William und Joanna - ab 1183

Giselle erwiderte seinen Kuss und lächelte matt, aber glücklich. "Das frage ich mich auch ständig...aber es ist gelungen und Gott ist uns wohl gesonnen. Ein zweiter Sohn..."
Sie war hochzufrieden mit sich, aber sie war am Ende ihrer Kräfte.
"Oh ja, wunderschön....", murmelte sie. "Willst du ihn nehmen, hm? Ich denke, meine Arme haben nicht mehr lange die Kraft dazu. Ich war noch nie in meinem Leben so erschöpft."
Sie musterte ihn einen Moment, strich durch den weichen Flaum auf dem kleinen Köpfchen und lächelte dann.
"Ètienne...", erklärte sie dann. "Was denkst du?"

"Ja, ein zweiter Sohn." bestätigte Rob lächelnd. Ihm war es vollkommen gleich gewesen, ob ihr zweites Kind noch ein Junge oder ein Mädchen wurde, aber dieser zweite Sohn würde auch die letzten kritischen Stimmen zum Schweigen bringen. Niemand würde mehr daran zweifeln, dass Gott ihnen wohlgesonnen war.
Er nickte und nahm Giselle umsichtig das kleine Bündel auf den Armen. "Und du hast jedes Recht darauf dich nun ausgiebig auszuruhen, damit du schnell wieder zu Kräften kommst und mir nur ja kein Fieber kriegst, hörst du?" erwiderte er leise, sah dann aber wieder auf seinen Sohn hinab, magisch angezogen von dessen Präsenz.
Im nächsten Moment wurde Robs Kehle eng und dieses Mal konnte er nicht verhindern, dass eine Träne sich hervor stahl und über seine Wange lief. "Étienne ..." wiederholte Rob leise, gerührt von dem Vorschlag seiner Frau. "Ich ... ich denke, das ist ein wirklich guter Name." Und es war nur Recht, dass sein zweiter Sohn nach seinem besten Freund benannt wurde, dem Rob so innig verbunden war. "Auf dass er ein ebenso guter Mann wird wie sein Namenspate."

"Niemand kann mir jetzt noch vorwerfen, dass ich nicht gut genug bin, weil unsicher ist, ob ich dir Kinder schenken kann. Will war nicht nur Glück."
Giselle nickte leicht.
"Ich versuche es....ich bin ein harter Brocken, so leicht bekomme ich kein Fieber. Habe ich auch nicht, als Levi mich aufgeschnitten hat.", beruhigte sie ihn leise. Dann hob sie die Hand und strich durch seine dunklen Locken.
"Das ist es...ich ahnte, dass er dir gefallen wird. Unser kleiner Étienne wird ein wunderbarer Mann werden, aber er lässt sich dafür hoffentlich noch Zeit. Ich genieße es, mein kleines Würmchen selbst zu umsorgen. Bald kann ich es noch besser, das Laufen klappt doch ganz gut."

"Das kann nun wahrlich niemand mehr. Und dabei waren sie doch von Anfang an Dummköpfe so etwas zu behaupten." entgegnete Rob entschieden. Es hatte ihn immer gestört, dass die Leute über seine Gemahlin getuschelt hatten, hatte er doch vom ersten Moment an in ihr Herz sehen dürfen und gewusst, was alles in ihr steckte. Und zum Glück hatte er sich davon leiten lassen und nicht vom Geschwätz der Leute.
Er lächelte leicht. "Ich weiß. Aber gib trotzdem gut auf dich Acht und schone dich, hm? Wir müssen es ja nicht herausfordern." Auch wenn beim letzten Mal nach dem schweren Eingriff alles gut gegangen war, hieß das ja noch lange nicht, dass es immer so war. Und Rob konnte schwerlich auf Giselle verzichten; eine Welt ohne sie wollte er sich um keinen Preis auch nur vorstellen.
"Oh ich bin sicher, dass er das wird. Und ich freue mich jetzt schon auf den Anblick, den du draußen im Garten beim Fangenspielen mit Will und Étienne eines Tages bieten wirst, mein Herz." Allein bei dem Gedanken daran wurde Rob ganz warm ums Herz.
"Und nun schlaf ein wenig, was meinst du? Ich nutze die Zeit währenddessen, um unseren kleinen Étienne noch ein bisschen herum zu zeigen, dann bringe ich ihn dir zurück. Und morgen früh stellen wir Will gemeinsam seinen kleinen Bruder vor." Da die Niederkunft sich in die Länge gezogen hatte, war es Abend geworden und der kleine Will schlummerte schon selig, zu Bett gebracht von seinem Urgroßvater, der es sich nicht hatte nehmen lassen, Will noch eine Geschichte zum Schlafengehen zu erzählen.

