William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Azeem

"Ich hoffe es doch. Immerhin war die Reise lang." erwiderte Azeem heiter. Als Cathie einwilligte, leuchteten seine Augen eifrig auf und er nickte. "Es wäre eine Ehre. Danke, Cathie."
Im nächsten Moment kräuselten sich seine Lippen spöttisch. "Nur, wenn man denkt, dass Euer Glauben richtig ist. Aber für eine Diskussion über wahren Glauben mit Euch ist mein Englisch nicht gut. Das muss warten." erwiderte Azeem lächelnd, sah dann erneut zum Himmel und runzelte die Stirn.
"Aber ich muss Euch verlassen, Cathie, es ist Zeit für mein Gebet." erklärte Azeem und hielt ihr den Arm entgegen, wie er es sich bei den Engländern bereits abgeschaut hatte. "Darf ich Euch vielleicht zur Burg bringen?" bot er lächelnd an.

Cathie grinste flüchtig. "Die Reise hat sich gelohnt, Ihr werdet sehen und staunen. Keine Ursache." Cathie nickte langsam. "Genauso wie Ihr denkt, Euer Glaube sei richtig. Ich warte auf diese Diskussion, sobald Euer Englisch gut genug ist. Das wird abenteuerlich."
Sie war überrascht, als er ihr wie selbstverständlich den Arm anbot und legte bereitwillig ihre Hand darauf. "Sehr gern.", stimmte sie zu.
"Doch erklärt mir doch unterwegs: betet Ihr immer zu festen Zeiten? Warum? Hört Gott nicht immer zu, egal wann? Aber ach, dann diskutieren wir ja schon wieder...Ihr müsst unbedingt schnell lernen."

Azeem

Azeem grinste. "Das glaube ich auch." erwiderte er und lachte dann bei ihren Fragen. "Ihr seid, wie sagt man? Neugierig?" bemerkte Azeem gut gelaunt und führte Cathie langsam durch den Garten zurück in Richtung Burg.
"Wenn ich gut sprechen kann, erkläre ich Euch gerne mehr." bot er sich lächelnd an. "Aber ja, wir beten zu festen Zeiten. Es ist ähnlich wie bei Euch in Euren ..." Azeem suchte kurz nachdenklich nach dem richtigen Wort, dann nickte er lächelnd. "In Euren Kloster. John sagt dort wird auch zu vielen Zeiten gebetet. Bei uns ist es ähnlich." Azeem sah Cathie von der Seite an und schmunzelte leicht. "Ich denke, es gibt viele Wege zu Allah zu sprechen. Ob er uns zuhört, entscheidet er allein."

Cathie grinste zurück, inzwischen deutlich entspannter in der Gegenwart des Arabers, von dem ihr plötzlich in erschreckender Gewissheit einfiel, dass sie seinen Namen nicht kannte. "Ja, ich bin neugierig. Eine fremde Kultur ist so faszinierend. Doch würdet Ihr mir Euren Namen verraten? Mein Vater erwähnte ihn sicher, doch leider ist er mir entfallen.", sagte sie bedauernd, während sie neben ihm her ging. Seltsam wie gut man sich mit einem Menschen verstehen konnte ohne seinen Namen zu kennen, ihn zu kennen.
"Das würde mich sehr freuen. Und ja, Ihr habt Recht. Wie in unseren Klöstern. Es scheint, als wären wir einander doch nicht so unähnlich. Ihr seid ein weiser Mann, Ihr sprecht die Wahrheit."

Azeem

Bei Cathies Worten wurde Azeem eine Spur blasser, sofern das bei seiner Hautfarbe überhaupt wirklich sichtbar wurde. "Allah möge mir vergeben! Und Ihr mir auch, Cathie. Ich war unhöflich!" erwiderte er betroffen und schenkte ihr dann ein charmantes Lächeln. "Mein Name ist Azeem. Azeem Bin-Sharif." stellte er sich nun mit deutlicher Verspätung vor.
Azeems Lippen kräuselten sich amüsiert. "Im Grunde sind wir sehr ähnlich und letztlich ist es immer Allah zu dem wir uns wenden. Nur der Weg dahin ist anders." Azeem lächelte schelmisch. "Nicht weise. In meinem Land sagen die Leute eher dumm." erklärte er. "Wenige sind offen damit. Egal welcher Religion. Alle denken, sie haben die einzig wahre."

