William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Constance rekelte sich genüsslich neben John als dieser ihr über den Rücken strich und rückte noch ein wenig dichter an ihren Mann heran. "Da hast du allerdings recht. Ich bin gespannt, wie dein Gespräch mit ihm verläuft." erwiderte sie und hauchte einen Kuss auf Johns Brust.
"Ja, vielleicht ist das gar keine schlechte Idee. Mal sehen, was unser Mädchen sich da in den Kopf gesetzt hat. Eigentlich ist sie ja sehr vernünftig, aber wenn sie wirklich mehr für Azeem empfinden sollte ..." Constance wusste immerhin nur allzu genau wozu es führen konnte, wenn die Gefühle mit einem durchgingen.
"Aber ich würde vorschlagen, darum kümmern wir uns morgen. Heute brauchen wir uns darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen." erklärte sie dann mit einem Lächeln auf den Lippen und küsste John noch einmal liebevoll. Endlich. Endlich war sie wieder vollständig.

"Ich auch...ich werde es morgen herausfinden" John lächelte leicht. "Sie ist sehr nüchtern, aber abwarten, was passiert, wenn es sie wirklich einmal verliebt ist. Azeem ist ein gutaussehender Mann und hat für sie sicherlich einen eigenen Reiz, weil er aus der Fremde kommt. Ich hoffe wirklich, dass unsere Sorgen unbegründet sind."
Er streckte sich behaglich und musste seiner Frau dann ohne Weiteres zustimmen.
"Ja, das ist eine gute Idee. Heute gibt es andere Dinge, die wichtiger sind. Heute zählst nur du..." Er erwiderte den Kuss und seufzte zufrieden.

Azeem

Azeem war mit Cathie in der Kirche gewesen, um sich den Fortschritt der Arbeiten dort anzusehen. Er war fasziniert von dem Bau, der so ganz anders war als die Bauten in seiner Heimat und doch durchaus mit kunstvoller Architektur bestach. Aber viel anziehender als die Kirche fand er Cathies Gesellschaft. Sie verbrachten mittlerweile täglich viel Zeit miteinander, sie hatte ihm die Burg und das Dorf gezeigt und sie hatten begonnen den ein oder anderen Ausritt zu unternehmen. Und darüber hinaus bestach sie mit ihrem unglaublich scharfen Verstand, es war Azeem wirklich eine Freude mit ihr zu diskutieren. Und so sorgte sie auch dafür, dass sein Englisch von Tag zu Tag ein wenig besser wurde.
Sie beide verabschiedeten sich im Burghof voneinander und Azeem verbeugte sich höflich vor ihr, ehe Cathie in Richtung des Burgfrieds verschwand. Er selbst sah ihr noch einen Moment nach und schlug dann den Weg in Richtung Garten ein. Er wollte noch ein wenig hier draußen die kühle Luft genießen und seinen Gedanken ein wenig nachhängen.

John hatte eine Gelegenheit abgepasst, um mit Azeem sprechen zu können. Zufrieden hatte er beobachtet, dass der Araber gebührlichen Abstand gehalten und Cathie mit einer Verbeugung verabschiedet hatte. Trotzdem wollte er sicher gehen.
Er folgte Azeem in den Garten und schloss zu ihm auf. "Azeem.", sprach er ihn an. "Wie hast du dich eingelebt, mein Freund? Es scheint dir hier gut zu gefallen.", bemerkte er freundlich, um ein belangloses Gespräch in Gang zu kriegen.
"Du verbringst viel Zeit mit Cathie."

Azeem

Azeem sah auf als plötzlich jemand neben ihm auftauchte und lächelte als er John erkannte. "John, mein Freund!" er strahlte und nickte eifrig. "Es ist furchtbar kalt und nass, aber irgendwie ... faszinierend. Es gefällt mir gut euer England." erwiderte Azeem heiter.
Bei der Erwähnung Cathies musste er lächeln. "Ja, sie ist ein reizendes Mädchen, deine Tochter. Sie hilft mir mit der Sprache und zeigt mir die Gegend." Azeems Augen funkelten amüsiert. "Und ich merke, dass sie deine Tochter ist. Sie ist wirklich klug und streitet gerne mit mir über unseren Glauben."

