William und Joanna - ab 1182 bis 1183

"Das habe ich nicht gesagt. Ich stelle mich auf gar keine Seite, mir wäre es lieber, wenn du mich da raus halten würdest. Ich liebe euch beide, ich will mich nicht entscheiden müssen. Tut mir leid, dass ich nicht verstehen kann, warum du meinen Vater betrogen hast. Das ist einfach ein bisschen viel verlangt. Ich verstehe, dass es nicht leicht ist, aber da kann ich auch nichts dafür."
Cathie stiegen die Tränen in die Augen, als ihre Mutter sie so anfuhr. "Das hab ich doch gar nicht gesagt! Ich hab gesagt, ich helfe dir gern. Und ich passe auch auf sie auf, aber doch nicht wochenlang. Ich habe keine Erfahrung mit Kindererziehung." Sie war doch selbst völlig überfordert.
"Seit du weißt, dass du schwanger bist, hast du dich so viel zurückgezogen und mit dir selbst beschäftigt. Du hast gar nicht gemerkt, dass ich schon viel auf meine Geschwister aufgepasst habe. Ich will dir doch helfen..."
Aber sie vermisste ihren Vater doch auch so sehr und sie hätte den Beistand ihrer Mutter selbst gebraucht, obwohl sie schon beinahe erwachsen war.

Constance schloss die Augen. "Cathie, ich will mich nicht mit dir streiten." erwiderte sie müde und sah ihre Tochter wieder an. "Es tut mir Leid, lass mich ein wenig ausruhen und dann sehen wir weiter, ja? Auch wenn dein Bruder es mir recht leicht gemacht hat, hat es mich doch ziemlich angestrengt."
Und sie wollte verhindern, dass sie nun Dinge zu ihrer Tochter sagte, die sie anschließend bereuen würde. Das Letzte, was sie wollte, war, sich nun auch noch mit Cathie zu überwerfen.
"Lass mich ein wenig Schlafen, sei so gut." bat sie ihre Tochter und griff nach deren Hand, um sie leicht zu drücken.

Cathie biss sich auf die Lippe, senkte den Blick und nickte. "Ja, Mutter...", erwiderte sie leise und erhob sich dann. Eigentlich hatte sie fragen wollen, ob sie Constantin auch einmal auf den Arm nehmen durfte, aber das war nun nicht die passende Gelegenheit.
Sie erhob sich und machte sich daran das Zimmer zu verlassen, wortlos. Es tat ihr weh, dass ihre Mutter sie so von sich stieß, aber was sollte sie auch erwarten? Sie hatte es gewagt Kritik zu äußern, sie hatte nicht gehorcht.
Wenn doch nur endlich ihr Vater zurückkehren würde, der hatte immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Nun, dann würde sie eben sehen, ob Joanna ein bisschen Zeit für sie hatte.

Constance hatte nicht gewollt, dass Cathie sich so verstoßen fühlte und als ihre Tochter aufstand und ohne ein weiteres Wort zur Tür ging, war es um ihre Fassung endgültig geschehen. Constance schluchzte leise und presste sich die Hand vor den Mund, atmete tief durch.
"Cathie, warte!" bat sie dann eindringlich und spürte den Kloß in ihrem Hals. "Komm her, ich bitte dich, Kleines." Constances Stimme klang dünn und sie war den Tränen nahe. Sie war unglaublich erschöpft, aber sie wusste, dass sie etwas unwiederbringlich zerstören würde, wenn sie ihre Tochter jetzt einfach so gehen ließ. "Ich hab es doch nicht so gemeint, verzeih mir."

Cathie hielt inne, als ihre Mutter sie zurück rief und schluckte. Sie wollte es ihrer Mutter sicher nicht noch schwerer machen, aber ihre Mutter erwartete so viel von ihr.
Sie biss sich auf die Lippe und kehrte dann ans Bett zurück, setzte sich wieder auf die Kante. "Schon gut...ich wollte auch nicht so gemein sein. Aber es fällt mir schwer damit klar zu kommen."
Sie senkte den Kopf.
"Ich will dir helfen, wirklich. Aber wenn du wochenlang weg bist, weiß ich nicht, ob ich das hinkriege mit meinen Geschwistern."

Constance war erleichtert als Cathie zurück kehrte und zog ihre Tochter mit dem freien Arm an sich als sie sich setzte. "Verzeih mir. Ich wollte nicht, dass das auch noch zwischen uns steht. Es tut mir so Leid, du kannst ja schließlich nichts für meine Dummheit." murmelte Constance und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
"Würdest du es versuchen?" fragte sie dann sachte. "Joanna wird dir helfen, damit du genug Zeit für dich hast und sollte es gar nicht gehen, dann schickst du mir eine Nachricht, in Ordnung? Das Kloster ist gerade mal einen halben Tagesritt entfernt, wenn du Hilfe brauchst, komme ich zurück. Wäre das ein Vorschlag?"

