William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Als John sie in die Arme schloss, schluchzte Constance erleichtert auf und schlang die Arme um ihren Mann. Es tat so unendlich gut ihn wieder bei sich zu haben, seine Wärme zu spüren, seinen Duft einzuatmen, einfach zu wissen, dass er da war. "Oh John, ich hatte solche Angst, dass du nicht zurück kommen könntest." wisperte sie leise und vergrub das Gesicht an seiner Schulter.
Dann sah sie wieder zu ihm auf und wurde eine Spur blasser. "Cathie hat es dir erzählt, nicht wahr?" fragte sie leise und atmete tief durch. "Ich ... ich habe festgestellt, dass ich schwanger bin, als du noch nicht lange weg warst. Der Kleine ist acht Monate nach deiner Abreise gekommen." erklärte sie mit belegter Stimme. "Er ist ein sonniges Kind, eine der Schwestern sieht gerade nach ihm, wir ... wir können zu ihm gehen, wenn du möchtest."
Und dann kam die alles entscheidende Frage. Die Frage, die Constance nicht beantworten konnte. Sie schloss kurz die Augen und hob leicht die Schultern, ehe sie John wieder ansah. "Ich weiß es nicht." gestand sie mit leiser Stimme. "Er ist blond und hat auch meine Augen, bisher sieht er nur mir ähnlich. Ich ... halte es für wahrscheinlich, dass es dein Sohn ist." Aber sicher war sie sich natürlich absolut nicht. Sowohl John als auch Arthur kamen als Vater in Frage.

John legte den Arm um Constance und hielt sie erst einmal nur fest. Er hatte sich seine Ankunft hier so anders vorgestellt und er beneidete William, der jetzt sicher schon in Ruhe mit seiner Frau zusammen saß - oder lag.
"Ich habe es doch versprochen, dass ich zurückkomme.", murmelte er und strich durch ihr Haar. Er hatte schwer schlucken müssen wegen dieses Kindes, aber es ging nicht....er konnte ihr nicht auf Dauer böse sein. Er liebte sie viel zu sehr. Er wusste zwar noch nicht, wie er mit dem Kind umgehen sollte, aber irgendwie würde es schon gehen.
"Ja, sie hat es mir gesagt. Sie musste mir ja irgendwie erklären, warum nicht du mich begrüßt." Er zögerte. "Ja, warum nicht...irgendwann muss ich ihn ja so oder so sehen." Er war nicht sicher, wie das gehen sollte mit einem Kind, von dem er nicht wusste, ob es seines war. Aber vielleicht wurde es einfacher, wenn er das Kleine erst einmal gesehen hatte. Blond...Arthur war auch blond....Aber natürlich Constance auch.
"Unmöglich ist es immerhin nicht." Aber verdächtig, weil sie so lange Pause zu Johnny hatten.

"Ja, das hast du. Trotzdem hatte ich Angst, auf solch einer Reise kann so viel passieren." murmelte Constance und strich John dann über die Wange. Wie lange hatte sie sich danach gesehnt ihn wieder bei sich zu haben, es war ein überwältigendes Gefühl.
"Ich hätte dich wirklich gerne unter angenehmeren Umständen empfangen. Es tut mir so Leid." erklärte sie leise und löste sich von John. Sie griff nach seiner Hand, um mit ihm in ihre kleine Kammer zu gehen.
Sie senkte den Blick und biss sich auf die Lippen, während sie John zum Ausgang der Kapelle führte. "Ja, unmöglich ist es nicht." murmelte sie, den Blick auf den Fußboden gerichtet.
Es schmerzte sie furchtbar, dass sie John all das zumutete und selbst nachdem sie hier gebeichtet und Buße getan hatte, fühlte sie sich nicht besser. Sie hatte gefastet, so gut es ging ohne, dass sie deshalb zu wenig Milch für Constantin bekam und viele Stunden auf Knien im Gebet verbracht, aber letztlich war es John auf den es ankam, der ihr vergeben musste, sonst würde sie gar keine Ruhe mehr finden.

