William und Joanna - ab 1183

Edward seufzte leise. "Hast du nicht, aber das, was Gabriel mir heute morgen erzählt hat, hat mich einfach überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass überhaupt irgendjemand solche Dinge sagen würde." Und für Helene wäre diese Stimmung unter seinen Leuten ja durchaus hilfreich, sollte sie vorhaben für Michael ein besseres Erbe herauszuschlagen.
Edward verdrehte leicht die Augen. "Dass ich nicht wie viele andere bin, sollte dich mittlerweile ja aber nicht mehr überraschen." bemerkte er trocken. Er hörte das Rascheln ihres Kleides und schloss die Augen als Helene ihre Hand unter sein Hemd schob. Wie immer, wenn sie gestritten hatten, sprang er auf solch eine Liebkosung besonders schnell an und so stellte Edward den Wein wieder zur Seite, drehte sich herum und zog Helene in seine Arme. "Ganz wie du meinst ..." wisperte er und verschloss ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss.

Helene

"Solche Dinge machen immer die Runde, besonders bei den Bediensteten, Edward. Wenn man eine gewisse Stellung hat, wird immer geredet."
Helene grinste. "Nein, in der Tat, das überrascht mich nicht wirklich. Du warst anders seit ich dich kenne." Aber sie konnte ihren Mann mittlerweile recht gut einschätzen, daher war ihr auch absolut klar, dass er auf die Aufforderung und die Berührung sofort anspringen würde.
In dieser Hinsicht war Edward sehr berechenbar und sie wusste das zu nutzen. Ablenkung würde ihm gut tun, dann wurde er wieder langmütiger.
Sie erwiderte den Kuss und schaute ihn herausfordernd an.
"Du wolltest dich doch ohnehin etwas mehr ins Zeug legen."

Edward grinste leicht. "Ja, das wollte ich und du wirst sehen, das werde ich auch." er klärte er und begann an der Schnürung von Helenes Kleid zu nesteln. "Aber sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, nicht, dass ich dich noch überfordere." wisperte er als er die Schnürung geöffnet hatte und damit begann das Kleid langsam herab zu schieben.
Edward ließ sich Zeit damit seine Gemahlin aus ihrem Kleid zu befreien, schob es Stück für Stück hinunter und bedeckte die freigelegte Haut mit einer Zahl von sanften Küssen. Das hier war auch schon viel eher nach seinem Geschmack als solch ein unseliger Streit mit Helene.

Helene

Helene lachte leise auf. "Keine Sorge, du wirst mich schon nicht überfordern. Ich bin dir gewachsen, das solltest du doch mittlerweile wissen. Außerdembin ich Französin, ich bin hart im Nehmen." Sie fuhr durch die roten Locken und legte den Kopf zur Seite, als er sie entkleidete und jeden Zentimeter ihrer Haut mit diesen sanften Küssen bedeckte.
In ihrer Hochzeitsnacht hatte sie nie geglaubt, dass Edward einmal so sanft und hingebungsvoll mit ihr umgehen würde, doch inzwischen hatten sie beide zumindest im Ehebett eine Wellenlänge gefunden. Und sie genoss es.
Er entlockte ihr ein leises Stöhnen, während sie ihm Wams und Hemd ungeduldig abstreifte und die Hand neckisch unter seinen Hosenbund schob.

Mit einer Hand löste Edward vorsichtig den Zopf, der Helenes Haarpracht zusammen hielt, mit der anderen schob er das Kleid nun zur Gänze hinab. Er grinste breit und gab seiner Gemahlin noch einen Kuss. "Ja, das weiß ich mittlerweile wohl. Aber ich soll mich jetzt ja schließlich anstrengend, nicht? Wer weiß, ob du da dann auch noch mithalten kannst." neckte er, doch schon im nächsten Moment sorgte sein Stöhnen, das über seine Lippen kam, dafür, dass er nicht mehr weiter sprechen konnte.
Kurz schloss er die Augen und spürte dabei, wie sein Puls in die Höhe schoss. "Helene, du kleines Luder ..." knurrte Edward, sah sie wieder an und hob sie dann ohne weiteres Zögern hoch, um sie auch dem Tisch abzusetzen. Er hatte keine Lust mehr darauf zu warten, dass sie sich nach nebenan begaben.
Ungeduldig schnürte er seine Hose auf und trat zwischen Helenes leicht gespreizte Beine. "Manchmal überrascht es mich doch immer noch, wie durchtrieben du eigentlich sein kannst." wisperte er und stahl ihr noch einen leidenschaftlichen Kuss.

