William und Joanna - 1192

Madeleine lachte leise. "Das sage ich. Also glaub mir...Du hast Recht, sie ist winzig und zart. Aber das sind sie meistens. Du wirst sehen, das erste Jahr ist faszinierend. Sie wachsen so schnell, lernen so viele Dinge. Das wird dir gefallen. Und sie bekommt wenigstens meine Augen, Lillian ist dir ja schon wie aus dem Gesicht geschnitten."
Madeleine lächelte zufrieden. "Das ist sie, sehr gut gelungen. Rosalie ist ein wirklich schöner Name, so soll sie heißen. Wie hat Giselle darauf reagiert, als die Nachricht euch erreichte?"
Sie legte den Kopf schief. "Würdest du sie vielleicht Hal bringen, damit er sie tauft?"

Rob lächelte sanft. "Ich kann es kaum erwarten es zu erleben." räumte er ein. Bei Lillian hatte er diese Dinge ja immerhin verpasst. Dieses Mal würde er die Möglichkeit haben seine Tochter von Geburt an heranwachsen zu sehen.
"Also Rosalie." beschied Rob nachdem Madeleine zugestimmt hatte, dann hob er leicht die Schultern. "Sie hat es sehr ruhig genommen. Du weißt doch, dass sie dir nicht grollt und sie mag Lillian gern, also wird sie auch nichts gegen Rosalie haben." Zumal Giselle und er ja auch nicht wussten, ob die beiden Mädchen nicht vielleicht Robs einzige leiblichen Kinder bleiben würden.
Rob beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf Madeleines Stirn. "Ich danke dir für dieses zweite wundervolle Geschenk, Madeleine." murmelte Rob lächelnd, dann nickte er. "Sicher. Ruh du dich ein wenig aus, das hast du dir wirklich verdient. Ich kümmere mich um alles."

Madeleine nickte. "Du wirst sehen, es ist ein wunderbares Erlebnis." Sie war wirklich froh, dass Giselle ihnen keinen Stein in den Weg warf, sondern das Ganze einfach akzeptierte, solange Rob ihr Bett nun nicht mehr teilte.
"Das ist gut. Ich weiß es, aber es verwundert mich immer wieder, wie gutherzig diese Frau ist. Sie ist so duldsam. Sie akzetiert Lillian, ist zuckersüß zu ihr und auch zu mir wirklich nett. Aber wie kann eine Frau so....gut sein? So fernab von Bösem?"
Sie lächelte. "Nur zu gern....Ich danke dir." Sie wusste es wirklich zu schätzen, dass Rob sich so sehr kümmerte.

"Und ich freue mich darauf. Vielleicht ist ihr erstes Wort ja dann dieses Mal Papa." erwiderte er augenzwinkernd. Dann seufzte er leise, ein klein wenig verträumt. "Ja, sie hat ein wirklich gutes Herz." Rob sah Madeleine an und grinste leicht. "Ich habe ja von Anfang an gesagt, dass sie etwas Besonderes ist, nicht wahr?" erinnerte er sie. "Und ich bin dir immer noch dankbar dafür, dass du mir Mut gemacht hast in dieser Sache. Jeden Tag den Giselle länger an meiner Seite ist, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Sie tut uns allen gut, denke ich."
Rob strich andächtig mit einem Finger über Rosalies Wange. "Nichts zu danken. Diese Dinge lasse ich mir doch dieses Mal nicht nehmen."

Madeleine lächelte. "Ja, vielleicht wird es das. Das wäre schön. Aber immerhin sagt Lillian inzwischen Papa zu dir." Das war wirklich ein bewegender Moment gewesen, als sie es zum ersten Mal gesagt hatte.
"Das hast du und du hattest Recht. Sie ist die perfekte Frau für dich, es war klug sie zu heiraten. Ich bin froh, dass du das getan hast, auch wenn ich dich dadurch ein bisschen verloren habe. Ich habe dich vorher noch nie so glücklich gesehen."
Madeleine war gerührt, wie zärtlich er mit seiner Tochter umging. Dieses Bild hatte sie so herbei gesehnt.
"So sollte es auch sein, schätze ich..."

