William und Joanna - 1194

"Ja und deswegen wünschte ich mir manchmal, du wärst nur ein einfacher Ritter ohne viel Ahnung von Politik. Aber ich musste mich ja in einen Prinzen verlieben.", erwiderte Emma mit einem wehmütigen Lächeln. Und wie einfach was es damals noch gewesen.
"Es tut gut das zu hören, wirklich...Ich möchte ja nicht immer so unleidlich sein und dir das Leben schwer machen. Aber manchmal weiß ich einfach nicht wohin mit meinen Gefühlen für dich...Und dann bin ich so....verletzt manchmal, so eifersüchtig, dass ich mich kaum selber ertragen kann."
Und doch war dieser Stich der Eifersucht im Herzen seit Jahren ein sehr vertrauter Gefährte geworden. "Dann wirst du ja nicht lange bleiben, das ist eine hoffnungsvolle Aussicht. Nach Paris ist es ja auch gar nicht so weit..."

Guillaume

"Hm, was für eine reizvolle Vorstellung, nicht wahr? Wir würden irgendwo mit unserer Horde Kinder auf einem kleinen Gut auf dem Land wohnen und unsere größte Sorge wäre, ob das Winterfutter für die Tiere bis zur nächsten Ernte reicht. Keine Gedanken über Politik und das Wohl und Wehe eines ganzen Reiches ..."
Guillaume musste lächeln. "Was für ein hinreißendes Kompliment, meine Schöne." neckte er zärtlich und gab ihr einen Kuss. "Und ich bin so froh, dass du es trotz dieses Chaos mit mir aushältst, denn ohne dich wäre meine Welt so leer ..."
Er nickte leicht. "Ja, und wenn ich zurück bin, stehlen wir uns ein paar Tage fern ab vom Hof. Nur du und ich, die Kinder lassen wir bei meinen Eltern. Versprochen."

"Das wäre wundervoll...." Es war ein wundervoller Traum, der aber niemals wahr werden würde. Sie würden immer in diesem politischen Sumpf gefangen bleiben. "Ich bezweifle ein bisschen, dass du Ahnung davon hast, ob das Winterfutter reichen würde? Kennst du dich denn überhaupt damit aus?"
Emma neigte den Kopf und erwiderte dann seinen Kuss.
"Wie könnte ich dich verlassen? Ich bin doch nichts ohne dich. Ich brauche dich...." Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
"Das wäre großartig....Ich werde dich beim Wort nehmen. Ich will dich so gern ein paar Tage für mich, ohne Berengarias Schatten."
Das würde ihr gut tun und ihre Niedergeschlagenheit ein wenig lindern.

Guillaume

Guillaume runzelte leicht die Stirn und lächelte dann schief. "Tja, zugegeben ... nicht ein bisschen. Vermutlich wären die Tiere schon im ersten Winter verhungert, wären wir nur auf mein Wissen angewiesen. Aber ich lerne schnell, weißt du? Ich könnte mir solches Wissen aneignen."
Guillaume strich Emma über den Rücken und genossen den Kuss, den sie beide teilten, unendlich erleichtert darüber, dass er allzu großes Unheil doch noch einmal hatte abwenden können. "So wie ich dich." murmelte er gegen ihre Lippen und lächelte dann strahlend. "Ich freue mich jetzt schon darauf. Und wie wäre es, wenn wir uns jetzt einen kleinen Vorgeschmack darauf gönnen und die nächsten Stunden allein genießen?" Die Kinder waren gut untergebracht und auch Berengaria erwartete ihn in nächster Zeit nicht, Guillaume hatte also nun erst einmal Zeit sich voll und ganz seiner Geliebten zu widmen.

Emma lachte leise auf. "Das würde zu dir passen. Aber ja, man kann alles lernen, sogar ein einfaches Leben zu führen. Trotzdem kann ich kaum glauben, dass du damit zufrieden wärst. Es ist einfach nicht deine Welt und das...ist ja auch in Ordnung. So habe ich dich kennengelernt, so habe ich mich in dich verliebt."
Sie hob die Augenbrauen und lächelte leicht.
"Ein paar Stunden nur mit dir allein? Das ist eine wirklich großartige Aussicht." Sie legte die Hand einen Moment auf seine Brust, dann zog sie ihn mit sich zum Bett.
"Du hast mir gefehlt und ich kann nie genug von dir kriegen.", wisperte sie und küsste ihn erneut, dann begann sie ihn ausszuziehen.
Sie hatte so wenig Zeit mit ihm, sie wollte jeden Moment nutzen.

