William und Joanna - ab 1183

Josephine nickte. "Es wird alles gut, Ihr werdet schon sehen. Manchmal muss man einfach ein bisschen Gottvertrauen haben. Und Euer Vater ist ein kluger Mann."
Sie seufzte leise, als Giulia sich so plötzlich wieder verschloss. Das Mädchen hatte offenbar beschlossen, sich möglichst stur zu stellen und keinem ein bisschen Freundschaft zu ermöglichen, damit sie schnellstmöglich zurück nach Italien konnte.
Doch das Mädchen würde schon sehen, was sie davon hatte. Irgendwann würde sie nicht mehr widerstehen können, denn ihr Vater schien äußerst wenig davon zu halten, sie wieder mit zu nehmen. Er wollte, dass sie hier unter Joannas Obhut blieb.

Edward hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und beobachtete das Treiben vor sich mit einem Lächeln auf den Lippen. Er hatte Helene dazu überredet mit Raphael und Theresa wenigstens für eine Stunde in den Garten zu gehen und es schien heute ein voller Erfolg zu werden, denn die beiden Kinder lockten ihre Mutter sehr gekonnt aus der Reserve und hatten sie nun zu einem kleinen Fangenspiel ermutigt.
Diese Momente waren es für die Edward hergekommen war, für die er an Helenes Seite stehen und mit ihr gegen die Dunkelheit kämpfen wollte. Es war mitunter immer noch schwer für sie, aber es gab immerhin nun auch schon solche Phasen in denen sie Freude empfand, so wie jetzt mit den Kindern zusammen. Oder wenn Edward und sie das Bett miteinander teilten, denn es war nicht bei diesem einen Mal geblieben. Im Gegenteil, nachdem sie erst einmal diesen Schritt getan hatten, schien es als könnten sie kaum noch die Finger voneinander lassen. Bei dem Gedanken daran musste Edward unweigerlich grinsen.

Charles hatte etwas zu erledigen gehabt und hatte den Rückweg durch den Garten genommen, wo er schließlich auf Edward traf, der Helene und die Kinder beobachtete. Mit einem schmalen Lächeln gesellte er sich zu seine Schwager.
"Sie hat sich wirklich gefangen, scheint mir. Das ist allein dein Verdienst und der der Kinder. Ich hätte nicht gedacht, sie jeweils wieder so fröhlich zu sehen." Er schaute Edward von der Seite her an. "Ihr versteht euch viel besser, hm? Sie hängt an dir."
Und diese verrückte Beziehung verblüffte ihn jeden Tag aufs Neue.
"Wie hast du ihr ihren Lebensmut zurückgegeben?"

Edward wandte kurz den Kopf als er die schweren Schritte seines Schwagers näher kommen hörte. "Hm. Sagen wir, es gibt mittlerweile nicht mehr nur schlechte Phasen. Aber um wirklich sagen zu können, dass sie sich gefangen hat, ist es glaube ich noch zu früh. Es ... ist ein bisschen so als würde sie an der Kante eines Abgrunds balancieren. Im Moment halte ich ihre Hand und sorge so dafür, dass sie nicht strauchelt, aber es ist ein schwieriges Unterfangen und würde ich ihre Hand loslassen ..." Edward zuckte mit den Schultern. Noch war es zu früh, als dass er hätte abreisen können, das spürte er genau. Aber er war zuversichtlich geworden, so viel war sicher.
Edward erwiderte Charles' Blick einen Moment lang schweigend, dann nickte er. "Ich denke, wir haben zu einem neuen Verständnis füreinander gefunden. Sie versteht nun einiges an mir besser, was ihr zuvor ein Rätsel war und ich ... tja, ich schätze, ich bin dabei auch alles endgültig hinter mir zu lassen, was vorgefallen ist. Ich bin ihretwegen hier hergekommen, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, muss ich eingestehen, dass sie mir ebenso sehr hilft, wie ich ihr." murmelte Edward versonnen.
Er grinste leicht und fuhr sich mit den Fingern durch den Schopf. "Ich bin für sie da, halte sie fest, wenn sie es braucht und sage ihr hässliche Dinge und zwinge sie nach draußen, wenn sie nicht will, es aber dennoch braucht." erwiderte er amüsiert. Er sagte Charles auch lieber nicht, was sie beide noch taten, um Helenes Lebensgeister zu wecken, das war etwas, dass sie wohl besser für sich behielten.

