zu können. Ihr kleiner Charlie wurde in diesem Jahr zwei Jahre alt, es war also in ihren Augen genau der richtige Zeitpunkt.
Versonnen fuhr sie mit den Fingern an dem kühlen Stein der Mauer entlang. Wie seltsam es doch war, sie trug ein weiteres Kind unter dem Herzen und ihre süße Leanna wurde nun schon zehn Jahre alt ... dabei kam es ihr vor als hätte sie das Mädchen gestern erst im Arm gehalten.

Charles

Charles betrat fröstelnd seine Gemächer und strich sich ein wenig Schnee von den Schultern. Er mochte den Winter, wenn er ihn von einem warmen Kaminfeuer aus durchs Fenster sehen konnte, aber nicht, wenn er durch den Schnee stapfen musste.
Das kalte, feuchte Wetter ließ seine Kniebeschwerden immer ein wenig schlimmer werden, sodass er mehr denn je auf den Stock angewiesen war, während er im Frühjahr beinahe ohne seine Hilfe laufen konnte, wenn auch nicht ganz problemlos.
"Fürchterlich, dieser Winter. Er könnte endlich vorbei sein, die Pferde sind auch schon ganz mürrisch und Felix ist eben wie ein nasser Klumpen Fell an mir vorbei geschlichen in die Halle, um sich vor das Kaminfeuer zu legen."

Mary hörte Charles' Schritte schon auf dem Gang, löste sich aber erst von dem winterlichen Anblick draußen als er das Gemach betreten hatte. Sie drehte sich herum und lächelte amüsiert. "Tja, Cassy hat es richtig gemacht und ist gleich hier bei mir im warmen geblieben. Sie scheint etwas klüger als unser Katerchen zu sein." Bemerkte sie grinsend und streckte Charles dann eine Hand entgegen. "Leg deinen Mantel ab und komm zu mir. Wenn man hier aus dem Fenster sieht, ist der Winter gleich wieder sehr reizvoll." Außerdem liebte sie es am Fenster zu stehen oder zu sitzen und die Gedanken schweifen zu lassen. Von hier konnte man weit über die Burgmauern hinweg in die Landschaft sehen, es war wundervoll.

Charles

Charles grinste leicht und warf einen Blick auf das schlafende, weiße Fellknäuel, das auf dem Fell vor dem Kamin schlummerte und leise schnarchte. "Das hat sie. Sie mag klüger sein, vielleicht liegt das bei der alten Dame aber auch nur an ihrem Vorsprung an Lebenserfahrung."
Er folgte ihrer Aufforderung und legte seinen Mantel zur Seite, lehnte den Stock an die Wand und humeplte zu ihr hinüber.
Er griff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf, ehe er sich zu ihr auf die Fensterbank setzte. "Und, was hast du so getrieben, meine Liebste? Nur deinen Gedanken nachgehangen und den Winter von hier drinnen genossen?"
Er warf einen Blick aus dem Fenster. "Du hast recht, deutlich reizvoller als draußen."

"Vielleicht. In dem Fall kann Felix ja hoffen, dass er auch noch so klug wird wie sie." Erwiderte Mary verschmitzt.
Als Charles sich zu ihr setzte, rutschte Mary näher und schmiegte sich an ihren Gemahl. Ein leises Lachen kam über ihre Lippen. "Erst einmal habe ich unsere Kinderschar mit Aufgaben und Unterricht versorgt, soweit das möglich war. Und seit ungefähr einer halben Stunde genieße ich hier die Ruhe, die Wärme des Kamins und den schönen Ausblick und hänge meinen zahlreichen Gedanken nach." Berichtete sie und hauchte Charles einen Kuss auf die Wange. "Und wie ist es außerhalb unseres behaglichen Gemachs?" Erkundigte sie sich dann.

Charles

Charles hob die Schultern. "Das kann er, er ist ja noch ein Jungspund. Allerdings hat er schon für genug Nachkommenschaft gesorgt, wir werden also nie in die Verlegenheit kommen, dass die Mäuse unsere Vorratskammer befallen."
Er legte den Arm um seine Frau und küsste sie auf die Schläfe. "Das klingt gut, dann sind sie ja alle noch eine Weile beschäftigt und uns bleibt ein bisschen Zeit für uns allein. Lässt du mich an deinen zahlreichen Gedanken teilhaben? Was beschäftigt dich?"
Charles seufzte leise. "Du meinst außer kalt und nass? Alles läuft seinen Gang, allerdings haben Edgar, Will und die Hälfte meiner Ritter sich einen Schupfen eingefangen und sind ein bisschen wehleidig. Wird hoffentlich auch vorbei gehen. Ansonsten befindet sich alles noch in recht winterlicher Trägheit, Boten kommen kaum durch dieses Wetter."