John nickte langsam. "Aber es ist nichts passiert. Ich bin zurück, William auch. Und wir sind Beide wohlauf, nur ein bisschen müde."
Er seufzte. "Schon gut. Es ändert ja doch nichts daran. Aber du hättest Cathie nicht so lange allein lassen sollen. Sie war so erleichtert mich zu sehen."
John ließ sich von ihr führen und mit jedem Schritt wuchs seine Nervosität. "Dann lass uns den Kleinen holen, damit ich ihn kennenlerne. Danach sehen wir weiter....ich würde es jedenfalls sehr begrüßen, wenn du mich nach Hause begleiten würdest."

Constance nickte und lächelte erleichtert. "Das ist gut. Ich bin schon gespannt darauf, was du alles zu erzählen hast." erwiderte sie und presste dann kurz die Lippen aufeinander. "Ich weiß." erwiderte sie niedergeschlagen. "Aber Joanna hat mir angeboten ihr zu helfen und wenn Cathie Probleme gehabt hätte, hätte sie mir nur schreiben müssen, ich wäre sofort zurück gekommen." versuchte sie sich ein wenig zu erklären. "Aber ich konnte einfach nicht mehr, ich hab es auf der Burg nicht mehr ausgehalten."
Sie spürte Johns wachsende Nervosität und ihr ging es dabei nicht anders. Doch sie versuchte sich ein wenig zusammen zu nehmen.
"Wenn du mich noch haben willst, begleite ich dich gerne." erklärte Constance dann und sah ihren Gemahl von der Seite an während sie den Gang zu ihrer Kammer entlang gingen.

"Ich habe alles aufgeschrieben.", gestand John dann. "Weil ich nichts vergessen wollte. Wenn du willst, kannst du es lesen. Wenn wir Zuhause sind...." Er nickte knapp. "Ja...aber du kennst Cathie. Sie hätte niemals zugegeben, dass es sie überfordert. Aber wenn Joanna ja noch da war, war es ja nicht so dramatisch. Ich...kann mir vorstellen, dass es auf der Burg nicht ganz so einfach war."
Schließlich standen sie vor der Tür und John sah Constance lange an.
"Ich kann nicht sagen, ob ich mit dem Kind gut zurecht komme, aber...ich will dich haben, ich kann ohne dich nicht leben. Ich habe lange darüber nachgedacht, aber je näher ich Jerusalem kam, desto mehr habe ich dich vermisst. Ich kann einfach nicht anders."
John seufzte. "Dann los....stell ihn mir vor."

Ihre Augen leuchteten auf. "Wirklich? Oh, das klingt fantastisch! Aber ... meinst du, du würdest es mir vorlesen?" fragte sie hoffnungsvoll. Nie würde sie vergessen, wie sie beide sich bei genau solch einer Situation näher gekommen waren und es würde einfach etwas ganz anderes sein, all diesen Erlebnissen zu lauschen.
Constance seufzte leise. "Nicht ganz einfach, ja, so kann man es auch nennen." erwiderte sie müde. "Meistens haben sie es hinter vorgehaltener Hand gesagt, aber es reichte schon, wenn die Gespräche plötzlich verstummten, wenn ich irgendwo hin kam." Constance ließ den Blick schweifen. "Ich habe es sicher nicht anders verdient, aber irgendwann wird es unerträglich eine Hure genannt zu werden, die ihrem Ehemann nun einen Bastard unterschiebt." erwiderte sie mit brüchiger Stimme.
Als sie vor ihrer Kammer stehen blieben, spürte Constance die Tränen in den Augen und sie blinzelte ärgerlich. Dann schlang sie die Arme um Johns Hals und küsste ihn liebevoll. "Ich liebe dich, John." wisperte sie leise. "Und ich bin so froh, dass du mich trotz allem nicht von dir stößt."
Sie löste sich wieder von ihm und öffnete dann die Tür, trat ein und wechselte rasch ein paar dankende Worte mit Sarah, die sich anschließend zurück zog. Constance trat an die kleine Wiege und hob ihren Sohn heraus, der sie aus wachen Augen ansah. Er gluckste vergnügt als sie ihn auf den Arm nahm und sah sich neugierig um.
"John, das ist Constantin." erklärte Constance leise mit einem Lächeln auf den Lippen, wenngleich ihr das Herz schwer war vor Sorge.

