William und Joanna - 1188 bis 1189

William sah sich eilig um und tauschte dann einen Blick mit seinem Schwiegersohn und Namensvetter. "Wir können uns hier nicht mehr halten." rief er William Marshal zu, der mit einem grimmigen Nicken antwortete. "Wir müssen den König von hier fort bringen." erwiderte er und nun war es an William zu nicken. Allerdings würde das vermutlich gar nicht so leicht sein ... Henry war ein sturer Bastard und würde kaum fliehen wollen, aber viel schwerer wog, dass der König krank war und es im Grunde schon seine Kräfte überstieg hier mit in die Schlacht gezogen zu sein.
William trieb seinen Hengst vorwärts, so dass er zu Henry aufschließen konnte. "Henry!" Obwohl William nun schon fast neben seinem Cousin angekommen war, musste er schreien, um den Schlachtenlärm zu übertönen. "Wir müssen hier weg. Es hat keinen Zweck mehr, Henry." Richard und Philippe Auguste hatten sie hier in der Normandie förmlich überrannt und sie hatten einfach nicht mehr genug Männer auf ihrer Seite, um den Gegnern stand zu halten.

Henry konnte sich kaum auf dem Pferd halten, aber er machte tapfer weiter. Er konnte sich vor seinen Männern keine Blöße geben, das ging nicht. Er musste sie hier durch diesen ungleichen Kampf führen. Er drehte leicht schwankend den Kopf, als Williams Stimme an sein Ohr durchdrang.
"Nein! Wir können nicht so einfach aufgeben und diesen Verrätern die Normandie überlassen! Ich kann jetzt nicht fliehen, wie sollen die Männer mir dann weiter folgen?!"
Tatsächlich hatte ihm das fortwährende anstrengende Leben im Feldlager den Rest gegeben und er hatte zunehmend das Gefühl, sich kaum aufrecht halten zu können. Kraftlos, ausgelaugt...
Aber sein Sturkopf ließ so etwas Unrühmliches wie eine Flucht nicht zu.

Hätten sie hier nicht mitten auf dem Schlachtfeld gestanden, hätte William die Augen verdreht, so riss er sich jedoch zusammen und überwand den letzten Abstand zwischen Henry und sich. "Wir müssen!" erwiderte er ernst. "Ich will es so wenig wie du, Henry, aber sieh dich doch um! Wir sind ihnen heillos unterlegen und was nützt es uns, wenn du bei diesem irrsinnigen Unterfangen ums Leben kommst? Wir müssen gehen!"
Williams Herz hämmerte in seiner Brust während er Henry eindringlich ansah, dann den Blick jedoch kurz löste, um sich umzusehen. Es war aussichtslos. Und wenn er Henry hier nicht bald weg bekam, war auch diese letzte Chance vertan.
"Sire!" William Marshal tauchte nun an Henrys anderer Seite auf, so dass sie den König zumindest schon einmal sicher in ihrer Mitte hatten. "Es sind zu viele ..."

Henrys Augen huschten hektisch über das Schlachtfeld und nur widerwillig gestand er sich ein, dass William recht hatte. Sie würden heute eine herbe Niederlage einstecken und wenn sie ihn in die Finger bekamen, war alles verloren.
Als dann auch noch William Marshal neben ihm auftauchte und ihn drängte, fiel die Entscheidung. Er nickte knapp.
"Na gut, ihr habt ja Recht. Wir können nicht mehr standhalten. Wir müssen uns zurückziehen." Er wendete sein Pferd und setzte es in Bewegung. Sie hatten gerade noch ein wenig Luft, bevor Richards Truppen sie erreichten.

William hätte fast erleichtert aufgestöhnt als Henry endlich einwilligte. Die Sorge, dass er Henry nicht rechtzeitig überzeugen könnte, war damit also genommen, nun musste es ihnen nur wirklich noch gelingen von hier fort zu kommen.
William nickte knapp und brüllte dann einige knappe Befehle, wenngleich das wenigste davon wohl Gehör finden würde in diesem Gedränge. Dann trieb er sein Pferd an, um an Henrys Seite hier weg zu kommen.
Er war sich nicht sicher, was es war, das seine Aufmerksamkeit erregte, denn Bewegung gab es um ihn herum genug, doch instinktiv wandte William den Kopf etwas nach links und seine Augen weiteten sich ein wenig. "Großer Gott ... Richard." murmelte er leise als er den feuerroten Schopf seines Schwiegersohnes in der Menge ausmachte - und gefährlich nahe an ihnen dran.
"Los, los, Beeilung! Henry, wir müssen hier weg." drängte er noch einmal, wenngleich er wusste, dass das nicht allzu viel bringen würde. Jetzt brauchten sie vor allem eine gute Portion Glück.

