William und Joanna - ab 1189 bis 1190

John hörte Constances Schritte auf dem sandigen Boden näher kommen, wandte aber nicht den Kopf. Er wusste genau, dass es seine Frau war, die ihn hier gefunden hatte. Sie wusste ja schließlich, wohin es ihn zog, wenn er nachdenken musste.
"Hier bin ich also.", bestätigte er sanft, als sie sich zu ihm setzte. "Ich finde, das Wasser hat etwas sehr Beruhigendes. Ich sitze gerne hier und höre einfach den Wellen zu." Das schien seinen Geist ein wenig zu reinigen.
Er lächelte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Verlockend, das gebe ich zu, aber ich denke, das wäre noch nicht ratsam. Und ganz so neben mir bin ich auch nicht wie ich es damals war."

Constance betrachtete John von der Seite her eingehen und nickte langsam. "Ich weiß was du meinst. Hier draußen fühlt man sich ein wenig wie in einer anderen Welt. Alles andere um einen herum wird plötzlich belanglos."
Sie schnaubte leise. "Wirklich nicht ratsam, da hast du wohl recht. Und einmal hat mir der Schrecken auch wirklich gereicht, glaub mir." Sie erinnerte sich noch gut daran wie ihr Herz ausgesetzt hatte als sie damals erfahren hatte, was John getan hatte. Obwohl er gesund vor ihr gestanden hatte, dachte sie allein der Gedanke an seinen Sprung würde sie vor Sorge ins Grab bringen.
Constance sah wieder mit ernster Miene auf das Meer hinaus. "Nicht ganz so neben dir ... aber dennoch ruhst du nicht wirklich in dir selbst." bemerkte sie schließlich.

"Ja, so ist es wohl. Als wäre man weit weg von allem, allein mit sich und der Welt. Ich kann gut nachdenken, wenn ich hier bin. Nicht unbedingt ertragreicher, aber angenehmer. Man kann die Dinge mit etwas Distanz betrachten."
John grinste amüsiert. "Keine Sorge, in nächster Zeit kann ich mir das noch nicht guten Gewissens leisten, dazu bin ich noch nicht gesund genug. Immerhin reicht es für Spaziergänge mittlerweile.", bemerkte er.
John seufzte schließlich leise und nickte leicht.
"Ja, so ist es wohl. All diese Dinge lassen mich nicht los, diese Sache mit Arthur. Irgendwie steht es dennoch zwischen uns und lastet auch auf mir, ich kann nicht genau sagen, weshalb es so ist. Die Vernunft sagt mir, es ist nicht meine Schuld, aber das Herz sagt etwas Anderes." Und es machte ihm zu schaffen, dass sein eigener Bruder ihn hatte töten wollen, einfach so.

"In nächster Zeit? Ich hoffe doch wirklich, dass du mir das generell ersparen wirst." erwiderte Constance halb belustigt, halb ernst.
Constance zog die Knie an und schlang die Arme darum. "Es sollte nicht zwischen uns stehen, John. Man sollte doch meinen, dass er nicht mehr zwischen uns steht, jetzt wo er tot ist." bemerkte Constance leise. Constance wandte den Kopf etwas, so dass sie John wieder ansehen konnte. "Törichtes Herz. Es sollte auf den Verstand hören, aber wer wüsste nicht besser als ich, dass es nicht so einfach ist." Wie oft und wie sehr hatte sie selbst in solch einem Konflikt gesteckt? Gefangen zwischen Herz und Verstand ...
Vielleicht war sie töricht gewesen als sie geglaubt hatte, Arthurs Tod würde dieses ganze Leid zwischen ihnen allen beenden. Vielleicht konnte es kein Ende finden, jetzt wo er tot war womöglich erst Recht nicht?

"Ich denke schon. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile zu alt dafür.", erwiderte John gelassen. "Es sollte nicht zwischen uns stehen, aber es tut es, nicht wahr? Du spürst das doch genauso wie ich. Er ist tot, aber ich habe trotzdem das Gefühl, als wäre er allgegenwärtig. In der Tat törichtes Herz, leider ist es meist stärker als der Verstand."
Es war plötzlich, als würde man ihm Constance immer noch weiter weg nehmen, selbst jetzt, wo der ärgste Konkurrent tot war. Doch irgendwie fanden sie nicht mehr zueinander, Nähe war selten, seit er das Hospital verlassen hatte.
"Vielleicht sollten wir Truro für ein paar Tage verlassen. Ich könnte William fragen, ob wir ein paar Tage auf eines seiner Landgüter reisen können."

