William und Joanna - ab 1189 bis 1190

Rob grinste schief. "Naja, vielleicht nicht ganz mein Leben lang, aber schon lange, ja." erwiderte er mit einer gewissen Selbstironie. Er wusste noch genau, wie es sich anfühlte nicht werden zu wollen, was alle anderen von einem erwarteten. So lange hatte er sich davor gegraut Ritter oder gar Earl zu werden und es hatte gedauert bis er mit seinem Schicksal versöhnt gewesen war.
"Ich war auch gerührt, das kannst du mir glauben. Es hat mir viel bedeutet den Ritterschlag von meinem Großvater zu bekommen." Rob nippte an seinem Wein und sah dann etwas überrascht zu Madeleine auf. "Ich gebe mir Mühe, versprochen. Ich will ja nicht, dass mich jemand vermissen muss." erwiderte er augenzwinkernd, wenngleich ihre Worte ihm wirklich zu Herzen gingen.
"Das hat er und er besitzt in diesen Dingen wirklich ein außerordentliches Talent. Es ist eine Ehre ihn begleiten zu dürfen."

Madeleine

"Aber es ist doch das, wofür Ihr geboren seid.", bemerkte Madeleine ein wenig verwirrt. Sie betrachtete fasziniert den Schein des Feuers auf der blanken Schwertklinge. Wie wundervoll es doch sein musste mit solch einer Klinge umgehen zu können.
"Er liebt Euch sehr und Ihr liebt ihn. Das ist auch gut so." Sie schenkte Rob ein breites Lächeln. "Ich danke Euch. Ihr werdet sicher spannende Dinge zu berichten haben, wenn Ihr heim kehrt. Ich würde mich freuen sie dann zu hören."
Bis dahin war sie vermutlich schon verheiratet, aber das musste sie ja daran nicht unbedingt hindern. Rob war schließlich eine Art Freund.

Rob musste schmunzeln und hob leicht die Schultern. "Das schon, ja, aber ganz so einfach war es für mich nicht immer. Aber das ist eine ziemlich lange Geschichte und ich will dich mit meinen Selbstzweifeln wirklich nicht langweilen. So spannend ist das wirklich nicht."
Rob musterte Madeleine einen kurzen Moment lang, ließ ihr Lächeln auf sich wirken und konnte so gar nicht anders als es zu erwidern. "Das hoffe ich doch. Eine solche Reise zu unternehmen und hinterher nichts zu erzählen zu haben wäre wirklich traurig. Ich bin sicher, dass ich dir mit den Geschichten dann ein wenig die Zeit vertreiben könnte." Und er musste einfach davon ausgehen, dass er wieder kommen würde, denn jeder Gedanke daran, dass es nicht so sein könnte, machte ihn ein wenig unruhig.

Madeleine

Madeleine hob verwundert die Augenbrauen und schaute Rob verwirrt an. "Aber warum zweifelt Ihr so an Euch? Das habt Ihr doch gar nicht nötig.", widersprach sie ihm. "Und Ihr würdet mich nicht langweilen, ich würde gern mehr darüber erfahren. Ich wüsste nicht, warum Ihr selbst an Euch zweifeln solltet."
Sie nickte eifrig. "Da habt Ihr Recht und ich freue mich auf den Tag Eurer Rückkehr. Ihr werdet dann bestimmt ein gefeierter Held sein. Ob Ihr dann noch Zeit habt einer Magd wie mir Geschichten zu erzählen?"
Sie lachte leise.
"Aber ich freue mich, dass Ihr dem gesinde so offen gegenüber tretet. Das tut nicht jeder Adelige, Eure Familie ist ein Glücksfall. Das hat meine Mutter schon immer gesagt."

