William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Joannas Worte entlockten William ein Lachen und er wusste einmal mehr, weshalb er sich so sehr danach gesehnt hatte wieder hier zu sein. Joanna kannte und verstand ihn einfach besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. "Das hättest du doch gar nicht fertig gebracht, meine Schöne." bemerkte er spöttisch, seufzte dann jedoch. "Ja, vermutlich hast du wohl recht." stimmte er letztlich zu.
Er war jedoch mehr als erleichtert, dass er nicht weiter darüber nachdenken musste als Joanna ihn von seinem Hemd befreite. William ließ seine Hände über ihre warme, weiche Haut wandern und umschloss dann ihre Brüste. Ein halb unterdrücktes Stöhnen kam über seine Lippen als Joanna ohne Umschweife begann seine Hose zu öffnen und mit einem Mal hielt er es kaum noch aus. Er schob eilig ihre Röcke nach oben und ließ eine Hand an ihrem Oberschenkel hinauf wandern. "Ich liebe dich, Joanna." wisperte er gegen ihre Lippen, ehe er sie ungestüm küsste und die Hände zu ihren Hüften wandern ließ. "Na los, ich will nicht mehr warten ..."

Joanna grinste. "Eben. Und das ist schon ein Grund genug, froh zu sein, dass du eben nicht König bist. Dann hättest du auch nicht so viel Zeit für mich und die Kinder übrig. Es ist im Übrigen erstaunlich ruhig hier in letzter Zeit. Man könnte sich fast daran gewöhnen."
Sie keuchte wohlig auf, als er ihre Brüste umfasste und genoss es, ihm so nahe zu sein. Sie befreite seine Männlichkeit von dem störenden Stoff, der sie noch trennte und folgte dann seiner Aufforderung. Sie ließ sich auf ihn nieder sinken und stöhnte leise auf.
"Ich liebe dich auch..." Und wie sie ihn liebte. So, wie sie ihn auch begehrte und sich immer nach seiner Anwesenheit in ihrem Bett sehnte, wenn er fort war.

William schnalzte mit der Zunge. "Wahrlich, ich bin schon froh, so wie es ist. Immerhin macht ihr mein Leben doch erst lebenswert. Noch weniger Zeit für euch ist ausgeschlossen." Er nickte versonnen und strich Joanna über die Wange. "Tja und Elias werden wir auch nicht mehr lange hier behalten können, fürchte ich." Dann würde noch eines ihrer Kinder flügge werden. "Aber erzähl mir nachher in Ruhe was die Kinder so treiben. Jetzt habe ich doch anderes im Sinn ..."
William stöhnte hemmungslos auf als Joanna ihn in sich aufnahm. Ein heiseres Lachen kam über seine Lippen und er küsste seine Gemahlin leidenschaftlich. "Endlich." murmelte er zufrieden und gab sich dann ganz dem wundervollen Gefühl hin, das ihn schier zu überwältigen drohte.
Als sie beide schließlich schwer atmend aneinander gelehnt da saßen, ließ William seine Finger auf Wanderschaft gehen und strich sachte über Joannas wundervolle Kurven. "Hm, du bist wirklich wunderschön, mein Herz." murmelte er andächtig und hauchte einen Kuss auf ihr Schlüsselbein. "Und ich freue mich jetzt schon auf heute Abend." fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu. Jetzt fühlte er sich fürs erste deutlich entspannter und genoss diesen Moment der Zweisamkeit noch ein wenig, ehe sie beide sich wohl oder übel wieder ankleiden mussten, denn William wollte die Kinder schließlich auch noch begrüßen.

Henry saß ein wenig gelangweilt auf sienem Thron. In Scharen kamen die Bittsteller zu ihm um ihn um irgendwelche Dinge anzuflehen, die er ihnen zumeist nicht gewähren konnte.
"Der Nächste...", forderte er mit einer wegwerfenden Handbewegung auf und runzelte dann die Stirn. Eine hübsche Frau vielleicht Mitte Zwanzig trat auf ihn zu. Ihr blondes Haar war sorgsam unter einem Schleier verborgen. Also war sie bedauerlicherweise wohl verheiratet. Ihre blauen Augen blitzten ihn herausfordernd an. Immerhin keine Bäuerin, wie ihre Kleidung ihm verriet.
"Tritt näher und sprich...", forderte er mit einer kleinen Spur Neugierde auf.

