William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Alan sah überrascht auf, als er leichte Schritte hinter sich vernahm. Normalerweise kam um diese Zeit nie jemand her. Doch es war wirklich James, der da langsam näher trat. Alan erhob sich langsam mit vorsichtiger Freude, dass James hergekommen war.
"James...natürlich habe ich Zeit. Lass uns doch einfach ein bisschen spazieren gehen, was meinst du?" Die Bewegung würde ihnen wohl Beiden helfen.
"Du hast mit Cedric gesprochen?", fragte Alan erstaunt. "Und er lebt noch?" Sonderlich gut zu sprechen war der Andere ja noch nie auf Cedric gewesen.

James nickte erleichtert als Alan einwilligte und einen Spaziergang vorschlug. "Ja, gerne." Er lächelte ein wenig unsicher und wurde sich dabei einmal mehr bewusst, wie sehr er sich eigentlich von Alan abhängig gemacht hatte. Nur wenn dieser bei ihm war, fühlte er sich wirklich vollständig und glücklich und dementsprechend nervös war er nun auch, weil dieses Gespräch so ungemein wichtig war.
James schnitt eine Grimasse. "Habe ich, wenngleich ich ehrlich sein muss, es war erzwungenermaßen ein Gespräch. Ich wäre von selbst wohl kaum auf die Idee gekommen. Und ja, er lebt noch. Selbst wenn ich wollte, hätte ich ihm wohl kaum etwas entgegen zu setzen gehabt." bemerkte James ein wenig spöttisch und wartete bis Alan seinen Mantel geholt hatte, damit sie gehen konnten.

Alan erhob sich und griff nach seinem Mantel, um ihn überzuziehen. Gemeinsam verließen sie die Kirche, ehe Alan antwortete. Dieses Gespräch war so wichtig für ihre gemeinsame Zukunft.
"Naja, Cedric ist recht....forsch, wenn er etwas will. Es wundert mich nicht, dass er dir keine Wahl gelassen hat. Aber er meint es wirklich gut, er will nur helfen."
Alan musste lächeln.
"Was hat er denn gesagt? Was wollte er mit dir besprechen?" Das interessierte ihn nun wirklich. "Es tut mir leid, James. Ich wollte dich sicher nicht verletzen.", erklärte er ernst.

James schnaubte leise. "So kann man es sagen, ja. Und da ich wenig erpicht darauf war, mein Liebesleben mitten auf dem Gang mit ihm zu erörtern, musste ich wohl mit ihm gehen." erklärte er, musste dann aber ein wenig verschämt lächeln. "Nun, sagen wir, er hat mir ein wenig die Augen geöffnet für die wesentlichen Dinge im Leben." erwiderte James.
Auf Alans Entschuldigung hin, nickte James nur und ging noch einen Moment schweigend weiter, ehe sie eine ungestörte Ecke des Gartens erreicht hatten. "Ich weiß." erwiderte er langsam. "Und ich war ein Dummkopf, dass ich an dir gezweifelt habe. Es ist nur ..." Er suchte verzweifelt nach den passenden Worten und hob schließlich resignierend die Schultern. "Ich hatte solche Angst, dass du mich seinetwegen nicht mehr willst. Ich dachte, das zwischen uns sei etwas besonderes und habe es zu sehr an diesem letzten Schritt fest gemacht. Und bei der Vorstellung, dass ich ausgerechnet gegen Cedric ankommen müsste ..." James schüttelte den Kopf und sah einen Moment lang zu Boden. Er schluckte und griff nach Alans Hand, sah seinen Freund wieder an. "Komm mit mir, Alan. Ich bitte dich. Komm mit nach Bologna."

