William und Joanna - ab 1173 bis 1174

 

"Ja, du hast schon Recht.", murmelte Edward mit einem schiefen Lächeln. "Ist doch gar keine schlechte Idee, oder? Dann musst du nicht zwingend heiraten, wenn du nicht möchtest. Und du hast einen Erben. Im Moment drängt es doch ohnehin noch nicht."
Edward hob leicht die Schultern. "Ja schon. Aber besser sie sind enttäuscht, als dass du etwas tust, was du gar nicht willst, oder? Sie werden sich auch wieder beruhigen. Und ich glaube nicht, dass sie dich das so spüren lassen. Sie lieben dich doch trotzdem."
Er seufzte leise. "Naja...vielleicht wollte sie einfach unbedingt, dass du gehst. Vielleicht wollte sie ja nicht heiraten. Und deshalb wollte sie, dass du eine deinem Stand angemessene Frau heiratest. Aber ich kenne sie nicht, ich weiß nicht..."

 

"Na wir werden sehen." erwiderte Robert. "Zeit ist immerhin noch genügend." Aber er musste zugeben, dass der Vorschlag seines Bruders gar nicht so dumm war. Und wenn er ihm letztlich vielleicht nur als Druckmittel helfen würde.
"Wenn ich Josie NICHT heirate tue ich ebenfalls etwas, was ich nicht will ... es ist so oder so eine verflucht komplizierte Situation." stellte Robert fest, doch im nächsten Moment verschlug es ihm den Atem.
Vielleicht wollte sie ja nicht heiraten.
Robert wurde blass als sich alles in ihm zusammen zog und er sich ruckartig auf den Bauch drehte, um den Blick besser von Edward abwenden zu können. Ja, was wenn sie gar nicht wollte? Aber wieso hätte sie dann ... Robert unterdrückte ein verzweifeltes Stöhnen.
Robert schwieg einen Moment und schluckte dann. "Was wünscht du dir eigentlich, was das Fohlen der Scheckstute werden soll? Eine Stute oder willst du einen Hengst?" fragte er dann plötzlich noch immer mit rauer Stimme. Er musste jetzt dringend das Thema wechseln und hoffte, dass Edward darauf ansprang und sich in der Erzählung über die Pferde ein wenig verlor.

 

"Stimmt. Es ist ja nicht eilig, du bist doch noch jung genug.", stimmte Edward gut gelaunt zu. "Natürlich ist es kompliziert. Aber ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass die Liebe immer kompliziert ist. Oder täusche ich mich da?"
Edward bemerkte durchaus Roberts Reaktion und warf ihm einen entschuldigenden Bick zu. "So habe ich es nicht gemeint...tut mir leid."
Er ließ sich dann aber gerne auf den Themenwechsel ein, um auf ein unverfängliches Thema zu kommen. "Oh ich weiß nicht recht. Eigentlich ist es mir egal...ein Stutfohlen könnte der Anfang einer eigenen Zucht sein, ein Hengst könnte irgendwann Chouchou ablösen. Beides hat seine Vorteile...Was hältst du für besser?"

 

Robert zuckte leicht mit den Schultern. "Irgendwie schon." stimmte er zu und seufzte leise. "Irgendwie schon ..." murmelte er leise vor sich hin. Auf Edwards Entschuldigung reagierte er jedoch schon nicht mehr, denn er wollte das Thema möglichst schnell abhaken.
"Hm, ich denke, eine Stute." erwiderte Robert. "Bis du einen Hengst brauchst, der Chouchou ablöst hast du noch viel Zeit und mit einer Stute könntest du deine Zucht aufbauen." erklärte er seine Überlegung. "Dann hättest du gleich einen guten Grundstein gelegt. Und die Stute könntest du ja sogar von Chouchou decken lassen, wenn sie alt genug ist, da die beiden nicht verwandt sind."

 

Edward nickte nachdenklich. "Ja, eigentlich hast du recht. Chouchou ist noch jung und so langsam könnte ich ja mit der eigenen Zucht anfangen, wenn das Fohlen alt genug ist. Vorausgesetzt es wird tatsächlich ein Stutfohlen. Aber eigentlich wäre ich mit allem glücklich, Hauptsache, es kommt gesund zur Welt und alles läuft gut." Er liebte die Scheckstute sehr, hatte sie sehr ins Herz geschlossen und hoffte einfach, dass alles gut ging, Mutter und Fohlen gesund waren.
"Chouchous Fohlen werden bestimmt auch toll."

