William und Joanna - 1188 bis 1189

Richards Augen funkelten zufrieden als Beatrice auflachte. "Tja, nur gut, dass du mich hast, nicht wahr? Und wer könnte dir denn nicht zu Füßen liegen? Wunderschön und klug wie du bist. Außerdem hast du die Plantagenet Dynastie mehr als gesichert, auch das wird den Engländern gefallen." bemerkte Richard augenzwinkernd.
Richard lachte und ließ die Hände an ihrem Körper entlang gleiten. "Natürlich werde ich es gut machen. Habe ich dich in diesem Punkt schon jemals enttäuscht?" neckte er liebevoll und schob schließlich ihre Röcke nach oben. Nur zu gern hätte Richard sich Zeit genommen, hätte Beatrice in aller Ruhe von ihrem Kleid befreit, aber sie konnten schon von Glück reden, dass sie jetzt überhaupt auch nur ein bisschen Zeit für sich hatten.
Er fing sie in einem weiteren Kuss und lächelte gegen ihre Lippen. "Endlich bist du wieder bei mir ..."

"So ist es. Und du schmeichelst mir schon wieder. Allerdings ist es sicher kein Nachteil, dass die Nachfolge bereits gesichert ist." Und immerhin musste sie bei Richard defintiv keine Angst vor unehelichen Kindern haben. Er fand an anderen Frauen kein Vergnügen.
Beatrice gab ein Geräusch des Wohlbehagens von sich. "Nein, das hast du nicht. Außer dass du mich zu lange hast warten lassen."
Sie kicherte undamenhaft, als er ihre Röcke hoch schob. "Sieh nur zu, dass sie uns nicht hören. Das schickt sich doch nicht..."
Es war nur dieses kurze Stelldichein, aber sie genoss es. Endlich würde sie wieder an seiner Seite sein. So unglücklich sie oft auch war, sie liebte ihn so sehr.

William hatte eine Hand auf die Steinplatte gelegt, die Henrys Grab derzeit bedeckte. Es würde noch eine prunkvollere Platte bekommen, aber die musste erst noch gefertigt werden und solange war das Grab mit einer schlichten, aber edlen Marmorplatte bedeckt.
Die Beisetzung war gerade erst vorüber und die Schritte der letzten Menschen hallten noch in der Kirche nach, aber William hatte kein Interesse daran gehabt nach draußen zu gehen. Zwar hatte er gesehen, wer alles gekommen war, hatte einen ganzen Teil seiner Familie entdeckt, aber er brachte es einfach noch nicht über das Herz zu ihnen hinaus zu gehen, sie zu begrüßen und vor allem ihre mitleidigen Blicke zu sehen.
"Ach Henry ..." murmelte er leise. "Ich hoffe, dir geht es jetzt besser als mir ..." William schloss einen Moment lang die Augen. Am liebsten wäre er einfach auf ewig hier stehen geblieben, aber genauso sehr zog es ihn nach Truro, in Joannas Arme, also würde er sich früher oder später lösen müssen. Und dann würde er Wort halten und das Festland so schnell wie möglich verlassen. Vorher würde er Richard noch das Lordkanzlersiegel übergeben und dann würde er gehen. Hier hatte er nun wirklich nichts mehr verloren.

Beatrice hatte die Zeit mit Richard genossen, dann aber beschlossen, ihren Vater zu suchen. Sie sehnte sich nach einem Gespräch mit ihm, nach einem Rat. Sie hatte ihn so lange nicht gesehen und die jetzige Situation war für keinen von ihnen einfach.
Wie sie es nicht anders erwartet hatte, fand sie ihn am Grab des verstorbenen Königs. Vorsichtig trat sie näher, bekreuzigte sich und legte ihrem Vater dann den Arm um die Taille.
"Hier bist du also...ich ahnte, dass ich dir hier finden würde. Wie geht es dir?" Beatrice küsste ihn auf die Wange.
"Es ist alles so schwierig geworden jetzt. So unreal. Ich kann kaum glauben, dass ich nun bald Königin werden soll."

