William und Joanna ~ 1171

"Oh doch, das ist es." erwiderte William bissig und wartete bis die schnellen Schritte auf dem Gang verhallt waren, ehe er sich zu Joanna umdrehte. "Dreckskerl." fluchte er und legte den Schwertgurt um und zog sich sein Hemd wieder über.
"Ich denke schon. Aber um ganz sicher zu gehen ... warte am besten in meinem Arbeitszimmer. Schließ die Tür ab bis ich wieder da bin, ja? Ich muss erst noch etwas klären."
Wer auch immer dafür verantwortlich war, dass Beaumont herein gekommen war, würde sich gleich noch wünschen heute Morgen gar nicht erst aufgestanden zu sein.
William gab Joanna einen Kuss und seufzte. "Ich bin froh, wenn das alles endgültig vorbei ist." murmelte er. So war es schließlich kein Zustand, wenn man sich in den eigenen Wänden nicht sicher fühlen konnte.

"Ja...ich schätze, das musst du. Es kann nicht sein, dass er hier herein spazieren kann, wie er will. Ich hoffe nur, dass er deinen Männern nichts getan hat. Ach ja..du hast noch etwas zu klären. Im Dorf eine neue Tür in Auftrag zu geben, wäre vielleicht nicht schlecht. Ein Schlafzimmer ohne Tür ist gerade bei uns vielleicht nicht ganz so...empfehlenswert.", sagte sie mit einem leichten Lächeln und machte sich dann auf die Suche nach ihrem Kleid, damit sie ausnahmsweise gehorchen und sich in sein Arbeitszimmer zurückziehen konnte.
"Ich bin auch froh, wenn es vorbei ist. Diese ganze Aufregung schlägt mir auf das Gemüt. Ich will einfach nur entspannt hier leben, das Leben mit meiner Familie genießen, Constance ein wenig beistehen..."
Joanna seufzte und wandte ihm den Rücken zu.
"Würdest du mir noch mit der Schnürung helfen? Das ist einfacher."

William bedachte die Tür mit kritischem Blick und verzog dann das Gesicht. "Nichts als Ärger hat man mit diesem Kerl." brummte er verstimmt, ehe er an Joanna heran trat und seine Finger sanft über ihren Hals gleiten ließ. "Bist du dir sicher, dass ich es zumachen soll?" fragte er dann leise und lehnte sich etwas vor, um ihr ins Ohr flüstern zu können. "Dann muss ich es nachher, wenn ich zurück bin ja wieder öffnen." beschwerte er sich lächelnd.
William hatte nicht vor sich von Beaumont den Tag verderben zu lassen. Heute war ein guter Tag und das sollte dieser Dreckskerl nicht ändern.

"Was erwartest du? Er ist ein alter, frustrierter Mann, der nahezu alles verloren hat. Wenn der eigene Sohn einen verrät, verrät das durchaus einiges über den Charakter.", erwiderte Joanna ein wenig gleichgültig, begann dann aber zu grinsen. "Natürlich sollst du es zumachen. Oder soll ich halb nackt durch die Gänge laufen und seinen Männern begegnen?" Sie warf ihm einen verführerischen Blick zu. "Außerdem hast du dann später das Vergnügen, sie wieder zu öffnen. Wäre das nichts, was dich lockt? Also beeil dich, Krieger, ich warte nicht ewig. Und ich habe Sehnsucht nach dir. Lass mich nicht warten.", erklärte sie.
"Lassen wir uns die Freude nicht verderben."

Seufzend widmete William sich schließlich doch der Schnürung von Joannas Kleid. "In Ordnung, aber nur, weil ich nicht will, dass irgendwer mehr von dir zu Gesicht bekommt." erklärte er und ließ seine Hände von ihrem Rücken nach vorne wandern, nachdem er ihr Kleid geschlossen hatte. "Das ist immerhin der Part, der nur mir zusteht."
Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen und er drehte Joanna zu sich herum, um ihr noch einen Kuss zu geben. "Ich werde mich beeilen, meine Liebste." murmelte er gegen ihre Lippen, ehe er sich widerwillig von ihr löste.