James betrat leise die kleine Seitenkapelle, die seit einigen Tagen Alans bevorzugter Aufenthaltsort war. Die Malereien an den Wänden hatten schon länger zu Wünschen übrig gelassen und James hatte schließlich entschieden, dass es Zeit war, die Kapelle neu ausmalen zu lassen. Und natürlich hatte Alan sofort hunderte von Ideen gehabt.
James blieb einen Moment an der Tür stehen und beobachtete seinen Freund bei der Arbeit. Wie üblich war Alan so vertieft, dass er um sich herum kaum etwas wahr nahm und James nutzte diesen Umstand gerne für ein paar Minuten aus. Es war jedes Mal ein wundervoller Anblick Alan so zu sehen. Die Freude mit der er seiner Arbeit nachging war regelrecht greifbar und die Werke, die er erschuf, ließen den Betrachter jedes Mal inne halten.
Schließlich trat James zu ihm und legte sachte eine Hand auf Alans Schulter. "Ob der vielbeschäftigte Künstler vielleicht bereit wäre einem armen Sünder zu Liebe eine kleine Pause einzulegen?" fragte James leise, ein Lächeln auf den Lippen.

Alan arbeitete mit Begeisterung an seinem neusten Projekt, einer schönen kleinen Seitenkapelle der Bischofsresidenz in Winchester. James hatte ihm den Auftrag gegeben und er hatte ihn freudig angenommen.
Auch heute arbeitete er wieder seit Stunden hier und bekam um sich herum kaum etwas mit. So schrak er leicht zusammen, als James' Hand sich auf seine Schulter legte. Alan lächelte und wandte den Kopf, dann ließ er den Pinsel sinken.
"Aber sicher. Für diesen speziellen Sünder habe ich doch immer Zeit." Er legte sein Werkzeug zur Seite und küsste James auf die Lippen.
"Wie ist dein Tag heute, hm?"

James lachte leise und erwiderte dann sanft Alans Kuss. "Hm, ich bin ein wirklich glücklicher Sünder." bemerkte er und betrachtete dann für einen Moment die Malerei an der Alan gerade gearbeitet hatte. Ganz wie er erwartet hatte, wurde es wieder ein atemberaubendes Werk. "Ach, ganz einträglich eigentlich. Ich habe den Vormittag einmal genutzt, um mich dem Gebet zu widmen und habe all die Bittsteller ein wenig warten lassen. Ein wirklich angenehmes Privileg." bemerkte er mit verschmitztem Grinsen, dann sah er von dem Bild zu Alan hinüber.
"Aber ein Bote war ganz besonders interessant, will ich meinen. Sag Alan ... würdest du bei Gelegenheit gerne wieder einmal nach Italien reisen?"

"Das ist wirklich gut zu wissen. Besser ein glücklicher Sünder als ein unglücklicher Engel." Alan lachte auf. "Das Vorrecht des Bischofs, nicht wahr? Ein wirklich angenehmes Privileg. Aber in der Regel warten sie auch geduldig auf dich, denn sie wollen ja etwas von dir."
Er hob die Augenbrauen überrascht an.
"Nach Italien? Warum nicht? Es ist wirklich ein angenehmes Fleckchen Erde, wärmer als hier. Italien war schön. Aber sag, hast du etwa einen Brief aus Rom bekommen? Was gibt es für Neuigkeiten? Von Rizzoli etwa?"
Mit einem Mal war er ein wenig aufgeregt.