John lächelte zurück. "Das freut mich. Im Sommer wird es besser, es wird weniger nass und etwas wärmer. Du wirst sehen, dann wird England dir noch besser gefallen. Hier ist alles ganz anders als bei dir Zuhause."
Er lauschte aufmerksam und unterdrückte ein Grinsen. "Das hört man gerne. Sie ist ein gutes Mädchen, sehr intelligent und vernünftig. Du magst sie gern, nicht wahr?", fragte er ein bisschen lauernd nach. "Mir ist nicht entgangen, wie viel Zeit du mit ihr verbringst."
Er räusperte sich.
"Ist sie nur eine Freundin oder denkst du, da ist mehr?"

Azeem

Azeem lachte leise. "Nun, dann kann ich kaum erwarten den Sommer zu sehen." erklärte er heiter. "Und ja, es ist wirklich anders. Völlig verschieden."
Azeem ließ den Blick streifen und nickte aufrichtig. "Sicher mag ich sie. Sie ist von Anfang an sehr freundlich zu mir gewesen und ich lerne viel von ihr." entgegnete er mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ich verbringe gern Zeit mit ihr."
Im nächsten Moment verschwand das Lächeln von Azeems Lippen und er sah John verwirrt an. "Mehr?" wiederholte er verwundert, eine Spur unsicher vielleicht. "Was meinst du, wenn du sagst Da ist mehr?" Er war sich nicht sicher, ob er wirklich verstand, worauf John da hinaus wollte. Sicher war Cathie eine Freundin ...

John nickte. "Du wirst sehen, es wird dir gefallen. England ist das Gegenteil deiner Heimat, aber nicht weniger reizvoll." Er legte den Kopf ein wenig schief. "Das glaube ich dir sofort. Sie genießt es dir zu helfen und dir alles zu zeigen. Das sieht ein Blinder."
John atmete tief durch. Er hatte vergessen, dass Azeem mit den hiesigen Redewendungen vermutlich nicht so viel anfangen konnte und nicht wusste, was er da genau von ihm wollte. Das machte es doch etwas schwieriger.
"Ich meine, ob du mehr für sie fühlst. Bist du verliebt? Constance und ich machen uns ein wenig Sorgen um unsere Tochter. Es wird viel Ärger geben, wenn ihr euch zu nahe kommt. Seid ihr wirklich nur Freunde?"

Azeem

"Ich bin gespannt darauf mehr herauszufinden." erwiderte Azeem und lächelte. "Wir scheinen uns gut zu ergänzen, sie hilft mir gerne und ich lerne so sehr viel."
Aufmerksam lauschte er Johns Worten und das Lächeln verschwand von seinen Lippen. Azeems Miene wurde ausdruckslos als er John ansah und er schüttelte den Kopf. "Ihr macht euch Sorgen? Warum?" fragte er nüchtern. "Sie ist mir eine gute Freundin und ich mag sie gerne. Glaubst du, deswegen kann ich die Finger nicht von ihr lassen?" Azeem legte die Stirn in Falten. "Ich habe deine Tochter nicht angefasst, John. Ich bin ein Mann mit Ehre!" erklärte er entschieden und musste sich gut zureden, um nicht heftiger zu reagieren. Es traf ihn, dass ihm so leicht unlautere Absichten unterstellt wurden und es hinterließ wahrlich einen bitteren Beigeschmack.

John seufzte leise, als Azeem seine Worte prompt in den falschen Hals bekam. "Ich habe ja auch gar nichts dagegen, dass sie dir hilft. Ich freue mich, dass ihr euch gut versteht.", wehrte er ab. "Ich weiß, dass du ein Ehrenmann bist und dass du sie nicht angerührt hast. Aber ich mache mir Sorgen, weil ich weiß, wie schnell die Gefühle einen übermannen. Aus eigener Erfahrung, Azeem...nicht, weil ich dir Böses zutraue. Ich habe Angst, was geschieht, wenn sie dir mehr als eine Freundin wird. Aber ich vertraue dir, dass du sie nicht in Schwierigkeiten. bringst. Du bist ein guter Mann, das weiß ich. Aber wenn du eine Tochter hättest, würdest du mich besser verstehen.", erklärte John ruhig.