Rob sah Madeleine einen Moment lang an und stellte überrascht fest, dass es keine sensationslüsterne Neugierde war, die da aus dem Mädchen sprach, sondern aufrichtige Anteilnahme. Sie fragte nicht, weil sie darüber tratschen wollte, sondern weil es sie interessierte und weil sie ... mit ihm fühlte?
Rob zögerte etwas, dann hob er schließlich die Schultern. "Ich erzähle es dir, wenn du willst. Aber nicht hier in der Halle, einverstanden?" Er wollte nicht, dass noch irgendjemand etwas davon mitbekam.
Dann musste er lachen und schüttelte leicht den Kopf. "Wir werden sehen, ob ich das wirklich sein werde. Aber so oder so, ich werde immer Zeit haben, um dir Geschichten zu erzählen, wenn du nur willst." erwiderte Rob und grinste breit. "Ja, meine Familie war schon immer etwas anders." Und er in dieser Hinsicht wohl erst Recht, wenn er so darüber nachdachte.

Madeleine

Madeleine erschauderte leicht unter Robs eindringlichem Blick, war aber überrascht, dass er wirklich so offen auf sie zuging und es ihr erzählen wollte. Sie nickte eifrig. Natürlich wollte er nicht hier darüber reden, wo so viele Ohren möglicherweise etwas aufschnappen konnten. Dabei wollte er es sicher nicht an die große Glocke hängen.
"Natürlich. Ich würde mich freuen, wenn Ihr es mir erzählt. Wohin aber wollt Ihr gehen?" Aber immerhin war sie gleich fertig mit ihrer Arbeit, es hinderte sie also nichts daran ihn zu begleiten.
Sie schenkte ihm ein Lächeln. "Das werde ich immer wollen. Ich werde schließlich nie in so ferne Länder reisen. Ich bin gespannt, was Ihr von dort erzählen könnt."
Madeleine zwinkerte ihm zu. "Anders muss nicht schlecht sein."

Rob schob sein Schwert in die Scheide und stand langsam auf. "Hauptsache weg von all den neugierigen Ohren hier." erwiderte er augenzwinkernd. "Lass mich mein Schwert in mein Gemach bringen, danach überlegen wir uns wohin ... was meinst du? Wir können uns ein ruhiges Eckchen suchen oder einen kleinen Spaziergang machen."
Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn er über diese Dinge einmal mit jemandem sprechen konnte, der so gar nichts damit zu tun hatte, der nichts davon wusste und eine andere Sicht auf die Dinge hatte.
Rob lachte leise. "Nein, anders muss nicht schlecht sein, das ist wahr. Ich denke, in diesem Fall ist anders sogar sehr gut, meinst du nicht?"

Madeleine

Madeleine nickte zufrieden. "Das klingt nach einer guten Idee. Wenn Ihr zurückkehrt, bin auch ich mit meiner Arbeit fertig und wir können in Ruhe gehen." Und sie würde ganz allein Zeit mit ihm verbringen dürfen, wie sie doch all die anderen Mädchen beneiden würden, wüssten sie davon. Schließlich war der Enkel des Earls ausgesprochen gut aussehend, Erbe seines Vaters und Großvaters.
Sie war ein wenig aufgeregt, denn auch wenn sie sich lange kannten, hatten sie allein und ungestört nie wirklich viel zeit miteinander verbracht.
"Oh ja, das ist es." Sie wandte sich ab, um die restlichen Becher in der Halle aufzusammeln, während er sein Schwert fort brachte. Sie würde sich einfach etwas beeilen, dann konnte sie gleich gehen.

Rob schlenderte aus der Halle, ließ sich bewusst ein wenig Zeit, damit Madeleine sich mit ihrer restlichen Arbeit nicht zu sehr beeilen musste. Er verstaute sein Schwert wie üblich in der großen Truhe in der er alle seine Sachen aufbewahrte, ließ den Blick noch einmal über die Scheide schweifen, dann schloss er den Deckel und atmete tief durch. Rob war sich noch immer nicht ganz sicher, was ihn dazu bewogen hatte, Madeleine dieses Angebot zu machen, aber nun konnte er auch kaum noch einen Rückzieher machen. Außerdem kannte er Madeleine schon so lange und konnte sie gut leiden, er wollte sie also keinesfalls kränken.
Rob kehrte in die Halle zurück und schenkte Madeleine, die schon auf ihn zu warten schien, ein Lächeln. "Dann wollen wir mal." Er bot Madeleine seinen Arm an und grinste leicht. "Eine Runde durch den Garten, was meinst du?"