Josephine hatte ihren Willen durchgesetzt und war mit Edward zusammen nach London gereist, um vor den König zu treten. Sie machte sich keine Illusionen über ihre Chancen, doch sie wollte nichts unversucht lassen.
So fand sie sich heute nun im Thronsaal wieder und trat vor als sie nach einigem Warten endlich an der Reihe war. Sie folgte Henrys Aufforderung und knickste dann anmutig vor ihm, den Blick für einen Moment sittsam gesenkt. Sie wusste genau, dass er diesen Moment nutzen würde, um sie eingehend zu mustern. Sie kannte den Blick mit dem er sie gerade angesehen hatte zur Genüge und es ließ sie in ihrem Vorhaben nur noch entschlossener werden.
"Mein Name ist Josephine of Cornwall, Sire." erklärte sie und hob nun wieder den Blick, um Henry direkt anzusehen. "Ich bin gekommen, um mit Euch über meinen Gemahl und das Urteil zu sprechen, das ihr über ihn verhängt habt." Ihre Stimme klang fest und entschlossen, fast eine Spur herausfordernd und sie beobachtete Henry ganz genau, damit ihr ja keine Reaktion entging.

Henry betrachtete, wie die junge Frau vor ihm knickste. Offenbar wusste sie ganz genau, wie man sich zu benehmen hatte. Das gefiel ihm, denn oft genug standen vor Ehrfurcht erstarrte bäuerliche Weiber hier, die kaum ein Wort heraus brachten.
Ihre Worte verdarben ihm die Laune dann aber gründlich. Das also war die Gemahlin von Williams Welpen. Diese unglückselige Geschichte wollte er am Liebsten aus seinem Gedächtnis streichen, erinnerte sie ihn doch auch sehr an den Tod seines Sohnes, der ihm zusetzte. Ein schlechtes Gewissen plagte ihn, dass er nicht an Henrys Sterbebett gewesen war, aber er hätte seinem Sohn durchaus eine Falle zugetraut. Und es war ohnehin müßig darüber noch nachzudenken.
"So, so...Lady Cornwall. Ich fürchte nur, Ihr habt den Weg umsonst gemacht. Ich gedenke nicht, meine Entscheidung mit Euch zu diskutieren. Mein Urteil steht fest und wird sich auch vorerst nicht ändern. Er hat die Waffen gegen mich gehoben und dafür muss er bestraft werden. Gerade in seiner Position...", erwiderte Henry kühl.

Josephine seufzte leise, aber doch so, dass Henry es hören konnte. "Ich fürchte, Ihr bezeichnet mich zu Unrecht als Lady, mein König. Nach Eurem Entschluss meinen Mann zu verbannen und zu enterben, kann ich wohl keineswegs auf einen solchen Titel pochen." erwiderte sie ernst.
Einen Moment lang hielt Josephine den Blick auf den Boden gerichtet, scheinbar reumütig und aufrichtig betroffen, dann hob sie den Blick wieder und maß den König mit einem berechnenden Lächeln. "Oh, ich habe nicht geglaubt, dass Ihr Eure Entscheidung mit mir diskutieren wollt, Sire, dafür bin ich auch nicht hergekommen. Aber gütig wie Ihr seid, werdet Ihr mich doch sicher wenigstens anhören, nicht wahr?" Sie schenkte Henry einen bittenden Blick.
"Ich weiß, dass mein Gemahl die Waffen gegen Euch geführt hat, doch hat er dies nicht getan, weil er Euch schaden wollte, nichts läge ihm ferner, mein König. Er hat es lediglich getan, um seinen Treueid Eurem Sohn gegenüber zu erfüllen. Er hat versucht Eurem Sohn beizustehen und solch ein loyaler Begleiter zu sein, wie sein Vater es für Euch ist, Sire." erklärte Josephine betrübt. "Ich verstehe, dass Ihr verärgert seid, doch ich appelliere an Euren Großmut und an Euren Sinn für Gerechtigkeit und bitte Euch wenigstens darüber nachzudenken, meinen Gemahl wieder zurück zu holen. Wenn Ihr ihn zurück nach England holen würdet, würdet Ihr einmal mehr beweisen, was für ein weiser und gütiger Herrscher Ihr seid. Ihr könntet Ihm die Chance geben sich zu beweisen und wenn er das in Euren Diensten getan hat, könntet Ihr ihm seinen Erbanspruch zurück geben." Josephine biss sich kurz auf die Unterlippe und warf Henry unter den Wimpern hervor einen langen Blick zu. "Ich bitte Euch, Sire, denkt darüber nach. Und wenn Ihr es in Eurem Herzen findet, ihm zu vergeben, wäre ich Euch überaus dankbar. Ich bin sicher, Robert würde jede Eurer Forderungen erfüllen, wenn Ihr ihn nur wieder zurück kehren lassen würdet ... und ich ebenfalls." Josephine schluckte schwer. "Geht in Euch, mein König, ich ... flehe Euch an."