John lächelte knapp. "Ich denke, das lässt sich einrichten." Vielleicht konnte es wieder so beginnen...So wie es damals begonnen hatte. Ein Neuanfang?
"Du hast es nicht verdient. Jeder macht einmal einen Fehler, das ist menschlich. Das sollten sich die Lästermäuler vielleicht in Erinnerung rufen. Du bist sicher keine Hure."
Er erwiderte ihren Kuss und lächelte sanft. Endlich....endlich konnte er sie wieder küssen und bei sich haben. Sie gehörte zu ihm, sie hatte wirklich auf ihn gewartet.
"Ich liebe dich auch..."
Nervös beobachtete er sie dabei, wie sie den Jungen aus der Wiege holte und auf ihn zu kam. Zögernd streckte er die Hand aus und strich Constantin über die Wange.
"Constantin..." Der Junge sah wirklich aus wie Constance, das machte es einfacher. So sehr er sich anstrengte, er konnte keine Spur von Arthurs Erbe sehen. Das beruhigte ihn.

Constance lächelte freudig. "Das wäre wundervoll." erwiderte sie, musste im nächsten Moment jedoch schwer schlucken. "Ach John, du hast so ein gutes Herz." murmelte Constance und entspannte sich sichtlich als er ihren Kuss erwiderte und sie sich endlich wieder einmal vollständig fühlte.
Mit etwas bangem Blick beobachtete sie John als dieser Constantin über die Wange strich. Es würde sicher nicht leicht werden, aber irgendwie würden sie das schon hinbekommen. Das hoffte sie zumindest.
Sie seufzte leise. "Nur damit du weißt, was noch auf dich zukommen könnte ..." begann Constance langsam. "Arthur will den Jungen zu sich holen. Er weiß nicht, dass ich hier bin, sonst wäre er sicher schon hier aufgeschlagen, aber er war in Truro und hat mir Briefe zukommen lassen. Er ist der festen Überzeugung, dass es sein Sohn ist und würde weiß Gott was in Bewegung setzen, um ihn offiziell als solchen anzuerkennen."

John seufzte. "Manchmal zu gut, scheint mir..." Das war auch der Grund, warum ihn das alles so mitnahm. Weil er es jedem Recht machen wollte.
"Es wird schwierig werden, aber ich schätze, ich werde mich einfach an den Teil halten, zudem er dein Sohn ist. Schließlich ist er das ja zur Hälfte. Vielleicht ist es besser, dass wir nie wissen werden, wer sein Vater ist." Wenn er wüsste, dass Arthur der Vater wäre, würde es ihm nicht so leicht fallen. Und es hätte ihn auch gewundert, wenn sein Bruder keinen Ärger gemacht hätte.
"Nur über meine Leiche...er wird den Kleinen nicht bekommen. Soll er machen was er will. Wenn ich Constantin als meinen Sohn anerkenne, kann er sich auf den Kopf stellen. Wir müssen nur schnell genug sein...ich werde mit William sprechen und einen Brief an den Bischof schreiben." Vor allem würde es Constance das Herz brechen, wenn der Junge nicht bei ihr leben würde.

Erst als John sagte, dass er den Jungen Arthur nicht überlassen würde, entspannte Constance sich tatsächlich. Und keinen Moment später liefen ihr die Tränen unaufhaltsam über die Wangen. "Oh John ..." wisperte sie leise und lehnte sich an ihren Mann. "Ich danke dir ..." Constance schluchzte mehr als dass sie sprach, aber nun brach sich all die Anspannung Bahn und sie musste es herauslassen - ihre Sorge, ob John lebend und gesund zurück kam, ihre Angst, dass er sie verstoßen würde und die Unsicherheit, wie er auf Constantin reagieren würde. All das war im Grunde viel zu viel für ihre Nerven gewesen und jetzt konnte sie sich einfach nicht mehr zusammen reißen.
"Es tut mir Leid." brachte sie stockend hervor. "Es ... ich ... ich bin nur so erleichtert ..." Mehr brachte sie nicht hervor, sondern drückte ihren Sohn ein wenig fester an sich und ließ die Tränen kommen, irgendwann musste sie es ja zulassen.