Helene

Helene grinste ihn an und schüttelte leicht den Kopf, sodass das blonde Haar ihr über die Schulter fiel. "Ich kann mithalten, mach dir da mal keine Sorgen.", erwiderte sie keck. "Bisher forderst du mich ja nicht gerade sehr..."
Sein Stöhnen trieb ihren Herzschlag in die Höhe und sie lachte atemlos auf, als er sie auf den Tisch hob. Sie mochte es sehr, wenn sie ihn ein wenig überraschen konnte. Helene biss ihm zärtlich ins Ohrläppchen. "Ich hatte einen guten Lehrer.", erwiderte sie leise neben seinem Ohr und legte die Arme um ihn.
"Na komm schon, lass mich nicht warten...Engländer..."
Zudem wusste man ja nie, wer herein kam und einen störte?

Edward lachte heiser auf als Helene ihm ins Ohrläppchen biss. "Oh ja, das scheint mir so. Muss ein guter Mann gewesen sein ..." feixte er und legte die Hände an ihre Hüfte. "Hm, wie ungeduldig du bist, chérie." flüsterte er, kam ihrer Aufforderung dann aber nur zu gerne nach.
Manchmal wunderte es Edward immer noch, wie sie beide so hatten zusammen finden können. Wenn er daran dachte, wie ihre Ehe begonnen hatte ... zwar war es auch heute noch keine innige Liebe zwischen ihnen, wie allein ihr vorangegangener Streit bewiesen hatte, doch sie schienen sich beide irgendwie anzuziehen, konnten doch nicht voneinander lassen und hatten einen Weg gefunden, die meiste Zeit einvernehmlich zu verbringen. Insofern hätte Henry ihm wirklich eine schlechtere Braut aussuchen können, das hatte Edward mittlerweile begriffen.

Helene

Helene hatte Wort gehalten und schließlich die Gesellschaft ihres Stiefsohnes gesucht. Sie wusste noch nicht so recht, wie sie ihm gegenüber das leidige Thema ansprechen sollte, aber irgendetwas würde ihr schon einfallen.
Gabriel hatte gerade ein paar Schreibübungen beendet und so hatte Helene die Gelegenheit genutzt. "Gabriel, sei so gut und halte einen Moment die Wolle fest, ja?"
Dann und wann erging sie sich in Handarbeiten, auch wenn ihre Begabung nur mäßig vorhanden war. So manches Mal lenkte es sie einfach gut ab. Gerade arbeitete sie an einer Mütze für Michael.
"Ich habe gehört, du machst dir viele Gedanken wegen Michael.", begann sie dann langsam. "Ist es ein Problem für dich, dass du einen kleinen Bruder bekommen hast?"

Gabriel

Wenngleich es Gabriel eher nach draußen gezogen hätte, so wusste er doch genau, dass es wichtig war, dass er die Aufgaben erledigte, die sein Lehrer ihm bis zur nächsten Stunde erteilt hatte. Deshalb saß er auch drinnen und übte sich fleißig im Schreiben, während Helene ein wenig im Gemach aufräumte und schließlich ihre Wolle hervor holte.
Als Gabriel die Feder zur Seite legte und den Blick hob, sah er sich fast unvermittelt seiner Stiefmutter gegenüber. Er nickte und nahm die Wolle entgegen, die Helene zurecht gelegt hatte. "Woran arbeitest du gerade?" fragte er warf einen Blick auf das Gebilde in Helenes Händen. Er hatte von solchen Dingen nun wirklich keine Ahnung und gerade sah es für ihn nur wie ein undefinierbares Knäul aus.
Seine Aufmerksamkeit wurde doch sogleich von der Wolle abgelenkt als Helene ihn auf Michael ansprach. Kurz runzelte Gabriel die Stirn. Er war sich sicher, dass sein Vater mit Helene gesprochen hatte, das hier konnte kaum ein Zufall sein. Unsicher war er hingegen, ob er nun froh darüber war oder nicht.
"Hm, nicht unbedingt wegen ihm selbst. Eher wegen dem, was die Leute über ihn denken und ... mit ihm vorhaben." erwiderte Gabriel langsam und schüttelte dann ein wenig empört den Kopf. "Natürlich nicht! Wenn er nicht gerade schreit, hab ich Michael sehr gern!" erklärte er entschlossen und warf Helene einen fast beleidigten Blick zu, weil sie ihm so etwas zutraute.