Alan lachte leise auf. "Ja, so ist er. Er nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund und sagt, was er denkt. Und seltsamerweise kann er es sich auch ohne Einschränkungen leisten, solange dein Vater seine schützende Hand über ihn hält. Und oft sagt er wirklich weise Dinge, nicht wahr? Die Erfahrung habe ich auch schon machen müssen."
Eine Weile ging er schweigend neben James her, bis dieser weitersprach. "Cedric wird dich niemals verdrängen können. Er ist mir ein guter Freund, aber eben...nicht mehr. Nicht so wie du. Ich könnte dich nie seinetwegen verschmähen. Es ist etwas Besonderes mit uns, James. Aber das hat doch nichts damit zu tun, ob ich mit Cedric ein bisschen Erfahrung gesammelt habe. Deswegen ist es doch nicht weniger besonders. Ich habe dich doch trotzdem jeden Tag vermisst. Du wirst nie gegen ihn ankommen müssen."
Alan schluckte schwer und sah kurz auf seine Hand hinab, dann wieder hinauf zu James. Er wusste einfach nicht, ob er das konnte. Aber als er dem Anderen in die Augen sah und dort die selbe Liebe erkannte, die er auch spürte, konnte er nicht anders. Er musste einfach mutig sein.
"Ich werde mit dir gehen..."

"Das tut er wohl. Aber sag ihm ja nicht, dass ich das zugegeben habe." erwiderte James mit einem schiefen Grinsen.
Bei Alans Antwort nickte er langsam und seufzte. "Ja, das habe ich mittlerweile auch begriffen. Es war nur anfangs so schwer, weißt du? Es hatte mich unglaublich verletzt, das mit dir und Cedric herauszufinden. Mehr als ich erwartet hätte." gestand er und sah Alan einige bange Sekunden lang in die Augen und wartete auf dessen Antwort. Jetzt würde sich alles entscheiden.
Und dann kamen sie, die erlösenden Worte, die James mit einer solchen Heftigkeit trafen, dass er blinzeln musste um nicht in Tränen auszubrechen vor Erleichterung.
Eilig schloss er Alan in seine Arme und zog ihn fest an sich. "Ich danke dir, Alan." wisperte er leise. "Du wirst sehen, es wird wundervoll werden." versicherte James seinem Freund mit heiserer Stimme.
Dann legte er die Hände an Alans Gesicht, sah ihn einen Moment lang schweigend an und küsste ihn schließlich.
Es war unglaublich befreiend ihm endlich wieder nahe zu sein und James legte all seine Liebe und Zuneigung in diesen Kuss.

"Kein Wort.", erwiderte Alan ebenso grinsend und genoss die Unbeschwertheit, die langsam zwischen ihnen wieder Einzug erhielt.
"Ich weiß, dass es schwer war. Aber solange es jetzt alles wieder gut wird....Du wirst niemals Konkurrenz in Cedric haben. Er ist ein Freund, nicht mehr. Du bist viel mehr..."
Er lächelte leicht, als er James' Erleichterung sah und atmete tief durch. Es war eine wichtige Entscheidung gewesen.
"Ich liebe dich...", wisperte er und genoss den Kuss in vollen Zügen, erwiderte ihn mit aller Liebe und Leidenschaft, die er aufbringen konnte. Endlich war James wieder bei ihm und es war richtig.

James lachte leise als er Alan wieder in den Armen halte konnte. Ja, so fühlte es sich endlich wieder richtig an. "Ich dich auch, Alan. Ich dich auch." erwiderte er und strich ihm zärtlich durch die Haare, während er den Kuss noch etwas in die Länge zog, ehe er sich nach Atem ringend von Alan lösen musste.
"Hm, du piekst ein wenig." bemerkte er grinsend und ließ die Finger sachte über Alans Wange und dessen Bartstoppeln streichen. "Aber ich glaube, daran werd ich mich auch noch gewöhnen."
James hauchte noch einen weiteren Kuss auf Alans Lippen, dann legte er den Kopf an die Schulter seines Freundes. "Ich habe mich wirklich wahnsinnig auf diesen Moment gefreut." erklärte er leise.