Guillaume

"Das ist wahr. Ich bin wirklich fern von all diesen Dingen aufgewachsen. Manchmal schaudert es mich fast, wenn es feststelle, wie abhängig ich von anderen Menschen bin, die im Gegensatz zu mir wissen was sie tun." bemerkte Guillaume ernst, musste dann aber wieder lächeln. "Und das war mein Glück. Ich hätte es wohl kaum ertragen, wenn meine Liebe zu dir unerwidert geblieben wäre. Es war so schon hart genug, wie lange du mich hast zappeln lassen." bemerkte er grinsend.
Willig folgte Guillaume Emma zum Bett hinüber und sank mit ihr auf die Matratze nieder. Er lachte als sie begann ihn auszuziehen und bedachte sie mit einem lüsternen Blick. "Was für ein Glückspilz ich doch bin ..."

Thomas


Thomas war ein wenig nervös, denn sein Stiefvater würde wohl jeden Moment bei ihm auftauchen. Vor wenigen Stunden war Edward gemeinsam mit Claire wieder in Truro eingetroffen, denn am nächsten Sonntag sollte endlich seine Hochzeit mit Margaret stattfinden. Ein paar Wochen waren vergangen und langsam wurde Thomas wirklich ungeduldig. Er wollte endlich heiraten, aber zuvor würde er darüber mit Edward sprechen müssen.
Und auch über ein paar andere Dinge. Über seine Zukunft. Er war nicht sicher, ob es nicht zu früh war, aber letztendlich mussten Margaret und er ja auch ein wenig planen und Philippe musste Ersatz für ihn finden, wenn er eines Tages nach Oxford ging.
Er hoffte jedenfalls, dass Edward nichts gegen seine Hochzeit einzuwenden hatte und es deswegen noch Streit gab.

Edward schlenderte gemächlich am Gestüt vorbei und ließ den Blick über die friedlich grasenden Pferde schweifen. Das war immer wieder ein wunderbarer Anblick, und er stellte immer wieder fest, dass ich sich an solcher Idylle viel mehr erfreuen konnte seit er Claire geheiratet hatte. Sie hatte ihn ins Gleichgewicht gebracht und ihn so sehr mit der Welt versöhnt wie er es wohl noch nie zuvor gewesen war.
Allerdings wollte er sich jetzt nicht zu sehr diesem Müßiggang hingeben, er wollte viel mehr seinen Ziehsohn aufsuchen, denn schließlich waren sie extra für Thomas' Hochzeit hier wieder angereist.
Der zukünftige Bräutigam schien allerdings sichtlich angespannt als Edward ihm wenig später gegenüber stand. "Thomas." er begrüßte ihn mit einem Nicken und klopfte ihm leicht auf die Schulter. "Wie steht es? Bin nach wie vor ich es, der dich so blass um die Nase werden lässt oder eher die Aussicht darauf, dass du bald ein verheirateter Mann sein wirst?"

Thomas


Thomas kam seinem Stiefvater ein wenig entgegen und lächelte leicht. Dann hob er die Schultern. "Beides, schätze ich. Ich bin wahnsinnig nervös wegen der Hochzeit, es ist schließlich nicht mehr lange hin und es gibt nicht mehr allzu viel zu tun, mit dem ich mich ablenken könnte. Allerdings muss ich zugeben, ich hatte ein bisschen Respekt vor der Begegnung mit dir. Ich weiß, ich hätte vorher mit dir reden müssen statt einen Boten zu schicken, aber....ehrlich gesagt habe ich mich nicht getraut. Ich hatte ein bisschen Bedenken, dass du mir diese Ehe ausreden würdest. Sie ist nun einmal nicht gerade die passende Partie, sie steht viel höher als ich."
Aber um nichts auf der Welt hätte er eine andere Frau als Magaret gewollt. Sie verstand ihn und hatte sich durch seine manchmal mürrische Miene nie abschrecken lassen.

Edward grinste breit. "Und deshalb hast du beschlossen es hinter meinem Rücken zu machen und ein gewaltiges Donnerwetter in Kauf zu nehmen?" fragte er und schüttelte dann belustigt den Kopf. "Aber mir ist das gleich, Thomas. Dann ist sie nun einmal über deinem Stand, was bedeutet das schon? Wenn sie dich haben will und ihr Vater zustimmt, dann ist das wichtigste geklärt." erwiderte Edward gelassen. Sicher, er hätte es begrüßt, wenn es das ganze noch persönlich erfahren hätte und nicht durch einen Brief, aber was machte das letztlich schon?
"Ich bin froh, dass du hier eine Frau gefunden hast mit der du glücklich werden kannst, Thomas. Du hast es verdient, weißt du."

