William und Joanna - ab 1191 bis 1192

Lucas

Lucas verdrehte leicht die Augen, war aber mehr als erleichtert, dass Elena zumindest noch solche Antworten geben konnte. "Ja ja, es hat dich überrascht. Dass wir aber schon seit Tagen darauf warten, dass es los geht, daran hast du nicht gedacht, hm?" murmelte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Komm, ich helfe dir hoch und wir bringen dich in ein freies Behandlungszimmer. Schlimm genug, dass wir beide ständig hier zwischen den Büchern und Pergamentrollen verschwinden, unser Kind muss hier ja nun nicht auch noch zur Welt kommen." bemerkte Lucas und half Elena vorsichtig auf die Beine. Er stützte sie sorgsam und führte sie dann hinaus auf den Gang.
Während sie langsam den Gang überquerten, rief er nach seinem Vater und brachte Elena in das nächstgelegene, freie Behandlungszimmer. Vorsichtig half er ihr dabei sich auf die Liege zu setzen und schnitt eine kleine Grimasse. "Ja, nur gut. Was hättest du gemacht, wenn ich dich nicht gesucht hätte, hm? Und du hast mich immer belächelt, weil ich ständig nach dir gesehen habe."

Elena

"Schon, aber ich dachte, es hätte noch Zeit. Es hat sich so ruhig verhalten, nichts ließ darauf schließen, dass es gerade heute soweit sein würde.", erwiderte Elena als Rechtfertigung.
Dankbar ließ sie sich von Lucas auf die Beine helfen und ging vorsichtig neben ihm her in eines der Behandlungszimmer. Jetzt war sie wirklich froh, dass John damals beim Bau des Hospitals auf abgetrennte Zimmer bestanden hatte, damit man in aller Ruhe und nicht vor aller Augen und Ohren behandelt werden musste.
Sie setzte sich schwer atmend auf die Liege und strich sachte über ihren runden Bauch. "Ich wusste, dass du mich suchst. Wir waren verabredet. Und wenn nicht hätte ich mich schon irgendwie bemerkbar gemacht."
Im selben Moment steckte ihr Schwiegervater den Kopf durch die Tür. "Herrje, der Nachwuchs war nun wohl doch ein wenig ungeduldig, hm? Ich schicke Gerald nach der Hebamme, mir ist immer lieber, wenn ich Agnes dabei habe. Hilf ihr doch schonmal aus dem Kleid, Lucas...damit machst du es ihr leichter und du hast etwas zu tun."
Sie Beide hatten schon unzählige Kinder auf die Welt gebracht, aber er ahnte, dass Lucas bei seiner eigenen Frau womöglich ein wenig empfindlich sein würde.

Lucas

Lucas seufzte theatralisch. "Unglaublich. Du bist kurz davor ein Kind zur Welt zu bringen und kannst mich immer noch belehren." bemerkte er kopfschüttelnd, aber ein leichtes Lächeln umspielte Lucas' Lippen. Er war nervös, sehr sogar, aber jetzt da er Elena gefunden hatte und sie hier im Hospital waren, wusste er, dass die Voraussetzungen optimal waren, es würde also schon alles gut gehen.
Als sein Vater herein schaute, nickte Lucas, erleichtert darüber, dass ihm ein bisschen Verantwortung abgenommen wurde - und wenn er ehrlich war, auch mehr als erleichtert, dass ihm jemand sagte, was er tun sollte. Das löste ihn nämlich etwas aus seiner geistigen Starre und vorsichtig half er Elena dabei das Kleid auszuziehen. "Kaum zu glauben, dass es nun wirklich soweit ist." murmelte Lucas leise. "Bals werden wir einen kleinen Knirps in den Armen halten können." Er strich Elena zärtlich über die Wange und hielt ihre Hand als die nächste Wehe einsetzte.

Elena

Elena lächelte matt. "Damit werde ich nie aufhören...Solange ich das noch kann, geht es mir gut." Sie wusste, sie war in den besten Händen und so konnte sie sich entspannen und sich auf dieses neue Abenteuer einlassen. Bereitwillig ließ sie sich von Lucas beim Entkleiden helfen und nickte. "Ja, ich kann es auch kaum glauben....so lange Zeit trage ich es mit mir herum und nun wird es da sein."
Sie war dankbar, dass er ihre Hand hielt und sie sich daran festhalten konnte, als die nächste Wehe kam. Es würde anstrengend werden, aber Lucas war bei ihr und würde nicht weichen.
Als schließlich die Hebamme kam und um Handumdrehen alles vorbereitete, Lucas mit einem prüfenden Blick bedachte und ihn schließlich fragte: "Du wirst mir aber nicht umfallen, Junge, oder?", lachte Elena leise auf und konzentrierte sich dann vollkommen auf das, was sie nun zu tun hatte.

