William und Joanna ~ 1178

Tom

Tom schnaubte verächtlich. "So wie du dich anstellst, scheint sie zu Antwort nicht in der Lage gewesen zu sein, oder? Entweder das oder du machst Aufstand um nichts. Sie braucht keine Hilfe und fertig." Im nächsten Moment stürzte Edward sich auf ihn und traf mit der Faust seine Schläfe. Tom schüttelte benommen den Kopf und holte dann ebenfalls aus, um Edward ein blaues Auge zu schlagen.
Der überhebliche Bengel würde schon sehen, was er von seiner Einmischung hatte. Tom war im Dorf ein angesehener Mann und hatte weder Angst vor Edward noch vor dessen Vater.
"Du wirst dich noch wundern.."

 

Edward traf zielsicher Toms Schläfe, wusste genau, dass dieser zurückschlagen würde und war doch ein wenig zu langsam. Er schaffte es gerade noch den Kopf ein wenig zu drehen, so dass Toms Faust nicht direkt auf sein Auge schlug, sondern krachend auf seinem Wangenknochen landete, was nicht weniger schmerzhaft war.
Aber er hatte keine Zeit, um dem Schmerz jetzt nachzugeben, sondern setzte gleich wieder daran Toms Kräften beizukommen. Er packte ihn am Kragen und schlug erneut zu. "Du wirst dich wundern." zischte Edward wütend. Man sollte ihn ja nicht unterschätzen!
Am besten wäre es, wenn er es schaffte hinter Tom zu kommen, ein gezielter Stoß mit dem Ellenbogen in sein Kreuz würde den Wirt schon auf die Knie schicken und dann hatte Edward die Oberhand. Allerdings musste er dort erst einmal hin kommen.

Tom

Tom wankte leicht, als Edward erneut zuschlug, packte dann aber dessen Arm und bemühte sich dessen Griff aufzubrechen. Die Handknochen des Anderen knackten schon bedenklich, aber noch gaben sie nicht nach. "Ich werde dir alle Knochen brechen, du Hurensohn!", fauchte Tom wütend, bis auf einmal Edwards Finger sich lösten und sein Gegner von ihm fortgezogen wurde.
John schob sich zwischen de Kontrahenten, zu voller Größe aufgerichtet und mit aller Autorität, die er aufbringen konnte.
"Schluss jetzt!", forderte er grimmig. "Das wird keinem von euch irgendetwas bringen und Julia und die Kleine brauchen jetzt Beide Ruhe.", sagte er scharf. "Wenn du in ein paar Tagen noch eine Frau haben willst, wirst du ihr diese Ruhe gönnen, Tom. Ich werde heute Abend nochmal nach ihr sehen. Glaub mir, es wird dir am besten bekommen, wenn du mich einfach meine Arbeit machen lässt, sonst kann ich ziemlich ungemütlich werden, auch wenn ich nicht so aussehe. Edward, du hast genug für heute getan. Du wirst mich jetzt gefälligst nach Hause begleiten und deinem Vater erklären, warum du aussiehst wie ein gerupftes Huhn! Na los jetzt, wirds bald?"

 

Edward brauchte das leise Knacken gar nicht hören, er spürte, dass Tom kurz davor war seine Hand einfach zu brechen, als wäre es nur ein dünner Reisigast, den er da in der Hand hielt. Trotzdem biss er die Zähne aufeinander und lockerte den Griff nicht, versuchte mit der freien Hand sogar Toms Gesicht zur Seite zu drücken, um Druck auf seinen Nacken ausüben zu können.
Bevor es jedoch für einen von ihnen beiden noch schmerzhafter werden konnte, wurde Edward entschlossen an der Schulter gepackt und zurück gezogen. "Lass mich, verdammt!" fluchte er, sah dann jedoch ein, dass es sinnlos war und gab den Widerstand auf als John zwischen ihn und Tom trat.
Hasserfüllt starrte er Tom an und ließ Johns Rüge weitestgehend unbeachtet.
Verärgert knirschte er schließlich mit den Zähnen. "Und wehe, du lässt John seine Arbeit nicht machen. Das wirst du bereuen." drohte Edward schließlich und warf noch einen kurzen Blick zu Julia und dem Kind hinüber, ehe er Tom wieder feindselig ansah, sich jedoch noch immer nicht von der Stelle rührte.