Helene

Helene lächelte Gabriel schief an. "Eigentlich soll es eine Mütze für Michael werden, aber ich fürchte, meine Begabung hält sich in Grenzen. Vielleicht kann man halbwegs erkennen, was es ist, wenn es fertig ist. Falls man es dann ruhigen Gewissens anziehen kann, mache ich gern auch eine für dich."
Sie konnte Gabriel ansehen, dass es in ihm arbeitete und er überlegte, was er sagen sollte. Es wurde wirklich höchste Zeit das Vertrauen in sie wieder zu stärken.
"Oh, die Leute reden immer viel und haben ihre eigenen Gedanken. Letztendlich zählt doch, was euer Vater dazu sagt und plant, nicht wahr? Er trifft die Entscheidungen, nicht die Leute.", versuchte sie ihn zu beruhigen und dankte ihm mit einem Lächeln.
"Das freut mich zu hören. Ich weiß, es ist nicht immer einfach, wenn man lange der Jüngste war und dann eine Stiefmutter und noch einen kleinen Bruder bekommt. Ich war nicht sicher, wie gut du damit zurecht kommst. Umso froher bin ich, dass du ihn gern hast."

Gabriel

Gabriel sah noch einmal auf die im Entstehen begriffene Mütze und nickte dann, den Anflug eines Lächelns auf den Lippen. "Gerne."
Nachdenklich sah er Helene an und hob langsam die Schultern. "Ja schon, das hat Vater auch gesagt, aber ... das ist gar nicht so leicht nicht darauf zu hören." erwiderte Gabriel. Sein Vater hatte gesagt, er solle nichts darauf geben, sollte sich keine Gedanken über das Gerede machen, aber so leicht fiel ihm das wirklich nicht.
Langsam schüttelte Gabriel den Kopf. "Ich ... ich wollte schon lange einen kleinen Bruder haben." gestand er Helene leise. "Schon als -" Seine Stimme brach und Gabriel senkte rasch den Blick, starrte konzentriert auf die Wolle in seinen Händen, um ja nicht in Tränen auszubrechen. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass er sich schon einen kleinen Bruder gewünscht hatte als seine Mutter das letzte Mal schwanger gewesen war, aber der Gedanke daran schmerzte viel zu sehr.

Helene

Helene freute sich über das Entgegenkommen. "Na dann, überlege dir schon einmal, welche Farbe du gern hättest und ich sehe, was ich tun kann. Ich versuche, bis dahin noch etwas besser zu werden."
Sie lächelte ihn mitfühlend an. "Ich weiß, das ist es nicht. Aber wenn du es schaffst, bist du viel stärker als sie und niemand kann dir etwas anhaben. Dein Vater wird schon die richtige Entscheidung treffen, Gabriel. Du solltest ihm vertrauen."
Sie seufzte, als ihr bewusst wurde, in welches Fettnäpfchen sie da getreten war. "Ich weiß, Schatz...aber leider geht es nicht immer so, wie wir wollen und das müssen wir akzeptieren. Das Leben geht weiter, auch wenn es für uns unglaublich schwer ist. Aber Michael ist sehr gern dein kleiner Bruder. Siehst du nicht, wie er jedes Mal lächelt, wenn er dich sieht? Wenn du dich mit ihm beschäftigst, schreit er auch weniger.", versuchte sie Gabriel aufzumuntern. Der Kleine tat ihr doch ziemlich leid.