Madeleine

Madeleine hatte sich beeilt und ihre Arbeit rasch beendet. Nun wartete sie bereits in der Halle. Sie war nicht ganz sicher gewesen, ob Rob kommen würde, immerhin war sie nur ein einfaches Mädchen und er der Erbe einer reichen Grafschaft. Er war ihr nichts schuldig und eigentlich ging es sie ja auch gar nichts an.
Aber er kam und schenkte ihr dieses Lächeln, dass man weiche Knie bekommen konnte. Und dann bot er ihr auch noch den Arm an, als wäre sie eine richtige Lady.
Madeleine errötete leicht und legte die Hand auf seinen Arm. "Das klingt ausgezeichnet. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten."
Sie schlenderte neben ihm her und genoss die klare Nachtluft und Robs Nähe.

Rob sah die zarte Röte auf Madeleines Wangen und wunderte sich noch darüber als sie ihre Hand auf seinen Arm legte und Rob mit einem Mal wusste wieso. Er spürte das leichte Kribbeln in seinem Bauch und lächelte schief. „Ja, ich denke auch. Dort stört uns niemand.“ erwiderte er recht wenig geistreich.
Er führte Madeleine hinaus in den Innenhof und sie schlugen den Weg zum Garten ein. Langsam schlenderten sie hinüber und Rob dachte darüber nach wie er Madeleine diese ganze Geschichte erklären sollte. Er atmete tief durch und gab sich einen Ruck. „Tja, dann will ich mal mein Wort halten, hm?“ murmelte er mit einem scheuen Lächeln. „Als ich kleiner war, hatte ich große Probleme mit meinem Erbe … ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass es mir zustehen würde, dass ich geeignet wäre in die großen Fußspuren meiner Vorfahren zu treten.“ begann Rob langsam zu berichten.

Madeleine

Madeleine wartete geduldig, bis Rob von sich aus zu sprechen begann. Wenn sie ihn bedrängte, würde er nicht mehr mit ihr reden wollen, da war sie sich ganz sicher.
"Aber warum denn nicht? Euer Vater ist doch der Erbe von Cornwall, warum solltet Ihr es nicht nach ihm sein? Es ist doch normal, dass der älteste Sohn erbt. Und Ihr werdet es sicher sehr gut machen, Ihr seid Euren Vorfahren sehr ähnlich."
Madeleine lächelte aufmunternd. "Was hat Eure Meinung geändert?" Schließlich wirkte Rob heute selbstbewusster denn je. Ein stolzer Ritter des Königs...
"Ihr zweifelt nun schließlich nicht mehr."

Rob grinste schief. "Naja, ja, erst einmal klingt es ganz einfach, das gebe ich zu, aber meine Geburt ist nicht ganz ... manch einer würde sagen unzweifelhaft." Erwiderte er bedächtig. "Meine Eltern haben erst geheiratet als ich bereits ein Jahr alt war, zudem ist meine Mutter von einfacher Herkunft, das war so manchem ein Dorn im Auge. Ich weiß nur zu gut, wie es ist, ein unwürdiger Bastard genannt zu werden und früher hat mir das sehr schwer zu schaffen gemacht." Berichtete Rob und ließ den Blick kurz schweifen während er über Madeleines Frage nachdachte und seine Antwort zurecht legte. "Mit der Zeit habe ich meinen eigenen Wert kennen gelernt, habe begriffen, dass ich mich nicht schämen muss. Besonders mein Auftakt in Bordeaux bei meiner Tante und dem jetzigen König hat mir dabei geholfen. Die Menschen dort sind so viel offenherziger und ich habe wundervolle Freund dort gefunden, es war wirklich ein Segen." Rob lächelte bei dem Gedanken an seine plötzlich so unbeschwertere Kindheit.