Giselle nickte. "Das stimmt. Das waren sie...Aber jetzt müssen sie alle schweigen, denn ich bin deine Frau und die Mutter deiner Kinder." Niemand konnte daran mehr etwas ändern.
Sie lächelte leicht. "Das werde ich, keine Sorge. Es wird schon alles gut gehen, aber ich kann ein bisschen Ruhe vertragen...Damit ich Kräfte sammele für mein Fangenspiel." Und solche Fortschritte wie sie machte, war inzwischen alles möglich.
"Nun geh schon und zeig ihn herum, du platzt ja fast vor Stolz. Und ich bin wirklich gespannt, wie Will morgen früh reagiert. Aber erst einmal wird dein Großvater wieder einmal dahin schmelzen, weil er seinen Urenkel sieht."
Sie küsste Rob sanft.
"Na los, du kannst es kaum erwarten..."

"Das bist du und ich würde es um keinen Preis der Welt anders haben wollen." erklärte Rob liebevoll. Dann erwiderte er ihren sanften Kuss und richtete sich dann mit einem Grinsen wieder auf. "Also gut, also gut, ich gehe ja schon." verkündete er amüsiert und strich Giselle noch einmal zum Abschied über die Wange. "Schlaf gut, mein Engel." murmelte er und verließ dann mit dem kleinen Étienne auf dem Arm das Gemach. Der Säugling lag völlig ruhig in Robs Armen, sah ihn mittlerweile aus großen Augen an, so als könne er noch immer nicht ganz fassen, dass er den warmen, behaglichen Mutterleib nun verlassen hatte.
Rob stupste seinem Sohn zärtlich auf die Nase und hatte das Gefühl zerschmelzen zu müssen vor lauter Liebe zu diesem Kind als Étienne, die kleine Nase kräuselte.
Ihre traute Zweisamkeit fand dann aber fürs erste ein Ende als er die Gemächer seiner Großeltern erreichte, anklopfte und hinein gebeten wurde.
"Mamie, pépère ... darf ich euch euren jüngsten Urenkel vorstellen?" begann Rob mit einem Lächeln auf den Lippen, das Bände darüber sprach wie glücklich und stolz er war.

Natürlich war auch Joanna und William nicht verborgen geblieben, dass Giselle in den Wehen lag. Die ganze Burg war in Aufruhr, weil jeder mit ihnen bangte. Sie alle schätzten Giselle und niemand wollte, dass ihr etwas zustieß. Aber es war unsicher.
Als Rob eintrat, lächelnd, mit einem Kind im Arm, atmete sie auf und ging zu ihm hinüber. Sie schloss ihn vorsichtig in die Arme und nahm ihm dann den kleinen Jungen ab.
"Oh, mein Gott, wie niedlich er ist...Meinen Glückwunsch, mein Junge. Das heißt, Giselle hat es gut überstanden? Sie wollte wohl keinen Zweifel an ihrem Platz lassen..."
Ein zweiter Sohn war hervorragend. Sie strich dem Nachwuchs zärtlich über die Wange.
"Wie heißt er denn?"

