William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Philippe

Philippe wartete geduldig, während Bernard hinaus geleitet wurde und kurz darauf Eleonore vor ihn trat. Philippe hatte viel Übung darin sich unter Kontrolle zu behalten, dennoch hätte er ihr am liebsten zugelächelt. Doch er behielt seine distanzierte, ruhige Miene bei und nickte leicht als Eleonore vor ihm knickste. "Comtesse, es freut uns zu hören, dass Ihr das tut." bemerkte er und sah aus dem Augenwinkel durchaus hier und dort ein verstohlenes Grinsen. Bernards Auftreten hatte für einigen Unmut hier gesorgt, so viel war sicher.
"Ihr kennt die Vorwürfe, die gegen Euch erhoben worden und wir haben sie eingehend geprüft. Unserer Meinung nach, war Euer Ansinnen nicht, Euren Gemahl zu töten, so wie es Euch vorgeworfen wird, Ihr wolltet Euch lediglich gegen Ihn verteidigen. Allerdings lässt sich nicht bestreiten, dass Ihr dabei ausgesprochen drastisch vorgegangen seid. Deshalb wird Euch ein Bußgeld in Höhe von 250 Pfund auferlegt. Eigentlich wäre es an Euren Gemahl zu zahlen, da dieser allerdings gerade ... sehr deutlich gemacht hat, was er von unserem königlichen Richtspruch hält, wird verfügt, dass Ihr Eurem Gemahl 100 Pfund und der Krone die verbliebenen 150 Pfund zu zahlen habt." erklärte Philippe und dieses Mal erklang hier und dort ein leises Lachen.

Eleonore neigte den Kopf und lächelte leicht, dann lauschte sie aufmerksam dem Urteil, dass Philippe mit seinem Kronrat für sie gefällt hatte. Und sie war durchaus zufrieden damit. Sie hatte gewusst, dass sie würde zahlen müssen und auch aufgrund des ihr zugesprochenen Erbes war das kein großes Problem. Bernard hatte sich offenbar reichlich unbeliebt gemacht und es war ihr eine kleine Genugtuung, dass das Geld nicht ihm allein zufließen würde.
Eleonore nickte und knickste erneut. "Ich nehme das Urteil an und danke für Eure Milde. Ihr habt Recht, es war....sehr drastisch, aber in dem Moment habe ich keine andere Möglichkeit gesehen. Ich habe mich gefürchtet. Es tut mir ja leid, ich bereue es wirklich."

Philippe

Philippe neigte den Kopf und lächelte dieses Mal sogar leicht. "Dann beweist Eure Reue in dem Ihr das Bußgeld zahlt und die Sache soll damit ein Ende finden." erklärte Philippe. "Mit diesem Urteil und Eurer Zahlung wird die Klage gegen Euch abgeschlossen, so dass Euer Gemahl kein Recht darauf hat, Euch wegen dieser Tat noch einmal - auf welche Art auch immer - zu belangen. Da er sich gerade schon wenig reumütig gezeigt hat und mein Urteil nur unwillig akzeptieren wollte, besteht wohl die Möglichkeit, dass er sich auch mit dem Urteil gegen Euch nicht zufrieden geben wird. Sollte er deshalb also noch einmal an Euch heran treten, Comtesse, zögert nicht es zur Anzeige zu bringen, dann wird dafür gesorgt, dass sich auch Euer Gemahl an das Recht halten wird." erklärte Philippe und sah dann kurz zu seinem Schreiber, der ihm mit einem Nicken bestätigte, dass sie für heute fertig waren.
Er erhob sich von seinem Platz, warf Eleonore einen nur kurzen Blick zu von dem er hoffte, dass sie verstand und ihn später aufsuchen würde, dann verließ er die Halle, erleichtert, dass er dieses Urteil endlich gesprochen hatte, doch ebenso überzeugt davon, dass für Bernard diese Sache damit noch nicht beendet war.

Eleonores Augen funkelten leicht und sie nickte. "Das werde ich, majesté. Ich danke Euch sehr." Sie lauschte aufmerksam und neigte zustimmend den Kopf. "Natürlich. Ich werde das beherzigen und es zur Anzeige bringen, sollte es Ärger geben."
Eleonore fing seinen Blick auf und wusste genau, dass sie sich später noch sehen würden. Darauf freute sie sich jetzt schon und es würde von Erleichterung geprägt sein. Endlich war diese Sache vorbei, sie lag hinter ihnen.
Sie unterhielt sich noch kurz mit einem der Herren aus dem Kronrat und entschuldigte sich dann, um Philippe aufzusuchen. Inzwischen wusste die zum Stillschweigen verpflichtete Leibwache vor seiner Tür ganz genau, dass sie jederzeit Eintritt in die königlichen Gemächer verlangen konnte.