"Gut so. Solange wir nicht bei jedem Schritt auf eine Katze treten, ist es mir nur recht, wenn sie die Burg ein wenig bevölkern und das Ungeziefer fern halten." bemerkte Mary und kuschelte sich an Charles als er den Arm um sie legte. "So ist es. Ich dachte mir schon, dass dir das gefallen würde, sobald du zurück bist. Und später können wir dann ein wenig Zeit mit der Rasselbande verbringen." Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihre Lippen. "Der Winter, der Frühling, die Kinder ... all diese Dinge. Und die Tatsache, dass ich wieder einmal besonders froh darüber bin, dass du nicht mehr in irgendwelche Kriege ziehst. Die Vorstellung, du wärest jetzt wie mein Bruder auf diesem elenden Kreuzzug macht mich schon ganz krank. Es ist gut, dass du hier bist." Nicht so wie bei Charlie, als Mary hier zu Hause gesessen und gebetet hatte, ihr jüngster Sohn würde seinen Vater kennen lernen.
Sie lachte auf und strich Charles über die Wange. "Ja, außer nass und kalt. Wie gut, dass du dem erst einmal entronnen bist." Sie lächelte und nickte. "So so, die armen Krieger leiden. Ich werde der Köchin nachher auftragen eine extra Portion heißer Suppe für sie zu kochen, vielleicht muntert sie das ein wenig auf." Mary schmunzelte. "Winterliche Trägheit vor dem frühlingshaften Sturm."

Charles

"Ach, sie vertreiben sich schon gegenseitig und verstreuen sich. Aber ein paar Katzen zu haben hat durchaus seine Vorteile. Ich bin nur froh, dass Cassy sich an ihnen nicht stört. Sie duldet ja sogar manchmal, dass Felix sich an sie kuschelt, damit sie gemeinsam vor dem Kamin schlafen können.", erklärte Charles amüsiert.
"So, besonders froh? Du bist doch immer froh darüber, dass ich hier bin und nicht mehr für die Schlacht tauge. Ich gebe zu, wirklich traurig bin ich darüber auch nicht. Dieser Kreuzzug wäre nichts für mich. Ich habe euch viel zu gern in meiner Nähe, als dass ich so lange verzichten könnte.", stellte er fest.
"Oh, ich bin sicher, da sagen sie nicht Nein. Gerade Will und Edgar essen doch wie zwei ausgewachsene Männer, weil sie noch im Wachstum sind."

Mary grinste zufrieden. "Stimmt, ich bin außerordentlich froh, dass du nicht mehr für die Schlacht taugst." bemerkte sie und gab Charles einen Kuss. "Aber ich bin besonders froh, dass du nicht mit nach Jerusalem ziehst, weil es mir vollkommen gereicht hat, Charlie zu bekommen und nicht zu wissen, ob der Junge seinen Vater je würde kennen lernen können oder ob er so winzig wie er war schon zum Waisen werden würde. Einmal reicht mir das." erklärte sie scheinbar beiläufig, gespannt, ob Charles ihre Andeutung verstehen würde.
Mary konnte nicht anders als zu lachen. "Essen nennst du das? So wie die beiden die Speisen in sich hinein schaufeln, kann man ja kaum noch von Essen reden." bemerkte Mary amüsiert. "Aber ich will sie nicht hindern, du hast recht, sie stecken noch mitten im Wachstum und ich bin ja froh, dass sie sich so gut machen." Sie lehnte den Kopf an Charles' Schulter. "Wo wir gerade bei 'sich gut machen' sind ... wie macht sich Daniel? Es ist so verrückt, wenn ich daran denke, wie ich ihn damals als Jungen kennen gelernt habe und nun ... ich bin immer noch verblüfft, wie erwachsen er geworden ist."

Charles

Charles hob eine Augenbraue an. "Einmal reicht aus?" Sein schmales Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. "Ah, du bist sicher? Ich hatte so eine Ahnung, dass du vielleicht wieder ein Kind unter dem Herzen trägst, aber natürlich konnte ich mich auch irren."
Er gab ihr einen zärtlichen Kuss und legte die Hand behutsam auf ihren Bauch. "Das ist eine wunderbare Nachricht, ich freue mich sehr darüber. Charlie wird schon zwei, es ist der perfekte Zeitpunkt, nicht wahr?" Charles lachte leise auf.
"Oh, da hast du auch wieder recht. Daniel? Er macht sich hervorragend. Er ist fleißig und willig, ein kluger Kopf, ich habe jeden Grund stolz auf ihn zu sein. Er ist in der Tat erwachsen geworden, das lässt mich mich ein wenig alt fühlen."