Henry lächelte leicht amüsiert. "Touché, Mylady." Eine kluge Frau hatte Williams Sohn da, das musste man ihm lassen. Und dieser Eindruck verfestigte sich noch mehr, als sie weitersprach. Sie erinnerte ihn ein klein wenig an Eleonore.
"Ihr habt das selbe Recht wie jeder andere Bittsteller auch. Ich werde Euch anhören und entscheiden, aber macht Euch nicht zu große Hoffnungen.", stellte er klar und lehnte sich leicht vor. "Er hätte seinen Treueeid auch erfüllen können, indem er sich aus der Schlacht einfach rausgehalten hätte. Denn er wusste sehr genau, dass es falsch war, was er tat. William hätte nie derartig gegen sein Gewissen gehandelt, er hat immer offen seine Meinung gesagt. Mir scheint also, Euer Gemahl hat das Rückgrat seines Vaters nicht unbedingt geerbt. Ich weiß genau, was Ihr versucht. Ihr wollt mich rühren, auf dass ich das Urteil aufhebe. Aber das wird nicht geschehen. Er hat eine Lektion zu lernen. Was soll ich mit einem Verräter in meinen Reihen, von dem ich nie weiß, ob er das denkt, was er sagt? Der Krieg ist nun hoffentlich zuende. Ich wüsste also nicht, wie er sich beweisen sollte. Damit sich ruhig zu verhalten, ist gar nichts bewiesen. Jede Forderung erfüllen? Nein, das tut er nicht. Sonst hätte er Euren Erstgeborenen hierher geschickt, wie ich befohlen habe. Stattdessen lässt er ihn von Richards Gemahlin beglucken." Im nächsten Augenblick hob er die Augenbrauen.
"Tatsächlich? Jede Forderung?",fragte er lauernd. Ob dem Mädchen bewusst war, was sie da gesagt hatte? Doch wenn man den Geschichten glauben durfte, wäre selbst das, was ihm in den Sinn kam, nichts Neues für sie. Nichts, was dermaßen viel Überwindung kostete. Zugegeben, es reizte ihn schon ein wenig, das auszuprobieren.