"Das macht nichts, wirklich. Ich kann ja auch einfach danach fragen. Und die Unkenntnis Eures Namens hat die Freude über unsere Unterhaltung nicht getrübt, Azeem Bin-Sharif.", erwiderte Cathie mit einem freundlichen Lächeln. Sie mochte den Araber gern, er war sehr höflich und zuvorkommend, aber zugleich so vollkommen anders als jeder Engländer.
Sie nickte langsam.
"Da habt Ihr Recht. Aber Ihr seid sicher nicht dumm. Es ist schade, dass viele Leute nicht so offen sind. Man muss einander respektieren. Doch macht Euch nichts daraus, meine Landsleute sind oft nicht viel besser. Ihr werdet es hier nicht immer einfach haben."

Azeem

Azeem nickte dankbar und konnte den Blick gar nicht mehr von Cathie nehmen als sie ihn so anlächelte. Ihr Lächeln war unbeschreiblich, es drückte so viel Freundlichkeit und Offenheit aus und es ließ sie regelrecht strahlen. Azeem war sich sicher, Johns Tochter war etwas ganz besonderes und er war froh ihr hier in die Arme gelaufen zu sein.
Er lächelte. "Ihr seid auch sehr weise, Cathie." erwiderte er und zuckte dann mit den Schultern. "Sicher. Aber ich bin hier, um zu lernen. Von Eurem Vater, von diesem Land, den Menschen ... von Euch. Egal, ob es nicht einfach wird. Ich bin neugierig auf alles hier. Und solange es Menschen wie Euch gibt, Cathie, dann ist es die Gefahr wert." erklärte Azeem entschlossen.

Cedric hatte kurz mit Alan gesprochen und dieser hatte ihm ziemlich verstört mitgeteilt, welche Probleme er mit James wegen ihrer kleinen Affäre hatte. Das tat ihm ziemlich leid, denn er hatte Alan nicht in solche Schwierigkeiten bringen wollen.
Also hatte er nun die Gelegenheit genutzt, da James durch den Gang lief. Cedric trat aus einer Nische. "James, ich möchte gern mit dir sprechen und bitte um einen Moment deiner Zeit.", erklärte er entschlossen.
"Ich denke, es wäre gut, wenn du mit mir kommst."

James hatte sich in den letzten Tagen weitestgehend von Alan fern gehalten. Er musste erst einmal verarbeiten, was dieser im offenbart hatte und er musste herausfinden, wie er dazu stand, wie er damit umgehen konnte.
Bisher war er damit allerdings noch nicht wirklich weiter gekommen und jedes Mal, wenn er an Alan dachte - was beinahe ständig der Fall war - war es, als säße ein Stachel tief in seinem Herzen, der sich immer weiter vorarbeitete. Nein, für James war das wirklich keine einfache Sache und schon gar nicht unbedeutend.
Gedankenverloren lief er durch die Gänge der Burg als sich mit einem Mal jemand in seinen Weg stellte. James blieb stehen und verengte die Augen als er Cedric erkannte. "Ich wüsste ehrlich nicht, was ich mit Euch zu bereden hätte." erwiderte er bissig und trat an dem Spielmann vorbei. Das fehlte ihm jetzt noch! Ausgerechnet dieser Kerl wagte es, ihm unter die Augen zu treten?

Cedric hatte geahnt, dass James nicht so begeistert sein würde ihn zu sehen, aber er war fest entschlossen die Sache zu klären, schließlich war das alles seine Schuld.
"Nun, ich habe aber etwas mit dir zu bereden und je eher, desto besser.Also wirst du jetzt mit mir kommen und mir zuhören, verstanden?", stellte Cedric finster klar. Es war ihm völlig egal, wie er mit dem Sohn des Earl redete. Wer sich so aufführte, verdiente keinen Respekt.
"Los jetzt, es kostet dich doch nichts mir ein bisschen zuzuhören. Und immerhin ist Alan uns Beiden wichtig, oder?"

James Augen weiteten sich ein klein wenig vor Verblüffung, dann hatte er sich wieder im Griff. "Was fällt dir eigentlich ein so mit mir zu reden?" fragte er kalt. "Du solltest lieber bedenken, wen du vor dir hast!"
James sah Cedric abweisend an. "Es kostet mich Zeit und diese will ich sicher nicht mit dir verschwenden. Und wenn Alan dir wirklich wichtig wäre, hättest du die Finger von ihm gelassen! Du bist immerhin Schuld an dieser ganzen Sache also komm mir jetzt ja nicht damit, dass es an mir liegen würde!"
Entschlossen wandte James sich ab und ging an dem Spielmann vorbei. Vielleicht begriff dieser ja endlich, dass er nicht mit ihm reden wollte, wenn James ihn einfach stehen ließ.