 

Robert setzte sich auf. "Es wird sicher alles gut gehen." erklärte er und lächelte. "Und wenn deine Zucht groß genug ist, hast du hoffentlich auch für mich ein schönes Schlachtross über."
Er stupste Edward an und stand auf. "Komm, wir sollten weiter. Nicht, dass es sich die Pferde hier noch zu bequem machen."
Außerdem hatte Robert noch einiges über das er in Ruhe nachdenken musste und vielleicht sollte er auch mit Joanna sprechen ... aber das würde er erst entscheiden, wenn sie wieder zurück waren.

 

"Natürlich. Wenn ich einen Nachfolger für Chouchou habe, bekommst du das nächste Hengstfohlen. Einverstanden?", erklärte Edward großmütig. Er liebte seinen Bruder ja. Das war wirklich ein geringes Zugeständnis für ihn.
Edward streckte sich noch einmal und erhob sich dann lächelnd. "Na gut.", stimmte er zu und schwang sich wieder in den Sattel seines Hengstes.
"Aber ich bin sehr froh, dass du mich begleitet hast. Du hast dringend etwas Ablenkung gebraucht. Dann bist du auch wieder viel zugänglicher."

 

Robert sah seinen Bruder überrascht an und musste leicht schlucken, so gerührt war er. "Das würdest du tun?" fragte er ein wenig ungläubig. Damit hatte er nun nicht unbedingt gerechnet und die Geste seines Bruders war beeindrucken. Besonders wenn Robert überlegte, wie schäbig er sich Edward gegenüber benommen hatte.
Als er auch wieder im Sattel saß, lächelte er leicht. "Da hast du Recht. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich solche Dinge zu dir gesagt habe ... ich hätte meinen Unmut nicht an dir auslassen dürfen. Immerhin bin ich wirklich froh, dich zu haben."

 

"Natürlich, warum nicht? Du bist doch mein großer Bruder. Sowas macht man doch unter Geschwistern. Und ich war immer froh, dass du für mich da warst."
Er setzte seinen Rappen in Bewegung und hielt ihn neben Roberts Braunem. "Ich weiß. Und ich sagte schon, es ist in Ordnung. Ich weiß, dass es dir im Moment nicht so gut geht. Es war nicht schön, ja, aber ich weiß doch, dass du es nicht so gemeint hast. Ich bin auch froh dich zu haben. Und wenn etwas ist, kannst du immer mit mir reden, ja? Ich höre dir gerne zu, solange du nicht wieder wütend auf mich wirst."
Er grinste knapp.
"Na dann lass uns mal heim reiten..."

 

Robert hatte lange mit sich gerungen und stand nun aber doch vor dem Gemach seiner Eltern. Er hatte die Gelegenheit genutzt, dass sein Vater mit Brian draußen bei den Pferden war, also war seine Mutter alleine.
Eigentlich wollte er dieses Gespräch gar nicht führen, aber er wusste, dass es so wie im Moment auch nicht weiter gehen konnte. Also atmete er noch einmal tief durch und klopfte dann an die Tür und wartete darauf, dass er eingelassen wurde. Robert war gespannt, wie Joanna reagieren würde, wenn er nun vor ihr stand.
Sein Vater war ja der Meinung sie wäre froh darüber, aber Robert bezweifelte, dass sie ihn wirklich anhören wollte, immerhin hatte er sie reichlich getroffen.

 

Joanna war allein und hatte so wieder einmal über die vergangenen Tage nachgegrübelt. Sie fragte sich fortwährend, ob sie einen Fehler gemacht hatte, dass Robert sie nun so verachtete. Es tat ihr weh, dass er so dachte. Sie hatte ihn immer wie ihren eigenen Sohn behandelt, ihn unendlich geliebt und nun....nun sah er sie gar nicht als seine Mutter.
Als es klopfte, seufzte sie leise und blickte auf. "Herein..", forderte sie ein wenig lustlos auf. Sie hatte nun keine Lust auf irgendwelche Plaudereien, so gern sie sich sonst auch mit Sybilla oder Constance unterhielt. Heute war ihr einfach nicht danach. Zu sehr beschäftigte sie das Geschehene.

 

Robert nahm all seinen Mut zusammen und trat ein. Sorgfältig schloss er die Tür hinter sich und wandte sich dann langsam Joanna zu.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals als er auf sie zu trat und dann vor ihr stehen blieb. Sie wirkte mitgenommen und Robert fragte sich instinktiv, ob das seine Schuld war. Er schluckte leicht und entschied sich dann die Sache erst einmal förmlich anzugehen. Robert verbeugte sich vor Joanna und hatte so auch die Chance ihrem Blick auszuweichen. "Mutter." begrüßte er sie gefasst und wählte das Wort dabei ganz bewusst aus.
"Hast du ... einen Moment Zeit für mich?"