Azeem

"Du hast Angst davor, weil du deine Tochter schließlich keinem Moslem geben kannst, nicht wahr?" erwiderte Azeem nüchtern und atmete geräuschvoll aus. "Hab keine Angst, John. Ich weiß, was für Schwierigkeiten es gibt und ich mag deine Tochter, ich will ihr also keinen Ärger machen. Sie ist eine Freundin geworden und nicht ... mehr."
Denn alles andere hätte Azeem nicht zulassen können. Er konnte keine Christin zur Frau nehmen und er war sich sicher, dass Cathie keinerlei Interesse daran haben würde, seinen Glauben anzunehmen. Selbst, wenn zwischen ihnen mehr bestünde als Freundschaft.
Azeem sah John einen Moment lang schweigend an, dann schluckte er leicht. "Willst du, dass ich sie nicht mehr sehe?" fragte er schließlich ernst.

"Nicht, wenn du nicht Christ wirst. Ich halte dich für einen guten Mann, aber ich weiß um die Schwierigkeiten, die es geben wird mit einer solchen Verbindung. Darum sorge ich mich. Aber deine Worte sagen mir, dass ich mich in dir nicht getäuscht habe. Das beruhigt mich wirklich."
John sah Azeem einen Moment lang nachdenklich an, dann schüttelte er langsam den Kopf. "Nein. Du bist ein Ehrenmann, das weiß ich. Ich vertraue auf dein Wort, dass du sie nicht anrührst."

Azeem

Azeems Mundwinkel zuckten verräterisch. "Weder in diesem, noch im nächsten Leben, mein Freund." erwiderte Azeem und nickte dann wieder ernst. "Du kannst beruhigt sein. Ich würde ihr nie Schlimmes wollen. Sie ist ein nettes Mädchen und sie macht es mir so leicht mich hier zurecht zu finden. Dafür bin ich sehr dankbar."
Angespannt betrachtete Azeem seinen Gegenüber und wartete auf Johns Urteil. Wenn dieser ihm verbieten sollte, Zeit mit Cathie zu verbringen, würde sein Aufenthalt in England deutlich düsterer ausfallen. Doch alle Sorge war unbegründet und Azeem lächelte dankbar und verneigte sich leicht vor John. "Ich weiß deine Entscheidung und Vertrauen zu schätzen. Ich danke dir, John."

John grinste flüchtig. "Das hatte ich erwartet." Er nickte knapp. Das war Azeem, wie er ihn kannte. Eigentlich wollte der Araber es jedem Recht machen und keinen Ärger verursachen. Er hoffte nur, dass Cathie genauso vernünftig war, aber ihre Mutter würde ihr schon ausreichend ins Gedächtnis reden. Hoffte er zumindest.
"Gern, mein Freund.", erwiderte John und klopfte Azeem auf die Schulter. "Warum kommst du nicht mit zu einem meiner Patienten im Hospital? Vielleicht hast du noch eine Idee, wie man den Ausschlag gut mindern könnte..."

Azeem

"Sicher, wir sind uns im Grunde doch sehr ähnlich, oder? Du willst schließlich auch kein Moslem werden." erwiderte Azeem mit gutmütigem Spott.
Er lächelte dankbar als John ihm auf die Schulter klopfte und nickte dann eifrig. "Sehr gerne, ich will sehen, ob ich helfen kann." erklärte Azeem und sie setzten sich in Bewegung. "Das Hospital ist ein gutes Haus, sinnvoll gebaut. Es ist nur eine Schande, dass ihr keinen ordentlichen Garten haben könnt." Azeem grinste schelmisch. "Dafür ist es hier einfach zu kalt ... und zu nass." neckte er, wenngleich er hier schon einige interessante Pflanzen entdeckt hatte, die es in seiner Heimat nicht gab. Aber anders herum war es genauso, so dass John und er durchaus viel voneinander lernen konnten.

Cathie saß im Kräutergarten des Hospitals und genoss es, dass langsam die ersten Knospen entstanden. Der Garten war ihr kleiner Stolz, denn sie hatte ihn mit ihrem Vater angelegt und hegte und pflegte die Pflanzen seitdem, so oft se Zeit dafür hatte, damit die Heilpflanzen ihre volle Wirkung für die Arbeit ihres Vaters entwickeln konnten.
Cathie lächelte vor sich hin.. Azeem hatte der Garten auch gut gefallen, obwohl er ihn anfangs als etwas karg betitelt hatte. Nun, da war ja auch Winter gewesen und man griff eher auf getrocknete Kräuter zurück. Sie sah auf, als sie Schritte auf dem schmalen Kiesweg hörte. Ihre Mutter...