William hörte die Schritte näher kommen und war erleichtert, dass es leichte Schritte waren, zweifelsfrei keiner seiner Söhne oder Enkel, denn außer Edward konnte wohl keiner so recht nachvollziehen wie es William im Moment ging.
Er öffnete die Augen als sich ein schmaler Arm um seine Taille legte und William wandte den Kopf, um Beatrice anzusehen. "Hier bin ich also." bestätigte er leise und lächelte dünn. "So schlecht, dass ich es kaum in Worte zu fassen vermag." erwiderte William und legte einen Arm um Beatrices Schultern als sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. "Du wirst eine bezaubernde Königin werden, da bin ich ganz sicher." Er sah seine Tochter an und strich ihr über die Wange, so wie er es früher immer getan hatte.

Beatrice lächelte traurig. "Ich weiß...Henry hat dir so viel bedeutet, es ist ein schrecklicher Verlust für dich. Robert hat mir außerdem berichtet, dass Richard dich entlassen hat. Nicht sehr ruhmreich von ihm, auch er muss noch viel lernen. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht für dich. Für dich und Mutter. Ihr werdet viel mehr Zeit füreinander und für eure Enkel haben. Du kannst deine geliebten Pferde züchten und der großen Politik ein bisschen den Rücken kehren. Richard wird sich ohnehin darauf besinnen, dass dein Rat wirklich nützlich wäre."
Sie lehnte sich an ihren Vater. "Ich hoffe, du behältst recht. Ich habe wirklich Angst sie alle zu enttäuschen, die Erwartungen sind so hoch. Gerade bei einem König wie Richard."

William nickte bedächtig. "Diese Beisetzung auszurichten war das letzte, was ich offiziell als Lordkanzler getan habe. Ich werde Richard nachher das Siegel bringen und dann kann er damit verfahren, wie es ihm beliebt." William verzog bei Beatrices Worten leicht das Gesicht. "So wie es sich für einen alten Mann gehört, meinst du?" gab er mit bitterem Lächeln zurück. Er richtete den Blick einen Moment lang wieder auf die Grabplatte. "Lass uns lieber nicht darüber reden, worauf Richard sich womöglich besinnen wird und worauf nicht. Sonst werde ich nur irgendwelche hässlichen Dinge sagen und damit will ich unser Wiedersehen nicht zusätzlich schmälern."
William strich seiner Tochter über den Oberarm und lächelte dieses Mal mit etwas mehr Wärme. "Natürlich behalte ich recht. Ich kenne dich nun schon dein ganzes Leben lang, ich weiß was in dir steckt, also vertrau mir. Du wirst auch diese Sache meistern."

Beatrice seufzte leise. "Ja und eine Ära wird zuende gehen. Ich weiß nicht, ob das eine kluge Entscheidung von Richard war. Ich bin gespannt, wen er als deinen Nachfolger benennen will. Ich bin nicht allzu gut informiert, ich habe ihn zu lange nicht gesehen."
Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nein, so meinte ich es nicht. So, wie du es verdient hast. Du hast dein Leben in Englands Dienst gestellt. Oft genug bist du zu kurz gekommen dabei und Mutter auch. Jetzt habt ihr Gelegenheit die gemeinsame Zeit zu genießen und zu tun, was ihr wollt. Die Pflicht ist getan, nun kommt die Freude. Sei Richard nicht allzu gram, wenn du kannst."
Sie erwiderte das Lächeln. "Ich danke dir für das Vertrauen und die Unterstützung. Im Moment kommt mir die Bürde so unfassbar groß vor."

William hob langsam die Schultern. "Angesichts der Umstände war es das vielleicht. Allerdings hätte er ruhig ein wenig warten können, um diese Entscheidung in aller Öffentlichkeit kundzutun." erwiderte William. Möglicherweise war es nur richtig, dass Richard einen neuen Lordkanzler wählte. Jemanden, der ihm nie vorwerfen würde, dass er seinen Vater in den Tod getrieben hatte.
William lächelte müde. "Ich weiß, dass du es so nicht gemeint hast. Aber genau so kommt es mir vor. Henry ist tot und mit einem Mal bin ich überflüssig." Er atmete tief durch. "Weil du es bist, will ich ehrlich sein: ich glaube nicht, dass ich das kann. Er ist der Grund weshalb ich plötzlich vor dem Nichts stehe, der Grund weshalb ich einen der wichtigstens Menschen in meinem Leben verloren habe. Nein, ich glaube wirklich nicht, dass ich so schnell nachsichtig mit ihm sein kann. Und vielleicht ist es daher nur gut, dass er mich nach Truro schickt. Ich würde mich an seinem Hof vermutlich nur ins endgültige Unglück stürzen."
William legte den Kopf ein wenig schief und lächelte. "Du hast immer meine Unterstützung, meine Liebe. Wie könnte es anders sein? Du warst das eigene erste Kind, das ich je in meinen Armen halten durfte ... wie könnte ich dir nicht vertrauen? Aber erzähl mir lieber, wie geht es meinen Enkeln? Sind alle wohl auf?"