John bedachte Edward mit einem warnenden Blick. Tom schien widerwillig einzusehen, dass der Arzt recht hatte und nickte grimmig. Er brauchte sein Weib in der Tat und meistens machte Julia ihre Sache ja auch gut. Immerhin hatte sie ihm bereits zwei gesunde Söhne geschenkt.
John packte Edward an der Schulter. "Halt jetzt die Klappe, Edward, und komm endlich.", zischte er und schob den Jungen vor sich her aus der Tür. Er war schon wirklich froh, dass Tom klein bei gegeben hatte und offenbar mit seiner Behandlung zu leben bereit war. Da musste Edward nicht noch Öl ins Feuer gießen.
"Komm jetzt, sonst zieh ich dir die Ohren lang. Und glaub nicht, ich könnte das nicht mehr tun, weil du inzwischen größer bist als ich. Du solltest mich nicht unterschätzen.", prophezeite er seinem einstigen Schüler düster.
"Wenn dein Vater dich so sieht, wirst du ihm erst mal Rechenschaft ablegen müssen."

 

Edward warf Tom noch einen letzten düsteren Blick zu, dann musste er jedoch nachgeben und Johns Druck weichen, als dieser ihn aus dem Raum schob und vor die Haustür bugsierte. Dort allerdings machte Edward sich mit einem wütenden Ruck von Johns Griff los.
"Du hast mich trotzdem nicht wie ein Kind zu behandeln! Was fällt dir eigentlich ein?" brauste er wütend auf, warf John einen düsteren Blick zu, weil er nicht wusste wohin mit seinem Zorn und seiner Angst um Julia und wandte sich dann ruckartig vom Wirtshaus ab, um wütend Richtung Burg zu stapfen.
"Nur gut, dass er mich so nicht sehen wird!" grollte Edward.

"Pass bloß auf, Bursche. Vergiss nicht, dass ich ohne Fragen zu stellen mit dir gekommen bin, obwohl du und ich im Wirtshaus absolut gar nichts verloren hatten. Du solltest die Hand, die dir hilft, lieber nicht beißen. Außerdem behandelte ich dich nur dann wie ein Kind, wenn du dich wie eines benimmst.", erwiderte John verärgert.
"Du machst es für Julia nur noch schlimmer, wenn du Tom dazu bringst Fragen zu stellen, die sie vielleicht lieber nicht beantworten möchte, weil es böse Folgen für sie hat. Nur weil deine Beherrschung zu wünschen übrig lässt, bringst du sie in Gefahr. Das ist nun wirklich kein Grund! Denk mal darüber nach und übernimm ein einziges Mal Verantwortung für etwas.", forderte er.
"Oh, er wird es sehen, glaub mir. Du wirst ein schönes Veilchen bekommen und er wird natürlich fragen, woher du es hast."

 

Edward biss die Zähne aufeinander, erwiderte auf die Rüge hin jedoch nichts, immerhin hatte John Recht. Er war ja auch durchaus dankbar, dass John einfach mit ihm gekommen war ohne nachzufragen oder zu zögern.
Johns nächste Worte ließen Edward jedoch erneut herum fahren und ihn verdrossen anstarren. "Ich bringe sie nicht in Gefahr, ich habe ihr gerade das Leben gerettet! Dieser verfluchte Hurensohn hätte sie doch einfach verrecken lassen!" donnerte Edward wütend. "Und woher willst du eigentlich wissen wofür ich Verantwortung übernehme und wofür nicht? Du hast doch gar keine Ahnung!" Immerhin hatte er in Henrys Diensten durchaus gelernt Verantwortung zu übernehmen und seine Pflichten ernst zu nehmen.
Dann zuckte er schroff mit den Schultern. "Soll er doch fragen." Er würde seinem Vater einfach irgendeine Geschichte auftischen ... das er sich beim Training ungeschickt angestellt hatte vielleicht.

John schüttelte den Kopf. "Du musst wirklich lernen richtig zuzuhören. Ich spreche nicht davon, dass du sie gerettet hast. Das war wirklich eine gute Reaktion von dir. Ich rede davon, dass du Tom noch provoziert hast. Wir sind in sein Haus eingedrungen und du hast seine Frau angefasst. Wie wir Beide sehr gut wissen...Julia wird es schwer genug haben ihm das zu erklären, also mach du ihre Sache nicht aussichtslos, Edward. Es wird schwer genug werden. Ich weiß, er hat sich einen Dreck um sie gekümmert, aber du musst trotzdem vorsichtig sein."
Er verengte die Augen ein wenig. "Weil ich dich kenne, Edward. Du bist über beide Ohren in das Mädchen verschossen, also sorg gefälligst dafür, dass ihr Mann nicht noch wütender auf sie ist."
Er seufzte. "Du unterschätzt deinen Vater. Er kennt dich und wird eine Lüge sofort durchschauen."