"Ja, ich spüre es auch." erwiderte sie unglücklich. Wie sollte das nur je wieder in Ordnung kommen? Constance schüttelte leicht den Kopf. "Er ist nicht allgegenwärtig. Es ist nur ein letzter Schatten, den wir vertreiben müssen." Wenngleich sie nicht so genau wusste, wie sie das anstellen sollten.
Bei Johns Vorschlag hob Constance leicht die Schultern. "Das können wir gerne tun, aber nicht Truro hindert uns daran diese Sache hinter uns zu lassen. Ich glaube nicht, dass es etwas ändern würde, wenn wir gingen."
Constance legte den Kopf ein wenig schief und sah John nachdenklich an. "Denkst du, du kannst mir eines Tages verzeihen? Mir verzeihen, dass ich ihn geliebt habe?" fragte sie leise.

"Wenn ich nur wüsste, wie das gehen soll...", antwortete John seufzend. "Ich habe das Gefühl diesen Schatten nie wieder loszuwerden."
Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich weiß, dass Truro nicht unbedingt das Problem ist. Aber ich dachte, vielleicht würde uns ein bisschen Abstand gut tun, verstehst du? Dass wir diesen Schatten hinter uns lassen und...ein bisschen Zeit für uns allein haben. Uns irgendwie wieder annähern."
Aber letztendlich war es nur ein verzweifelter Versuch seine Ehe zu retten. "Eines Tages werde ich das. Es gibt Tage, da denke ich, ich habe es längst. Aber manchmal kommt immer noch diese Eifersucht zurück, weil ich dich niemals teilen wollte."
Constance sollte allein ihm gehören, sie war seine Frau und er hatte viel für diese Ehe getan.

"Ich glaube nicht, dass wir dafür einen anderen Ort brauchen, aber ich denke, wir sollten dennoch gehen. Und wenn es uns nur dabei hilft dem Alltag für ein paar Tage zu entkommen, damit wäre sicher auch schon etwas gewonnen." Wenn sie ein wenig Ruhe fanden fern ab von ihren alltäglichen Sorgen und der Routine hier.
"Es tut mir so Leid, John." wisperte Constance und sah auf das Meer hinaus. "Ich wollte nie jemandem weh tun, dir am allerwenigsten. Ich war so furchtbar egoistisch ..." Sie war sich nicht einmal sicher, was sie sich damals dabei gedacht hatte. Ob sie geglaubt hatte, sie könnte sie irgendwie beide haben? Und nachdem sie mit Arthur die Nacht verbracht hatte, war es ihr nicht möglich gewesen, ihn ganz aus ihrem Herzen zu verbannen - deshalb hatte sie auch immer an der Freundschaft zu ihm festgehalten, wenngleich sie wusste, wie sehr sie John damit verletzte.

John nickte. "Das klingt nach einer guten Idee." Abseits von hier mussten sie sich nur mit sich selbst beschäftigen, niemand wollte es und es gab keine sonstigen Probleme und keinen Trubel. Vielleicht würde ihnen das gut tun, damit sie wieder zueinander finden konnten. So wie es jetzt war, war es doch auch kein Dauerzustand.
"Ja, ich weiß, dass du das nicht wolltest. Das ist alles aus dem Ruder gelaufen." Wenn sie Arthur hätte loslassen können, wäre alles besser geworden. Sie hätten keine Probleme mehr gehabt, aber auch aufgrund von Constantins Existenz hatten sie es nie hinter sich lassen können.
"Hätte ich irgendetwas anders machen können? Wäre es dann anders verlaufen? Besser?"

Constance schwieg eine Weile, den Blick auf die tosenden Wellen unter ihnen gerichtet, und dachte über Johns Fragen nach. Schließlich sah sie ihn wieder an und schüttelte den Kopf. "Nein. Nein, ich denke nicht. Weißt du, ich habe viel darüber nachgedacht in all der Zeit und ich weiß, dass deine Ablehnung Arthur gegenüber mich immer schneller hat zu ihm gehen lassen. Immer wenn du eifersüchtig warst und wir uns gestritten haben, hat das ... tja, meinen Trotz geweckt, schätze ich. Und zugleich haben unsere Streitereien dafür gesorgt, dass ich mich erst Recht nach etwas Ruhe und Geborgenheit gesehnt habe. Und Arthur war ja immer nur allzu bereit mir die Welt zu Füßen zu legen." Constance seufzte leise. "Aber so hässlich mich das nun auch dastehen lässt: ich denke, es wäre so oder so passiert. Du hättest nichts anders, nichts besser machen können, um es zu verhindern. Ich glaube, unser Streit hat das unausweichliche einfach nur beschleunigt." erwiderte Constance und stellte fest, dass sie das erste Mal seit langem - oder überhaupt? - so offen und in gewisser Weise schonungslos darüber mit John sprach.