Beatrice nickte. "Ja, das hätte er. Aber du weißt doch, er ist ein Hitzkopf..." Richard wollte zu oft einfach mit dem Kopf durch die Wand und war ungeduldig. "Du wirst niemals überflüssig sein. Wir alle lieben dich sehr und deine Enkel wollen noch viel von ihrem Großvater haben."
Sie seufzte. "Das habe ich befürchtet. Aber vielleicht denkst du ja mit der Zeit ein wenig gnädiger über ihn. Es ist jedenfalls nicht so, dass ich dich nicht verstehen kann. Ich halte es für klug, wenn du dir in Cornwall nach der anstrengenden Zeit Ruhe gönnst."
Sie umarmte ihren Vater innig und küsste ihn auf die Wange."Dennoch habe ich Richard geheiratet, obwohl es eine schwierige Situation für dich war und ist. Und ich liebe ihn immer noch. Deinen Enkeln geht es gut. Nun....Guillaume wird dich in den kommendden Wochen zum Urgroßvater machen. Er ist unsterblich in eine unserer Mägde verliebt. Was soll ich also tun...Und dein jüngster Enkel kam vor ein paar Wochen zur Welt, er heißt Richard. Vielleicht besuche ich euch in Cornwall, wenn mein ohne Zweifel voller Zeitplan das in England zulassen wird."

"Ja, das ist er. Und vermutlich wollte er gleich von Anfang an klar stellen, wie die Rollen nun verteilt sind. Dass ich nicht mehr derjenige bin, der ihm gegenüber mahnend den Zeigefinger heben kann, so wie früher." erwiderte William.
"Mit der Zeit vielleicht. Vermutlich sogar. Aber das bleibt abzuwarten." Jetzt im Moment hängte er jedenfalls keine allzu großen Sympathien für seinen einstigen Schützling.
Er erwiderte die Umarmung seiner Tochter, starrte sie dann jedoch verblüfft an. "Wie bitte?" Urgroßvater ...vermutlich wurde er wirklich langsam alt. "Aber er hat hoffentlich nicht vor sie zu heiraten, oder?" fragte William mit einer Mischung aus Besorgnis und Unglauben. Das war gerade jetzt ja vollkommen undenkbar. Allerdings kannte er seinen Enkel und ihn würde auch nicht wirklich überraschen, wenn Guillaume seinen Kopf durchsetzen wollte, um diese Magd zu heiraten.
William lächelte sanft als Beatrice von dem jüngsten Nachwuchs berichtete. "Das freut mich für dich. Für euch. Ihr habt ja so lange auf weiteren Nachwuchs gewartet." William strich Beatrice über die Wange und grinste schief. "Vielleicht bringst du deinen Mann ja dazu, mich trotz allem zur Krönung einzuladen, dann kann ich euch dort wenigstens besuchen."

Beatrice lächelte schief. "Das wäre eventuell eine Möglichkeit, was dahinter stecken könnte. Wundern würde es mich nicht. Ich schätze, er will alles hinter sich lassen, was ihn an seinen Vater erinnert. Die Beiden hatten nie ein gutes Verhältnis."
Sie tätschelte beruhigend seinen Arm. "Nein, keine Sorge. Unser Sohn ist in dieser Hinsicht ausgesprochen vernünftig. Er möchte sie als Mätresse bei sich behalten, aber er wird sie nicht heiraten. Wofür ich sehr dankbar bin...Gerade jetzt wäre das ein undenkbarer Affront und er weiß das. Das ändert nichts daran, dass er sie ausgesprochen liebt."
Sie grinste ihn an. "Wenn du kommen willst, werde ich Richard die Hölle heiß machen, wenn er auf die Idee kommt dich nicht einzuladen. Überlass das mir...Gott sei Dank hört er noch auf mich."