 

Edward knirschte verdrossen mit den Zähnen. "Ich habe nur die Wahrheit gesagt!" protestierte er und steckte die Hände trotzig in die Hosentaschen während sie ihren Weg zur Burg weiter fortsetzten.
Dann jedoch blieb Edward wie vom Donner gerührt stehen. "Bin ich nicht!" behauptete er dann. "Erzähl nicht solchen Unsinn, ich bin nicht verliebt in sie." startete Edward einen aussichtslosen Versuch.
Edward schenkte John einen missmutigen Blick. Manchmal machte der Arzt ihn wirklich wütend, weil dieser Kerl doch immer die Wahrheit sagte. Natürlich würde er seinem Vater keine Lüge auftischen können, aber es war angenehm gewesen sich der Illusion für ein kleines Weilchen hingeben zu können. Wobei ... sein Vater würde vielleicht noch milde reagieren, seine Mutter würde ihm wohl erst Recht die Hölle heiß machen, wenn sie davon hörte.

John lachte leise auf. "Genau wie ich. Ich sage auch nur die Wahrheit, ob du es nun einsehen willst oder nicht. Ich kenne dich seit du klein warst, Edward. Du bist rettungslos verliebt in das Mädchen und ich schätze, du bist ihr auch nicht egal. Glaubst du, ich weiß nicht, warum du so panisch wolltest, dass ich mitkomme? Nur wegen irgendeinem Mädchen hättest du nicht so reagiert."
John schloss zu Edward auf.
"Glaub mir, du kommst nicht gegen mich an. Dein Vater verflucht mich auch immer dafür, dass ich meistens recht habe. Das ist einfach so. Und wenn du dich mit deinem Vater gut stellst, hält er vielleicht dicht.", stellte er in Aussicht.

 

Edward zögerte missmutig, dann gab er schließlich nach und nickte. "Das bin ich." bestätigte er ein wenig unwillig. "Aber das hilft mir auch nicht mehr weiter. Du siehst doch was für einen verdammten Mistkerl sie geheiratet hat." Und alles nur, weil er damals zu jung und dumm gewesen war, um zu erkennen, was er an Julia hatte. "Wenn dieser Hurensohn von einem Wirt nicht wäre, sähe alles anders aus ..."
Edward sah John einen Moment skeptisch an, musste dann aber zugeben, dass der Arzt wohl auch jetzt wieder Recht hatte. Er würde seinem Vater geradeheraus die Wahrheit sagen müssen, wenn er ihn auf seiner Seite haben wollte.

John nickte und klopfte Edward mitfühlend auf die Schulter. "Kommt Zeit, kommt Rat, Edward. Lass sie erst einmal gesund werden, dann sehen wir weiter. Vielleicht gibt es ja doch noch einen Weg. Du solltest dich deinem Vater anvertrauen. Vielleicht kann er dir helfen, er hat Einfluss. Warte ab, auch Tom lebt nicht ewig. Wir werden sehen..."
John legte die letzten Schritte zur Burg zurück und blieb noch einmal stehen. "Nur Mut, Edward. Für die Liebe hat dein Vater mehr Verständnis, als du ahnst. Und am Besten gehst du zu ihm, bevor Tom auf die Idee kommt es zu tun."

 
Edward nickte langsam. "Ja, vielleicht hast du Recht." murmelte er nachdenklich und wandte sich zum Gehen, hielt dann jedoch noch einmal inne und kehrte zu John zurück. "Vielen Dank noch, John." murmelte er dann und sah ein wenig verlegen zu Boden. "Für alles, was du heute getan hast."
Schließlich hatte er nicht nur Julia gerettet, sondern Edward auch von Tom fern gehalten, was ohne Johns Einschreiten sicher in einem Desaster geendet wäre.
Dann nickte er dem Arzt noch einmal zu und wandte sich ab. Er würde nun wohl oder übel zu seinem Vater müssen, denn John hatte Recht, er musste mit ihm sprechen, ehe Tom hier auftauchte.