Alan schloss einen Moment die Augen. Wie wundervoll es doch war, endlich wieder Frieden mit James geschlossen zu haben. Kein Streit mehr und sein Lebensweg lag erst einmal vor ihm. Er wusste nicht, was auf ihn zukam und ob er in Bologna Fuß fassen konnte, aber er würde es in jedem Fall versuchen. Solange sie irgendwie über die Runden kamen.
Er lachte auf. "Ja, ich schätze, du wirst dich daran gewöhnen. Findest du, so sieht es besser aus als vorher?" Ihm selbst gefiel der Bart eigentlich ganz gut.
"Ich mich auch..." Er strich durch James' Haar. "Wirst du es deinen Eltern sagen? Das mit uns?" Er hatte jedenfalls keine Ahnung wie sie darauf reagieren würden.

Alans Lachen wärmte James das Herz und er wurde sich einmal mehr darüber sicher, dass er gar nicht anders konnte, als Alan zu verzeihen, um ihn bei sich zu haben. Die Liebe, die er für seinen Freund empfand, war einfach überwältigend.
James grinste und strich noch einmal über Alans Bart, dann nickte er. "Es lässt dich erwachsener aussehen. Und ein bisschen ... verwegener." fügte er leise lachend hinzu, dann küsste er Alan noch einmal.
Er schloss die Augen als Alan ihm durch die Haare strich und seufzte leise. "Ich weiß nicht." bekannte er langsam. "Ich meine, irgendwann werden sie es wohl erfahren müssen, aber mein Vater ..." James zuckte leicht die Schultern. "Für ihn ist es wohl eine Sache jemanden wie Cedric in seinem Haushalt zu beschäftigen, aber eine ganz andere, wenn sein eigener Sohn ihm plötzlich so etwas offenbart. Wenn werde ich wohl erst einmal mit meiner Mutter reden, vielleicht kann sie meinen Kopf etwas aus der Schlinge ziehen." James schnitt eine Grimasse. Ihm graute jetzt bereits vor einem solchen Gespräch.

Alan grinste. "Das hört man gern. Solange es dir gefällt....es ist ein bisschen ungewohnt, aber ich glaube, ich lasse es so." Er lauschte James ein wenig ernster und seufzte.
"Ich weiß, was du meinst. Ich könnte es meinem Vater nie sagen, er würde mich ohne weiteres Zögern umbringen. Ich wäre eine zu große Schande für meine Familie.", stellte er nüchtern fest.
"Glücklicherweise sind deine Eltern etwas toleranter. Aber ich denke, der Weg über deine Mutter wird wirklich der Klügste sein. Hast du eigentlich schon mit Cathie gesprochen, seit du hier bist? Sie ist sehr oft mit diesem Araber zusammen, seit dein Vater zurück ist."

James legte den Kopf ein wenig schief und betrachtete Alan nachdenklich. "Zum Glück bist du den Mistkerl ja nun aber los." stellte er trocken fest und schenkte seinem Freund ein aufmunterndes Lächeln. "Und du brauchst ihn auch gar nicht." Er hauchte einen Kuss auf Alans Wange und schlang die Arme um die Taille seines Freundes. "Wichtig ist nur, dass wir endlich wieder zusammen sind."
James atmete geräuschvoll aus und nickte. "Meine Mutter hatte immer schon einen hohen Einfluss auf meinen Vater, sie wird ihn etwas beruhigen können, da bin ich sicher. Aber es würde trotzdem einen ziemlichen Streit geben." Er schnitt eine Grimasse und verdrehte dann leicht die Augen. "Azeem ..." murmelte er. "Ja, ein, zwei Mal. Aber bevor Azeem hier aufgetaucht ist und ich habe mit ihr auch nicht über uns gesprochen. Ich wollte es, aber dann ist dieser Araber aufgetaucht und irgendwie war es unmöglich Cathie in Ruhe ohne diesen Kerl zu erwischen."

