William und Joanna - 1188 bis 1189

Richard spürte wie ihm die Röte in die Wangen stieg. "Eleonore, du solltest dich wirklich zusammen nehmen!" drohte er angespannt. Es gefiel ihm gar nicht, dass seine Tochter so spöttische Bemerkungen über ihn machte.
Er verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. "Als würde dein Leben enden, nur weil du heiraten musst. Großer Gott, Mädchen, stell dich nicht so an." brummte Richard und sah dann kurz zwischen Beatrice und seiner Tochter hin und her. "Ja, seit kurzem finde ich Fontevrault für sie sehr verlockend." zischte er, hob aber beinahe umgehend die Hände, um einem Protest von Beatrice vorzubeugen - der Blick mit dem sie ihn maß, reichte ihm schon. "Nein, noch ist nichts geplant. Vielleicht könnte sie mich demnächst nach Paris begleiten, dann können wir uns dort ein wenig umsehen." Richard sah seine Tochter an und lächelte spöttisch. "Wer weiß, vielleicht stellst du ja fest, dass mögliche Heiratskandidaten nicht zwingend so grauenvoll sind, wie du tust."

Eleonore

Eleonore verschränkte die Arme vor der Brust. "Stimmt es etwa nicht?", bemerkte sie, schwieg dann aber lieber doch um ihren Vater nicht weiter zu reizen.
"Natürlich endet es, je nachdem, an wen du mich verheiratest." Sie ekelte sich vor der Vorstellung einen alten Mann heiraten und sein Bett teilen zu müssen. Da war das Kloster fast noch eine bessere Alternative.
Beatrices Mundwinkel umspielte ein amüsiertes Zucken. "Warum nicht."
Auch Eleonore wirkte gar nicht so abgeneigt. Einen fremden Hof zu sehen, vor allem den in Paris, der berühmt war für all seine Künstler.
"Das werde ich...aber bitte Vater, ich will keinen hässlichen, alten Widerling heiraten. Ich kann das einfach nicht tun..."

Richard stöhnte leise und fuhr sich durch die unbändigen roten Locken. "Eleonore, selbst wenn ich mir Mühe gebe und mir den Kopf zerbreche, mir fällt kein einziger alter Greis ein, der einflussreich und mächtig genug wäre, um ihn mit dir zu verheiraten. Also sei unbesorgt." entgegnete er und schenkte seiner Tochter schließlich auch ein aufmunterndes Lächeln. Er legte die Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen sanft über ihre warme Haut. "Liebes, das letzte, was ich will, ist dass du unglücklich wirst, hörst du? Und das ist auch der Grund weshalb ich so wütend geworden bin als ich dich mit diesem Kerl erwischt habe." erklärte Richard bedächtig. "Ich mache mir von früh bis spät Sorgen um dein Wohlergehen."

Eleonore

Eleonore war durchaus erleichtert, als ihr Vater ihr diese Sorge nehmen konnte. Sie hatte wirklich Angst vor so einer Ehe gehabt und immer, wenn sich jemand über eine gute Partie unterhalten hatte, war ihr flau geworden.
Sie schmiegte die Wange in seine Handfläche. "Es tut mir leid, Vater.", sagte sie leise. "Ich wollte dir keine Sorgen machen. Aber er war wirklich nett zu mir. Er hat mich....es klingt albern, aber er hat mich angebetet. Das war ein gutes Gefühl."
Allerdings war sie vielleicht wirklich zu leichtsinnig gewesen und sie wollte ja keinen Streit mit ihrem Vater.

Richards Blick wurde sanft. "Schon gut." erwiderte er leise und gab Eleonore einen Kuss auf die Stirn. "Nur denk in Zukunft ein bisschen mehr darüber nach, was für Folgen solche Dinge haben können, tu mir den Gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass es verlockend war. Von jemandem so verehrt zu werden fühlt sich zweifellos gut an." Richard atmete tief durch. "Aber wir finden für dich schon einen ordentlichen Gemahl, hm? Jemanden mit dem dein Leben erst so richtig anfängt und nicht endet." erklärte er augenzwinkernd.
Eleonore war nach der Krönung zu einer der begehrtesten Partien der Christenheit geworden und Richard hatte genügend Anfragen für eine Heirat, aber es war die Wahrheit, wenn er sagte, dass er noch keine festen Pläne hatte und vor allem, dass er sie mit einer Hochzeit nicht unglücklich machen wollte.