Philippe

Philippe hatte am Fenster gestanden und hinaus gesehen, während er auf Eleonore wartete. Er wusste, dass sie sich noch ein wenig aufhalten würde bevor sie zu ihm kam. Es war besser, wenn sie ihm nicht sofort folgte und damit unter Umständen nur neugierige Blicke auf sich zog.
Als sich nun die Tür öffnete, drehte er sich herum und sah Eleonore lächelnd entgegen. "Nun, Comtesse, seid Ihr halbwegs zufrieden mit Eurem Urteil?" fragte er mit funkelnden Augen und trat Eleonore entgegen. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte, dennoch war es erleichternd, dass diese Sache nun hinter ihnen lag.

Eleonore trat auf Philippe zu und erwiderte sein Lächeln. "Oh, sicher bin ich das. Es hätte viel schlechter ausfallen können. Und ich zahle es umso lieber, da der Großteil an die Krone fällt und nicht an ihn. Ich bezweifle allerdings, dass er das alles so einfach hinnehmen wird."
Sie legte die Arme um seine Hüfte und lehnte den Kopf dann an seine Brust. Sie fühlte sich bei ihm geborgen, nichts machte ihr mehr Angst in seinen Armen.
Das war ein wirklich wundersames Gefühl, das sie noch nicht kannte, aber es gefiel ihr. Eleonore seufzte leise.
"Ich bin froh, dass diese Sache endlich hinter uns liegt. Zu viel Ungewissheit barg sie für mich...Jetzt möchte ich mit meinen Kindern glücklich werden."

Philippe

Philippe schloss Eleonore in die Arme als diese sich so selbstverständlich an ihn schmiegte und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Hmhm, und ich habe gehört, die Krone ist sehr nachsichtig mit jungen, bildhübschen Schuldnerinnen." erwiderte Philippe leise. Dann funkelten seine Augen gefährlich. "Soll er nur. Soll er mir ruhig einen triftigen Grund geben, ihn endlich aufzuknüpfen. Ich denke, das wird er sich zweimal überlegen, ob er gegen mein Urteil verstoßen will."
Philippes Blick wurde wieder sanft als er mit der Rechten über Eleonores Wange strich. "Und das werdet ihr. Von jetzt an wird alles gut werden für euch. Besonders, wenn ihr hier in Paris bleibt. Hier bei mir." Philippe küsste sie zärtlich. "Und Louis wird auch überglücklich sein, wenn ihr drei bleibt."

Eleonore lachte leise. "Ist sie das, ja? Das freut mich sehr zu hören." Und sie liebte es, wenn er ihr solche Komplimente machte. Man konnte das nicht oft genug hören.
"Ich wäre nicht traurig, wenn er dir einen Grund gibt. Aber vorerst ist es besser so, wie es ist. Dann bringt diese Sache niemand mit meiner Tat in Verbindung."
Sie lächelte. "Er wird es sich überlegen, denn ein wirklich mutiger Mann ist er nicht. Er wird durchaus Respekt vor dir haben. Du bist der König und er fürchtet dich."
Eleonore erwiderte seinen Blick. "Das hoffe ich. Und was sollte ich denn woanders als hier? Ich mag das Leben hier und auch die Zeit mit Louis. Und außerdem....bist du nicht woanders sondern hier. Ich will bei dir sein."

Philippe

Philippe ergötzte sich an Eleonores Lachen und nickte leicht. "Oh ja, das ist sie." bestätigte er schmunzelnd. "Und wir werden nun erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen. Du bist mit den Kindern hier in Sicherheit und mit einem guten Verwalter kannst du auch aus der Ferne über deine Güter verfügen. Und wenn sich dann irgendwann die Gelegenheit bietet, packen wir sie am Schopfe." erklärte Philippe und lachte dann seinerseits auf. "Ja, was solltest du auch woanders? Es kann auch niemanden geben, der dich so sehr braucht wie ich. Es ist also schon ganz richtig, dass du hier bleibst. An meiner Seite, Jolie." Philippe strich sanft über Eleonores Rücken. Es war so verrückt, dass es ausgerechnet diese Frau war, die ihn so gefesselt hatte. Ausgerechnet die Tochter des Mannes, mit dem ihn zunächst so viel Freundschaft und nun nichts weiter als Feindschaft verband.