Joanna wartete inzwischen recht ungeduldig auf ihren Mann. Die Tür war zwar versperrt, aber William - und nur er - besaß ja einen Schlüssel. Also hatte sie es sich auf seinem Schreibtisch gemütlich gemacht und beobachtete lächelnd die Szene, die sich ihr bot. Williams junger Rüde und Filou teilten sich die für zwei Hunde viel zu kleine Decke, bildeten ein einziges Knäuel aus Fell, in dem man kaum noch unterscheiden konnte, welcher Hund wo begann und endete. Doch irgendwie schien es doch bequem zu sein, denn sie schliefen beide tief und fest.
Nun, so würden sie später auch nicht stören, sondern höchstens verschlafen schauen, wenn William zurückkam und sie endlich beenden konnten, wobei sie vorhin so rüde unterbrochen worden waren.
Nachdenklich goss sich Joanna einen Becher von Williams Weinvorrat ein und leerte ihn mit langsamen Schlucken. Das konnte sie jetzt wirklich brauchen.
Auf das Roger uns nie mehr aufsuchen werde....

William war deutlich besserer Laune als er wieder zu seinem Arbeitszimmer zurück kehrte. Beaumont war erst einmal wieder außer Reichweite und die beiden Ritter, deren Fehler es gewesen war, dass er überhaupt herein gekommen waren, hatten die Standpauke ihres Lebens erhalten und William hatte Geoffrey damit beauftragt ihre Strafe zu beaufsichtigen.
Nun schloss er jedoch die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf, trat ein und lächelte als er Joanna entdeckte. Eilig schloss er die Tür wieder hinter sich und genoss für einen Moment den Anblick der sich ihm bot. Wie sie dort auf seinem Schreibtisch saß, den Becher Wein in der Hand und die Haare, die ihr locker über die Schultern fielen ... ein herrlicher Anblick.
Bereits auf dem Weg zu Joanna zog William sich das Hemd über den Kopf und legte dann die Arme um ihre Taille als er bei ihr war. "Hallo meine Schöne." murmelte er lächelnd und gab ihr einen Kuss. "Wie ich sehe hast du bereits auf mich gewartet?" neckte er sie zärtlich und liebkoste die warme Haut an ihrem Hals mit seinen Lippen.

Joanna begann zu lächeln, als William hinter ihr das Zimmer betrat und leerte den Becher, ehe sie ihn zur Seite stellte. Sie verschränkte die Hände in Williams Nacken und genoss das Gefühl seiner Lippen auf ihrer warmen Haut.
"Natürlich habe ich das. Es ist ja sonst niemand hier um mir Gesellschaft zu leisten, die Hunde schlafen tief und fest. Und du hast auf dich warten lassen.", neckte sie sanft und ließ die Hände von seinem Nacken über die Schultern seine Brust abwärts wandern.
"Und ich hoffe, du hast erst einmal deine Aufgaben für heute erledigt. Ich habe nicht vor, dich so bald gehen zu lassen. Ich hoffe, dessen bist du dir dir bewusst.", prophezeite sie lächelnd und strich durch seinen dunklen Schopf.
"Mir steht der Sinn nach einem schönen Tag mit meiner Familie...und jetzt ein paar Stunden mit dir."

William grinste zufrieden als Joannas Hände über seinen Oberkörper wanderten. "Ich habe den Rest des Tages nichts weiter zu tun als meine Frau glücklich zu machen." erwiderte William und ließ seine Lippen wieder zu den ihren wandern, während seine Finger sich eilig an der Schnürung ihres Kleides zu schaffen machten.
"So gut dir dieses Kleid auch steht, diese Schnürung ist nervenaufreibend." murmelte er und lachte dann als er Joanna das Kleid von den Schultern strich. "Aber wer wäre ich denn, wenn ich es nicht trotzdem auf bekommen würde."
Seine Hände glitten über ihren wohlgeformten Körper und schnell war die Unterbrechung von vorhin wieder vergessen und ein Gefühl des Verlangens machte sich in ihm breit.