John betrachtete seine Frau ein wenig betrübt. Er hatte ihr all das nicht zumuten wollen. Er legte beide Arme um sie und das Kind. "Du solltest mir nicht danken müssen. Du gehörst zu mir...So wird es immer bleiben. Nichts wird das je ändern, besonders Arthur nicht."
Er konnte seine Frau einfach nicht im Stich lassen. Und sie dann noch kampflos seinem Bruder überlassen? Niemals...
Der Kleine würde als sein Sohn aufwachsen. Koste es was es wolle.
"Ich weiß, Liebes, ich weiß...aber alles wird gut, du wirst sehen. Wir beide schaffen das schon. Ich werde ihn als meinen Sohn anerkennen. Und dann...dann wird alles gut. Komm, lass uns nach Hause gehen."

Constance schniefte noch einmal als John die Arme um sie legte, dann sammelte sie sich und drängte langsam die Tränen zurück. Allmählich trat ein Lächeln auf ihre Lippen und sie streckte sich, um John einen Kuss zu geben. "Ich würde nichts lieber tun als mit dir zurück nach Hause zu reiten." erwiderte sie leise und legte den Kopf an Johns Schulter. "Allerdings müssen wir erst mit Edmund reden, er scheint sich hier wirklich wohl gefühlt zu haben. Du solltest darüber nachdenken, ob du ihm nicht ermöglichst in Kürze eine geistliche Laufbahn einzuschlagen." erklärte Constance. Ihr Sohn hatte sich hervorragend in das Kloster eingefügt und war überaus eifrig dabei gewesen sich hier einzubringen, sie war wirklich stolz auf den Jungen.

Nachdem sie die Kinder begrüßt hatten, saßen Joanna und William nun einen Moment ganz entspannt zusammen in ihrem Gemach. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt und genoss es sehr, ihn endlich wieder zu haben. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte..
"Es war nicht so einfach hier...viel zu tun. Arthur kam zwischendurch und hat Constance bedrängt. Sie hat ein Kind bekommen, kannst du das glauben? Natürlich ist die Frage offen, wer der Vater ist. Und wie John darauf reagieren wird. Arthur will den Jungen natürlich für sich..."
Sie seufzte leise. "Und Robert ist seit der Ernte wieder in der Normandie, Henry verlangte nach ihm. Er hat einige Männer mitgenommen."

William war selig. Endlich war er wieder daheim und endlich hatte er Joanna wieder. Er hatte den Arm um sie gelegt, als sie sich an ihn schmiegte und lächelte zufrieden.
"ich glaube es, aber immerhin bin ich nun wieder da und alles wird sich schon finden." erwiderte er überzeugt. Dann zog er überrascht die Augenbrauen in die Luft. "Tatsächlich? Herr im Himmel, hoffen wir, dass das gut geht." murmelte er nachdenklich. Es wäre eine Schande, wenn all die Bemühungen umsonst waren, weil John und Constance vor das nächste Hindernis gestellt wurden.
Doch bevor er weiter über Johns Familie nachdenken konnte, offenbarte Joanna ihm etwas über seine eigene. "Er ist wieder in der Normandie? Ich bin überrascht, ich hätte nicht erwartet, dass er so schnell zurück kehrt." William stockte und runzelte die Stirn. "Er hat Männer mitgenommen? Warum? Und wie viele? Hast du dem zugestimmt?"

"Ich hoffe auch. Ich bin ausgesprochen dankbar, die ganze Verantwortung wieder auf dich abwälzen zu können. Es wurde wirklich Zeit." Die Zeit für ihre Kinder war viel zu kurz gekommen im letzten Jahr. Jetzt würde es wieder einfacher werden.
"Ich bin sehr gespannt. Alles kommt jetzt aufs Johns Großmut an. Wie gewillt er ist seiner Frau dieses Kind zu vergeben und es zu akzeptieren. Mittlerweile liebt sie den Kleinen, aber sie hat kurz überlegt ihn irgendwie loszuwerden."
Sie nickte.
"Ja...Henry hat ihm nicht wirklich eine Wahl gelassen. Wie hätte er ablehnen können? Er hat das halbe Jahr hier schon herausgeschlagen. Und Henry wollte Männer haben, angeblich zur Sicherung der Grenzen, falls Geoffrey angreift. Robert traut ihm nicht. Er hat dreißig Männer mitgenommen, aber Vorkehrungen getroffen, um uns gegebenenfalls mit unliebsamen Nachrichten versorgen zu können. Ich habe zugestimmt, weil wir Beide nicht wussten, wie wir Henry diese Bitte verwehren sollen."