Lucas

"Lange genug. Es wird auch wirklich Zeit." bemerkte Lucas lächelnd und zog sich einen kleinen Schemel mit dem Fuß heran als die Hebamme herein kam. Routiniert ging Agnes zu Werke und Lucas war froh, dass er heute nur neben dem Bett sitzen und Elenas Hand halten musste. Das reichte wahrlich aus.
Lucas zog die Augenbrauen in die Höhe und schnitt eine kleine Grimasse. "Ich werde schon durchhalten. Immerhin kann ich sitzen, da fällt man dann nicht ganz so leicht, auch wenn die Knie vielleicht etwas weich werden." erwiderte augenzwinkernd und hauchte einen Kuss auf Elenas Handrücken, ehe diese von der nächsten Wehe gepeinigt wurde und Lucas unweigerlich die Luft anhielt, so fest drückte Elena seine Hand.
"Sehr gut, meine Liebe, nicht mehr lang, dann geht es richtig zur Sache. Ich kann das Kindchen schon kommen sehen." berichtete die Hebamme mit einer solchen Gelassenheit, dass Lucas regelrecht neidisch wurde. Er selbst spürte nun wie anders es war, wenn die eigene Frau in den Wehen lag.

Elena

Elena hatte selbst einiges von Agnes gelernt, aber es selbst zu erleben, öffnete ihr die Augen für viele Dinge. Es war harte Arbeit ein Kind zur Welt zu bringen, das spürte sie am eigenen Leib, aber es tat unwahrscheinlich gut, dass Lucas ihr beistand und sie nicht alleine ließ.
Sie zog seine Hand vermutlich ein wenig in Mitleidenschaft, aber es kompensierte den Schmerz ein wenig seine Hand zu drücken.
Sie mobilierte alle Kräfte und schließlich nahm John der Hebamme ein winziges, krähendes Bündel ab. Elena lächelte erleichtert, aber sie konnte spüren, dass es nicht vorbei war. Ihr Körper gönnte ihr keine wirklich Entspannung, wie es eigentlich sein sollte, die Wehen verebbten nicht. Sie runzelte die Stirn und biss sich dann auf die Lippe.
Sie erkannte es im selben Moment wie die Hebamme es auch tat.
"Es sind Zwillinge..."

Lucas

Lucas hätte nie geglaubt, dass es so schwierig werden würde. Zwar überließ er diese Dinge lieber Agnes und seinem Vater, aber auch er hatte schon bei so mancher Geburt mitgeholfen, er wusste, wie schwer es für die Frauen war und kannte die Schreie der Wöchnerinnen. Aber Elena so kämpften zu sehen jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken und ihm wurde ein wenig flau im Magen. Trotzdem wich er nicht von ihrer Seite und schließlich nahm sein Vater ein kleines, schreiendes Kindchen von der Hebamme entgegen, um es zu waschen und in frische Tücher zu hüllen.
Lucas strahlte und atmete erleichtert durch als Elena plötzlich keuchte und seine Hand erneut mit unbändiger Kraft drückte. Irritiert sah er seine Frau an, dann ruckte Lucas' Kopf zu der Hebamme herum. "Zwillinge?" fragte er entgeistert. Wie hatte er nur so blind sein können? Wie hatte ihm das nicht in den Sinn kommen können? Sein Herz begann von neuem zu rasen als Elena wieder von den Wehen geplagt wurde. Noch war es nicht vorbei.
"Großer Gott ..." murmelte Lucas leise und schickte dann ein stummes Gebet zum Himmel.

Elena

Elena hatte zwar geglaubt, sie sei schon am Ende ihrer Kräfte, aber irgendwie gelang es ihr doch weiter zzu machen. Lucas Beistand gab ihr Kraft, auch wenn sie ggenau wusste, dass seine Sorgen sich gerade ins Unermessliche steigerten.
Doch sie würden den Teufel tun und aufgeben. Es dauerte auch gar nicht lange, bis auch das zweite Kind auf der Welt war. Elena ließ den Kopf zurücksinken und atmete durch, als John ihr schließlichihren erstgeborenen Sohn auf die Brust legte.
Ihr Herz lief beinahe über vor Liebe, als sie die kleinen Fingerchen sah und sie strich zärtlich über die rosige Wange.
Währenddessen hatte Agnes sich um das zweite Kind gekümmert und schließlich Lucas in die Arme gelegt. "Ein Mädchen..."