Bereitwillig ließ Rob sich von seiner Großmutter umarmen und überließ ihr auch das Neugeborene, nur um sich im nächsten Moment in der festen Umarmung seines Großvaters wieder zu finden. "Gut gemacht, mein Junge." murmelte William und klopfte seinem Enkel auf den Rücken - ein klein wenig zu brüsk in dem Versuch seine Rührung zu überspielen.
Rob lächelte und nickte. "Danke. Ja. Ja, es ... es geht ihr gut. Es war unglaublich anstrengend für sie und ich bete zu Gott, dass sie nicht doch noch Fieber bekommt oder so etwas, aber Levi wacht über jede noch so kleine Veränderung wie ein Hütehund, es wird also schon alles gut gehen." erklärte er und fuhr sich kurz über die Augen in denen sich vor lauter Erleichterung Tränen gesammelt hatten. "Sie hat bekommen, was sie sich so gewünscht hatte ... eine normale Niederkunft und einen zweiten gesunden Sohn." murmelte Rob ein wenig heiser und beobachtete wie seine Großeltern den kleinen Jungen in Augenschein nahmen.
"Étienne. Es war Giselles Idee und ich fand es mehr als passend."

Joanna nickte zufrieden. "Das glaube ich. Aber sie ist in besten Händen. Es wird schon gut gehen, Gott ist euch wohlgesonnen."
Sie wiegte den kleinen Jungen lächelnd auf dem Arm. "Levi wird rechtzeitig reagieren, wenn etwas sein sollte. Aber es ist schon bewundernswert, dass sie ihren Kopf durchgesetzt hat und das Ganze auf dem normalen Weg geschafft hat."
Joanna gab den kleinen Jungen an ihren Mann, weil sie genau wusste, wie sehr er das gewollt hatte und sich danach sehnte.
Sie umarmte Rob noch einmal. "Étienne....wirklich passend und ein schöner Name. Immerhin trägt deine Liebste auch einen normannischen Namen."

Rob lächelte sachte. "Ja, es scheint ganz so als würde Gott seine schützende Hand über uns halten und unseren Weg frei halten." erwiderte er und lachte dann leise. "Es ist wie ein Wunder, in der Tat. Aber am Ende scheint Giselle einfach immer zu bekommen, was sie sich wünscht."
Er beobachtete, wie seine Großmutter den kleinen Étienne weiterreichte und sein Großvater den Jungen in Empfang nahm. Andächtig sah William auf seinen zweiten Urenkel hinab und schluckte schwer. Dieses winzige Kindchen berührte ihn so sehr, dass es ihm schlichtweg die Sprache verschlug. Nach allem was er in seinem Leben durchgestanden hatte, fühlte er sich wirklich mehr als gesegnet, dass er diese Momente miterleben konnte und er freute sich darauf auch den kleinen Étienne älter werden zu sehen und ihm dabei zur Seite zu stehen.
Rob nickte leicht und erwiderte die Umarmung seiner Großmutter. "Ja und ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert bis Étienne und sein Namensvetter sich kennenlernen." Vielleicht sollte er Stephan einen Brief schreiben und ihn einladen nach Truro zu kommen ... "Ich bin wirklich gespannt darauf, was Will morgen früh zu seinem Brüderchen sagt."

"Das tut er. Und warum auch nicht? Ihr habt schließlich genug durchgestanden für den Rest eures Lebens. Und wie du sagst, Giselle ist eine energische Frau, sie weiß, was sie will." Und Giselle erinnerte sie manches Mal an sie selbst.
Joanna legte ihrem Mann kurz die Hand auf die Schulter, weil sie genau wusste, wie sehr ihn diese Begegnung berührte.
"Oh, lad ihn einfach ein und lass ihn Pate stehen, hm?" Sie lächelte zufrieden. "Er ist so ein offenherziges Kerlchen, dass er sich freuen wird. Er wird ein guter großer Bruder sein."
Will war noch ein bisschen klein um diese Dinge zu verstehen, aber Étienne gehörte ja zur Familie und an Aufmerksamkeit für die Kinder mangelte es nicht.