Madeleine

Madeleine nickte langsam. "Ich verstehe...es gab einmal diese Gerüchte, aber da war ich noch so klein, ich habe dem keine Beachtung geschenkt." Die meisten Leute interessiert es auch nicht wirklich, welchen Stand Eure Mutter vor der Hochzeit hatte. Wir sind da ein bisschen unkomplizierter als die Adeligen in Eurer Welt, schätze ich.", erklärte sie offen.
"Es hat Euch offenbar wirklich gut getan, dass Ihr nach Bordeaux gegangen seid. Manchmal braucht man Abstand zum Alltag, nicht wahr? Neue Leute kennenlernen..." Sie lächelte sanft.
"Schön, dass es Euch so gut geht damit. Und danke, dass Ihr mir das erzählt habt."

Rob lachte leise. "Oh ja, das ist wahr. Ich habe mich früher auch immer gern in der Küche und den Ställen herumgetrieben, weil ich dort eher das Gefühl hatte dort hin zu gehören." Es war für ihn immer etwas kompliziert gewesen irgendwo dazu zugehören. Aber zumindest das Gesinde auf der Burg und auch die Stallburschen hatten ihn immer freudig aufgenommen, das war ein kleiner Lichtblick gewesen. "Bordeaux war wohl das Beste das mir hatte passieren können. Ich habe dort zu mir selbst gefunden, etwas das ich weder hier noch in Surrey geschafft hatte." Es tat ihm noch immer Leid, dass er Simon damals in solch eine Situation gebracht hatte, doch er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Rob grinste heiter. "Warum auch nicht? Man muss sich seinen Dämonen schließlich stellen. Und wir kennen uns schon so lange, ich weiß, dass ich dir vertrauen kann." Erwiderte Rob lächelnd.

Madeleine

"Ja, ich weiß. Wir haben als Kinder oft zusammen gespielt. Die Stallungen waren ein einziges Abenteuer.", erinnerte Madeleine sich freudig. Als kleines Mädchen hatte ihre Mutter sie oft mit zur Burg genommen und es hatten sich rasch Spielgefährten gefunden, mit denen man allen möglichen Unsinn anstellen konnte. Der Earl und seine Familie hatten nie etwas gegen bäuerliche Kinder gehabt, die mit ihrem Nachwuchs umher tollten.
Madeleine lächelte sanft. "Manchmal muss nur der richtige Moment mit dem richtigen Ort zusammen kommen, damit etwas Großes passiert. Ich danke Euch für Eurer Vertrauen. Natürlich könnt Ihr mir vertrauen. Ich würde niemals weiter tragen, was Ihr mir anvertraut habt."

"Das haben wir. Und wir haben uns immer spannende Dinge einfallen lassen. Diese Momente waren für mich wirklich Gold wert." Schließlich hatte es auch oft genug diese anderen Momente gegeben. Momente in denen man ihn aufgezogen hatte und in denen Rob sich furchtbar wertlos gefühlt hatte.
Rob sah zu Madeleine hinüber und ihr sanftes Lächeln jagte ihm einen kleinen Schauer über den Rücken. "Tu mir einen Gefallen, sei so gut, ja?" bat er und lächelte schief. "Lass diese Förmlichkeiten weg, wenigstens wenn wir unter uns sind. Wir haben so oft zusammen im Stroh gespielt und gerade habe ich mein Innerstes förmlich vor dir ausgebreitet. Da sollten wir auf solche Floskel verzichten, hm? Sag einfach Rob zu mir, so wie früher auch. Ich bin ja schließlich immer noch derselbe."

Madeleine

Madeleine nickte. "Für mich auch. Sie waren so unbeschwert." Sie hatten viel Zeit miteinander verbracht, nie war ihnen langweilig gewesen. Einige Freundschaften von damals bestanden bis heute, auch die mit Rob.
Sein Lächeln ließ ihr Herz etwas schneller pochen, aber sie erwiderte es und stimmte dann ein wenig verlegen zu.
"Gern, Rob. Wenn wir allein sind, will ich es gern versuchen und mich daran halten. Wie früher..." Das war in der Tat eine Ehre und bewies ihr einmal mehr wie ernst es Rob mit dieser Freundschaft war.
"Du hast Recht. Wir waren ja früher auch gut befreundet."
Ein wenig betrübt stellte sie fest, dass sie nun wirklich bald nach Hause musste. Sie wollte sich gar nicht lösen.