William dachte einen Moment nach und versuchte die Neuigkeiten irgendwie zu verarbeiten ... das würde ein Schlag für John sein, so viel stand fest. Andererseits hatte er es in seinem Herzen gefunden, Constance zu vergeben und William konnte sich gut vorstellen, dass ein Kind daran nichts mehr ändern würde. "Nun, ich hoffe, dass Johns Gebete erhört werden und er und Constance wieder einträchtig zusammen leben können. Auch mit dieser unerwarteten Wendung."erwiderte er langmütig, stockte dann jedoch kurz. "Sie wollte ihn los werden? Wahrlich Joanna, das bleibt schön unter uns." Das war nun doch etwas ungeheuerliches.
William schüttelte den Kopf. "Er hätte nicht ablehnen können, es ist schon richtig, dass er getan hat, was Henry von ihm wollte, nur ... ich bete zu Gott, dass diese angebliche Grenzsicherung nicht eigentlich noch viel mehr zu bedeuten hat." William rieb sich unbehaglich über den Nacken. "Ich schätze, ich werde ohnehin bald nach London müssen, mal sehen, was Henry zu sagen hat. Dann werde ich ja sehen, wie der Stand der Dinge ist." erwiderte er seufzend.

Joanna nickte. "Ich hoffe es auch. Die Beiden gehören meiner Meinung nach einfach zusammen. Und für Cathie wird es gut sein, wenn sie die Verantwortung für ihre Geschwister etwas los ist. Das hat sie schon sehr belastet. Und natürlich bleibt das unter uns, sie ist meine Freundin. Ich erzähle das nur dir."
Sie strich ihm sanft über die Brust und seufzte.
"Ich auch...ich befürchte allerdings, dass mehr dahinter steckt, als nur Grenzsicherung. Aber ich will nicht, dass du gleich wieder fort musst. Du solltest hier erst einmal bei uns bleiben und dich erholen von der langen Reise. London und Henry haben Zeit."

William lächelte leicht. "Ja, das tun sie. Und mit jedem Schritt, den wir getan haben, der uns weiter von Truro und dichter an Jerusalem heran gebracht hat, ist das John deutlicher geworden. Ihm hat die Reise wirklich gut getan. Mir schätze ich auch ..." fügte William grinsend hinzu und gab Joanna einen innigen Kuss. "Auch wenn ich manchmal fast verrückt geworden bin vor Sehnsucht." vertraute er ihr leise und mit einem Lächeln auf den Lippen an.
Dann seufzte er leise und hob die Schultern. "Hm, ich glaube aber nicht, dass ich eine andere Wahl habe. Henry wird mich sehen wollen, aber ich kann zumindest solange warten bis er einen Boten schickt. Und dann könntest du mich begleiten, was meinst du?" schlug William vor.
Dann hob er den Kopf und sah mit gerunzelter Stirn zum Fenster. Er lauschte einen Moment, dann hellte sich seine Miene auf und seine Augen leuchteten voller Vorfreude. "Hörst du das? Der Rest muss gerade eingetroffen sein." Im nächsten Moment war er auf den Beinen und griff nach Joannas Hand. "Komm, du wirst Augen machen, wenn du siehst was wir alles mitgebracht haben." William grinste verschmitzt. "Und wen."