"Ein treffender Vergleich, denke ich. Du bleibst ja immerhin noch ein Weilchen und bist weiterhin ihre Stütze. Du hast sicher Recht, sie braucht noch Zeit. Irgendwann wird sie das Gleichgewicht wieder allein halten können. Und sie hat gemerkt, dass die Kinder ihr gut tun."
Charles lächelte sanft. "Das freut mich. Dann war diese Sache auch nützlich für dich. Es ist Zeit, dass du die Vergangenheit hinter dir lässt. Ihr könnt euch wohl Beide am besten verstehen in dieser Sache, ihr habt dasselbe durchgemacht."
Er legte Edward die Hand auf die Schulter. "Du machst es wirklich gut. Ich bin nicht sicher, ob ich es tun könnte. Sie wird wieder die Alte werden, beinahe zumindest. Und es tut Raphael wirklich gut, dass seine Mutter ihn wieder an sich heran lässt. Alexander hätte nicht gewollt, dass Helene sich zugrunde richtet und die Kinder vernachlässigt."

Edward nickte zustimmend. "Ich bleibe solange es nötig ist. Ich will nicht riskieren, dass sie wieder in ein Loch fällt, nur weil ich womöglich ein paar Tage zu früh abgereist bin." Auch wenn das Claire ganz und gar nicht passen würde und er sich wohl ohnehin einiges würde anhören müssen, wenn er zurück nach Oxford kam.
"Ja, solche Erlebnisse können wahrlich zusammen schweißen." murmelte Edward und grinste dann leicht. "Das muss ich mir merken. Allzu oft ist mir solch ein Lob ja nicht vergönnt." bemerkte er augenzwinkernd und sah dann wieder zu Helene und den Kindern hinüber. "Ich bin so froh darüber, Charles ... auch wegen Raphael. Es ist furchtbar als Kind einsam zu sein." Und das wollte er keinem seiner Kinder zumuten, wenn er es nur irgendwie verhindern konnte.

"Das wird das Beste sein. So gute Fortschritte sie auch macht, es wird noch eine Weile dauern, bis sie wirklich über den Berg ist und ihre Schatten selbst bekämpfen kann. Ich schätze, es wird ihr trotzdem ziemlich schwer fallen dich dann wieder gehen zu lassen." Aber Edward war immerhin verheiratet und hatte sich um eine Grafschaft zu kümmern.
Charles lachte leise. "Das stimmt. Aber in diesem Fall hast du es dir redlich verdient. Dein Sohn blüht auf und ist wieder das fröhliche Kind von früher, das ist wunderbar. So sehe ich ihn viel lieber. Was denkst du, ist Helene bereit einer Einladung zum Essen heute Abend zu folgen? Wir hätten euch Beide heute Abend gern eingeladen mit uns zu essen. Mary würde gern einmal wieder einen Abend in geselliger Runde verbringen und vielleicht weiß sie es wieder zu schätzen."

Edward machte eine Kopfbewegung als würde er nicken und zugleich den Kopf schütteln. "Es wird sicher nicht ganz einfach sein, wenn ich wieder abreise, aber sie wird auch das schaffen. Sie ist stark und wenn sie erst einmal wieder genug Halt in ihrem Leben hat, dann spiele ich keine große Rolle mehr. Spätestens wenn sie wieder so sehr sie selbst ist, dass sie feststellt, was für ein Holzkopf ich bin, wird sie mir keine Träne mehr nachweinen." erwiderte er grinsend.
Er sah kurz zu Helene hinüber und nickte dann. "Ich werde sie schon dazu kriegen. Gesteh ihr nach diesem Ausflug hier ein, zwei Stunden Ruhe zu, dann wird es schon gehen. Es wird ihr gut tun, wenn sie langsam immer weiter in ihr Leben zurück kehrt." erklärte Edward entschlossen.

"Wenn du dich da mal nicht täuschst. Du hast immer eine Rolle gespielt in ihrem Leben. Allein schon deswegen, weil die Kinder euch verbinden. Und für einen Holzkopf bist du momentan doch sehr einfühlsam, hm? Ich denke nicht, dass sie dir das jemals vergessen wird. Du bist jetzt für sie da, das bedeutet ihr wirklich viel. Sie würde es allein nicht schaffen. Das ist etwas, das nur du tun kannst."
Charles klopfte ihm auf die Schulter und grinste zurück. "Wenn du das sagst, will ich dir mal vertrauen. Mary wird sich freuen. Ich denke auch, Helene würde ein bisschen Normalität gut tun."
Und so ein Abendessenwürde sie vielleicht noch ein bisschen ablenken. Mochte Helene offiziell auch Marys Zofe sein, so vergaßen sie doch niemals, dass auch Helene eigentlich eine französische Grafentochter war. Sie war die Frau eines Earl gewesen und damit nicht von geringerem Stand als Mary.

