William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Cedric lächelte ausgesprochen zufrieden in sich hinein. Mit einer solchen Reaktion hatte er gerechnet. Nicht nur, weil er Alan ganz niedlich fand, machte er ihm dieses Geschenk, sondern auch, weil er ihn gern hatte und ihm eine Freude machen wollte.
"Nicht wahr? Ich halte sie auch für eine gute Arbeit. Ich hoffe, du wirst viele Stunden Freude damit haben."
Überrascht war er dann doch, als Alan ihm um den Hals fiel. Er klopfte Alan lachend auf den Rücken und hielt ihn dabei einen Moment länger fest, als nötig gewesen wäre.
"Keine Ursache, Kleiner..."

"Oh, das werde ich ganz sicher!" erklärte Alan zuversichtlich. Dieses Geschenk hatte ihm wirklich den Tag erhellt und Alan war nun noch mehr davon ergriffen besser zu werden, jetzt konnte er immerhin jederzeit üben.
Er grinste als Cedric ihm lachend auf den Rücken klopfte und kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass diese Umarmung gerade einen Augenblick zu lange gedauert hatte, um normal zu wirken, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Das bildete er sich einfach nur ein.
"Hey, so klein bin ich gar nicht mehr!" protestierte Alan lachend und sah Cedric einen Moment lang an. Kleiner ... nein, er glaubte nicht, dass Cedric etwas anderes in ihm sah als einen talentierten Schüler und so wie es sich entwickelte einen guten Freund.

Cedric lächelte. "Das denke ich auch. Und natürlich bist du klein, im Vergleich zu mir. Ich bin fünfzehn Jahre älter als du."
Er spürte, wie Alan einen kleinen Moment zögerte. So langsam musste er sich herantasten an den jungen Mann, den er so anziehend fand. Der Junge war in der Tat interessant, ein außergewöhnlicher Charakter, das gefiel ihm.
Cedric lehnte sich lässig zurück und verschränkte entspannt die Hände hinter dem Kopf. "Warum spielst du mir nicht etwas vor?"

Alan war wie üblich bis zum frühen Nachmittag bei Lorenzo gewesen und hatte sich nun auf den Weg zurück zur Burg gemacht. Wenngleich ihm James immer noch sehr fehlte, hatte er sich hier in Truro gut eingelebt und er fühlte sich wirklich wohl. Alle begegneten ihm freundlich und der ein oder andere zeigte reges Interesse an seinen Fähigkeiten. Mit Cathie verstand er sich erwartungsgemäß gut, aber vor allem Cedric war es, der dafür sorgte, dass Alan regelrecht aufblühte. Er machte kaum noch einen Schritt ohne seine Malsachen und die kleine Harfe, die Cedric ihm geschenkt hatte und auch heute hatte er die Sachen wieder fest an die Brust gedrückt als er den Burghof überquerte und auf die Halle zu hielt.
Die Hälfte der Strecke hatte er bereits hinter sich gelassen als sich die Tür der Halle öffnete und eine große, stattliche Gestalt heraus trat - und dafür sorgte, dass Alan das Herz stockte. Er erkannte seinen Vater auf den ersten Blick und er musste gar nicht allzu genau hinsehen, um zu erkennen, dass dieser nicht gerade glücklich war.
Er musste irgendetwas herausgefunden haben und nun stand Alan wohl der Moment bevor, den er seit seiner Ankunft hier am Meisten gefürchtet hatte.

Humphrey

Humphrey war ausgesprochen ungeduldig und wartete nun vor dem Tor der Halle auf seinen Sohn. Damit er Geistlicher wurde hatte er ihn fortgeschickt, ganz sicher nicht, um von irgendwelchen Taugenichts zu lernen, wie man Kritzeleien an Wände schmierte. Schon gar nicht hier in Truro, wo er keine große Zukunft haben würde.
Er trat Alan entgegen. Ah, da kam ja endlich sein Sohn... Mit verschränkten Armen ließ Humphrey ihn näher kommen und musterte ihn. Malutensilien und Harfe...welch ein Weichei sein Sohn doch geworden war.
"Alan...da bist du also. Ich war überrascht zu hören, dass du hier bist."