Rob lächelte und dachte insgeheim, dass er vermutlich aussah wie ein verliebter junger Dummkopf, aber das störte ihn nicht weiter, denn genau das war er ja: bis über beide Ohren verliebt in seine Frau. Und vor seinen Großeltern brauchte er sich ohnehin nicht zu verstellen, sie kannten ihn in und auswendig und sie hatten ein sehr inniges Verhältnis zueinander.
Robs Augen leuchteten bei dem Vorschlag seiner Großmutter. "Das ist eine fantastische Idee!" beschied er. Der kleine Étienne würde natürlich noch heute Abend seine eigentliche Taufe erhalten, da man Neugeborene vorsorglich immer direkt taufen ließ, aber bis zur großen Tauffeier würde Stephan mit seiner Familie problemlos anreisen können.
"Pépėre, würdest du Stephan gleich bei der Taufe als Pate vertreten? Ich glaube, der kleine Étienne fühlt sich in deinen Händen ohnehin sehr wohl." Stellte er lächelnd fest und wusste genau, dass sein Großvater dieser Aufgabe mit Freuden nachkommen würde.

Joanna strich ihrem Enkel kurz über die Wange. "Sie ist ein gutes Mädchen. Du hast es gut getroffen, mein Junge. Ich bin froh für dich."
Sie lächelte hoch zufrieden, als Rob seinen Großvater bat, den kleinen Jungen bei der Taufe zu halten. Ihr Mann würde es freudestrahlend tun.
Und wie erwartet wirkte er ein wenig gerührt.
"Natürlich wird er das. Dann los, lass uns gehen. Wir sollten den kleinen Mann nicht warten lassen, er will sicher zurück zu seiner Mutter."
Sie war wirklich froh, dass in ihrer Familie alles so harmonisch war.

Nur allzu bereitwillig war Edward Richards erneuter Einladung an den Hof gefolgt und hatte selbstverständlich auch Claire und die Kinder mitgebracht. Er hatte auch gehofft Gabriel hier wieder zu sehen, aber Guillaume hatte ihm erklärt, dass er seinen Knappen frei gegeben hatte, um noch eine Weile in Truro zu bleiben, also würde Edward sich noch gedulden müssen bis er seinen Ältesten wieder sah.
Was ihn jedoch ebenso freute, war dass Robert auch bereits in Westminster angekommen war und nachdem er ein wenig mit sich gerungen hatte, suchte Edward seinen Bruder heute in dessen Gemach auf. Er wusste, dass Robert alleine war, da Josephine und Claire irgendwo in der Stadt alleine unterwegs waren, also war der Zeitpunkt perfekt für ein ruhiges Gespräch zwischen den beiden Brüdern.
Edward klopfte an und betrat das Gemach mit einem kleinen Lächeln nachdem er von drinnen Antwort bekommen hatte. "Bruderherz! Ich bin gekommen, um dich aus dem warmen, behaglichen Müßiggang zu reißen, dem du dich hingibst und um dich stattdessen auf einen Spaziergang zu entführen. Was hältst du davon?"

Robert hatte sich gefreut Richard wiederzusehen und war bereitwillig mit seiner Frau an den Hof gekommen. Josie war mit Claire unterwegs und erkundete die Stadt, während er zurück geblieben war um ein bisschen Ruhe zu genießen.
Doch die war ihm nicht allzu lange vergönnt, da klopfte es bereits wieder. Zu seiner Freude allerdings war es Edward, der ihn aufsuchte. Er stand auf und schloss seinen Bruder kurz in die Arme.
"Oh du gibst dich so etwas langweiligem wie einem Spaziergang hin?", fragte er neckisch, nickte dann aber. Er ahnte irgendwie, dass Edward etwas auf dem Herzen hatte.
"Na gut, dann lass uns eine Runde drehen. Unsere Frauen werden ohnehin noch eine Weile unterwegs sein und vermutlich eine Menge Pennys in der Stadt lassen. Es sei ihnen gegönnt."