Henry trieb sein Pferd an und ritt neben William her, als dieser etwas vor sich hin murmelte. Er folgte dessen Blick ohne die Worte zu verstehen und seine Augen verengten sich.
"Richard..." Am liebsten würde er seinen Sohn hier und jetzt fordern, die Sache klären, wo er ihn doch endlich einmal persönlich vor sich hatte.
Er zögerte ein, zwei lange Augenblicke, bis sein Körper ihn daran erinnerte, dass das vielleicht doch keine allzu glorreiche Idee war. Wortlos ließ er seinem Schimmel die Zügel und ließ ihn in eine schnellere Gangart übergehen.
Richard war gefährlich nahe und hatte sie ganz gewiss entdeckt. Bald würden sie eingekesselt sein.

William sah wie Henry in die gleiche Richtung blickte, sah seinen Cousin zögert und war schon kurz davor Henrys Schimmel mit einem Schlag auf die Kruppe voran zu treiben, als Henry sich zu besinnen schien und das Tier von sich aus laufen ließ. William trieb seinen Hengst an, so dass dieser in den Galopp fiel und sich Henrys Pferd anschloss.
"Wir müssen nach Westen, Henry. Weg von den Armeen der beiden ... und dann sehen, dass wir eine möglichst sichere Burg erreichen." Und das so schnell wie möglich ... bevor du mir vom Pferd kippst. William kannte Henry fast sein ganzes Leben lang und er wusste, wie es tatsächlich um ihn bestellt war, wenn man ihm die angeschlagene Gesundheit schon so ansehen konnte. Henry biss immer die Zähne zusammen und zeigte nie Schwäche, wenn es sich vermeiden ließ. Ganz gleich, was Henry sagte, William brauchte ihn nur anzusehen, um genau zu wissen, dass sie am Ende waren. Henry war so angeschlagen und ihre Armee so zusammen geschrumpft ... sie konnten nicht weiter gegen Richard ankommen.

"Ja....", keuchte Henry. "Ja... Burg." Er wusste nicht, ob er das in diesem Tempo durchhalten würde. Aber er beugte sich ein wenig mehr über den Hals. Richard kam näher, das konnte er regelrecht spüren. Er wusste nicht, ob sie entkommen würden, sein Pferd konnte nicht schneller laufen auf dem recht unebenen Gelände. Auf einmal fiel William Marshal zurück.
"Was hat er vor?", rief Henry seinem Lordkanzler zu, machte aber nicht den Fehler auf seinen Gefolgsmann zu warten. Entweder war er verletzt worden und würde sie behindern oder er würde Richard aufhalten und ihnen Zeit verschaffen.
Henry musste entkommen, sonst würde es mit England bergab gehen....

William hatte sich stumm mit seinem Schwiegersohn verständigt und widerstand dem Drang ihm bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Einer von ihnen musste schließlich bei Henry bleiben. "Das, was er geschworen hat zu tun." rief er Henry zu. "Dein Leben beschützen."
Als sie aus dem dichteren Gedränge heraus waren, gestattete William sich einen Blick zurück. Er drehte sich etwas im Sattel und sah, wie William Marshal seine Pferd herum zog, so dass er Richard und dessen Rittern den Weg versperrte, dann senkte er die Lanze. "Bitte Gott, lass ihn Erfolg haben." murmelte William leise und sah zu Henry, der keine Pferdelänge vor ihm galoppierte. Lass ihn Erfolg haben, damit wir Henrys Leben retten können und lass ihn leben. Bitte, lass ihn leben. Lass Isabella ihren Mann, ich bitte dich.
Williams Herz schlug ihm bis zum Hals und nur zu gerne hätte er sein Pferd ebenfalls in die andere Richtung gelenkt, doch stattdessen trieb er den Hengst noch ein wenig vorwärts. "Los, weiter. Wir müssen so viel Abstand zwischen ihn und uns bringen, wie nur möglich!"