"Und dabei ist Eifersucht doch wohl normal, wenn man liebt. Wärst du an meiner Stelle nicht eifersüchtig gewesen, Constance? Wäre es dir einfach egal gewesen?"
Das konnte er sich kaum vorstellen. Er hatte die Vorstellung kaum ertragen, seine geliebte Constance könne bei Arthur sein und sich ihm immer weiter annähern. Letztendlich war seine Eifersucht ja auch begründet gewesen, so trotzig Constance auch reagiert hatte.
"Nun, das war ich auch. Bereit dir die Welt zu Füßen zu legen. Allerdings waren wir da auch schon siebzehn Jahre verheiratet..."
John seufzte ebenfalls. "Ja, vermutlich hast du Recht und es ging einfach nur etwas schneller." Aber immerhin konnten sie jetzt ruhig darüber sprechen.

Constance lächelte matt. "Doch, natürlich wäre ich das gewesen. Und vermutlich hätte es mich hart getroffen, wenn du nicht im geringsten eifersüchtig gewesen wärst ... paradox, nicht wahr?"
Bei Johns Worten zuckte Constance kaum merklich zusammen. Er hatte genau das ausgesprochen, was sie in Gedanken auch immer wieder peinigte - eine mittlerweile vertraute Geißel. Sie waren schon so lange verheiratet gewesen, so lange glücklich zusammen und dann hatte sie ihn hintergangen. Ausgerechnet ihn.
"John ..." Constance schluckte schwer. "Ich kann verstehen, wenn es für dich unbegreiflich ist. Und ich bereue so sehr, dass ich dir weh getan habe, dass ich so viel aufs Spiel gesetzt habe. Aber als Arthur plötzlich wieder vor mir stand ..." Constance brach ab und schüttelte verzweifelt den Kopf. Es brachte ja nichts, wenn sie John ausmalte, was für Gefühle sie überwältigt hatten, was sie so aus der Bahn geworfen hatte nach all den Jahren.

John nickte langsam. "Schon ein wenig, aber nicht ganz abwegig. Bis zu einem gewissen Maß kann ich das durchaus nachvollziehen. Eifersucht zeigt doch nur, dass einem der Andere viel bedeutet. Es wäre also vermutlich seltsam gewesen, wäre ich nicht eifersüchtig auf ihn gewesen."
John seufzte und legte den Kopf schief. "Da haben dich all die Gefühle übermannt, die du noch irgendwo im Verborgenen für ihn hattest. Die Vergangenheit lässt einen doch nie ganz los, nicht wahr? Nun, wir werden sehen. Vielleicht gelingt es uns, diese Geschichte endlich hinter uns zu lassen. Sie sorgt nun schon lange genug für Unsicherheit."
Er wäre froh, wenn endlich Ruhe einkehren würde, wenn sie Frieden finden könnten. Und vielleicht war er auch wieder etwas ausgeglichener, wenn er wieder normal im Hospital arbeiten konnte, die Arbeit fehlte ihm und das machte ihn etwas reizbarer.

Constance nickte unglücklich. "Ich war früher wirklich in ihn verliebt und ganz gleich, was er damals getan hatte, ich war todunglücklich als Robin erklärte, Arthur sei gefallen. Und dann nach all den Jahren stand er plötzlich doch lebendig wieder vor mir. Hättest du mich vorher gefragt, ich hätte auf die Bibel geschworen, dass ich nichts mehr für ihn empfinde, immerhin wähnte ich ihn schon so lange tot." Constance seufzte leise. "Vielleicht wollte ich einfach nur einmal wissen wie es gewesen wäre. Einmal erfahren, was ich mir früher mal so sehr gewünscht hatte und was mir dann versagt worden war." Unsicher sah sie zu John hinüber. "Ich weiß, dass es das nicht rechtfertigt, nichts kann das. Es war ein Fehler, ein widerlicher Fehler, das weiß ich. Aber vielleicht ... ich weiß nicht ... vielleicht kann ich so wenigstens versuchen es dir zu erklären." Schließlich hatte sie trotz allem nie an der Liebe gezweifelt, die zwischen John und hier herrschte.
Constance zögerte eine Weile, unsicher, ob sie diesen Schritt tun konnte oder ob es zu viel war, dann aber rückte sie an John heran, so dass sie direkt neben ihm saß und umschloss seine Hand mit ihren Beiden. "Ich habe Arthur in Hereford begraben. Nun sollten wir auch seinen Schatten begraben." erklärte sie leise.