Thomas


"Naja, ich dachte, wenn ich mir sicher sein kann, dass Sir Geoffrey nicht ablehnt....Und als ich endlich meinen Mut zusammen genommen und ihn gefragt habe, wart ihr ja schon abgereist. Es tut mir leid, Edward.", sagte er leise, lächelte aber dann leicht.
"Und ich Dummkopf dachte, du würdest mir Vorwürfe machen, weil ich sie ins Unglück stürze, wo sie doch einen Ritter oder gar einen Grafen hätte haben können. Ich danke dir." Er seufzte leise. "Weißt du...ich wollte ohnehin mit dir sprechen. Lass uns ein Stück gehen..."
Sie schlenderten bereits eine Weile an den Koppeln entlang, als Thomas wieder das Wort ergriff. "Ich war immer glücklich hier, ich liebe das Gestüt. Aber hier kann ich nie mehr als Vormann werden. Das ist eine gute Arbeit, aber letztlich...bin ich zu ehrgeizig dafür, nie etwas Anderes zu wollen. Ich will....mehr. Eigene Entscheidungen treffen. Das ist auch der Grund, warum ich hier erst einmal kein Haus für uns baue. Margaret steht hinter mir, sie hat mich sofort durchschaut. Du hast einmal vor Jahren gesagt, vielleicht gäbe es in Oxford Möglichkeiten, wenn ich zurückkehren würde. Steht dieses Angebot noch?"

Edward zuckte unbekümmert mit den Schultern. "Ach was. Nicht jede Frau kann einen Grafen bekommen und ob es immer so erstrebenswert ist einen Ritter zu heiraten, weiß ich auch nicht. Außerdem liegt das letztlich bei ihrem Vater, wenn er der Meinung ist, dass du der Richtige für sie bist, wer wäre ich dann dem zu widersprechen?"
Edward beobachtete seinen Stiefsohn aus dem Augenwinkel während sie an den Koppel vorbei schlenderten und Thomas offenbar nach den richtigen Worten suchte, um das Gespräch in die gewünschte Richtung zu führen. Seine Anspannung war förmlich mit Händen zu greifen, doch schließlich fasste der junge Mann sich ein Herz.
Edward wandte ihm den Kopf zu und sah ihn forschend an. Das brannte ihm also auf der Seele ... "Du willst eine Zucht in Oxford beginnen?" hakte er dann nach. Sicher, er hatte darüber vor einigen Jahren gesprochen und in all der Zeit hatte er den Gedanken zwar hinten angestellt, aber nie ganz verdrängt. Er wusste, dass er selbst zwar ein Händchen für Pferde hatte, aber anders als seine Brüder nie so erfolgreich eine Zucht führen konnte. Aber das musste er ja nicht, wenn Thomas es tat und zudem bestand ja auch nicht die Notwendigkeit, dass die Zucht in Oxford so groß wurde wie hier.

Thomas


"Da hast du natürlich Recht. Ich bin immer noch ein wenig verwundert, dass Sir Geoffrey sie mir gibt. Und oft auch, dass sie mich überhaupt will, schön und klug wie sie ist." Aber Margaret konnte in seine Seele blicken, das hatte sie von Anfang an getan und es war ein gutes Gefühl. Sie verstand seine heimlichen Sehnsüchte nach mehr.
"Ja, das möchte ich gern. Es war...ein schöner Gedanke mit vielen Möglichkeiten. Es muss auch nicht sofort sein, ich kann warten, so du denn überhaupt Interesse daran hast. Aber ich würde gern...sagen wir, in gewissem Rahmen selbst Entscheidungen fällen und mein eigener Herr sein, nicht nur Anweisungen ausführen. Das mag vermessen klingen, aber ich habe ein Händchen für Pferde und ich bin sicher, wir könnten eine ebenso erfolgreiche, wenn auch nicht so große Zucht wie hier aufbauen."