Lucas

Lucas dankte Gott inständig als endlich auch das zweite Kind auf der Welt war und mit kräftigem Gebrüll verkündete, dass es so gar nicht damit einverstanden war, den warmen Mutterleib schon verlassen zu haben. Lucas schloss einen kurzen Moment erleichtert die Augen und öffnete sie wieder als sein Vater zu ihnen trat und Elena den kleinen Jungen brachte. Er ergötzte sich etwas an diesem Anblick, doch ehe Lucas ganz darin versinken konnte, trat Agnes zu ihm und reichte ihm das zweite kleine Bündel.
Er war Vater geworden. Vater von zwei goldigen Kindern, einem Sohn und einem Mädchen.
Diese Erkenntnis schnürte Lucas die Brust zusammen und er musste schwer schlucken, um den Kloß im Hals herunter zu bekommen.
"Wie wundervoll sie sind." wisperte er leise und küsste Elena sanft auf die Wange. "Ich danke dir." Irgendwie erschien es ihm albern sich bei ihr zu bedanken, aber gleichzeitig kam es ihm wie das einzig richtige vor. Sie hatte ihm diese wundervollen Kinder geschenkt.
"Was denkst du, wie wollen wir sie nennen?"

Elena

Elena richtete den Blick auf Lucas, als dieser das kleine Mädchen in die Arme gelegt bekam. Es war so ein wundervolles Gefühl ihn als Vater zu sehen, sie hatte sich nicht ausmalen können, dass es so überwältigend sein würde.
Sie lächelte ein wenig erschöpft, als er sie auf die Wange küsste und war seltsam gerührt, als er sich bedankte. "Nur zu gerne, Liebster..." Es war letztendlich gar nicht so abwegig, dass sie Zwillinge bekommen hatte. Lucas war selbst ein Zwilling, es kam oft vor, dass das beim Nachwuchs dann auch weitergegeben wurde. Die Zwei waren zwar etwas klein geraten, schienen aber gesund und munter zu sein.
"Tristan und Megan...", schlug sie dann leise vor. "Ich habe mir in letzter Zeit viel den Kopf zerbrochen darüber. Wie gut, dass ich für beide Varianten etwas ausgesucht habe. Was denkst du?" Sie lächelte ihn zufrieden an.
"Wie fühlt es sich an für dich?"

Lucas

Lucas lachte leise. "Ein Wunder, dass du nicht Isolde vorgeschlagen hast." neckte er seine Frau sanft, denn Elena vertiefte sich nicht nur gern in Fachlektüre, sie liebte ebenso wie Lucas auch all die Geschichten, Sagen und Fabeln, die so zahlreiche kreative Köpfe ersannen und aufschrieben. "Tristan und Megan" wiederholte Lucas dann und betrachtete seine Kinder mit einem liebevollen Blick. "Ich finde, das sind ganz hervorragende Namen." beschied er zufrieden.
Lucas löste den Blick von seiner kleinen Tochter in seinen Armen und sah Elena wieder an. "Überwältigend. Ich ... kann es noch gar nicht richtig fassen. Und ich weiß gerade nicht, was mich mehr schockiert, die Tatsache, dass ich Vater geworden bin oder dass ich nicht vorher gemerkt habe, dass es Zwillinge werden." räumte er mit schiefem Grinsen ein.

Elena

Elena lächelte. "Das wäre doch ein wenig übertrieben, meinst du nicht?" So sehr sie diese Geschichten auch liebte, sie wollte ihren Kindern das nicht antun. So viele Menschen in ihrem Umfeld, die gebildet waren und diese Geschichte kannten und die Kinder darauf ansprechen würden. Das konnte man ihnen ersparen.
"Das finde ich auch.."
Sie bedachte Lucas mit einem zärtlichen Blick. "Vielleicht Beides. Da die Zwei aber nicht übermäßig groß sind, hat wohl niemand von uns damit gerechnet. Ich bin auf den Gedanken auch nicht gekommen, dabei ist es gar nicht so abwegig. Du bist auch ein Zwilling..."
Elena seufzte zufrieden. "Es war eine kluge Entscheidung unser Haus so nahe am Hospital zu bauen. So können wir mit den Beiden nachher nach Hause, wenn ich wieder ein bisschen Kraft geschöpft habe. Aber du musst eine zweite Wiege besorgen, Lucas. Darauf waren wir nicht vorbereitet."