"Das bin ich...und dafür bin ich Cedric und deiner Mutter auch sehr dankbar, obwohl ich erst nicht gewagt habe diesen Schritt zu gehen. Es war das Beste für uns alle. Ich vermisse zwar meine Geschwister und meine Mutter, aber....es geht einfach nicht. Ich muss meinen eigenen Weg gehen. Und ich habe ja dich..."
Alan lächelte leicht.
"Dann rede mit ihr...Ich denke, es wird uns beiden besser gehen, wenn wenigstens deine Familie Bescheid weiß, auch wenn es erst einmal Streit gibt. Sie werden dich unterstützen. Und Cathies Meinung ist dir doch auch, wichtig, oder?"
Er nickte. "Ja, das ist mir auch aufgefallen. Ich glaube, sie verstehen sich ziemlich gut. Meinst du, da ist mehr zwischen den Beiden?", fragte er neugierig. "Wenn du sie um ein Gespräch bittest, wird sie dem sicher nachkommen. Vielleicht sollten wir reinen Tisch machen, bevor wir gehen."

James strich Alan durch die Haare und lächelte sanft. "Es war sehr mutig von dir, diesen Schritt zu gehen. Ich bin stolz auf dich." erklärte er sanft und nickte dann. "Ja, du hast Recht. Ich werde das klären müssen bevor wir aufbrechen."
Er kratzte sich am Kinn und zuckte dann mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ich glaube nicht. Noch nicht, zumindest. Wenn man aber sieht, wie er sie ansieht, ich könnte mir vorstellen, dass er sich mehr erhofft. Aber wie das funktionieren soll, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Ich glaube nicht, dass es wirklich eine gute Idee ist, wenn sie sich mit einem Heiden einlässt ... was, wenn er wieder zurück nach Jerusalem will?" James schüttelte langsam den Kopf. "Aber vielleicht erfahre ich darüber später ja auch mehr, wenn ich mit ihr rede." überlegte er dann und gab Alan noch einen Kuss, ehe er sich von ihm löste. "Ich schätze, ich sollte einfach in den sauren Apfel beißen und zu erst mit meiner Mutter sprechen. Von ihrem Urteil hängt eine ganze Menge ab."

"Danke. Ich bin auch froh darüber, ich bin endlich frei vom Joch meines Vaters. Ich muss mir nicht mehr Gedanken machen, was er wohl darüber denkt, was ich tue."
Alan hob die Schultern. "Diesen Eindruck hatte ich auch. Sie sind sehr unbeschwert miteinander und ich schätze, er ist fasziniert von ihr. Ich meine, natürlich, sie ist eine sehr hübsche Frau, warum also auch nicht? Aber eben ein Heide...ich weiß nicht. Vielleicht will er konvertieren. Wir werden sehen."
Er nickte. "Dann los...bring es hinter dich, dann bist du beruhigter. Es wird Zeit."

James schluckte schwer als er vor dem Gemach seiner Eltern stand. Er wusste, dass sein Vater gerade unten in den Stallungen war, aber ob von seinen Geschwistern jemand bei seiner Mutter war, wusste er nicht mit Sicherheit, er konnte also nur hoffen, dass sie alleine war. Wenn nicht, würde er einfach später noch einmal sein Glück versuchen.
Er atmete tief durch, klopfte kurz an die Tür und öffnete sie dann, um hinein zu sehen. "Mutter? Ich ... wollte gerne mit dir sprechen. Hast du einen Moment Zeit?" fragte er und gab sich dabei alle Mühe seine Unsicherheit wenigstens etwas im Zaum zu halten.
Alan hatte ja recht, er musste es hinter sich bringen.

Joanna war gerade damit beschäftigt ein wenig aufzuräumen und auch schon einmal ein paar Dinge herauszusuchen, die sie mit nach London nehmen würde. Sie war sicher, dass es William nicht mehr lange halten würde, nachdem einmal Henrys Botschaft ankam. Das war nur noch eine Frage der Zeit. So traf es sich ganz gut, dass ihre Kinder alle ausgeflogen waren.
Als es klopfte, bat sie den Besuch gut gelaunt herein.
"Oh, James! Natürlich, komm nur herein und setz dich. Willst du etwas trinken?"
Sie musterte ihn etwas genauer und stellte fest, dass er etwas unsicher wirkte. "Alles in Ordnung?"