Alan hatte in der kleinen Kapelle auf einer Bank Platz genommen und hielt seinen Skizzenblock auf dem Schoß. James war schon eine Weile in stillem Gebet versunken und kniete vor dem Altar. Alan liebte diesen Anblick und so hatte er kurzerhand ein Stück Kohle aus der Hosentasche gezogen und begonnen James zu malen.
Er genoss die Freiheiten, die sie hier in Winchester hatten. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, es war beschaulicher. Niemanden interessierte, wenn er James in seinem Arbeitszimmer aufsuchte oder sich zu ihm in die Kapelle gesellte. Sie alle kannten und duldeteten die innige Freundschaft der beiden Männer, wie viel mehr dahinter steckte, ahnten sie nicht.
Zufrieden ließ Alan die Kohle sinken. Er hatte den konzentrierten Ausdruck auf James' Gesicht wirklich gut einfangen können.

James war zufrieden mit dem Lauf der Dinge. Alan und er waren nach Westminster gereist, um die Krönung von Richard und Beatrice zu sehen und er hatte es genossen seine Familie einmal wieder so versammelt zu haben, sie alle gesund und munter wieder zu sehen.
Aber er war auch froh als sie vor wenigen Tagen wieder in Winchester angekommen waren und die Ruhe hier ihn sofort wieder Willkommen geheißen hatte. Hier fühlte er sich wohl und der Ort war für Alan und ihn wahrlich zu einem zu Hause geworden.
Heute hatte er sich wieder einmal zum Gebet in die kleine Kapelle zurück gezogen und wie so oft war Alan hinzu gekommen. James hörte das leise Rascheln und anschließend wie die Kohle sachte über das Pergament glitt. Ein Lächeln huschte kurz über seine Lippen ehe er sich wieder zur Konzentration mahnte und sein Gebet fortsetzte.
Er wusste, dass Alan sein Bild bereits beendet hatte als er schließlich das Kreuzzeichen schlug und sich erhob. "Ah, du warst wieder fleißig, hm?" Er trat zu Alan, ließ sich neben ihm auf der Bank nieder und gab ihm einen leichten Kuss. "Dass es dir nicht mal langweilig wird immer nur mich zu zeichnen." neckte er sanft.

Alan grinste James flüchtig an, als dieser sich zu ihm setzte und ihm einen Kuss gab. Er genoss diese Unbeschwertheit und es hatte sich noch nie so richtig angefühlt, mit James zusammen zu sein. Auch hier, in der Kapelle. Sie waren mit Gott im Reinen.
Er lachte leise.
"Natürlich. Aber mir wird niemals langweilig dabei. Jedes Mal, wenn ich dich zeichne, entdecke ich etwas Neues an dir, das mir besonders gut gefällt. Ich werde nie müde zu versuchen den Ausdruck, den du beim Gebet hast, auf das Papier zu bannen.", erklärte er.
Alan seufzte zufrieden. "Und was hast du für heute noch auf deinem Plan?"

James lachte leise. "Ich fühle mich geschmeichelt, dass ich immer noch so ein spannendes Objekt bin." erwiderte er und strich Alan durch die etwas wirren Locken. Sanft glitten seine Finger durch die braunen Haare und ein Lächeln umspielte James' Lippen. "Hm, ich weiß nicht. Ein bisschen beten. Ein bisschen Zeit mit einem süßen Maler verbringen, der angeblich ganz hervorragende Bilder zu Stande bringt und anschließend noch ein wenig beten, um Gott um Vergebung zu bitten für meine ewige Lüsternheit." gab James zurück, lehnte sich vor und stahl Alan noch einen Kuss. "Bei Gott, so wie du nicht aufhören kannst mich zu zeichnen, kann ich nicht aufhören die Finger von dir zu lassen. Du musst wirklich ein Geschenk des Himmels sein." wisperte James gegen Alans Lippen und grinste leicht.
Wenn nicht alles so gut laufen würde in seinem Leben, wäre er der Überzeugung, dass Alan seine persönliche Nemesis war, die Versuchung, die ihm der Teufel geschickt hatte. Aber das war einfach unmöglich, Gott schien ihnen beiden schließlich mehr als gewogen zu sein.