Edward saß mit locker übereinander geschlagenen Beinen da und beobachtete Helene, die gerade ihre, vom Spiel mit den Kindern leicht zerzausten Haare in Ordnung gebracht hatte und nun ein Kleid heraus suchte, dass sie nachher tragen würde, wenn sie beide sich mit Mary und Charles zum Essen trafen.
"Das war wirklich ein schöner Anblick vorhin, du mit den beiden kleinen. Und ich bin froh, dass du ja zu dem Essen heute Abend gesagt hast. " bemerkte er und beobachtete Helene aufmerksam. "Wie fühlst du dich damit?" fragte Edward dann sanft. Er wusste selbst, dass einen manchmal erst im Nachhinein die eigene Courage überwältigte und man seine Entscheidung dann schnell in Frage zu stellen begann.

Helene wühlte in ihren Kleider, unetschlossen, ein wenig nervös. Sie ließ die Kleider sinken und wandte sich zu Edward um. "Es hat sich auch gut angefühlt. Wenigstens für den Moment, als ich mit ihnen gespielt habe. Es war fast wie früher."
Helene seufzte. "Ich hielt es erst für eine gute Idee, jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es das wirklich ist. Ich glaube, ich hätte lieber meine Ruhe. Ich denke nicht, dass ich schon bereit genug bin. Aber Mary wäre sicher traurig, wenn ich nicht komme."
Sie ging langsam zu ihm hinüber und strich ihm über die Wange. "Ich glaube, ich würde viel lieber mit dir ins Bett gehen."
Es tat ihr wahnsinnig gut, dass sie die Nächte zusammen verbrachten und oft genug die Finger nicht voneinander lassen konnten. Sie fand Trost und Halt in seiner Nähe und die Lust half ihr, wieder Freude am Leben zu finden.

Edward nickte verständnisvoll; er wusste genau, wie Helene sich gerade fühlte. "Wir müssen ja nicht ewig dort bleiben. Sieh es so: essen musst du so oder so. Und es werden nur Mary und Charles sein, also eine überschaubare Anzahl von Menschen." erwiderte er und sah grinsend zu Helene auf als sie zu ihm trat und über seine Wange strich. "Oh, wieso nicht beides?" erwiderte er und legte die Hand auf ihre, damit Helene sie nicht wieder zurück zog. "Ich bin sicher, das ließe sich noch einrichten. Wir haben schließlich noch reichlich Zeit bis Mary und Charles uns erwarten." bemerkte er, schlang den freien Arm um Helenes Taille und zog sie auf seinen Schoß hinab, um ihre Lippen für einen Kuss zu suchen. "Hast du dir das so in etwa vorgestellt?" fragte er leise als sich ihre Lippen wieder trennten.

Helene seufzte und nickte langsam. "Du hast ja Recht. Ich muss essen und nur mit ihnen Beiden wird es wahrscheinlich recht angenehm sein. Trotzdem habe ich gerade Anderes im Sinn."
Sie lächelte leicht und erwiderte seinen Kuss. Bereitwillig ließ sie sich auf seinen Schoß ziehen. "So, denkst du? Denkst du, wir schaffen das Beides, hm? Dann müssen wir uns aber beeilen..."
Sie lachte leise und nickte.
"So habe ich mir das vorgestellt, ganz genauso." Helene küsste ihn erneut, leidenschaftlicher diesmal. "Also dann, beeilen wir uns ein bisschen."
Und sie wollte ihn haben, immer und immer wieder. Es faszinierte sie selbst wirklich, wie sehr sie sich wieder aneinander gewöhnt hatten.