"Das trifft sich gut, ich denke, deine Frau wird einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sie glücklich ist.", erklärte Joanna entschlossen und legte dann den Kopf ein wenig zur Seite. Ein fast trumphierendes Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen ab, als er sich erneut an der Schnürung ihres Kleides zu schaffen machte und in seiner Ungeduld beinahe daran scheiterte.
"Nun, mein Lieber, sonst wäre es ja auch zu einfach..Außerdem solltest du inzwischen die Art der Schnürung meiner Kleider kennen, nach so vielen Jahren. Oder siehst du das anders? Ich dachte, die Erfahrung würde es dir leichter machen, aber offenbar macht deine Ungeduld dir einen Strich durch die Rechnung. Ganz ruhig, ich renne dir schon nicht weg.", neckte sie kichernd.
"Na komm schon...bevor wir nochmal unterbrochen werden.", forderte Joanna ihn dann auf.

William grinste unschuldig. "Das möchte man wohl meinen, doch alle Erfahrung hilft nur noch bedingt weiter, wenn du mich mit deinen bezaubernden Augen ansiehst ... du machst mich immer noch ganz verrückt." erklärte er, während er Joanna kurz vom Tisch hob, um ihr das Kleid gänzlich auszuziehen.
"Du verdrehst mir den Kopf noch wie am aller ersten Tag." murmelte er gegen ihre Lippen, während ihre Hände sich nun zum zweiten Mal an diesem Tag an seiner Hose zu schaffen machten - und dieses Mal mit deutlich mehr Erfolg gekrönt waren als Williams Hose sich zu Joannas Kleid auf den Boden gesellte.
"Ich liebe dich." raunte William mit heiserer Stimme, während er Joanna wieder auf den Tisch hob.

"Das hoffe ich doch. Und ich mache dich in sämtlichen Belangen verrückt.Zum Beispiel, wenn ich dir wieder einmal nicht gehorche und meinen eigenen Kopf durchsetze. Aber inzwischen dürftest du daran ja schon gewöhnt sein, oder?" Joanna hauchte ihren warmen Atem verrührerisch über sein Ohr, auf dass ihm eine Gänsehaut den Rücken hinab laufen würde.
"Du mir auch...du solltest froh sein, dass ich dich nicht mehr umrenne deswegen."
Joanna legte die Hände wieder in seinen Nacken und schaute ihm fest in die Augen, während sie ihm ein wenig entgegenkam. "Ich dich auch.", flüsterte sie und stöhnte leise auf, als er endlich begann, wonach sie seit einigen Stunden schon sehnte. Sie sehnte sich nach ihm, seit sie ihn kannte und auch wenn sie nur Stunden getrennt waren, wünschte sie sich schon wieder in seine Nähe. Es war einfach die große Liebe, dessen war sie sich bewusst gewesen, seit sie an seinem Krankenbett gewacht hatte, als er verletzt aus der Schlacht heimgekehrt war und sie sich nicht hatte von ihm lösen können, obgleich sie keinerlei Verpflichtung zu ihm hatte.

"Mittlerweile machst du mich eher dann verrückt, wenn du einmal tust was ich sage." scherzte William und schloss die Augen als Joanna ihren warmen Atem über sein Ohr streichen ließ.
Ihr leises Aufstöhnen brachte William schließlich endgültig um den Verstand und trieb seine Erregung ins schier unermessliche.
Viele mochten ihn für verrückt erklären, doch diese Frau war sein ein und alles und das würde sie auch immer bleiben. Schon als sie ihren ersten Kuss ausgetauscht hatten, hatte William gewusst, dass es etwas anderes war als die üblichen Liebeleien, die er zuvor gehabt hatte.
Das hier war einmalig.