Joanna lächelte. "Das dachte ich mir und genau das habe ich Constance gesagt. Dass es John gut tun würde und er sich dann wieder darauf besinnen würde, was ihm wirklich wichtig ist."
Sie erwiderte seinen Kuss und nickte verständnisvoll.
"Dann geht es dir wie mir...ich habe dich so schrecklich vermisst." Joanna überlegte einen Moment lang, dann stimmte sie zu.
"In Ordnung. Lass uns hier bleiben, bis Henry nach dir schickt und dann werde ich mit dir gehen nach London."
Ihre Miene wurde neugierig. "Wen?", wiederholte sie. "Das interessiert mich nun wirklich." Sie griff nach seiner Hand und begleitete ihn hinab in den Hof. "Nun bin ich gespannt."

"Und das hat er auch. Ich hoffe nur, dass ihn dieses Kind nicht doch wieder aus der Bahn wirft. Immerhin ist es ein enormer Unsicherheitsfaktor. Wer weiß schon, wer der Vater ist ... das muss bitter sein." sinnierte William und schüttelte kurz den Kopf, um den Gedanken fürs erste zu verdrängen.
"Fabelhaft. Eine Reise nach London bei der du mich begleitest ist immer reizvoll." erwiderte er schmunzelnd, dann zog er Joanna noch einmal kurz in seine Arme und grinste breit. "Oh, du wirst Augen machen, meine Schöne, glaub mir." versprach William und führte sie dann hinunter in den Hof, wo sich nach und nach der Troß einfand.
Sie hatten noch einige Packpferde erstanden und so war es nun deutlich voller im Hof als bei ihrer Abreise und William genoss das Gewusel, dass hier ausgebrochen war. Fleißig wurden die Pferde abgeladen und die Männer begrüßten ihre Frauen, Familien oder Freunde ... es war wirklich ein erbauender Anblick.
"Oh, es wird mir eine Freude sein, dir all unsere Mitbringsel zu zeigen, aber dem widmen wir uns am Besten, sobald die Sachen drinnen sind." Er ließ den Blick kurz schweifen, doch da er ihren arabischen Begleiter noch nicht entdecken konnte, führte er Joanna zunächst auf die linke Seite des Knäuls aus Menschen und Pferden. "Hier, sieh dir das an. Wir haben sie im heiligen Land gekauft. Unglaublich zähe Biester, man mag es kaum glauben, so edel wie sie aussehen." William deutete auf die kleine Ansammlung von Pferden, die von drei seiner Leute betreut wurden. "Ich dachte mir, dass ich Robert und Philippe je zwei der Stuten schenke. Und Robert außerdem den Hengst." Er deutete auf einen kohlrabenschwarzen Hengst, dessen Fell selbst jetzt bei der spärlichen Wintersonne zu schimmern schien. "Es wäre doch eine nette Erweiterung für ihre Zucht. Zwar nicht für die schweren Schlachtrösser, aber für die Reitpferde. Edleres Blut bekommt man nun wahrlich nicht dazu." erklärte William und legte Joanna den Arm um die Taille. "Aber für dich sollte die hier viel interessanter sein." fügte er leise hinzu und führte sie zu einer schneeweißen Stute hinüber, die sich neugierig im Innenhof umsah. "Was meinst du? Gefällt sie dir?"

Joanna schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht. Wenn er einmal einen Entschluss gefasst hat, lässt er sich nur schwer davon abbringen. Und er liebt Kinder. Er wird Constance zuliebe die Füße still halten. Aber ja, Recht hast du...es muss wirklich bitter für ihn sein. Eigentlich hätte er sich sicher gern über dieses Kind gefreut."
Sie folgte William bereitwillig in den Hof und betrachtete das Gewusel auf dem Hof. Lauter Menschen und Pferde, die sich einfanden. "Ich will sie auch alle sehen. Ich bin schon sehr gespannt. Gerne hätte ich dich begleitet, aber es war gut für euch beide."
Staunend betrachtete Joanna die edlen Pferde aus dem Orient. "Wunderschön....wirklich edel. Solche Pferde sah ich noch nie. Die Beiden werden sich wirklich freuen über die Pferde, besonders Robert. Er wird sicher versuchen wollen sie mit unseren Pferden zu kreuzen."
Neugierig ließ sie sich weiter führen und blieb vor einer atemberaubend schönen Schimmelstute stehen. Entgeistert warf sie William einen Blick zu.
"Du...du hast mir ein Pferd mitgebracht? Ein arabisches Pferd? Bist du wahnsinnig?" Aber sie strahlte. "Sie ist wunderschön!"