"Oh, ich bin sehr sicher. Und wenn Mary und Charles einen kleinen Augenblick warten müssen, ist das auch nicht allzu tragisch." entgegnete Edward und zog Helene enger an sich als sie ihn küsste. Für einen Augenblick kamen ihm Charles' Worte in den Sinn und er überlegte, ob womöglich nicht nur Helene damit zu hadern hätte, wenn er wieder abreiste, sondern er selbst unter Umständen auch ein wenig. Das hier ... das war als würde er für einige Zeit in einer anderen Welt leben, fern ab und seinen eigentlichen Pflichten und vor allem fernab von Claire. Und in ganz dunklen Momenten fragte er sich, was das, was er hier tat eigentlich über ihn aussagte.
Aber all diese Gedanken konnte er jetzt problemlos bei Seite schieben als sich Helenes Körper an ihn schmiegte und er für einen Moment die Augen zusammen kniff als die Erregung sich in ihm ausbreitete. "Gut ... dann sind wir ja eines Sinnes darüber ..." wisperte er ein wenig heiser und begann ohne Umschweife Helenes Kleid aufzuschnüren. "Das musst du ja ohnehin noch ausziehen, hm?"

Helene lachte auf. "Das stimmt, sie werden es verzeihen." Bereitwillig ließ sie sich aus ihrem Kleid befreien. "Oh ja, wie umsichtig von dir...Aber ich gehe davon aus, du hast auch nichts dagegen dich nachher wieder anzuziehen, hm?", erwiderte sie und machte sich an seinem Hemd zu schaffen.
Sie ahnte, dass er mit einer anderen Frau nicht so umtriebig wäre, aber es war immer etwas Außergewöhnliches gewesen zwischen ihnen und offenbar war seine Frau nicht anziehend genug, um alles zu verdrängen.
Sie küsste ihn und zog ihn dann mit sich zum Bett hinüber. Ihr Kleid ruschte über ihre Hüften zu Boden. Sie war ein wenig dürr geworden, aber dennoch hatte sie durch ihre Schwangerschaften Rundungen behalten, die Edward ausgesprochen zusagten. Er hatte immer gern etwas zum anfassen, bei dem er nicht aufpassen musste, dass er etwas zerbrach.
"Komm schon..."

"Wenn du mir beim Anziehen so hilfreich zur Hand gehst, wie beim Ausziehen ..." neckte Edward und ließ sein eigenes Hemd achtlos zu Boden fallen als Helene es aufgeschnürt hatte. Er erwiderte den Kuss innig und folgte ihr zum Bett, beobachtete wie sie auf dem Weg dahin ihr Kleid endgültig hinab schon und hatte das Gefühl fast zu zerspringen vor Lust. Wie schnell und heftig dieses Verlangen immer wieder über ihn herein brach, überraschte ihn doch nach wie vor noch.
Am Bett angekommen zog er Helene noch einmal eng an sich, ehe er zuließ, dass sie sich auf die Matratze sinken ließ und sich über sie beugte.
"So ungeduldig, Mylady? Dann wirst du mir doch sicher mit dieser fürchterlich engen Hose helfen, hm?" forderte er sie leise auf.

Helene grinste. "Aber sicher, Mylord, das tue ich doch gern." Sie zog ihn mit sich aufs Bett und sah zu ihm auf. Neckisch fuhren ihre Finger über seine nackte Brust und machten sich dann an seinem Hosenbund zu schaffen.
"Ich bin ausgesprochen ungeduldig, das weißt du doch." Und die Umstände hatten sie nicht gerade geduldiger gemacht, denn das Leben konnte so schnell vorbei sein. und sie wollte ihn, es war wie eine Art Sucht.
Sie zog ihm die Hose aus und grub die Finger in seine Locken. "Komm schon, Ed....fass mich an...oder willst du noch länger nur ansehen?", forderte sie ihn mit rauer Stimme auf. Sie konnte nie genug von ihm kriegen und ihr graute davor, wenn er wieder abreiste.

Edward stöhnte als Helenes Finger ganz bewusst unendlich langsam über seine Brust glitten, dann aber endlich seine Hose erreichten und kurz darauf landete diese ebenfalls achtlos auf dem Boden.
Er lachte bei Helenes Aufforderung auf und zögerte nicht, legte seine Hände an ihre Hüften und ließ sie aufwärts wandern. "Mit nichten, Mylady, wenngleich es ein durchaus sehr erquickender Anblick ist, der sich mir hier bietet." bemerkte er und glitt dann zwischen ihre einladend geöffneten Schenkel.
Währenddessen hatten Charles und Mary in den Wohngemächern darauf gewartet, dass Edward und Helene zu ihnen stießen, doch die beiden ließen auf sich warten. Da Mary sich schließlich Sorgen zu machen begann, entschied sie, dass es am Besten war einmal nachzusehen, wo die beiden waren. Womöglich hatte Helene sich nun doch anders entschieden und Edward versuchte sie zu überzeugen, der Einladung doch noch zu folgen ... wenngleich Mary glaubte, dass Edward wohl am ehesten in der Lage war Helene umzustimmen, so konnte sie ja aber dennoch sehen, ob sie nicht helfen konnte.