James küsste Alan noch einmal. "Hm, für die Rolle des unglücklichen Engels war ich noch nie wirklich geschaffen." murmelte er leise, dann löste er sich jedoch von Alan und schob vorsorglich die Hände in seine weiten Ärmel, denn er war schließlich nicht hergekommen, um Alan auf diese Art von der Arbeit abzuhalten.
"Ja, irgendeinen Vorteil muss die Bürde ja haben, die ich trage." erwiderte James, sagte es allerdings mit einem Augenzwinkern. Winchester hatte seine Träume wahr werden lassen, er liebte diese Diözese wirklich.
James nickte. "Italien. Und du hast ganz Recht, einer der Boten heute kam aus Rom. Rizzoli hat mir sozusagen eine Einladung geschickt." James stand in durchaus regem Briefverkehr zu seinem ehemaligen Mentor, ein Brief von Rizzoli war an sich also nichts neues, aber dieses Mal hatte der Kardinal sich ausdrücklich gewünscht, James möge einmal wieder nach Rom kommen.
"Und weißt du, vielleicht ließe sich das sogar bald in Angriff nehmen, jetzt da unser Kreuzfahrerkönig auf dem Heimweg ist. Wenn Richard zurück ist, kann ich getrost England einmal den Rücken kehren."

"Nidht wahr? Der Meinung bin ich auch. Und ich bin sehr zufrieden damit, wie die Dinge laufen." Alan lachte auf. "Aber ich denke, das ist nicht der einzige Vorteil deines Amtes, oder? Allein diese Residenz hier ist der Wahnsinn. Und du kannst so viel Gutes tun."
Alan
"So, er hat ausdrücklich deinen Besuch gewünscht? Ich bin sicher, er heckt schon wieder etwas aus. Aber wir wollen den alten Mann ja nicht so lange warten lassen. Sobald der König hier ist, reisen wir. Was glaubst du, will Rizzoli dir seine Kardinalswürde vererben?"
Er legte einen Arm um James' Hüfte.
"Ich freue mich auf die Reise mit dir...wie in alten Zeiten."

James grinste leicht. "Nicht der einzige, da hast du Recht. Es gibt noch eine ganze Zahl weiterer Vorteile." Dann schürzte er leicht die Lippen. "Für seine Verhältnisse sehr ausdrücklich, ja. Er hat ja schon öfter einmal geschrieben, ob ich nicht einmal wieder nach Italien kommen möchte, aber dieses Mal war seine Einladung sehr unmissverständlich. Und mit Richard auf dem Rückweg, könnte ich es tatsächlich tun." James sah kurz auf den Arm hinab, den Alan um seine Taille legte, dann sah er seinem Freund wieder in die Augen und seufzte. "Naja, ganz so leicht ist es ja nicht. Man kann einen solchen Titel nicht erben, außerdem bin ich eigentlich auch noch viel zu jung dafür. Aber ... ich fürchte, er hat irgendetwas im Sinn, um meine Nachfolge in dieser Hinsicht zu fördern." erwiderte James und wie immer, wenn sein Leben einen solchen Schritt für ihn vorsah, erfüllte es ihn mit Freude und Schrecken gleichermaßen.

"In der Tat. Aber ja, wenn Richard heimkehrt, ist es durchus möglich. Und Rizzoli hat schon einen wichtigen Grund, wenn er deinen Besuch so eindringlich fordert. Das tut er sonst ja auch nicht. Also sollten wir so bald wie möglich gehen. Lass uns alles vorbereiten..."
Alan nickte. "Eigentlich...aber das hat auch niemanden davon abgehalten dich zum Bischof zu ernennen, sogar von London, nicht wahr? Rizzoli wird sich ohnehin nicht davon abhalten lassen, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hat."
Es würde für sie wieder eine Änderung bedeuten, wenn James Kardinal werden würde. "Jamie...wenn es so kommen sollte...müssten wir dann wieder nach Italien ziehen? Es ist schön dort, aber ich glaube fast, dass ich England vermissen würde."