Josephines Augen verengten sich einen Moment, doch sie mahnte sich zur Ruhe und atmete tief durch, ehe sie weiter sprach, um zu verhindern, dass sie etwas Unbedachtes sagte. "Eure Worte beweisen, dass Ihr meinen Gemahl viel zu wenig kennt, mein König. Euer Sohn hat ihn aufgefordert an seiner Seite in die Schlacht zu ziehen und als sein Vasall ist Robert ihm verpflichtet gewesen. Auch zum Kriegsdienst, das wisst Ihr genau, schließlich fordert Ihr diesen bei Euren Vasallen auch oft genug ein, nicht wahr?" erwiderte Josephine ruhig, aber entschieden. "Robert hat also getan, woran sein Eid ihn gebunden hat. Ich frage Euch, wäre es nicht wesentlich schlimmer, wenn er eidbrüchig geworden wäre? Wie hättet Ihr einem solchen Mann je wieder vertrauen können? Mein Gemahl hingegen steht zu seinem Eid und wenn Ihr ihm die Gelegenheit geben würdet Euch die Treue zu schwören, würde er diesen Schwur in allen Ehren halten, denn er ist weder ein Verräter, noch ein Lügner, der von Dingen spricht, die er nicht so meint."
Josephine legte die Stirn in Falten. "Wie mir zugetragen wurde, hat Euer Sohn in dieser Forderung interveniert bevor mein Gemahl sich überhaupt äußern konnte und ihr habt zugestimmt, dass mein Sohn in Aquitanien verbleiben darf. Verzeiht meine Offenheit, Sire, aber das war nun wirklich nicht das Verschulden meines Gemahls, sondern geschah auf die Forderung Eures Sohnes hin und ihr habt eingewilligt!" erwiderte Josephine entschlossen. So leicht würde sie sich von Henry nicht einschüchtern lassen.
Als Henry sich vorbeugte, spürte Josephine wie sich eine kalte Hand um ihr Herz schloss. Sie kannte diesen Blick und im nächsten Moment lief ihr ein Schauer über den Rücken als ihr bewusst wurde, dass sie Henry gerade in die Falle gegangen war. Sie schluckte und nickte langsam. "Ihr seid der König, also könnt Ihr fordern, was Ihr wollt, solange es nicht gegen das allgemeine Recht verstößt. Und ich werde tun, was Ihr verlangt, wenn mir das meinen Gemahl zurück bringt." Auch wenn sie inständig hoffte, dass er sie nicht wirklich in sein Bett holen wollte, denn das konnte sie im Grunde nicht tun. Wenn es nur um sie selbst und um die Kinder gegangen wäre, wäre es eine Sache gewesen und Josephine hätte wohl selbst so etwas hinter sich gebracht, aber sich auf diese Weise Roberts Freiheit erkaufen? Wenn dieser das erfahren würde, würde er ihr das wahrscheinlich nie verzeihen.

Henry schüttelte missbilligend den Kopf. "Er hat es ja auch versäumt mir seine Aufwartung zu machen.", bemerkte er unwirsch. "Ich fordere ihn ein, weil ich weiß, es ist das Richtige, was ich vor habe. ich bin der von Gott gewollte König und ich muss meine Krone sichern. Bei meinem Sohn lagen die Dinge anders. Ein Bruderkrieg kann keinesfalls gottgefällig sein und das wusste Euer Gemahl sehr wohl. Niemand hätte ihn daher dafür belangt, dass er seine Waffe nicht anrührt."
Seine Lippen wurden schmal. "Ich sehe indes den Sinn dieser Diskussion nicht. Ihr wollt, dass ich darüber nachdenke. Das kann ich tun, aber ich denke nicht, dass ich das Urteil aufheben werde. Er würde mir ohnehin die Treue schwören und es nicht ernst meinen."
Er knirschte mit den Zähnen. "Ich habe zugestimmt, weil ich wegen eines kleinen Bengels keinen Krieg mit einem meiner Söhne anzetteln will. Euer Gemahl hätte sein Wohlwollen indes zeigen können, indem er zugeszimmt hätte. Er hätte Richard sagen können, er soll den Jungen herausgeben."
Henry lachte auf. "Das allgemeine Recht? Ich bin das Recht, Herzchen. Es würde mich tatsächlich interessieren, wie weit Ihr gehen würdet. Wenn Ihr schon solch freimütige Angebote macht..." Er wusste, er würde es nicht wirklich tun. Aber dieses Weib forderte ihn heraus. Sollte sie lernen, dass mit König Henry nicht zuspaßen war.
"Ich glaube nicht, dass Euer Gemahl mit jedem Preis einverstanden wäre, den Ihr mir hier bietet."