Mary biss sich fest auf die Unterlippe damit sie nicht ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat und sah verzweifelt zu Isabella, die neben ihr stand. "Herrgott, es kann doch nicht so lange bis in den Innenhof dauern ..." raunte sie leise, doch dann hörten sie endlich den nahe kommenden Hufschlag und wenig später erschienen die ersten Reiter am Tor und strömten in den Burghof.
Mary blieb einen Moment lang stehen, sie wusste, dass es sich eigentlich gehört hätte zu warten, um ihren Mann in aller Ruhe und vor allem sittsam zu begrüßen, aber sie hielt es letztlich einfach nicht aus als sie Charles endlich sah.
Sie unterdrückte einen Laut der Freude, raffte die Röcke und lief über den Hof, noch ehe Charles sein Pferd auch nur hatte anhalten können. Sie hatte solche Angst um ihn gehabt, sie war beinahe verrückt geworden. Ihn nun endlich wieder zu sehen, war nahezu berauschend. "Charles!"

Charles

Charles hatte natürlich ebenso Henrys Beisetzung beigewohnt und schließlich Richard seiner Treue versichert, ehe er die Reise nach England angetreten hatte. Es entsprach nicht gerade seinem Herzenswunsch, er hatte nicht umsonst bis zum Ende an Henrys Seite verbracht, aber er musste an Mary und die Kinder denken. Richard würde der nächste König sein, also musste der Earl of Kent diesem König dienen.
Die Reise war überaus anstrengend gewesen, da er immer wieder auf einen der Wagen ausweichen musste. Sein Knie ließ stundenlange Ritte einfach nicht zu, er kam ohne Hilfe überhaupt kaum auf ein Pferd und hatte schließlich bitter eingestehen müssen, dass Lucas Recht hatte und er sich das Leben mit einem Gehstock deutlich leichter machte, solange die Verletzung immer noch schmerzte und das Knie deutlich eingeschränkt und steif war.
Er vergaß all das ein wenig, als er endlich Mary endeckte. Etwas mühselig glitt er von seinem Pferd und lehnte sich leicht an dessen Sattel, als Mary ihm gegenüber stand.
"Oh meine liebste Mary..." Er legte die Hände an ihre Wangen und küsste sie innig. "Ich habe dich so vermisst."

Mary beobachtete, wie viel Mühe es Charles kostete aus dem Sattel zu kommen und dass er sich ein wenig am Sattel abstützte, doch all das war erst einmal nicht so wichtig. Wichtig war nur, dass er lebendig vor ihr stand.
"Charles ..." wisperte sie noch einmal und schlang die Arme um seinen Hals, erwiderte den Kuss und brachte ihre ganze Willensstärke auf, um nicht in Tränen auszubrechen. "Oh Charles, ich bin so froh." Sie schmiegte sich an ihn, bettete den Kopf an seine Schulter und dachte, zum Teufel mit der Welt. Ihr war es egal, ob irgendjemand die Stirn runzelte, weil sie solch eine innige Begrüßung nicht vor aller Augen hätten zeigen dürfen.
Sie strich sanft über seine Schulter und atmete tief durch. Es war als würde eine unendlich schwere Last von ihr genommen werden. "Du hast mir so gefehlt. Und ich habe so viel Zeit auf den Knien verbracht und Gott gebeten dich mir wieder zu bringen ..." Sie lächelte ein wenig verschämt. "Ich glaube, so fromm habe ich mich noch nie gegeben." Sie legte eine Hand an seine Wange, gab ihm noch einen Kuss und sah dann einen Moment lang schweigend in seine Augen, ehe sie sanft lächelte. "Komm, wir gehen hinein und du erzählst mir alles." Das mussten sie nicht hier draußen ausbreiten, zumal sie genau spürte, welche Mühe es Charles offensichtlich bereitete hier so zu stehen. "Drinnen wartet ein Haufen Essen und Trinken auf uns." erklärte sie, hakte sich bei Charles ein und zog ihn in Richtung Eingang, stützte ihn dabei unauffällig beim Gehen ein wenig.