Edward lächelte leicht. "Jeder bekommt schließlich was er verdient, Thomas." erwiderte er, überzeugter denn je von diesen Worten. Sein Leben war schließlich oft genug ein auf und ab gewesen und Edward wusste, dass er das zu großen Teilen selbst verschuldet hatte mit seinem unsteten Charakter. Trotzdem hatte er nun Claire an seiner Seite und dieses kostbare Gut würde er nicht wieder leichtfertig aufs Spiel setzen, er wollte beweisen, dass er dieses Geschenkes tatsächlich würdig war.
Edward betrachtete Thomas gedankenverloren und nickte beiläufig während er den Worten seines Stiefsohns lauschte. Eine Zucht in Oxford ... ja, dagegen hätte er wahrlich nichts einzuwenden. Er hatte hier ja ein paar Stuten stehen, die in der Zucht waren und dafür sorgten, dass seine Ställe in Oxford immer wieder mit guten Pferden gefüllt wurden. Wieso diese vierbeinigen Damen nicht direkt nach Hause holen und es Thomas versuchen lassen?
"Tja, ich würde sagen, sofort ist auch schlecht möglich, nicht wahr? Erst einmal musst du heiraten, dann nach Oxford kommen damit wir das Gelände besichtigen und Baupläne machen können. Die Stallungen der Burg werden für eine Zucht kaum ausreichen, ganz gleich wie klein sie ist. Und dann müssen wir mit meinen werten Brüdern noch über etwas Pferdematerial verhandeln, denkst du nicht? Aber wenn du dich so lange noch gedulden kannst ..."

Thomas


"Es ist nett von dir, dass du das sagst. Dann habe ich offenbar einiges gut gemacht, wenn ich es inzwischen verdient habe. Ich war schließlich alles Andere als ein fügsames Kind." Er hatte seinem Stiefvater oft genug das Leben schwer gemacht, weil er ihm die Schuld am Tod seiner Mutter gegeben hatte und sich danach so verloren vorgekommen war.
"Das ist wahr." Er lächelte erleichtert. "Das heißt, du magst die Idee? Das freut mich wirklich. Margaret ist auch bereit mit mir zu kommen. Sie weiß, dass es mein Traum ist. Ich komme gern nach der Hochzeit nach Oxford, dann können wir Pläne machen. Aber natürlich müssen wir hier auch ein paar Verhandlungen führen. Adonis ist etwas eigen, er ist als Zuchthengst nur für gewisse Stuten geeignet. Aber vielleicht dein Hengst noch. Aber wir brauchen ein paar Stuten."

Edward grinste. "Naja, ich war ja auch kein allzu einfühlsamer Stiefvater, hm? Also könnte man wohl sagen, wir sind quitt." bemerkte er. Damals war er selbst mit der Situation auch völlig überfordert gewesen und aus heutiger Sicht wusste er, dass er Thomas das Leben auch alles andere als leicht gemacht hatte.
Edward nickte und blieb stehen. "Absolut, ja. Die Vorstellung hat mir früher schon sehr gefallen und bei dir wüsste ich die Aufgabe in guten Händen." Edward hielt Thomas die Hand entgegen. "Also abgemacht. Sobald du geheiratet hast, fangen wir an Pläne zu machen." Und Edward war überzeugt, dass Thomas hier in Truro ausreichend Erfahrung gesammelt hatte, um ein solches Projekt zu verwirklichen. Er wusste, dass Philippe ausgesprochen zufrieden mit Thomas war.
"Aber warn mich vor, wissen meine Brüder schon von deinem Vorhaben oder muss ich damit rechnen, dass man mir den Kopf abreißt, weil ich ihnen so tatkräftige Unterstützung abwerbe?"

Thomas


Thomas grinste zurück und mit einem Mal war es so unkompliziert zwischen ihnen, wie es vielleicht noch nie gewesen war. "Das klingt gut."
Und dass Edward sein Anliegen so gut aufnahm, versetzte ihn in Hochstimmung. Am liebsten hätte er sofort mit der Planung begonnen. Strahlend schlug er ein und sie besiegelten ihren Pakt. Sein Traum von einer eigenen Zucht würde wirklich wahr werden.

"Tja, ich habe ihnen nicht gesagt, dass ich bald fort gehen werde, weil ich es ja auch nicht wusste. Ich hatte keine Ahnung wie du reagierst, weißt du. Aber ich denke, zumindest Philippe weiß, dass mir das eigentlich nicht reicht hier. Und Sébastien weiß es natürlich." Schließlich waren sie recht gute Freunde geworden mit den Jahren.
"Sie werden es bedauern, aber sie werden mich gehen lassen. Es findet sich sicherlich ein Nachfolger für mich."