Lucas

Lucas hob leicht die Schultern. "Das bin ich. Und gerade deshalb hätte ich eigentlich darauf kommen können. Rund genug warst du ja." murmelte er nachdenklich. Dann seufzte er leise. "Du könntest auch einfach eine Nacht hier bleiben und in Ruhe Kraft sammeln. Elena, du hast gerade zwei Kinder zur Welt gebracht, du musst nicht gleich wieder aufstehen und herum laufen." wandte Lucas ein und strich ihr mit der freien Hand über die Wange. "Aber um die Wiege werde ich mich gleich kümmern, keine Sorge. Auch werde ich gleich alles für die Taufe vorbereiten. Und vielleicht ... vielleicht sollten wir uns nach einer Amme umhören. Ich meine, es sind immerhin doppelt so viele Mäuler wie erwartet, die es zu stopfen gilt. Was denkst du?"

Elena

Elena hob die Schultern. "Es ist doch auch egal, Lucas. Es ist alles gut gegangen und den Beiden geht es ausgezeichnet." Sie war froh, dass alles so glatt gelaufen war und sie Lucas weitere Sorgen hatte ersparen können.
"Das könnte ich auch...aber lass uns bis heute Abend warten und sehen, wie es mir geht. Am liebsten wäre ich Zuhause, aber wenn ich mich zu schwach fühle, werde ich noch hier bleiben, versprochen. Das ist gut, wir sollten sie baldmöglichst taufen lassen."
Sie legte den Kopf schief. "Eine Amme? Ich weiß nicht..." Eigentlich hielt sie davon nicht allzu viel, wenn es nicht wirklich notwendig war.
"Lass es uns doch erst einmal so versuchen...Wenn ich zu wenig Milch für die Beiden habe, können wir immer noch nach einer Amme sehen."

Lucas

Lucas seufzte theatralisch. "Ja, es ist egal. Aber es kratz an meiner Ehre als Arzt, dass ich es nicht erkannt habe. Bei meiner eigenen Frau obendrein." erklärte er grinsend. "Ich weiß, ich hätte dich auch gerne zu Hause. Warten wir einfach ab. Und wenn du noch ein bisschen schwach auf den Beinen ist, quartiere ich mich heute Nacht einfach auch hier ein, in Ordnung?" Lucas wusste, dass es Elena leichter fallen würde hier zu bleiben, wenn er bei ihr war.
"Ich spreche gleich mit Hal. Er soll alles vorbereiten und morgen können wir die Tauffeier ausrichten." Lucas lächelte und gab Elena einen Kuss. "Das machen wir. Es war nur so ein Gedanke, dass wir für den Notfall auf eine Amme zurück greifen können." Es war ihm ja auch wesentlich lieber, wenn sie darauf verzichten konnten. Er fand es furchtbar albern, wie ach so hochgeborene Herrschaften meistens ihre Kinder behandelten. Sie wurden zu ihnen geholt, wenn man gerade einmal Zeit und Muße hatten und zu der Amme oder Kinderfrau gegeben, sobald die Kinder unbequem wurden. Lucas wollte etwas von seiner Familie haben und wollte seine Kinder selbst großziehen.

Elena

"Vielleicht hättest du es erkannt, wenn ich nicht deine Frau wäre. Diese Tatsache schmälert deine Objektivität ein wenig, will ich meinen." Elena lächelte ihn an und nickte. "Das ist eine gute Idee." So konnten sie trotzdem zusammen sein und die erste Nacht mit ihrem Nachwuchs gemeinsam erleben. Es würde seltsam sein, die Kleinen nun um sich herum zu haben. Aber sie freute sich wirklich auf dieses kleine Abenteuer.
"Gut. Cathie soll Megans Patin werden...sie hat so viel beigetragen zu unserer Ehe. Und überleg dir, wer die Vertretung für Eric übernehmen soll. Eigentlich hätte er Tristans Pate werden sollen, aber ich kann ihn ja nicht herzaubern. Vielleicht will dein Vater für ihn Pate stehen. Oder Azeem..."
Sie nickte. "Gut. Ich will möglichst viel von meinen Kindern haben. Und wenn sie groß genug sind, werde ich sie eben mit hierher bringen."