Edward erwiderte Roberts Umarmung und lachte dann leise. "Spannender als hier am Kamin die Füße hochzulegen, denkst du nicht?" entgegnete er gelassen, öffnete die Tür und ließ Robert mit einer kleinen, spöttischen Verbeugung den Vortritt.
"Ich denke auch, dass wir sie so schnell nicht wieder sehen. Aber sollen sie sich so ruhig die Zeit vertreiben, wenn Claire mit Josie so lange unterwegs ist, nötigt sie mich vielleicht nicht mehr mit ihr einkaufen zu gehen." zeigte Edward sich zuversichtlich während sie durch die Gänge schlenderten, um hinaus in den Garten zu kommen.
"Wie steht es in Truro so, hm? Alle gesund und munter?" erkundigte er sich dann, um erst einmal belanglose Themen zu behandeln. Er war sich ehrlich noch nicht sicher, ob er es wirklich fertig brachte, Robert zu erzählen, was ihn tatsächlich beschäftigte. Edward wusste ganz genau, was er sich dann von seinem Bruder würde anhören müssen und scheute sich zugegebener Maßen noch etwas davor.

Robert hob die Schultern. "Vielleicht. Aber wenn man viel zu tun hat, kann das auch sehr entspannend sein.. Ich habe genug zu tun."
Trotzdem ging er mit seinem Bruder bereitwillig nach draußen. "Das ist wahr. Da werden wir verschont, wenn sie sich schon ausgetobt haben."
Er lächelte zufrieden. "Alles beim Alten, es geht ihnen allen gut. Rob hat einen Boten geschickt, ich bin nochmal Großvater geworden. Giselle hat einen zweiten Sohn zur Welt gebracht, Étienne...alles problemlos dieses Mal. Und Gabriel scheint sich ein bisschen unter die Fittiche von Mutter begeben zu haben."
Er musterte seinen Bruder.
"In Oxford auch alles in Ordnung? Aliz noch nicht schwanger?"

"Ah je, ja, du armer, schwer arbeitender Mann." neckte Edward grinsend. Aber er konnte seinen Bruder natürlich verstehen, zeitweise konnte es wirklich anstrengend werden, eine Grafschaft zu führen und nebenbei immer wieder am Hof eingebunden zu sein.
"Glückwunsch! Jetzt verstehe ich allerdings auch, wieso es dich so nach Ruhe vor dem Kamin gelüstet ... Großvater ... du wirst alt, mein Lieber." spöttelte Edward, umarmte Robert aber kurz und herzlich angesichts dieser Freudenbotschaft. "Tatsächlich? Ich hoffe doch, dass er nicht anfängt Sticken und all solchen Unfug zu lernen und darüber seine eigentliche Ausbildung vergisst ..." bemerkte er mit hochgezogenen Augenbrauen, nickte dann aber und versuchte seine unbekümmerte Miene beizubehalten. "Alles beim Alten." bestätigte er und zuckte dann leicht mit den Schultern. "Noch nicht und wenn ich ehrlich bin, bin ich ausgesprochen froh darüber. Aber ich schätze allzu lange kann es nicht mehr dauern. Eric scheint auf jeden Fall ziemlich ... bemüht zu sein." Edward schnitt eine kleine Grimasse. Er war ja froh, dass sein einstiger Knappe und nun so vertrauter Ritter und seine Ziehtochter so glücklich miteinander waren, trotzdem wollte er sich lieber nicht zu genau vorstellen, was dort zwischen den ehelichen Laken so vor sich ging, denn Aliz war und blieb einfach sein kleines Mädchen.