Edward nickte zufrieden als Thomas einschlug. Er war sich sicher, dass Oxford von dieser Veränderung wahrlich profitieren würde.
Edward schnitt eine Grimasse, grinste dann aber schelmisch. "Tja, dann sollten wir es ihnen wohl besser bald beibringen, hm? Schonen würde ich vorschlagen." bemerkte er. Vielleicht ergab sich ja später eine Gelegenheit bei der er mit Robert darüber sprechen konnte. Und wenn Sébastien und Philippe bereits eine Ahnung davon hatten, würde sich der Rest schon finden.
"Vermutlich, ja. Und im Notfall hat Philippe ja auch noch Söhne genug, die ebenfalls in die Zucht einsteigen könnten." beschied Edward mit einem unbekümmerten Achselzucken.

Sébastien


Sébastien hielt Philipp auf dem Arm, als er an diesem Nachmittag durch die Stallungen schlenderte. Er mochte diese Stunden mit seinem Nachwuchs, denn so schwer es ihm auch anfangs gefallen war sich mit seinem neuen Leben zu arrangieren, er liebte seinen Sohn so sehr. Philipp erfreute ihn auch dann, wenn er mit müden Knochen nach Hause kam und er einfach nur ein bisschen Ruhe wollte. So wenig begeistert Laura auch davon war, er hatte Philipp oft mitgenommen zu den Pferden und natürlich hatte der Junge schon auf einem Pferderücken gesessen, sobald er sich selbstständig aufrecht halten konnte. Das gehörte sich einfach so für einen zukünftigen Stallmeister.
"Na, kleiner Mann, wir sollten deine Mutter nicht verärgern und uns bald zurück nach Hause scheren.", murmelte er liebevoll und trat schließlich vor die Tür, als ihm Claire entgegen kam.
"Ach du meine Güte, Schwesterchen!"

Claire hatte ganz und gar nichts dagegen gehabt, dass sie so recht spontan doch wieder nach Truro gereist waren, damit sie bei Thomas' Hochzeit dabei sein konnten. Sie liebte Oxford und es war ihr rasch ein zu Hause geworden, aber hier waren nun einmal ihre Wurzeln und sie genoss es Zeit bei ihrer Familie zu verbringen.
Und deshalb war sie auch gerade auf dem Weg zu ihrem Elternhaus als sie eine wohlvertraute Gestalt mit einem kleinen Jungen auf dem Arm entdeckte. "Sébastien!" Sie schenkte ihrem Bruder ein strahlendes Lächeln, trat zu ihm und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange. "Und mein kleiner Neffe ..." murmelte sie und strich Philipp über den weichen Schopf. Dieses Kind weckte die verschiedensten Gefühle in ihr, es war gar nicht so einfach, stellte sie immer wieder fest. Manchmal war es wirklich erstaunlich wie Gott die Pfade der Menschen lenkte. Sébastien, der eigentlich am liebsten nie hatte heiraten und eine Familie gründen wollen, hatte genau das getan und sie, die sich ein Kind wünschte, war nach wie vor nicht schwanger geworden und reiste mit ihrem Gemahl kreuz und quer durch England.

Sébastien


Sébastien lachte und ließ sich bereitwillig auf die Wange küssen. "Du siehst großartig aus, Claire, das Leben der Adeligen scheint dir gut zu bekommen, hm?" Er legte seiner Schwester die freie Hand an die Hüfte. "Ich kann es immer noch kaum glauben, dass du Lady Oxford bist." Er lächelte zufrieden, als sie Philipp begrüßte.
"Oh ja. Dein Neffe ist schon drauf und dran der perfekte Stallmeister zu werden, er kann immerhin schon allein auf einem Pferd sitzen. Aber verrat mich nicht, Laura macht sich immer so große Sorgen, wenn ich Philipp mitnehme in den Stall. Dabei weiß sie ganz genau, dass ich immer auf ihn aufpasse und kein Risiko eingehen würde.", erklärte er.
"Aber komm, lass uns hinein gehen. Sie werden sich alle freuen dich zu sehen. Und wie steht es mit euch, hm? Noch kein Nachwuchs, der ins Haus steht?"