Mary beobachtete Charles aufmerksam und ihr wurde ganz warm ums Herz als sich ein Lächeln auf seinen Lippen zeigte. Schmal, man könnte es beinahe sparsam nennen, aber wenn man genau hinsah, so voller Wärme ... Mary musste innerlich über sich selbst den Kopf schütteln, weil sie manchmal noch immer wie ein junges, verliebtes Ding auf solche Kleinigkeiten reagierte. Aber es war auch genau das, was ihre Ehe so reich machte, dass sie beide sich auch nach den ersten gemeinsamen Jahren noch so sehr liebten. "Ja, ich bin sicher." bestätigte sie zufrieden. "Und nicht mehr lange, dann wirst zumindest du es auch schon sehen können." Mary legte die Hand auf Charles' auf ihrem Bauch und erwiderte genüsslich den Kuss. "Ja, der Zeitpunkt ist perfekt und ... es ist so ... so ein berauschendes Gefühl einer Schwangerschaft so gelassen entgegen sehen zu können." Jetzt wo sie Charles an ihrer Seite wusste, Charles, der für sie da war, sie nie unter Druck setzte. Beinahe vergessen waren die ersten Jahre ihres Ehelebens in denen sie sich vor jeder Schwangerschaft regelrecht gefürchtet hatte, aus Sorge ihren Gemahl auf ein neues zu enttäuschen und dabei immer weiter ausgezerrt zu werden.
"Ach was, Charlie und unser jüngstes werden die vom alt fühlen schon abbringen. Aber es ist schön, dass Daniel dir so viel Freude macht. Hast du schon einmal über eine Vermählung für ihn nachgedacht? Ich bin sicher, du hast schon so einige Anfragen von Lords mit ach so hübschen Töchtern bekommen, hm?" Und nur noch wenige Jahre, dann würden es Anfragen um Leannas Hand sein, die sie bekamen ... Mary erschauderte leicht bei diesem Gedanken.

Charles

Charles lächelte zufrieden. "Sehr gut. Ich mag es, wenn es ist wie ein kleines Geheimnis. Niemand außer mir kann es sehen und darum ist es noch etwas zwischen uns. Und ich liebe es deinen Bauch zu berühren, wenn du unser Kind trägst. Du blühst noch mehr, wenn es so ist. Tja, Lady Kent, ich bin einfach vollkommen rettungslos vernarrt in dich. Ich würde dich niemals unter Druck setzen deswegen. Du hast unter Gerard genug gelitten, du sollst glücklich sein."
Er lachte leise und fuhr durch ihr blondes Haar. "Du hast recht, das werden sie. Und sie werden uns noch sehr lange Freude bereiten. Für Daniel beginnt ein neuer Abschnitt, ich denke, er hat bald den Ritterschlag verdient. Ich...habe schon Anfragen bekommen, aber ich möchte, dass er seine Braut wählen darf. Er soll so glücklich werden wie ich es bin. Daniel und ich werden diese Dinge gemeinsam entscheiden."

Mary schenkte Charles ein strahlendes Lächeln. " Und du wirst noch viel Gelegenheit haben meinen Bauch zu berühren während er immer dicker wird." Bemerkte sie verschmitzt. Dann bedachte sie Charles mit einem zärtlichen Blick. "So vernarrt wie ich in dich, Mylord of Kent. So wie ich in dich." Erwiderte Mary und küsste Charles zärtlich. "Und glücklich bin ich, dafür sorgst du jeden Tag aufs Neue."
Mary hatte die Augen halb geschlossen als Charles' Finger durch ihr Haar glitten, dann lachte sie leise auf. "Ich glaube, Daniel hatte sehr großes Glück, dass du mich geheiratet hast. Und wirgendwie wollen doch beide, dass die zukünftige Lady Kent ein anständige Frau ist." Vor ihrer Ehe hätte Charles seinen Sohn sicher nicht unglücklich sehen wollen, aber der politische Aspekt einer Ehe wäre wichtiger gewesen. "Ich bin froh, dass du so denkst. So werden such meine süßen Mädchen eines Tages hoffentlich ebenso glücklich wie ich es jetzt bin."