Lucas

Lucas lächelte und nickte etwas versöhnt. "Ja, womöglich. Du hast mich ja schon immer gut durcheinander gebracht." erwiderte er und strich dann seiner kleinen Tochter zärtlich mit dem Finger über die Wange. "Eine gute Idee, Cathie wird es gerne machen." Lucas seufzte leise und sah zu seinem Sohn hinüber, der seinen Platz bei seiner Mutter offenbar sehr geruhsam fand. "Es ist eine Schande, dass Eric nicht hier ist. Ich habe ohne ihn geheiratet und bin nun Vater geworden. Wer weiß wie viele Kinder wir haben bis er tatsächlich mal zurück kommt ..." murmelte Lucas, der seinen Bruder noch immer schmerzlich vermisste seit dieser im Heiligen Land war.
"Ich spreche mal mit Vater, wenn er keine Einwände hat, würde ich gerne Azeem darum bitten. Er ist ein guter Mann." Und Lucas arbeitete nur zu gern mit dem Mann seiner Schwester zusammen, sie verstanden sich einfach hervorragend.
Er grinste leicht. "Das wirst du schon, keine Sorge." Und er freute sich so sehr auf die Zeit, die ihnen nun bevorstand.

Robert hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht damit, dass seine Eltern ihre Reise unterbrechen und für Stephans Hochzeit zusammen mit Eleonore herkommen würde. Den jungen Mann freute es natürlich sehr, dass seine Großmutter kam und er seine Jane so endlich heiraten konnte. Diese hatte nämlich darum gebeten dabei sein zu dürfen.
Nun ritten gerade die ersten Pferde in den Hof und Robert eilte die Stufen hinunter. Kurz vor der Eingangstür traf er seine Frau.
"Bei Gott, Josie...schaff den Kerl raus, meine Eltern sind zurück! Du weißt, was passiert, wenn Vater ihn sieht. Ich wusste, das würde nur Ärger bringen!"
Doch letztendlich hatte Josephine ihn erweicht, wenigstens dann und wann Johns Besuche bei Diana zu gestatten, damit seine Tochter nicht so sehr litt.

Josephine sah ihren Gemahl die Stufen herunter eilen und sah ihn überrascht an. "Was?" Sie hatten gewusst, dass Eleonore anreisen würde, damit sie der Hochzeit von Stephan und Jane beiwohnen konnte, immerhin hatten die beiden deshalb extra mit ihrer Heirat gewartet. Josephine atmete zitternd durch und nickte dann. "Ja. Ja, ich schaff ihn weg." Zwar wusste sie noch nicht genau, wie ihr das gelingen sollte, aber vielleicht gab es irgendeinen Weg ihn in all dem Trubel, der in Kürze ausbrechen würde, ungesehen aus der Burg zu bringen.
Josephine wandte sich um und eilte die Treppen hinauf, weg von den Ankömmlingen im Hof und zu Dianas Gemach. Sie klopfte eilig an die Tür und huschte hinein als sie die Stimme ihrer Tochter von drinnen hörte. "Schnell, Ihr müsst gehen." erklärte sie an John gewandt, sah dabei aber ihre Tochter an. "Deine Großeltern sind mit Eleonore zurück gekommen, ich vermute wegen der Hochzeit. Wir müssen ihn hier heraus kriegen, sonst bricht die Hölle los."

John hatte wieder Diana besucht um nach ihr zu sehen und ihren deutlich runden Bauch zu bewundern. Es war einfacher, seit er Josephine auf seiner Seite hatte, die ihn immer hinein und wieder hinaus schmuggelte, ohne dass es jemand merkte.
Er war ein wenig erschrocken, als es klopfte. Nicht, dass ihn noch jemand entdeckte! Doch es war Josephine, mit keinen guten Nachrichten.
"Was?!" Auch Diana wirkte äußerst besorgt. "Wie willst du das anstellen, wenn der Hof voll ist, Mutter?" John griff nach seinem Mantel und zog ihn über, ehe er Diana noch einen Kuss gab.
"Wir werden schon einen Weg finden, keine Sorge. Aber deinem Großvater sollte ich wohl besser nicht begegnen."
Er legte nicht gerade wert darauf sich mit dem alten Earl duellieren zu müssen.