Cedric wurde nun wirklich wütend. Wie konnte dieser Bengel nur so stur sein? "Ich rede so mit dir, wie es mir passt, solange du dich wie ein beleidigtes Kind verhältst. Wen ich vor mir habe? Einen jungen Mann, der sogar vor seiner Familie verleugnet, wer er eigentlich ist. Und da du hier ohnehin keine Pflichten hast, wirst du ja wohl fünf Minuten Zeit erübrigen können, Alan zuliebe. Ich habe mit dir zu reden."
Er schüttelte den Kopf. "Eben darum geht es. Ich bin daran genauso sehr Schuld wie du, wenn du mich fragst. Aber trotzdem will ich ihn dir nicht wegnehmen. Ich liebe ihn nicht, ich bin sein Freund und das bleibe ich. Er hat deine Missachtung nicht verdient, schließlich hast du ihn im Stich gelassen. Wenn du dieses Thema gerne auf dem Gang erörtern möchtest, bitte...", erwiderte er heftig und trat James in den Weg.

"Was fällt dir ein!" zischte James wütend und machte sogar einen Schritt auf Cedric zu. "Ich verleugne nicht wer ich bin." erwiderte er wütend und funkelte den Spielmann verärgert an, als dieser ihm in den Weg trat. Dieser Mistkerl würde einfach nicht locker lassen ...
"Das macht die Sache ja nur noch schlimmer! Wenn er es wenigstens getan hätte, weil irgendwelche Gefühle zwischen euch herrschen. Aber so hat er mich wegen nichts weiter hintergangen. Nur wegen der reinen Fleischeslust." knurrte James, ließ den Blick dann rasch den Gang entlang wandern und schüttelte den Kopf. "Na los, dann lass uns gehen. Aber ich warne dich, reiß dich zusammen, sonst höre ich mir kein Wort von dir an." drohte James kalt.

"Deine Eltern wissen nichts über deine Gefühle für einen Mann, oder? Also verleugnest du dich...ganz einfach.", widersprach Cedric ruhig und hob die Schultern. Schließlich wussten Lady Joanna und der Earl von ihm auch, was er bevorzugte.
Er führte James den Gang entlang und in sein Gemach. Überall lagen Pergamente, Federn und seine verschiedenen Instrumente herum. Er war ein Freigeist und darum hielt er auch nichts von zu strenger Ordnung. Da würde er sich nur eingeengt fühlen.
Er schloss die Tür hinter sich. "Wie du schon sagtest, war das meine Schuld. Ich habe ihn dazu verführt und erst wollte er auch nicht. Er wollte mir nicht glauben, dass auch er gewisse Bedürfnisse hat, wenn man sie nur weckt. Und das habe ich getan, auch wenn ich es nicht geplant hatte. Ich fand Alan von Anfang an niedlich, aber er tat mir auch leid. Er war hier, so verloren und allein, und er hat dich vermisst. Jeden Tag. Als sein Vater ihm die Hand gebrochen hat und er sich nicht einmal mehr mit der Malerei ablenken konnte, wurde es noch schlimmer. ich habe ihn einfach ein bisschen getröstet und er hat das zugelassen. Aber er hat dich nie vergessen. Doch ich frage dich, wie steht es mit dir? Warst du wirklich so makellos, wie du tust? Erzähl mir nicht, du hattest noch nie eine Affäre, die nichts weiter bedeutet hat. Bist du dieser Fleischeslust noch nie verfallen? Außerdem hast du ihn allein in die Fremde geschickt."