Gabriel

"Rot und Gelb!" erklärte Gabriel ohne zu zögern. "Wie in Vaters Wappen." Da brauchte er gar nicht lange überlegen, es waren seine Lieblingsfarben. Besonders auch, weil er selbst rote Haare hatte.
"Ich werds versuchen." versprach Gabriel schließlich, wenngleich er sich nicht so sicher war, ob es so einfach gelingen würde. Es war so schwierig wegzuhören wenn die Menschen über ihn sprachen ... und vor allem über seine tote Mutter. Er hatte in Helene eine Vertrauensperson gefunden, hatte sie damals nahezu umgehend als seine neue Mutter akzeptiert, da er noch so klein gewesen war. Aber er hatte auch noch ein paar Erinnerungen an Julia, an seine leibliche Mutter, und die waren durchweg zärtlich und liebevoll. Deshalb fiel es ihm nur noch schwerer, wenn er von anderen solche Dinge hörte, die seine Mutter herab würdigten.
Gabriel zögerte einen Moment und sah Helene unschlüssig an, doch letztlich siegte sein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit und er legte die Wolle zur Seite, um auf Helenes Schoß zu klettern. "Sie fehlt mir manchmal so dolle." murmelte Gabriel und vergrub das Gesicht an Helenes Schulter. "Aber ich bin auch froh, dass du da bist." gestand er leise. "Papa sagt, Mama hat dich geschickt, damit du für sie auf mich aufpassen kannst. Als meine zweite Mama." wiederholte er, was sein Vater zu ihm gesagt hatte. "Ich finde, das klingt ganz gut. Und ich bin auch froh, dass Michael jetzt da ist."

Helene

"Natürlich, was für eine dumme Frage.", erwiderte Helene lächelnd. "Ich werde sehen, was ich tun kann." Vermutlich würde das Rot sich fürchterlich mit Gabriels rotem Haar beißen, aber das war hier Zuhause nun wirklich egal.
Gerührt legte sie die Wolle zur Seite, als Gabriel nach kurzem Zögern auf ihren Schoß kletterte und legte die Arme um ihn. Zärtlich strich sie durch die roten Locken. Auch wenn er nicht ihr leiblicher Sohn war, Gabriel hatte es ihr von Anfang an so einfach gemacht ihn zu lieben.
"Ich weiß, Schatz, ich weiß....deinem Vater fehlt sie auch manchmal noch ziemlich." Und ihr Herz lief über vor Mutterliebe, als er ihr sagte, wie gern er sie hatte.
"Ich finde auch, dass das eine nette Idee ist. Das würde einiges erklären." Hätte siedie freie Wahl gehabt, hätte sie schließlich auf gar keinen Fall Edward geheiratet.
"Und ich bin auch ausgesprochen gern deine Mutter."

Gabriel

Gabriel kicherte leise. "Stimmt, aber das wollte ich nicht sagen." erwiderte er verschmitzt. "Danke schön." Gabriel strahlte in Erwartung seiner neuen Mütze und es munterte ihn auch ein klein wenig auf. Langsam nickte Gabriel. "Ich weiß. Aber zum Glück nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Da hat er sie ganz furchtbar doll vermisst, er war gar nicht mehr er selbst." erwiderte er langsam, zog dann aber eine Augenbraue in die Höhe. "Was würde das denn alles erklären?" fragte Gabriel ein wenig irritiert.
Doch Helenes nächste Worte entlockten Gabriel schließlich wieder ein warmes Lächeln. "Das ist gut." erklärte er zufrieden und schmiegte sich an seine Stiefmutter. Er liebte sie ja durchaus, immerhin hatte sie Mutterstelle an ihm vertreten seit sie hier war, es beruhigte ihn daher sehr, dass sie ihn jetzt nicht von sich stieß, obwohl Michael nun da war.

Helene

Helene lachte leise. "Nein, du bist ja auch gut erzogen worden und vergisst deine Manieren gegenüber einer Dame nicht, Gabriel. Keine Ursache."
Sie legte den Kopf zur Seite. "Wie meinst du das, er war gar nicht mehr er selbst? Wie war er denn da? Magst du es mir erzählen?"
Helene seufzte leise. "Naja...dein Vater und ich konnten uns am Anfang nicht sonderlich gut leiden. Ich sah keinen Grund, warum ich ausgerechnet ihn heiraten sollte. Aber vielleicht warst du der Grund dafür. Vielleicht hat Gott es deswegen so gefügt. Und jetzt sind wir ja doch eine ganz gute Famlie geworden."
Sanft strich sie über seinen Rücken und genoss die innige Situation.