Helene lachte leise auf. "Das hört eine Lady doch gern..." Sie wusste zu schätzen, dass er sie immer noch so anziehend fand. Sanft zog sie ihn enger zu sich, kam ihm entgegen und genoss die Gelegenheit sehr. Das war doch viel besser als ein Abendessen, es lenkte sie vortrefflich ab und sie Beide dachten nicht mehr an die Zeit.
Sie stöhnte leise und fuhr durch die roten Locken. Sie kamen zum Ende, gerade, als es an der Tür klopfte. Helene erstarrte einen Moment.
"Wenn wir leise sind, geht er vielleicht wieder weg...", wisperte sie leise in sein Ohr. Sicherlich würde sich niemand trauen, einfach ohne Aufforderung ihre Gemächer zu betreten und einfach denken, sie wäre nicht Zuhause.

Edward schloss die Augen als Helenes Finger durch seine Haare glitten und hielt für einen kurzen Moment inne, ehe er noch einmal etwas schneller wurde und sie beide schließlich gemeinsam zum Ende kamen. Es wäre ein wunderbarer Moment gewesen, wäre Helene unter ihm nicht plötzlich erstarrt. Edward öffnete verwirrt die Augen, da erst wurde ihm bewusst, was er gerade gehört hatte. Jemand hatte geklopft ...
Sein Atem ging schwer und er wagte sich für einen Moment nicht einmal zu rühren. "Ich hoffe, du -" Er brach ab, denn genau in dem Moment wurde plötzlich die Tür geöffnet.
Mary hatte keine Antwort auf ihr Klopfen vernommen, aber Helene musste hier sein, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Und da sie sich Sorgen, um ihre Freundin machte, zögerte Mary nicht noch länger und trat ein.
"Helene? Ich wollte ... Edward!" Marys Miene, eben noch so besorgt, wandelte sich schlagartig in blankes Entsetzen als sie ihren Bruder entdeckte - nackt und in einer Position, die nun wahrlich keine Zweifel mehr aufkommen ließ, was hier gerade geschehen war.
Edward starrte seine Schwester an, nicht so recht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen oder irgendetwas zu tun, das in diesem Moment sinnvoll hätte sein können. "Mary ... ich ..." er stockte und ein schiefes Lächeln trat auf seine Lippen, eine Mischung aus Unsicherheit, Verlegenheit und diesem kleinen Maß an Schamlosigkeit, das immer in ihm herrschte, wenn man ihn bei einem seiner vielen Fehltritte erwischte.

Helene biss sich auf die Unterlippe. Natürlich hatte sie nicht abgesperrt...Sie hatten ja nicht damit gerechnet, dass es sie übermannen würde, sie hatten eigentlich zum Abendessen gehen wollen. Keiner von ihnen hatte daran gedacht.
Und so öffnete sich die Tür und Mary platzte in die Szene. Es war Helene unendlich peinlich, dass ihre Freundin sie so sah. Was sie wohl von ihr nun dachte?
Sie schluckte und zog ein Laken höher, um sich wenigstens zu bedecken. "Mary...du...hättest das nicht sehen sollen."
Mary aber wirkte blass und wirklich bis ins Mark schockiert. "Also wirklich! Dass du dich nicht schämst, ihre Lage so auszunutzen, Edward! Das ist unglaublich! Und du grinst mich auch noch an? Das hätte ich nicht von dir gedacht!", brachte sie wütend hervor, bevor Helene weitere beschwichtigende Worte finden konnte. Dabei war es doch nicht Edwards Schuld..