Edward war doch nervös, als er vor der Tür seines Vaters stand und es wurde nicht dadurch besser, dass sein Auge von unten her langsam zu schwoll, weil Tom einen ganz schön harten Schlag hatte. Er atmete durch und klopfte an, trat ein, als er Antwort erhielt.
"Vater, ich muss mit dir reden.", begann er langsam und ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Ich habe wohl etwas Mist gebaut. Aber John war da, um mich vor noch mehr Dummheiten zu bewahren."
Edward biss sich auf die Unterlippe.
"Erinnerst du dich an Julia?"

 

William bat den Besucher herein ohne zunächst den Blick zu heben. Erst als die Stimme seines Sohnes erklang, sah er überrascht auf. "Edward ... setzt dich doch." forderte er den Jungen auf und musterte ihn nachdenklich. Williams Blick blieb an Edwards Gesicht hängen, genauer gesagt an dessen linkem Auge, das ein wenig zu geschwollen war.
William zog die Augenbrauen in die Höhe und nickte. "Ja, so sieht es auch aus ..." bemerkte er trocken und lehnte sich zurück.
Im nächsten Augenblick musste er sich jedoch gut zureden, um sitzen zu bleiben. Er seufzte leise und nickte. "Natürlich erinnere ich mich an sie. Was hast du angestellt?"

Edward grinste schief. "Das habe ich befürchtet." Aber immerhin war ein blaues Auge es wohl wert gewesen, dass er Tom die Stirn geboten hatte. Immerhin ließ er nun zu, dass John Julia behandelte, bis sie wieder gesund war.
"Ich habe sie vor ein paar Wochen wieder gesehen, da war ich im Wirtshaus. Sie hat den Wirt geheiratet und war hochschwanger. Trotzdem hat er sie schuften lassen. Genauso wie zwei Tage, nachdem sie das Kind bekommen hat. Sie war völlig erschöpft und...und er schlägt sie. Sie hat nur ein bisschen Bier verschüttet und er hat ihr ein blaues Auge geschlagen. Und...und er hat sie sich trotzdem genommen. Sie hat Fieber bekommen, es geht ihr wirklich schlecht. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil sie seit Tagen nicht aufzufinden war. Also...bin ich ins Wirtshaus gegangen. Der Dreckskerl hat sie allein gelassen mit hohem Fieber und das Kind war halb verhungert. Ich habe John geholt und er hat sie behandelt, dann aber kam Tom zurück. Und naja...er war nicht so begeistert uns zu sehen. Ich habe mich dann leider hinreißen lassen mit ihm zu streiten und...wir hätten uns fast geprügelt, aber John ging nach ein paar Schlägen dazwischen und hat mich weggeschleift." Edward biss sich kurz auf die Unterlippe und sah seinen Vater verzweifelt an.
"Ich weiß, du wirst mir nicht glauben...aber ich war einfach so dämlich, sie damals zu verlassen. Mir ist einfach klar geworden, dass ich sie liebe. Und ich weiß nicht, was ich machen soll. Es ist so schlimm sie bei diesem Dreckskerl zu sehen."

 

William hörte seinem Sohn aufmerksam zu und konnte während dessen Erzählung bereits nur den Kopf schütteln. Das klang wirklich voll und ganz nach Edward - und erinnerte William aber in gewisser Weise auch an sich selbst, was es ihm schwieriger machte seinem Sohn wirklich böse zu sein.
"Du weißt, dass du dich zu solch einer Dummheit nicht hättest hinreißen lassen dürfen?" fragte William schließlich. "Das du einfach dort eingedrungen bist, um ihr zu helfen ist eine Sache und in meinen Augen war es durchaus die richtige Entscheidung, aber du hättest nicht Hand an Tom legen dürfen, das wird noch einigen Ärger geben. Ich bin sicher, dass er spätestens Morgen hier bei mir ist, um sich zu beschweren." mutmaßte William dann und seufzte schließlich.
"So Leid es mir tut, Edward, aber du hast nun einmal so gehandelt und Julia ist mittlerweile verheiratet. Du bist etwas zu spät wach geworden, Junge." Wobei William dafür auch ganz dankbar war. Er brauchte nicht noch einen Sohn, der so völlig unter seinem Stand heiratete ... noch dazu war er sich gar nicht so sicher, ob Edward tatsächlich so verliebt war wie er sagte oder ob es nicht viel eher der Reiz des Verbotenen war. Jetzt, da er Julia nicht mehr haben konnte, wollte er sie plötzlich.