Joanna saß auf Williams Schoß und lehnte an seiner muskulösen Brust, hatte den Kopf auf seiner Schulter abgelegt und ihr langes, rotes Haar fiel wie ein Vorhang um sie Beide. "Ich schätze, das hat mich wirklich für die entgangene Hochzeitsnacht entschädigt.", murmelte sie angenehm ermattet. "Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so schön sein würde..."
Sie sehnte sich danach ihn zu berühren, ihn zu küssen und einfach nur bei ihm zu sein. Wenn sie bedachte, wie das früher gewesen war, als sie noch um einiges jünger und mit Roger verheiratet gewesen war.
"Zeiten ändern sich und das ist wirklich gut..."
Sanft glitten ihre Fingerkuppen über seine noch leicht feuchte Haut. "Du bist wirklich der Mann, mit dem ich alt werden möchte."

William hatte die Arme um Joannas Taille gelegt und den Kopf in den Nacken gelegt, so dass er bequem auf der Lehne des Sessels ruhte, in dem sie beide saßen. Sein Herz klopfte noch ein wenig und der Schweiß stand ihm auf der Stirn, doch er fühlte sich so unendlich vollkommen - als wäre jegliche Anspannung von ihm abgefallen.
William gab Joanna einen Kuss auf die Wange und lächelte. "Und ich möchte mit dir alt und grau werden. Etwas anderes könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen." erwiderte William und zog sie etwas enger an sich.
So war es doch perfekt. Niemand, der sie störte und niemand, der ihr Zukunft beeinflussen wollte.

"Ich auch nicht. Und stell dir vor, was für eine große Familie wir irgendwann haben werden...wenn unsere Kinder alle heiraten und selbst Kinder bekommen. Aber es ist schön eine große Familie zu haben. Und wir sind als Großeltern sehr fein raus. Wir können unsere Enkel verwöhnen und wenn es Probleme gibt, geben wir sie an ihre Eltern zurück. Das klingt sehr verlockend."
Joanna lächelte versonnen.
"Was meinst du, gibt es noch eine Chance für Richard und Beatrice gemeinsam glücklich zu werden? Ich würde es ihnen so wünschen. Beatrice vermisst ihn sehr. Ich rede jeden Tag lange mit ihr. Sie ist so erwachsen geworden...ich würde ihr so gerne helfen. Aber solange Henry sich querstellt, wird es schwer werden..."

William verzog das Gesicht und versuchte sich dann eher schlecht als recht an einem Lächeln. "Das will ich mir ehrlich gesagt lieber noch gar nicht so genau vorstellen." erwiderte er mit leisem Seufzen.
Enkelkinder ... das bedeutete, dass seine Kinder erwachsen wurden und er älter ... nicht unbedingt etwas woran er gerade mit Freuden dachte.
Und auch das nächste Thema entlockte ihm nur ein Seufzen. "Ich hoffe es doch." erwiderte er nachdenklich. "So wie ich Richard kenne ... wird Henry entweder einlenken oder der Junge wird sich seinem Vater widersetzen. Richard ist niemand, der sich etwas vorschreiben lässt, wenn er eigentlich etwas anderes will."

Geoffrey eilte durch die Gänge zum Arbeitszimmer seines Herrn und klopfte hastig, wartete aber die Antwort nur gerade so ab. "Mylord...." Geoffrey schöpfte Atem. "Da sind Männer des Königs vor dem Tor, sie sind auf dem Weg zu Euch. Aber sie kommen nicht in freundlicher Absicht. Roger de Beaumont wurde tot aufgefunden. Und man hält Euch für seinen Mörder! Sie wollen Euch verhaften!", erklärte er aufgebracht.
"Aber das können sie doch nicht machen! Ihr seid der Lordkanzler, Ihr untersteht nur dem König! Und Henry kann Euch doch nicht einfach verhaften lassen. Das ist doch völlig absurd. Er weiß doch, dass Ihr kein Mörder seid."
Er seufzte leise. "Sie werden bald hier sein...", murmelte er. "Vielleicht wäre es besser, Ihr würdet verschwinden."