"Wie könntest du es nicht sein, Jamie?" Alan schloss genießend die Augen, als James' Finger durch seinen Schopf strichen. "Oh tatsächlich? Das hört sich nach einer ausgezeichneten Tagesplanung an. Ob du mir gestattest sie zu teilen?"
Er lachte leise und zog den Kuss in die Länge. "Es geht mir genauso. Ich würde am liebsten den ganzen Tag an deiner Seite verbringen und du weckst immer den Drang in mir dich anzufassen. Hmm....aber ein Geschenk des Himmels hat mich noch niemand genannt.", erklärte er lächelnd.
"Na komm, lass uns nach nebenan gehen. Sonst muss ich eine weitere Sünde begehen und dich hier vor dem Altar im Angesicht Gottes lieben. Wobei....das auch seinen Reiz hätte.", raunte er in James' Ohr.

James legte den Kopf etwas zur Seite und grinste schelmisch. "Ich glaube nicht, dass ich dich mit einem süßen Maler teilen möchte. Du solltest nur mir gehören." neckte er Alan sanft und legte eine Hand an dessen Wange. "Dann wird es höchste Zeit, dass ich dich einmal so genannt habe, denn genau das bist du für mich." erklärte James entschlossen.
Bei Alans Worten lief James ein wohliger Schauer über den Rücken, dann musste er lachen. "Also wirklich, Alan ..." tadelte er sanft, zog seinen Freund jedoch erst noch einmal an sich, um ihn zu küssen. "Wie Unkeusch ... wenngleich es Gott möglicherweise sogar egal wäre, ob er uns nun hier oder nebenan dabei zusieht." feixte er leise, erhob sich dann jedoch und zog Alan mit sich in die Höhe.

"Schade beinahe, was?" Alan grinste frech, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein, nein, ich möchte dich auch nicht teilen. Du gehörst nur mir allein."
Er bedachte James mit einem zärtlichen Blick. "Ich glaube, Gott wird mir meine unkeuschen Gedanken verzeihen. Und ich habe nebenan nicht ganz so sehr den Eindruck, dass er zusieht. Ich bin von Zuschauern nicht ganz so begeistert bei dem, was ich mit dir vor habe."
Gemeinsam verließen sie die Kapelle und erreichten gerade noch James' Wohnraum, ehe dessen Obergewand sich schon Richtung Boden verabschiedete.
"Ich liebe dich..."

James' Augen funkelten herausfordernd. "Willst du etwa noch jemanden in unser Bett holen?" fragte er lauernd und bedachte Alan mit einem langen Blick. "Mir scheint als müsse ich dich ein bisschen mehr beschäftigen, hm? Du bist nicht ausgelastet."
Als sie sich nach nebenan begaben, hatte James gerade noch Gelegenheit, die Tür hinter ihnen zu schließen, da befreite Alan ihn schon von seinem Gewand, so dass er kurz darauf nur noch spärlich bekleidet vor ihm stand. Lachend zog James seinen Freund an sich. "Und ich dich. So sehr, dass es mich immer noch ganz verrückt macht." Er strich Alan durch die Haare und küsste ihn hingebungsvoll. "Verrückt nach dir ..."

Alan zwinkerte James zu. "Warum nicht? Etwas Neues ausprobieren..." Lachend zog er leicht am Ohr seines Gegenübers. "Das wäre sicher eine Möglichkeit. Ich bin nicht ausgelastet genug, nur deshalb komme ich auf solche Gedanken. Aber keine Sorge, wenn ich dich sehe, kann ich ohnehin nur an dich denken." Er schlang die Arme um James und seufzte zufrieden, ehe er den Kuss erwiderte.
"So geht es mir auch..."
Er ließ die Lippen an James' Hals hinab wandern und biss sanft in die weiche Haut an seiner Halsbeuge. "Und ich kann nicht so lange warten, Jamie...", hauchte er. "Meine Hose ist schon so verflucht eng, Exzellenz. Ich fürchte, Ihr müsst den bösen Geist darin austreiben. Könnt Ihr mir helfen?"