"Ja, er wird einen guten Grund haben. Und ehrlich gesagt, kommt mir das auch ganz gelegen. Ich würde gerne mal wieder nach Rom. Es ist schon wieder so lange her." Erwiderte James mir einem wehmütigen Lächeln. Er hatte seine Zeit in Italien sehr genossen, wenngleich er sich in England einfach nach wie vor zu Hause fühlte. James grinste leicht. "Sogar von London. Und dann sogar von Winchester, was bedeutet, dass ich Bischof der reichsten Diözese Englands bin und damit mit meinen gerade einmal 25 Jahren einer der mächtigsten Männer des Reiches ... gruselig irgendwie." Bemerkte James. Dann sah er Alan an und konnte dem Drang nicht widerstehen ihm durch die Locken zu streichen. Das konnte er nie, besonders nicht, wenn Alan seinen Spitznamen nutzte. "Nein. Wir würden sicher öfter für Synoden und ähnliches nach Rom reisen, aber Rizzoli weiß genau, dass ich nach England gehöre und genau darauf will er wohl auch aus. Er will einen Kardinal, jemanden, der dem Stuhl Petri eng verbunden ist, hier in England. Somit stärkt er hier den Einfluss Roms." James legte den Kopf ein wenig schief und lächelte Alan sanft zu. "Außerdem würde ich Winchester und unser Glück hier für nichts in der Welt wieder aufgeben. Nicht einmal für einen roten Kardinalshut."

Alan nickte langsam. "Du hast Recht, es ist lange her und es war eine wirklich schöne Zeit damals." Sie hatten in Rom und in Bologna schöne Zeiten verlebt.
"Oh ja...du hast großen Einfluss. Ich bin nur dankbar, dass du so bodenständig geblieben bist. Das ist wirklich viel wert."
Er lächelte, als James ihm durch die Locken strich. "Das könnte ich mir gut vorstellen, Liebster. Hier in England zu leben und ab und an zu reisen. Es wäre in der Tat eine wirklich kluge Wahl dich zum Kardinal zu machen. Wer weiß, vielleicht wird Rizzoli der nächste Papst."
Er küsste James sanft. "Das ist schön. Ich würde genauso entscheiden."

"Ja, das war es." Zwar hatte es damals auch Höhen und Tiefen gegeben, wenn James an an Francesco dachte zum Beispiel ... der junge Italiener hatte zu einigen Spannungen zwischen James und Alan geführt aber letztlich auch dafür gesorgt, dass sie beide sich ihre Gefühle erst wirklich eingestanden hatten. Wenn man von Francescos unrühmlichem Ende einmal absah, war James ihm also durchaus dankbar.
Er musste bei Alans Worten grinsen. "Und weißt du, dass ich so geblieben bin, habe ich nicht unwesentlich einem ganz bestimmten Maler zu verdanken, der mich immer wieder daran erinnern, was wirklich wichtig ist." Ohne Alan hätte James schon so manches Mal den Boden unter den Füßen verloren und wäre gestrauchelt auf seinem Weg, da war er sich sicher.
"Sehr gut, also können wir auch dieses Ziel ins Auge fassen." bemerkte er augenzwinkernd. "Ich glaube jedoch, dass Rizzoli nicht allzu erpicht darauf ist, Papst zu werden. Er würde sicher nicht ablehnen, aber insgeheim gefällt es ihm gut im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Er ist lieber der Puppenspieler als die Puppe." bemerkte James und erschauderte beinahe bei dem Gedanken daran, dass er sich als Protegé des mächtigen Italieners tatsächlich mehr von dessen Handlungsweise zu Nutzen gemacht hatte als ihm manchmal bewusst war. Rizzoli hatte ihm viel beigebracht und tat es durch ihren regen Briefwechsel auch immer noch.
James erwiderte Alans Kuss, lachte dann aber auf. "Du würdest die Kardinalswürde meinetwegen ausschlagen?" neckte er Alan und strich zärtlich über dessen Wange, ehe er die Hand in seinen Nacken legte. "Das weiß ich sehr zu schätzen, mein Lieber."