Alan brauchte nicht einmal hinzusehen, er spürte den durchdringenden Blick seines Vaters auf ihm, während er die letzten Meter zurück legte. Vor seinem Vater blieb er stehen, sah kurz zu ihm auf und senkte dann rasch den Blick. "Vater." begrüßte er ihn mit einer leichten Verbeugung. "Welch ... unerwartete Freude Euch hier zu sehen." erwiderte Alan, schluckte und sah dann auf. "Ich hatte Euch noch einen Boten schicken wollen, um Euch zu informieren, dass ich hier bin. Verzeiht mein Versäumnis, aber wie ich sehe, ist es jetzt ja auch so zu Euch durchgedrungen."
Alan war nervös. Er wusste, dass sein Vater ganz und gar nicht begeistert war von dieser Sache. Er hatte ihn nach York geschickt, um eine geistliche Laufbahn einzuschlagen und am liebsten hätte er es wohl gesehen, wäre sein jüngerer Sohn ein einflussreicher Kirchenfürst geworden ... das, was Alan hier nun trieb, passte also so gar nicht in das Bild und Alan wusste, dass er nun bezahlen würde für die kurze schöne Zeit, die er sich hier gegönnt hatte. Vermutlich würde sein Vater ihn umgehend von hier wegholen und irgendwo hinter triste Mauern sperren.

Humphrey

Humphrey musterte seinen Sohn Zentimeter für Zentimeter und verzog kaum merklich das Gesicht, als dieser sich verbeugte.
"Ja, dass es durchgedrungen ist, war aber nicht dein Verdienst.", erwidere er hochmütig und schüttelte dann leicht den Kopf. "Ich bin nicht einverstanden mit deiner Anwesenheit hier. Besonders, da du ja den Aufenthalt nicht für theologische Studien nutzt, sondern für unnütze Kritzeleien! Was soll das, Alan?", wollte er vorwurfsvoll wissen.
"Das wird sofort eine Ende haben. Du wirst mit mir abreisen. ich habe auch schon einen Platz beim Bischof für dich, wo du weiter ausgebildet werden kannst."

Alan machte ein zerknirschtes Gesicht. "Ich weiß. Verzeiht mir." Wenngleich es ihn doch brennend interessiert hätte, wie sein Vater davon erfahren hatte. Allerdings hätte er sich wohl ohnehin keine Illusionen machen dürfen, dass es ihm lange verborgen blieb.
Er hatte den Blick gesenkt und biss sich auf die Unterlippe. Einen Moment lang schwieg Alan, dann nahm er all seinen Mut zusammen und sah wieder auf. "Es sind keine unnützen Kritzeleien, Vater." widersprach er. "Ich lerne Heiligenbilder in der Kirche zu malen, ich kann Bücher ausgestalten, ich ... ich könnte Gott einen großen Dienst damit erweisen, Sir. Ich bin wirklich gut darin." erklärte er und knirschte leicht mit den Zähnen. "Ich bitte Euch, lasst mich noch eine Weile hier bleiben und lernen."

Humphrey

Humphrey konnte seinen Nachwuchs nicht verstehen. Und dieses Aufbegehren machte ihn wütend. "Es ist nicht zu verzeihen, Alan! Du kannst nicht einfach tun und lassen, was du möchtest! Rom war eine große Chance für dich, was fällt dir ein sie wegzuwerfen? Und warum bist du nicht in Bologna, sondern der junge Cornwall? Du hast dir einfach nicht genug Mühe gegeben!", erklärte er aufbrausend.
"Wie kannst du wagen mir zu widersprechen?!", schrie Humphrey seinen Sprössling an. "Du bist zu nichts zu gebrauchen! Bücher und Kirchen ausgestalten, was für Träumereien gibst du dich hin? Du solltest viel mehr werden, du bekommst nicht umsonst diese Ausbildung ermöglichst und warst beim Bischof und in Rom! Du sollst Bischof werden, nicht weniger! Ich brauche keine Träumer, die zu nichts zu gebrauchen sind, das habe ich dir schon öfter gesagt!"
Wütend funkelte er Alan an und riss ihm die Harfe aus der Hand um sie zu zerbrechen und zu Boden zu schleudern. "Und Harfe spielen! Was für ein Weichei bist du eigentlich geworden? Bist du ein Mann oder eine Memme?"