"Das wird das Beste sein. Ich habe auch schon eine Idee. Mein treuer Hugo ist in Bordeaux geblieben, bis über diese Sache entschieden ist. Er war der Verwalter in Aux und Géraud und mir immer loyal. Er hat mir bei der Flucht geholfen. Ich denke, er wäre der Richtige für diese Aufgabe. Ich werde ihm die Verwaltung meiner Güter übertragen. Er hat keine Angst vor Bernard und wird die Konfrontation nicht scheuen. Ich denke, die Idee gefällt mir."
Eleonore gab ihm einen sanften Kuss. "Nein. Das ist wahr. Ich will bei dir bleiben...und niemand wird mich davon abhalten."
Sie seufzte leise. "Was soll ich tun, wenn er die Vaterschaft für Géraud anzweifelt? Wie soll ich dafür sorgen, dass mein Sohn sein Erbe bekommt?"

Philippe

Philippe nickte als Eleonore ihm ihren Plan offen legte. "Ja, das klingt gut. Wenn er so eine treue Seele ist, wird er seine Sache gut machen. Du wirst ihm ein paar Männer zur Seite stellen, die dafür Sorgen, dass Bernard nicht plötzlich auf der Türschwelle steht und dann sollte es funktionieren." erwiderte Philippe und erwiderte den sanften Kuss.
Dann grinste er. "Nichts weiter. Lass ihn doch zweifeln soviel er will. Armagnac ist mein Lehen, ich entscheide, wer die Grafschaft bekommt und wer nicht. Solange Bernard keinen anderen legitimen Erben hat, fällt das Lehen ohnehin wieder an die Krone. Und einen anderen Erben als Géraud wird er sowieso nicht vorweisen können, solange ihr noch vermählt seid. Obendrein kannst du dich an die Kirche wenden und dafür sorgen, dass Géraud zusätzlich durch ein päpstliches Schreiben legitimiert wird." erklärte Philippe und küsste Eleonore zärtlich. "Darum brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen. Dein Sohn bekommt die Grafschaft, ganz gleich, was Bernard aushecken wird."

Sébastien

Sébastien fuhr sich vor der Haustür schuldbewusst noch einmal durch das Haar, um ein paar letzte Strohhalme aus den Locken zu streichen. Er war wieder einmal zu spät und statt dem nachsichtigen Tadel seiner Mutter würde nun auch wieder der Unmut seiner Frau auf ihn herniederkommen. Seiner schwangeren Frau, die nicht gerade geduldiger wurde, je weiter die Schwangerschaft fortschritt.
Im Großen und Ganzen hatte sich die Ehe als deutlich weniger einschränkend herausgestellt, als er befürchtet hatte. Laura war ihm eine gute Frau, er mochte sie gern und in der Tat freute er sich inzwischen auf das Kind.
Trotzdem hatte er sich immer noch nicht so ganz an den Gedanken gewöhnt, dass er ein verheirateter Mann war.

Laura

Laura saß mit ihren Schwiegereltern und den Kindern am Tisch und das Abendessen war bereits munter im Gange. Es war in der Regel immer eine heitere Angelegenheit, wenn sich über den zurück liegenden Tag ausgetauscht wurde und besonders Sébastiens Geschwister mehr oder weniger lautstark berichteten. Laura hatte diese Abende wirklich zu schätzen gelernt, genoss dieses lebhafte Beisammen sein - und tröstete sich damit auch gut darüber hinweg, dass der Platz an ihrer Seite wieder einmal leer war. Dass Sébastien zu spät kam, war nun wirklich nichts Neues und niemand hier am Tisch wartete deshalb auch mit dem Essen auf ihn, früher oder später tauchte er immer auf.
Verstohlen drückte Laura den schmerzenden Rücken durch. Ihre Schwangerschaft war schon lange kein Geheimnis mehr und sie war mittlerweile so rund, dass sie es kaum noch erwarten konnte, dass das Kind endlich kam.
Als sich nun die Tür öffnete, wusste sie ohne hinzusehen, dass es Sébastien war. Auch die zerknirschte Miene, die er zur Schau trug, war ihr bereits vertraut und sie schürzte ein wenig spöttisch die Lippen. "Haben dich die Pferde wieder einmal nicht gehen lassen, hm?" bemerkte sie und griff nach seiner Schale, um etwas von dem Eintopf für ihn einzufüllen. In letzter Zeit fragte sie sich immer häufiger, ob es wirklich die Pferde waren wegen denen Sébastien sich so oft verspätete oder ob er eine Liebschaft mit irgendeiner Magd angefangen hatte, jetzt da sie selbst ihn in dieser Hinsicht nicht mehr beglücken konnte bis das Kind da war.