Claire lehnte sich ein wenig an ihren Bruder als dieser den Arm um sie legte. "Ja, ich schätze, ich hätte es wahrlich schlechter treffen können." bemerkte sie augenzwinkernd und lachte dann leise. "Dabei hattest du doch mittlerweile einiges an Zeit dich daran zu gewöhnen, oder? Nimms nicht so tragisch. Wir können ja nicht alle Stallmeister werden." neckte sie und sah ihren kleinen Neffen amüsiert an. "So so. Dann erzähl es mir lieber nicht zu laut, nicht dass Laura uns noch hört. Aber ich glaube, deine Frau weiß ohnehin schon was du so treibst. Sie kennt dich gut, weißt du?" Und Claire war froh, dass Sébastien mit Laura eine Frau gefunden hatte, die zu ihm passte und nicht versuchte ihn in irgendeine Form zu pressen.
Sie seufzte leise und schüttelte den Kopf als sie zur Tür traten. "Nein, bisher nicht. Edward sagt immer, ihm sei es egal, er habe schließlich Kinder genug, aber er hat ja auch leicht reden." Für sie war ihre bisherige Unfruchtbarkeit nicht so leicht abgetan.

Sébastien


Sébastien grinste breit. "Da hast du wohl Recht, aber du wirst trotzdem immer meine kleine Schwester bleiben. Doch ich muss zugeben, es passt zu dir. Du warst schon als Kind immer die Vornehmste von uns, nicht wahr?"
Er hob die Schultern. "Du wirst mich schon nicht verraten. Ich befürchte aber, es stimmt. Laura kennt mich gut, sie...weißt vermutlich wirklich Bescheid. Aber da mir mein Söhnchen wichtiger ist als alles Andere, werde ich schon gut auf ihn aufpassen."
Vor der Tür hielt er einen Moment inne und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. "Sorge dich nicht, Claire. Alles hat seine Zeit. Du hast Zeit. Manche Frauen brauchen eben etwas länger, bis sie soweit sind. Ich weiß, du willst gern ein Kind, du wirst es eines Tages haben. Genieß deine ruhigen Nächte bis dahin. Und du darfst Philipp gern ausleihen, wenn du ein bisschen kuscheln willst. Er ist dafür sicher zu haben."

"Gut so. Ich bin gerne deine kleine Schwester." Beschied sie und lachte dann auf. "Irgendwer musste ja einen Ausgleich zu deinem flegelhaften Verhalten schaffen, oder? Von vornehm warst du schließlich schon immer weit entfernt." Scherzte sie vergnügt.
Dann bedachte sie ihren Bruder mit einem ausgesprochen sanften Blick. "Solche väterlichen Reden von dir ..." murmelte sie lächelnd. "Es ist so schön, dass du glücklich mit Laura und eurem Sohn bist. Das hab ich mir immer für dich gewünscht." Sie hatte tief im Herzen immer gewusst, dass Sébastien Freude am Familienleben finden würde, wenn er nur erst der richtigen Frau begegnete.
Als sie vor der Tür stehen blieben, schnitt Claire eine kleine Grimasse. "Zeit ... jaja, das höre ich immer wieder, es wäre ja noch Zeit. Und mag sein, dass ihr Recht habt, aber es ist dennoch frustrierend wenn ich bedenke wie lange Edward und ich bereits verheiratet sind und wie schnell er mit allerhand anderer Frauen Kinder bekommen hat ..." erklärte Claire seufzend. Vielleicht hätte sie es auch gelassener genommen, wenn diese Sache etwas anders wäre.

Sébastien


Sébastien grinste. "Und ich bin gern dein großer Bruder. Aber natürlich ist es so, dass ich nie ein Talent für vornehmes Verhalten hatte. Da bin ich froh, dass du den Familienbedarf daran deckst."
Er hob die Schultern. "Tja, die Rolle als Familienvater ist letztlich auch nicht ohne Folgen an mir vorbei gegangen. Ich war ja erst sehr skeptisch, aber naja....Laura macht mir keine Vorwürfe, wenn ich zu spät komme, sie ist einfach da und Philipp ist einfach wundervoll. Ich hätte nie gedacht, dass es so werden würde, aber ich habe mich überzeugen lassen."

Er legte seiner Schwester kurz die Hand auf den Rücken. "Ich weiß und ich kann dich verstehen. Aber du kannst es ohnehin nicht beeinflussen. Wenn die Zeit reif ist, wirst du Mutter werden. Ich hatte viele Liebschaften, weißt du, aber schwanger geworden ist nur Laura. Wofür ich dankbar bin, aber vielleicht war es bei Edward auch mehr Zufall...Mach dir keinen Stress damit, dann wird alles leichter. Und jetzt lass uns rein gehen."