Alan lachte leise. "Das hast du vielleicht. Letztendlich zählen die wichtigen Dinge im Leben, kein Geld und keine Macht. Wichtig ist, dass man gesund ist und mit dem Menschen zusammen ist, den man liebt.", erwiderte Alan ein wenig sentimental.
"Aber gemeinsam schaffen wir alles. Ich glaube zwar, dass du Recht hast und Rizzoli lieber im Hintergrund bleibt, aber ich denke, seine Karten wären gar nicht so schlecht. Allerdings hast du viel übernommen. Du agierst auch lieber im Hintergrund."
Und das passte auch so viel besser zu seinem Wesen.
"Das würde ich. Aber ich würde auch deinetwegen ein verlockendes Angebot für einen Künstler ausschlagen. Wie schön, dass du das zu schätzen weißt..."
Er lächelte. "Komm, ich macche Schluss für heute und wir verbringen den Nachmittag zusammen."

James lächelte verschmitzt. "Ja, das ist es was zählt, mein kleiner Romantiker." murmelte er und hauchte einen Kuss auf Alans Lippen. Dann nickte er als Alan seine Gedanken aussprach. "Ja, er hat mit wirklich viel beigebracht. Wie viel wird mir eigentlich erst bewusst seit ich selbst als Bischof tätig bin. Ich bin Rizzoli wirklich dankbar dafür."
James' Augen funkelten leicht. "Sehr gut, ich glaube nämlich, dass ich es nicht ertragen könnte, würdest du mich für einen hübschen Auftrag sitzen lasseb." Bemerkte James und seufzte dann. "Das klingt fabelhaft. Allerdings muss ich noch ein oder zwei Stunden heute mit dem beantworten von Briefen verbringen. Aber vielleicht hast du ja Erbarmen mit mir und spielst währenddessen ein wenig die Harfe. Dann geht die Zeit schneller rum und ich werde dir im Anschluss sehr dankbar sein." versicherte James mit einem unmissverständlichen Lächeln.

Eleonore beobachtete durch das Fenster, wie Louisa mit ihrem Kindermädchen im Garten ein wenig spielte und lächelte leicht. Louisa war der Quell ihrer Lebensfreude, denn mit Bernard lief es einfach nicht mehr rund. Sie hatte ihm seinen letzten Übergriff nicht verziehen und vermutlich würde sie dass auch nie. Ihr Mann hatte sie regelrecht vergewaltigt und geschlagen. Und sie glaubte nach wie vor, dass er seinen Vater auf dem Gewissen hatte.
Wie sollte das nur weiter gehen? Sie hatte sich von ihm distanziert, aber das war gar nicht einfach, denn sie lebten schließlich zusammen. Besonders hatte seine Drohung sie verletzt, ihre Beziehung zum kleinen Louis zu zerstören.

Bernard war schlechter Stimmung - wie schon seit langer Zeit und es wurde einfach nicht besser hatte er das Gefühl. Eigentlich hatte mit dem Tod seines Vaters endlich alles gut werden sollen, doch obwohl Bernard nun politischen Einfluss und Macht hier in Armagnac gewonnen hatte, schien trotzdem alles schief zu laufen. Ganz besonders in seiner Ehe und Eleonore strapazierte mittlerweile so gut wie ständig seine Nerven, vor allem seit sie diesen Verdacht geäußert hatte. Bernard hatte seitdem nur schwerlich ein Auge zugemacht und wünschte, seine Frau wäre kein so sturer Dickkopf.
Aber nun hatte er sich etwas überlegt, womit er sie vielleicht doch endlich brechen konnte. Nur würde des deswegen wieder ein fürchterliches Theater geben. Trotzdem stand sein Entschluss fest, er wollte Louisa zur weiteren Erziehung in ein Kloster geben. Wenn das Mädchen weg war, würde Eleonore sich schon irgendwie händeln lassen, dann hatte er ein gutes Druckmittel.
Bernard betrat das Gemach und sah seine Frau am Fenster setzen. "Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Ich hoffe, du hast einen Moment?" begann er und bemühte sich wenigstens um einen neutralen Tonfall.