Sébastien

Sébastien zog eine Grimasse, wusch sich in der Waschschüssel auf der Kommode die Hände und küsste Laura auf die Wange. Dann ließ er sich neben ihr auf seinem Stuhl nieder und sog den Geruch des Eintopfes ein. "Hm, riecht großartig. Es waren tatsächlich die Pferde, Laura. Einer unserer Absetzer hat versucht über den Zaun zu springen. John und ich haben den Zaun geflickt und ich habe den Unglücksraben verarztet. Odysseus sieht aus wie ein gerupftes Huhn."
Er lächelte matt und nahm einen Löffel Eintopf, ehe er ausgehungert nach einem Stück Brot griff. "Du siehst also, es sind wirklich immer die Pferde, die sich etwas Neues ausdenken. Und wie geht es euch Beiden, Laura? Alles in Ordnung?"
Sie war eifersüchtig, das wusste er, und wartete nur darauf, dass er sich eine Affäre anlachte. Aber vorerst hatte Sébastien beschlossen, sich zusammen zu reißen.

Laura

"Oh nein. Er hat sich hoffentlich nicht sehr verletzt? Er hat die Trennung von seiner Mutter so schwer genommen ..." Laura hatte all die Pferde auf dem Gestüt mittlerweile kennen gelernt und sie konnte verstehen, wieso Sébastien und sein Vater solch eine Leidenschaft für diese Tiere hegten. Es waren wundersame Geschöpfe, die so stark und mächtig wirkten, tatsächlich aber eigentümlich empfindsam waren. Und Laura hatte mit den jungen Hengsten gelitten, die im Herbst von ihren Müttern getrennt worden waren. Vielleicht hatte das heranwachsende Leben in ihr dafür gesorgt, dass sie diese Trennung so schmerzlich nachvollziehen konnte. Und sie war froh gewesen, dass niemand auf die Idee kommen würde, ihr ihr Kind nach einem halben Jahr einfach weg zu nehmen.
Laura legte eine Hand auf ihren runden Bauch. Ja, sie wusste, dass die Pferde viel Arbeit machten, trotzdem ertappte sie sich dabei, dass sie nur darauf wartete, dass Sébastien zu einer anderen ging. Wieso wusste sie selbst nicht so genau, vielleicht redete sie sich insgeheim ein, es würde sie nicht so sehr treffen, wenn es tatsächlich soweit war, wenn sie nur vorbereitet war. Aber es strengte sie in gewisser Weise auch an, immer ein wenig unsicher zu sein woran sie war. Vielleicht sollte sie ihn später einfach gerade heraus danach fragen? Wenn sie allein waren und in Ruhe reden konnten.
"Es ist ziemlich anstrengend den Alltag zu bestreiten, wenn man doppelt so breit ist wie normal, aber so furchtbar lang ist es ja nicht mehr. Und so munter wie das Kleine ist, scheint es ihm auch hervorragend zu gehen." erwiderte sie und lächelte dieses mal amüsiert. "Es scheint ganz nach seinem Vater zu kommen ..."

Sébastien

Sébastien schüttelte leicht den Kopf. "Nur ein paar Schürfwunden und etwas Fellverlust. Ich denke, nichts Ernstes. Ich weiß, ich weiß, und das hat dein Mutterherz sehr gerührt. Aber da müssen sie nun einmal leider durch. Es wird Zeit für sie und im Frühjahr werden ohnehin ihre Geschwister geboren.", erwiderte er. Er mochte Lauras Anteilnahme an seiner Leidenschaft wirklich. Sie zeigte immer Interesse an seiner Arbeit. Mit einer Frau, die Pferde hasste, wäre er auch nie zurecht gekommen.
"Nun, das glaube ich, aber du hast es ja bald geschafft." Sébastien lachte und legte Laura flüchtig die Hand auf den Bauch.
"Oh, wenn das wirklich so sein sollte, tust du mir in der Tat leid. Es wäre besser gewesen, wenn das Kleine nach dir käme."
Dann würde kein solcher Draufgänger aus ihm werden.