 

Joanna war mehr als überrascht, als Robert plötzlich vor ihr stand. Mit ihm hatte sie am Allerwenigsten gerechnet. Sie wagte kaum zu hoffen...
Mutter... So förmlich hatte er sie nur höchst selten angesprochen. Und ob das etwas Gutes hieß? "Robert....natürlich habe ich Zeit für dich. Ich bin froh, dass du kommst."
Sehr froh. Vielleicht wollte er ja tatsächlich einen Schritt auf sie zugehen.
Aber sie wagte es nicht das Thema von sich aus anzusprechen. Sie wollte Robert nicht erneut vor den Kopf stoßen.
"Hast du...mit Edward gesprochen?", fragte sie vorsichtig.

 

Robert war zunächst einmal erleichtert, dass sie tatsächlich nicht abweisend reagierte und sah wieder auf. Er nickte langsam. "Das habe ich. Ich war vorhin mit ihm ausreiten. Aber deshalb bin ich nicht hier." erklärte er und fuhr sich nachdenklich über das Kinn, um die richtigen Worte zu finden.
"Ich wollte mir dir über unseren Streit sprechen." begann er dann und sah Joanna entschlossen in die Augen. Auch, wenn er hier war, um sich zu entschuldigen, sah er die Schuld nicht allein bei sich, er würde also nicht vor ihr kriechen und um Vergebung betteln. "Ich ... weiß, dass ich ungerecht zu dir gewesen bin und das tut mir Leid." erklärte Robert und bemühte sich den Blick nicht zu senken, sondern Joanna weiterhin entschlossen anzusehen. "Ich war wütend und enttäuscht, aber das gibt mir dennoch nicht das Recht so mit dir zu sprechen. Verzeih."

 

Joanna war mehr als erleichtert, dass wenigstens ihre Söhne sich wieder vertrugen. Schließlich hing Edward sehr an seinem Bruder, so oft er auch eifersüchtig auf ihn war. "Das ist gut. Er sieht wirklich zu dir auf."
Joanna erwiderte seinen Blick offen und wartete ab, was da kommen würde. "Das dachte ich mir." Es war klar gewesen, was Thema des Gesprächs werden würde. Sie quittierte seine Entschuldigung mit einem nachdenklichen Nicken.
"Wenn ich nur sicher wäre, dass du es tatsächlich so meinst....aber ich nehme deine Entschuldigung an. Ich weiß, dass du enttäuscht von mir bist, Robert. Weil ich dich nicht so unterstütze, wie du es gerne hättest, obwohl ich den Mann geheiratet habe, den ich liebe. Aber ich will nur dein Bestes. Ich möchte nicht verantworten, dass du dir eine sehr gute Zukunft verbaust für eine Beziehung, die vielleicht nicht ewig halten wird. Du würdest es irgendwann bereuen, wenn du nichts mehr hast. Ich hatte nichts zu verlieren, Robert. Für mich war es egal...und für mich gab es keine andere Möglichkeit mehr. Ich wollte ihn um jeden Preis der Welt heiraten, weil ich ihn liebe. Aber hätte er es nicht getan, wäre ich niemals wieder von irgendeinem Mann genommen worden. Mit einem unehelichen Kind... Kannst du nicht verstehen, dass ich für dich die beste Zukunft will? Eine Zukunft ohne Angst und Unsicherheit über deine Existenz?"

 

Robert verengte leicht die Augen. "Ich meine, was ich sage. Sonst wäre ich nicht hier." gab er entschieden zurück. Als Joanna dann weiter sprach, biss er die Zähne aufeinander,um sie nicht wütend zu unterbrechen. Es war ja klar gewesen, dass sie erneut so anfangen würde also musste er das jetzt durchstehen.
"Ich bin enttäuscht, weil du mich nicht so unterstützt, wie du es mir früher immer zugesagt hast." stellte er dann richtig. Immerhin war es Joanna gewesen, die selbst seinen Vater immer in die Schranken gewiesen hatte, wenn es um dieses Thema ging.
"Wenn ich sie nicht heirate, wird es auch niemand anderes tut." bemerkte Robert und seine Augen funkelten herausfordernd. "Und was soll ich denn mit allem Geld der Welt, wenn ich niemanden habe mit dem ich es teilen kann? Wenn die Liebe meines Lebens für mich unerreichbar ist."