Eleonore wandte leicht den Kopf, als Bernard eintrat und unterdrückte ein Seufzen. Sie setzte ein unverbindliches Lächeln auf.
"Ich bin sicher, du wirst es auch mit mir besprechen, wenn ich sage, dass ich keinen Moment habe. Also spare ich mir das. Ich habe den Moment. Was möchtest du besprechen?"
Sie ahnte kaum etwas Gutes, aber sie war gewillt sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Ob er sich entschuldigen würde?
Sie drehte sich um, blieb aber auf der Fensterbank sitzen und verschränkte die Finger im Schoß.
"Es scheint wichtig zu sein, wenn du mich dafür extra aufsuchst."

Bernard biss die Zähne aufeinander. Kaum war er über die Schwelle getreten, trieb ihn Eleonore schon wieder an den Rand des Wahnsinns und bestärkte ihn somit nur noch in seinem Entschluss. "Dein Hochmut ist gänzlich unangebracht, Eleonore." erwiderte Bernard trocken. "Aber da du ja so auf meine Neuigkeiten zu brennen scheinst, will ich nicht lange drum herum reden." erklärte er mit einem schmalen Lächeln und trat näher, da Eleonore provokant auf der Fensterbank sitzen geblieben war.
"Ich habe mich dazu entschieden Louisa für ihre weitere Erziehung ins Kloster zu geben. Ich denke, sie würde sehr davon profitieren und es ist hier durchaus üblich, dass die Mädchen eine Zeit lang im Kloster erzogen werden. Und wir können uns währenddessen unseren weiteren Aufgaben widmen und wissen Louisa in guten Händen."

"Nun, du trittst mir ja immer ähnlich gegenüber, nicht wahr? Aber sei es drum. Erleuchte mich, ich bin in der Tat interessiert, was mir die Ehre verschafft." Eleonore hob die Augenbrauen und wurde dann blass. "Das ist nicht dein Ernst! Du kannst Louisa doch nicht in ein Kloster geben! Sie ist gerade zwei Jahre alt, sie braucht mich. Sie ist viel zu klein. Was für große Aufgaben habe ich denn sonst hier und in guten Händen ist sie hier bei mir!"
Sie war regelrecht außer sich. Wie konnte er ihr ihre Tochter wegnehmen wollen? Wenn es um Louisa ging, wurde sie zur Löwin.
"Niemals. Nur über meine Leiche, Bernard. Louisa bleibt hier."

Bernard verdrehte leicht die Augen. "Sehe ich aus als würde ich Scherze machen?" erwiderte er ungerührt. "Sie ist alt genug und glaub mir, sie braucht dich nicht zwingend. Dort wird man gut auf sie Acht geben und sie wird von Anfang an den richtigen Einflüssen ausgesetzt." Und nicht mehr denen ihrer verrückten Mutter.
Bernard betrachtete Eleonore und lächelte dann leicht. "Wirklich? Eleonore, ich bin schockiert. Dass du solche Dinge sagst nach all dem, was du mir zutraust." versetzte er beinahe amüsiert. "Aber spar dir den Atem, sie wird gehen. Ich habe bereits erste Vorkehrungen getroffen, du wirst mich nicht hindern können." erklärte Bernard und lächelte fast schon siegesgewiss. Damit würde er sie endlich brechen. Es hatte gedauert bis ihm diese Idee gekommen war, aber dann war er mehr als überzeugt gewesen, dass es funktionieren würde.

Eleonore erhob sich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie braucht mich, ich bin ihre Mutter! Sie ist noch so klein, sie wird unglücklich sein und die richtigen Einflüsse haben nur die eigenen Eltern." Nun, Bernard wohl nicht, aber sie...
Am liebsten hätte sie ihm das Lächeln aus dem Gesicht geschlagen. "Sie wird nicht gehen. Du kannst Vorkehrungen treffen, wie du willst, sie wird nicht gehen.", sagte sie entschlossen. "Ich werde dich hindern. Entweder Louisa bleibt hier oder ich nehme sie mit und gehe mit ihre nach Bordeaux zu meinem Bruder."
Sie würde nicht tatenlos zusehen, wie er ihr ihre Tochter wegnahm.
"Ich habe keinem etwas von deinen Geheimnissen erzählt und trotzdem willst du mich bestrafen? Wieso willst du das tun?"