Laura

Laura schnalzte leise mit der Zunge. "Ich habe nun einmal kein Herz aus Stein, so wie du." bemerkte sie und schüttelte den Kopf. "Sie tun mir nun einmal Leid, wenn sie so abrupt getrennt werden. Man könnte es doch auch langsamer machen, sie werden doch über den Winter hinweg eh viel selbstständiger." Laura wollte sich lieber gar nicht zu genau ausmalen, wie traumatisch es eigentlich für die süßen Vierbeiner sein musste, so plötzlich von der Mutter getrennt zu werden.
Laura spürte, wie ihr Herz ein wenig dahin schmolz als er lachte und die Hand auf ihren Bauch legte. Manchmal verfluchte sie Sébastien dafür, wie leicht er sie um den Finger wickeln konnte mit seinem hübschen Lächeln und einer netten Geste.
"So, ich tue dir Leid? Meinst du, einer von deiner Sorte reicht aus, hm? Aber sollte das Kind tatsächlich nach dir kommen, habe ich ja nur das halbe Leid zu tragen, du darfst es mir gerne immer wieder abnehmen." bemerkte Laura augenzwinkernd.

Sébastien

"Ich habe kein Herz aus Stein.", protestierte Sébastien empört. Er hatte durchaus Mitleid mit den Absetzern, aber es half ja nichts, es war notwendig. "Wir machen es doch gar nicht ganz abrupt. Wir trennen sie erst nur durch eine Wand, ein paar Stunden. Und dann erst richtig. Sie werden schneller selbstständig, wenn sie erst einmal auf sich gestellt sind. Bisher sind noch aus allen Fohlen prächtige Pferde geworden."
Sébastien grinste breit. "Oh, sicher, wenn du es denn hergeben kannst. Aber ich habe damit keine Probleme. Ich war auch ständig in den Stallungen unterwegs als ich klein war. Kaum, dass ich laufen konnte, habe ich die Gegend unsicher gemacht."
Und auch er war durchaus ein Freund davon seinem Nachwuchs großzügigen Freiraum zur Entwicklung zu geben.

Laura

Laura zuckte leicht mit den Schultern. "Ein bisschen vielleicht. Ich jedenfalls fand das Gejammer der armen Geschöpfe wirklich herzzerreißend." bemerkte sie und entschied für sich nach dem Essen noch einmal hinüber in die Stallungen zu gehen, um nach dem kleinen Unglücksraben zu sehen und ihm ein paar Streicheleinheiten zukommen zu lassen.
Laura zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Komm nur nicht auf die Idee, ständig irgendwelchen Unfug mit unserem Kind anzustellen. Es aufs Pferd zu setzen bevor es laufen kann oder solche Sachen." warnte sie ihren Mann, denn sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was bereits in seinem Kopf alles vor sich ging.
Dann legte sich leicht ihre Hand auf seine, die noch auf ihrem Bauch ruhte und führte sie ein wenig weiter zu der Stelle, wo ihr Kleines sich gerade wieder einmal kundtat. "Ich glaube nämlich, es hat auch ohne dass du es anstiftest schon genug Unsinn im Kopf." erklärte Laura leise.

Sébastien

"Das war es ja auch, aber es ist nun einmal nicht zu ändern. Du denkst im Moment ohnehin anders darüber.", erwiderte Sébastien mit einem schiefen Grinsen.
"Ach, nun stell dich nicht so an. Das ist nun wirklich keine große Sache. Man kann nie früh genug anfangen Kontakt zu Pferden zu pflegen."
Er ließ seine Hand bereitwillig von ihr führen und lächelte sanft als er spüren konnte, wie das Kind sich bewegte und trat.
"Möglich ist es. Aber du bist auch nicht gerade ein Unschuldslamm, Laura.", neckte er sie und gab ihr einen Kuss. "Wird Zeit, dass es kommt."
Er seufzte leise, als er den Blick seines Vaters auffing. Seine Eltern waren immer noch der Meinung, er sei nun ein Familienmensch geworden. Er war sich da nicht so sicher.

Laura

Laura verdrehte leicht die Augen. "Wenn man aber noch nicht einmal laufen kann, ist man definitiv noch zu klein, um bereits vom Pferd zu purzeln, weil du nicht aufgepasst hast." bemerkte sie, ließ sich aber bereitwillig von ihm küssen. "Bin ich nicht, da könntest du Recht haben." stimmte sie zu und seufzte leise. "Ja und zum Glück dauert es ja nicht mehr lange. Dann darfst du hier mit ihm herum sitzen, während ich den Sonnenschein im Sattel eines Pferdes genieße." prophezeite sie augenzwinkernd.
"Und nun iss schon. Wenn du fertig bist, musst du mich noch einmal in die Stallungen begleiten. Ich habe deiner Mutter versprochen, nicht mehr allein vor die Tür zu gehen." erklärte sie dann entschieden, warf Amélie einen kurzen Blick zu und lächelte leicht. Sébastiens Mutter war ihr im Handumdrehen ans Herz gewachsen und Laura hatte viel Freude an ihrer Gesellschaft und ihren guten Ratschlägen gefunden.