Henry nickte nur knapp und setzte seinen Weg fort, während William Marshal sich dem Feind entgegen stellte. Marshal wartete ab, die Lanze bereit. Er wartete bis zum allerletzten Moment und dachte an Isabella. Wenn er doch nur Erfolg hätte und heim kehren konnte zu seiner geliebten Frau...
Marshal konzentrierte sich wieder auf die Lanze, hob und warf sie mit aller Kraft. Der Wurf war gut gezielt, die Klinge fällte Richards Pferd und ließ Pferd und Reiter zu Boden gehen.
Richards Männer waren schockiert und hielten inne, um nach ihrem Führer zu sehen und William nutzte die Gelegenheit zu fliehen.
Sein Puls raste, als er in gestrecktem Galopp das Schlachtfeld hinter sich ließ, um seinem König zu folgen. Würde Richard sie in die Finger bekommen, würde das kein allzu gutes Ende nehmen.

William hatte schon längst bemerkt, dass die Pferde schwer zu keuchen begonnen hatte, doch erst jetzt gestattete er sich, dem Wunsch des Tieres nachzugeben und trieb es nicht weiter an, so dass der Hengst langsamer wurde und schließlich sogar in den Trab fiel. Allerdings wollte William ihnen allen noch keine Pause gönnen und trieb sie noch etwas weiter, bis völlige Stille um sie herum herrschte, das Schlachtfeld so weit entfernt, dass man nichts mehr davon sah oder hörte. Erst da zügelte William seinen Hengst und ließ ihn Schritt gehen. Dankbar fiel auch Henrys Schlachtross in die langsame Gangart, die Flanken bebten und der Schweiß rann dem Tier nur so am Körper hinab.
"Was denkst du, wohin sollten wir uns wenden?" fragte William schließlich als auch er wieder zu Atem gekommen war.

Henry griff zwischendurch haltsuchend in die Mähne seines Schlachtrosses, bis ihr wilder Ritt schließlich langsamer wurde und William sein Pferd Schritt gehen ließ. Auch sein Pferd war ausgesprochen erleichtert, endlich in die langsamere Gangart wechseln zu können.
Henry schluckte schwer und wartete, bis seine Lungen sich beruhigt hatten. Diese Sache strengte ihn mehr an, als sie sollte.
"Chinon...es ist der einzige, wirklich sichere Ort. Ich weiß, es ist keine kurze Strecke und ich weiß nicht, ob ich es durchhalte.", musste er eingestehen.
"Aber ich wüsste nicht, wohin sonst..."

Williams Augen weiteten sich leicht als der Name Chinon fiel. "Henry, bei Gott, das ist Irrsinn ..." murmelte er und fuhr sich über das Gesicht. William schloss einen Moment die Augen, riss sie jedoch sofort wieder auf als er Hufgetrappel hörte. Er fuhr im Sattel herum und verengte die Augen, bereit sein Pferd wieder anzutreiben, wenngleich er wusste, dass sie wohl kaum mehr weit kommen würden. Dann erkannte er jedoch den Mann, der an der Spitze der kleinen Gruppe ritt und atmete erleichtert aus. "William Marshal." berichtete er Henry erleichtert. "Lass uns kurz anhalten und auf sie warten. Dann besprechen wir alles weitere. Womöglich hast du Recht und wir müssen nach Chinon ... Gott gebe, dass es uns gelingt. Und wir können einen der Männer in das Lager zurück schicken. Charles soll die Männer, die noch da sind sammeln und weitere Schritte einleiten." überlegte William ernst.

"Aber unsere einzige Chance. Richard wird nichts unversucht lassen uns in die Finger zu bekommen. Chinon wird er nicht einnehmen können."
Henry schrak leicht zusammen, als auch er Hufe in der Ferne hörte, doch er ließ erleichtert Luft entweichen, als William erkannte, um wen es sich handelte. Er selbst es den Reiter erst viel später erkennen können.
"Marshal....guter Mann. Charles hat Verstand und Erfahrung genug, um zu tun, was du sagst. Was schlägst du als weitere Schritte vor? Sollen die Männer nach Chinon kommen um die Burg zu verteidigen?"
Er fuhr sich müde durch das Gesicht. Wann nahm das alles endlich ein Ende?

William rieb sich unbehaglich über das Kinn. "Ich bin mir noch nicht sicher. Bis sie alle in Chinon sind ... das dauert furchtbar lange. Aber viele andere Möglichkeiten blieben im Grunde nicht, wenn wir nicht völlig von ihnen abgeschnitten werden wollen. Wir dürften nicht riskieren, dass Richard und Philippe zwischen uns und unsere restliche Armee drängen." erwiderte William langsam.
Sie warteten bis Marshal mit der handvoll von Männern bei ihnen angekommen waren. William drehte sich zu seinem Schwiegersohn herum und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. "Gott sei Dank." murmelte er leise. "Das war wirklich mutig von dir. Und unglaublich töricht. Sei froh, dass du heil hier angekommen bist, ich hätte Isabella wirklich keine anderen Nachrichten überbringen wollen."