Da Cathie nicht in der Burg gewesen war, hatte Constance schon so eine Vermutung gehabt, wo sie ihre Tochter würde finden können und sie hatte Recht behalten. Ihr wurde warm ums Herz als sie Cathie im Kräutergarten sitzen sah, denn auch, wenn es gerade nicht so ganz einfach zwischen ihnen stand, liebte sie ihre Tochter über alles.
Langsam ging sie den schmalen Weg entlang und genoss das leise Knirschen des Kies unter ihren Füßen. Das Geräusch war ein Zeichen dafür, dass der Winter sich endlich verabschiedete, denn nun lag endlich kein Eis und Schnee mehr auf dem Weg.
"Es ist schön, nicht wahr? Endlich beginnt es wieder ein wenig grün zu werden." begann Constance mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. "Darf ich mich zu dir setzen?" fragte sie und deutete auf den freien Platz neben ihrer Tochter.

Cathie sah ihrer Mutter entgegen und lächelte leicht. "Das ist es. Es wird Zeit, dass der Garten wieder blüht, wir müssen Vaters Vorräte bald aufstocken. Aber unsere Berechnungen haben gut funktioniert, nichts wird uns frühzeitig ausgehen, bevor die neue Ernte soweit ist.", erklärte sie zufrieden. Sie hatte lange mit Hal zusammen gesessen dafür und auch vorher schon diese Ideen mit ihrem Vater ausgeheckt. Der hatte wie meistens recht damit behalten.
"Natürlich, setz dich.", bot sie ihrer Mutter dann an und wartete. Dass diese nicht ohne Grund hierher zu ihr kam, war ihr klar. Und sie war neugierig, worum es dieses Mal gehen würde. Schließlich hatten sie nicht allzu viel geredet in letzter Zeit, die Stimmung war getrübt gewesen.

Constance musste lächeln als Cathie über die Kräuter sprach und ließ sich dann neben ihrer Tochter nieder. "Es freut mich, dass alles so funktioniert hat, wie ihr es geplant habt. Du hast wirklich ein Händchen für diese Dinge. Ohne Zweifel etwas, was du von deinem Vater hast." Constance strich Cathie sachte über den Rücken. "Der kann sich schließlich auch stundenlang mit irgendwelchen Pflanzen beschäftigen." fügte sie lächelnd hinzu.
"Hast du Azeem die frischen Triebe schon gezeigt? Er war doch immer reichlich enttäuscht über den kargen Garten im Winter, oder?" fragte sie dann, um das eigentliche Thema ihres Kommens anzuschneiden.

Cathie nickte langsam. "Naja, diese Pflanzen sind die Grundlage für Vaters Arbeit mit den Menschen, ohne sie kann er nicht helfen. Und so helfe ich ihm seine Arbeit besser ausüben zu können. Ihm und Hal. Und ein bisschen auch Azeem, so oft wie er bei den beiden ist um sich andere Methoden von ihnen abzuschauen. Sie tauschen sich aus und diskutieren äußerst rege, aber sie scheinen sich nie wirklich zu streiten. Natürlich kann er das, sie sind faszinierend.", erwiderte Cathie fast ein wenig stolz. Sie sah wirklich zu ihrem Vater auf für das, was er tat.
"Noch nicht, aber er wollte später herkommen. Und dann wird er sehen, dass auch bei uns genug wächst und es nicht zu nass oder zu kalt ist. Vielleicht andere Dinge, aber ebenso wirksam wie bei ihm Zuhause."

Constance lächelte. "Da hast du Recht. Und du bist deinem Vater dabei wirklich eine große Hilfe. Besonders jetzt, wo er weg war. Er war ganz begeistert in welch gutem Zustand der Kräutergarten ist. Du kannst wirklich stolz darauf sein, Cathie." erwiderte Constance. Sie freute sich, dass ihre Tochter etwas hatte, worin sie so aufging und dass sie so viel Verantwortung dafür übernahm.
Dann musste sie unweigerlich grinsen. "Ich bin sicher, er wird Augen machen, wenn er erst einmal sieht, was England im Frühling und im Sommer alles zu bieten hat." bemerkte sie amüsiert und musterte ihre Tochter dann aufmerksam. "Du magst ihn gern, nicht wahr? Mir ist aufgefallen, dass ihr viel Zeit miteinander verbringt."