Cathie lehnte sich leicht an ihre Mutter. "Ich will das auch nicht, ich liebe dich doch auch. Aber Papa auch und...ach, das ist so schwierig."
Sie küsste ihre Mutter auf die Wange und nickte. "Ja, ich kann es probieren. Ich weiß nicht, ob ich das ganz allein hinbekomme, aber wenn Joanna mir hilft und ich dir schreiben kann."
Begeistert war sie immer noch nicht, aber sie wollte ihrer Mutter gerne helfen.
"Darf ich meinen Bruder nun einmal halten, bevor ich dich in Ruhe lasse?", fragte sie schließlich zaghaft und schaute ihre Mutter abwartend an.

Constance schloss kurz gequält die Augen und nickte. "Ich weiß. Und ich hätte das niemandem von euch zumuten dürfen, aber leider habe ich es getan und kann es nun nicht mehr rückgängig machen." erwiderte sie, musste dann jedoch lächeln. "Ich danke dir, mein Schatz. Und natürlich kannst du mir jederzeit schreiben, egal was ist." erklärte sie und strich Cathie über die Wange.
Als ihre Tochter die Bitte äußerte den kleinen Constantin einmal halten zu dürfen, leuchteten Constances Augen auf und sie nickte. "Sicher darfst du ihn halten." erwiderte sie und reichte ihr vorsichtig den kleinen Jungen.

Joanna stand bei Constance, um sich zu verabschieden. Ihre Freundin wollte nun mit Edmund und dem kleinen Constantin ins Kloster aufbrechen, um ein wenig Ruhe zu finden. Das würde ihr sicher gut tun. Joanna umarmte sie kurz.
"Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut werden. Und hier werden wir auch alles im Griff haben. Cathie ist ein wunderbares Mädchen und gemeinsam werden wir die Rasselbande schon bändigen. Also komm zur Ruhe und komm zurück, wenn du denkst, du bist bereit dazu.", erklärte sie leise. "Wenn etwas sein sollte, werde ich es dich wissen lassen. Hast du Arthur informiert über den Kleinen?"

Constance hatte den kleinen Constantin an Cathie gegeben, damit sie sich von Joanna verabschieden konnte. Sie machte sich zwar Sorgen, um ihre Kinder, die sie hier zurück ließ, aber alles in allem war sie erleichtert endlich von hier weg zu kommen. Im Kloster würde sie hoffentlich wieder zu sich selbst zurück finden.
Sie erwiderte Joannas Umarmung und nickte langsam. "Ich danke dir. Für Cathie ist es nicht gerade leicht, aber sie bemüht sich so sehr, ich hoffe, ich mute ihr nicht allzu viel zu mit dieser ganzen Sache." erwiderte Constance, dann schluckte sie schwer und schüttelte den Kopf. "Noch nicht." gestand sie und sah kurz zu Edmund hinüber, der bereits auf seinem Pony saß und wartet. Dann gab sie sich einen Ruck und sah Joanna wieder an. "Ich ... ich wollte dich fragen, ob du ihm eine kurze Nachricht zukommen lassen könntest. Es kommen doch öfter einmal Boten aus Oxford oder ihr schickt jemanden, vielleicht könntest du einem von ihnen eine Nachricht für Arthur mitgeben, damit er weiß, dass das Kind da ist? Ich ..." Constance machte eine kurze Pause und senkte den Blick. "Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm nicht schreiben würde, wohin ich gehe, wenn ich ihm selbst einen Brief schreibe. Und ich dachte, es sei wohl besser, wenn er gar nicht weiß wo ich bin." erklärte sie langsam. "Er hat sich so auf dieses Kind gefreut, ich weiß nicht, ob er nicht vielleicht irgendetwas dummes macht, wenn er hört, dass ich mit dem Kleinen im Kloster bin."

Joanna lächelte leicht. "Ach, keine Sorge. Cathie ist ein gutes Mädchen, selbstständig und gewissenhaft. Sie wird sich gut um ihre Geschwister kümmern und ich bin ja auch noch da. Ich werde ihr helfen, dann klappt das schon."
Ihre Miene wurde ein wenig ernster. "Constance...du hättest es längst tun können.", bemerkte sie missbilligend. "Aber gut...wie du willst. Ich kann ihm eine kurze Nachricht zukommen lassen, dass das Kind da ist und dass es ein Junge ist. Mehr braucht er nicht zu wissen. Er wird von dem Kind sowieso nie etwas haben. Es wird nicht gut sein, wenn er weiß, wo du momentan bist. Dann kann er auch keine Dummheiten machen. Von mir wird er es jedenfalls nicht erfahren."