Marshal

"ja, das darf nicht passieren. Dann sind wir verloren...wir werden sehen, was Marshal dazu sagt und sehen dann weiter." Henry seufzte leise und stützte sich leicht auf seinem Sattel ab.
William Marshal traf inzwischen mit einigen Männern ein, die er unterwegs getroffen hatte und neigte leicht den Kopf. Er schenkte seinem Schwiegervater ein knappes Lächeln.
"Gott hielt seine schützende Hand über mich, scheint mir. Es war die einzige Chance, sie so lange aufzuhalten und Verwirrung zu stiften, dass er König entkommen konnte. Gott gebe, dass Isabella nie eine solche Nachricht überbracht werden muss."
Er sehnte sich danach, sie endlich wieder in die Arme zu schließen.
"Wie ist das weitere Vorgehen?"

"Wir müssen weiter und das so schnell wie möglich. Wir müssen den Vorsprung nutzen und ihn möglichst ausbauen." erwiderte William und seufzte leise. "Chinon ist unser Ziel. Es ist weit und ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wie wir es bis dorthin schaffen sollen, aber es scheint nicht anders zu gehen." Sie liefen nun wahrlich um ihr Leben.
Jemand muss zurück ins Lager und Charles informieren. Er soll das, was von unseren Truppen noch übrig ist sammeln und ... tja, am besten auch nach Chinon führen, wir dürfen nicht riskieren weiter von ihnen getrennt zu werden."
William warf einen Blick zu Henry hinüber und sah dann seinen Schwiegersohn wieder an. "Wir müssen Henry um jeden Preis lebend nach Chinon bringen." fügte er leise hinzu. "Alles andere ist jetzt erst einmal nicht mehr so wichtig."

Marshal

"Chinon...ein gewagtes Ziel." Marshal warf einen Blick zum König. "Bist du sicher, dass der König es noch durchhält bis nach Chinon?", fragte er leise. "Er macht keinen sehr kräftigen Eindruck. Aber vermutlich haben wir keine andere Möglichkeit. Ich werde Hugh zurück ins Lager schicken. Er ist schnell und geschickt, er wird Charles die Nachricht bringen. Charles kennt ihn, darum wird er ihm trauen."
Marshal gab einige entsprechende Anweisungen, ehe er sich wieder William zuwandte.
"Das müssen wir. Und darum sollten wir keine Zeit verschwenden, sondern jetzt los reiten. Sie sind uns auf den Fersen, davon können wir ausgehen."
Und er hoffte, dasss sie schnell genug waren.

William sah zu Henry und schwieg einen Moment, ehe er sich wieder zu Marshal umwandte. "Nein, ich bin mir keineswegs sicher. Aber wir müssen es versuchen. Und wenn ich ihn letztlich eigenhändig nach Chinon tragen muss." erwiderte William. "Ich bin keineswegs begeistert davon, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, dass wir gerade um unser Leben rennen ... um seins vor allem."
William beobachtete, wie Marshal die Befehle erteilte, dann nickte er. "Wir sollten ihn in die Mitte nehmen. Nur zur Sicherheit." Falls Henry aus dem Sattel stürzen sollte, konnte einer von ihnen den König wenigstens auffangen.
William lenkte seinen Hengst wieder an Henrys Seite. "Wir wären soweit. Einer der Männer ist auf dem Weg zurück ins Lager. Wir sollten aufbrechen und zusehen, dass wir unser Ziel so schnell wie möglich erreichen."

Marshal

"Gut, dann werden wir es versuchen. Und wir werden den König heil nach Chinon bringen. Nur müssen wir es schnell tun, die Jäger sind uns auf den Fersen und sie werden keine Gnade haben, weil der König erkrankt ist."
Marshal runzelte besorgt die Stirn. "Wie schlimm ist es wirklich?", fragte er leise. "Ich habe ihn noch nie zuvor so gesehen. Müssen wir uns ernsthaft sorgen?"
Er nickte knapp. "Wir nehmen ihn in die Mitte und immer achtsam. Wir werden viele kurze Pausen machen, dafür schnell reiten. Sein Wille ist stark, wir schaffen das."
Henry stimmte zu, als Marshal und William sich an seine Seite gesellten.
"Nun denn, los..."