William runzelte die Stirn als Geoffrey atemlos herein kam ... Männer des Königs? Aber wieso sollte Henry - William stockte als Geoffrey weiter sprach. "Das kann nicht sein." murmelte er überrascht. Beaumont sollte tot sein? Aber wie ...
Einen Augenblick lang reagierte William überhaupt nicht, dann blinzelte er und stand auf. "Deine Sorge in allen Ehren, Geoffrey, aber das ist unmöglich." erwiderte er trocken.
"Wenn Beaumont tatsächlich ermordet wurde, muss man seinen Mörder finden ... aber der bin sicher nicht ich. Weder habe ich mir selbst die Hände an ihm schmutzig gemacht, noch habe ich ähnliches in Auftrag gegeben.
Sollte ich jetzt allerdings verschwinden, kann man das direkt mit einem Schuldgeständnis gleichsetzten. Ich habe nichts verbrochen, ich bin sicher, dass das alles ein großer Irrtum ist, der sich leicht klären lässt."
Mochte ja sein, dass man Anschuldigungen gegen ihr vorgebracht hatte, immerhin hätte er noch vor einiger Zeit Grund genug gehabt Beaumont zu töten. Doch mit dem Schreiben des Papstes hatte sich dieser Drang in William verabschiedet und er konnte sich nicht vorstellen, dass Henry ihn tatsächlich fest nehmen ließ. Das war absurd.
"Ich werde sie unten in der Halle empfangen. Ich sage dir, Geoffrey, ich habe nichts zu verbergen und so werde ich diesen Männern auch entgegen treten."

Geoffrey senkte den Kopf. "Ich weiß, dass Ihr kein Mörder seid. Dass Ihr nichts verbrochen habt. Das würde ich Euch nie unterstellen, ich weiß, dass Ihr anders seid. Aber den Männern unten ist es wirklich ernst, Mylord. Man hat Beaumont mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden und geht davon aus, dass Ihr wegen Joanna zu seinem Mörder geworden seid. Man weiß um die Streitigkeiten zwischen Euch deswegen.", erklärte er betrübt.
"Diese Antwort habe ich befürchtet. Ihr seid einfach zu stolz dazu. Dann...dann lasst mich Euch wenigstens begleiten, damit ich Euch beistehen kann, wenn es Not tut. Sie können Euch nicht verhaften. Es ist absurd, dass Ihr nach dem Brief des Papstes noch Grund zum Mord an Beaumont haben solltet. Das kann einfach nicht sein. Warum sollte Henry das tun?"

William ging um seinen Schreibtisch herum und legte Geoffrey eine Hand auf die Schulter. "Ich danke dir, Geoffrey. Du bist vermutlich die treuste Seele, die ich kenne." erwiderte er mit einem Lächeln und wandte sich dann um, um seinen Schwertgurt anzulegen. Er hatte nicht wirklich vor sein Schwert zu ziehen, selbst wenn die Situation aus dem Ruder lief, aber er machte gleich einen ganz anderen Eindruck, wenn es an seiner Seite hing.
"Dann lass uns gehen und heraus finden, was das ganze soll. Ich kann mir nämlich auch beim besten Willen keinen Grund ausdenken, weshalb mein Cousin gleich zu solch drastischen Maßnahmen greift. Wenn er mich anhören will, hätte ein Bote genügt und ich wäre nach London gekommen."
William runzelte die Stirn als er nach draußen auf den Gang trat. Er verstand nicht wirklich was hier los war, Henry würde sicher nie so etwas befehlen. Natürlich, er hatte ihn auch bereits einmal verbannt in dem Glauben er wäre zu Louis übergelaufen, doch die Umstände waren ganz andere und eigentlich sollte sein Cousin aus diesem Fehler doch gelernt haben.