"Also bleibt mir die Wahl zwischen einem Dreier und dir ständig vor der Nase herum tanzen, damit du mich immer siehst." stellte James belustigt fest. Dann schloss er die Augen und ein leises Stöhnen kam über seine Lippen als Alan seine Lippen abwärts wandern ließ. "So ungeduldig, Alan ..." wisperte er und erschauderte leicht als Alan seinen Spitznamen verwendete. Niemand außer Alan nannte ihn noch so und James liebte es einfach, wenn sein Freund diesen Namen nutzte.
Im nächsten Moment konnte James ein leises Lachen nicht zurück halten. "So? Ein böser Geist?" Er strich sanft über Alans Brust, befreite ihn rasch von seinem Hemd, ehe die Finger erneut Alans Oberkörper entlang wanderten und schließlich seinen Hosenbund fanden. James ließ die Hand in Alans Schritt gleiten und grinste leicht. "Ich glaube nicht, dass es ein böser Geist ist ... hier scheint mir viel eher ein Schlangenbeschwörer von Nöten."

"So wie du es sagst, klingt das wie etwas Schlechtes!", erwiderte Alan betont unschuldig. Er liebte dieses Geplänkel mit James. Nur er war ihm so nahe, so eng verbunden, dass sie solche Neckereien austauschen konnten ohne eine Verstimmung des Anderen befürchten zu müssen.
"Ich bin immer ungeduldig, wenn mich die Muse packt. Und da du meine Muse bist.." Er grinste und James' Stöhnen jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken.
Er seufzte auf, als die Finger über seine nackte Haut glitten und seine Lider flatterten einen Moment lang zu.
"Oh Gott, Jamie, es ist mir egal...Hauptsache, du sorgst für Abhilfe.", keuchte er.
Er hatte das Gefühl zerspringen zu müssen vor Lust.

James lachte, beugte sich soweit vor, dass seine Lippen über Alans Ohrläppchen strichen und wisperte dann. "Ja, ganz besonders ungeduldig wirst du, wenn deine Muse dich an deinem besten Stück packt." wisperte James mit anzüglichem Grinsen.
Er verschloss Alans Lippen mit einem Kuss und begann sich an dessen Hosenbund zu schaffen zu machen. Gerade als James mit geschickten Fingern Alans Hose aufgeschnürt hatte und sich vor ihm auf die Knie sinken lassen wollte, zerriss ein Klopfen an der Tür die Stille und noch ehe James sich auch nur hatte umdrehen können, öffnete sich die Tür.
"Verzeiht, Exzellenz, aber ich habe eine - oh ..."
James fuhr herum und starrte seinen Schüler entsetzt an, der verlegen zu Boden sah. "Edmund ..." Großer Gott, wieso hatte er nicht abgeschlossen?

"Oh ja....und ich mag es, wenn du mir so schmutzige Dinge ins Ohr säuselst, Jamie." Besonders James' Amtswürde als Bischof machte das umso reizvoller. Es erregte ihn ungemein diese Dinge so offen zuhören zu bekommen. Er erschauderte in der Erwartung, wie James ihn gleich anfassen würde, als sie Beide plötzlich gestört wurden.
Es klopfte und schließlich öffnete sich die Tür. Alan und auch James waren beide im ersten Moment wie erstarrt. Edmund...großer Gott, das war nicht gut. Was, wenn der Bengel sie anschwärzen würde?
Alan fasste sich als Erster und schnürte eilig seine Hose zu.
"Edmund....wie wäre es, wenn du die Tür schließt?" Er griff nach seinem Hemd, um es überzuziehen. Die Stimmung war ohnehin dahin.
Edmund wirkte höchst verlegen und war rot angelaufen. "Verzeiht...aber....ich wusste nicht...ich begreife das nicht."