Constance seufzte leise. "Ich weiß. Aber sobald er davon erfährt, wird er her kommen, ganz gleich was ich geschrieben hätte. Und ich schätze, ich wollte vermeiden, dass er herkommt, solange ich noch hier bin." Constance schwieg einen Moment und schüttelte langsam den Kopf. "Ich weiß, dass du kein Verständnis für ihn hast, aber wenn er herkommt ... schick ihn weg, aber nimm es ihm nicht allzu übel, dass er gekommen ist. Er ... er ist irgendwie ein Pechvogel, das hat er eigentlich nicht verdient." erklärte Constance langsam und griff noch einmal nach Joannas Hand und drückte sie leicht. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich das alles wieder gut machen soll. Du tust so unendlich viel für mich."

Joanna hob eine Augenbraue. "Wird er das? Nun, da bin ich gespannt. Ich denke, es ist vielleicht besser, wenn ihr euch nicht begegnet. Also werde ich schweigen wie ein Grab. Ich werde ihn wegschicken, zur Not lasse ich ihn vor die Tür setzen. Es ist vollkommen sinnlos, wenn er herkommt. Völlig....und eigentlich sollte er das auch wissen. Ein Pechvogel, ja, aber er hat sich auch einfach die falsche Frau ausgesucht.", erwiderte sie trocken und erwiderte dann Constances Händedruck.
"Keine Ursache. Du weißt doch, ich bin immer für dich da."

Constance nickte entschieden. "Das wird er, glaub mir, ich kenne ihn in der Hinsicht gut genug. Als er hergekommen ist, um nach mir zu sehen und erfahren hat, dass ich schwanger bin, da ... war er unglaublich entschlossen. Ich denke, er hofft darauf, dass ich doch noch mit ihm gehe, jetzt, da das Kind da ist und er der festen Überzeugung ist, dass es seins ist." Constance schluckte schwer. Es war gar nicht so leicht sich damit auseinander zu setzen. "Ich wünschte, er würde endlich irgendwie sein Glück finden, er ist eigentlich so ein herzensguter Mann und wäre sicher ein guter Vater." Sie atmete tief durch und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, die sich gelöst hatte. "Ich denke, ich werde dafür beten, dass er endlich jemanden findet, dass er aufhören kann an mir festzuhalten. Er hat es verdient glücklich zu werden nach all der Zeit." murmelte Constance und lächelte schließlich als Joanna den Händedruck erwiderte. "Danke. Und schreib mir, wenn irgendetwas ist, dann komme ich zurück." Ansonsten würde sie vermutlich warten bis John wieder zurück war. Es würde leichter sein zurück nach Truro zu kommen, wenn er wieder da war und sie endlich wusste, woran sie war.

Joanna seufzte leise. "Wie du meinst. Ich verstehe nur nicht, warum er so sicher ist, dass es sein Kind ist. Es ist schließlich viel wahrscheinlicher, dass der Kleine von John ist. Ich denke, er steigert sich da hinein. Aber ich werde schon mit ihm klar kommen."
Sie nickte. "Ja, vielleicht findet er jemanden, dann lässt er dich in Ruhe. Ich weiß nur, dass es Ärger geben wird, wenn er John jemals wieder über den Weg läuft. John...wird dann nicht mehr nachsichtig sein."
Sie lächelte zurück. "In Ordnung. Und nun los, sonst kommt ihr gar nicht mehr fort."

Constance hob leicht die Schultern. "Er hat über zehn Jahre in Gefangenschaft verbracht und sich die ganze Zeit über an den Gedanken geklammert, mich irgendwann wieder zu sehen und seinen Fehler wieder gut zu machen. Da liegt der Schluss nur nahe, dass er sich jetzt wünscht, das Kind sei von ihm. Und die Möglichkeit besteht immerhin." erwiderte Constance langsam.
Sie seufzte schwer und nickte. "Und das würde dann wahrlich nicht gut gehen." bemerkte sie bekümmert. Die beiden Brüder würden sich nichts schenken und Constance wollte wirklich nicht, dass sie sich etwas antaten und das nur ihretwegen.
Constance lächelte kurz und gab Joanna einen Kuss auf die Wange. "Du hast Recht. Bis bald und pass gut auf dich und die Kinder auf." Dann löste Constance sich von ihrer Freundin, trat zu ihrer Tochter, um ihr Constantin abzunehmen und sich dann von Cathie innig zu verabschieden, ehe sie aufbrach.