Robert grinste zurück. "Das bin ich doch...Ich bin froh, dass Philippe und Sébastien sich so um das Gestüt kümmern." Das blieb ihm dann erspart.
"Tja, das kommt bei dir auch noch. Thomas hat sicherlich auch bald Nachwuchs. Und irgendwann Gabriel...Aber es ist schon ein sehr seltsames Gefühl, auch nach einigen Enkelkindern." Robert lachte auf. "Keine Sorge. Du solltest doch wissen, Ed, dass Mutter für so manche Überraschung gut ist. Von ihr kann man viel mehr lernen. Diplomatie, ein gewisses Geschick darin, Menschen zu lenken und Durchsetzungsvermögen. Allzu lange wird er schon nicht mehr bleiben."
Er schlug Edward auf die Schulter.
"Sie sind jung, natürlich ist er bemüht. Solange sie glücklich sind...Lass sie doch einfach. Bei euch noch kein Nachwuchs in Sicht, hm?"
Er wusste, das beschäftigte vor allem Claire.

Edward nickte versonnen. "Und das machen sie wirklich gut. Je nachdem wie die Pläne unseres geschätzten Königs nun aussehen werden, muss ich bald einmal wieder nach Truro kommen, um ein paar Pferde zu besorgen." erwiderte Edward, der die Zucht, die sein Vater seinerzeit ins Rollen gebracht hatte, wirklich zu schätzen wusste.
"Gabriel ..." Edward machte eine kleine wegwerfende Geste. "Irgendwann ist gut. Der Bengel hat so wenig Interesse an Frauen, dass ich manchmal kaum glauben kann, dass er wirklich mein Sohn ist." bemerkte er und klang beinahe ein wenig verdrossen.
Dann wurde seine Miene noch eine Spur düsterer und er seufzte vernehmlich. "Nein, noch keiner in Sicht. Aber ich war nun ja auch schon wieder eine ganze Weile nicht in Oxford und wer weiß, wie viel Zeit Claire und ich demnächst noch für Nachwuchsplanung haben, wenn Richard ins Feld ziehen will. Aber es ist und bleibt ein heikles Thema an dem du rührst. Wir wünschen uns ja durchaus Nachwuchs, Claire ganz besonders, aber bisher scheint es in Gottes Plan noch nicht vorgesehen. Ich bin ganz ehrlich, mich stört es im Moment noch nicht ganz so sehr, wie sie. Claire ist noch so jung und wir haben noch so viel Zeit, aber ... natürlich mache ich mir auch allmählich so meine Gedanken." räumte Edward schließlich ein.

"Nun, wenn deine Zucht in Oxford unter Thomas' Leitung einmal läuft, brauchst du uns nur noch, um frisches Blut zu organisieren. Aber du bist uns gern willkommen. Sie freuen sich ja immer, wenn sie mit dir ein bisschen fachsimpeln können."
Robert schüttelte den Kopf. "Lass ihm Zeit, er ist noch jung. Außerdem hast du Vater ja auch nicht alles erzählt, vielleicht hat er seine kleinen Geheimnisse. Eine Angebetete am Hof oder dergleichen...Nicht jeder kann ein Frauenheld sein wie du."
Er klopfte Edward auf die Schulter.
"Ich glaube, du bist einfach ein bisschen verwöhnt, weil Helene ziemlich schnell schwanger geworden ist, Ed. Aber es ist normal, dass du dir Gedanken machst. Dennoch ist es Gottes Wille, den kannst du nicht beeinflussen."