Erleichtert, dass seine Mutter allein war und Zeit für ihn hatte, trat James ein und schloss die Tür hinter sich. Er folgte der Aufforderung seiner Mutter und setzte sich, schüttelte aber den Kopf. "Nein, danke, im Moment nicht." Sonst würde er vermutlich nicht heraus bekommen, worüber er mit ihr reden wollte und sich nur an seinem Becher festhalten.
James atmete geräuschvoll aus und nickte dann. "Doch, schon." erwiderte er langsam und suchte einen passenden Anfang. "Ich wollte gerne mit dir über Alan reden." begann er schließlich und sah seine Mutter dabei unverwandt an, erstaunt darüber, dass er ihrem Blick überhaupt Stand halten konnte. "Du weißt, dass wir seit Jahren immer zusammen gewesen sind, erst in York, dann in Italien ... ich würde ihn gerne mit nach Bologna nehmen, wenn ich wieder gehe. Ich weiß, dass er dort ebenfalls etwas finden würde, um seine Fähigkeiten voran zu treiben. Aber möglicherweise dauert es bis dahin ein wenig." James machte eine kurze Pause und unbewusst glitt seine Rechte zu dem Kreuz an seinem Hals. Dann hatte er sich wieder gesammelt und fuhr fort. "Ich bekomme ausreichend finanzielle Unterstützung von der römischen Kurie für mein Studium, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es auch für Alan und mich zusammen reichen würde bis er selbst genug verdient. Denkst du, ihr würdet uns in dieser Sache unterstützen können?" fragte er und hoffte, dass er über diesen Weg schließlich zum eigentlichen Kern des Themas kommen konnte. Aber zunächst hatte er das Gespräch für sich einfach in Gang bringen müssen.

Joanna legte die letzten Kleider zur Seite und zog sich dann einen Stuhl heran, um sich James gegenüber zu setzen, damit sie in Ruhe reden konnten. Sie ahnte bereits, dass ihm etwas auf dem Herzen lag. "Ja, ich weiß. Ich war erstaunt, dass er sich hier so gut eingelebt hat, obwohl er niemanden kannte. Lorenzo ist begeistert von ihm, er hat großes Talent. Aber ich weiß, ihr seid gute Freunde. Will er denn mit dir kommen?"
Sie legte den Kopf schief. Sie wusste ja, dass Alan mit seinem Vater gebrochen hatte, darum wurde es sicher auch nicht schwierig, ihren Mann davon zu überzeugen. Trotzdem machten James' Worte sie ein wenig stutzig.
"Ich denke, da lässt sich etwas machen. Ich könnte zumindest einmal mit deinem Vater darüber sprechen. Mich wundert aber wirklich, dass du dich so für Alan einsetzt. Ich meine, ja, er ist dein Freund, aber ihr habt euch ein Jahr nicht gesehen und doch willst du ihn unbedingt bei dir haben. Was ist los?"

James nickte entschlossen. "Er will. Er macht sich zwar große Sorgen, weil er mir nicht auf der Tasche liegen will, aber ich habe ihm gesagt, dass ich mich schon darum kümmere." erwiderte James.
Er lächelte kurz und nickte dankbar. "Das wäre wirklich toll." Wenn sie mit seinem Vater sprach, würde sich sicher ein Weg finden.
Doch der forschende Blick seiner Mutter sorgte dafür, dass James ein wenig unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Er starrte einen Moment verlegen auf seine Hände hinab und nahm seinen Mut zusammen, ehe er seine Mutter wieder ansah. "Ich will ihn bei mir haben, weil ich ... weil ich ihn liebe, Mama." gestand James dann leise, aber dennoch entschlossen. Jetzt war es heraus und nun würde das Urteil fallen. Er hoffte nur, dass er es nicht bereuen würde.