James war sonst immer ausgesprochen wortgewandt, aber ausgerechnet in dieser Situation wusste er nicht, was er sagen sollte. Er sah Edmund an, der Alans Aufforderung folgte und die Tür schloss, dann glitt sein Blick beinahe panisch zu Alan hinüber. Wie sollte er dem Jungen erklären, was hier vor sich ging ohne sein Vertrauen zu verlieren?
"Edmund ..." murmelte James und suchte nach passenden Worten, die ihm aber nicht so recht einfallen wollten. "Wieso ... wieso setzt du dich nicht erst einmal?" schlug er vor und hob mit etwas bebenden Fingern sein Gewand auf. "Vielleicht ... kann ich es dir erklären." Auch wenn er nicht genau wusste wie. Er musste einfach hoffen, dass der Junge wenigstens etwas Offenheit bewies und versuchte ihn zu verstehen.

Edmund

Alan erwiderte beunruhigt James' Blick. Sie mussten sich wirklich etwas einfallen lassen, wie sie Edmund das hier begreiflich machen konnten. Wie hatten sie nur so unvorsichtig sein können? London hätte ihnen eine Lehre sein sollen.
Er setzte sich auf die Tischkante und beobachtete, wie Edmund nickte und der Aufforderung folgte. Der Junge setzte sich auf einen Stuhl und musterte seinen Lehrmeister aufmerksam, aber nicht verächtlich.
"Ich würde die Erklärung gerne hören. Ich wusste, dass ihr gute Freunde seid. Aber das....habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ein bisschen verwerflich, nicht wahr?"

Nachdem James sich sein Gewand wieder angezogen hatte und zumindest äußerlich wieder die bischöfliche Fassade hergestellt hatte, trat er zu Edmund und ließ sich ihm gegenüber auf einem der Stühle nieder, wenngleich er sich innerlich furchtbar unruhig fühlte und am Liebsten auf und ab gelaufen wäre.
Der Blick mit dem Edmund ihn ansah, gab James dann jedoch so viel Mut, dass er tief durchatmete und ein schiefes Lächeln zu Stande brachte. "Ja, gute Freunde waren wir schon immer. Alan und ich kennen uns seid ... über zehn Jahren, weißt du? Wir waren eine Weile zusammen in York beim Erzbischof und haben dort unsere Ausbildung gemeinsam begonnen. Und seit dem sind wir im Grunde jeden Weg gemeinsam gegangen. Wir haben uns beide bei unseren Vorhaben unterstützt, ich habe immer an Alans künstlerisches Talent geglaubt, er an meine Berufung zur geistlichen Laufbahn - ohne einander wären wir beide heute nicht dort wo wir sind." begann James langsam. "Und irgendwann haben wir beide festgestellt, dass uns mehr verbindet als jede Freundschaft überhaupt gehen könnte." James sah kurz von Edmund zu Alan hinüber. "Ich liebe diesen verrückten Kerl, verstehst du?" Er sah zu seinem Schützling zurück und seufzte leise. "Aber ja, du hast Recht in den Augen der Gesellschaft ist es verwerflich was wir tun. Und das hat uns schon so manchen Stein in den Weg gelegt, aber trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sind wir nur noch mehr zusammen gewachsen. Edmund, ich ... ich habe Gott so oft um ein Zeichen gebeten. Habe Stunde um Stunde, Tag für Tag auf den Knien verbracht um es zu begreifen. Ich habe gedacht, dass er mir eines Tages ein Zeichen schickt, das mir bedeutet, dass es falsch ist, was ich tue, aber das Gegenteil ist der Fall. Tag für Tag stehe ich auf und jedes Mal wenn ich Alan sehe, läuft mein Herz beinahe über vor Liebe zu ihm. Und das ist der Grund, weshalb ich überzeugt davon bin, dass Gott nichts gegen eine solche Verbindung hat. Der Teufel kann uns in Versuchung führen, er kann uns zur Sünde verleiten, kann uns Lust und Begehren unterwerfen, aber Liebe ... Liebe kann nur Gott uns schenken, Edmund." James sah den Jungen vor sich aufmerksam an und wartete darauf, dass Edmund sein Urteil fällte.