"Das ist nur meine Pflicht, Mylord. Und die erfülle ich schon fast mein ganzes Leben lang.", erwiderte Geoffrey mit einem leichten Lächeln und muserte William einmal von oben bis unten. Sein Herr bot wie immer eine recht eindrucksvolle Erscheinung und strahlte ziemliche Autorität aus. Vielleicht würde er die Männer ja auch fortschicken können.
"Ich weiß es auch nicht. Aber damit ist nicht zu spaßen. Ihr wisst doch, was darauf steht, wenn ein Adeliger einen anderen tötet.", bemerkte er beunruhigt. "Soll ich...Joanna informieren, falls es anders ausgeht, als Ihr denkt?", fragte er dann vorsichtig.
Geoffrey betrat einen halben Schritt hinter William die Halle und sah sich um. Die Männer standen bereits dort und ihr Anführer trat vor.
"Mylord, ich bin hier, um Euch mit nach London zu nehmen. Ihr werdet des Mordes an Roger de Beaumont beschuldigt."

William nickte. "Das ist wahr, das tust du. Und jeden Tag bin ich dir dankbar dafür." erwiderte William ehe er sich nachdenklich über das Kinn fuhr. "Ja, das wäre gut. Sag Peter, er soll sie holen. Aber vermutlich hat sie ohnehin schon mitbekommen, dass wir unerwarteten Besuch haben." bemerkte William.
Als William dem Mann entgegen trat, ruhte seine linke scheinbar gelassen auf dem Knauf seines Schwertes und er begegnete dem Blick seines Gegenübers mit fester Entschlossenheit. "Das habe ich bereits gehört. Aber ich bin sicher, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der König Euch wirklich damit beauftragt hat, mich festzunehmen. Ich habe nichts verbrochen und wenn Anschuldigungen gegen mich vorgebracht haben, so will ich gerne meinen Standpunkt darlegen - aber das ist sicherlich kein Grund mich bereits wie einen Verurteilten abzuführen, meint Ihr nicht?"

"Seid Ih sicher? Soll ich sie nicht lieber erst danac informieren? Falls...falls Ihr das lieber allein klären wollt...." Er seufzte. "Ich werde es Peter sagen.", sagte er dann leise und trat ein paar Schritte zur Seite um dem Diener Anweisungen zu geben.
"Wir sind im Auftrag des Königs hier um Euch nach London zu bringen, zur Not auch gefesselt. Aber noch hoffen wir, dass Ihr uns freiwillig begleiten und mit uns reiten werdet. In London werdet Ihr einem Verhör unterzogen und solange, wie Eure Unschuld nicht bewiesen ist, ein hübsches Gemach im Tower beziehen. Schließlich weiß man, dass Ihr Streit mit Beaumont hattet. Ihr hattet Grund dazu ihm zu zürnen, vielleicht wolltet Ihr Rache nehmen an ihm."

William schüttelte knapp den Kopf. "Sollte es sich doch nicht als ein Missverständnis herausstellen, ist es hinterher zu spät. Lass ihr Bescheid geben." bat William.
Bei den Worten seines Gegenübers zog William dann jedoch ein wenig verwundert die Augenbrauen in die Höhe. Was waren das denn für Töne? Zur Not auch gefesselt?
"Ihr seid gut informiert ... aber offenbar nicht gut genug. Ich hatte Streitigkeiten mit Roger de Beaumont, das ist richtig und das werde ich keinesfalls leugnen. Aber ich habe keinen Grund gehabt den Mann zu töten. Der Papst persönlich hat dafür gesorgt, dass meine Ehe bestätigt wurde - und das war das einzige Problem, dass ich mit Roger de Beaumont hatte. Ab dem Moment in dem ich das Schreiben des Papstes in der Hand hielt, war die Sache für mich erledigt."
William verengte die Augen ein wenig und musterte den Mann vor sich. "Verzeiht mir Hauptmann, aber das klingt eher danach als würde man mich ohnehin schon für schuldig erachten. Wieso sollte man mich in den Tower bringen lassen? Immerhin ist auch meine Schuld längst nicht bewiesen - und das wird sie auch nie, da ich ihn nicht getötet habe."