Alan biss die Zähne aufeinander und versuchte die Erniedrigungen, die sein Vater ihm an den Kopf warf, nicht zu weit zu sich durchdringen zu lassen. Er wusste ja selbst, dass er kein herausragender Geistlicher werden würde, Kardinal Rizzoli war nicht der erste gewesen, der Alans Talente nicht gerade dort gesehen hatte. Und besonders im Vergleich zu James, dem all diese Dinge so unglaublich leicht fielen, war Alan eher ein hoffnungsloser Fall gewesen, der sich zwar bemühte, aber nicht mehr als guter Durchschnitt war.
"Ich habe mir Mühe gegeben." erwiderte er dennoch gegen jedes bessere Wissen. "Aber James ist einfach der bessere Gelehrte, er hat es verdient nach Bologna zu gehen und ich ... ich würde mich lieber anderen Dingen widmen."
Alan konnte nicht schnell genug reagieren als sein Vater ihm einen Moment später die Harfe aus der Hand riss. "Nicht!" Doch einen Augenblick später barst das Holz bereits, die Saiten rissen und die Harfe landete auf dem Boden - zusammen mit seiner Mappe in der seine Bilder waren, die ihm herunter gefallen war als sein Vater ihm die Harfe abgenommen hatte.
Alan starrte auf seine Sachen hinunter und seine Kehle schnürte sich zu. "Nein ..." murmelte er leise und im nächsten Moment kniete er sich hin, um wenigstens seine Bilder wieder einzusammeln und vor der Wut seines Vaters zu bewahren.
Man konnte sagen, dass es nur ein kleines Instrument gewesen war, doch es schmerzte Alan unglaublich die Harfe, die er ja erst kürzlich von Cedric geschenkt bekommen hatte, völlig zerstört am Boden zu sehen.

Humphrey

Humphrey schüttelte den Kopf. "Offenbar nicht genug! Hättest du dich mehr bemüht, wärst du ein genauso guter Gelehrter und hättest auch nach Bologna gehen können! Dann stünde dir die Welt offen. Aber so? Was soll aus dir werden?! Du würdest dich lieber anderen Dingen widmen? Ja, auf der faulen Haut liegen und Schmierereien an Wände malen?! Und das auf meine Kosten, du Taugenichts!", schimpfte er wütend.
Als Alan in die Knie ging um die Bilder und die Harfe wieder aufzusammeln, wurde Humphrey noch wütender. "Sieh dich an! Du kriechst hier wie ein Wurm im Staub wegen ein paar Bildern! Lass diesen Mist hier liegen und steh gefälligst auf!", befahl er und als sein Sohn nicht direkt gehorchte, trat er ihm auf die Hand.
"Lass die Finger von de Kram! Du bist eine Schande für deine Familie, zu nichts zu gebrauchen!"

"Ich liege nicht auf der faulen Haut, ich lerne jeden Tag und helfe Lorenzo in der Kirche! Wenn Ihr es Euch einmal ansehen würdet, Vater, ich bitte Euch!" erwiderte Alan eindringlich, wenngleich er wusste, dass er bei seinem Vater auf taube Ohren stieß. Er hatte noch nie viel von Kunst und Musik gehalten und so war es kaum verwunderlich, dass ihm Alans Vorlieben ein Dorn im Auge waren.
"Nicht auf Eure Kosten! Ich kann damit Geld verdienen, glaubt mir! Die Klöster und Kirchen bezahlen gut für Wandmalereien und ebenso für die Verzierung ihrer Bücher." entgegnete Alan ein wenig verzweifelt. Wieso konnte er denn nicht den Weg gehen, den er sich so sehr wünschte?
Er hatte gerade die ersten Blätter zusammen gesammelt, als sein Vater ihn zornig anfuhr und im nächsten Moment schien alles gleichzeitig zu geschehen. Er sah regelrecht ungläubig, wie der Stiefel seines Vaters seine Hand traf, hörte die Knochen brechen und ein stechender Schmerz fuhr von seiner Hand seinen ganzen Arm hinauf. Ein Schrei zerriss die Luft und Alan stellte beinahe verblüfft fest, dass es sein eigener gewesen war.
"Oh Gott ..." er stöhnte auf als sein Vater seine Hand wieder frei gab und krümmte sich zusammen. "Meine Hand ..." Alan hatte mit der Linken das Handgelenk seiner gebrochenen Rechten umfasst und presste sie an seine Brust, spürte, wie der Schmerz ihm die Tränen in die Augen trieb und wagte nicht einmal aufzusehen.
Du bist eine Schande für deine Familie
Nur mit Mühe unterdrückte Alan ein Schluchzen. Es war schon schlimm genug, dass er heulte, wie ein Mädchen, aber wenigstens musste er dabei nicht auch noch jammern, das würde seinen Vater endgültig zur Weißglut treiben.