Als Helene eines der Laken an sich zog, erwachte Edward auch endlich aus seiner Starre und glitt von ihr herunter, nahm sich das zweite Laken und wickelte es sich gekonnt um die Hüften als er aufstand. Langsam, die Hände beschwichtigend gehoben, trat er um das Bett herum, um Mary ansehen zu können.
"Mary, ich weiß, wie das hier aussieht, aber du irrst dich. Ich -"
"Ich irre mich?" fiel Mary ihrem Bruder zornig ins Wort. "Willst du mich für dumm verkaufen, Edward? Das was ich hier sehe, lässt ja wohl wirklich keinen Zweifel an dem, was du getan hast."
Geräuschvoll stieß Edward die Luft zwischen den Zähnen hervor. "Du missverstehst das, wirklich. Ich habe Helenes Situation nicht ausgenutzt, das ... das wäre wirklich schäbig gewesen. Ich gebe zu, es ist etwas kompliziert, aber wenn du dich ein wenig beruhigst, könnte ich es dir erklären ..." Hoffte er jedenfalls. Aber ganz sicher war er sich nicht, ob er Mary würde verständlich machen können, was zwischen Helene und ihm so vorging. Zumal er selbst das ja nicht einmal so in ganzem Ausmaße begreifen konnte.

Helene konnte Mary ansehen, dass sie weit davon entfernt war sich zu beruhigen. Mary war regelrecht außer sich. Sie richtete sich auf und bedachte ihre Freundin mit einem bittenden Blick. "Hör dir wenigstens an, was er zu sagen hat, bitte. Er hat Recht, es ist nicht seine Schuld. Es ist meine." Sie hatte schließlich den ersten Schritt gemacht.
"Du bist verheiratet, Edward, und hast bisher glaubhaft den Anschein erweckt, sie wäre alles für dich. Das hier widerspricht ihm gewaltig! Wie kannst du dich nur im Spiegel ansehen? Ich habe dich sicher nicht dafür hergeholt, damit du alle Regeln des Anstands außer acht lässt!", brachte Mary wütend hervor.
"Zieh dir gefälligst was an, dann bin ich vielleicht geneigt einer Erklärung zuzuhören. Aber ich fasse es einfach nicht!"
Helene seufzte. Noch mehr Schwierigkeiten hatte sie wirklich nicht brauchen können. Das hätte nicht passieren dürfen.

Edward holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. Ja, er war verheiratet und das nicht mehr mit Helene, sondern mit Claire. Mit seiner kleinen, süßen Claire für die er mit allen Mitteln die Annullierung seiner Ehe mit Helene voran getrieben hatte und für die er bisher keine andere Frau mehr angerührt hatte. Und jetzt war er hier, verbrachte Nacht um Nacht mit Helene und wusste selbst noch nicht genau, wie er seine Gefühle wieder ordnen sollte.
Er schlug die Augen wieder auf und nickte langsam. "Ich weiß all das, aber ... es ist einfach ... eins zum anderen gekommen." Was für eine schwache Leistung ... Edward hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, damit er sich endlich zusammen nahm.
Er bedachte seine Schwester mit einem missmutigen Blick. "Ich bin keins deiner kleinen Kinder, das du herumscheuchen kannst." brummte er unwillig, folgte ihrer Aufforderung aber dennoch, schlüpfte in seine Hosen und zog sich das Hemd wieder über.
"Hör zu, ich habe Helene nicht ausgenutzt. Sie war es, die den ersten Schritt gemacht hat und nie hätte ich so etwas gegen ihren Willen getan oder versucht sie zu überreden. Vor allem nicht in ihrer Situation. Aber ... aber eine solche Situation erfordert manchmal auch ... naja, sagen wir eigenwillige Maßnahmen. Du hast mich nicht hergeholt, um alle Anstandsregeln zu brechen, aber du hast mich hergeholt, um Helene zu helfen und genau das tue ich doch, oder nicht? Du siehst doch selbst, dass es ihr besser geht."

Mary hob die Augenbraue. "Es ist eins zum Anderen gekommen...sicher. Was für eine erbärmliche Ausrede dafür, dass du dir jetzt die Frau ins Bett holst, die du noch vor gar nicht allzu langer Zeit loswerden wolltest! Du benimmst dich aber wie ein Kind, also behandele ich dich auch so! Sie hat den ersten Schritt gemacht? Du weißt doch genau, dass sie neben der Spur ist. Du hättest den Anstand wahren und sie abweisen müssen! Wie soll ihr das helfen? Indem du sie schwängerst und dann allein hier sitzen lässt, wenn du nach Oxford zurück gehst? Ich kenne dich so lange schon, Edward, aber deine Verantwortungslosigkeit fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Vielleicht geht es ihr besser...aber wie lange wird es das? Wenn du gehst, fällt sie doch wieder in ein Loch."
Helene räusperte sich.
"Mary, ich bn auch noch hier...Deine Sorge ehrt mich, aber er hat Recht. Es...hilft mir, wieder das Leben zu fühlen."