Josephine schüttelte den Kopf. "Was aber nicht seine Schuld war, sondern die Entscheidung seines Vaters. Dieser wollte Robert an Euren Sohn binden." erwiderte Josephine nüchtern.
Sie maß Henry mit einem abschätzenden Blick und musste sich bemühen, nicht die Arme vor der Brust zu verschränken. "Das würde er nicht." entgegnete sie scharf. "Robert schwört keinen Eid leichtfertig, begreift das doch endlich. Wenn Ihr ihm die Möglichkeit geben würdet sich zu beweisen, würdet Ihr feststellen, dass Ihr in ihm einen ebenso loyalen wie verlässlichen Vasallen habt, wie in seinem Vater. Aber Ihr seid viel zu verstockt, um das Offensichtliche zu sehen."
Für einen Moment würde Josephine ein wenig übel als Henry auflachte. Das durfte doch nicht wahr sein, dieser Mistkerl wollte doch nicht wirklich ... sie straffte die Schultern. Mochte sein, dass sie für Robert nichts erwirken konnte, aber sie würde sich von Henry nicht einschüchtern lassen. "Ich mache Euch keine Angebote, Sire." erklärte sie scharf. "Doch wenn Ihr eine Forderung stellt, die Ehre und Anstand gebührt - und ich bin sicher, Ihr als großes Vorbild für Euer Volk und als Ausgeburt an Tugend und Vernunft, würdet nie etwas unanständiges fordern - werde ich sie ohne zu zögern erfüllen und mein Gemahl wird zweifelsfrei damit einverstanden sein." Josephines Stimme klang ernst und entschlossen, doch ihre Augen glühten förmlich vor Spott. Sie kannte die Gerüchte, die sich um den König rankten und sie zweifelte keine Sekunde lang daran, dass sie der Wahrheit entsprachen.

Henry machte eine wegwerfende Handbewegung. "Inzwischen ist er aber mündig und kann selbst entscheiden, was er tut. Also ein schwaches Argument."
Er lehnte sich vor und seine Augen verengten sich. "Ihr solltet Eure Zunge im Zaum halten, Mylady, sonst sehe ich mich veranlasst Euch gleich vor die Tür zu setzen."
Er lauschte ihren Worten und brachte sie dann zum Schweigen, indem er die Wachen rief. "Sir Willbert, Lady Josephine möchte uns gerne verlassen. Bitte begleitet sie hinaus."
Was bildete dieses Weibstück sich eigentlich ein? Kam hierher und verspottete ihn.
"Euer Bittgesuch ist hiermit abgelehnt. Ich sehe keine Veranlassung Euren Gemahl zurück zu holen, ganz im Gegenteil. Vielleicht lehrt Euch die Sehnsucht endlich einmal Demut. Und nun verschwindet Ihr am Besten dorthin, woher Ihr gekommen seid."
Diese ganze Geschichte ging ihm genug auf die Nerven.

Als die Wache neben sie trat und die Hand nach ihr ausstreckte, war Josephine dem Mann einen finsteren Blick zu. "Wagt es ja nicht mich anzufassen." zischte sie leise und sah Henry noch einmal an. "Ich bedaure Eure Entscheidung, Sire. Doch vielleicht werdet Ihr dennoch ein wenig darüber nachdenken, was Ihr getan habt. Denn die Folgen davon werdet Ihr zweifelsohne noch früh genug spüren, schließlich seid Ihr mit der Familie meines Gemahls eng verbunden. Eure Entscheidung ihn zu verbannen wirkt sich aber genau auf diese Verbindung reichlich negativ aus, wie Ihr sicher bereits schon gemerkt habt." erwiderte Josephine trocken, knickste dann reichlich sparsam vor Henry und wandte sich ab, um vor der Wache den Saal zu verlassen.
Sie kochte vor Wut und Verzweiflung darüber, dass der König eine solch willkürliche Entscheidung traf und sie aus reinem Trotz heraus nicht widerrufen wollte. Denn mehr war es nicht gewesen. Henry wollte keinen Fehler eingestehen, also pochte er weiterhin auf seine Meinung.