Rob nickte zufrieden. "Gut, dann komme ich mir nämlich nicht ganz so seltsam vor. Manchmal kann ich es noch gar nicht glauben, dass ich jetzt tatsächlich ein Ritter bin. Und eines Tages soll ich Earl werden ... die Welt ist schon ein wenig verrückt."
Rob atmete tief durch, sog die frische Nachtluft ein und seufzte leise. "Herrje, so sehr ich mich auch auf das Heilige Land freue, ich werde all das hier wirklich vermissen." Ein Umstand, der ihn gleichzeitig auch ein wenig freudig stimmte, denn es hatte immerhin Zeiten gegeben in denen er nur zu gerne aus Truro fort gegangen war, um all dem Druck und den Erwartungen zu entfliehen.

Madeleine

Madeleine lächelte aufmunternd und strich Rob über den Arm. "Das wirst du und du wirst ein ausgezeichneter Earl sein, den die Leute lieben werden. Du bist gerecht und hast ein großes Herz, das wissen sie zu schätzen. Ebenso wie ich."
Sie seufzte ebenfals. "Ich werde dich auch vermissen, wenn du im Heiligen Land bist. So weit fort von Zuhause."
Rob begleitete sie schließlich nach ihrem Rundgang im Garten bis zu ihrem Zuhause, damit sie nicht allein durch die Dunkelheit laufen musste. Sie schenkte ihm noch ein Lächeln, schaute sich rasch um und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Gute Nacht, Rob.", flüsterte sie und verschwand durch die Tür.

Rob warf Madeleine einen Blick zu und nickte dann bedächtig. "Vielen Dank für die lobenden Worte. Ich hoffe, dass ich diese Erwartungen auch so erfüllen kann. In jedem Fall werde ich mir die größte Mühe geben." Er wollte seinem Namen, seiner Familie Ehre machen, wollte das Erbe, das er bekam weiter führen und zwar ganz in der Tradition seines Vaters und Großvaters. Aber bis dahin blieben ihm hoffentlich noch etliche Jahre.
Rob begleitete Madeleine noch zu der kleinen Kate in der ihre Familie lebte. Vor der Tür blieben sie stehen und Rob wollte gerade etwas sagen als Madeleine sich vorbeugte, ihm einen Kuss auf die Lippen drückte und dann durch die Tür nach drinnen verschwand.
"Gute Nacht, Madeleine." wünschte Rob etwas verspätet der geschlossenen Tür vor seiner Nase.
Zögerlich legte er die Finger auf seine Lippen, spürte noch einmal dem Gefühl nach, das ihn gerade bei diesem unerwarteten Kuss ergriffen hatte und schloss die Augen.
Als ihm klar wurde, dass er wie ein Trottel noch immer vor der kleinen Kate stand, riss er sich zusammen, ließ die Hand sinken und machte sich auf den Weg zurück zum Bergfried, um nun seinerseits sein Gemach und sein warmes Bett aufzusuchen.

Madeleine

Madeleine hatte ein paar Tage hin und her überlegt und sich immer wieder mit Rob getroffen. Kurz nach Weihnachten würde er abreisen, dann würde er für lange Zeit fort sein. Solange würde sie nicht aushalten, während sie sich die ganze Zeit fragte, ob er als Liebhaber genauso zuvorkommend war wie als Freund. Er war viel zu zurückhaltend für solche Dinge, würde niemals auf sie zugehen in dieser Sache. Aber sie war sicher, er spürte dieses Verlangen danach auch, es einfach zu erfahren.
Also war sie heute nach der Arbeit länger geblieben und als sie sicher war, dass alle schliefen, schlich sie sich ins Robs Zimmer.
Die Tür war nicht verriegelt und sie schlüpfte hinein. Rob schien tatsächlich zu schlafen, aber vermutlich war er gerade erst eingedöst. Madeleine zögerte kurz, strich sich das Kleid von den Schultern und kletterte zu ihm unter die Bettdecke.
Sie weckte ihn mit einem Kuss, ihr Herz pochte wild.