Edward senkte schuldbewusst den Kopf. "Ja, ich weiß. Aber ich war einfach so wütend auf ihn, weil er sie so quält. Er hätte sie einfach sterben lassen. Du ahnst nicht, wie sie ausgesehen hat! Und sie hatte solche Schmerzen. Wie kann er so mit ihr umgehen? Sie ist seine Frau." Edward räusperte sich verlegen. "Ja du hast ja Recht. Er wird sich beschweren, aber er ist auch auf mich losgegangen, also haben wir uns nichts geschenkt. Immerhin hat John den Kerl wohl so eingeschüchtert, dass er Julia behandeln darf. Und die kleine Aliz auch. Ich dachte nur, ich sag es dir lieber gleich..." Auch, wenn das eigentlich Johns Idee gewesen war.
"Ja, Papa, ich weiß...aber ich war noch so jung, ich konnte die Konsequenzen gar nicht überblicken. Doch jetzt...ich...ich habe so oft an sie gedacht in den letzten Jahren und kein Mädchen ist wie sie. Meinst du nicht, es gibt irgendeine Möglichkeit?", fragte Edward verzweifelt. "Und sie einfach bei ihm lassen, ist so grausam."

 

William fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den sorgsam gestutzten Bart. "Nun, mir scheint, als müsse Tom einmal an sein Ehegelöbnis erinnert werden. Wenn es ihr wirklich so schlecht ging, wie du sagst, dann hast du zumindest in einem Punkt richtig gehandelt als du John geholt hast. Dennoch ... du musst dein Temperament in den Griff bekommen, Junge. Ich will mir nicht täglich Gedanken darüber machen müssen, ob du möglicherweise erneut mit dem Wirt aneinander geraten bist oder nicht." Dann allerdings lächelte er. "Aber es war die richtige Entscheidung von dir direkt zu mir zu kommen, das war sehr anständig." lobte William, ließ sich dann aber etwas zurück sinken und seufzte leise.
Er tat seinem Sohn den Gefallen und dachte einen Moment nach, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, das konntest du nicht, aber dennoch hast du damals eine Entscheidung getroffen und mit dieser musst du nun leben. Es tut mir Leid, wenn du jetzt erst begriffen hast, wie viel sie dir bedeutet, aber sie ist mit Tom vermählt und solange dieser keinen Makel an der Eheschließung bekundet, ist die Ehe gültig." Und das bis einer der beiden starb, aber William wollte seinen Sohn keinesfalls auf die Idee bringen, Toms Tod möglicherweise zu beschleunigen.

"Dann erinnere du ihn daran, vielleicht hat er vor dir ja Respekt. Ich fürchte, wenn das so weiter geht, ist Julia irgendwann tot. Dann hat er sie erschlagen." Edward atmete langsam aus und nickte. "Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie...sie hat geglüht und das kleine Mädchen war halb verhungert. Der Bastard hat seine eigene Tochter fast verhungern lassen! Ich...ich wünschte, ich könnte sie beide mit hierher bringen, dann hätte sie endlich was sie verdient.", erwidert er todunglücklich. "Aber ich bemühe mich, mich zu beherrschen. Normalerweise begegne ich dem Wirt ja auch nicht so häufig." Allerdings war er doch ein wenig zerknirscht und hatte ein schlechtes Gewissen, weil sein Vater ihn so lobte. "Naja...das war eigentlich Johns Idee. Er sagte, ich soll dir lieber reinen Wein einschenken, weil du eine Lüge ohnehin durchschauen würdest. Du hast also keinen Grund mich zu loben.", bekannte er. "Hast du dir nie so sehr gewünscht, dass du etwas rückgängig machen kannst, dass es wehtut? Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben. Er bricht sein Ehegelöbnis ständig, er behandelt sie wie Dreck. Kann man die Ehe nicht auflösen?"
Ansonsten würde er Tom vermutlich irgendwann umbringen...