 

"Du meinst es so, weil du ein schlechtes Gewissen hast. Ich kenne dich." Joanna lächelte traurig. "Du hast nicht ohne Grund gesagt, dass ich nicht deine richtige Mutter bin. Natürlich ist es so...aber ich dachte einfach...du hättest die selbe Bindung zu mir wie ich zu dir. Offenbar siehst du das etwas anders." Und das hatte ihr sehr weh getan.
"Ich hätte dich auch bei einer Bäuerin unterstützt, Robert. Aber Josephine zu heiraten ist gesellschaftlich absoluter Selbstmord. Was glaubst du, wie oft irgendwelche Trunkenbolde versuchen werden sich an sie hern zu machen? Wie oft du verspottet werden wirst und dir Kommentare dazu anhören darfst, wie es denn so ist, sich eine Frau ins Haus zu holen, die schon jeder gehabt hat. Dass du aufpassen sollst, was sie mit den Knechten treibt. Natürlich ist sie nicht so. Aber man kennt sie als Dirne und deshalb wirst du diesbezüglich nie Ruhe haben. Und was das Geld angeht....dir hat es nie an etwas gefehlt. Du hast keine Ahnung, was Hunger und Armut bedeuten. Und niemand würde sich dem freiwillig aussetzen. Was glaubst du, wie sie sich fühlen würde, wenn du ihretwegen leiden musst?"

 

"Wenn du selbst an meiner Entschuldigung zweifelst, hätte ich mir ja auch sparen können her zu kommen." erwiderte Robert verletzt. Er wusste, dass er nicht rückgängig machen konnte, was er gesagt hatte, aber dass Joanna ihm nun unterstellte, seine Entschuldigung käme nur, weil er sein Gewissen beruhigen wollte, war ihm eindeutig zu viel.
"Ich weiß im Moment nicht, wie ich irgendetwas sehe." gab er zurück. "Du bist mein Leben lang immer für mich da gewesen und im wichtigsten Moment -in dem ich glaubte, dass gerade du mir helfen würdest- lässt du mich fallen wie eine heiße Kartoffel ... glaubst du etwa, das geht spurlos an mir vorbei? Du bist verletzt, weil ich so gesprochen habe, aber denk doch einmal darüber nach, wie es überhaupt soweit kommen konnte bevor du mich deswegen verurteilst."
Robert schluckte leicht. "Und warum interessiert niemanden, dass mir das egal ist? Ich kann sie vor all den Männern beschützen, die irgendetwas von ihr wollen und mir ist es egal, ob sie über mich reden oder nicht. Dagegen kann ich mich schon behaupten." bestand Robert auf seine Meinung. Er blinzelte kurz als sie ein leichter Kloß in seiner Kehle bildete. "Aber was beschert mir ein bequemes Leben an Freuden, wenn ich alleine bin?" fragte er und spürte, wie sich seine Kehle zuzog.

 

Joanna seufzte leise. "Ich bin ja schon froh, dass du überhaupt gekommen bist." Im Moment schien auch wirklich alles aus dem Ruder zu laufen.
"Ich würde dir wirklich gern helfen, aber wie? Ich kann doch nicht tatenlos zusehen, wie du in dein Unglück rennst, Robert. Ich habe dich doch nicht fallen lassen."
Joanna stand auf und trat auf Robert zu, legte die Hände an seine Wangen, konnte aber nicht verhindern, dass in ihren Augen Tränen schimmerten. "Ich will doch, dass du glücklich bist, Robert. Und niemand sagt, dass sie nicht bei dir bleiben kann. Aber warum unbedingt eine Ehe? Du hast so viel hier...Und weißt du, es ist schlimmer, als du denkst, wenn die Leute über dich reden. Das belastet auf Dauer jede Beziehung. ich würde dir gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie..."

 

"Aber genau so fühlt es sich an." erwiderte er und zuckte leicht zusammen als sie die Hände an seine Wangen legte, widerstand jedoch dem Impuls zurück zu treten. "Ich weiß, wie es ist, wenn die Leute reden." bemerkte Robert. Immerhin hatte er sich am Hof durchaus schon einiges anhören müssen.
Er lächelte traurig. "Ah ja, und über den einsamen Earl ohne Erben, der mit einer Dirne zusammen lebt würden sie nicht reden?" fragte er und schüttelte den Kopf. "Ich bin kein kleines Kind mehr, ich weiß, wie schwierig all das werden wird, aber ich weiß ohnehin nicht, wie das alles weiter gehen soll ... ich weiß ja nicht einmal, wo sie jetzt ist."