"Ich verleugne es nicht, ich binde es nur niemandem auf die Nase, das ist ein gewaltiger Unterschied!" widersprach James entschieden und folgte Cedric schließlich unwillig in dessen Gemach.
Flüchtig sah er sich dort um, ließ den Blick über das Sammelsurium an Pergamenten und Musikinstrumenten schweifen und richtete den Blick dann wieder auf den Spielmann.
James atmete geräuschvoll aus. "Ich habe ihn auch vermisst und mich danach gesehnt ihn wieder zu sehen, aber deshalb habe ich mich nicht irgendjemandem an den Hals geworfen um mich zu trösten." erwiderte James und schnaubte leise. "Ich habe Alan sicher nicht betrogen!" stellte er verärgert fest und hielt dann den Zeigefinger nach oben. "Eine. Eine einzige und das war bevor das mit Alan und mir angefangen hat. Und es war ausgerechnet Alan, der mir vor Augen geführt hat, was ich damals für einen Fehler begangen habe."
Im nächsten Moment glommen James' Augen düster auf. "Ich habe ihn nicht allein in die Fremde geschickt! Ich habe ihm ermöglicht hier her zu kommen und bei Lorenzo zu lernen, weil er nicht mit nach Bologna kommen konnte."

"Das musst du ja auch nicht, aber ich schätz, seinen Eltern sollte man es irgendwann schon sagen. Sie werden dir nicht den Kopf abreißen, schließlich kennen sie mich." Cedric grinste flüchtig.
"Alan hat sich mir nicht an den Hals geworfen, er war weit davon entfernt. Hörst du mir nicht zu? Ich habe ihn dazu gebracht, er hat nur nachgegeben und sich trösten lassen. Du hast keine Ahnung, wie kreuzunglücklich er war! Und ich schätze, damals war er auch noch nicht mit dem Gedanken eins, dass Gott einem nicht gleich den Kopf abreißt, wenn man Männer bevorzugt. Ich finde, ihr Pfaffen vertretet dazu eine ganze Menge Unsinn."
Er seufzte auf. "Wenn du ihn wirklich liebst, wirst du ihm verzeihen." Cedric lachte etwas bitter auf. "Ach, du hast es ihm gönnerhaft ermöglicht herzukommen. Und trotzdem hast du ihn allein gelassen, um in Bologna zu studieren. Das spricht auch nicht gerade von Loyalität. Also seid Ihr quitt. Alan ist mein Freund und ich werde nicht zulassen, dass du ihn noch unglücklicher machst mit deinem dämlichen verletzten Stolz. Er sehnt sich nur nach deinem Verständnis und deiner Nähe. Sei nicht so dumm, so einen Menschen findest du nie wieder. Er würde alles für dich tun. Und hast du nicht gemerkt, wie gut ihm der Aufenthalt hier getan hat? Wie viel selbstbewusster er ist?"

"Ich höre dir zu, aber es spielt keine Rolle, wie genau es abgelaufen ist. Letztlich gehören immer zwei dazu, er hat sich also bewusst dazu entschieden sich auf dich anzulassen und mich dabei zu hintergehen." erwiderte James trocken und legte ärgerlich die Stirn in Falten. "Du solltest besser aufhören mich zu beleidigen, wenn du hier auch nur irgendetwas gedenkst erreichen zu wollen."
James atmete geräuschvoll aus. "Ich versuche es ja. Ich versuche ihm zu verzeihen, aber so einfach ist das für mich nicht. Ich habe gedacht, ich wäre der eine für ihn, ich habe auf ihn gewartet, komme hier her und dann erfahre ich so etwas. Und jetzt tut ihr auch noch, als sei Alan das arme Opfer und ich der böse Kerl! Was läuft schief in euren Köpfen?"
James fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Er hat nicht meinen Stolz verletzt, sondern mein Vertrauen!" entgegnete James. "Außerdem hätte ich ihn nicht alleine gelassen, wenn er auch nur einen Ton gesagt hätte! Ich wäre nicht nach Bologna gegangen, wenn er nicht zugestimmt hätte. Ich wäre geblieben und hätte mein Studium für ihn hinten an gestellt. Ist es da wirklich so absurd, dass ich gedacht habe, er würde mir in der Zeit treu bleiben? Ich bin es schließlich auch gewesen, es ist also keineswegs unmöglich!"