Cathie lächelte ein bisschen verlegen zurück. "Danke. Ich bin auch stolz darauf, ich freue mich über jedes einzelne Blatt, das zu irgendetwas nutze ist. Es war wirklich gut, dass Onkel William das Hospital hat bauen lassen und den Garten dazu."
Sie mochte ihren Paten sehr und dann und wann nahm er sie einmal mit für einen Ausritt oder einen Spaziergang. Sie genoss die Gespräche mit ihm immer, denn er behandelte sich längst nicht mehr wie ein Kind.
"Ja, das glaube ich auch." Verstehend blitzte es in ihren Augen auf. Darauf wollte ihre Mutter also hinaus. "Ja, ich mag ihn. Er ist sehr gläubig, aber er akzeptiert auch meinen Glauben. Und ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, so oft unterschiedlicher Meinung zu sein ohne zu streiten.", erklärte sie mit leicht geröteten Wangen. "Und sein Englisch wird richtig gut."

"Da hast du Recht, es ist eine wundervolle Einrichtung und dein Vater geht wirklich darin auf. So vielen Menschen hat er hier schon helfen können ..." Sie freute sich wirklich für John, dass er hier seine Erfüllung in der Arbeit fand, aber manchmal sorgte genau diese Arbeit auch dafür, dass sie ihren Mann kaum zu Gesicht bekam.
Constance musste lächeln und nickte kurz. "Es freut mich, dass ihr so gut miteinander auskommt." erklärte sie aufrichtig. Es war ja nicht so, dass sie den jungen Araber nicht mochte, im Gegenteil, sie hielt ihn für einen höflichen, aufrichtigen Mann, aber es gab dabei nun einmal gewisse Schwierigkeiten ...
Constance betrachtete ihre Tochter einen Moment versonnen, ließ den Blick zu ihren geröteten Wangen schweifen und sah Cathie dann wieder in die Augen. "Empfindest du mehr für ihn, Cathie?" fragte sie schließlich sanft, aber gerade heraus. "Oder ist es nur Freundschaft zwischen euch beiden?"

Cathie nickte langsam. "Das ist wahr. Und trotzdem war er immer ein guter Vater für uns, er ist es noch." Ihr Vater würde daran zerbrechen, wenn er ausgerechnet einen von ihnen nicht würde retten können, wenn sie krank wurden. Aber es würde hoffentlich nicht dazu kommen.
Ihre Mutter brachte sie völlig aus dem Konzept mit ihrer Frage und sie lief rot an. "Mama!", erwiderte sie entrüstet. "So lange kenne ich ihn doch noch gar nicht. Er ist mein Freund. Aber mehr...ich weiß nicht." Sie war sehr gern in seiner Nähe, verstand sich gut mit ihm. Aber das...
"Außerdem ist er Muslim."

Constance konnte nicht anders als zu lächeln. "Ja, das ist er. Dein Vater ist ein wundervoller Mann, in allen Belangen." Sonst hätte er ihr nie verziehen und sie hätten nicht wieder zu einem normalen Alltag zurück finden können. Und dafür liebte sie John nur noch umso mehr.
Constance lachte leise über die Entrüstung ihrer Tochter und legte dieser eine Hand auf den Arm. "Ich weiß, dass ihr euch noch nicht lange kennt. Aber deinem Vater und mir ist aufgefallen, wie viel Zeit ihr zusammen verbringt und ich wollte einfach mit dir über diese Sache reden bevor möglicherweise noch mehr geschieht. Ich bin wirklich froh, dass du in ihm einen guten Freund gefunden hast und dass ihr euch so versteht, er scheint mir ein guter Mann zu sein, aber Cathie, pass auf, dass es dabei bleibt, ja? Ich bitte dich vorsichtig zu sein, ich weiß selbst, wie schnell einen die Gefühle übermannen können. Aber mit Azeem hättest du keine Zukunft, Liebes. Nicht solange er nicht unseren Glauben annimmt." Oder sie den seinen, aber darüber wollte Constance lieber nicht einmal im Traum nachdenken.