William schwieg einen Moment lang und hob dann leicht die Schultern. "Möglicherweise schon. Das hängt davon ab, wie wir es nach Chinon schaffen und wie es dann weiter geht. Wenn man ihm die Krankheit schon so ansehen kann, ist es immer mindestens dreimal schlimmer als das, was man sieht ... er hätte zwischen durch etwas Ruhe gebraucht, dann hätte er sich rasch wieder erholt, aber das war ja unmöglich." murmelte William. Sie hatten seit Beginn des Jahres gegen Richard und Philippe Krieg geführt und nun hatten sie schon Ende Juni ... ein halbes Jahr lang diese Strapazen ...
William atmete tief durch und nahm sich zusammen als er an Henrys Seite ritt. Er wollte nicht, dass Henry sah, wie groß seine Sorge war, denn das hätte seinen Cousin höchstens zornig gestimmt.

Marshal

"Wenn wir erst dort sind, wird er ein wenig ruhen können. Vielleicht erholt er sich etwas. Lucas ist bei den Männern im Lager, er wird Henry helfen, sobald sie eingetroffen sind. Dann kommt er wieder auf die Beine." Es wäre das Schlimmste für sie alle, wenn Henry nun nicht mehr fähig sein würde, Entscheidungen zu treffen in diesem Krieg. Sie brauchten ihn jetzt bei klarem Verstand.
Und so verließen sie gemeinsam den Ort ihrer Rast und ritten eilig nach Chinon. Sie erreichten die Burg nach kräftezehrenden Tagen unbehelligt, aber Henry hing beinahe mehr über dem Hals seines Pferdes, als dass er ritt.
Ohne Marshal und seinen Cousin hätte er es nicht geschafft sich auf dem Hengst zu halten.

Richard saß mit zufriedener Miene in seinem Zelt und wartete darauf, dass Robert eintraf. Philippe und Stephan waren bereits eingetroffen und wo Stephan war, war natürlich auch Rob nicht weit, so dass sie eine kleine Runde an dem Tisch zusammen gefunden hatte, jeder bereits einen Becher mit Wein vor sich.
Als die Zeltplane zurück geschlagen wurde und die Wache davor Platz für Robert machte, erhob Richard sich mit strahlendem Lächeln und trat um den Tisch herum. "Robert! Der Mann der Stunde." Mit breitem Grinsen zog er Robert in seine Arme und klopfte ihm kurz auf den Rücken. "Du warst hervorragend, dank deiner Hilfe konnten wir sie das Fürchten lehren." Richard wies auf den noch freien Platz am Tisch. "Komm, setzt dich, damit wir anstoßen können. Und anschließend besprechen wir, wie es weiter geht." verkündete Richard und ließ sich wieder auf seinem Platz nieder.

Robert hatte sich nach dem Erliegen der Kämpfe umgezogen und sich nun auf den Weg zu Richard gemacht. Es war ein überwältigender Sieg geworden, sie hatten Henrys Truppen vernichtend geschlagen und er und seine Männer hatten dazu beigetragen.
Er lächelte und erwiderte die Umarmung seines Schwagers.
"Ich danke dir. Man tut, was man kann. Aber du hast Recht, sie fürchten uns. Und du hast deinen Sturz gut überstanden?" Schließlich hatte das massige Streitross Richard beinahe unter sich begraben.
Er setzte sich an den Tisch und nahm seinen Becher Wein an sich.
"Nun denn, auf unseren Sieg!", sagte er stolz.

Richard schnitt eine kleine Grimasse. "Besser als mein Pferd." bemerkte er trocken. Er hatte den kräftigen Hengst sehr zu schätzen gewusst und bedauerte seinen Verlust, war aber letztlich erleichtert, dass William Marshal sich darauf beschränkt hatte, sein Pferd zu fällen und nicht ihn selbst. "Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken, das wird schon wieder."
Richard hob seinen Becher. "Auf unseren Sieg!" pflichtete er Robert bei. "Und auf den zukünftigen König von England." fügte Philippe grinsend hinzu.
Ja, es war geschafft, davon war Richard überzeugt. Sie hatten Henry heute so vernichtend geschlagen, dass dieser nichts anderes mehr hatte tun können als zu fliehen. Und nun würde er sich beugen müssen. Oder Richard würde ihn endgültig zerbrechen.