"Es lag ganz sicher nicht in seiner Absicht dich zu hintergehen. Wenn du so willst, habe ich seine missliche Lage ausgenutzt. Es ist also meine Schuld. Ich habe ihn ziemlich verführt. Und da er so überwältigt war von diesen Gefühlen, hat er letztendlich auch mich gezeichnet. Außerdem hat das Ganze doch etwas Positives für dich." Er hob beiläufig  die Schultern. "Wenn du ihm verzeihst und ihr Beide das erste Mal miteinander ins Bett geht, wird er ganz sicher nicht so verklemmt sein, wie es vorher der Fall gewesen wäre. Gut für dein Vergnügen.", erklärte er offen. Er fand nichts dabei, solche Dinge auszusprechen, irgendeiner musste es ja schließlich tun und sie waren Beide erwachsen genug. Du Dummkopf, du bist der eine für ihn. Das hat doch gar nichts bedeuten. Ich habe für ihn nichts zu bedeuten. Ich finde nicht, dass Alan das Opfer ist, du aber auch nicht. Ebenso wenig wie du der böse Kerl bist. Ich finde, ihr seid beide ein bisschen Schuld daran, dass es so gekommen ist. Also solltest du nun aufhören dich wie eine beleidigte Leberwurst aufzuführen und deine Zeit nicht verschwenden, indem du Alan aus dem Weg gehst. Klär es mit ihm, endgültig, und schließt Frieden. Das ist es doch sowieso, was ihr Beide wollt. Du hast es offensichtlich nicht verstanden auch genug Vertrauen in ihm zu wecken, jetzt ist die Chance das zu ändern. Beweis ihm, dass er dir immer vertrauen kann." Er schnaufte unwillig und verdrehte die Augen.
"Ach herrje, du glaubst doch nicht, dass er einen Ton gesagt hätte, wenn du dann dein Studium aufgegeben hättest? Er weiß, was das bedeutet und er wollte dir nicht im Wege stehen. Letztendlich war dieser Weg gut für ihn. Für sein Talent und für sein Selbstbewusstsein. Aber es gab Phasen, da sah das nicht ganz so aus. Meine Güte, als ob diese Sache ein so großes Drama wäre. Du musst ihm nur einmal klar machen, dass er die allergrößten Genüsse im Bett nur bei dir findet und er wird dir niemals wieder untreu sein, ganz einfach. Wenn ihr nur nicht immer so kompliziert wärt."

James biss die Zähne aufeinander und wurde bei Cedrics Worten ein wenig blass angesichts der unverblühmten Offenheit des Spielmanns. Er knirschte mit den Zähnen und sah kurz zu Boden, während er Cedric missmutig zuhörte, dann sah er wieder auf und verengte die Augen.
"Und dann? Wenn ich ihm verzeihe, wie soll es dann weiter gehen? Er hat dir doch sicher auch brühwarm erzählt, dass ich wieder nach Bologna gehe. Wenn du so gerne Ratschläge erteilst, dann sag mir doch bitte, wie das funktionieren soll? Ich in Bologna und er bleibt hier? Bei dir? Oh bei allen Heiligen, schon bei dem Gedanken daran wird mir schlecht!"
James' Augen weiteten sich ein wenig, dann wandte er sich ruckartig ab und trat an das Fenster heran, um hinaus zu sehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Die allergrößten Genüsse ... aber was, wenn Alan feststellte, dass dem gar nicht so war? James selbst hatte ein paar Nächte mit Francesco verbracht, sonst nichts weiter. Nie im Leben konnte er mit der Erfahrung mithalten, die Cedric besaß und was, wenn Alan enttäuscht war? Wenn er nicht gut genug war?

Cedric grinste, als James so blass wurde. "Ich glaube wirklich, es wurde Zeit, dass mal jemand ein offenes Wort mit dir redet.", stellte er vergnügt fest.
"Er hat mir erzählt, dass du dein Studium fortsetzen möchtest, aber er hat mir auch gesagt, dass er über deinen Vorschlag nachdenkt. Ich denke, er wird nicht hier bleiben bei mir. Äußerst bedauerlich, den ich mag ihn gern, aber ich denke, es wird ihm gut tun, wenn er mit dir kommt. Ich bin mir sicher, er wird dich begleiten, auch wenn er bewusst noch keine Entscheidung getroffen hat.", erwiderte der Spielmann lässig. "Also kein Grund sich den hübschen Kopf zu zerbrechen."
Als James sich abwandte und ans Fenster trat, hatte Cedric so eine Ahnung, wo James' Befürchtungen ihren Ursprung hatten.
"Keine Sorge, du wirst für ihn besser sein, als jeder andere Mann es je könnte. Am Schönsten ist es immer dann, wenn man es mit dem teilt, den man liebt. Und daran besteht ja nun wirklich kein Zweifel."