Cathie lachte leise, als sie atemlos unter dem großen Kirschbaum im Garten ankam. Beinahe täglich verbrachte sie Stunden in Azeems Gesellschaft. Azeem hatte inzwischen wirklich passabel Englisch gelernt und durch die ständige Nähe waren sie wirklich gute Freunde geworden. Und für Cathie manchmal auch mehr...sie hatte den Übergang nicht wirklich gespürt, aber sie wusste, sie hatte sich ein bisschen verliebt. Natürlich hatte sie ihren Eltern davon kein Wort gesagt, schließlich hatten die sie genau davor gewarnt. Doch sie hatte es nicht ändern können und auch nie mit Azeem darüber gesprochen. Das ar ihr wirklich peinlich, sie glaubte nämlich nicht, dass dieser die Gefühle erwiderte.
Sie wartete, dass Azeem auch das Ziel erreichte und strahlte ihn dann an. "Schau mal! Lass uns ein paar Kirschen essen. Sie sind so süß, du wirst staunen. Kennst du Kirschen? Gibt es die bei dir Zuhause?", fragte sie übermütig. "Komm, hilf mir hoch, dann pflücke ich uns welche."

Azeem

Azeem nutzte aus, dass Cathie einen Vorsprung zu ihm hatte und betrachtete sie einen Moment lang ungestört, während er ihr zu dem Kirschbaum folgte. Die Zeit, die er nun schon hier in England war, erschien ihm furchtbar kurz, denn Cathie hatte ihm dabei geholfen sich im Nu in Truro einzuleben und sich wohl zu fühlen. Es war so einfach mit ihr die Zeit zu verbringen, so unkompliziert und so ... Azeem biss sich fast auf die Zunge. So etwas durfte er ja nicht einmal denken.
Es war unglaublich schwierig, mit jedem Tag waren sie sich näher gekommen und mit jedem Tag war Cathie ihm wichtiger geworden und doch durfte er das auf keinen Fall offen zeigen. John würde umgehend dafür sorgen, dass er wieder vor die Tür gesetzt wurde und Cathie würde ihn vermutlich auslachen, wenn er ihr gestand, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Also blieb es bei solch kurzen Momenten wie diesen in denen er ihr einen ungestörten Blick zuwerfen und von etwas mehr als bloßer Freundschaft träumen konnte.
Lachend kam er unter dem Kirschbaum an und sah nach oben. "Ja, ich kenne sie und es gibt sie auch bei uns, allerdings nicht so viel wie hier. Und ich schätze, sie schmecken hier auch ganz anders, euer Wetter ist ja ein völlig anderes als bei uns ... sowas schmeckt man." erwiderte Azeem, sah Cathie dann jedoch spöttisch an. "Ich soll dir hoch helfen? Du willst doch wohl nicht in den Baum klettern?" neckte er sie gutmütig.

Cathie grinste. "Wo bleibst du denn so lange? Bist du schon außer Puste? Deine Kondition lässt zu wünschen übrig." Sie musterte ihn kurz und hob spöttisch eine Augenbraue an. "Ich denke, sie schmecken viel besser.", neckte sie und lachte dann auf.
"Warum nicht? Glaubst du etwa, ich habe als Mädchen nur mit Puppen gespielt? Wo ich so viele Jungs zum Spielen hatte? Ich kann vermutlich besser klettern als du. Komm schon, du musst mir nur deine Hände als Trittleiter geben, dann bin ich auch schon oben.", forderte Cathie ihn gut gelaunt auf. Sie würde ihm schon zeigen, dass sie anders war.

Azeem

Azeem lachte. "Vielleicht sollte ich einmal mit den ganzen Rittern trainieren, um etwas in Form zu kommen, was meinst du?" scherzte er und kräuselte dann die Lippen. "Das wage ich zu bezweifeln. Vermutlich sind eure Kirschen völlig verwässert von dem vielen Regen hier."
Azeems Blick wanderte kurz zwischen Cathie und dem Baum hin und her, dann zuckte er mit den Schultern. "Wie du meinst. Wenngleich ich denke, dass du mir im Klettern nicht das Wasser reichen kannst, Liebes." Er bückte sich etwas und verschränkte die Finger ineinander, damit sie den Fuß hinein stellen konnte. "Aber beschwer dich nicht, wenn dein Kleid dreckig wird ..." stichelte Azeem grinsend.

