William und Joanna - 1188 bis 1189

Beatrice hatte einen Spaziergang durch den kleinen Garten von Fontevrault gemacht um den vielen Terminen einen Moment zu entfliehen. So vieles änderte sich nun, da sie bald Königin werden würde und auch sie hatte wie Richard deutlich weniger Zeit als vorher.
Am Kreuzgang entdeckte sie schließich Jonathan und lächelte sanft, ehe sie zu ihm trat.
"Was grübelst du, Jonathan? Du wirkst nachdenklich." Wie groß er doch geworden war....Er war auf dem besten Weg ein Mann zu werden, etwas, von dem sie am Anfang nicht geglaubt hatte es je zu erleben. "Mir graut es vor dem ganzen Trubel ein wenig...", bemerkte sie beiläufig. "Manchmal wünschte ich, alles wäre noch beim Alten."

Jonathan

Jonathan hörte die Schritte näher kommen und wandte den Kopf als seine Mutter neben ihm stehen blieb. Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln und hob leicht die Schultern. "Über alles was sich jetzt so verändert und was uns noch bevorsteht." erklärte er und sah seine Mutter dann überrascht an. "Wirklich? Aber ... du wirst doch zur Königin gekrönt. Wie könntest du das nicht wollen?" erkundigte Jonathan sich mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugierde. Sicher, er wusste, dass seine Mutter nicht so nach dieser Krone gestrebt hatte wie sein Vater, aber solche Worte hätte er dennoch nicht erwartet.
Er hatte bis eben gedacht, er wäre der einzige in der Familie, der sich davor beinahe fürchtete. Seine Brüder waren schließlich Feuer und Flamme, konnten all das kaum erwarten. Und wenngleich seine Schwestern nicht solch ein Aufhebens darum machten, wusste er, dass auch die beiden der Krönung mit leuchtenden Augen entgegen sahen.

Beatrice nickte nachdenklich und war nicht wirklich überrascht. "Und du sorgst dich? Worüber machst du dir Gedanken, Jonathan?" Sie lachte leise und fuhr ihm durch das Haar, auch wenn sie wusste, dass er das nicht mehr sonderlich schätzte.
"Das werde ich. Und wie viele Augen jetzt ganz genau auf mich schauen werden...Ich bin darüber nicht allzu glücklich. Ich tue es deinem Vater zuliebe und ich würde jeden Weg mit ihm gehen. Aber du weißt, wie temperamentvoll ich sein kann. Wie unkonventionell...Ich will all die Würdenträger, die ich treffen muss, nicht vor den Kopf stoßen. Ich möchte mich nicht blamieren. Und außerdem...habe ich viel weniger Zeit für euch."
Beatrice seufzte. "Du und ich, wir sind uns so ähnlich." Jonathan war ihr von all ihren Kindern am Ähnlichsten.

Jonathan

Jonathan atmete tief durch und nickte dann etwas verschämt. "Ja, schon irgendwie." murmelte er und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Locken, nachdem seine Mutter diese in seinen Augen wieder in Unordnung gebracht hatte. "Es ist alles so ... groß, verstehst du? Vater wird König, du Königin und wir werden nicht mehr so viel in Bordeaux sein, nicht mehr so viel in Aquitanien. Plötzlich stehen wir im Mittelpunkt und das heißt, dass mir viel mehr Menschen Beachtung schenken werden." Etwas unbehaglich zog Jonathan die Schultern nach oben. "Sie werden mich ansehen, die Stirn runzeln und sich fragen, wie es sein kann, dass ein Prinz ein solcher Krüppel sein kann." brachte Jonathan es schließlich trocken hervor. "Es wird viel mehr Augen geben, die mich verächtlich ansehen werden, besonders wegen Guillaume und Stephan." Seine beiden Brüder waren vermutlich der Inbegriff prinzlicher Würde. Sie waren im besten Alter, gut aussehend, charmant, selbstsicher - kurzum, sie wussten, wie man die Menschen für sich begeistert. Er hingegen wirkte neben den beiden wie eine graue Maus.
"Außerdem werden jetzt erst recht alle darauf warten, dass wir gute Verbindungen eingehen. Ich meine ... Guillaume soll Alix heiraten, Stephan wird sicher auch keine Schwierigkeiten haben eine passende Braut zu finden und Eleonore brennt doch nur darauf all die jungen englischen Fürstensöhne zu ihren Füßen liegen zu haben. Aber ich ... mich will doch niemand ..." schloss Jonathan dann mit einem leichten Schulterzucken.
Er betrachtete seine Mutter einen Moment lang. Obwohl ihr diese Veränderungen offenbar ähnlich schwer fielen, merkte man es ihr nicht an. Sie wirkte trotz allem so stark und zuversichtlich, hätte sie es ihm nicht offenbart, Jonathan wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie Zweifel haben könnte.