Charles

"Das hört sich gut an." Als er diese unglückliche Frau damals kennengelernt hatte, hatte Charles nur ein Ziel gehabt: die Traurigkeit aus ihrem Blick zu vertreiben. Es war ihm nachhaltig gelungen und darüber war er sehr glücklich.
"Ja, du hast sicher Recht. Sie soll eine anständige Frau sein und Daniel soll glücklich werden. Er ist noch jung, ihm bleibt viel Zeit. Und natürlich werden auch die Mädchen ein Mitspracherecht bei ihrer Eheschließung haben. Wir werden sie nicht drängen und sie nicht gegen ihren Willen verheiraten, nur Vorschläge machen. Aber sie sind noch so klein, da bleiben uns noch ein paar Jährchen Zeit. Aber dann werden sie Schönheiten sein wie ihre Mutter und sie werden ebenso glücklich werden wie ihre Mutter es nun ist."

Mary nickte zufrieden. "So soll es sein. Aber so klein ... sag das nicht zu laut, wenn Leanna in der Nähe ist, sie wird dich dafür tadeln, immerhin ist sie schon eine kleine, feine Dame." bemerkte Mary augenzwinkernd. "Aber im Ernst, wenn ich daran denke, dass sie nun schon zehn Jahre alt wird ... zum einen habe ich dann das Gefühl selbst schon steinalt zu sein und zum anderen führt mir das vor Auge wie schnell auch die letzten Jahre rum sein werden bis sie heiraten kann und ehe ich mich versehe, ist sie aus dem Haus, obwohl ich sie gestern erst noch auf dem Arm gehalten habe."
Mary sah Charles in die Augen und lächelte sachte. "Du Charmeur. Aber es würde mich sehr glücklich machen, wenn die Mädchen in den Genuss kommen, einen solchen Mann an ihrer Seite zu haben, wie ich ihn nun habe. Jemanden, der sie so unglaublich glücklich macht und sie nimmt, wie sie sind und genau dafür liebt."

Isabella beobachtete ausgesprochen glücklich, wie ihr Mann mit dem kleinen William spielte, während Sybil sich mit ihrer Puppe beschäftigte. Er war ein so wunderbarer Vater für ihre beiden Kinder und all die Sorgen und Ängste, die sie ihrer Kinderlosigkeit wegen ausgestanden hatte, waren Vergangenheit geworden.
Sie konnte einfach nur zufrieden sein mit ihrem Leben, so wie es nun war. Sie hatten ein wirkliches Zuhause gewonnen hier in Pembroke und die Leute mochten William und seine schöne, sanftmütige Gemahlin wirklich gern.
Isabella saß auf der Fensterbank und trank eine Tasse Tee. Es war ein entspannter Nachmittag, genau richtig für Zeit mit der Familie. Und für ein paar gute Neuigkeiten, die sie ihrem Mann überbringen wollte, wenn sie einen Moment Ruhe hatten.

William Marshal war zufrieden mit dem Lauf der Dinge. Isabella und er hatten sich in Pembroke gut eingefunden und es war in Kürze zu einem wunderschönen zu Hause für sie geworden. Er war gerne hier und genoss es über die Maßen, einen Ort zu haben, an dem er sich mit seiner Familie zurückziehen konnte - ein kleines Gegengewicht zu all dem Trubel am Hof.
Und besonders genoss er die Stunden, die sie gemeinsam verbrachten, Isabella, die Kinder und er. Es waren so kostbare Momente, die William immer ausgiebig genoss, so wie auch heute. Er hatte mit seinem kleinen Sohn gespielt, der nun aber ganz offensichtlich fürs erste genug hatte und hinüber zum Kamin stapfte vor dem einer der Hunde lag. Kurzer Hand legte der kleine William sich zu dem Rüden, der nur einmal kurz den Kopf hob und seinen menschlichen Besucher dann ohne mit der Wimper zu zucken neben sich duldete.
William grinste bei dem Anblick und ließ sich seinerseits neben Isabella nieder. "Ah, ich könnte mich wirklich an diese geruhsame Zeit gewöhnen." bemerkte er zufrieden und legte einen Arm um ihre Taille. Es war so friedlich hier, eine echte Wohltat.