Charles

Charles gab sich Mühe nicht einfach umzufallen, als Mary ihn umarmte und fuhr durch ihr rotes Haar. "Ich auch...du hast mir gefehlt, meine Liebste. Die Zeit war viel zu lang ohne dich. Nun, Gott hat dich erhört wie mir scheint, nicht wahr? Ich bin wieder hier." Es kann nie schaden Gott um Beistand zu bitten, er hört uns irgendwie doch..."
Er nickte sanft. "Ja, und du mir auch. Ich will unseren Nachwuchs kennenlernen." Er war ihr unfassbar dankbar, dass sie hier kein Wort über die Verletzung verlor, obwohl sie zweifellos bemerkt hatte, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie stütze ihn einfach ein wenig, so dass er nicht auf seinen Knappen warten musste, der ihm den verhassten Stock brachte.
"Das klingt hervorragend. Ich brauche erst einmal Zeit mit dir allein. Danach habe ich mich jede Nacht gesehnt. Diese ganze Sache war fürchterlich."

Mary lächelte sanft. "Ja, er hat mir erhört und das war auch nur gut so, denn sonst hätte ich ihm wahrlich gegrollt. Aber so bin ich sehr dankbar, dass er dich mir wieder zurück gebracht hat." erklärte sie und hauchte Charles noch einen Kuss auf die Wange.
Langsam führte sie ihn zum Eingang der Halle hinüber. "Oh, das wirst du. Gerade schläft er selig, aber später wirst du ihn sicher in vollem Umfang kennen lernen. Charlie hält nicht viel von ruhigen Stunden." verriet sie augenzwinkernd.
Sie bedachte Charles mit einem nachdenklichen Blick und nickte. "Das glaube ich gern. Aber jetzt ist es überstanden und du bist wieder hier, wir können die Nächte also wieder genießen." erwiderte Mary während sie gemächlich die Treppe zu ihrem Gemach hinauf gingen.
Als sie ihr Zeil erreicht hatten, schloss Mary die Tür ab, denn sie legte keinen Wert auf ungebetene Gäste. Sie wollte Charles etwas Ruhe gönnen, wollte erfahren was passiert war und dann später konnten sie wieder hinunter in die Halle gehen und allen anderen Rede und Antwort stehen, mit ihnen essen und trinken und den Abend in geselliger Runde etwas fortsetzen.
Sie drückte Charles sanft auf einen der Sessel hinab und setzte sich dann vorsichtig auf seinen Schoß. "Da du reiten kannst, gehe ich davon aus, dass es schon in Ordnung geht, wenn ich hier Platz nehme, nicht wahr?" bemerkte sie mit einem verstohlenen Grinsen und schmiegte sich an ihren Gemahl. "Und nun erzähl. Was ist passiert?" bat Mary leise.

Charles

"Wie gut von ihm...Du bist furchteinflößend, wenn du einem grollst.", neckte Charles seine Frau liebevoll und legte ein wenig mühsam an ihrer Seite den Weg ins Innere der Burg zurück. "Charlie? Das gefällt mir." Er lächelte. "Ein unruhiger Geist wie seine wundervolle Mutter. Ich kann kaum erwarten ihn kennenzulernen, den kleinen Charlie."
Gemeinsam quälten sie sich die Treppe hinauf in ihr gemeinsames Gemach. Es sah noch genauso aus wie vor einigen Monaten, als er es verlassen hatte.
Aufseufzend ließ er sich in den Sessel sinken und hatte auch nichts dagegen, dass sie sich auf seinen Schoß setzte. "Sicher...für dich immer." Sanft legte er beide Arme um ihre Taille und legte die Stirn an ihre. "Es war schon während der ersten Schlachten. Beide Seiten kämpften erbittert und ich habe an der Seite deines Vaters und deines Schwagers gekämpft. Nun, der Hieb war für deinen Vater bestimmt und hätte ihn womöglich das Leben gekostet. Ich habe nicht lange gezögert, einfach gehandelt und das Schwert abgefangen. Seine Rolle in dieser Sache war doch so viel wichtiger als meine. Gott schonte mein Leben, aber das Knie wurde verletzt. Lucas tat, was er konnte und es ist wohl mehr, als manch anderer Arzt hätte tun können. Die Verletzung ist äußerlich verheilt, aber das Knie wird wohl nie wieder richtig funktionieren und etwas steif bleiben. Du bist also mit einem Krüppel verheiratet." Er lächelte schief.
"Lucas empfiehlt mir einen Gehstock, zur Entlastung des Beines und für mich zur Stütze. Aber ich hasse dieses Ding mit dem ich mich fühle wie ein alter Mann."