Beatrice schüttelte leicht den Kopf. "Es ist ganz normal sich bei einem solchen Wandel zu sorgen. Das beweist nur, dass du nachdenkst. Wir werden im Mittelpunkt stehen, da hast du wohl recht." Sie ahnte bereits, was Jonathan wirklich Sorgen bereitete und sollte recht behalten.
"Ach mein Schatz...du solltest nicht so denken. Du kannst sie alle einen Besseren belehren. Hör diesen Leuten nicht zu, wir wissen es doch besser. Dein Verstand stellt den ihren gnadenlos in den Schatten. Ich gebe zu, deine Brüder sind Prinzen wie aus den Märchen, die man sich erzählt. Aber dafür wird man auch enttäuschter sein, wenn sie einen Fehler machen. Du bist für mich genauso viel wert wie sie. Und glaub mir, wenn du deinem Bruder eines Tages mit wertvollem Rat zur Seite stehen kannst, wird niemand dich verächtlich ansehen. Deine Zeit wird kommen, Jonathan."
Sie lächelte. "Und was die Verbindung angeht...dafür hast du noch viel Zeit. Und du hast auch definitiv ein Mitspracherecht dabei. Du solltest nicht so pessimistisch sein. Auch du wirst dein Gegenstück finden. Eine Frau, die dich genauso nimmt wie du bist und dich genau deswegen liebt. Und lass dir nicht anmerken, wenn dir diese Dinge schwer fallen. Das versuche ich auch zu tun."

Jonathan

Jonathan seufzte leise. "Ich wünschte, ich könnte glauben was du da sagst." murmelte er und ließ den Blick kurz durch den kleinen Garten schweifen. "Weißt du, ich ... im Moment erscheint es mir viel verlockender hier zu bleiben. In Fontevrault ist es viel ruhiger, die Menschen betrachten mich nicht mit so viel Missfallen wie außerhalb dieser Mauern und vor allem sind hier auch einfach gar nicht so viele Menschen." bemerkte Jonathan langsam. "Außerdem könnte ich so nie eine Ehe eingehen, die zum Desaster wird und niemand würde sich wundern, wenn ich nicht heirate. Im Gegenteil." Jonathan hatte nur allzu lebhaft noch vor Augen wie seine letzte Begegnung mit einem Mädchen verlaufen war, das in ihm Gefühle geweckt hatte.
Jonathan schürzte leicht die Lippen. "Damit mich eine Frau so nehmen kann, wie ich bin, müsste erst einmal eine bleiben und nicht gleich weg laufen, wenn sie mich sieht."

"Glaub mir doch einfach. Ich habe ein bisschen mehr Lebenserfahrung als du, Jonathan. Glaube mir, deine Zeit wird kommen. Ich kann verstehen, dass du das Bedürfnis nach Ruhe und Frieden hast. Aber es wird nicht besser werden, wenn du dich vor den Menschen versteckst, nur damit sie nicht über dich reden. Du solltest ihnen beweisen, dass sie Unrecht haben."
Sie hob die Augenbrauen. "Ach Jonathan, lass dich doch nicht von so dummen Dingern wie Laurine entmutigen - und ja, ich weiß von der Sache. Ich weiß fast alles, was in Bordeaux vor sich geht. Sie wäre ohnehin viel zu einfältig und oberflächlich für dich gewesen. Glaub mir, eine beherztere Frau wird kommen. Sie wird dich kennenlernen und du wirst Gelegenheit haben mit deinen vielen Vorzügen zu glänzen."

Jonathan

Jonathan wandte den Blick ab und sah auf die grüne Fläche hinaus. "Vielleicht ja aber doch." erwiderte er leise. "Vielleicht hat Gott mich ja hier her geführt, um mir zu zeigen, wie es sein kann ... wie frei ich mich bewegen kann. Wäre das denn so schlimm?" Er riss den Blick von dem Garten los und sah seine Mutter mit gequältem Blick an. "Wäre es so schlimm, wenn ich ihnen nicht beweisen kann, dass sie Unrecht haben, sondern lieber hier bleiben möchte?"
Einen Moment lang starrte er seine Mutter verblüfft an, denn das letzte, was er erwartet hatte, war, dass sie von Laurine und seinem kläglichen Versuch ihr den Hof zu machen wusste. Immerhin hatte er sich nur Alan anvertraut.
Jonathan atmete geräuschvoll aus. "Ach, was ist schon dabei? Sie hat letztlich ja auch nur so reagiert, wie es so gut wie alle Menschen tun, wenn sie mich sehen." bemerkte er bitter.