William lächelte zufrieden. "Sie sind wunderschön, nicht wahr?" Er war den Pferden sofort erlegen als er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie waren beeindruckende Geschöpfe und wenn man sie ansah, fühlte man sich gleich in die Wüsten des Orients versetzt.
Er grinste breit und nickte. "Natürlich bin ich das." erklärte er und legte nun auch den zweiten Arm um Joanna, so dass sie vor ihm stand und er über ihre Schulter hinweg die Stute betrachten konnte. "Wahnsinnig verliebt in dich." wisperte er leise und hauchte einen Kuss auf ihre Wange.
"Ah, dass muss also Eure reizende Gemahlin sein, Sahib!" rief da eine heitere Stimme mit breitem arabischen Akzent.
William sah auf und lachte als er den Araber entdeckte, der sich zwischen den Menschen hindurch zwängte und auf Joanna und ihn zu hielt. "Ja, das ist sie, Azeem." bestätigte William, ließ Joanna los und legte dem Araber eine Hand auf die Schulter als dieser vor ihnen stehen blieb. "Azeem, meine Gemahlin, Joanna." erklärte William und sah Joanna dann mit funkelnden Augen an. "Joanna, darf ich dir Azeem Bin-Sharif vorstellen? Er hat uns von Jerusalem hier her begleitet." berichtete er und der Araber verneigte sich förmlich vor Joanna. "Ich wollte einmal sehen, ob es stimmt, was dieser Giaur hier erzählt und ob es wirklich ein Land geben kann, in dem es so viel regnet." erklärte Azeem lächelnd.

Joanna nickte. "Oh ja, ein Traum. Wirklich schön. Sie sind so exotisch, ganz anders als unsere Pferde hier. ich hoffe, ich komme auch mit ihr zurecht. Sie schaut ziemlich eigen aus."
Sie lächelte ihn an. "So wie ich in dich....und ich danke dir wirklich für dieses Geschenk. Es ist etwas Besonderes."
Überrascht sah sie auf, als ein Fremder auf sie zutrat. Ein Araber, hier in England?
"Azeem also....Es ist mir eine Freude Euch kennenzulernen. Doch glaubt mir, er spricht die Wahrheit. Hier regnet es wirklich so viel. Doch wie habt Ihr meinen Mann kennengelernt und wie kamt Ihr auf die Idee ihn gleich zu begleiten?"

"Da bin ich sehr zuversichtlich. Wenn es Probleme geben sollte, helfe ich dir natürlich." erklärte William lächelnd. "Ah, und dabei war das nur das erste Geschenk, was ich für dich habe ..." murmelte er leise. "Du darfst noch gespannt bleiben."
Azeem sah kurz zum Himmel und hob in einer verzweifelten Geste die Hände. "Mittlerweile glaube ich es gern, Mylady. So viel ..." Er überlegte kurz einen Moment, dann fuhr er mit einem Lächeln fort. "Schnee, wie hier liegt. Unglaublich." Azeem warf William einen Blick zu und grinste breit. "Euer Mann war ... wie sagt man? Verlaufen." William lachte schallend und wiegte den Kopf hin und her. "Wir hatten uns verlaufen. Jerusalem ist furchtbar unübersichtlich." Azeem schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. "Nicht doch, Sahib. Jerusalem ist große Stadt, aber einfach zu durchqueren." William grinste. "Aber nur, wenn man weiß wie." bemerkte er spöttisch. "Wir haben uns nicht ganz zur Recht gefunden und Azeem hier war so gütig uns seine Hilfe anzubieten. Er hat uns durch Jerusalem geführt und wir sind ins Gespräch gekommen. Und nachdem John erwähnte, er sei Arzt, hat man die beiden kaum noch auseinander bekommen." Azeems Augen leuchteten und er nickte. "Guter Mann, Euer John." erklärte er eifrig. "Ich bin ebenfalls Arzt und war ... neugierig darauf mit John zu arbeiten. Und ich wollte dieses Land sehen. Dieses seltsam grüne, nasse Land mitten im Meer."