Edward lächelte zufrieden. "Das ist wahr. Und es wird einmal eine hervorragende Zucht, da bin ich absolut sicher. Der Junge weiß, was er tut." Und Edward war froh, dass Thomas in der Pferdezucht eine Passion gefunden hatte, die ihn so glücklich machte.
Edward schnitt eine Grimasse. "Hoffen wir es ... sicher habe ich Vater nicht alles erzählt, aber das war irgendwie auch etwas anderes, oder? Gabriel weiß, dass er mit solchen Dingen zu mir kommen kann und trotzdem ... habe ich irgendwie keinen rechten Draht zu ihm in diesen Dingen." Entgegnete Edward und schüttelte dann den Kopf. "Nicht nur Helene, nicht wahr?" Wenn er an seine anderen Kinder dachte, konnte er nicht behaupten, dass es immer besonders lange gedauert hatte.
Sie hatten den Garten mittlerweile erreicht und da Edward noch immer keine Eingebung gekommen war, wie er Robert seine verzwickte Lage erklären sollte, verfiel er in untypisches Schweigen. Nachdenklich ging er neben seinem Bruder her, die Gedanken wie immer in letzter Zeit in ständiger Unruhe am kreisen.

"Das wird sie ganz sicher. Thomas hat eine Menge Pferdeverstand und ist ein anständiger Bursche. Er wird die Verantwortung meistern und die Erwartungen noch übertreffen."
Robert grinste flüchtig. "Ich glaube, er wüsste es, aber er will vielleicht einfach nicht. Der Junge wird seinen Weg schon finden. Wir Beide waren einfach nur früh an." Er deutete ein Kopfschütteln an. "Nicht nur Helene, da hast du Recht. Ich würde mir trotzdem nicht allzu große Sorgen machen. Nimm sie mit nach Truro, lass Elena sie untersuchen."
E war ungewöhnlich für Edward, dass er so lange schwieg und nach einer ganzen Weile ergriff Robert wieder das Wort.
"Ed...irgendetwas liegt dir auf dem Herzen. Was ist es, hm? Ich kenne dich gut und so nachdenklich bist du sonst nie. Hast du Vorahnungen wegen diesem Krieg oder hast du etwas ausgefressen? Du wolltest nicht nur mit mir einen Spaziergang machen, oder? Du suchst Rat...Nun, hier bin ich."

Edward schnitt eine kleine Grimasse. "Claire wird mir den Kopf abreißen, wenn ich ihr das vorschlage ..." prophezeite er düster. So ein Vorschlag kam ja beinahe Vorwürfen gleich und auf so dünnes Eis wollte er sich nicht begeben. Wenn Elena seine Frau untersuchen sollte, dann weil Claire es von sich aus wollte.
Als Robert das Schweigen brach, seufzte Edward leise. Er hatte gewusst, dass sein Bruder ihm auf die Schliche kommen würde und ein Teil von ihm hatte sich insgeheim sogar gewünscht, dass Robert ihn so zum Reden aufforderte.
Edward atmete tief durch und fuhr sich unbehaglich durch den Schopf. "Ich weiß nicht, ob ich wirklich deinen Rat will, denn ich weiß schon genau wie der aussehen wird und dass es mir nicht gefallen wird. Aber du hast ganz Recht, ich habe etwas auf dem Herzen und du ... du bist der Einzige mit dem ich darüber reden kann." räumte Edward ein. "Du weißt, dass ich eine Weile in Dover war?"

"Vielleicht. Aber letztlich wird sie sich diese Fragen auch alle selbst stellen, weißt du. Es ist nun enmal offensichtlich, dass es vermutlich an ihr liegt. Vielleicht findest du irgendwann den passenden Augenblick diese Dinge anzusprechen."
Robert hob die Augenbrauen. "Das klingt, als hättest du wirklich etwas Ernstes ausgefressen, Bruderherz.", bemerkte er ausgesprochen besorgt und runzelte dann die Stirn.
"In Dover? Ja, bei Helene, nicht wahr? Mary hat mir geschrieben und mir von Alexanders Tod berichtet. Gut von dir, dass du Helene geholfen hast."
Aber irgendwie ahnte er bei dieser ganzen Sache nichts Gutes. Wenn es Edwards Gewissen plagte, musste es gravierend sein.
"Nun, erleuchte mich, Büderchen....Was ist los?"