Joanna nickte. "In Ordnung, ich rede mit deinem Vater darüber und ich denke, ein bisschen Unterstützung können wir euch zukommen lassen."
Wenn es James so ein großes Anliegen war....Schließlich war er ein sehr strebsamer Schüler, eine kleine Bitte konnte man ihm da wohl erfüllen.
Als er schließlich aber mit der Wahrheit heraus rückte, war sie erst einmal schockiert und starrte ihn an. Aber letztendlich war sie vermutlich nicht ganz so überrascht, wie sie hätte sein sollen. Als hätte sie es irgendwie schon geahnt. Trotzdem war das ganz und gar nicht gut.
"Oh, James...du weißt, dass das nicht sein darf. Es ist eine große Sünde. Was wird aus dir, wenn es jemand herausfindet? Du wirst deine ganze Laufbahn deswegen fort." Sie machte sich wirklich Sorgen, aber seltsamerweise konnte sie ihn deswegen nicht weniger lieben oder ihm gram sein, er blieb immerhin ihr Sohn.
"Seit wann weißt du das?"

James nickte erleichtert. "Danke." Es würde ihnen viel helfen, wenn er wusste, dass seine Eltern hinter ihm standen und er sie im Notfall um Unterstützung bitten konnte.
Als seine Mutter ihn nun so schockiert anstarrte, konnte er ihrem Blick aber doch nicht länger standhalten und sah betroffen zu Boden. Seine Kehle schnürte sich zu und er nickte knapp. "Ich weiß." murmelte er betroffen und musste mehrfach schlucken, bevor er weiter sprechen konnte. "Aber ich liebe ihn so sehr, dass ich ... dass ich mir nicht vorstellen kann ohne ihn zu sein."
Er spürte die Tränen in seinen Augen brennen, dennoch zwang er sich dazu wieder aufzusehen. "In Italien habe ich meine ... Vorlieben entdeckt und kurz darauf festgestellt, was Alan mir wirklich bedeutet." gestand er langsam.

Joanna seufzte schwer. Ihr armer Sohn hatte wirklich eine Last zu tragen...Einen Moment rang sie mit sich, dann zog sie ihn in eine liebevolle Umarmung.
"Mein armer Junge...ich weiß, wie es ist, denjenigen nicht lieben zu dürfen, dem sein Herz doch am meisten gehört. Versprich mir, dass du vorsichtig bist. Geh kein Risiko ein, es darf niemand erfahren. Ich schätze allerdings, wir sollten es deinem Vater sagen. Es wird nicht so einfach werden wie bei mir, aber ich glaube nicht, dass er dir ewig grollen wird."
Joanna legte ihm die Hand an die Wange.
"Und er erwidert deine Gefühle? Es ist eine Last, nicht wahr? Anders zu sein..."

Als seine Mutter ihn in eine Umarmung zog, fiel der Druck von James ab, er schlang die Arme um sie und die Tränen brachen sich Bahn. Einen Moment lang vergrub er das Gesicht an der Schulter seiner Mutter und gab sich der Wärme und Geborgenheit hin, die sie ihm auch jetzt immer noch vermittelte.
Schließlich nickte er. "Wir sind vorsichtig, das verspreche ich." erwiderte er. Immerhin hing für ihn so viel davon ab. "Und ich wollte erst mit dir sprechen, bevor ich es Vater sage. Ich hatte gehofft, dass du mich ... ein wenig unterstützen könntest bei dem Gespräch mit ihm." erklärte James und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
"Das tut er. Ihm geht es wie mir, wir sind ... einfach füreinander bestimmt. Da bin ich mir sicher." erklärte James und atmete geräuschvoll aus. "Einfach ist es nicht gerade, wenn man immer verbergen muss, was man fühlt." murmelte er.

Joanna strich mit den Fingern sanft durch das schwarze Haar ihres Sohnes, um ihn zu trösten. Sie ahnte, wie schwer er diese Bürde getragen hatte, besonders auch die Ungewissheit vor ihrer Reaktion. Aber sie hatte dieses Kind ausgetragen und geliebt, von der ersten Sekunde an. Sie konnte ihn nicht von sich stoßen.
"Gut. Das musst du auch. Vorsicht ist euer oberstes Gebot.", mahnte sie nochmals, seufzte dann. "Gut. Ich werde dabei sein und dir in bisschen helfen. Aber sagen musst du es ihm selbst. Er wird es dir nicht leicht machen, James.", erklärte sie.
"Nein, einfach wird es auch nie sein. Das ist der Preis dafür, dass du es so auslebst.