Cathie schaute ihn spöttisch an. "Und meinst du, das überlebst du?" Azeem war schließlich kein Krieger, sondern Arzt. Und dafür war sie auch gar nicht undankbar.
"Verwässert? Wie soll das denn funktionieren? Meinst du, die Kirschen saugen das Wasser auf?", fragte sie amüsiert. "Du wirst ja sehen."
Triumphierend grinste sie ihn an und stellte den Fuß in seine Hände, um sich hinauf zu schwingen. "Ich bin alt genug um meine Kleider selber zu waschen, also darf ich sie auch schmutzig machen." Und sie war auch keine eitle Gans, die dann einen Schock erlitt.
Sie bekam einen kräftigen, moosbewachsenen Ast zu greifen und zog sich dann nach oben. Allerdings hatte sie unterschätzt, dass es in der Nacht geregnet hatte.
Sie rutschte ab und plumpste direkt in Azeems Arme. "Oh..." Wie nahe sie sich plötzlich waren...

Azeem

Azeem bedachte Cathie mit einem scheinbar empörten Blick. "Natürlich überlebe ich das, immerhin ist es ein Training, sie werden mir schon nicht nach dem Leben trachten." Dann grinste er breit. "Allerdings werde ich mich danach wohl tagelang nicht mehr bewegen können vor Muskelkater." fügte er mit einer guten Portion Selbstironie hinzu. Er war einfach kein Kämpfer, daraus machte er auch gar keinen Hehl. Er wusste zwar wie man ein Schwert hielt und besaß auch einen Dolch, aber dann hörte es im Grunde mit seinen Fähigkeiten im Umgang mit Waffen schon auf.
Azeem lächelte schelmisch. "Warum nicht? Irgendwo muss das ganze Wasser ja hin." bemerkte er und half Cathie dann in den Baum hinauf. Er beobachtete sie aufmerksam, während sie sich an einem der Äste nach oben zog, doch schon im nächsten Moment rutschte sie ab. "Cathie!" Sie war noch nicht sonderlich weit oben, der Fall daher nur kurz und kaum einen Augenblick später landete sie schon direkt in Azeems Armen. "Und du willst klettern können ..." murmelte er heiser, sein Herz raste vor Schreck und er stellte Cathie vorsichtig wieder auf die Füße, ließ sie aber noch nicht wieder los. "Du hättest dir den Hals brechen können!" bemerkte Azeem sorgenvoll und musterte Cathie eingehend. "Geht es dir gut?" fragte er leise und schluckte leicht. Eigentlich hätte er sie längst wieder los lassen müssen, so wie der Anstand es verlangte, aber ihr Sturz hatte ihm einen solchen Schrecken eingejagt, dass seine Gefühle für sie für einen Moment kaum unter Kontrolle zu bekommen waren. Er hätte es sich nie verziehen, wenn sie sich bei diesem Sturz etwas getan hätte ...

Cathie konnte die Nähe kaum begreifen, so plötzlich war sie gekommen. Sie fühlte seine Arme, die sie so fest umschlungen hielten. Sie konnte in seinen dunklen Augen die Angst um sie sehen...und noch so viel mehr.
"Es geht mir gut, es war doch nicht hoch. Da breche ich mir nicht gleich den Hals. Außerdem habe ich doch einen Arzt bei mir, nicht?", wisperte sie und schaute ihm in die Augen.
Sie hatte nie gewusst, dass man sich in den Armen eines Mannes so geborgen fühlen konnte, der nicht ihr Vater war. Und doch fühlte es sich wundervoll an...Wie sollte das nur weiter gehen? Er hielt sie bestimmt für verrückt, aber immerhin hatte er sie auch nicht losgelassen.
Catherine beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Sie konnte einfach nicht anders. Also beugte sie sich vor um seine Lippen mit den ihren zu berühren.