Es war nicht bei diesem einen Spaziergang mit Madeleine geblieben, aber wenngleich Rob die ganze Nacht über diesen ersten Kuss nachgedacht hatte, so hatte er ihr gegenüber jedoch kein Wort darüber verloren. Darüber zu sprechen schickte sich nun wirklich nicht und viel gravierender war die Tatsache, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte. Viel zu verwirrt war er nach diesem Kuss gewesen und wusste nicht recht was er denken und fühlen sollte.
Auch heute Abend hatte er eine Weile wach gelegen und über Madeleine nachgedacht, war aber schließlich doch eingeschlafen und hörte so nicht, wie sich die Tür seines Gemachs öffnete. Rob erwachte erst als er plötzlich eine ungewohnte Wärme neben sich spürte und gerade als er sich herum drehen wollte, spürte er Lippen auf den seinen. Ihre Lippen. Das wusste er sofort.
Rob riss verblüfft die Augen auf, konnte in der Dunkelheit aber kaum etwas erkennen. "Madeleine ..." wisperte er leise als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten. "Was ... was ..." Er war viel zu überrascht und durcheinander, um einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen. Besonders weil ihm keineswegs entgangen war, dass Madeleine vollkommen nackt war. Er spürte ihren Körper an seinem, ihre warme Haut auf seiner, trug er doch nur ein paar dünne Hosen.
Robs Herz schlug ihm bis zum Halse, war das hier doch das allerletzte, womit er je gerechnet hätte.

Madeleine

Madeleine spürte, wie Rob sich regte, aber er schien sich nicht dagegen zu sträuben. Er war verwirrt, aber strahlte keine Abneigung aus. Als er zum Sprechen ansetzte, legte sie ihm den Zeigefinger auf die Lippen. "Sch.." Sie küsste ihn erneut, kein flüchtiger Kuss diesmal, nicht mehr so vorsichtig wie noch an dem Abend vor ihrer Haustür. Forschender, tiefer, leidenschaftlicher...Er musste sich nur auf sie einlassen, es wäre so einfach.
Sie wusste, er hatte noch keine Frau gehabt, sie las es aus so vielen Dingen in seinem Verhalten. Bevor er abreiste, wollte sie ihm diese Erfahrung schenken. Und es war ihr eine Ehre, dass sie es sein konnte. Ein Geschenk, das er nie vergessen würde.
Sanft strichen ihre schmalen Finger über  seine nackte Brust, dann ertastete sie seine Hand und führte sie an ihre Hüfte.

Rob spürte Madeleines Finger an seinen Lippen und gab umgehend seine kläglichen Versuche auf etwas zu sagen. Er brachte ja eh nichts Sinnvolles hervor und im nächsten Moment forderte Madeleines Kuss ohnehin seine ganze Aufmerksamkeit. Es war kein scheuer, sachter Kuss wie beim ersten Mal an ihrer Haustür. Es war … mehr.
Während Rob noch über das nachdachte, was gerade geschah, war sein Körper seinem Geist schon einen Schritt voraus. Ganz selbstverständlich überließ er sich Madeleines Kuss und begann ihn dann zu erwidern. Er schloss die Augen als ihre Finger über seine Brust strichen und ließ zu, dass sie seine Hand an ihre Hüfte legte. Was für ein Gefühl! Ihre warme, weiche Haut unter seinen Fingern … Rob legte die andere Hand auf ihren Rücken, strich langsam, forschend darüber. Dann streckte er sich ein wenig und küsste sie nun seinerseits, wollte dieses Gefühl am Leben erhalten, das ihr erster Kuss in ihm geweckt hatte.