Beatrice lächelte liebevoll. "Gottes Wege sind unergründlich. Wir können nicht wissen, was er beabsichtigt. Und egal, was dein Weg sein wird, ich stehe hinter dir. Es wäre nicht schlimm. Du sollst nur glücklich werden. Aber weißt du, ich glaube, du wirst nicht glücklich sein, wenn du dich hinter Klostermauern versteckst. Du solltest deinen brillianten Geist schulen, nächstes Jahr nach Bologna gehen und studieren, wie du es wolltest. Dort hast du auch die Chance aus dem Schatten deiner Brüder zu treten, denn keiner von ihnen wird dort sein."
Beatrice legte Jonathan die Hand auf die Schulter. "Nein, das ist gar nicht wahr. Leider gibt es so viele Menschen, die nicht in der Lage sind auf die Seele zu blicken. Du solltest das nicht allzu ernst nehmen." Und es schmerzte sie so sehr, dass er in seinen jungen Jahren schon so bitter war.
"Es tut mir leid, dass ich dir dieses Leben zugemutet habe.", sagte sie niedergeschlagen. Sie wünschte sich mehr als alle Anderen, dass er gesund zur Welt gekommen wäre. Aber was hätte sie tun sollen? Ihn doch ins Kloster stecken, ohne mütterliche Liebe?

Jonathan

Jonathan nagte unruhig auf seiner Unterlippe und seufzte leise. "Vielleicht hast du Recht." murmelte er leise. "Aber im Moment weiß ich wirklich nicht, wie ich das alles bis nächstes Jahr überstehen soll."
Er sah zu seiner Mutter auf als sie die Hand auf seine Schulter legte, dann rutschte er von der kleinen Mauer und legte die Arme um sie. Er vergrub das Gesicht an ihrer Schulter und gab sich einen Moment lang einfach der tröstenden Nähe hin.
Dann schüttelte er langsam den Kopf. "Aber du hast mir doch erst alles lebenswerte im Leben gezeigt." wisperte er leise. Ohne seine Mutter wäre Jonathan verloren gewesen in dieser düsteren Welt, das wusste er genau. Sein Vater hätte ihn noch als Säugling in ein abgelegenes Kloster gesteckt und nie wieder ein Wort über ihn verloren und Jonathan hätte nie erfahren, was es bedeutete eine Familie zu haben. Und das war der wahre Lichtblick in seinem Leben, wenn sonst schon immer alles grau und düster war.

Beatrice lächelte. "Wir kriegen das hin. Für mich wird es auch schwierig, aber wenn wir gegenseitig auf uns aufpassen, werden wir es gemeinsam durchstehen. Was meinst du, mein Schatz?"
Sie erwiderte die Umarmung ihres Sohnes und schloss einen Moment die Augen. Sie hatte zu Jonathan einfach die innigste Beziehung, den besten Draht. Gerade weil er anders war. Sensibler, aufmerksamer....er brauchte einfach mehr Zuwendung.
"Ich habe mir alle Mühe gegeben das zu tun. Aber manchmal denke ich, es war ein Fehler dich diesem Leben auszusetzen, wo du so viel Leid erfährst. Doch ich liebe dich und das werde ich immer tun. Vielleicht ist das schon genug..."

Jonathan

Jonathan brachte ein Lächeln zustande und nickte leicht. "Das klingt nach einem guten Plan." willigte er schließlich ein. Dieses eine Jahr würde er wohl auch noch überstehen. Wenngleich es vermutlich das härteste werden würde, wenn er bedachte, was ihnen so bevor stand.
"Aber es gab ja auch keine Alternative, nicht wahr? Entweder dieses Leben oder von klein auf ins Kloster. Ich bin dir sehr dankbar, dass du die Entscheidung so getroffen hast." erwiderte Jonathan und löste sich wieder von seiner Mutter. "Es ist wohl einfach mein Schicksal ewig mit mir selbst und meinem Dasein zu hadern. Und irgendwann verstehe ich vielleicht auch den Sinn dahinter, wer weiß. Aber bis dahin bin ich froh, dass ich immerhin dich und die anderen habe."