Joanna hatte sich gut mit Cathie organisiert und bisher verlief die Betreuung von deren kleinen Geschwistern reibungslos. Doch sie sehnte sich wirklich danach, dass John und vor allem William endlich zurückkehrten. Es wurde wirklich Zeit und sie fühlte sich oft einsam.
Doch heute lenkte ein neues Problem sie davon ab. Constances Prophezeiung war eingetroffen und Arthur stand vor der Tür Da Constance nicht auffindbar war, hatte er um ein Treffen mit ihr gebeten. Und was blieb ihr schon für eine Wahl?
Also saß sie nun hier und wartete auf ihn. Sie musste wirklich klug sein um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden.

Arthur platzte beinahe vor Ungeduld als ihm ein Diener endlich aus der Halle zu den Gemächern von Lady Joanna führte. Kaum dass er die Nachricht erhalten hatte, dass Constance einen gesunden Jungen zur Welt gebracht hatte, war er in Oxford aufgebrochen und hier her gekommen, doch er hatte Constance nicht finden können. Als war ihm nichts weiter übrig geblieben als um ein Gespräch mit der Hausherrin zu bitten. Zwar kochte er förmlich, doch er wusste ganz genau, dass er nun Ruhe bewahren und geschickt vorgehen musste.
Der Diener kündigte ihn an und ließ ihn in das Gemach, das Arthur mit selbstsicheren Schritten betrat. Er blieb vor Lady Cornwall stehen und verneigte sich höflich. "Mylady, ich danke Euch, dass Ihr mich empfangt." erklärte er ernst und richtete sich wieder auf. "Ich bin hergekommen, um Constance und den Jungen zu sehen, aber man sagte mir, sie sei nicht in Truro und der Junge auch nicht ... ich bitte Euch, Mylady, sagt mir, wo ich die beiden finden kann." bat er inständig. Er wollte Constance sehen, sie in die Arme schließen und seinen Sohn kennen lernen. Er hatte einen Sohn! Wenn er ihn doch auch nur wirklich zu sich holen könnte! Dieses Kind veränderte einfach alles. Sogar seine Ambitionen bezüglich Surrey. Er hatte die Grafschaft abgeschrieben, hatte auch kein Interesse daran gehabt, sich mit seiner Schwester deswegen auseinander zu setzen, doch jetzt hatte er einen Sohn und Erben, dessen Zukunft er sichern wollte und dem die Grafschaft rechtmäßig zustand.

Joanna konnte Arthur seine Ungeduld schon ansehen, als dieser den Raum betrat. Aber sie würde sich einfach nur zurücklehnen und ihn auflaufen lassen. Wer eine Ehe zerstörte, hatte es nicht besser verdient und sie hoffte ja nun wirklich, dass John und Constance wieder zusammen fanden. Sie neigte leicht den Kopf.
"In der Tat, Constance und der Kleine sind nicht hier. Sie sind an einem Ort, wo sie ein bisschen zur Ruhe kommen können. Das halte ich auch für gut. Aber ich werde Euch nicht sagen, wo sie sind. Constance hat Euch nicht hierher eingeladen. Ihr seid auf eigene Faust her gekommen, also müsst Ihr mit den Konsequenzen leben."

Arthur hatte damit gerechnet, dass Lady Cornwall ihn abweisen würde, dennoch machte es ihn wütend ihren Worten zu lauschen. Er knirschte mit den Zähnen, riss sich aber dennoch zusammen. "Mylady, ich bitte Euch inständig, sagt es mir. Wozu sollte Constance mich über die Geburt des Jungen informieren, wenn ihr nicht daran gelegen ist mich zu sehen?"
Arthur fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Bitte, Ihr dürft mir meinen Sohn nicht vorenthalten. Ich möchte doch nichts weiter als mein eigenen Fleisch und Blut kennen zu lernen, daran ist wohl kaum etwas Verwerfliches."
Er wollte dieses Kind sehen und wenn er letztlich die ganze Grafschaft durchsuchen müsste, selbst das würde er tun, wenn er damit nur Erfolg hätte.