Humphrey

"Das ist doch dasselbe! Warum soll ich mir diesen Unfug ansehen? Das ist nichts, wovon man leben kann! Du bist kein Bauernlümmel, der tun und lassen kann, was er möchte! Pah, die Klöster sind selbst arm und haben kein Geld oder sie sind geizig. Außerdem wirst du niemals Aufträge von ihnen bekommen. Das, was du tust, hat keine Zukunft."
Mitleidslos betrachtete er, wie sein Sohn sich am Boden krümmte und in Tränen ausbrach.
"Hör auf zu jammern!", befahl er schroff und wandte sich mit einem letzten angewiderten Blick ab. Wie konnte so etwas nur sein Sohn sein?
Musik und Kunst....das war etwas für die Reichen, die nicht mehr weiterkommen konnten, weil sie ganz oben standen.

Alan zog es vor nichts mehr darauf zu erwidern, sondern blieb auf den Knien bis sein Vater sich abgewandt hatte und ihn fürs Erste in Ruhe ließ. Ein leises Schluchzen kam nun doch noch über seine Lippen, dann fuhr er sich unwillig mit dem Ärmel über die Augen und versuchte sich zusammen zu reißen. Wenn seine Hand nur nicht so fürchterlich weh tun würde!
Mühsam sammelte er seine Bilder und die Reste seiner Harfe ein und klemmte sie sich unter den Arm, dann stand er auf und sah sich verstohlen um. Wenigstens schien keiner diese erniedrigende Szene mitbekommen zu haben und da sein Vater in Richtung der Stallungen verschwunden war, zog Alan es vor die Halle zu betreten. Er musste unbedingt zu Hal, damit dieser sich seine Hand ansehen konnte, aber der war vermutlich im Hospital und Alan wollte weder seine Zeichnungen, noch die kaputte Harfe noch länger mit sich herum tragen, also schlug er zunächst den Weg zu seiner Kammer ein, hielt den Kopf gesenkt und hoffte, dass ihn niemand aufhielt.

Cedric hatte in der Halle gesessen und ein wenig in Gedanken über einem neuen Lied gebrütet, das er gedichtet hatte. Manchmal suchte er dann ruhige Momente, manchmal trieb es ihn aber auch dorthin, wo er die Lieder zum Besten gab.
Aus dem Augenwinkel sah er eine recht gekrümmte Gestalt die Halle betreten und sogleich im nächsten Gang verschwinden. War das nicht Alan gewesen? Cedric runzelte die Stirn, rutschte von seinem Platz auf einem der großen Tische und eilte der Gestalt hinterher.
Es war tatsächlich Alan und er sah nicht gut aus.
"Alan!", hielt er den jungen Mann auf. "Was ist passiert? Du siehst furchtbar aus!" Kreidebleich und mitgenommen wirkte sein junger Freund, er hielt sich die Hand und schleppte sich mehr halbherzig vorwärts.

Alan war sich nicht sicher, ob er erleichtert darüber war, dass es ausgerechnet Cedric war, der ihn aufhielt oder ob er sich doch zu sehr schämte, dass dieser ihn so zu Gesicht bekam. Er versuchte sich etwas zusammen zu nehmen und sah Cedric mit gequältem Blick an. "Cedric. Ich ... habe mir die Hand gebrochen." erwiderte er ein wenig schleppend. "Weißt du, ob Hal auf der Burg ist? Er muss sich das mal ansehen." Alan runzelte die Stirn als er feststellte, dass er ein wenig nuschelte. Wenn seine Hand nur nicht so weh tun würde ...
Er drückte seine Sachen ein wenig fester an sich und sah zu Boden, wollte nicht, dass Cedric sah, wie kurz davor er war wieder die Fassung zu verlieren. Dafür schämte er sich doch viel zu sehr.