Sébastien

"Natürlich passe ich auf! Denk nicht immer so schlecht von mir!", protestierte Sébastien halbherzig. Sicher wirkte er nicht gerade wie ein wirklich zuverlässiger und fähiger Vater, aber er war fest entschlossen es allen zu beweisen. All denen, die an ihm zweifelten, würde er zeigen, dass er ein Kind vernünftig groß bekam.
Er hob die Augenbrauen. "Na, darüber werden wir aber noch diskutieren müssen." Er stöhnte leise. "Oh wirklich? Na gut..." Er wollte ja auch nicht, dass Laura allein herum lief in ihrem Zustand. Und so konnte er wenigstens ein Auge auf sie haben.
Er begann seinen Eintopf zu löffeln und das Brot zu essen. Wenigstens seine Mahlzeit würde er ja wohl noch in Ruhe genießen dürfen.

Laura

Laura strich Sébastien zärtlich über den Nacken. "Ich denke ja nicht schlecht von dir." erwiderte sie und hauchte einen Kuss auf seine Wange. "Aber manchmal gehen die Pferde halt etwas mit dir durch." neckte sie ihn und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ja, wirklich. Und freu dich lieber drüber. Du bist doch sonst immer jede Minute, die du erübrigen kannst, am liebsten dort." erinnerte sie ihn schmunzelnd.
Sie wollte selbst noch einmal nach dem jungen Absetzer sehen, auch wenn Sébastien sich vermutlich über sie lustig machen würde, wenn er heraus fand, wieso sie noch einmal zu den Pferden wollte.
Aber die jungen Tiere hatten ihr wirklich sehr Leid getan und vielleicht konnte sie dem Unglücksraben mit ein paar Streicheleinheiten den Tag ja doch noch etwas versüßen.

Sébastien

"Hm, ja, da könntest du Recht haben.", gestand Sébastien dann besänftigt ein. Laura hatte ja durchaus Recht. Manchmal schoss er etwas über das Ziel hinaus.
"Schon, aber es war ein anstrengender Tag. Ich war heute ausnahmsweise einmal dankbar für meinen Feierabend. Aber was tut man nicht alles dir zu liebe."
Er leerte seine Schale und kaute das letzte Stück Brot.
"Na dann los, lass uns gehen. Wenn ich einmal vor dem Feuer sitze, bekommst du mich ganz sicher nicht mehr dort weg."
Und Laura würde beruhigt schlafen, wenn sie nochmal nach Odysseus gesehen hatten.

Laura

Laura klimperte ein wenig übertrieben mit den Wimpern. "Wärmsten Dank, mein liebster Gemahl." erwiderte sie und küsste Sébastien noch einmal auf die Wange, ehe sie ihn in Ruhe sein Essen beenden ließ. "Keine Sorge, es wird auch nicht lange dauern. Ich sehne mich genauso sehr nach einem gemütlichen Platz vor dem Feuer." versicherte sie und verließ wenig später mit Sébastien das Haus.
Sie legte einen Arm um seine Taille und atmete die frische Herbstluft tief ein. "So ein kleiner Spaziergang ist doch gar nicht so schlecht, bevor man es sich wieder vor dem Feuer bequem macht." Sie schlenderten an den Stallungen entlang bis sie schließlich ihr Ziel erreicht hatten und Laura an die Tür des kleinen Pechvogels trat. "Na, du kleiner Dummkopf ..." murmelte sie leise und lockte Odysseus mit sanftem Schnalzen an die Tür. Der junge Hengst kam neugierig näher und ließ sich bereitwillig unter dem Schopf kraulen. "Hast du dich ein wenig selbst überschätzt, hm?" Laura zauberte einen kleinen Apfel aus einer Tasche ihres Mantels hervor und bot ihn Odysseus auf der ausgestreckten Hand an. Sie lächelte als die weichen Pferdelippen über ihre Handfläche strichen und vorsichtig den Leckerbissen aufnahmen.