Mary grinste breit. "Oh ja, das bin ich." Sie lachte leise und nickte. "Charlie. Wenn wir ihn immer Charles nennen, weiß doch keiner mehr, wer gemeint ist, wenn ihr beide im Raum seid. Also hat er gleich seinen Spitznamen bekommen." erzählte Mary sanft. "Er wird dir gefallen, glaub mir. Ich hatte so gehofft, er käme vor deiner Abreise, aber es hat ja nicht sein sollen. Dafür hat er mir die Zeit des Wartens deutlich versüßt. So wie seine Geschwister auch." Ihre Kinder hatten Mary auf andere Gedanken gebracht und den Trennungsschmerz erträglicher gemacht.
Als sie schließlich so einvernehmlich beisammen saßen, lauschte sie Charles' Bericht aufmerksam und schloss zwischen durch die Augen. "Großer Gott ... ich bin froh, dass ihr beide lebend aus dieser Schlacht hervorgegangen seid. Und vielleicht hatte Gott mit dieser Verletzung etwas bestimmtes im Sinn, wer weiß." Mary strich zärtlich über das verletzte Knie und lächelte sanft. "Lieber mit einem Krüppel als mit einem toten Mann." wisperte sie und gab Charles einen liebevollen Kuss. "Und wer weiß, vielleicht kriegen wir dein Knie ja zumindest soweit wieder beweglich, dass du nicht immer auf den Stock angewiesen bist. Es hilft sicher schon, wenn du nicht mehr in einem kalten Bett schlafen musst." bemerkte sie mit verschmitztem Lächeln.

Charles

Charles grinste zurück. "Da hast du wohl Recht. Sein Spitzname gefällt mir ausgesprochen gut. Und natürlich wird er mir gefallen, er ist mein Sohn. Er hatte es eben nicht sehr eilig. Die Kleinen wissen schon, was gut für sie ist. So hattest du wenigstens ein bisschen Trost während meiner Abwesenheit. Ich habe jeden Tag und jede Nacht an euch gedacht."
Er erwiderte ihren Kuss und zog sie dichter an seine Brust. "Das sind wir und vielleicht hast du Recht und Gott hatte einen Plan damit, wenn ich ihn auch nicht sehen kann. Immerhin habe ich dich zurück. Ich will nicht so undankbar sein..."
Seine Hoffnung war allerdings auch, dass mit der Zeit zumindest ein bisschen Besserung eintreten würde.
"Das wäre schön. Aber ich bin auch ganz sicher, dass deine Anwesenheit im Bett Wunder bewirken wird.", erklärte er mit einem zärtlichen Lächeln und fuhr durch ihr Haar.

"Das ist allerdings wahr. Ohne die Kinder wäre ich noch verrückt geworden. Ich hatte solche Angst um dich, es war kaum auszuhalten." Mary strich Charles über die Wange und mit einem Mal funkelten ihre Augen zufrieden. "Oh, ich hätte da so eine Vermutung. Ein Krüppel kann schließlich nicht in den Krieg ziehen, nicht wahr?" begann sie neckend und gab Charles einen weiteren Kuss. "Dein Knie sorgt also dafür, dass ich nicht noch einmal solche Ängste um dich ausstehen muss und das finde ich durchaus einen ganz angenehmen Plan." Es hätte schließlich so viel schlimmer kommen können. Wie viele Männer kamen nicht mehr aus dem Krieg zurück? Wie viele kamen schwer verstümmelt aus der Schlacht? Nein wahrlich in Marys Augen war ein steifes Knie ein recht kleiner Preis und sie würde es Charles schon versüßen können, würde ihn ablenken.
Mary lachte auf. "Oh ja, meine Anwesenheit in deinem Bett hat schließlich noch immer Wunder gewirkt, nicht wahr?"