"Na siehst du. Die Welt ist gar nicht so düster wie du sie sehen willst." Beatrices Lächeln wurden wenig breiter und sie fuhr ihrem Sohn über den Rücken.
"Nein, du hast Recht. Eine Alternative wusste ich wirklich nicht. Und wie hätte ich dich einfach ins Kloster stecken können ohne dch Chance auf ein Familienleben, ohne die Chance auf die LLiebe deiner Eltern. Das hätte ich nicht gekonnt..."
Und sie hätte nie wieder Frieden gefunden. "Warte ab, deine Zeit kommt. Früher oder später....Dann wirst du ein Mädchen finden, das dich mag und du wirst deine Brüder überflügeln. Hadere also nicht so sehr. Wir sind auch froh dich zu haben."

Den verbliebenen Tag seiner Ankunft hatte Edward Helene und den Kindern gewidmet. Sie hatten gemeinsam in ihrem Gemach zu Abend gegessen und die Zeit genutzt, um sich über die vergangenen Wochen auszutauschen.
Da er Hanna so nicht begegnet war, hatte er auch darauf verzichtet sie an dem Tag noch aufzusuchen, nahm es sich jedoch für den nächsten fest vor. Immerhin wollte er sehen, wie es seiner Tochter ging.
So hatte Edward sich nun auf den Weg zu Hannas Kammer gemacht, klopfte an die Tür und trat ein als er von drinnen Antwort erhielt.
"Hanna ..." Edward trat mit einem Lächeln näher, legte einen Arm auf ihre Schulter und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Ich dachte, ich lasse mich mal sehen, jetzt wo ich wieder da bin und höre, wie es euch beiden so geht. Was macht meine kleine Juliana?" erkundigte er sich und trat dann auch schon neugierig an die Krippe heran.
Aus munteren Augen sah seine Tochter zu ihm auf und Edward schenkte ihr ein Lächeln. "Hallo, mein Herzblatt ..." murmelte er leise und nahm sie dann ohne Scheu, aber unendlich vorsichtig auf den Arm.

Hanna

Hanna hatte bereits gehört, dass Edward zurückgekommen war, hatte sich aber absichtlich nicht aufgedrängt. Wenn sie mit Helene Frieden halten wollte, um Julianas Willen, war das nicht wirklich ratsam. Dabei hatten sie sich erstaunlich reibungslos arrangiert während Edwards Abwesenheit. Sie waren sich aus dem Weg gegangen.
Der erste Tag gehörte offenbar auch in Edwards Augen seiner Familie, aber sie war sicher gewesen, er würde noch kommen. Und so war es auch.
Sie schenkte ihm ein Lächeln zur Begrüßung und genoss seine Liebkosung. "Es freut mich, dass du vorbei gekommen bist. Ich hatte schon befürchtet, Helene hätte dich ganz in Beschlag genommen für die nächsten Wochen." Aber es war ein sanfter Spott.
"Es geht ihr ausgezeichnet. Sie plappert munter vor sich hin und beginnt langsam sich an Dingen hochzuziehen zum Stand.", erklärte sie stolz und ihr Herz lief über vor Liebe, als sie die Beiden zusammensah. "Ihr Vater hat gefehlt..."

Edward bedachte Hanna mit einem spöttischen Grinsen. "Nein, wie du siehst erstmal nur einen Tag. Aber wer weiß, was da noch kommt." entgegnete er und trat mit Juliana auf dem Arm wieder zu Hanna.
"Wirklich? Na, du bist ja fleißig meine Kleine, was?" Edward stupste Juliana sanft mit dem Finger auf die Nase und ergötzte sich daran, wie das kleine Mädchen die Nase kraus zog. "Wie gut, dass ihr Vater nun wieder da ist." murmelte er und lächelte sanft.
"Da Helene mir nicht gleich in den Ohren lag damit und du mit Juliana noch immer hier bist, gehe ich davon aus, dass ihr einigermaßen zurecht gekommen seid? Gab es irgendwelche Probleme?" erkundigte er sich dann bei Hanna, weil er wusste, dass er mit ihr leichter darüber sprechen konnte als mit Helene.