 

"Aber nicht, wenn sie über denjenigen reden, den du liebst. Das ist viel schwerer zu ertragen.", erklärte Joanna seufzend. "Es sagt ja niemand, dass du nicht heiraten musst. Du könntest auch einfach eine angenehme Frau heiraten, die dich nicht weiter belästigt. Aber vermutlich willst du gerade das nicht..."
Sie schaute ihn nachdenklich an und strich ihm eine Strähne aus der Stirn.
"Ach Robert...wie soll ich dir denn helfen? Sag es mir..."
Er hatte recht. Josephine war fort und vermutlich würde sie so leicht nicht wieder aufgefunden werden. "Nun, irgendjemand am Hof hat sicherlich Informationen über ihren Weggang und ob sie zurückkehren möchte."

 

Robert öffnete kurz den Mund und wollte seiner Mutter an den Kopf werfen, dass er eine gute Vorstellung davon hatte, ließ es dann jedoch bleiben. Darüber wollte er jetzt diskutieren.
Er schnaubte und runzelte die Stirn. "Und wozu bitte soll ich das tun? Wozu soll ich eine Frau heiraten, die ich nicht liebe, kannst du mir das erklären?" fragte er und war dabei wahrlich auf ihre Antwort gespannt.
"Die Hilfe, die ich von dir bräuchte, bekomme ich doch ohnehin nicht." erwiderte Robert mit rauer Stimme und senkte den Blick, damit Joanna nicht sah, dass er blinzeln musste, um die Tränen zurück zu halten. "Und wenn es keiner weiß? Wenn sie einfach weg ist und ich sie nicht wieder sehe?"

 

Joanna schüttelte leicht den Kopf. "Damit sie dich in Ruhe lassen. Ganz einfach. Du hast irgendwann einen legitimen Erben und dann ist deine Pflicht erfüllt, du kannst dich Josephine voll und ganz widmen."
Natürlich gefiel ihr das selbst nicht, aber wenn es die einzige Möglichkeit war.
"Woher weißt du das, wenn du mir nicht sagst, wie ich dir helfen kann? Ich habe einfach nur Angst um dich, Robert."
Sie lächelte matt. "Kein Mensch verschwindet einfach so. Und sie wird Hilfe von irgendjemandem gehabt haben, sonst hätte sie nicht gleich verschwinden können. Irgendeine Freundin wird ihr geholfen haben."

 

Robert starrte seine Mutter an und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. "Dazu rätst ausgerechnet du mir?" fragte er ungläubig und schüttelte dann den Kopf. "Das kann ich nicht." erklärte Robert entschlossen. "Das kann ich nicht und das werde ich nie im Leben tun. Ich werde keine Frau heiraten, um sie zu behandeln wie eine Zuchtstute, die nur dazu da ist mir einen Sohn zu schenken. Das ist ... abartig." Er schüttelte erneut den Kopf, um seinem Entschluss Nachdruck zu verleihen. "Nein, ich werde keine Frau heiraten, der ich nicht gerecht werden kann."
Robert sah Joanna an und schluckte leicht. "Ich sage das, weil ich weiß, dass du mich nicht darin unterstützen würdest Josie zu heiraten. Dabei würdest du mir nicht helfen, das hast du schließlich oft genug klar gemacht. Ich werde dich sicher nicht darum bitten, nur um noch einmal vor den Kopf gestoßen zu werden." Dann hob er die Schultern. "Möglich. Aber diese Freundin zu finden und sie dann auch noch zum Reden zu bringen ... das wird schlimmer als die Nadel im Heuhaufen zu suchen." erwiderte er mit resigniertem Unterton.

 

"Ich rate dir nicht dazu, weil ich davon überzeugt bin, sondern weil es die Vernunft uns Beiden eigentlich sagen sollte. Was sie nicht tut...Ich komme einfach mit meinem Gewissen in Konflikt. Ich würde dir so gerne dabei helfen glücklich zu werden. Aber es ist einfach....ich habe Angst um dich."
Joanna wusste wirklich langsam nicht mehr, was sie tun sollte. Robert hielt so sehr fest an seiner Liebe.
"Ich will dich glücklich sehen. Und wenn es wirklich das ist, was du willst...mit allen Konsequenzen...dann...dann werde ich dir gegen alle Vernunft helfen."
Auch, wenn sie kein allzu gutes Gefühl dabei hatte.
"Lass uns doch erst einmal jemanden an den Hof schicken um Nachforschungen anzustellen."