 

William rieb sich unbehaglich die Schläfe. "Ich werde mit ihm sprechen und sehen, was ich erreichen kann." erwiderte er angespannt. Er glaubte durchaus, dass Edward die Wahrheit sagte und dann war es wirklich eine Ungeheuerlichkeit wie Tom seine Frau behandelte. Trotz allem gab es keinen legalen Weg ihn daran zu hindern, so traurig es auch war.
William schüttelte den Kopf. "Aber das kannst du nicht und das solltest du gut im Gedächtnis behalten. Julia ist mit Tom vermählt und solange das der Fall ist, wirst du einen Teufel tun, um sie hier her zu bringen." entgegnete William ernst.
Dann schürzte er kurz ein wenig spöttisch die Lippen. "Natürlich, ich hätte es mir denken können. Das riecht ja beinahe schon nach John. Dennoch, du hast seinen Rat beherzigt, das hättest du früher womöglich nicht getan, insofern ist zumindest ein kleines Lob angebracht." relativierte William dann lächelnd.
Das Lächeln verschwand jedoch im nächsten Moment und William schloss kurz die Augen. "Doch, das habe ich." erklärte er als er Edward wieder ansah. "Nur leider können wir unsere Taten und Entscheidungen nicht rückgängig machen." William dachte einen Moment nach und seufzte dann. "Ich werde die Sache prüfen lassen, Ed, und dann sehen wir, wie die Lage ist. Mehr kann ich im Moment leider nicht tun."

"Danke. Wenigstens etwas. Wenn ich wenigstens wüsste, dass es ihr gut geht, dann wäre es zwar schlimm, aber nicht so völlig unerträglich für mich. Meine Schuldgefühle erdrücken mich jedes Mal, wenn ich sie sehe, weil ich weiß, dass ich allein Schuld daran bin, dass sie so leidet. Das ist grauenvoll. Aber damit muss ich wohl leben...Natürlich kann ich sie nicht hierher bringen, wie denn auch? Sie hätte ohnehin viel zu viel Angst vor Tom um mit mir zu gehen.", erwiderte Edward niedergeschlagen.
"Natürlich John. Aber wie zur Hölle kann ein Mensch immer so vollkommen vernünftig sein und immer die Wahrheit sagen? Irgendwie ist John wirklich zu gut für uns Andere. Oder bin ich nur so sündhaft, dass ich mir das einbilde?" Edward lachte bitter. "Nein, leider habe ich früher so manchen Rat nicht befolgt." Er sah seinen Vater traurig an und nickte dann, hatte ein wenig Hoffnung geschöpft.
"Danke..."

 

William schüttelte den Kopf. "Du magst ihr damals Hoffnungen gemacht haben und durch dein unvernünftiges Handeln dafür gesorgt haben, dass ihr Vater nicht lange nach einem geeigneten Mann gesucht hat, aber Schuld alleine bist du nicht an ihrer Lage, Edward. Tom ist für sie eine gute Partie, zumindest was seine Stellung angeht, sie hätte ihn so oder so heiraten müssen. Und für Toms Charakter bist du auch nicht verantwortlich." erwiderte William.
William schnitt eine Grimasse. "Wenn du zu sündhaft bist, bin ich es auch. Du glaubst gar nicht, was ich John schon alles an den Kopf geworfen habe, weil er ständig Recht behält." Und dass er sogar im Rausch einmal handgreiflich geworden war ... aber das behielt William besser für sich. "Aber man lernt es zu schätzen, glaub mir. Ohne John wäre heute alles nicht so wie es ist." Und dafür würde William seinem Freund ewig dankbar sein.
William nickte ernst. "Es ist nicht viel, aber wenigstens ein bisschen, das ich tun kann."

"Was nutzt es ihr schon, dass er eine gute Partie ist? Wie kann ein Mensch so völlig ohne Rücksicht sein? Ihr Vater würde dem Kerl die Eingeweide einzeln rausreißen, wenn er das wüsste. Erstaunlicherweise hat der seine Tochter ja geliebt. Sie hätte ihn nicht heiraten müssen, wenn ich nicht so feige gewesen wäre. Aber sei es drum...es ist ohnehin zu spät."
Edward seufzte schwer und grinste dann schief. "Immerhin geht es nicht nur mir so. Manchmal wünschte ich, ich wäre wie er. John ist so..so perfekt. Keine moralischen Verfehlungen, nichts. Kein Wunder, dass er so selten Streit mit jemandem hat. Nun, wenn man es zu schätzen lernt, machst du mir immerhin Hoffnung. Du hältst sehr viel von ihm, was? John ist einfach da, seit ich denken kann..."