Isabella lachte leise, als William sich zu ihr gesellte. "Unser Kleiner hat wirklich gar keine Scheu. Er liebt Tiere und sie lieben ihn. Da liegt er und schlummert, gut bewacht von Harvey." Da Harvey Williams bevorzugter Jagdhund war, durfte der Rüde das Gemach der Familie teilen und das tat er vorbildlich. Die meiste Zeit schlief er in einer Ecke, spielte mit den Kindern oder beobachtete seine Umgebung und knurrte, wenn in seinen Augen bedrohliche Situationen entstanden.
"Oh ja, daran könnte ich mich auch gewöhnen. Und so Gott will, haben wir ja auch erst einmal ein wenig geruhsame Zeit. Das wird uns allen gut tun."
Isabella küsste ihren Mann sanft auf die Wange.
"Gut, dass du so viel freie Zeit für uns erübrigen kannst, du wirst es in Zukunft noch mehr tun müssen."

"Ja, sie verstehen sich wirklich hervorragend. Das muss er von seiner Mutter haben." neckte er Isabella sanft, die ebenfalls viel für jede Art von Tieren übrig hatte.
William nickte und streckte die langen Beine aus. "Das hoffe ich auch. England hat etwas Ruhe verdient und wir ebenso." Und im Moment sah es wirklich so aus als wäre ihnen zumindest einige ruhige Wochen vergönnt, so dass sie den Winter im Kreise der Familie genießen konnten.
William zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. "So, und wieso muss ich das?" fragte er schmunzelnd. Er verbrachte gerne Zeit mit seiner Familie, er liebte es und er nutzte jede freie Minute, die ihm dafür blieb, weil er wusste, wie schnell sich die Zeiten wieder ändern konnte und er plötzlich wieder viel am Hofe eingespannt war.

:Isabella

Isabella grinste schuldbewusst. "Da könntest du allerdings Recht haben, ich kann flauschigem Fell einfach nicht widerstehen. Sie schauen mich einmal so herzzerreißend an und schon bin ich einfach verloren. Was glaubst du, warum so viele Katzen die Vorratskammer bewachen und deine Hunde sich schwanzwedelnd um ein paar Streicheleinheiten von mir bemühen?"
Isabella nickte langsam, dann breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus und ihre Augen funkelten. "Weil du bald mehr Zeit brauchst, weil ein kleiner Krümel mehr deine Aufmerksamkeit einfordern wird."
Und sie war selig gewesen, als sie festgestellt hatte, dass sie wieder ein Kind erwartete. Es schien, als hätte ihr Körper endlich eine Harmonie gefunden und es ging ihr gut genug für eine erneute Schwangerschaft. Ein wahres Geschenk Gottes.

"Und das ist so ein hinreißender Charakterzug von dir. Du kannst einfach jedem Lebewesen etwas abgewinnen." William strich versonnen über Isabellas Rücken, legte den Kopf ein wenig schief und lauschte ihr. Dann hellte sich seine Miene auf als er begriff und seine Augen strahlten förmlich.
"Wirklich? Du bist schwanger?" fragte er freudig und zog Isabella lachend in die Arme. "Oh das sind wunderbare Neuigkeiten Isabella. Wirklich wunderbar!" So lange hatte Isabella auf Kinder gehofft, hatte gebangt, dass sie womöglich keine bekommen konnten und dann war mit Sybil das erste Licht am Horizont aufgetaucht und nun schien die düstere Wolke endgültig fort zu sein, die ihre Ehe ein wenig beschattet hatte. William war es immer egal gewesen, sicher er wünschte sich Kinder, aber Isabella hatte an erste Stelle gestanden und hätte Gott für sie die Kinderlosigkeit vorher bestimmt, wäre das für William auch in Ordnung gewesen - Hauptsache er hatte seine Liebste bei sich.
William küsste seine Gemahlin zärtlich. "Da werde ich liebend gern noch mehr Zeit für euch aufbringen." murmelte er zufrieden.

"Danke. Ich bin wirklich froh, dass du das so siehst." William versuchte niemals sie zu ändern. Er versuchte ihre guten Seiten zu verstärken, ihre Gedanken ein wenig positiver werden zu lassen, aber er hatte immer akzeptiert wie sie war.
Sie legte die Arme um ihn und nickte. "Das bin ich. Nicht wahr? Ich bin auch so unendlich froh. William wird sicher so ein toller großer Bruder sein."
Und es war ihr völlig gleich, ob es ein Mädchen oder ein Junge wurde. Sie wollte nur ein weiteres gesundes Kind. Ihr Leben wurde nun wahrlich perfekt.
"Das klingt ausgezeichnet. Und im Moment ist es ja auch noch nicht allzu schwierig sich ein klein wenig Zeit mehr zu stehlen."