"Ja, ich weiß. Im Grunde hat alles damals schon angefangen und Robin beeinflusst unser Leben bis heute noch."
Und im Grunde konnte er es ja auch verstehen. Sie hatte wissen wollen, was man ihr damals genommen hatte. Nur der Zeitpunkt war so ungünstig. Und so sehr er Constantin liebte, ohne den Jungen wäre Vieles einfacher geworden. "Ja, ich kann diese Erklärung nachvollziehen, zumindest ein bisschen."
John zögerte nur kurz, als sie nach seiner Hand griff und legte den Arm um Constance.
"Das würde ich wirklich gerne. Aber kann das so einfach sein? Wie sollen wir das anstellen, Constance?" Es war nicht leicht die Erinnerung hinter sich zu lassen.

Constance schloss kurz die Augen. "Ja, vermutlich wird er mich bis an mein Lebensende aus dem Grab heraus verfolgen." Dann sah sie John an und lächelte sanft. "Ein bisschen reicht mir schon einmal voll aus." erwiderte sie, froh darüber, dass John ihr aufmerksam zu hörte und sie beide nicht gleich in Streit darüber gerieten.
Als er dann noch den Arm um sie legte, musste sie fast ein Schluchzen zurück halten. Sie schmiegte sich an ihn und atmete tief durch. Hier gehörte sie her, hier an Johns Seite. Constance schlug die Augen wieder auf und sah John an. "Einfach vielleicht nicht, aber wir sollten es dennoch tun." erklärte sie und legte eine Hand an seine Wange. "Wie?" murmelte sie leise, beugte sich vor und gab John einen langen Kuss. "Das wäre ein Anfang, oder?" wisperte Constance.

John nickte. "Vielleicht. Aber vielleicht lässt diese Sache uns irgendwann auch endlich in Ruhe." Dann würde alles gut werden. "Der Rest kommt mit der Zeit."
Er entspannte sich und genoss den Moment der Zweisamkeit, einer der wenigen seit Arthurs Tod. So unbeschwert waren sie sich schon lange nicht mehr nahe gewesen. Er war ein wenig überrascht, als sie fortfuhr und ihm dann einen Kuss gab.
Er zögerte nur kurz, ehe er sich darauf einließ und den Kuss erwiderte, Constance dann eine lose Strähne hinter das Ohr schob, die der Wind gelöst hatte.
"Das ist es wohl..."

Constance genoss den Kuss, den sie beide teilten und lächelte sanft als John eine Haarsträhne hinter ihr Ohr strich. "Ich liebe dich, John." erklärte sie leise. Sie hatte gerade das Gefühl diese Worte gar nicht oft genug sagen zu können. Es war eine Wohltat ihm wieder so nahe sein zu können und vielleicht lag es auch an diesem Ort, aber sie fühlte sich regelrecht befreit hier draußen in seinen Armen.
"Und ich bin bereit alles zu tun, damit wir wieder Frieden finden." fügte sie hinzu und küsste ihn erneut, legte dabei eine Hand auf seine Brust und strich sanft über den weichen, festen Stoff seiner Tunika. "Ich finde, das haben wir uns wirklich verdient."

"Ich liebe dich ebenfalls, auch wenn u es mir nicht immer so leicht machst, mein Herz. Aber wir haben so viele Jahre zusammen überstanden, dann werden wir es auch weiterhin können." Und Constantin brauchte gerade jetzt eine heile Familie. Das war wichtig für den Jungen.
"Das haben wir wirklich verdient. Aber gib uns noch ein kleines bisschen Zeit und ein paar Tage Abstand, dann wird es schon wieder."
Er lächelte leicht und legte den Kopf schief.
"Komm, wir sollten uns auf den Rückweg machen." Er erhob sich und hielt Constance seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Das Gespräch hatte ihnen gut getan.

Constance betrachtete John mit einem traurigen Blick. "Und dabei liegt mir eigentlich nichts ferner als es dir schwer zu machen." Entgegnete sie seufzend.
Sie sah John einen Moment schweigend an und versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Sie hatte darauf gehofft, noch etwas mit John hier bleiben zu können.
Sie griff nach seiner Hand und ließ sich aufhelfen. "Wie du magst. Lass uns gehen."