Azeem

Azeem spürte wie sich alles in ihm zusammen zog. "Vielleicht nicht den Hals, aber genügend andere Knochen." erwiderte er leise und schnitt eine Grimasse. "Sicher, aber besser ist es doch, wenn du diesen Arzt gar nicht brauchst, oder?"
Er wünschte, dieser Moment würde einfach bis in alle Ewigkeit andauern. Dass er Cathie weiter festhalten konnte und sie nie wieder hergeben musste. Doch im nächsten Moment überraschte sie ihn völlig als sie sich vorlehnte und ihm einen Kuss gab.
Nie im Leben hatte er damit gerechnet, dass Cathie so empfinden würde wie er und die Erkenntnis, dass sie es doch tat, traf ihn wie ein harter Schlag. Er keuchte überrascht als sich ihre Lippen berührten, doch dann zog er sie ohne zu zögern enger an sich und erwiderte den Kuss. Erst nur vorsichtig und ganz sanft, dann langsam ein wenig forschender, leidenschaftlicher, ließ seine Zunge sachte den Weg finden und intensivierte den Kuss noch etwas. Erst als er kaum noch Luft bekam, beendete Azeem den Kuss und schluckte schwer als er Cathie nun wieder in die Augen sah. "Cathie, ich ..." liebe dich. hatte er sagen wollen, doch das konnte er nicht. Er konnte weder so mit der Tür ins Haus fallen, noch durfte er das zulassen. John würde ihn umbringen.

Cathie schüttelte leicht den Kopf und dann schaltete sich jedes Denken aus. Sie konzentrierte sich nur noch auf das Gefühl seiner Lippen auf ihren, weich und doch fest. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und ein Schwarm aus Schmetterlingen flatterte durch ihren Magen.
Es war neu für sie, alles. Nie war sie einem Mann so nahe gewesen. Nie hatte sie jemanden geküsst. Nie hatte jemand sie geküsst. Und doch fühlte sie sich sicher bei ihm. Sie hatte keine Angst, als er forscher wurde und ließ sich darauf ein.
Ihr Atem ging rasch, als er sich von ihr löste und sie anschaute. Sie löste den Blick nicht von ihm, aber instinktiv wusste sie auch, was er sagen wollte. Es konnte nur so sein, dass er fühlte wie sie. Es gab keine andere Möglichkeit.
"Ich weiß...mir geht es genauso..."

Azeem

Azeem lachte leise, eine Spur verzweifelt. Wo sollte sie das hinführen? Sie beide hatten keine solche gemeinsame Zukunft und doch war es genau das, was Azeem sich von ganzem Herzen wünschte. Er strich Cathie sanft über den Rücken und zog sie dann noch einmal für einen Kuss an sich.
Als er sich dann von ihr löste, vergrub er das Gesicht für einen Moment an ihrem Hals, hielt sie so fest an sich gedrückt und versuchte sich diesen Moment einfach haargenau einzuprägen, denn er wusste, dass es so eigentlich nicht sein durfte.
Dann löste er sich von ihr und legte beide Hände an ihre Wangen. "Ach Cathie ..." murmelte er leise. "Wie soll es denn jetzt weiter gehen?" fragte Azeem und strich sanft über ihre warme Haut.

Cathie genoss den Kuss und schloss die Augen, als er sich so an sie schmiegte. Auch sie prägte sich den Moment ein, war sie doch genaus ratlos wie er. Es war genau das eingetreten, wovor ihre Eltern sie gewarnt hatten.
Als er sich wieder löste, seufzte sie leise. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich will bei dir sein. Wir müssen uns nur überlegen, ob wir es meinen Eltern sagen...oder nicht. Ich schätze, wenn wir vorsichtig sind, würde es eine Weile niemand merken. Aber irgendwann..."
Sie senkte verunsichert den Blick. "Warum muss das nur so schwierig sein?"

Azeem

Azeem konnte nicht anders als Cathie wieder in die Arme zu nehmen. Jetzt wo es einmal heraus war, überwältigten ihn seine Gefühle für sie einfach nur, er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es ohne sie sein würde.
"Ich auch. Bei Allah, Cathie, ich möchte nie wieder einen Tag ohne dich sein." murmelte er leise und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. "Aber wir können das nicht heimlich tun ... wenn das heraus kommt, bringt dein Vater mich um. Und ich kann ihn auch nicht anlügen. John war mir immer ein guter Freund seit wir uns in meiner Heimat kennen gelernt haben, das kann ich ihm nicht antun ..." Er würde mit ihm reden müssen, wenngleich er genau wusste, wie ein solches Gespräch enden würde.
Azeem seufzte und strich Cathie durch die Haare. "Cathie" murmelte er leise. "Ich liebe dich." Nun war es doch heraus und es fühlte sich wundervoll an, es zu sagen.