Joanna schüttelte den Kopf. "Constance wollte Euch nicht selbst informieren, weil sie Angst hatte, Ihr würdet her kommen. Ich habe es getan und das war wohl auch besser so. Constance möchte Euch nicht sehen, sie will ihre Ruhe, findet Euch damit ab."
Joanna seufzte genervt. "Dieses Kind ist nicht Euer Sohn. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es Johns Sohn ist und das glaube ich auch eher. Und selbst wenn nicht, wird es als Johns Kind aufwachsen, da Constance ihn niemals verlassen wird. Damit solltet Ihr Euch endlich abfinden.", erklärte sie kühl. "Sie will Euch nicht sehen und fertig."

"Das ist nicht wahr!" widersprach Arthur heftiger als er vorgehabt hatte. "Es ist wahrscheinlich, dass er mein Sohn ist, sie hat seit Jahren von John kein Kind mehr empfangen. Der Junge ist mein Sohn!" erwiderte Arthur drängend.
Sein Blick huschte unruhig durch den Raum und er biss die Zähne aufeinander, ballte die Hände zu Fäusten und rang eine Weile mit sich. "Mylady, ich appelliere an Euer Mitgefühl, lasst mich den Jungen sehen. Ich bitte Euch, wenn Constance mich schon nicht haben will, so ist der Junge das einzige auf der Welt was mir geblieben ist." brach es schließlich aus ihm heraus. "Er ist das einzige bisschen Familie, das ich habe ..."

"Nein, ist es nicht. Ein Zufall, nichts weiter. Weiß der Himmel, was Gott sich dabei gedacht hat. Niemand wird je sicher wissen, wessen Sohn er ist, aber da Constance verheiratet ist, wird immer John als der Vater gelten. Ihr habt keine Chancen.", erklärte Joanna nüchtern.
"Ihr könnt Euch Euer Betteln sparen. Constance möchte nicht, dass ich Euch ihren Aufenthaltsort mitteile, also werde ich mich daran halten und diesem Wunsch entsprechen. Constance will Euch nicht, aber Ihr könnt den Jungen auch nicht von seiner Mutter fort holen. Das einzige bisschen Familie? Ihr habt einen Bruder, dessen Ehe Ihr wissentlich gefährdet und aufs Spiel gesetzt habt. Das spricht nicht für viel Verantwortungsbewusstsein und schon gar nicht für Familiensinn."

"Es gibt Mittel und Wege, damit ich den Jungen als meinen Sohn anerkennen kann, daran sollte es nicht scheitern." entgegnete Arthur, der sich schon so einige Gedanken über diesen Umstand gemacht hatte. Es war möglich, dass er die Mutter des Jungen nicht weiter erwähnte und bei der Kirche schlichtweg um die Legitimierung seines Bastardes bat. Er musste nur den richtigen Ansprechpartner ausfindig machen und diesem genug Silber zukommen lassen und schon war der Junge für alle Welt sein Sohn und legitimer Erbe.
Arthur rieb sich die Schläfe und schüttelte kurz den Kopf. "Einen Bruder, dem ich von Anfang an ein Dorn im Auge war und der im Grunde besser in seinem Kloster hätte bleiben sollen. Aber lassen wir das, in diesem Punkt werden wir uns wohl nie einig." erklärte Arthur knapp, dann atmete er geräuschvoll aus. "Also gut, Ihr werdet mir nicht sagen, wo ich sie finden kann, aber ... würdet Ihr Constance wenigstens einen Brief von mir zukommen lassen? Das sollte doch im Rahmen des Möglichen sein, oder nicht? Und dann kann Constance selbst entscheiden, ob sie mir darauf antworten will oder nicht."

Joanna hob die Augenbrauen. "Ihr habt Euch dazu ja schon einige Gedanken gemacht.", bemerkte sie kühl. "Aber nur um Euren Willen durchzusetzen, ist das sicher nicht der richtige Weg. Ihr solltet an das Wohl Eures Sohnes denken und das liegt ganz eindeutig bei seiner Mutter. Was wollt Ihr denn mit einem kleinen Kind, das Ihr nicht einmal versorgen könnt? Wer achtet auf es und schenkt ihm die Liebe, die es braucht, wenn Ihr arbeitet? Sehr schlecht durchdacht Euer Plan."
Und Constance würde es auch nicht gut tun. Es würde nie Ruhe geben, wenn John den Jungen anerkannte und dann Arthur dazwischen funkte.
"Ein Bruder, dem Ihr von Anfang an seine Frau missgönnt und dem Ihr das Leben schwer gemacht habt. John fühlt sich außerhalb des Klosters doch sehr wohl.", erwiderte sie. "Nein, ich werde es Euch nicht sagen. Ich kann Ihr einen Brief zukommen lassen, in Ordnung. Aber ich glaube nicht, dass Ihr Antwort erhaltet."