James warf Cedric einen ärgerlichen Blick zu als dieser sich über ihn lustig machte. Dann schnaubte er leise. "Ich zerbreche mir aber den Kopf darüber, weil all das nur eine Zukunft hat, wenn er mich begleitet. Sollte er sich nicht dazu entscheiden können, weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll, denn noch einmal zwei Jahre ohne ihn ..." James stockte kurz und senkte den Blick. "Noch einmal so eine lange Zeit ohne ihn halte ich nicht aus." erklärte er mit belegter Stimme.
James rieb sich unbehaglich über die Oberarme und sah weiter stur aus dem Fenster. War er so leicht zu durchschauen?
"Möge Gott geben, dass du Recht behältst." erwiderte er und schluckte. "Denn mit deiner Erfahrung kann ich wohl kaum mithalten." fügte er trocken hinzu.
Je länger er hier in diesem Gemach war, desto unwohler fühlte James sich. Aber gleichzeitig stieg auch der Drang mit Alan zu reden ins Unermessliche. Er musste seinen Freund sehen.

"Er wird dich begleiten, glaube mir. Ich denke nicht, dass er auch noch einmal so lange Zeit auf dich verzichten will, dieses eine Jahr war schon so unfassbar schwer. Sorg dafür, dass er sein Talent auslebt, es wäre zu schade, wenn er es zurückstellen muss um irgendwie genug Geld zu verdienen. Er kann es weit bringen, das weiß ich, und viele Grafen und Bischöfe werden es sich etwas kosten lassen, dass er ihre Kapellen bemalt oder ihre Bücher verziert. Er muss nur einmal ein Schlupfloch finden und vielleicht kann Lorenzo ihm ein Empfehlungsschreiben mitgeben."
Cedric grinste flüchtig. "Ich habe meistens Recht. Du musst mit meiner Erfahrung auch nicht mithalten, schließlich bin ich einige Jahre älter als du. Aber glaub mir, er hat es zwar genossen, aber mit dir wird es noch einmal etwas ganz Anderes sein. Mit nichts zu vergleichen. Und nun rede endlich mit ihm...es wird Zeit."

James atmete geräuschvoll aus. "Ich werde sicher nicht zulassen, dass er es zurückstellen muss. Ich habe schon immer gesagt, dass die Malerei das ist, was ihn auszeichnet und dass er weiter machen muss." erwiderte James.
Er schloss für einen Moment die Augen und ging in sich, dann drehte er sich wieder um und nickte knapp. "Ja, das wird es wohl." erwiderte er und löste sich vom Fenster, durchquerte den Raum und blieb vor der Tür noch einmal kurz stehen. Es kostete ihn alle Kraft sich zu überwinden, aber er sah Cedric noch einmal kurz an. "Danke." James hatte nicht allzu laut gesprochen, aber dennoch war nicht zu bezweifeln, dass er den Dank aufrichtig meinte.
Dann öffnete er die Tür und ließ den Spielmann zurück. Ja, es wurde tatsächlich Zeit. Er musste Alan finden ...

Alan saß in der Kirche im Schneidersitz auf dem Boden und betrachtete die Malereien, die er mit Lorenzo bereits gefertigt hatte. Wunderschön waren sie, beinahe echt aussehend. Und doch wusste er, dass er nicht für immer hier bleiben konnte, so sehr er auch von Lorenzos Wissen profitiert hatte. Wenn James ihm nur verzeihen würde, dann würde er vielleicht den Mut finden mit nach Bologna zu reisen.
Aber das würde vermutlich nie geschehen... James war so wütend und ja, vermutlich auch zurecht. Er hätte sich mit Cedric nicht einlassen dürfen, aber er war so einsam gewesen und es hatte sich so richtig und gut angefühlt.
Wie es sich wohl mit James anfühlen würde?

Ganz wie James es sich erhofft hatte, fand er Alan in der Kirche. Einen Moment lang beobachtete er seinen Freund unbemerkt, wie dieser auf dem Boden saß und die Malereien betrachtete. Wie hinreißend er dabei aussah ... James' Herz zog sich leicht zusammen und er trat zur Alan hinüber.
"Alan, ich ..." er stockte kurz und sah betreten zu Boden, ehe er den Mut zusammen nahm und seinen Freund wieder ansah. "Hast du einen Moment Zeit für mich? Ich würde gerne mit dir sprechen. Über all diese Dinge ... ich habe viel nachgedacht und ... auch mit Cedric gesprochen. Bitte, lass uns irgendwo hin, wo wir ungestört reden können, ja?" bat er seinen Freund schließlich.