Cedric musterte Alan besorgt und griff ihn vorsichtig am Arm. So wie der Andere nuschelte, ging es ihm gar nicht gut. "Die Hand gebrochen? Wie hast du das angestellt? Fall mir ja nicht um, Kleiner.", beschwor er Alan. "Ich glaube, Hal ist oben in Johns Arbeitszimmer. Du kommst jetzt aber erst einmal mit mir und setzt dich hin."
Vorsichtig führte er Alan in dessen Gemach und setzte ihn auf das Bett. "Jetzt erzähl mir, was passiert ist. Dann werde ich Hal holen gehen, damit er sich dich anschaut."
Cedric goss einen becher mit Wasser voll und reichte ihn Alan in die linke Hand. "Trink etwas, beruhige dich. Alles wird wieder gut." Er nahm ihm vorsichtig die Bilder und die zerbrochene Harfe ab, runzelte leicht die Stirn. Alan wäre nie unvorsichtig damit umgegangen, viel zu kostbar war ihm dieses Geschenk gewesen. Was war nur passiert?

"Mach ich schon nicht." murmelte Alan, ließ sich aber widerstandslos von Cedric in dessen Gemach führen und war gewissermaßen Dankbar dafür, dass ihm jemand die Entscheidungen abnahm. Und vor allem war er froh, dass er nicht ins Dorf würde laufen müssen.
"Ich war ... unvorsichtig." murmelte Alan, dem es vorkam als spüre er, wie er immer blasser wurde. "Ich ... ich war so ungeschickt und habe meine Hand unter den Stiefel meines Vaters gelegt." erklärte er bitter, nahm dankbar das Wasser entgegen und ließ zu, dass Cedric ihm die Sachen abnahm. "Es tut mir so Leid, Cedric, ich hätte besser auf die Harfe aufpassen sollen." erwiderte er niedergeschlagen und starrte in den Becher in seiner Hand hinab. Langsam und ein wenig zögerlich hob er den Becher mit zitternder Hand, führte ihn an die Lippen und trank einen kleinen Schluck.

Cedric hob eine Augenbraue, dann verfinsterte sich seine Miene rasch. "Dein Vater ist hier?" Das erklärte so einiges. Alan hatte ihm ja bereits erzählt, dass sein Vater kein Interesse für die Künste hatte und solches auch bei seinem Sohn nicht duldete. Daher auch die kaputte Harfe. Was für ein Scheusal, der dies seinem eigenen Sohn antun konnte.
"Unvorsichtig würde ich das nicht nennen....dein Vater ist ein Aas. Wir müssen etwas dagegen unternehmen." Er machte eine unwirsche Handbewegung. "Darum mach dir nun wirklich keine Gedanken, es ist nicht deine Schuld. Und außerdem ist es nur eine Harfe. Viel wichtiger ist es, dass es dir gut geht. Deshalb werde ich nun Hal holen. Aber zeig mir deine Hand zuerst..."
Auf seinen Reisen hatte er selbst lernen müssen, kleine Verletzungen zu versorgen und darum wollte er schauen, ob die Hand wirklich offensichtlich gebrochen war, bevor er Hal Bescheid sagte.
"Und dann werde ich zu Lady Joanna gehen, damit sie deinen Vater vor die Tür setzt. Das hier wird sicherlich nicht in ihrem Sinne sein. Hier herrscht Frieden und das soll so bleiben."

Alan nickte betroffen. "Er scheint vor kurzem angekommen zu sein. Irgendwie hat er herausgefunden, dass ich hier bin und was ich hier mache." erwiderte Alan langsam.
Er schwieg zu Alans Worten, hielt ihm dann aber die Hand entgegen, die bereits anzuschwellen begann, damit der Spielmann einen Blick darauf werfen konnte.
Im nächsten Moment fuhr sein Kopf hoch und er starrte Cedric mit geweiteten Augen an. "Er wird nicht zulassen, dass sie ihn einfach so hinaus wirft. Er wird mich mitnehmen wollen. Er war sehr eindeutig darin, dass er nicht duldet, was ich hier tue." erwiderte Alan mit belegter Stimme. Ein Taugenichts war er, ein Weichei und eine Schande ... Alan schluckte schwer.

"Nun, wie dem auch sei...er hat kein Recht das zu tun, auch, wenn das hier nicht seinen Vorstellungen entspricht.", erwiderte Cedric ernst und am liebsten hätte er sich Alans Vater gleich selbst vorgenommen. Das war aber nicht sehr klug.
Er betrachtete vorsichtig Alans Hand zu strich mit den Fingerspitzen darüber. "Kannst du sie bewegen? Aber ich fürchte, du hast recht. Du wirst sie eine Weile nicht gebrauchen können. Trotzdem werde ich hal holen, er wird wissen was zu tun ist. Warte einen Moment hier..."
Der Spielmann erhob sich und strich sich eine Strähne des blonden Haares hinter das Ohr.
"Er wird keine andere Wahl haben. Wenn du hier bleiben möchtest, kann er sich auf den Kopf stellen. Lady Joanna hat genug Männer hier. Außerdem bist du alt genug deinen eigenen Weg zu gehen. Und da du ohnehin kein Erbe zu erwarten hast...was hindert dich? Du legst ja sowieso nicht viel auf deinen Vater, oder? Ob du mit ihm brichst oder nicht, dürfte keinen Unterschied machen."