Hanna

Hanna lachte leise auf. "Ich bin gespannt, wie sehr sie dich noch in Beschlag nehmen wird. Und wenn es nur ist, damit du die Zeit nicht mit uns verbringst.", spottete sie.
"Oh sicher ist sie das, sie ist deine Tochter. Und es wird ihr gut tun, wenn du dich ab und an mit ihr beschäftigst. Ein Vater hat ihr wirklich gefehlt, so klein sie auch ist."
Juliana war einfach ein so goldiges Kind, ihr absoluter Augenstern.
"Ja, wir sind zurecht gekommen. Wir sind uns aus dem Weg gegangen und haben einfach nicht miteinander diskutiert. Es ist ein Dulden, aber es funktioniert."
Sie lächelte sanft.
"Ich schätze, die Schwangerschaft hat sie milde gestimmt."

Edward schürzte spöttisch die Lippen. "Keine Angst, für euch finde ich schon immer noch genug Zeit, glaub mir." erwiderte Edward, legte sich Juliana auf dem linken Arm so zurecht, dass er sie nur mit dem einen Arm halten konnte und legte den frei gewordenen um Hannas Taille.
"Nur gut, dass der Krieg nun vorbei ist, so wird sie auf ihren Vater nicht mehr so viel verzichten müssen. Ich werde bald noch einmal zur Krönung reisen, aber ansonsten habe ich vor mich erst einmal in Ruhe wieder um Oxford zu kümmern. Und damit natürlich auch um euch."
Er nickte leicht. "Das ist gut. Ihr müsst ja keine Freundschaft schließen, aber ich denke, das Leben ist so für alle etwas leichter." Edward gab Hanna einen Kuss auf die Wange. "Tja, dann hoffen wir alle mal, dass sie bald wieder schwanger wird, damit sie weiterhin milde gestimmt ist." scherzte er leise.

Hanna

Hanna lächelte zufrieden. "Das freut mich zu hören, Ed. So sollte es auch sein, auch wenn deine Gemahlin sich schwarz ärgert. Juliana ist schließlich deine einzige leibliche Tochter." So sehr Edward Aliz auch liebte, sie war nur siene Stieftochter.
Sie lehnte sich an ihn, als er den Arm um ihre Taille legte. "Umso besser. Je mehr Zeit du hier bist, desto besser. Die Leute sind auch froh, wenn der Earl einmal wieder die Entscheidungen selbst trifft. Schön, wenn du nach der Krönung erst einmal bleibst."
Sie grinste Edward an. "Dann musst du dich aber ein bisschen anstrengen. Vielleicht war sie auch nur so umgänglich, weil sie nicht deinen Zorn riskieren wollte, wenn sie mich wegschickt."

Edward sah auf das Mädchen in seinem Arm hinunter und lächelte sanft. "Ja, das ist sie." erwiderte er leise. Und egal ob Bastard oder nicht, Juliana würde für ihn immer etwas besonderes sein. Schließlich hatte er sich schon lange eine Tochter gewünscht und obendrein trug sie ja nicht umsonst einen besonderen Namen.
Als Hanna sich an ihn lehnte strich Edward ihr sanft über die Taille und hielt sich nur mit Mühe davon ab, die Hand weiter wandern zu lassen. Für einen winzigen Augenblick wurde sein Blick sehnsüchtig, dann hatte er das Gefühl wieder nieder gerungen und sich selbst im Griff. "Glaub mir, es ist mir auch lieber, wenn ich selbst dafür verantwortlich bin was hier geschieht. Letztlich ist es ja immer noch meine Grafschaft und ein halbes Jahr Abwesenheit macht sich schon bemerkbar."
Edward lachte verschmitzt. "Tue ich das nicht immer? Mich anstrengend?" fragte er frech und wiegte dann den Kopf hin und her. "Vielleicht. Und wenn, dann ist es nur gut so. Immerhin hatte ich darum gebeten, dass ihr euch zusammen nehmt. Dass du zu meiner Schwester oder meiner Mutter gehst, wäre wirklich der aller letzte Ausweg gewesen. Ich hätte dich lieber dort gewusst als hier, wenn du dich mit Helene weiter bekriegt hättest, aber euer zu Hause ist nun mal hier in Oxford, es kann also kaum eine Lösung sein, dass ihr weg geht, egal für wie lange." erwiderte Edward und hauchte einen Kuss auf Hannas Scheitel.