John nickte. "Ja, ich weiß. Wie könntest du das denn auch wollen? Es mir schwer machen...Ich bin sicher, es wird auch wieder leichter der Liebe nachzugeben. Also sei einfach du selbst und hab ein bisschen Geduld mit mir."
Er spürte ein wenig die Enttäuschung, als er sie zum gehen aufforderte und überlegte kurz, wie er es gut machen konnte. Er ließ ihre Hand nicht los und so schlenderten sie Hand in Hand zurück Richtung Burg.
"Wir könnten in Ruhe gemütlich zu Abend essen und uns dann vor dem Kamin einen entspannten Abend allein machen. Constantin wird sicher gern bei Isaac übernachten."
Das war doch sicher ein Vorschlag zur Güte, er hatte lange genug am Meer gesessen.

Jonathan

Jonathan betrat die Halle, ließ den Blick schweifen und atmete erleichtert auf als er seinen Onkel allein an einem der langen Tische sitzen sah. Es war ein vertrauter Anblick, der sich ihm bot so wie Harry dort saß, einige Pergamentbögen vor sich verteilt und über seine Aufzeichnungen grübelnd.
Er hatte lange überlegt, was er tun sollte und hatte sich nun schließlich dazu entschieden Harry um Rat zu fragen. Wenn jemand mit Worten umgehen konnte, dann sein Onkel. Und Jonathan war der Ansicht, dass es nur gerecht war, wenn er sich beim Schreiben eines Briefes wie er ihn im Sinn hatte, etwas Hilfe holte. Immerhin hatte er durch seine fehlende Hand schon einen mehr als großen Nachteil, wenn er versuchte ein Mädchen anzusprechen, irgendwie musste er das doch ausgleichen können.
Er trat an den Tisch heran und räusperte sich leise. "Onkel?" Er wusste, dass Harry manchmal so versunken in seine Verse war, das er alles um sich herum einfach ausblendete. "Hast du wohl einen Moment Zeit für mich? Ich ... ich bräuchte deine Hilfe."

Harry

Harry hatte sich mit seinem neusten Werk in die große Halle gesetzt und brütete über den Pergamenten. Er war völlig in seine Verse versunken, als sich hinter ihm jemand eindringlich räusperte und ihn dann ansprach. Ein wenig irritiert hob er den Kopf und drehte sich um.
"Oh, Jonathan." Er mochte den Jungen gern und fand dann und wann in ihm auch einen willigen Zuhörer für das ein oder andere Gedicht.
"Sicher, Junge, setz dich und erzähl mir, was dir auf dem Herzen liegt. Wie kann ich dir helfen? Für dich nehme ich mir gern Zeit."

Jonathan

Jonathan lächelte erfreut und folgte der Aufforderung seines Onkels. Er ließ sich an der Tafel nieder und sah Harry an, das Lächeln nun eine Spur verlegen. "Nun, ich brauche deine Hilfe bei ... bei einem Brief. Einem ganz besonderen Brief." begann er und senkte kurz den Blick. Etwas nervöse spielten seine Finger mit dem losen Ende seines Gürtels, dass sah Jonathan wieder auf. "Der Brief soll für eine junge Dame sein und ich möchte einfach genau die richtigen Worte finden, wenn du verstehst was ich meine." Er wollte, dass dieser Brief sie für ihn einnahm und die Tür zu ihrem Herzen öffnete, so dass er dann hoffentlich leichteres Spiel hatte, wenn er ihr gegenüber trat.

Harry

"So, so, bei einem besonderen Brief?", wiederholte Harry mit etwas Neugierde. Das klang ja ganz geheimnisvoll, aber er hatte schon so eine Ahnung, wohin dieses Gespräch führen würde. Und er sollte durchaus Recht behalten.
"Um welche junge Dame geht es denn, mein Lieber? Dann kann ich dir vielleicht eher helfen die passenden Worte zu finden. Eigentlich solltest du das alleine tun, damit sie sich auch wirklich von dir geschmeichelt fühlt, aber ich sehe ein, dass du ein bisschen Unterstützung gebrauchen kannst."
Die Mädchen ließen sich nicht allzu leicht einfach so auf Jonathan ein. Er war zwar ein Prinz, aber es war trotzdem nicht so leicht für ihn einfach ein Mädchen anzusprechen. Sie begegneten ihm doch mit einer gewissen Scheu.
"Was stellst du dir denn vor?"