Alan zuckte leicht zusammen als Cedrics Finger sachte über seine verletzte Hand strichen. "Geht so." erwiderte er, biss die Zähne zusammen und versuchte die Hand etwas zu bewegen. "Ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch ein oder zwei Finger gebrochen sind. Sie tun auf jeden Fall fürchterlich weh." erklärte Alan und nickte dankbar als Cedric erklärte, er würde Hal holen gehen.
Bei Cedrics nächsten Worten senkte Alan den Blick. "Ich kann nicht mit ihm brechen, Cedric." erwiderte Alan bestürzt. "Das würde bedeuten, dass ich meine ganze Familie nicht mehr sehen kann und darüber hinaus ... was soll denn dann aus mir werden? Er hat mir bisher meine gesamte Ausbildung finanziert. Ohne ihn habe ich doch nichts ..." brachte Alan heiser hervor und spürte, wie Tränen der Enttäuschung und der Wut über diese Abhängigkeit in seine Augen traten. "Ich bin auf ihn angewiesen."

"Hal soll es sich ansehen, dann wissen wir Näheres. Beruhige dich, es wird schon nicht so schlimm sein.", versuchte Cedric ihn ein bisschen aufzumuntern. Doch Alans Einstellung zu seinem Vater konnte er nur schwer verstehen.
"Und was tut deine Familie sonst für dich? Hat sie dir Briefe geschrieben und dich gefragt, was du willst? Wie es dir geht? Dein Vater hat dir absichtlich die Hand gebrochen und dein Eigentum zerstört. Was ist die Alternative? Mit ihm gehen und in Klostermauern verschwinden? Du hast ein Talent, Alan, und es gibt genug Leute in England, die solch ein Talent fördern würden. Was brauchst du hier denn mehr? Verlangt Lorenzo Geld von dir? Verlangt Lady Joanna Geld von dir, während du hier bist? Ich denke nicht. Du hast nichts, das ist wahr, aber du kannst neu anfangen. Du musst dein Leben irgendwann selbst in die Hand nehmen, wenn du nicht Mönch werden willst, Alan. Es gibt immer einen Weg, du bist nicht auf ihn angewiesen. Das schwöre ich dir."

"Es ist nicht so einfach." erwiderte Alan kläglich. "Der Rest meiner Familie kann doch nichts dafür und meine Schwestern sind noch so klein ..." Er atmete geräuschvoll aus. "Außerdem kann ich einfach nicht gegen seinen Willen hier bleiben, es ... es verstößt gegen das vierte Gebot. Es ist Sünde, wenn ich mich meinem Vater so widersetze."
Alan schluckte schwer und sah Cedric verzweifelt an. "Du hältst mich jetzt vermutlich auch für einen elendigen Schwächling, nicht wahr? Sitze hier herum und heule." murmelte er und senkte wieder den Blick. Alan starrte auf seine geschundene Hand hinab und schloss für einen Moment die Augen. Ihm war schwindelig und der Schmerz sorgte für die permanente Anwesenheit einer leichten Übelkeit. Langsam sah er wieder zu Cedric hinüber. "Würdest du Hal holen gehen?" fragte er matt. "Sonst verabschiedet sich früher oder später wohl noch mein Mittagessen." murmelte Alan erschöpft.

Cedric seufzte leise. "Du hast ja noch Zeit es dir zu überlegen. Was willst du nur tun, wenn du einfach ihm nachgibst? Auf ewig Mönch sein, obwohl es dich nicht glücklich macht? Du wirfst dein Talent weg, das Gott dir geschenkt hat. Was ist wohl die größere Sünde?"
Cedric schüttelte den Kopf. "Das könnte ich nie über dich denken. Du hast es nicht leicht." Er strich Alan mitfühlend über die Wange.
"Natürlich. Leg dich etwas hin, ich bin gleich mit Hal zurück.", erkläre er und erhob sich.