Hanna

"Für mich war sie das Beste, was passieren konnte. Juliana hat meinem Leben eine entscheidende Wendung gegeben, Verantwortung." Hanna schmiegte sich an Edward und genoss seine sanfte Berührung. "Wie schade, dass du so tugendhaft geworden bist, Mylord."
Hanna lächelte leicht. "Wir hatten eine schöne Zeit." Sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn Edward ihr Bett wieder aufsuchte.
"Du hast einiges aufzuholen, aber wir alle werden dir gern dabei helfen. Du gehörst einfach hierher. Genauso wie Juliana und ich. Ich möchte auch nicht fort aus Oxford. Ich wäre nicht sehr gern fortgegangen. Aber um deinetwillen hat es ja dann doch irgendwie funktioniert."

Bei ihren Worten musste Edward lachen. Es war ein leises, samtenes Lachen, das über seine Lippen kam und in seiner Brust vibrierte. „Dass mich jemals irgendjemand tugendhaft nennen würde …“ spöttelte er. „Aber ich will es ja wenigstens mal versuchen mit dieser seltsamen Tugend.“ Ob er dem standhalten konnte blieb dann abzuwarten. „Das hatten wir, aber unsere Zeit ist ja auch noch nicht zu Ende. Sie ändert sich nur.“ Schließlich war Juliana ein Bindeglied zwischen ihnen beiden, das über simple Zuneigung weit hinaus ging.
„Das tue ich wohl. Und ich bin froh darüber. Oxford ist mir wirklich ans Herz gewachsen, mit all seinen Menschen.“ Von Anfang an hatte man es ihm hier recht leicht gemacht und er hatte sich wohl gefühlt in diesem eigenen kleinen Reich wo er nicht immer das Gefühl hatte, jeder Schritt und Tritt würde mit wachsamen Augen beobachtet und beurteilt werden.

Hanna

Hanna stimmte in sein Lachen ein. "Einmal ist immer das erste Mal. In manchen Dingen bist du es schließlich, nicht wahr? Nein, unsere Zeit ist nicht zu Ende. Aber ich wäre auch nicht traurig gewesen, hätte sie sich nicht geändert. Allerdings muss ich wohl respektieren, dass dir deine Frau nicht gleichgültig ist. Sie ist vermutlich eine der Frauen, die einem nicht gleichgültig sein können. Entweder man mag sie oder man hasst sie."
Hanna nickte langsam. "Und so sollte es auch sein, nicht wahr? Seine Grafschaft sollte dem Earl am Herzen liegen, die Menschen, die dort leben. Nicht bloß die Einnahmen. Und die Menschen wissen, dass du so bist, deshalb mögen sie dich so gern."

William saß an seinem Schreibtisch und starrte auf den Brief hinab, der auf dem blanken Holz lag. Es war eine Einladung nach Westminster wo am 3. September Richards Krönung stattfinden sollte. Am liebsten hätte William das Pergament einfach verbrannt oder anderweitig entsorgt, aber es war nicht nur Richards Krönung, sondern auch die von Beatrice und als ihr Vater konnte er diesem Ereignis kaum fern bleiben. Er wollte ja sehen wie seine Tochter zur Königin von England gekrönt wurde. Nur tat er sich schwer damit, dass er unweigerlich auch Richards Krönung zum König von England mit ansehen würde.
Williams Herz zog sich schmerzlich zusammen als er an die letzte Krönung dachte, die er in Westminster erlebt hatte. 35 Jahre war es her, dass er voller Stolz beobachtet hatte, wie Henry und Eleonore Seite an Seite gekrönt worden waren.
William griff eilig nach seinem Becher und versuchte die Erinnerung mit einem großen Schluck Wein hinfort zu spülen, aber natürlich funktionierte das nicht, also blieb ihm nichts weiter übrig als hier zu sitzen und gegen die erneut aufkeimenden Gefühle anzukämpfen.

Joanna hatte mitbekommen, dass ein Bote gekommen war und hatte William erst einmal in Ruhe gelassen. Sie hatte so eine Ahnung, worum es sich handelte und dass William das nicht allzu gut auffassen würde.
Schließlich aber hatte sie sich entschieen nach ihm zu sehen und betrat vorsichtig das Arbeitszimmer. Wie erwartet saß er am Schreibtisch vor dem Brief.
Sanft legte Joanna die Hände auf seine Schultern und küsste seine Schläfe. "Es ist die Einladung zur Krönung, nicht wahr? Werden wir gehen?", fragte sie leise.
"Du grübelst wieder so viel..."
Und es erinnerte ihn an seine Zeit mit Henry, da war sie sicher.
"Ich weiß, es ist schwer."