Gabriel

Gabriel biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und hob leicht die Schultern. "Ich weiß nicht, er ... er war so seltsam. Hat sich immer in seinem Gemach verkrochen oder war oft gar nicht zu Hause und als Onkel Robert ihn aus London abgeholt hat, war Vater ganz schlimm krank. Ich glaube, dass war auch wegen Mamas Tod." erzählte Gabriel schließlich.
Dann dachte er ein Weilchen über Helenes Worte nach und befand sie schließlich für annehmbar. "Ja, vielleicht war ich das ja." erwiderte Gabriel und legte die Arme um Helenes Hals. "Jedenfalls bin ich froh, dass wir eine ganz gute Familie geworden sind." vertraute er ihr lächelnd an.

Helene

"Oh, das ist natürlich nicht sehr schön. Wenigstens hat dein Onkel Robert sich um ihn gekümmert, als er krank war. Diese Zeiten sind ja nun vorbei und es wird auch nie wieder so weit kommen, das verspreche ich dir."
Und Helene nahm sich vor, Edward bei Gelegenheit danach zu fragen. Sie hatte gewusst, dass er Julia sehr geliebt hatte, aber dass er so völlig abgestürzt war deswegen?
"Das bin ich auch.", erwidderte sie sanft und küsste ihn auf die Stirn. Vermutlich hätte der König ihr wirklich einen schlechteren Ehemann aussuchen können.

William überprüfte vorsichtig, ob die Tinte gänzlich getrocknet war, dann faltete er das Pergament, schmolz etwas Wachs über seiner Kerze und versah den Brief mit seinem Siegel. Er legte das Schriftstück zu einem kleinen Stapel an Briefen, die er bereits vollendet hatte und die er später Geoffrey übergeben wollte. Doch fürs Erste wollte er nun eine kleine Pause machen, außerdem musste Robert eigentlich jeden Moment kommen, denn William hatte seinem Sohn ausrichten lassen, dass er ihn sprechen wollte.
William goss sich einen Becher Wein ein und stand dann vom Schreibtisch auf. Er erntete einen fast missfälligen Blick von seinem Rüden, der sich unter dem Tisch zusammen gerollt hatte, doch als der Hund merkte, dass er getrost weiter schlafen konnte, legte er den Kopf wieder auf die Pfoten und schloss die Augen. William grinste amüsiert und trat dann an das Fenster um hinaus zu sehen.
Es hatte vor kurzem angefangen zu regnen und William war froh, dass er sein Versprechen an Rob bereits heute früh eingelöst hatte und mit seinem Enkel einen Ausritt unternommen hatte. Bei dem Regen wäre das alles andere als eine Freude gewesen.

Robert hatte noch einige Dokumente durchgesehen und auch die Bücher der Zucht geprüft, als ihm Peter ausrichtete, dass sein Vater ihn zu sprechen wünsche. Also hatte er das Nötigste beendet und sich auf den Weg gemacht, um diesen nicht allzu lange warten zu lassen.
Schließlich erreichte er das Arbeitszimmer seines Vaters, klopfte leicht und trat dann ein. Inzwischen fand er den Weg hierher beinahe noch öfter als vorher, weil es viele Dinge zu besprechen gab, jetzt, da er seinem Vater einen guten Teil der anfallenden Aufgaben und Dokumente abnahm.
"Vater, du wolltest mich sprechen?", fragte er mit einer kleinen Spur Neugierde. Robert trat zu seinem Vater an das Fenster.
"Hoffen wir, der Winter wird nicht allzu hart."

Als es klopfte, bat William den Besucher eher beiläufig herein, er wusste ohnehin, dass es Robert sein würde und dieser trat auch einen Moment später ein. Zur Begrüßung legte er seinem Sohn eine Hand auf die Schulter als dieser zu William trat. "Das wollte ich, in der Tat." bestätigte er lächelnd und wies dann auf die zwei Sessel neben ihnen. "Komm, setz dich und nimm dir etwas Wein, wenn du möchtest." forderte er Robert auf und ließ sich dann selbst in einem der Sessel nieder.
"Der Winter ist ein gutes Stichwort." bemerkte William und schlug die langen Beine übereinander. "Sag, hast du dir schon Gedanken darüber gemacht wie es mit Rob weiter gehen soll? Der Junge ist dreizehn Jahre alt und als ich heute morgen mit ihm unterwegs war, habe ich einmal mehr festgestellt, dass er kein kleiner Bengel mehr ist."