Charles

Charles lachte leise. "Das ist eine interessante Theorie. Du hast Recht, für den Kriegsdienst bin ich nun nicht mehr geeignet. Dazu kann ich nicht einmal lange genug reiten. Aber ich hoffe doch, dass ich keine Kriege mehr erleben muss, jetzt wo Richard seinem Vater nachfolgt. Die Frage des Erbes ist geklärt und John hat sich seinem Bruder untergeordnet. Künftig wird also König Richard herrschen. Ich hoffe, die Krönung hat noch ein wenig Zeit, ich will nicht sofort wieder aufbrechen."
Er ließ die Hände langsam und genießerisch über ihren Körper wandern. "Natürlich hat sie das. Wie könnte sie auch nicht? Ich freue mich schon auf heute Nacht, meine Schöne. Die Zeit ist lang geworden in so einem Feldlager ganz ohne dich."
Und er war nicht die Sorte Mann, die sich mit den Dirnen im Lager vergnügte.

Mary schürzte leicht die Lippen. "Nicht wahr? Ich finde diese Überlegung gar nicht so schlecht. So muss ich mich, sollte es doch irgendwo, irgendwann nochmal zu einem Krieg kommen, nicht mehr um dich sorgen, weil du hier bei mir sein wirst." Mary hob leicht die Schultern. "Ein bisschen wird es wohl dauern, ich bin sicher, Richard will alles bis ins Kleinste organisiert haben und so etwas kostet Zeit. Aber mir wäre es auch recht, dann können wir erst einmal die Zeit für uns hier nutzen."
Kurz schloss Mary die Augen, dann sah sie Charles wieder an und legte ihre Hände auf die seinen. "Tz tz, doch nicht am helllichten Tag, Mylord. Außerdem wollen deine Kinder dich sehen." erwiderte Mary amüsiert und hauchte einen Kuss auf Charles' Lippen, ehe sie ihm ihr strahlendes Lächeln schenkte. "Und dafür liebe ich dich so, Charles of Kent." Sie hatte in ihrer Ehe mit Gerard schnell lernen müssen, dass ihr Gemahl nicht gewillt war, die Finger von anderen Frauen zu lassen, schon gar nicht in Zeiten in denen sie länger getrennt waren. Charles hingegen würde sich nie irgendeine Dirne ins Bett holen und das ließ ihre Zuneigung zu ihm immer noch größer werden.

Während Mary Charles begrüßte, hatte Isabella ein klein wenig abseits gewartet und Ausschau nach William gehalten. Inzwischen hochschwanger wollte sie sich auf dem Trubel ein bisschen zurückhalten um nicht versehentlich einen Stoß abzubekommen.
Aber sie war sicher, dass William sie entdecken würde. Als sie ihn schließlich sehen konnte, kam sie ihm doch ein paar Schritte entgegen, weil sie es einfach nicht aushielt. Und was für ein Schock es für ihn sein würde sie in diesem Zustand zu sehen, schließlich hatte sie es ihm nicht geschrieben.
Isabella hatte ihren Mann nicht beunruhigen wollen und falls sie das Kind wieder verloren hätte, hatte sie nicht gewollt, dass er sich im Krieg nur um sie sorgte und unvorsichtig wurde. Es war gut so, wie es war.
"William!", rief sie strahlend.

William war erleichtert gewesen, dass sie endlich nach Hause hatten aufbrechen können. Er sehnte sich nach Isabella und hatte seinen Schwager nur zu gerne nach Kent begleitet. Langsam ritt William in den Hof und zügelte sein Pferd als er Mary schon zu Charles hinüber laufen sah. Er musste grinsen, glitt aus dem Sattel und gab die Zügel des Tieres an einen der Stallburschen weiter. Dann ließ er den Blick schweifen, suchte nach seiner eigenen Frau und fand sie schließlich ein klein wenig abseits stehend. Erst runzelte er verwundert die Stirn, weshalb Isabella sich so zurück hielt, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen als er auf sie zuging und schließlich über den Hof eilte.
"Isabella!" William legte einen Arm um seine Gemahlin, die andere Hand an ihre Wange und gab ihr einen Kuss. Als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten, legte er die Hand auf ihren runden Leib. "Süßer Jesus ... du bist schwanger." wisperte er leise und zog sie noch etwas dichter an sich. "Und du hast nicht ein Wort davon geschrieben. Du bist wirklich verrückt, Weib." bemerkte William mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen, während seine Hand über ihren Bauch strich. Endlich war sie wieder schwanger geworden, sie hatten es sich beide so sehnlichst gewünscht. "Wie geht es dir, hm?"