Edmund

Edmund war nicht ganz sicher, was er von der Sache halten sollte. Das widersprach allem, was man ihn gelehrt hatte und gerade James war für ihn ein Vorbild in Sachen Tugend und Frömmigkeit gewesen. Und nun schien das alles nur eine Fassade zu sein.
Doch zu seinem Erstaunen befremdete ihn das nicht weiter. James' Erklärung war gar nicht so abwegig und wenn er als Bischof nicht den richtigen Draht zu Gott hatte, wer hatte ihn dann? Die Beiden wirkten so glücklich zusammen.
"Nun, ich bin nicht dafür verantwortlich über euch zu richten, das tut allein Gott. Und das hier gibt mir ein bisschen Stoff zum Nachdenken. Gebt mir ein bisschen Zeit dem nachzugehen. Aber seid unbesorgt, Exzellenz, das Geheimnis ist bei mir sicher. Ich bin...ein bisschen überrascht und ich weíß nicht recht damit umzugehen, aber ich bewundere Euch und auch Master Alans Talent. Es steht mir nicht zu etwas an der Situation zu ändern."
Er grinste flüchtig. "Herrje, wenn mein Vater das wüsste..."

James' Blick wurde sanft als Edmund zu sprechen begann. Er schätzte den jungen Mann wirklich sehr, genoss es ihn zu unterrichten und zu sehen, welche Fortschritte Edmund machte. James war überzeugt, dass Edmund es weit bringen würde, wenn er wollte und wenn er ehrlich war, war er auch ein wenig stolz darauf ihn als Schüler zu haben und zu fördern.
"Weise Worte, die du da sprichst, Edmund." erwiderte er und nickte leicht. "Ich danke dir für deine Verschwiegenheit. Und du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst, wenn du irgendeine Frage hast oder darüber reden willst. Ich weiß, dass es schwer zu begreifen ist, mir ging es damals nicht anders."
James zog die Augenbrauen in die Höhe und unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen. "Tja, glücklich war er im ersten Moment nicht als er es raus gefunden hat, aber mittlerweile hat er sich wohl damit arrangiert." erklärte er dann belustigt.

Edmund

Edmund lächelte ein wenig verlegen. "Ich tue, was ich kann." Er bemühte sich wirklich, seinen Geist nicht zu beschränken und erst alles zu durchdenken, was er wusste, bevor er scih eine Meinung bildete. Auch das war etwas, was er von James lernen konnte. Er hatte selten einen so besonnenen Menschen gesehen. Das hier passte nun wirklich gar nicht ins Bild und zeigte ihm, dass auch der Bischof doch nur ein Mensch mit Schwächen blieb.
"Ich schätze, ich werde darauf zurückkommen. Erst muss ich es durchdenken, dann würde ich sicher gern darüber reden. Es wirft viele Fragen auf."
Edmunds Augen weiteten sich erstaunt und er lehnte sich vor. "Was?! Mein Vater weiß davon? Und er hat mich trotzdem her geschickt? Ehrlich gesagt wundert mich das. Er ist immer so...tugendhaft. Ich hätte gedacht, dass er Euch grollt. Er musst Euch sehr gern haben."

James nickte leicht. "Tu das, denk in Ruhe darüber nach und ich werde dir anschließend jede Frage beantworten, die dir auf der Seele brennt. Es ist schwierig, ich weiß das. Lange genug habe ich mich auch davor gescheut diese Gefühle zuzulassen, aber es zu tun war eindeutig die richtige Entscheidung." erwiderte James ruhig. Dann grinste er schief. "Ja, er weiß davon und ja, er hat dich trotzdem hergeschickt. Es hat ein wenig gedauert bis er es verarbeitet hatte, aber letztlich hat er es mir nachgesehen. Vielleicht weil er selbst am besten weiß, wie es ist plötzlich zwischen seinem Gelübde und seiner Liebe entscheiden zu müssen. Immerhin hat er sich damals auch für deine Mutter entschieden. Ich stehe nicht vor dieser Entscheidung, da ich mit Alan ohnehin nicht offen zusammen leben darf. Also gehe ich weiter meiner Berufung nach und tue, was Gott mit aufträgt. Und letztlich wird er es ohnehin sein, der mein Tun richtet, sobald die Zeit gekommen ist."