Robert erwiderte das Lächeln seines Vaters und leistete dann der Aufforderung Folge. Er nahm sich etwas Wein, setzte sich in den freien Sessel und streckte die Beine aus.
Er war gern in der Gesellschaft seines Vaters und er wusste auch, dass er dort immer ein offenes Ohr finden würde. Es tat gut, solchen Rückhalt und solche Bestätigung zu finden, vor allem auch, da William seine Enkelkinder über alles liebte.
"Ich habe in der Tat darüber nachgedacht, ein kleiner Junge ist er wirklich nicht mehr, auch wenn es mir vorkommt wie gestern, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Nun ja, Richard hatte damals darum gebeten, ich solle an ihn denken, wenn der Junge soweit ist. Und da Richard der nächste König werden wird, ist es vielleicht keine allzu schlechte Idee, ihm Rob nach dem Winter zu schicken. Was meinst du?"

Bei Roberts Worten musste William unwillkürlich lachen. "Ja, sie werden schnell erwachsen, nicht wahr?" neckte er seinen Sohn ein wenig und nippte dann an seinem Wein. "Ich hoffe nur, dass Rob dir nicht nacheifert und mich in nächster Zeit zum Urgroßvater macht. Ich finde durchaus, dass das noch warten kann." fügte William amüsiert hinzu. Dann lehnte er sich ein wenig zurück und nickte versonnen. "Ja, warum nicht? Der Junge war ja auch früher schon gern mit Richards Söhnen zusammen und als Richards Knappe würde er einiges lernen können."
William sah kurz aus dem Fenster in den verregneten Hof hinaus, ehe er Robert wieder ansah. "Henry will den Winter in der Normandie verbringen und ich spiele mit dem Gedanken mich ihm dort wieder anzuschließen. Der Winter ist dort wesentlich reizvoller als hier und ich kann meinem Amt als Lordkanzler deutlich besser nachkommen, wenn ich auch am Hofe bin. Außerdem weiß ich Cornwall bei dir ja in guten Händen." erklärte William dann. "Ich werde noch mit Joanna sprechen, aber ich denke nicht, dass sie etwas dagegen haben wird. Du könntest dir überlegen, ob du mir Rob mitgeben willst. Er könnte den Winter über in Rouen verbringen und im Frühjahr bringe ich ihn zu Richard."

Robert grinste seinen Vater an. "Oh ja. Und ich konnte deine Klage darüber nie besser begreifen als heute. Das Beängstigende daran ist, dass wir Drei uns mit den Jahren immer ähnlicher sehen." Denn auch, wenn mittlerweile doch einige graue Strähnen Haar und Bart seines Vaters zierten, konnten weder Robert noch sein Ältester die Verwandschaft leugnen.
"Aber ich glaube nicht, dass er mir darin nacheifern wird. Dazu ist er in einigen Dingen doch noch zu kindlich. Ich wäre auch nicht so früh an gewesen, wenn Henrys Einfluss nicht gewesen wäre. Wenn Henry mir nicht unbedingt diese Erfahrung hätte verschaffen wollen... Allerdings denke ich, dass es bei Guillaume möglicherweise schneller gehen wird damit."
Robert nickte. "Das war der Gedanke. Ich möchte, dass er sich wohl fühlt." Er lauschte Williams Plänen nachdenklich.
"Keine schlechte Idee. Ich werde mit Josie darüber sprechen müssen, aber für Rob wäre es sicher eine lohnenswerte Erfahrung. Er vertraut dir und weiß, dass er zu dir gehen kann, wenn er Sorgen hat. Er ist gern in deiner Nähe. Also meinetwegen soll er mit dir und Mutter nach Rouen gehen."

William lachte auf. "Ach, das gibt sich auch wieder. Ich werde ja nur noch grauer und faltiger, die Ähnlichkeit zu mir, lässt also erst einmal etwas nach. Aber Rob ist dir wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten." erwiderte William und schürzte dann amüsiert die Lippen. "Guillaume wird bald 16 Jahre alt und ist ein Plantagenet durch und durch. Es würde mich wenig wundern, wenn der Bengel schon mehr Frauen gehabt hat als du." neckte er seinen Sohn gutmütig. "Vielleicht solltest du dir also noch einmal überlegen, ob du Rob dorthin schicken willst."
Williams Grinsen wich einem sanften Lächeln. "Es würde mich freuen, den Jungen mitzunehmen. Ich denke, es wäre für uns beide ein Gewinn, ich habe ihn wirklich gerne um mich."