Josephine war erleichtert, dass John gar nicht erst versuchte irgendwelche Widerworte zu geben, sondern sogleich nach seinem Mantel griff. "Ich weiß noch nicht genau, Liebes, aber wir finden schon einen Weg. Es wird hier gleich von Leuten nur so wimmeln, ich denke, unsere Chancen stehen am besten, wenn wir das ausnutzen und ich ihn hinaus bringe bevor Ordnung eingekehrt ist. Ein einzelner Mann wird wohl nicht auffallen, wenn wir es geschickt anstellen." erwiderte Josephine während John sich anzog, dann versuchte sie sich an einem aufmunternden Lächeln für ihre Tochter und führte John eilig nach draußen.
"Oh, wie habe ich mich von Euch nur überreden lassen ..." knurrte sie leise. "Es war klar, dass Ihr nur Unheil bringt." missmutig eilte sie den Gang entlang, betete, dass es ihnen tatsächlich gelang unbemerkt hinaus zu kommen.

"Ich schätze, wenn ich einfach unauffällig durch die Menge husche, werde ich nicht auffallen. Mein Pferd steht im Dorf." John hob die Schultern. "Es wird schon gut gehen. Lasst uns gehen, bevor der Trubel sich legt."
Er folgte Josephine hinaus, die Kapuze übergezogen, und hoffte, dass sie einen Weg finden würden. Er legte nicht gerade wert darauf dem Earl über den Weg zu laufen.
"Ihr könnt nicht sagen, es wäre nicht Eure freie Entscheidung gewesen. Aber Ihr wisst doch, warum Ihr es tut. Für Diana....Wir lieben sie eben Beide."
Er seufzte. "Leider scheint es mir anzuhaften, dass ich nicht gerade Glück bringe. Egal, was ich tue. Ich kann nichts dafür."

"Hoffen wir es. Das Letzte, das ich will, ist, dass wegen Euch hier noch ein Unheil passiert." brummte Josephine und warf John im Gehen einen unwilligen Blick zu. "Oh, kommt mir bloß nicht damit!" hielt sie leise entgegen und stieß geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen hervor. "Ja ja, und am Ende habe ich noch Mitleid mit Euch. Still jetzt, wir müssen unauffällig sein." raunte sie ihm zu als sie die Treppe hinunter zur Halle erreichten. Von dort raus in den Hof und dann zu Gott beten, dass es gelang.
Wenn Roberts Vater John entdeckte, war Josephine sich nicht sicher, was geschehen würde. Aber etwas Gutes würde definitiv nicht dabei heraus kommen, so viel war sicher.

"Das will ich auch nicht. Ich will einfach nur ab und zu Diana sehen." John grinste verstohlen. "Das wollen wir ja nicht...", murmelte er und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Sie gingen schweigend nebeneinander durch die Eingangshalle und hinaus inden Hof. Es wimmelte in der Tat vor Menschen, es war wohl die passende Gelegenheit.
Sie gingen gemessen über den Hof, unauffällig, als würden sie dazu gehören. Es wurde kritisch, als John seitlich von ihm die Stimme des Earls hörte, er schien näher zu kommen.
Er wandte den Kopf in die andere Richtung und im selben Moment rempelte ihn jemand heftig an, sodass John beinahe zu Boden ging.
Die Kapuze rutschte ihm halb vom Kopf, bevor er es verhindern konnte.

William und Joanna waren in London gewesen als Eleonore die Nachricht von Stephans Heiratsplänen bekommen hatte und hatten sich nun der kleinen Reisegesellschaft der Königin angeschlossen, um ihre Reise zumindest vorübergehend für einen Aufenthalt in Truro zu unterbrechen. William hatte gerade Robert herzlich in die Arme geschlossen und plauderte angeregt mit seinem Sohn während sie den Innenhof überquerten als nicht weit von ihnen beinahe ein kleiner Tumult los brach und ein Mann um ein Haar zu Boden gegangen wäre. William runzelte die Stirn und hielt auf den Unglücksraben zu, wollte sich erkundigen, ob alles in Ordnung war als er das Gesicht des Mannes sah. Er erstarrte mitten in der Bewegung und für einen Moment hatte er den Eindruck alles um ihn herum würde still stehen.
Wie konnte das sein? Wie konnte dieses ... Scheusal hier in seiner Burg sein?
Williams Blick glitt beinahe mühsam weiter und fing seine Schwiegertochter ein, die John entsetzt anstarrte, doch nicht überrascht über dessen scheinbar plötzliches Auftauchen mitten in der Menge war.
William schluckt. "Du ..." Seine Stimme war ein leises, unheilverkündendes Donnergrollen. Dann löste er sich aus seiner Starre, stand im nächsten Moment vor John, hatte ihn am Kragen gepackt und schlug ihm mit ganzer Kraft die Faust ins Gesicht.